Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. [Bd. 1]. Chemnitz, 1883.Gut begrub ich dich in deinem hohlen Baume, gut Aber ich scheide von dir, die Zeit ist um. Zwi¬ Nicht Hirt soll ich sein, nicht Todtengräber. Nicht Den Schaffenden, den Erntenden, den Feiernden Den Einsiedlern werde ich mein Lied singen und Zu meinem Ziele will ich, ich gehe meinen Gang; 10. Diess hatte Zarathustra zu seinem Herzen ge¬ "Es sind meine Thiere!" sagte Zarathustra und Gut begrub ich dich in deinem hohlen Baume, gut Aber ich scheide von dir, die Zeit ist um. Zwi¬ Nicht Hirt soll ich sein, nicht Todtengräber. Nicht Den Schaffenden, den Erntenden, den Feiernden Den Einsiedlern werde ich mein Lied singen und Zu meinem Ziele will ich, ich gehe meinen Gang; 10. Diess hatte Zarathustra zu seinem Herzen ge¬ „Es sind meine Thiere!“ sagte Zarathustra und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0031" n="25"/> Gut begrub ich dich in deinem hohlen Baume, gut<lb/> barg ich dich vor den Wölfen.</p><lb/> <p>Aber ich scheide von dir, die Zeit ist um. Zwi¬<lb/> schen Morgenröthe und Morgenröthe kam mir eine<lb/> neue Wahrheit.</p><lb/> <p>Nicht Hirt soll ich sein, nicht Todtengräber. Nicht<lb/> reden einmal will ich wieder mit dem Volke; zum<lb/> letzten Male sprach ich zu einem Todten.</p><lb/> <p>Den Schaffenden, den Erntenden, den Feiernden<lb/> will ich mich zugesellen: den Regenbogen will ich<lb/> ihnen zeigen und alle die Treppen des Übermenschen.</p><lb/> <p>Den Einsiedlern werde ich mein Lied singen und<lb/> den Zweisiedlern; und wer noch Ohren hat für Uner¬<lb/> hörtes, dem will ich sein Herz schwer machen mit<lb/> meinem Glücke.</p><lb/> <p>Zu meinem Ziele will ich, ich gehe meinen Gang;<lb/> über die Zögernden und Saumseligen werde ich hin¬<lb/> wegspringen. Also sei mein Gang ihr Untergang!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="2"> <head>10.<lb/></head> <p>Diess hatte Zarathustra zu seinem Herzen ge¬<lb/> sprochen, als die Sonne im Mittag stand: da blickte<lb/> er fragend in die Höhe — denn er hörte über sich<lb/> den scharfen Ruf eines Vogels. Und siehe! Ein Adler<lb/> zog in weiten Kreisen durch die Luft, und an ihm hieng<lb/> eine Schlange, nicht einer Beute gleich, sondern einer<lb/> Freundin: denn sie hielt sich um seinen Hals geringelt.</p><lb/> <p>„Es sind meine Thiere!“ sagte Zarathustra und<lb/> freute sich von Herzen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [25/0031]
Gut begrub ich dich in deinem hohlen Baume, gut
barg ich dich vor den Wölfen.
Aber ich scheide von dir, die Zeit ist um. Zwi¬
schen Morgenröthe und Morgenröthe kam mir eine
neue Wahrheit.
Nicht Hirt soll ich sein, nicht Todtengräber. Nicht
reden einmal will ich wieder mit dem Volke; zum
letzten Male sprach ich zu einem Todten.
Den Schaffenden, den Erntenden, den Feiernden
will ich mich zugesellen: den Regenbogen will ich
ihnen zeigen und alle die Treppen des Übermenschen.
Den Einsiedlern werde ich mein Lied singen und
den Zweisiedlern; und wer noch Ohren hat für Uner¬
hörtes, dem will ich sein Herz schwer machen mit
meinem Glücke.
Zu meinem Ziele will ich, ich gehe meinen Gang;
über die Zögernden und Saumseligen werde ich hin¬
wegspringen. Also sei mein Gang ihr Untergang!
10.
Diess hatte Zarathustra zu seinem Herzen ge¬
sprochen, als die Sonne im Mittag stand: da blickte
er fragend in die Höhe — denn er hörte über sich
den scharfen Ruf eines Vogels. Und siehe! Ein Adler
zog in weiten Kreisen durch die Luft, und an ihm hieng
eine Schlange, nicht einer Beute gleich, sondern einer
Freundin: denn sie hielt sich um seinen Hals geringelt.
„Es sind meine Thiere!“ sagte Zarathustra und
freute sich von Herzen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |