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Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. [Bd. 1]. Chemnitz, 1883.

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liches Behagen. Aber mein Glück sollte das Dasein
selber rechtfertigen!"

Die Stunde, wo ihr sagt: "Was liegt an meiner
Vernunft! Begehrt sie nach Wissen wie der Löwe
nach seiner Nahrung? Sie ist Armuth und Schmutz
und ein erbärmliches Behagen!"

Die Stunde, wo ihr sagt: "Was liegt an meiner
Tugend! Noch hat sie mich nicht rasen gemacht. Wie
müde bin ich meines Guten und meines Bösen! Alles das
ist Armuth und Schmutz und ein erbärmliches Behagen!"

Die Stunde, wo ihr sagt: "Was liegt an meiner
Gerechtigkeit! Ich sehe nicht, dass ich Gluth und
Kohle wäre. Aber der Gerechte ist Gluth und Kohle!"

Die Stunde, wo ihr sagt: "Was liegt an meinem
Mitleiden! Ist nicht Mitleid das Kreuz, an das Der
genagelt wird, der die Menschen liebt? Aber mein
Mitleiden ist keine Kreuzigung."

Spracht ihr schon so? Schriet ihr schon so? Ach,
dass ich euch schon so schreien gehört hätte!

Nicht eure Sünde -- eure Genügsamkeit schreit
gen Himmel, euer Geiz selbst in eurer Sünde schreit
gen Himmel!

Wo ist doch der Blitz, der euch mit seiner Zunge
lecke? Wo ist der Wahnsinn, mit dem ihr geimpft
werden müsstet?

Seht, ich lehre euch den Übermenschen: der ist
dieser Blitz, der ist dieser Wahnsinn! --

Als Zarathustra so gesprochen hatte, schrie Einer
aus dem Volke: "Wir hörten nun genug von dem Seil¬
tänzer; nun lasst uns ihn auch sehen!" Und alles

liches Behagen. Aber mein Glück sollte das Dasein
selber rechtfertigen!“

Die Stunde, wo ihr sagt: „Was liegt an meiner
Vernunft! Begehrt sie nach Wissen wie der Löwe
nach seiner Nahrung? Sie ist Armuth und Schmutz
und ein erbärmliches Behagen!“

Die Stunde, wo ihr sagt: „Was liegt an meiner
Tugend! Noch hat sie mich nicht rasen gemacht. Wie
müde bin ich meines Guten und meines Bösen! Alles das
ist Armuth und Schmutz und ein erbärmliches Behagen!“

Die Stunde, wo ihr sagt: „Was liegt an meiner
Gerechtigkeit! Ich sehe nicht, dass ich Gluth und
Kohle wäre. Aber der Gerechte ist Gluth und Kohle!“

Die Stunde, wo ihr sagt: „Was liegt an meinem
Mitleiden! Ist nicht Mitleid das Kreuz, an das Der
genagelt wird, der die Menschen liebt? Aber mein
Mitleiden ist keine Kreuzigung.“

Spracht ihr schon so? Schriet ihr schon so? Ach,
dass ich euch schon so schreien gehört hätte!

Nicht eure Sünde — eure Genügsamkeit schreit
gen Himmel, euer Geiz selbst in eurer Sünde schreit
gen Himmel!

Wo ist doch der Blitz, der euch mit seiner Zunge
lecke? Wo ist der Wahnsinn, mit dem ihr geimpft
werden müsstet?

Seht, ich lehre euch den Übermenschen: der ist
dieser Blitz, der ist dieser Wahnsinn! —

Als Zarathustra so gesprochen hatte, schrie Einer
aus dem Volke: „Wir hörten nun genug von dem Seil¬
tänzer; nun lasst uns ihn auch sehen!“ Und alles

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[11/0017] liches Behagen. Aber mein Glück sollte das Dasein selber rechtfertigen!“ Die Stunde, wo ihr sagt: „Was liegt an meiner Vernunft! Begehrt sie nach Wissen wie der Löwe nach seiner Nahrung? Sie ist Armuth und Schmutz und ein erbärmliches Behagen!“ Die Stunde, wo ihr sagt: „Was liegt an meiner Tugend! Noch hat sie mich nicht rasen gemacht. Wie müde bin ich meines Guten und meines Bösen! Alles das ist Armuth und Schmutz und ein erbärmliches Behagen!“ Die Stunde, wo ihr sagt: „Was liegt an meiner Gerechtigkeit! Ich sehe nicht, dass ich Gluth und Kohle wäre. Aber der Gerechte ist Gluth und Kohle!“ Die Stunde, wo ihr sagt: „Was liegt an meinem Mitleiden! Ist nicht Mitleid das Kreuz, an das Der genagelt wird, der die Menschen liebt? Aber mein Mitleiden ist keine Kreuzigung.“ Spracht ihr schon so? Schriet ihr schon so? Ach, dass ich euch schon so schreien gehört hätte! Nicht eure Sünde — eure Genügsamkeit schreit gen Himmel, euer Geiz selbst in eurer Sünde schreit gen Himmel! Wo ist doch der Blitz, der euch mit seiner Zunge lecke? Wo ist der Wahnsinn, mit dem ihr geimpft werden müsstet? Seht, ich lehre euch den Übermenschen: der ist dieser Blitz, der ist dieser Wahnsinn! — Als Zarathustra so gesprochen hatte, schrie Einer aus dem Volke: „Wir hörten nun genug von dem Seil¬ tänzer; nun lasst uns ihn auch sehen!“ Und alles

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Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. [Bd. 1]. Chemnitz, 1883, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra01_1883/17>, abgerufen am 21.11.2024.