Belang, da die Zweideutigkeit nur auf einer Verwech- selung von Eintheilungsgründen beruht, die sich leicht heben läßt.
Die ganz gemeine Eintheilung der Verufsarbeiten in Kopf- und Handarbeiten, welche das In- strument zum Eintheilungsgrunde nimmt, und hier um so zweckmäßiger angewendet wird, da es eben auch das Instrument ist, auf dessen Bildung die Erziehung eine besondre Rücksicht zu nehmen hat, erschöpft aller- dings nicht den Begriff, auf den es hier ankömmt; es muß zugleich die Eintheilung der Berufsthätigkeit in Beziehung auf ihr Object sowohl als auf ihre Form in Betrachtung gezogen werden.
Nehmen wir die Eintheilung der Arbeit nach ih- rem Object, so bezieht sie sich entweder auf die In- nenwelt (das Geistige) oder auf die Außenwelt (das Materielle), und ist in der erstern Beziehung vorzugs- weise geistige Arbeit (in zweifacher Bedeutung, sowohl in Rücksicht des Objectes als des Instrumen- tes,) in der zweiten Beziehung aber in Rücksicht des Objectes materielle Thätigkeit, die in Rücksicht des Instruments entweder als körperliche Arbeit (Handarbeit) betrachtet wird, obgleich auch der Geist dabei geschäftig ist, oder als intellectuelle Thä- tigkeit, inwiefern der Körper dabei nicht geschäftig ist, obgleich sie sich auf die Körperwelt bezieht. Neh- men wir aber die intellectuelle Thätigkeit überhaupt in Beziehung auf ihre Form, so ist
Anwendung der allgemeinen Grundſaͤtze ꝛc.
Belang, da die Zweideutigkeit nur auf einer Verwech- ſelung von Eintheilungsgruͤnden beruht, die ſich leicht heben laͤßt.
Die ganz gemeine Eintheilung der Verufsarbeiten in Kopf- und Handarbeiten, welche das In- ſtrument zum Eintheilungsgrunde nimmt, und hier um ſo zweckmaͤßiger angewendet wird, da es eben auch das Inſtrument iſt, auf deſſen Bildung die Erziehung eine beſondre Ruͤckſicht zu nehmen hat, erſchoͤpft aller- dings nicht den Begriff, auf den es hier ankoͤmmt; es muß zugleich die Eintheilung der Berufsthaͤtigkeit in Beziehung auf ihr Object ſowohl als auf ihre Form in Betrachtung gezogen werden.
Nehmen wir die Eintheilung der Arbeit nach ih- rem Object, ſo bezieht ſie ſich entweder auf die In- nenwelt (das Geiſtige) oder auf die Außenwelt (das Materielle), und iſt in der erſtern Beziehung vorzugs- weiſe geiſtige Arbeit (in zweifacher Bedeutung, ſowohl in Ruͤckſicht des Objectes als des Inſtrumen- tes,) in der zweiten Beziehung aber in Ruͤckſicht des Objectes materielle Thaͤtigkeit, die in Ruͤckſicht des Inſtruments entweder als koͤrperliche Arbeit (Handarbeit) betrachtet wird, obgleich auch der Geiſt dabei geſchaͤftig iſt, oder als intellectuelle Thaͤ- tigkeit, inwiefern der Koͤrper dabei nicht geſchaͤftig iſt, obgleich ſie ſich auf die Koͤrperwelt bezieht. Neh- men wir aber die intellectuelle Thaͤtigkeit uͤberhaupt in Beziehung auf ihre Form, ſo iſt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0325"n="313"/><fwplace="top"type="header">Anwendung der allgemeinen Grundſaͤtze ꝛc.</fw><lb/>
Belang, da die Zweideutigkeit nur auf einer Verwech-<lb/>ſelung von Eintheilungsgruͤnden beruht, die ſich leicht<lb/>
heben laͤßt.</p><lb/><p>Die ganz gemeine Eintheilung der Verufsarbeiten<lb/>
in <hirendition="#g">Kopf- und Handarbeiten</hi>, welche das <hirendition="#g">In-<lb/>ſtrument</hi> zum Eintheilungsgrunde nimmt, und hier<lb/>
um ſo zweckmaͤßiger angewendet wird, da es eben auch<lb/>
das Inſtrument iſt, auf deſſen Bildung die Erziehung<lb/>
eine beſondre Ruͤckſicht zu nehmen hat, erſchoͤpft aller-<lb/>
dings nicht den Begriff, auf den es hier ankoͤmmt; es<lb/>
muß zugleich die Eintheilung der Berufsthaͤtigkeit in<lb/>
Beziehung auf ihr <hirendition="#g">Object</hi>ſowohl als auf ihre <hirendition="#g">Form</hi><lb/>
in Betrachtung gezogen werden.</p><lb/><p>Nehmen wir die Eintheilung der Arbeit nach ih-<lb/>
rem <hirendition="#g">Object</hi>, ſo bezieht ſie ſich entweder auf die In-<lb/>
nenwelt (das Geiſtige) oder auf die Außenwelt (das<lb/>
Materielle), und iſt in der erſtern Beziehung vorzugs-<lb/>
weiſe <hirendition="#g">geiſtige Arbeit</hi> (in zweifacher Bedeutung,<lb/>ſowohl in Ruͤckſicht des Objectes als des Inſtrumen-<lb/>
tes,) in der zweiten Beziehung aber in Ruͤckſicht des<lb/>
Objectes <hirendition="#g">materielle Thaͤtigkeit</hi>, die in Ruͤckſicht<lb/>
des Inſtruments entweder als <hirendition="#g">koͤrperliche Arbeit</hi><lb/>
(Handarbeit) betrachtet wird, obgleich auch der Geiſt<lb/>
dabei geſchaͤftig iſt, oder als <hirendition="#g">intellectuelle Thaͤ-<lb/>
tigkeit</hi>, inwiefern der Koͤrper dabei nicht geſchaͤftig<lb/>
iſt, obgleich ſie ſich auf die Koͤrperwelt bezieht. Neh-<lb/>
men wir aber die <hirendition="#g">intellectuelle Thaͤtigkeit<lb/>
uͤberhaupt</hi> in Beziehung auf ihre <hirendition="#g">Form</hi>, ſo iſt<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[313/0325]
Anwendung der allgemeinen Grundſaͤtze ꝛc.
Belang, da die Zweideutigkeit nur auf einer Verwech-
ſelung von Eintheilungsgruͤnden beruht, die ſich leicht
heben laͤßt.
Die ganz gemeine Eintheilung der Verufsarbeiten
in Kopf- und Handarbeiten, welche das In-
ſtrument zum Eintheilungsgrunde nimmt, und hier
um ſo zweckmaͤßiger angewendet wird, da es eben auch
das Inſtrument iſt, auf deſſen Bildung die Erziehung
eine beſondre Ruͤckſicht zu nehmen hat, erſchoͤpft aller-
dings nicht den Begriff, auf den es hier ankoͤmmt; es
muß zugleich die Eintheilung der Berufsthaͤtigkeit in
Beziehung auf ihr Object ſowohl als auf ihre Form
in Betrachtung gezogen werden.
Nehmen wir die Eintheilung der Arbeit nach ih-
rem Object, ſo bezieht ſie ſich entweder auf die In-
nenwelt (das Geiſtige) oder auf die Außenwelt (das
Materielle), und iſt in der erſtern Beziehung vorzugs-
weiſe geiſtige Arbeit (in zweifacher Bedeutung,
ſowohl in Ruͤckſicht des Objectes als des Inſtrumen-
tes,) in der zweiten Beziehung aber in Ruͤckſicht des
Objectes materielle Thaͤtigkeit, die in Ruͤckſicht
des Inſtruments entweder als koͤrperliche Arbeit
(Handarbeit) betrachtet wird, obgleich auch der Geiſt
dabei geſchaͤftig iſt, oder als intellectuelle Thaͤ-
tigkeit, inwiefern der Koͤrper dabei nicht geſchaͤftig
iſt, obgleich ſie ſich auf die Koͤrperwelt bezieht. Neh-
men wir aber die intellectuelle Thaͤtigkeit
uͤberhaupt in Beziehung auf ihre Form, ſo iſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Niethammer, Friedrich Immanuel: Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit. Jena, 1808, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niethammer_philantropinismus_1808/325>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.