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Allgemeine Zeitung, Nr. 1, 1. Januar 1830.

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[Spaltenumbruch] für die Wintersaat; da wenig Schnee gefallen ist, so wirkt die
Kälte sehr nachtheilig.


Seit einem halben Mo-
nate standen, in Folge der großen Unternehmungen unsrer Spe-
kulanten, die Kurse der Staatseffekten, vornemlich der östreichi-
schen, am hiesigen Plaze höher als an allen andern, Wien nicht
ausgenommen. Diese Konjunktnr veranlaßte ansehnliche Einkäufe
für Rechnung hiesiger Handelshäuser in jener Hauptstadt; eine
Operation, die um so leichter auszuführen war, da die Rimes-
sen dafür mittelst der starken Beträge von Zinskoupons, die in
diesem Monate fällig sind, ohne Kosten zu bewirken waren. Al-
lein diese Operation mußte unserm Plaze beträchtliche Sendungen
effektiver Stüke von Wien aus zuführen, durch deren Eintreffen
in den lezten Tagen der verwichenen Woche ein, wenigstens re-
lativer Ueberfluß besonders an neuen 4prozentigen Metalliques
und Wiener Bankaktien entstanden ist. Die Besorgniß, daß die-
ser Ueberfluß Nachtheile für den bevorstehenden Abrechnungster-
min nach sich ziehn möchte, hat beträchtliche Baarverkäufe her-
vorgerufen, wodurch dann ein Weichen der Kurse entstand. Dem-
nach fielen die 5prozentigen Metalliques auf ; Wiener
Bankaktien auf 1518; Partiale 132 7/8 ; Rothschild'sche 100Gul-
denloose 1761/2; neue 4prozentige Metalliques 93 5/8 . Verhält-
nißmäßig höhere Preise wurden jedoch bei Zeitkäufen für Ende
Januars bewilligt; nemlich für 5prozentige Metalliques 103 1/8 ;
für neue 4prozentige 93 7/8 ; für Bankaktien 1523; für Partiale
1331/4; für 100Guldenloose 177 5/8 . Die übrigen Effekten sind
selbst gegen Baares vielmehr gestiegen. So zahlte man für Darm-
städter 50Guldenloose 1183/4 Proz. baar, und 117 Proz. auf Lie-
ferung nach der Ziehung; für polnische Loose 56 preußische Tha-
ler per Stük baar, und 561/2 preuß. Thaler auf Lieferung für
Ende Februars. Die preußischen Staatsschuldscheine sind auf
1001/4 Proz. gestiegen, sowol aus Rüksicht ihres Aufschwunges
in Berlin, als auch weil nunmehr den Besizern die längst ge-
wünschte Bequemlichkeit gewährt worden ist, den Betrag der Zins-
koupons bei einem hiesigen Bankierhause (Rothschild) erheben zu
können. Man vermißt nur noch, daß bei dem betreffenden Publi-
kandum keine genaue Kursbestimmung des preußischen Kourants,
worin dieselben bezahlt werden, angegeben ist. Bei hohen Baar-
kursen werden gewöhnlich nur wenig Prämiengeschäfte gemacht.
Indessen zahlte man doch, um bis Ende März 5prozentige Me-
talliques zu 103 haben zu können, 5/8 Proz.; für 4prozentige zu
94, 1 1/8 Proz.; für Bankaktien zu 1500, einschließlich des Di-
vidends vom ersten Semester 1830; per Stük 25 fl.; für Partiale
zu 1331/2, 1 Proz.; endlich für 100Guldenloose bis Ende Februars
zu 179 per Stük 2 fl., und für polnische Loose zu 56 per Stük
1 1/8 preuß. Thaler. Der Wechselhandel ist fortdauernd gelähmt.
Berlin allein ist gesucht, und wird mit 103 k. S. bezahlt. Da-
gegen ist London 2 M. S. auf 150 7/8 herabgegangen; Paris k. S.
781/4; Wien 99 7/8 ; Augsburg 100. Diskonto 41/2. Bei Pro-
longations- und Depotgeschäften zahlte man 53/4 bis 6 Proz. --
Seit einigen Tagen ist hier die Rede von einer viel umfassenden
preußischen Finanzoperation. Der Angabe nach würde dieselbe in
einer 3prozentigen Anleihe bestehen, mittelst deren die Heimzah-
lung der höher verzinslichen Staatseffekten, namentlich der Eng-
lisch-Rothschild'schen 5prozentigen Obligationen vom Jahre 1822
bewirkt werden sollte. Man sagt auch, daß mit dieser Anleihe
eine Prämienlotterie verbunden werden würde, was deren gün-
[Spaltenumbruch] stige Aufnahme beim spiellustigen Publikum außer Zweifel sezen
würde. Der Betrag dieser Anleihe wird verschieden, von 40 bis
100 Millionen angegeben. -- Die Amsterdamer Post ist nunmehr
schon seit zwei Tagen ausgeblieben; vermuthlich wegen des Eis-
ganges. Auch die französischen Posten kommen jezt in der Regel
24 Stunden später als gewöhnlich; am Sonnabend waren sie
ganz ausgeblieben, so daß wir gestern fast gleichzeitig die Briefe
und Journale vom 22 und 23 d. erhielten.

Preußen.

In den höhern Cirkeln hier äußert
man sich mit ungemeiner Theilnahme für die Griechen, deren
künftiges Loos in den Verhandlungen zu London nun von dieser
Seite her bestimmt ausgesprochen seyn soll. Freilich gibt auch
diese Entscheidung nur erst Vorschläge, deren Annahme man bei
der türkischen Regierung zu bewirken hoft. Man nennt auch be-
reits den Fürsten, welchen man an die Spize des griechischen
Staats zu sezen beabsichtigt. Es steht nun zu erwarten, unter
welchen Formen diese Einsezung geschehen soll; manche strenge
Monarchisten wollen zur allseitigen Sicherung einer solchen neuen
Legitimität eine förmlich angeordnete Volkszustimmung für uner-
läßlich halten. -- Auffallend bemerklich wird es, wie sehr in öf-
fentlichen Blättern, und besonders auch hier, die Nachrichten aller
Art aus Rußland seit einiger Zeit an Menge und Gehalt zuneh-
men, was nothwendig auf eine hocherfreuliche allgemeine Stei-
gerung der Kulturbewegung in und mit diesem großen Reiche
deutet. -- Nächst den Rheinländern hat vielleicht keine der neuen
Provinzen des preußischen Staats durch Anstalten und Maaßre-
geln der Regierung so gewonnen, als das Großherzogthum Posen.
Die neulich in der Staatszeitung mitgetheilte Uebersicht des da-
selbst für Unterricht und Schulen Geschehenen gibt die ruhmvoll-
sten Resultate. Ueberall ist die polnische Sprache das Organ oder
Gegenstand des Unterrichts. -- Es sind hier wieder mancherlei
Gerüchte von bevorstehendem Wechsel in einigen hohen Staats-
ämtern in Umlauf, doch ist dabei wenig Glaubwürdiges. Der
Staatsdienst hat bei uns glüklicher Weise stabilere Grundlagen,
als in Frankreich, wo jeder hohe und niedere Beamte stets au qui
vive
seyn muß! -- Für die Angelegenheiten des deutschen Han-
dels- und Mauthwesens ist hier fortgesezt eine mehrseitige Thä-
tigkeit rege. Es sind hiebei die Verwikelungen der verschiedenar-
tigsten Gesezgebungen und Interessen in die Gemeinschaft eines
Hauptinteresses aufzulösen, und hiefür die verbindenden Formen
zu finden: eine Aufgabe, die eben so den redlichsten Gemeinsinn
wie die schärfste Selbstberüksichtigung erfordert, und deren Lösung
den damit beschäftigten Staatsmännern zum größten Verdienst
anzurechnen ist. Diese Arbeiten lassen sich gewöhnlich sehr still
und bescheiden an, in der Zukunft aber pflegt ihre Wichtigkeit
und Einwirkung nur um so glänzender hervorzutreten. -- Eine
neue Zeitschrift ist angekündigt, welche von der wissenschaftlichen
Seite her zur Revision der preußischen Gesezgebung mitarbeiten
will. Bekanntlich ist eine solche Revision von Seite der Staats-
behörden seit einiger Zeit im Gange, und wiewol es voreilig wäre,
von so weitaussehenden Arbeiten schon jezt Resultate zu verlan-
gen, so weiß man doch, daß das ganze Geschäft mit größter Um-
sicht und Gründlichkeit organisirt und in unausgesezter Thätigkeit
erhalten ist.

Verantwortlicher Redakteur, C. J. Stegmann.

[Spaltenumbruch] für die Winterſaat; da wenig Schnee gefallen iſt, ſo wirkt die
Kälte ſehr nachtheilig.


Seit einem halben Mo-
nate ſtanden, in Folge der großen Unternehmungen unſrer Spe-
kulanten, die Kurſe der Staatseffekten, vornemlich der öſtreichi-
ſchen, am hieſigen Plaze höher als an allen andern, Wien nicht
ausgenommen. Dieſe Konjunktnr veranlaßte anſehnliche Einkäufe
für Rechnung hieſiger Handelshäuſer in jener Hauptſtadt; eine
Operation, die um ſo leichter auszuführen war, da die Rimeſ-
ſen dafür mittelſt der ſtarken Beträge von Zinskoupons, die in
dieſem Monate fällig ſind, ohne Koſten zu bewirken waren. Al-
lein dieſe Operation mußte unſerm Plaze beträchtliche Sendungen
effektiver Stüke von Wien aus zuführen, durch deren Eintreffen
in den lezten Tagen der verwichenen Woche ein, wenigſtens re-
lativer Ueberfluß beſonders an neuen 4prozentigen Metalliques
und Wiener Bankaktien entſtanden iſt. Die Beſorgniß, daß die-
ſer Ueberfluß Nachtheile für den bevorſtehenden Abrechnungster-
min nach ſich ziehn möchte, hat beträchtliche Baarverkäufe her-
vorgerufen, wodurch dann ein Weichen der Kurſe entſtand. Dem-
nach fielen die 5prozentigen Metalliques auf ; Wiener
Bankaktien auf 1518; Partiale 132⅞; Rothſchild’ſche 100Gul-
denlooſe 176½; neue 4prozentige Metalliques 93⅝. Verhält-
nißmäßig höhere Preiſe wurden jedoch bei Zeitkäufen für Ende
Januars bewilligt; nemlich für 5prozentige Metalliques 103⅛;
für neue 4prozentige 93⅞; für Bankaktien 1523; für Partiale
133¼; für 100Guldenlooſe 177⅝. Die übrigen Effekten ſind
ſelbſt gegen Baares vielmehr geſtiegen. So zahlte man für Darm-
ſtädter 50Guldenlooſe 118¾ Proz. baar, und 117 Proz. auf Lie-
ferung nach der Ziehung; für polniſche Looſe 56 preußiſche Tha-
ler per Stük baar, und 56½ preuß. Thaler auf Lieferung für
Ende Februars. Die preußiſchen Staatsſchuldſcheine ſind auf
100¼ Proz. geſtiegen, ſowol aus Rükſicht ihres Aufſchwunges
in Berlin, als auch weil nunmehr den Beſizern die längſt ge-
wünſchte Bequemlichkeit gewährt worden iſt, den Betrag der Zins-
koupons bei einem hieſigen Bankierhauſe (Rothſchild) erheben zu
können. Man vermißt nur noch, daß bei dem betreffenden Publi-
kandum keine genaue Kursbeſtimmung des preußiſchen Kourants,
worin dieſelben bezahlt werden, angegeben iſt. Bei hohen Baar-
kurſen werden gewöhnlich nur wenig Prämiengeſchäfte gemacht.
Indeſſen zahlte man doch, um bis Ende März 5prozentige Me-
talliques zu 103 haben zu können, ⅝ Proz.; für 4prozentige zu
94, 1⅛ Proz.; für Bankaktien zu 1500, einſchließlich des Di-
vidends vom erſten Semeſter 1830; per Stük 25 fl.; für Partiale
zu 133½, 1 Proz.; endlich für 100Guldenlooſe bis Ende Februars
zu 179 per Stük 2 fl., und für polniſche Looſe zu 56 per Stük
1⅛ preuß. Thaler. Der Wechſelhandel iſt fortdauernd gelähmt.
Berlin allein iſt geſucht, und wird mit 103 k. S. bezahlt. Da-
gegen iſt London 2 M. S. auf 150⅞ herabgegangen; Paris k. S.
78¼; Wien 99⅞; Augsburg 100. Diskonto 4½. Bei Pro-
longations- und Depotgeſchäften zahlte man 5¾ bis 6 Proz. —
Seit einigen Tagen iſt hier die Rede von einer viel umfaſſenden
preußiſchen Finanzoperation. Der Angabe nach würde dieſelbe in
einer 3prozentigen Anleihe beſtehen, mittelſt deren die Heimzah-
lung der höher verzinslichen Staatseffekten, namentlich der Eng-
liſch-Rothſchild’ſchen 5prozentigen Obligationen vom Jahre 1822
bewirkt werden ſollte. Man ſagt auch, daß mit dieſer Anleihe
eine Prämienlotterie verbunden werden würde, was deren gün-
[Spaltenumbruch] ſtige Aufnahme beim ſpielluſtigen Publikum außer Zweifel ſezen
würde. Der Betrag dieſer Anleihe wird verſchieden, von 40 bis
100 Millionen angegeben. — Die Amſterdamer Poſt iſt nunmehr
ſchon ſeit zwei Tagen ausgeblieben; vermuthlich wegen des Eis-
ganges. Auch die franzöſiſchen Poſten kommen jezt in der Regel
24 Stunden ſpäter als gewöhnlich; am Sonnabend waren ſie
ganz ausgeblieben, ſo daß wir geſtern faſt gleichzeitig die Briefe
und Journale vom 22 und 23 d. erhielten.

Preußen.

In den höhern Cirkeln hier äußert
man ſich mit ungemeiner Theilnahme für die Griechen, deren
künftiges Loos in den Verhandlungen zu London nun von dieſer
Seite her beſtimmt ausgeſprochen ſeyn ſoll. Freilich gibt auch
dieſe Entſcheidung nur erſt Vorſchläge, deren Annahme man bei
der türkiſchen Regierung zu bewirken hoft. Man nennt auch be-
reits den Fürſten, welchen man an die Spize des griechiſchen
Staats zu ſezen beabſichtigt. Es ſteht nun zu erwarten, unter
welchen Formen dieſe Einſezung geſchehen ſoll; manche ſtrenge
Monarchiſten wollen zur allſeitigen Sicherung einer ſolchen neuen
Legitimität eine förmlich angeordnete Volkszuſtimmung für uner-
läßlich halten. — Auffallend bemerklich wird es, wie ſehr in öf-
fentlichen Blättern, und beſonders auch hier, die Nachrichten aller
Art aus Rußland ſeit einiger Zeit an Menge und Gehalt zuneh-
men, was nothwendig auf eine hocherfreuliche allgemeine Stei-
gerung der Kulturbewegung in und mit dieſem großen Reiche
deutet. — Nächſt den Rheinländern hat vielleicht keine der neuen
Provinzen des preußiſchen Staats durch Anſtalten und Maaßre-
geln der Regierung ſo gewonnen, als das Großherzogthum Poſen.
Die neulich in der Staatszeitung mitgetheilte Ueberſicht des da-
ſelbſt für Unterricht und Schulen Geſchehenen gibt die ruhmvoll-
ſten Reſultate. Ueberall iſt die polniſche Sprache das Organ oder
Gegenſtand des Unterrichts. — Es ſind hier wieder mancherlei
Gerüchte von bevorſtehendem Wechſel in einigen hohen Staats-
ämtern in Umlauf, doch iſt dabei wenig Glaubwürdiges. Der
Staatsdienſt hat bei uns glüklicher Weiſe ſtabilere Grundlagen,
als in Frankreich, wo jeder hohe und niedere Beamte ſtets au qui
vive
ſeyn muß! — Für die Angelegenheiten des deutſchen Han-
dels- und Mauthweſens iſt hier fortgeſezt eine mehrſeitige Thä-
tigkeit rege. Es ſind hiebei die Verwikelungen der verſchiedenar-
tigſten Geſezgebungen und Intereſſen in die Gemeinſchaft eines
Hauptintereſſes aufzulöſen, und hiefür die verbindenden Formen
zu finden: eine Aufgabe, die eben ſo den redlichſten Gemeinſinn
wie die ſchärfſte Selbſtberükſichtigung erfordert, und deren Löſung
den damit beſchäftigten Staatsmännern zum größten Verdienſt
anzurechnen iſt. Dieſe Arbeiten laſſen ſich gewöhnlich ſehr ſtill
und beſcheiden an, in der Zukunft aber pflegt ihre Wichtigkeit
und Einwirkung nur um ſo glänzender hervorzutreten. — Eine
neue Zeitſchrift iſt angekündigt, welche von der wiſſenſchaftlichen
Seite her zur Reviſion der preußiſchen Geſezgebung mitarbeiten
will. Bekanntlich iſt eine ſolche Reviſion von Seite der Staats-
behörden ſeit einiger Zeit im Gange, und wiewol es voreilig wäre,
von ſo weitausſehenden Arbeiten ſchon jezt Reſultate zu verlan-
gen, ſo weiß man doch, daß das ganze Geſchäft mit größter Um-
ſicht und Gründlichkeit organiſirt und in unausgeſezter Thätigkeit
erhalten iſt.

Verantwortlicher Redakteur, C. J. Stegmann.
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[4/0004] für die Winterſaat; da wenig Schnee gefallen iſt, ſo wirkt die Kälte ſehr nachtheilig. ** Frankfurt a. M., 28 Dec. Seit einem halben Mo- nate ſtanden, in Folge der großen Unternehmungen unſrer Spe- kulanten, die Kurſe der Staatseffekten, vornemlich der öſtreichi- ſchen, am hieſigen Plaze höher als an allen andern, Wien nicht ausgenommen. Dieſe Konjunktnr veranlaßte anſehnliche Einkäufe für Rechnung hieſiger Handelshäuſer in jener Hauptſtadt; eine Operation, die um ſo leichter auszuführen war, da die Rimeſ- ſen dafür mittelſt der ſtarken Beträge von Zinskoupons, die in dieſem Monate fällig ſind, ohne Koſten zu bewirken waren. Al- lein dieſe Operation mußte unſerm Plaze beträchtliche Sendungen effektiver Stüke von Wien aus zuführen, durch deren Eintreffen in den lezten Tagen der verwichenen Woche ein, wenigſtens re- lativer Ueberfluß beſonders an neuen 4prozentigen Metalliques und Wiener Bankaktien entſtanden iſt. Die Beſorgniß, daß die- ſer Ueberfluß Nachtheile für den bevorſtehenden Abrechnungster- min nach ſich ziehn möchte, hat beträchtliche Baarverkäufe her- vorgerufen, wodurch dann ein Weichen der Kurſe entſtand. Dem- nach fielen die 5prozentigen Metalliques auf [FORMEL]; Wiener Bankaktien auf 1518; Partiale 132⅞; Rothſchild’ſche 100Gul- denlooſe 176½; neue 4prozentige Metalliques 93⅝. Verhält- nißmäßig höhere Preiſe wurden jedoch bei Zeitkäufen für Ende Januars bewilligt; nemlich für 5prozentige Metalliques 103⅛; für neue 4prozentige 93⅞; für Bankaktien 1523; für Partiale 133¼; für 100Guldenlooſe 177⅝. Die übrigen Effekten ſind ſelbſt gegen Baares vielmehr geſtiegen. So zahlte man für Darm- ſtädter 50Guldenlooſe 118¾ Proz. baar, und 117 Proz. auf Lie- ferung nach der Ziehung; für polniſche Looſe 56 preußiſche Tha- ler per Stük baar, und 56½ preuß. Thaler auf Lieferung für Ende Februars. Die preußiſchen Staatsſchuldſcheine ſind auf 100¼ Proz. geſtiegen, ſowol aus Rükſicht ihres Aufſchwunges in Berlin, als auch weil nunmehr den Beſizern die längſt ge- wünſchte Bequemlichkeit gewährt worden iſt, den Betrag der Zins- koupons bei einem hieſigen Bankierhauſe (Rothſchild) erheben zu können. Man vermißt nur noch, daß bei dem betreffenden Publi- kandum keine genaue Kursbeſtimmung des preußiſchen Kourants, worin dieſelben bezahlt werden, angegeben iſt. Bei hohen Baar- kurſen werden gewöhnlich nur wenig Prämiengeſchäfte gemacht. Indeſſen zahlte man doch, um bis Ende März 5prozentige Me- talliques zu 103 haben zu können, ⅝ Proz.; für 4prozentige zu 94, 1⅛ Proz.; für Bankaktien zu 1500, einſchließlich des Di- vidends vom erſten Semeſter 1830; per Stük 25 fl.; für Partiale zu 133½, 1 Proz.; endlich für 100Guldenlooſe bis Ende Februars zu 179 per Stük 2 fl., und für polniſche Looſe zu 56 per Stük 1⅛ preuß. Thaler. Der Wechſelhandel iſt fortdauernd gelähmt. Berlin allein iſt geſucht, und wird mit 103 k. S. bezahlt. Da- gegen iſt London 2 M. S. auf 150⅞ herabgegangen; Paris k. S. 78¼; Wien 99⅞; Augsburg 100. Diskonto 4½. Bei Pro- longations- und Depotgeſchäften zahlte man 5¾ bis 6 Proz. — Seit einigen Tagen iſt hier die Rede von einer viel umfaſſenden preußiſchen Finanzoperation. Der Angabe nach würde dieſelbe in einer 3prozentigen Anleihe beſtehen, mittelſt deren die Heimzah- lung der höher verzinslichen Staatseffekten, namentlich der Eng- liſch-Rothſchild’ſchen 5prozentigen Obligationen vom Jahre 1822 bewirkt werden ſollte. Man ſagt auch, daß mit dieſer Anleihe eine Prämienlotterie verbunden werden würde, was deren gün- ſtige Aufnahme beim ſpielluſtigen Publikum außer Zweifel ſezen würde. Der Betrag dieſer Anleihe wird verſchieden, von 40 bis 100 Millionen angegeben. — Die Amſterdamer Poſt iſt nunmehr ſchon ſeit zwei Tagen ausgeblieben; vermuthlich wegen des Eis- ganges. Auch die franzöſiſchen Poſten kommen jezt in der Regel 24 Stunden ſpäter als gewöhnlich; am Sonnabend waren ſie ganz ausgeblieben, ſo daß wir geſtern faſt gleichzeitig die Briefe und Journale vom 22 und 23 d. erhielten. Preußen. † Berlin, 25 Dec. In den höhern Cirkeln hier äußert man ſich mit ungemeiner Theilnahme für die Griechen, deren künftiges Loos in den Verhandlungen zu London nun von dieſer Seite her beſtimmt ausgeſprochen ſeyn ſoll. Freilich gibt auch dieſe Entſcheidung nur erſt Vorſchläge, deren Annahme man bei der türkiſchen Regierung zu bewirken hoft. Man nennt auch be- reits den Fürſten, welchen man an die Spize des griechiſchen Staats zu ſezen beabſichtigt. Es ſteht nun zu erwarten, unter welchen Formen dieſe Einſezung geſchehen ſoll; manche ſtrenge Monarchiſten wollen zur allſeitigen Sicherung einer ſolchen neuen Legitimität eine förmlich angeordnete Volkszuſtimmung für uner- läßlich halten. — Auffallend bemerklich wird es, wie ſehr in öf- fentlichen Blättern, und beſonders auch hier, die Nachrichten aller Art aus Rußland ſeit einiger Zeit an Menge und Gehalt zuneh- men, was nothwendig auf eine hocherfreuliche allgemeine Stei- gerung der Kulturbewegung in und mit dieſem großen Reiche deutet. — Nächſt den Rheinländern hat vielleicht keine der neuen Provinzen des preußiſchen Staats durch Anſtalten und Maaßre- geln der Regierung ſo gewonnen, als das Großherzogthum Poſen. Die neulich in der Staatszeitung mitgetheilte Ueberſicht des da- ſelbſt für Unterricht und Schulen Geſchehenen gibt die ruhmvoll- ſten Reſultate. Ueberall iſt die polniſche Sprache das Organ oder Gegenſtand des Unterrichts. — Es ſind hier wieder mancherlei Gerüchte von bevorſtehendem Wechſel in einigen hohen Staats- ämtern in Umlauf, doch iſt dabei wenig Glaubwürdiges. Der Staatsdienſt hat bei uns glüklicher Weiſe ſtabilere Grundlagen, als in Frankreich, wo jeder hohe und niedere Beamte ſtets au qui vive ſeyn muß! — Für die Angelegenheiten des deutſchen Han- dels- und Mauthweſens iſt hier fortgeſezt eine mehrſeitige Thä- tigkeit rege. Es ſind hiebei die Verwikelungen der verſchiedenar- tigſten Geſezgebungen und Intereſſen in die Gemeinſchaft eines Hauptintereſſes aufzulöſen, und hiefür die verbindenden Formen zu finden: eine Aufgabe, die eben ſo den redlichſten Gemeinſinn wie die ſchärfſte Selbſtberükſichtigung erfordert, und deren Löſung den damit beſchäftigten Staatsmännern zum größten Verdienſt anzurechnen iſt. Dieſe Arbeiten laſſen ſich gewöhnlich ſehr ſtill und beſcheiden an, in der Zukunft aber pflegt ihre Wichtigkeit und Einwirkung nur um ſo glänzender hervorzutreten. — Eine neue Zeitſchrift iſt angekündigt, welche von der wiſſenſchaftlichen Seite her zur Reviſion der preußiſchen Geſezgebung mitarbeiten will. Bekanntlich iſt eine ſolche Reviſion von Seite der Staats- behörden ſeit einiger Zeit im Gange, und wiewol es voreilig wäre, von ſo weitausſehenden Arbeiten ſchon jezt Reſultate zu verlan- gen, ſo weiß man doch, daß das ganze Geſchäft mit größter Um- ſicht und Gründlichkeit organiſirt und in unausgeſezter Thätigkeit erhalten iſt. Verantwortlicher Redakteur, C. J. Stegmann.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2020-10-02T09:49:36Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 1, 1. Januar 1830, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine01_1830/4>, abgerufen am 21.11.2024.