Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. [Bd. 1]. Chemnitz, 1883.Was da macht, dass es herrscht und siegt und Wahrlich, mein Bruder, erkanntest du erst eines "Immer sollst du der Erste sein und den Andern "Wahrheit reden und gut mit Bogen und Pfeil "Vater und Mutter ehren und bis in die Wurzel "Treue üben und um der Treue Willen Ehre und Wahrlich, die Menschen gaben sich alles ihr 6
Was da macht, dass es herrscht und siegt und Wahrlich, mein Bruder, erkanntest du erst eines „Immer sollst du der Erste sein und den Andern „Wahrheit reden und gut mit Bogen und Pfeil „Vater und Mutter ehren und bis in die Wurzel „Treue üben und um der Treue Willen Ehre und Wahrlich, die Menschen gaben sich alles ihr 6
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Was da macht, dass es herrscht und siegt und
glänzt, seinem Nachbarn zu Grauen und Neide: das
gilt ihm das Hohe, das Erste, das Messende, der Sinn
aller Dinge.
Wahrlich, mein Bruder, erkanntest du erst eines
Volkes Noth und Land und Himmel und Nachbar: so
erräthst du wohl das Gesetz seiner Überwindungen
und warum es auf dieser Leiter zu seiner Hoffnung
steigt.
„Immer sollst du der Erste sein und den Andern
vorragen: Niemanden soll deine eifersüchtige Seele
lieben, es sei denn den Freund“ — diess machte einem
Griechen die Seele zittern: dabei gieng er seinen Pfad
der Grösse.
„Wahrheit reden und gut mit Bogen und Pfeil
verkehren“ — so dünkte es jenem Volke zugleich
lieb und schwer, aus dem mein Name kommt — der
Name, welcher mir zugleich lieb und schwer ist.
„Vater und Mutter ehren und bis in die Wurzel
der Seele hinein ihnen zu Willen sein“: diese Tafel
der Überwindung hängte ein andres Volk über sich
auf und wurde mächtig und ewig damit.
„Treue üben und um der Treue Willen Ehre und
Blut auch an böse und fährliche Sachen setzen“: also
sich lehrend bezwang sich ein anderes Volk, und also
sich bezwingend wurde es schwanger und schwer von
grossen Hoffnungen.
Wahrlich, die Menschen gaben sich alles ihr
Gutes und Böses. Wahrlich, sie nahmen es nicht, sie
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