Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.Und noch Eins weiss ich: ich stehe jetzt vor Wer aber meiner Art ist, der entgeht einer solchen Du gehst deinen Weg der Grösse: nun ist deine Du gehst deinen Weg der Grösse: das muss nun Du gehst deinen Weg der Grösse; hier soll dir Und wenn dir nunmehr alle Leitern fehlen, so Auf deinen eigenen Kopf und hinweg über dein Wer sich stets viel geschont hat, der kränkelt Von sich absehn lernen ist nöthig, um Viel zu Und noch Eins weiss ich: ich stehe jetzt vor Wer aber meiner Art ist, der entgeht einer solchen Du gehst deinen Weg der Grösse: nun ist deine Du gehst deinen Weg der Grösse: das muss nun Du gehst deinen Weg der Grösse; hier soll dir Und wenn dir nunmehr alle Leitern fehlen, so Auf deinen eigenen Kopf und hinweg über dein Wer sich stets viel geschont hat, der kränkelt Von sich absehn lernen ist nöthig, um Viel zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0012" n="2"/> <p>Und noch Eins weiss ich: ich stehe jetzt vor<lb/> meinem letzten Gipfel und vor dem, was mir am<lb/> längsten aufgespart war. Ach, meinen härtesten Weg<lb/> muss ich hinan! Ach, ich begann meine einsamste<lb/> Wanderung!</p><lb/> <p>Wer aber meiner Art ist, der entgeht einer solchen<lb/> Stunde nicht: der Stunde, die zu ihm redet: „Jetzo erst<lb/> gehst du deinen Weg der Grösse! Gipfel und Abgrund<lb/> — das ist jetzt in Eins beschlossen!</p><lb/> <p>Du gehst deinen Weg der Grösse: nun ist deine<lb/> letzte Zuflucht worden, was bisher deine letzte Gefahr<lb/> hiess!</p><lb/> <p>Du gehst deinen Weg der Grösse: das muss nun<lb/> dein bester Muth sein, dass es hinter dir keinen Weg<lb/> mehr giebt!</p><lb/> <p>Du gehst deinen Weg der Grösse; hier soll dir<lb/> Keiner nachschleichen! Dein Fuss selber löschte hinter<lb/> dir den Weg aus, und über ihm steht geschrieben:<lb/> Unmöglichkeit.</p><lb/> <p>Und wenn dir nunmehr alle Leitern fehlen, so<lb/> musst du verstehen, noch auf deinen eigenen Kopf zu<lb/> steigen: wie wolltest du anders aufwärts steigen?</p><lb/> <p>Auf deinen eigenen Kopf und hinweg über dein<lb/> eigenes Herz! Jetzt muss das Mildeste an dir noch<lb/> zum Härtesten werden.</p><lb/> <p>Wer sich stets viel geschont hat, der kränkelt<lb/> zuletzt an seiner vielen Schonung. Gelobt sei, was<lb/> hart macht! Ich lobe das Land nicht, wo Butter und<lb/> Honig — fliesst!</p><lb/> <p>Von sich <hi rendition="#g">absehn</hi> lernen ist nöthig, um <hi rendition="#g">Viel</hi> zu<lb/> sehn: — diese Härte thut jedem Berge-Steigenden Noth.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [2/0012]
Und noch Eins weiss ich: ich stehe jetzt vor
meinem letzten Gipfel und vor dem, was mir am
längsten aufgespart war. Ach, meinen härtesten Weg
muss ich hinan! Ach, ich begann meine einsamste
Wanderung!
Wer aber meiner Art ist, der entgeht einer solchen
Stunde nicht: der Stunde, die zu ihm redet: „Jetzo erst
gehst du deinen Weg der Grösse! Gipfel und Abgrund
— das ist jetzt in Eins beschlossen!
Du gehst deinen Weg der Grösse: nun ist deine
letzte Zuflucht worden, was bisher deine letzte Gefahr
hiess!
Du gehst deinen Weg der Grösse: das muss nun
dein bester Muth sein, dass es hinter dir keinen Weg
mehr giebt!
Du gehst deinen Weg der Grösse; hier soll dir
Keiner nachschleichen! Dein Fuss selber löschte hinter
dir den Weg aus, und über ihm steht geschrieben:
Unmöglichkeit.
Und wenn dir nunmehr alle Leitern fehlen, so
musst du verstehen, noch auf deinen eigenen Kopf zu
steigen: wie wolltest du anders aufwärts steigen?
Auf deinen eigenen Kopf und hinweg über dein
eigenes Herz! Jetzt muss das Mildeste an dir noch
zum Härtesten werden.
Wer sich stets viel geschont hat, der kränkelt
zuletzt an seiner vielen Schonung. Gelobt sei, was
hart macht! Ich lobe das Land nicht, wo Butter und
Honig — fliesst!
Von sich absehn lernen ist nöthig, um Viel zu
sehn: — diese Härte thut jedem Berge-Steigenden Noth.
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