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Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. [Bd. 1]. Chemnitz, 1883.

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Geist wie Tugend. Ach, in unserm Leibe wohnt jetzt
noch all dieser Wahn und Fehlgriff: Leib und Wille
ist er da geworden.

Hundertfältig versuchte und verirrte sich bisher
so Geist wie Tugend. Ja, ein Versuch war der Mensch.
Ach, viel Unwissen und Irrthum ist an uns Leib ge¬
worden!

Nicht nur die Vernunft von Jahrtausenden -- auch
ihr Wahnsinn bricht an uns aus. Gefährlich ist es,
Erbe zu sein.

Noch kämpfen wir Schritt um Schritt mit dem
Riesen Zufall, und über der ganzen Menschheit waltete
bisher noch der Unsinn, der Ohne-Sinn.

Euer Geist und eure Tugend diene dem Sinn der
Erde, meine Brüder: und aller Dinge Werth werde
neu von euch gesetzt! Darum sollt ihr Kämpfende
sein! Darum sollt ihr Schaffende sein!

Wissend reinigt sich der Leib; mit Wissen ver¬
suchend erhöht er sich; dem Erkennenden heiligen
sich alle Triebe; dem Erhöhten wird die Seele fröhlich.

Arzt, hilf dir selber: so hilfst du auch deinem
Kranken noch. Das sei seine beste Hülfe, dass er
Den mit Augen sehe, der sich selber heil macht.

Tausend Pfade giebt es, die nie noch gegangen
sind; tausend Gesundheiten und verborgene Eilande
des Lebens. Unerschöpft und unentdeckt ist immer
noch Mensch und Menschen-Erde.

Wachet und horcht, ihr Einsamen! Von der Zu¬
kunft her kommen Winde mit heimlichem Flügel¬
schlagen; und an feine Ohren ergeht gute Botschaft.

Geist wie Tugend. Ach, in unserm Leibe wohnt jetzt
noch all dieser Wahn und Fehlgriff: Leib und Wille
ist er da geworden.

Hundertfältig versuchte und verirrte sich bisher
so Geist wie Tugend. Ja, ein Versuch war der Mensch.
Ach, viel Unwissen und Irrthum ist an uns Leib ge¬
worden!

Nicht nur die Vernunft von Jahrtausenden — auch
ihr Wahnsinn bricht an uns aus. Gefährlich ist es,
Erbe zu sein.

Noch kämpfen wir Schritt um Schritt mit dem
Riesen Zufall, und über der ganzen Menschheit waltete
bisher noch der Unsinn, der Ohne-Sinn.

Euer Geist und eure Tugend diene dem Sinn der
Erde, meine Brüder: und aller Dinge Werth werde
neu von euch gesetzt! Darum sollt ihr Kämpfende
sein! Darum sollt ihr Schaffende sein!

Wissend reinigt sich der Leib; mit Wissen ver¬
suchend erhöht er sich; dem Erkennenden heiligen
sich alle Triebe; dem Erhöhten wird die Seele fröhlich.

Arzt, hilf dir selber: so hilfst du auch deinem
Kranken noch. Das sei seine beste Hülfe, dass er
Den mit Augen sehe, der sich selber heil macht.

Tausend Pfade giebt es, die nie noch gegangen
sind; tausend Gesundheiten und verborgene Eilande
des Lebens. Unerschöpft und unentdeckt ist immer
noch Mensch und Menschen-Erde.

Wachet und horcht, ihr Einsamen! Von der Zu¬
kunft her kommen Winde mit heimlichem Flügel¬
schlagen; und an feine Ohren ergeht gute Botschaft.

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[110/0116] Geist wie Tugend. Ach, in unserm Leibe wohnt jetzt noch all dieser Wahn und Fehlgriff: Leib und Wille ist er da geworden. Hundertfältig versuchte und verirrte sich bisher so Geist wie Tugend. Ja, ein Versuch war der Mensch. Ach, viel Unwissen und Irrthum ist an uns Leib ge¬ worden! Nicht nur die Vernunft von Jahrtausenden — auch ihr Wahnsinn bricht an uns aus. Gefährlich ist es, Erbe zu sein. Noch kämpfen wir Schritt um Schritt mit dem Riesen Zufall, und über der ganzen Menschheit waltete bisher noch der Unsinn, der Ohne-Sinn. Euer Geist und eure Tugend diene dem Sinn der Erde, meine Brüder: und aller Dinge Werth werde neu von euch gesetzt! Darum sollt ihr Kämpfende sein! Darum sollt ihr Schaffende sein! Wissend reinigt sich der Leib; mit Wissen ver¬ suchend erhöht er sich; dem Erkennenden heiligen sich alle Triebe; dem Erhöhten wird die Seele fröhlich. Arzt, hilf dir selber: so hilfst du auch deinem Kranken noch. Das sei seine beste Hülfe, dass er Den mit Augen sehe, der sich selber heil macht. Tausend Pfade giebt es, die nie noch gegangen sind; tausend Gesundheiten und verborgene Eilande des Lebens. Unerschöpft und unentdeckt ist immer noch Mensch und Menschen-Erde. Wachet und horcht, ihr Einsamen! Von der Zu¬ kunft her kommen Winde mit heimlichem Flügel¬ schlagen; und an feine Ohren ergeht gute Botschaft.

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Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. [Bd. 1]. Chemnitz, 1883, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra01_1883/116>, abgerufen am 25.11.2024.