Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.ein Knabe, und war er dies, so genoß er nicht we- Da ist noch nichts von den tausendfachen Rück- mag;
ein Knabe, und war er dies, ſo genoß er nicht we- Da iſt noch nichts von den tauſendfachen Rück- mag;
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ein Knabe, und war er dies, ſo genoß er nicht we-
nig Freuden. Litt er — wie ſchnell löſchte die ju-
gendliche Lebhaftigkeit die Eindrücke davon aus! Wie
wenig war es oft, das ihn alle Thränen vergeſſen
machte, und alles Leid in Wonne verwandelte? So
freut man ſich in dem ganzen folgenden Leben nicht
leicht wieder, wie man ſich in der erſten Jugend
freut, wo noch nicht viel Wahl zwiſchen den Freu-
den iſt, wo die kleinſte Sache das Herz ſo glücklich
machen kann, wie es in der Folge die wichtigſten und
größeſten nicht mehr machen. Wer die reinſte, un-
gemiſchteſte und herzlichſte Fröhlichkeit, wer die
ſeligſte Sorgloſigkeit, wer die heiterſte Zufriedenheit
ſehen will, der gehe hin, wo Kinder um ihn ſpielen.
Er wird ſie in dem Maaß abnehmen ſehen, in dem
ihre Kindheit dem reifern Alter entgegen eilt!
Da iſt noch nichts von den tauſendfachen Rück-
ſichten, die der denkende, erfahrne, die Welt in ihrer
wahren Geſtalt kennende Menſch bey ſeinen Worten
und Thaten nehmen muß; da iſt noch nichts von
der Abhängigkeit von dem, was andre für Freude
oder nicht dafür halten, bey der ſo viele ihr eigen
Gefühl betrügen und die Miene der Fröhlichkeit nach-
nahmen, weil ſie ſie auf dem Geſicht andrer ſahen,
bey denen ſie wohl eben ſo wenig Wahrheit ſeyn
mag;
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