Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883.Vom Lande der Bildung. Zu weit hinein flog ich in die Zukunft: ein Grauen Und als ich um mich sah, siehe! da war die Zeit Da floh ich rückwärts, heimwärts -- und immer Zum ersten Male brachte ich ein Auge mit für Aber wie geschah mir? So angst mir auch war, -- Ich lachte und lachte, während der Fuss mir noch Mit fünfzig Klexen bemalt an Gesicht und Glie¬ Und mit fünfzig Spiegeln um euch, die eurem Wahrlich, ihr könntet gar keine bessere Maske Vom Lande der Bildung. Zu weit hinein flog ich in die Zukunft: ein Grauen Und als ich um mich sah, siehe! da war die Zeit Da floh ich rückwärts, heimwärts — und immer Zum ersten Male brachte ich ein Auge mit für Aber wie geschah mir? So angst mir auch war, — Ich lachte und lachte, während der Fuss mir noch Mit fünfzig Klexen bemalt an Gesicht und Glie¬ Und mit fünfzig Spiegeln um euch, die eurem Wahrlich, ihr könntet gar keine bessere Maske <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0066" n="56"/> <div n="1"> <head>Vom Lande der Bildung.<lb/></head> <p>Zu weit hinein flog ich in die Zukunft: ein Grauen<lb/> überfiel mich.</p><lb/> <p>Und als ich um mich sah, siehe! da war die Zeit<lb/> mein einziger Zeitgenosse.</p><lb/> <p>Da floh ich rückwärts, heimwärts — und immer<lb/> eilender: so kam ich zu euch, ihr Gegenwärtigen, und<lb/> in's Land der Bildung.</p><lb/> <p>Zum ersten Male brachte ich ein Auge mit für<lb/> euch, und gute Begierde: wahrlich, mit Sehnsucht im<lb/> Herzen kam ich.</p><lb/> <p>Aber wie geschah mir? So angst mir auch war, —<lb/> ich musste lachen! Nie sah mein Auge etwas so<lb/> Buntgesprenkeltes!</p><lb/> <p>Ich lachte und lachte, während der Fuss mir noch<lb/> zitterte und das Herz dazu: „hier ist ja die Heimat<lb/> aller Farbentöpfe!“ — sagte ich.</p><lb/> <p>Mit fünfzig Klexen bemalt an Gesicht und Glie¬<lb/> dern: so sasset ihr da zu meinem Staunen, ihr Gegen¬<lb/> wärtigen!</p><lb/> <p>Und mit fünfzig Spiegeln um euch, die eurem<lb/> Farbenspiele schmeichelten und nachredeten!</p><lb/> <p>Wahrlich, ihr könntet gar keine bessere Maske<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0066]
Vom Lande der Bildung.
Zu weit hinein flog ich in die Zukunft: ein Grauen
überfiel mich.
Und als ich um mich sah, siehe! da war die Zeit
mein einziger Zeitgenosse.
Da floh ich rückwärts, heimwärts — und immer
eilender: so kam ich zu euch, ihr Gegenwärtigen, und
in's Land der Bildung.
Zum ersten Male brachte ich ein Auge mit für
euch, und gute Begierde: wahrlich, mit Sehnsucht im
Herzen kam ich.
Aber wie geschah mir? So angst mir auch war, —
ich musste lachen! Nie sah mein Auge etwas so
Buntgesprenkeltes!
Ich lachte und lachte, während der Fuss mir noch
zitterte und das Herz dazu: „hier ist ja die Heimat
aller Farbentöpfe!“ — sagte ich.
Mit fünfzig Klexen bemalt an Gesicht und Glie¬
dern: so sasset ihr da zu meinem Staunen, ihr Gegen¬
wärtigen!
Und mit fünfzig Spiegeln um euch, die eurem
Farbenspiele schmeichelten und nachredeten!
Wahrlich, ihr könntet gar keine bessere Maske
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