Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.-- gleich kleinen Flammen flackern auf hohen Auf vielerlei Weg und Weise kam ich zu meiner Und ungern nur fragte ich stets nach Wegen, -- Ein Versuchen und Fragen war all mein Gehen: -- kein guter, kein schlechter, aber mein Ge¬ "Das -- ist nun mein Weg, -- wo ist der eure?" Also sprach Zarathustra. — gleich kleinen Flammen flackern auf hohen Auf vielerlei Weg und Weise kam ich zu meiner Und ungern nur fragte ich stets nach Wegen, — Ein Versuchen und Fragen war all mein Gehen: — kein guter, kein schlechter, aber mein Ge¬ „Das — ist nun mein Weg, — wo ist der eure?“ Also sprach Zarathustra. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0074" n="64"/> <p>— gleich kleinen Flammen flackern auf hohen<lb/> Masten: ein kleines Licht zwar, aber doch ein grosser<lb/> Trost für verschlagene Schiffer und Schiffbrüchige! —</p><lb/> <p>Auf vielerlei Weg und Weise kam ich zu meiner<lb/> Wahrheit; nicht auf Einer Leiter stieg ich zur Höhe,<lb/> wo mein Auge in meine Ferne schweift.</p><lb/> <p>Und ungern nur fragte ich stets nach Wegen, —<lb/> das gieng mir immer wider den Geschmack! Lieber<lb/> fragte und versuchte ich die Wege selber.</p><lb/> <p>Ein Versuchen und Fragen war all mein Gehen:<lb/> — und wahrlich, auch antworten muss man <hi rendition="#g">lernen</hi><lb/> auf solches Fragen! Das aber — ist mein Geschmack:</p><lb/> <p>— kein guter, kein schlechter, aber <hi rendition="#g">mein</hi> Ge¬<lb/> schmack, dessen ich weder Scham noch Hehl mehr habe.</p><lb/> <p>„Das — ist nun <hi rendition="#g">mein</hi> Weg, — wo ist der eure?“<lb/> so antwortete ich Denen, welche mich „nach dem Wege“<lb/> fragten. <hi rendition="#g">Den</hi> Weg nämlich — den giebt es nicht!</p><lb/> <p>Also sprach Zarathustra.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0074]
— gleich kleinen Flammen flackern auf hohen
Masten: ein kleines Licht zwar, aber doch ein grosser
Trost für verschlagene Schiffer und Schiffbrüchige! —
Auf vielerlei Weg und Weise kam ich zu meiner
Wahrheit; nicht auf Einer Leiter stieg ich zur Höhe,
wo mein Auge in meine Ferne schweift.
Und ungern nur fragte ich stets nach Wegen, —
das gieng mir immer wider den Geschmack! Lieber
fragte und versuchte ich die Wege selber.
Ein Versuchen und Fragen war all mein Gehen:
— und wahrlich, auch antworten muss man lernen
auf solches Fragen! Das aber — ist mein Geschmack:
— kein guter, kein schlechter, aber mein Ge¬
schmack, dessen ich weder Scham noch Hehl mehr habe.
„Das — ist nun mein Weg, — wo ist der eure?“
so antwortete ich Denen, welche mich „nach dem Wege“
fragten. Den Weg nämlich — den giebt es nicht!
Also sprach Zarathustra.
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