Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883.Von den Taranteln. Siehe, das ist der Tarantel Höhle! Willst du sie Da kommt sie willig: willkommen, Tarantel! Rache sitzt in deiner Seele: wohin du beissest, Also rede ich zu euch im Gleichniss, die ihr die Aber ich will eure Verstecke schon an's Licht Darum reisse ich an eurem Netze, dass eure Wuth Denn dass der Mensch erlöst werde Von den Taranteln. Siehe, das ist der Tarantel Höhle! Willst du sie Da kommt sie willig: willkommen, Tarantel! Rache sitzt in deiner Seele: wohin du beissest, Also rede ich zu euch im Gleichniss, die ihr die Aber ich will eure Verstecke schon an's Licht Darum reisse ich an eurem Netze, dass eure Wuth Denn dass der Mensch erlöst werde <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0036" n="26"/> <div n="1"> <head>Von den Taranteln.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Siehe, das ist der Tarantel Höhle! Willst du sie<lb/> selber sehn? Hier hängt ihr Netz: rühre daran, dass<lb/> es erzittert.</p><lb/> <p>Da kommt sie willig: willkommen, Tarantel!<lb/> Schwarz sitzt auf deinem Rücken dein Dreieck und<lb/> Wahrzeichen; und ich weiss auch, was in deiner<lb/> Seele sitzt.</p><lb/> <p>Rache sitzt in deiner Seele: wohin du beissest,<lb/> da wächst schwarzer Schorf; mit Rache macht dein<lb/> Gift die Seele drehend!</p><lb/> <p>Also rede ich zu euch im Gleichniss, die ihr die<lb/> Seelen drehend macht, ihr Prediger der <hi rendition="#g">Gleichheit</hi>!<lb/> Taranteln seid ihr mir und versteckte Rachsüchtige!</p><lb/> <p>Aber ich will eure Verstecke schon an's Licht<lb/> bringen: darum lache ich euch in's Antlitz mein Ge¬<lb/> lächter der Höhe.</p><lb/> <p>Darum reisse ich an eurem Netze, dass eure Wuth<lb/> euch aus eurer Lügen-Höhle locke, und eure Rache<lb/> hervorspringe hinter eurem Wort „Gerechtigkeit.“</p><lb/> <p>Denn <hi rendition="#g">dass der Mensch erlöst werde<lb/> von der Rache</hi>: das ist mir die Brücke zur<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0036]
Von den Taranteln.
Siehe, das ist der Tarantel Höhle! Willst du sie
selber sehn? Hier hängt ihr Netz: rühre daran, dass
es erzittert.
Da kommt sie willig: willkommen, Tarantel!
Schwarz sitzt auf deinem Rücken dein Dreieck und
Wahrzeichen; und ich weiss auch, was in deiner
Seele sitzt.
Rache sitzt in deiner Seele: wohin du beissest,
da wächst schwarzer Schorf; mit Rache macht dein
Gift die Seele drehend!
Also rede ich zu euch im Gleichniss, die ihr die
Seelen drehend macht, ihr Prediger der Gleichheit!
Taranteln seid ihr mir und versteckte Rachsüchtige!
Aber ich will eure Verstecke schon an's Licht
bringen: darum lache ich euch in's Antlitz mein Ge¬
lächter der Höhe.
Darum reisse ich an eurem Netze, dass eure Wuth
euch aus eurer Lügen-Höhle locke, und eure Rache
hervorspringe hinter eurem Wort „Gerechtigkeit.“
Denn dass der Mensch erlöst werde
von der Rache: das ist mir die Brücke zur
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |