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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.

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desto weniger deutlich er sich selbst, und was er ist,
und wozu er ward, empfindet.

Die Andacht hebt uns über die Kleinigkeiten
der Erde,
und stellt unsern Geist auf eine Höhe,
von der er die Dinge um sich her viel anders ansehn
und beurtheilen lernt, als wer sich nie von seinem
Staube losgewunden, und an seinen edlern Theil,
die Seele und ihre Bedürfnisse gedacht hat. Was
uns sonst reizt, verliert für deu wahrhaftig Andäch-
tigen den Reiz; was uns sonst sehr wichtig scheinen
kann, so unbedeutend es an sich ist, hört auf es zu
seyn. Dies hat nicht wenig Einfluß auf das ganze
Leben; bringt das wahre Maaß in unsre Bemühun-
gen um Dinge dieser Welt, und macht uns weiser,
indem es uns frömmer macht.

Die Andacht bringt uns endlich die Freuden
einer andern Welt näher.
Je inniger wir die
Religion empfinden, desto gewisser wird uns auch
unsre Bestimmung für die Ewigkeit. Es sind Stun-
den der Andacht, in denen wir den Himmel offen,
die Gesellschaft der Seligen, unsre vorangegangnen
Freunde und Freundinnen, und den im Geist erbli-
cken, der das Leben und die Unsterblichkeit ans Licht
gebracht hat.

Die
Erste Abth. C

deſto weniger deutlich er ſich ſelbſt, und was er iſt,
und wozu er ward, empfindet.

Die Andacht hebt uns über die Kleinigkeiten
der Erde,
und ſtellt unſern Geiſt auf eine Höhe,
von der er die Dinge um ſich her viel anders anſehn
und beurtheilen lernt, als wer ſich nie von ſeinem
Staube losgewunden, und an ſeinen edlern Theil,
die Seele und ihre Bedürfniſſe gedacht hat. Was
uns ſonſt reizt, verliert für deu wahrhaftig Andäch-
tigen den Reiz; was uns ſonſt ſehr wichtig ſcheinen
kann, ſo unbedeutend es an ſich iſt, hört auf es zu
ſeyn. Dies hat nicht wenig Einfluß auf das ganze
Leben; bringt das wahre Maaß in unſre Bemühun-
gen um Dinge dieſer Welt, und macht uns weiſer,
indem es uns frömmer macht.

Die Andacht bringt uns endlich die Freuden
einer andern Welt näher.
Je inniger wir die
Religion empfinden, deſto gewiſſer wird uns auch
unſre Beſtimmung für die Ewigkeit. Es ſind Stun-
den der Andacht, in denen wir den Himmel offen,
die Geſellſchaft der Seligen, unſre vorangegangnen
Freunde und Freundinnen, und den im Geiſt erbli-
cken, der das Leben und die Unſterblichkeit ans Licht
gebracht hat.

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Erſte Abth. C
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[33[45]/0049] deſto weniger deutlich er ſich ſelbſt, und was er iſt, und wozu er ward, empfindet. Die Andacht hebt uns über die Kleinigkeiten der Erde, und ſtellt unſern Geiſt auf eine Höhe, von der er die Dinge um ſich her viel anders anſehn und beurtheilen lernt, als wer ſich nie von ſeinem Staube losgewunden, und an ſeinen edlern Theil, die Seele und ihre Bedürfniſſe gedacht hat. Was uns ſonſt reizt, verliert für deu wahrhaftig Andäch- tigen den Reiz; was uns ſonſt ſehr wichtig ſcheinen kann, ſo unbedeutend es an ſich iſt, hört auf es zu ſeyn. Dies hat nicht wenig Einfluß auf das ganze Leben; bringt das wahre Maaß in unſre Bemühun- gen um Dinge dieſer Welt, und macht uns weiſer, indem es uns frömmer macht. Die Andacht bringt uns endlich die Freuden einer andern Welt näher. Je inniger wir die Religion empfinden, deſto gewiſſer wird uns auch unſre Beſtimmung für die Ewigkeit. Es ſind Stun- den der Andacht, in denen wir den Himmel offen, die Geſellſchaft der Seligen, unſre vorangegangnen Freunde und Freundinnen, und den im Geiſt erbli- cken, der das Leben und die Unſterblichkeit ans Licht gebracht hat. Die Erſte Abth. C

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Zitationshilfe: Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 33[45]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/49>, abgerufen am 21.11.2024.