Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. [Bd. 1]. Chemnitz, 1883.Von den Freuden- und Leidenschaften. Mein Bruder, wenn du eine Tugend hast, und es Freilich, du willst sie bei Namen nennen und Und siehe! Nun hast du ihren Namen mit dem Besser thätest du, zu sagen: "unaussprechbar ist Deine Tugend sei zu hoch für die Vertraulichkeit So sprich und stammle: "Das ist mein Gutes, Nicht will ich es als eines Gottes Gesetz, nicht Von den Freuden- und Leidenschaften. Mein Bruder, wenn du eine Tugend hast, und es Freilich, du willst sie bei Namen nennen und Und siehe! Nun hast du ihren Namen mit dem Besser thätest du, zu sagen: „unaussprechbar ist Deine Tugend sei zu hoch für die Vertraulichkeit So sprich und stammle: „Das ist mein Gutes, Nicht will ich es als eines Gottes Gesetz, nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0051" n="45"/> <div n="2"> <head>Von den Freuden- und Leidenschaften.<lb/></head> <p>Mein Bruder, wenn du eine Tugend hast, und es<lb/> deine Tugend ist, so hast du sie mit Niemandem ge¬<lb/> meinsam.</p><lb/> <p>Freilich, du willst sie bei Namen nennen und<lb/> liebkosen; du willst sie am Ohre zupfen und Kurzweil<lb/> mit ihr treiben.</p><lb/> <p>Und siehe! Nun hast du ihren Namen mit dem<lb/> Volke gemeinsam und bist Volk und Heerde geworden<lb/> mit deiner Tugend!</p><lb/> <p>Besser thätest du, zu sagen: „unaussprechbar ist<lb/> und namenlos, was meiner Seele Qual und Süsse<lb/> macht und auch noch der Hunger meiner Einge¬<lb/> weide ist.“</p><lb/> <p>Deine Tugend sei zu hoch für die Vertraulichkeit<lb/> der Namen: und musst du von ihr reden, so schäme<lb/> dich nicht, von ihr zu stammeln.</p><lb/> <p>So sprich und stammle: „Das ist <hi rendition="#g">mein</hi> Gutes,<lb/> das liebe ich, so gefällt es mir ganz, so allein will ich<lb/> das Gute.</p><lb/> <p>Nicht will ich es als eines Gottes Gesetz, nicht<lb/> will ich es als eine Menschen-Satzung und -Nothdurft:<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0051]
Von den Freuden- und Leidenschaften.
Mein Bruder, wenn du eine Tugend hast, und es
deine Tugend ist, so hast du sie mit Niemandem ge¬
meinsam.
Freilich, du willst sie bei Namen nennen und
liebkosen; du willst sie am Ohre zupfen und Kurzweil
mit ihr treiben.
Und siehe! Nun hast du ihren Namen mit dem
Volke gemeinsam und bist Volk und Heerde geworden
mit deiner Tugend!
Besser thätest du, zu sagen: „unaussprechbar ist
und namenlos, was meiner Seele Qual und Süsse
macht und auch noch der Hunger meiner Einge¬
weide ist.“
Deine Tugend sei zu hoch für die Vertraulichkeit
der Namen: und musst du von ihr reden, so schäme
dich nicht, von ihr zu stammeln.
So sprich und stammle: „Das ist mein Gutes,
das liebe ich, so gefällt es mir ganz, so allein will ich
das Gute.
Nicht will ich es als eines Gottes Gesetz, nicht
will ich es als eine Menschen-Satzung und -Nothdurft:
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