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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.

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da, wo man ihn am bestimmtesten fragt, "bist du
ein König?" weicht er der Frage am wenigsten aus,
und hinterläßt allen seinen Nachfolgern eine Erklä-
rung über sich und seinen wohlthätigen Plan, die
ihnen um so theurer seyn muß, je entscheidender
und feyerlicher die Gelegenheit war, bey der er sie
aussprach.

Wer von uns einiges Gefühl für diese Größe
hat; wen dieß gute Bekenntniß dessen, der sich am
ersten über alle Rechenschaft vor menschlichen Rich-
tern hätte wegsetzen können, zur Bewunderung und
Ehrfurcht bringt -- sollte der nicht hier Aufmun-
terung finden, sich auch die Gelegenheiten willkom-
men seyn zu lassen, wo er gute Bekenntnisse able-
gen kann? O daß uns der Ton und Geist der Zeiten,
in denen wir leben -- wie man fast zuweilen fürch-
ten möchte -- nicht davon immer mehr zurück-
bringe! daß nicht ein ehrwürdiger Name nach dem
andern -- wie der Name der Frömmigkeit, der
Gottesfurcht, der Religion, der Gewissenhaftigkeit,
des Christenthums, und wohl gar der Name Gottes
und dessen, den er gesandt hat -- unter die Reihe
derer komme, deren man sich in der gebildetern Ge-
sellschaft nicht schicklich bedienen, sie nicht ohne
Erröthen oder ein gewisses ängstliches Stammeln

aus-

da, wo man ihn am beſtimmteſten fragt, „biſt du
ein König?“ weicht er der Frage am wenigſten aus,
und hinterläßt allen ſeinen Nachfolgern eine Erklä-
rung über ſich und ſeinen wohlthätigen Plan, die
ihnen um ſo theurer ſeyn muß, je entſcheidender
und feyerlicher die Gelegenheit war, bey der er ſie
ausſprach.

Wer von uns einiges Gefühl für dieſe Größe
hat; wen dieß gute Bekenntniß deſſen, der ſich am
erſten über alle Rechenſchaft vor menſchlichen Rich-
tern hätte wegſetzen können, zur Bewunderung und
Ehrfurcht bringt — ſollte der nicht hier Aufmun-
terung finden, ſich auch die Gelegenheiten willkom-
men ſeyn zu laſſen, wo er gute Bekenntniſſe able-
gen kann? O daß uns der Ton und Geiſt der Zeiten,
in denen wir leben — wie man faſt zuweilen fürch-
ten möchte — nicht davon immer mehr zurück-
bringe! daß nicht ein ehrwürdiger Name nach dem
andern — wie der Name der Frömmigkeit, der
Gottesfurcht, der Religion, der Gewiſſenhaftigkeit,
des Chriſtenthums, und wohl gar der Name Gottes
und deſſen, den er geſandt hat — unter die Reihe
derer komme, deren man ſich in der gebildetern Ge-
ſellſchaft nicht ſchicklich bedienen, ſie nicht ohne
Erröthen oder ein gewiſſes ängſtliches Stammeln

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[156[168]/0172] da, wo man ihn am beſtimmteſten fragt, „biſt du ein König?“ weicht er der Frage am wenigſten aus, und hinterläßt allen ſeinen Nachfolgern eine Erklä- rung über ſich und ſeinen wohlthätigen Plan, die ihnen um ſo theurer ſeyn muß, je entſcheidender und feyerlicher die Gelegenheit war, bey der er ſie ausſprach. Wer von uns einiges Gefühl für dieſe Größe hat; wen dieß gute Bekenntniß deſſen, der ſich am erſten über alle Rechenſchaft vor menſchlichen Rich- tern hätte wegſetzen können, zur Bewunderung und Ehrfurcht bringt — ſollte der nicht hier Aufmun- terung finden, ſich auch die Gelegenheiten willkom- men ſeyn zu laſſen, wo er gute Bekenntniſſe able- gen kann? O daß uns der Ton und Geiſt der Zeiten, in denen wir leben — wie man faſt zuweilen fürch- ten möchte — nicht davon immer mehr zurück- bringe! daß nicht ein ehrwürdiger Name nach dem andern — wie der Name der Frömmigkeit, der Gottesfurcht, der Religion, der Gewiſſenhaftigkeit, des Chriſtenthums, und wohl gar der Name Gottes und deſſen, den er geſandt hat — unter die Reihe derer komme, deren man ſich in der gebildetern Ge- ſellſchaft nicht ſchicklich bedienen, ſie nicht ohne Erröthen oder ein gewiſſes ängſtliches Stammeln aus-

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Zitationshilfe: Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 156[168]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/172>, abgerufen am 27.11.2024.