Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883.Und sie schleiche zu ihrem Ohre, Heimliches hinein Ach, es giebt so viel Dinge zwischen Himmel und Und zumal über dem Himmel: denn alle Götter Wahrlich, immer zieht es uns hinan -- nämlich Sind sie doch gerade leicht genug für diese Stühle! Ach, wie bin ich all des Unzulänglichen müde, Als Zarathustra so sprach, zürnte ihm sein Jünger, Ich bin von Heute und Ehedem, sagte er dann; Ich wurde der Dichter müde, der alten und der Sie dachten nicht genug in die Tiefe: darum sank Und sie schleiche zu ihrem Ohre, Heimliches hinein Ach, es giebt so viel Dinge zwischen Himmel und Und zumal über dem Himmel: denn alle Götter Wahrlich, immer zieht es uns hinan — nämlich Sind sie doch gerade leicht genug für diese Stühle! Ach, wie bin ich all des Unzulänglichen müde, Als Zarathustra so sprach, zürnte ihm sein Jünger, Ich bin von Heute und Ehedem, sagte er dann; Ich wurde der Dichter müde, der alten und der Sie dachten nicht genug in die Tiefe: darum sank <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0080" n="70"/> <p>Und sie schleiche zu ihrem Ohre, Heimliches hinein<lb/> zu sagen und verliebte Schmeichelreden: dessen brüsten<lb/> und blähen sie sich vor allen Sterblichen!</p><lb/> <p>Ach, es giebt so viel Dinge zwischen Himmel und<lb/> Erden, von denen sich nur die Dichter Etwas haben<lb/> träumen lassen!</p><lb/> <p>Und zumal <hi rendition="#g">über</hi> dem Himmel: denn alle Götter<lb/> sind Dichter-Gleichniss, Dichter-Erschleichniss!</p><lb/> <p>Wahrlich, immer zieht es uns hinan — nämlich<lb/> zum Reich der Wolken: auf diese setzen wir unsre<lb/> bunten Bälge und heissen sie dann Götter und Über¬<lb/> menschen: —</p><lb/> <p>Sind sie doch gerade leicht genug für diese Stühle!<lb/> — alle diese Götter und Übermenschen.</p><lb/> <p>Ach, wie bin ich all des Unzulänglichen müde,<lb/> das durchaus Ereigniss sein soll! Ach, wie bin ich<lb/> der Dichter müde!</p><lb/> <space dim="vertical"/> <p>Als Zarathustra so sprach, zürnte ihm sein Jünger,<lb/> aber er schwieg. Und auch Zarathustra schwieg; und<lb/> sein Auge hatte sich nach innen gekehrt, gleich als<lb/> ob es in weite Fernen sähe. Endlich seufzte er und<lb/> holte Athem.</p><lb/> <p>Ich bin von Heute und Ehedem, sagte er dann;<lb/> aber Etwas ist in mir, das ist von Morgen und Über¬<lb/> morgen und Einstmals.</p><lb/> <p>Ich wurde der Dichter müde, der alten und der<lb/> neuen: Oberflächliche sind sie mir Alle und seichte<lb/> Meere.</p><lb/> <p>Sie dachten nicht genug in die Tiefe: darum sank<lb/> ihr Gefühl nicht bis zu den Gründen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [70/0080]
Und sie schleiche zu ihrem Ohre, Heimliches hinein
zu sagen und verliebte Schmeichelreden: dessen brüsten
und blähen sie sich vor allen Sterblichen!
Ach, es giebt so viel Dinge zwischen Himmel und
Erden, von denen sich nur die Dichter Etwas haben
träumen lassen!
Und zumal über dem Himmel: denn alle Götter
sind Dichter-Gleichniss, Dichter-Erschleichniss!
Wahrlich, immer zieht es uns hinan — nämlich
zum Reich der Wolken: auf diese setzen wir unsre
bunten Bälge und heissen sie dann Götter und Über¬
menschen: —
Sind sie doch gerade leicht genug für diese Stühle!
— alle diese Götter und Übermenschen.
Ach, wie bin ich all des Unzulänglichen müde,
das durchaus Ereigniss sein soll! Ach, wie bin ich
der Dichter müde!
Als Zarathustra so sprach, zürnte ihm sein Jünger,
aber er schwieg. Und auch Zarathustra schwieg; und
sein Auge hatte sich nach innen gekehrt, gleich als
ob es in weite Fernen sähe. Endlich seufzte er und
holte Athem.
Ich bin von Heute und Ehedem, sagte er dann;
aber Etwas ist in mir, das ist von Morgen und Über¬
morgen und Einstmals.
Ich wurde der Dichter müde, der alten und der
neuen: Oberflächliche sind sie mir Alle und seichte
Meere.
Sie dachten nicht genug in die Tiefe: darum sank
ihr Gefühl nicht bis zu den Gründen.
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