Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. [Bd. 1]. Chemnitz, 1883.

Bild:
<< vorherige Seite

Und auch mir, der ich dem Leben gut bin, scheinen
Schmetterlinge und Seifenblasen und was ihrer Art
unter Menschen ist, am meisten vom Glücke zu wissen.

Diese leichten thörichten zierlichen beweglichen
Seelchen flattern zu sehen -- das verführt Zarathustra
zu Thränen und Liedern.

Ich würde nur an einen Gott glauben, der zu
tanzen verstünde.

Und als ich meinen Teufel sah, da fand ich ihn
ernst, gründlich, tief, feierlich: es war der Geist der
Schwere, -- durch ihn fallen alle Dinge.

Nicht durch Zorn, sondern durch Lachen tödtet
man. Auf, lasst uns den Geist der Schwere tödten!

Ich habe gehen gelernt: seitdem lasse ich mich
laufen. Ich habe fliegen gelernt: seitdem will ich
nicht erst gestossen sein, um von der Stelle zu kommen.

Jetzt bin ich leicht, jetzt fliege ich, jetzt sehe ich
mich unter mir, jetzt tanzt ein Gott durch mich.

Also sprach Zarathustra.


Und auch mir, der ich dem Leben gut bin, scheinen
Schmetterlinge und Seifenblasen und was ihrer Art
unter Menschen ist, am meisten vom Glücke zu wissen.

Diese leichten thörichten zierlichen beweglichen
Seelchen flattern zu sehen — das verführt Zarathustra
zu Thränen und Liedern.

Ich würde nur an einen Gott glauben, der zu
tanzen verstünde.

Und als ich meinen Teufel sah, da fand ich ihn
ernst, gründlich, tief, feierlich: es war der Geist der
Schwere, — durch ihn fallen alle Dinge.

Nicht durch Zorn, sondern durch Lachen tödtet
man. Auf, lasst uns den Geist der Schwere tödten!

Ich habe gehen gelernt: seitdem lasse ich mich
laufen. Ich habe fliegen gelernt: seitdem will ich
nicht erst gestossen sein, um von der Stelle zu kommen.

Jetzt bin ich leicht, jetzt fliege ich, jetzt sehe ich
mich unter mir, jetzt tanzt ein Gott durch mich.

Also sprach Zarathustra.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0060" n="54"/>
          <p>Und auch mir, der ich dem Leben gut bin, scheinen<lb/>
Schmetterlinge und Seifenblasen und was ihrer Art<lb/>
unter Menschen ist, am meisten vom Glücke zu wissen.</p><lb/>
          <p>Diese leichten thörichten zierlichen beweglichen<lb/>
Seelchen flattern zu sehen &#x2014; das verführt Zarathustra<lb/>
zu Thränen und Liedern.</p><lb/>
          <p>Ich würde nur an einen Gott glauben, der zu<lb/>
tanzen verstünde.</p><lb/>
          <p>Und als ich meinen Teufel sah, da fand ich ihn<lb/>
ernst, gründlich, tief, feierlich: es war der Geist der<lb/>
Schwere, &#x2014; durch ihn fallen alle Dinge.</p><lb/>
          <p>Nicht durch Zorn, sondern durch Lachen tödtet<lb/>
man. Auf, lasst uns den Geist der Schwere tödten!</p><lb/>
          <p>Ich habe gehen gelernt: seitdem lasse ich mich<lb/>
laufen. Ich habe fliegen gelernt: seitdem will ich<lb/>
nicht erst gestossen sein, um von der Stelle zu kommen.</p><lb/>
          <p>Jetzt bin ich leicht, jetzt fliege ich, jetzt sehe ich<lb/>
mich unter mir, jetzt tanzt ein Gott durch mich.</p><lb/>
          <p>Also sprach Zarathustra.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0060] Und auch mir, der ich dem Leben gut bin, scheinen Schmetterlinge und Seifenblasen und was ihrer Art unter Menschen ist, am meisten vom Glücke zu wissen. Diese leichten thörichten zierlichen beweglichen Seelchen flattern zu sehen — das verführt Zarathustra zu Thränen und Liedern. Ich würde nur an einen Gott glauben, der zu tanzen verstünde. Und als ich meinen Teufel sah, da fand ich ihn ernst, gründlich, tief, feierlich: es war der Geist der Schwere, — durch ihn fallen alle Dinge. Nicht durch Zorn, sondern durch Lachen tödtet man. Auf, lasst uns den Geist der Schwere tödten! Ich habe gehen gelernt: seitdem lasse ich mich laufen. Ich habe fliegen gelernt: seitdem will ich nicht erst gestossen sein, um von der Stelle zu kommen. Jetzt bin ich leicht, jetzt fliege ich, jetzt sehe ich mich unter mir, jetzt tanzt ein Gott durch mich. Also sprach Zarathustra.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra01_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra01_1883/60
Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. [Bd. 1]. Chemnitz, 1883, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra01_1883/60>, abgerufen am 09.11.2024.