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Allgemeine Zeitung, Nr. 3, 3. Januar 1830.

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Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag Nro. 3. 3 Januar 1830.


Frankreich. (Schreiben aus Paris.)
-- Niederlande. (Schreiben aus dem Haag.)
-- Deutschland. (Schreiben aus dem Großherzogthume
Hessen.)
-- Rußland.
-- Türkei.
-- Beilage Nro. 3. Brasilien.
-- Schreiben aus Dresden.
-- Türkei.
-- Ankündigungen.


[Spaltenumbruch]
Frankreich.

Am 26 Dec. erschienen zu Paris, wegen des Weihnachtfestes,
nur sehr wenige Journale.

Paris, 26 Dec. Konsol. 5 Proz. 108, 90; 3Proz. 84, 40;
Falconnet 92, 15.

Das Journal du Commerce schrieb unterm 24 Dec.:
"Die Ursache des unmäßigen Steigens der beständigen spanischen
Rente war allen vernünftigen Menschen klar; es war augenschein-
lich, daß ein mit so großem Rechte verschrienes Staatspapier blos
durch ein verstelltes Spiel zu solchem Anscheine von Kredit gelan-
gen konnte. Man bemerkte seit einigen Tagen in der Nähe des
Parquets ein Jndividuum, das sich stellte mit lauter Stimme be-
trächtliche Käufe zu befehlen, und das Leute, die sich in solchen
Dingen verstehn, als den Agenten und Genossen eines unter der
Deke handelnden Spekulanten ansahen. Gestern am 23 Dec.
verbreitete sich beim Schlusse der Börse das Gerücht, das Syn-
dikat der Wechselsensale habe eine Berathschlagung gehalten und
am Ende derselben beschlossen, daß vom nächsten 6 Jan. an je-
der Rentenkauf auf Ziel durch ein Depot von 15 Prozent auf
den Kurs garantirt werden müsse. Das hieße, dieselben blos auf
50 schäzen, während sie auf 65 standen. Dieses Gerücht allein ver-
anlaßte schon gestern ein bedeutendes Fallen. Heute hat man die
Gewißheit erhalten, daß die Maaßregel getroffen sey, und das
Fallen dauerte fort: der Kurs fiel auf 61, und die HH. Wech-
selsensale können also in der Folge nur noch für 46 auf Ziel kau-
fen. Der Entschluß des Syndikats und die daraus hervorgegan-
genen Folgen geben zu ernsten Betrachtungen Anlaß. Das schnelle
Fallen der spanischen Rente beweist gleich Anfangs eine Wahr-
heit, die wir unaufhörlich ausgesprochen haben, daß nemlich der
Kurs dieses Staatspapiers außer allem Verhältnisse mit seinem
wahren Werthe sey. Die Folge dürfte bald lehren, daß der Werth
der beständigen Rente wie der aller spanischen Staatspapiere nur
in der Einbildung besteht, aus Gründen, die wir hier zusammen-
stellen wollen, weil man uns leider nicht schon früher verstanden
zu haben scheint. Spanien hat eine Schuld von 14 Milliarden
Realen, wovon es seit 40 Jahren keine Zinsen bezahlt. Spanien
hat keine einzige unter seinen Staatsrenten, die nicht von den
Spaniern selbst wenigstens auf 95 Prozent Verlust geschäzt wird.
Spanien steht seit 1814 jedes Jahr mit mehr als 200 Millionen
Realen unter seinen Ausgaben. Spanien hat keinen Real nach
Paris geschikt, um daselbst die Zinsen der Obligationen der könig-
lichen Anleihe und der beständigen Renten zu bezahlen. Blos die
Franzosen und Holländer haben dazu die Fonds geliefert, indem
sie dafür neue beständige Renten annahmen. Spanien hat inzwi-
schen heimlicherweise auf dem Plaze für 136 Millionen Franken
[Spaltenumbruch] beständiger Rente emittirt, ohne irgend einen andern Werth da-
für zurükzuziehen, nachdem es doch öffentlich angekündigt hatte,
daß es nur diejenigen von diesen Renten emittiren würde, die es
als Tausch für die königliche Anleihe geben dürfte. So groß ist
der augenscheinliche Fallstrik, so groß der unverschämte Betrug, vor
dem alle unsre Bemühungen seit sieben Jahren unsre Landsleute
nicht haben bewahren können. Wir wollen sehen, was der könig-
liche Gerichtshof darüber denken wird. Was die HH. Mitglieder
des Syndikats betrift, so kommen sie etwas spät, und erst nach-
dem die Jnteressen ihrer Gesellschaft blosgestellt sind, zur Einsicht
von der Nothwendigkeit, den spanischen Finanzmanöuvres ein
Ende zu machen. Da, wo es sich blos von dem Jnteresse des
Publikums handelte, wollte ihnen diese Nothwendigkeit nicht ein-
leuchten. Vielleicht wären Klugheitsmaaßregeln zwekmäßiger und
wirksamer gewesen in einem Augenblike, wo das fehlerhafte Be-
nehmen des Hrn. Aguado bewiesen war, und schon nach der so
klaren Erörterung in der Deputirtenkammer und den Erklärungen
des Hrn. Roy. Dadurch wäre viel Unglük verhütet worden."

Der lezte Messager des Chambres sprach von einem
Gerüchte, daß eine Vermählung oder Verlobung des Fürsten
Eugen von Leuchtenberg, Bruders der Kaiserin von Brasilien,
mit der jungen Prinzessin Maria da Gloria, gewesenen Braut
Don Miguels, im Werke sey.


Jn dem, in unserm gestrigen Blatte erwähnten, am 24 Dec.
bei dem königlichen Gerichtshofe von Paris verhandelten Prozesse
des Journals des Debats machte zuerst der Rath Deherain, als
Verichterstatter, einige allgemeine Betrachtungen über die Freiheit
der Presse, ihre Beschaffenheit und ihre Befugniß, und las darauf
dem Gerichtshofe den angeschuldigten Artikel und das darüber in
erster Jnstanz erfolgte Urtheil vor. Hr. Dupin d. ä. nimmt hier-
auf als Vertheidiger das Wort. Nach einigen Betrachtungen über
den ehrenwerthen Charakter seines Klienten, über dessen Anhäng-
lichkeit an die Familie der Bourbons; über die Leiden, die Hr.
Bertin für diese erduldete, über die monarchischen Gesinnungen
für die derselbe jederzeit gekämpft habe, geht Hr. Dupin auf die
zwei Hauptanklagepunkte über: 1) Die Beleidigung gegen die
Person des Königs und 2) den Angrif gegen die königliche
Würde und das konstitutionelle Ansehen des Königs. Jn Be-
zug auf die Erwägung der ersten Jnstanz über den ersten An-
klagepunkt, die dahin lautet: "daß die Person des Königs
unverlezlich und heilig sey", bemerkt Hr. Dupin: "Allerdings
ist die Person des Königs unverlezlich, ohne alle Zweifel ist
seine Person heilig; heilig an sich selbst und durch die erlauchte
Uebertragung des Königstitels durch das bloße Faktum der Thron-
folge, abgesehen von der eigentlich sogenannten Krönung. Diese

Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchſten Privilegien.
Sonntag Nro. 3. 3 Januar 1830.


Frankreich. (Schreiben aus Paris.)
— Niederlande. (Schreiben aus dem Haag.)
— Deutſchland. (Schreiben aus dem Großherzogthume
Heſſen.)
— Rußland.
— Türkei.
— Beilage Nro. 3. Braſilien.
— Schreiben aus Dresden.
— Türkei.
— Ankündigungen.


[Spaltenumbruch]
Frankreich.

Am 26 Dec. erſchienen zu Paris, wegen des Weihnachtfeſtes,
nur ſehr wenige Journale.

Paris, 26 Dec. Konſol. 5 Proz. 108, 90; 3Proz. 84, 40;
Falconnet 92, 15.

Das Journal du Commerce ſchrieb unterm 24 Dec.:
„Die Urſache des unmäßigen Steigens der beſtändigen ſpaniſchen
Rente war allen vernünftigen Menſchen klar; es war augenſchein-
lich, daß ein mit ſo großem Rechte verſchrienes Staatspapier blos
durch ein verſtelltes Spiel zu ſolchem Anſcheine von Kredit gelan-
gen konnte. Man bemerkte ſeit einigen Tagen in der Nähe des
Parquets ein Jndividuum, das ſich ſtellte mit lauter Stimme be-
trächtliche Käufe zu befehlen, und das Leute, die ſich in ſolchen
Dingen verſtehn, als den Agenten und Genoſſen eines unter der
Deke handelnden Spekulanten anſahen. Geſtern am 23 Dec.
verbreitete ſich beim Schluſſe der Börſe das Gerücht, das Syn-
dikat der Wechſelſenſale habe eine Berathſchlagung gehalten und
am Ende derſelben beſchloſſen, daß vom nächſten 6 Jan. an je-
der Rentenkauf auf Ziel durch ein Depot von 15 Prozent auf
den Kurs garantirt werden müſſe. Das hieße, dieſelben blos auf
50 ſchäzen, während ſie auf 65 ſtanden. Dieſes Gerücht allein ver-
anlaßte ſchon geſtern ein bedeutendes Fallen. Heute hat man die
Gewißheit erhalten, daß die Maaßregel getroffen ſey, und das
Fallen dauerte fort: der Kurs fiel auf 61, und die HH. Wech-
ſelſenſale können alſo in der Folge nur noch für 46 auf Ziel kau-
fen. Der Entſchluß des Syndikats und die daraus hervorgegan-
genen Folgen geben zu ernſten Betrachtungen Anlaß. Das ſchnelle
Fallen der ſpaniſchen Rente beweist gleich Anfangs eine Wahr-
heit, die wir unaufhörlich ausgeſprochen haben, daß nemlich der
Kurs dieſes Staatspapiers außer allem Verhältniſſe mit ſeinem
wahren Werthe ſey. Die Folge dürfte bald lehren, daß der Werth
der beſtändigen Rente wie der aller ſpaniſchen Staatspapiere nur
in der Einbildung beſteht, aus Gründen, die wir hier zuſammen-
ſtellen wollen, weil man uns leider nicht ſchon früher verſtanden
zu haben ſcheint. Spanien hat eine Schuld von 14 Milliarden
Realen, wovon es ſeit 40 Jahren keine Zinſen bezahlt. Spanien
hat keine einzige unter ſeinen Staatsrenten, die nicht von den
Spaniern ſelbſt wenigſtens auf 95 Prozent Verluſt geſchäzt wird.
Spanien ſteht ſeit 1814 jedes Jahr mit mehr als 200 Millionen
Realen unter ſeinen Ausgaben. Spanien hat keinen Real nach
Paris geſchikt, um daſelbſt die Zinſen der Obligationen der könig-
lichen Anleihe und der beſtändigen Renten zu bezahlen. Blos die
Franzoſen und Holländer haben dazu die Fonds geliefert, indem
ſie dafür neue beſtändige Renten annahmen. Spanien hat inzwi-
ſchen heimlicherweiſe auf dem Plaze für 136 Millionen Franken
[Spaltenumbruch] beſtändiger Rente emittirt, ohne irgend einen andern Werth da-
für zurükzuziehen, nachdem es doch öffentlich angekündigt hatte,
daß es nur diejenigen von dieſen Renten emittiren würde, die es
als Tauſch für die königliche Anleihe geben dürfte. So groß iſt
der augenſcheinliche Fallſtrik, ſo groß der unverſchämte Betrug, vor
dem alle unſre Bemühungen ſeit ſieben Jahren unſre Landsleute
nicht haben bewahren können. Wir wollen ſehen, was der könig-
liche Gerichtshof darüber denken wird. Was die HH. Mitglieder
des Syndikats betrift, ſo kommen ſie etwas ſpät, und erſt nach-
dem die Jntereſſen ihrer Geſellſchaft blosgeſtellt ſind, zur Einſicht
von der Nothwendigkeit, den ſpaniſchen Finanzmanöuvres ein
Ende zu machen. Da, wo es ſich blos von dem Jntereſſe des
Publikums handelte, wollte ihnen dieſe Nothwendigkeit nicht ein-
leuchten. Vielleicht wären Klugheitsmaaßregeln zwekmäßiger und
wirkſamer geweſen in einem Augenblike, wo das fehlerhafte Be-
nehmen des Hrn. Aguado bewieſen war, und ſchon nach der ſo
klaren Erörterung in der Deputirtenkammer und den Erklärungen
des Hrn. Roy. Dadurch wäre viel Unglük verhütet worden.“

Der lezte Meſſager des Chambres ſprach von einem
Gerüchte, daß eine Vermählung oder Verlobung des Fürſten
Eugen von Leuchtenberg, Bruders der Kaiſerin von Braſilien,
mit der jungen Prinzeſſin Maria da Gloria, geweſenen Braut
Don Miguels, im Werke ſey.


Jn dem, in unſerm geſtrigen Blatte erwähnten, am 24 Dec.
bei dem königlichen Gerichtshofe von Paris verhandelten Prozeſſe
des Journals des Debats machte zuerſt der Rath Deherain, als
Verichterſtatter, einige allgemeine Betrachtungen über die Freiheit
der Preſſe, ihre Beſchaffenheit und ihre Befugniß, und las darauf
dem Gerichtshofe den angeſchuldigten Artikel und das darüber in
erſter Jnſtanz erfolgte Urtheil vor. Hr. Dupin d. ä. nimmt hier-
auf als Vertheidiger das Wort. Nach einigen Betrachtungen über
den ehrenwerthen Charakter ſeines Klienten, über deſſen Anhäng-
lichkeit an die Familie der Bourbons; über die Leiden, die Hr.
Bertin für dieſe erduldete, über die monarchiſchen Geſinnungen
für die derſelbe jederzeit gekämpft habe, geht Hr. Dupin auf die
zwei Hauptanklagepunkte über: 1) Die Beleidigung gegen die
Perſon des Königs und 2) den Angrif gegen die königliche
Würde und das konſtitutionelle Anſehen des Königs. Jn Be-
zug auf die Erwägung der erſten Jnſtanz über den erſten An-
klagepunkt, die dahin lautet: „daß die Perſon des Königs
unverlezlich und heilig ſey“, bemerkt Hr. Dupin: „Allerdings
iſt die Perſon des Königs unverlezlich, ohne alle Zweifel iſt
ſeine Perſon heilig; heilig an ſich ſelbſt und durch die erlauchte
Uebertragung des Königstitels durch das bloße Faktum der Thron-
folge, abgeſehen von der eigentlich ſogenannten Krönung. Dieſe

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[0001] Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchſten Privilegien. Sonntag Nro. 3. 3 Januar 1830. Frankreich. (Schreiben aus Paris.) — Niederlande. (Schreiben aus dem Haag.) — Deutſchland. (Schreiben aus dem Großherzogthume Heſſen.) — Rußland. — Türkei. — Beilage Nro. 3. Braſilien. — Schreiben aus Dresden. — Türkei. — Ankündigungen. Frankreich. Am 26 Dec. erſchienen zu Paris, wegen des Weihnachtfeſtes, nur ſehr wenige Journale. Paris, 26 Dec. Konſol. 5 Proz. 108, 90; 3Proz. 84, 40; Falconnet 92, 15. Das Journal du Commerce ſchrieb unterm 24 Dec.: „Die Urſache des unmäßigen Steigens der beſtändigen ſpaniſchen Rente war allen vernünftigen Menſchen klar; es war augenſchein- lich, daß ein mit ſo großem Rechte verſchrienes Staatspapier blos durch ein verſtelltes Spiel zu ſolchem Anſcheine von Kredit gelan- gen konnte. Man bemerkte ſeit einigen Tagen in der Nähe des Parquets ein Jndividuum, das ſich ſtellte mit lauter Stimme be- trächtliche Käufe zu befehlen, und das Leute, die ſich in ſolchen Dingen verſtehn, als den Agenten und Genoſſen eines unter der Deke handelnden Spekulanten anſahen. Geſtern am 23 Dec. verbreitete ſich beim Schluſſe der Börſe das Gerücht, das Syn- dikat der Wechſelſenſale habe eine Berathſchlagung gehalten und am Ende derſelben beſchloſſen, daß vom nächſten 6 Jan. an je- der Rentenkauf auf Ziel durch ein Depot von 15 Prozent auf den Kurs garantirt werden müſſe. Das hieße, dieſelben blos auf 50 ſchäzen, während ſie auf 65 ſtanden. Dieſes Gerücht allein ver- anlaßte ſchon geſtern ein bedeutendes Fallen. Heute hat man die Gewißheit erhalten, daß die Maaßregel getroffen ſey, und das Fallen dauerte fort: der Kurs fiel auf 61, und die HH. Wech- ſelſenſale können alſo in der Folge nur noch für 46 auf Ziel kau- fen. Der Entſchluß des Syndikats und die daraus hervorgegan- genen Folgen geben zu ernſten Betrachtungen Anlaß. Das ſchnelle Fallen der ſpaniſchen Rente beweist gleich Anfangs eine Wahr- heit, die wir unaufhörlich ausgeſprochen haben, daß nemlich der Kurs dieſes Staatspapiers außer allem Verhältniſſe mit ſeinem wahren Werthe ſey. Die Folge dürfte bald lehren, daß der Werth der beſtändigen Rente wie der aller ſpaniſchen Staatspapiere nur in der Einbildung beſteht, aus Gründen, die wir hier zuſammen- ſtellen wollen, weil man uns leider nicht ſchon früher verſtanden zu haben ſcheint. Spanien hat eine Schuld von 14 Milliarden Realen, wovon es ſeit 40 Jahren keine Zinſen bezahlt. Spanien hat keine einzige unter ſeinen Staatsrenten, die nicht von den Spaniern ſelbſt wenigſtens auf 95 Prozent Verluſt geſchäzt wird. Spanien ſteht ſeit 1814 jedes Jahr mit mehr als 200 Millionen Realen unter ſeinen Ausgaben. Spanien hat keinen Real nach Paris geſchikt, um daſelbſt die Zinſen der Obligationen der könig- lichen Anleihe und der beſtändigen Renten zu bezahlen. Blos die Franzoſen und Holländer haben dazu die Fonds geliefert, indem ſie dafür neue beſtändige Renten annahmen. Spanien hat inzwi- ſchen heimlicherweiſe auf dem Plaze für 136 Millionen Franken beſtändiger Rente emittirt, ohne irgend einen andern Werth da- für zurükzuziehen, nachdem es doch öffentlich angekündigt hatte, daß es nur diejenigen von dieſen Renten emittiren würde, die es als Tauſch für die königliche Anleihe geben dürfte. So groß iſt der augenſcheinliche Fallſtrik, ſo groß der unverſchämte Betrug, vor dem alle unſre Bemühungen ſeit ſieben Jahren unſre Landsleute nicht haben bewahren können. Wir wollen ſehen, was der könig- liche Gerichtshof darüber denken wird. Was die HH. Mitglieder des Syndikats betrift, ſo kommen ſie etwas ſpät, und erſt nach- dem die Jntereſſen ihrer Geſellſchaft blosgeſtellt ſind, zur Einſicht von der Nothwendigkeit, den ſpaniſchen Finanzmanöuvres ein Ende zu machen. Da, wo es ſich blos von dem Jntereſſe des Publikums handelte, wollte ihnen dieſe Nothwendigkeit nicht ein- leuchten. Vielleicht wären Klugheitsmaaßregeln zwekmäßiger und wirkſamer geweſen in einem Augenblike, wo das fehlerhafte Be- nehmen des Hrn. Aguado bewieſen war, und ſchon nach der ſo klaren Erörterung in der Deputirtenkammer und den Erklärungen des Hrn. Roy. Dadurch wäre viel Unglük verhütet worden.“ Der lezte Meſſager des Chambres ſprach von einem Gerüchte, daß eine Vermählung oder Verlobung des Fürſten Eugen von Leuchtenberg, Bruders der Kaiſerin von Braſilien, mit der jungen Prinzeſſin Maria da Gloria, geweſenen Braut Don Miguels, im Werke ſey. Jn dem, in unſerm geſtrigen Blatte erwähnten, am 24 Dec. bei dem königlichen Gerichtshofe von Paris verhandelten Prozeſſe des Journals des Debats machte zuerſt der Rath Deherain, als Verichterſtatter, einige allgemeine Betrachtungen über die Freiheit der Preſſe, ihre Beſchaffenheit und ihre Befugniß, und las darauf dem Gerichtshofe den angeſchuldigten Artikel und das darüber in erſter Jnſtanz erfolgte Urtheil vor. Hr. Dupin d. ä. nimmt hier- auf als Vertheidiger das Wort. Nach einigen Betrachtungen über den ehrenwerthen Charakter ſeines Klienten, über deſſen Anhäng- lichkeit an die Familie der Bourbons; über die Leiden, die Hr. Bertin für dieſe erduldete, über die monarchiſchen Geſinnungen für die derſelbe jederzeit gekämpft habe, geht Hr. Dupin auf die zwei Hauptanklagepunkte über: 1) Die Beleidigung gegen die Perſon des Königs und 2) den Angrif gegen die königliche Würde und das konſtitutionelle Anſehen des Königs. Jn Be- zug auf die Erwägung der erſten Jnſtanz über den erſten An- klagepunkt, die dahin lautet: „daß die Perſon des Königs unverlezlich und heilig ſey“, bemerkt Hr. Dupin: „Allerdings iſt die Perſon des Königs unverlezlich, ohne alle Zweifel iſt ſeine Perſon heilig; heilig an ſich ſelbſt und durch die erlauchte Uebertragung des Königstitels durch das bloße Faktum der Thron- folge, abgeſehen von der eigentlich ſogenannten Krönung. Dieſe

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 3, 3. Januar 1830, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine03_1830/1>, abgerufen am 21.11.2024.