Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.mordet Gedanken, -- und eben kommen mir so zärt¬ Wir sind Beide zwei rechte Thunichtgute und Und lieben wir uns auch nicht von Grund aus --, Und dass ich dir gut bin und oft zu gut, Das Wenn dir deine Weisheit einmal davonliefe, ach! Darauf blickte das Leben nachdenklich hinter Du liebst mich lange nicht so sehr wie du redest; Es giebt eine alte schwere schwere Brumm-Glocke: -- hörst du diese Glocke Mitternachts die Stunde -- du denkst daran, oh Zarathustra, ich weiss es, "Ja, antwortete ich zögernd, aber du weisst es mordet Gedanken, — und eben kommen mir so zärt¬ Wir sind Beide zwei rechte Thunichtgute und Und lieben wir uns auch nicht von Grund aus —‚ Und dass ich dir gut bin und oft zu gut, Das Wenn dir deine Weisheit einmal davonliefe, ach! Darauf blickte das Leben nachdenklich hinter Du liebst mich lange nicht so sehr wie du redest; Es giebt eine alte schwere schwere Brumm-Glocke: — hörst du diese Glocke Mitternachts die Stunde — du denkst daran, oh Zarathustra, ich weiss es, „Ja, antwortete ich zögernd, aber du weisst es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0119" n="109"/> mordet Gedanken, — und eben kommen mir so zärt¬<lb/> liche Gedanken.</p><lb/> <p>Wir sind Beide zwei rechte Thunichtgute und<lb/> Thunichtböse. Jenseits von Gut und Böse fanden wir<lb/> unser Eiland und unsre grüne Wiese — wir Zwei<lb/> allein! Darum müssen wir schon einander gut sein!</p><lb/> <p>Und lieben wir uns auch nicht von Grund aus —‚<lb/> muss man sich denn gram sein, wenn man sich nicht<lb/> von Grund aus liebt?</p><lb/> <p>Und dass ich dir gut bin und oft zu gut, Das<lb/> weisst du: und der Grund ist, dass ich auf deine<lb/> Weisheit eifersüchtig bin. Ah, diese tolle alte Närrin<lb/> von Weisheit!</p><lb/> <p>Wenn dir deine Weisheit einmal davonliefe, ach!<lb/> da liefe dir schnell auch meine Liebe noch davon.“ —</p><lb/> <p>Darauf blickte das Leben nachdenklich hinter<lb/> sich und um sich und sagte leise: „Oh Zarathustra,<lb/> du bist mir nicht treu genug!</p><lb/> <p>Du liebst mich lange nicht so sehr wie du redest;<lb/> ich weiss, du denkst daran, dass du mich bald ver¬<lb/> lassen willst.</p><lb/> <p>Es giebt eine alte schwere schwere Brumm-Glocke:<lb/> die brummt Nachts bis zu deiner Höhle hinauf: —</p><lb/> <p>— hörst du diese Glocke Mitternachts die Stunde<lb/> schlagen, so denkst du zwischen Eins und Zwölf daran —</p><lb/> <p>— du denkst daran, oh Zarathustra, ich weiss es,<lb/> dass du mich bald verlassen willst!“</p><lb/> <p>„Ja, antwortete ich zögernd, aber du weisst es<lb/> auch —“ Und ich sagte ihr Etwas in's Ohr, mitten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0119]
mordet Gedanken, — und eben kommen mir so zärt¬
liche Gedanken.
Wir sind Beide zwei rechte Thunichtgute und
Thunichtböse. Jenseits von Gut und Böse fanden wir
unser Eiland und unsre grüne Wiese — wir Zwei
allein! Darum müssen wir schon einander gut sein!
Und lieben wir uns auch nicht von Grund aus —‚
muss man sich denn gram sein, wenn man sich nicht
von Grund aus liebt?
Und dass ich dir gut bin und oft zu gut, Das
weisst du: und der Grund ist, dass ich auf deine
Weisheit eifersüchtig bin. Ah, diese tolle alte Närrin
von Weisheit!
Wenn dir deine Weisheit einmal davonliefe, ach!
da liefe dir schnell auch meine Liebe noch davon.“ —
Darauf blickte das Leben nachdenklich hinter
sich und um sich und sagte leise: „Oh Zarathustra,
du bist mir nicht treu genug!
Du liebst mich lange nicht so sehr wie du redest;
ich weiss, du denkst daran, dass du mich bald ver¬
lassen willst.
Es giebt eine alte schwere schwere Brumm-Glocke:
die brummt Nachts bis zu deiner Höhle hinauf: —
— hörst du diese Glocke Mitternachts die Stunde
schlagen, so denkst du zwischen Eins und Zwölf daran —
— du denkst daran, oh Zarathustra, ich weiss es,
dass du mich bald verlassen willst!“
„Ja, antwortete ich zögernd, aber du weisst es
auch —“ Und ich sagte ihr Etwas in's Ohr, mitten
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