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Allgemeine Zeitung, Nr. 5, 5. Januar 1830.

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Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag Nro. 5. 5 Januar 1830.


Portugal. (Brief.) --
Spanien. (Brief.)
-- Frankreich. (Prozeß des Journal des Debats. Brief.)
-- Deutschland.
-- Rußland.
-- Oestreich. (Schreiben aus Wien.)
-- Beilage Nro. 5. Der Wollhandel.
-- Cirkular zu Braunschweig.
-- Briefe aus Dresden und
Frankfurt.
-- Ankündigungen.
-- Außerordentliche Beilage Nro. 1. Betrag der von Frankreich im preußischen Kriege aus den okkupir-
ten Ländern bezogenen Summen.
-- Ankündigungen.


[Spaltenumbruch]
Portugal.

Während die überspannten Migueli-
sten versichern, daß die Anerkennung Don Miguels durch Frank-
reich und England ganz nahe sey, steigt die Unzufriedenheit auf
einen Grad, daß man glaubt, sie werde im Monat Januar
ernste Ereignisse herbeiführen. Die große Unordnung in den Fi-
nanzen und das öffentliche Elend erweken große Besorgnisse.
Man versichert, die Arbeiter im Arsenal hätten neuerdings eine
Deputation an Don Miguel abgeschikt, um ihn an seine bis jezt
unerfüllt gebliebenen Versprechungen zu mahnen. Zu gutem Glük
ist das Volk sanft und geduldig und bükt sich vor jedem Titel
und jedem gestikten Kleide. Auch glaubt man, daß die Polizei
durch geheime Umtriebe die Haupttriebfedern zu entdeken sucht,
und die Schritte dieser Arbeiter als aufrührerisch betrachten wird.
Auch zu Coimbra haben sich wie zu Elvas Symptome von Un-
ruhen gezeigt. Eine ganze Kompagnie des 8ten Bataillons Jä-
ger, die im Verdachte stand desertiren zu wollen, ward entwafnet
und bewacht. Diese Neigung zur Desertion herrscht auch unter
den Truppen der Hauptstadt, deren Stimmung sich immer mehr
verschlimmert. Die Soldaten haben kein Vertrauen in ihre ge-
genwärtigen Chefs, und vermissen ihre alten Offiziere, die mei-
stens unter den Ausgewanderten, auf der Flucht oder in den
Gefängnissen sind. Ueber Madeira beobachtet man ein tiefes
Schweigen. So viel weiß man, daß Anarchie daselbst herrscht
und das Ansehen Don Miguels nicht besonders in Achtung steht.
Man sagt neuerdings, der Gouverneur habe sich aus Furcht für
sein Leben an Bord eines Schifs begeben. Er verlangt dringend
Verstärknngen, aber die Regierung ist nicht im Stande ihm diese
hinreichend zu schiken. Es wäre leicht möglich, daß diese Lage ei-
nen Versuch der zahlreichen Flüchtlinge veranlaßte sich dieser Jn-
sel zu bemächtigen. Die Korvette Lealtade soll heute auslaufen,
um die Einfahrt in den Tajo zu beobachten. Zu ähnlicher Be-
stimmung soll die Brigg Providencia nach der Mündung des
Douro unter Segel gehen.

Spanien.

Gestern wohnten die Souveraine einem
Stiergefechte bei, zu dem eine Menge vornehmer Personen einge-
laden war. Das Publikum hatte sich in Masse hinzugedrängt, um
den Anblik des Hofs zu genießen; es ward aber nicht in den Cir-
kus gelassen. Da der Plaz viele Leute faßt, so war der Hof iso-
lirt und der Anblik traurig. Der König, der mehr Lebendigkeit
liebt, befahl dem Corregidor, Jedermann frei einzulassen. Die
zur Vollziehung dieses Befehls von ihm abgeschikten Leute spran-
gen eilig hinaus, und da das Volk nun irgend eine Gewaltsam-
[Spaltenumbruch] keit vermuthete, so floh Alles. Endlich nach langem Rennen
klärte sich das Mißverständniß auf. -- Der Plan des Ritters
v. Medici zur Verbesserung unserer Finanzen soll darin bestehen,
die Schuld auf 40 Prozent zu reduziren. Dazu bedarf es keiner
großen Anstrengung von Genie. Die Feinde aller Neuerungen in
Finanzsachen schreien gegen diesen Plan, und sagen, das gegen-
wärtige System sey besser als das neapolitanische, und selbst so gut
als das französische. Die Aufgeklärten wissen wohl, daß große
Unordnung in den Finanzen herrscht, und daß das angenommene
System, sich blos mit dem laufenden Dienste zu beschäftigen, ohne
an die rükständige Schuld zu denken, das bedenklichste für den
Staatskredit ist. Sie wissen aber auch, daß diese Unordnung de-
nen, die verwalten, nöthig ist. Sollte man selbst auf den Rath
des Hrn. v. Medici ein System der Ordnung und der Sparsam-
keit versuchen, so würde die Macht der Gewohnheit doch bald wie-
der die Oberhand erhalten. Hr. v. Villela sagte zum Könige:
Sire, sprechen Sie oft von der Amuestie, aber gewähren sie dieselbe
niemals. Es scheint dieser Rath werde auch jezt wieder, troz Al-
lem was man gesagt hat, befolgt. Die apostolische Partei ist,
seitdem sie eine Stüze an dem Ministerium in Frankreich bekom-
men hat, einflußreicher als jemals. Doch sollen einige Personen
die Erlaubniß zur Rükkehr erhalten haben, namentlich der Arzt
Truxillo, der Bischof Vallejo von Majorca und die Mitglieder
der Munizipalität von Madrid. Sie mußten aber gewisse Ver-
pflichtungen unterzeichnen, von denen Andere kaum sprechen hö-
ren möchten.

Frankreich.

Konsol. 5Proz. 108, 45; 3Proz. 84, 10;
Falconnet 91, 75.

Die Gazette de France erklärt Folgendes für Tageslügen:

"Der Courrier francais: Nachdem die Gazette daran erin-
nert hatte, daß die Strafgeseze nicht unzureichend wären, weil die
auf das Vergehn gesezte Strafe sehr streng sey, sezt das ministe-
rielle Journal hinzu, man müsse demnach die Ursache der Preß-
frechheit anderwärts suchen, und es glaube, daß in dieser Bezie-
hung die legislative Erziehung in Frankreich täglich neue Fort-
schritte mache. Der Sinn dieser Aeußerung ist nun folgender:
das Repressivsystem ist unzureichend, da die strengen Strafen die
Gerichtshöfe nicht hindern, die Journale freizusprechen; man muß
daher auf das Präventivsystem, auf die Censur zurükkommen, und
in dieser Beziehung dürfte der Veschluß des königlichen Gerichts-
hofs als Element zur Verbesserung der Gesezgebung dienen, und
die legislative Erziehung im Sinne der Gazette bilden. Der hier
analysirte Artikel ist daher ganz einfach ein Aufruf zur Censur


Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchſten Privilegien.
Dienſtag Nro. 5. 5 Januar 1830.


Portugal. (Brief.) —
Spanien. (Brief.)
— Frankreich. (Prozeß des Journal des Debats. Brief.)
— Deutſchland.
— Rußland.
— Oeſtreich. (Schreiben aus Wien.)
— Beilage Nro. 5. Der Wollhandel.
— Cirkular zu Braunſchweig.
— Briefe aus Dresden und
Frankfurt.
— Ankündigungen.
— Außerordentliche Beilage Nro. 1. Betrag der von Frankreich im preußiſchen Kriege aus den okkupir-
ten Ländern bezogenen Summen.
— Ankündigungen.


[Spaltenumbruch]
Portugal.

Während die überſpannten Migueli-
ſten verſichern, daß die Anerkennung Don Miguels durch Frank-
reich und England ganz nahe ſey, ſteigt die Unzufriedenheit auf
einen Grad, daß man glaubt, ſie werde im Monat Januar
ernſte Ereigniſſe herbeiführen. Die große Unordnung in den Fi-
nanzen und das öffentliche Elend erweken große Beſorgniſſe.
Man verſichert, die Arbeiter im Arſenal hätten neuerdings eine
Deputation an Don Miguel abgeſchikt, um ihn an ſeine bis jezt
unerfüllt gebliebenen Verſprechungen zu mahnen. Zu gutem Glük
iſt das Volk ſanft und geduldig und bükt ſich vor jedem Titel
und jedem geſtikten Kleide. Auch glaubt man, daß die Polizei
durch geheime Umtriebe die Haupttriebfedern zu entdeken ſucht,
und die Schritte dieſer Arbeiter als aufrühreriſch betrachten wird.
Auch zu Coimbra haben ſich wie zu Elvas Symptome von Un-
ruhen gezeigt. Eine ganze Kompagnie des 8ten Bataillons Jä-
ger, die im Verdachte ſtand deſertiren zu wollen, ward entwafnet
und bewacht. Dieſe Neigung zur Deſertion herrſcht auch unter
den Truppen der Hauptſtadt, deren Stimmung ſich immer mehr
verſchlimmert. Die Soldaten haben kein Vertrauen in ihre ge-
genwärtigen Chefs, und vermiſſen ihre alten Offiziere, die mei-
ſtens unter den Ausgewanderten, auf der Flucht oder in den
Gefängniſſen ſind. Ueber Madeira beobachtet man ein tiefes
Schweigen. So viel weiß man, daß Anarchie daſelbſt herrſcht
und das Anſehen Don Miguels nicht beſonders in Achtung ſteht.
Man ſagt neuerdings, der Gouverneur habe ſich aus Furcht für
ſein Leben an Bord eines Schifs begeben. Er verlangt dringend
Verſtärknngen, aber die Regierung iſt nicht im Stande ihm dieſe
hinreichend zu ſchiken. Es wäre leicht möglich, daß dieſe Lage ei-
nen Verſuch der zahlreichen Flüchtlinge veranlaßte ſich dieſer Jn-
ſel zu bemächtigen. Die Korvette Lealtade ſoll heute auslaufen,
um die Einfahrt in den Tajo zu beobachten. Zu ähnlicher Be-
ſtimmung ſoll die Brigg Providencia nach der Mündung des
Douro unter Segel gehen.

Spanien.

Geſtern wohnten die Souveraine einem
Stiergefechte bei, zu dem eine Menge vornehmer Perſonen einge-
laden war. Das Publikum hatte ſich in Maſſe hinzugedrängt, um
den Anblik des Hofs zu genießen; es ward aber nicht in den Cir-
kus gelaſſen. Da der Plaz viele Leute faßt, ſo war der Hof iſo-
lirt und der Anblik traurig. Der König, der mehr Lebendigkeit
liebt, befahl dem Corregidor, Jedermann frei einzulaſſen. Die
zur Vollziehung dieſes Befehls von ihm abgeſchikten Leute ſpran-
gen eilig hinaus, und da das Volk nun irgend eine Gewaltſam-
[Spaltenumbruch] keit vermuthete, ſo floh Alles. Endlich nach langem Rennen
klärte ſich das Mißverſtändniß auf. — Der Plan des Ritters
v. Medici zur Verbeſſerung unſerer Finanzen ſoll darin beſtehen,
die Schuld auf 40 Prozent zu reduziren. Dazu bedarf es keiner
großen Anſtrengung von Genie. Die Feinde aller Neuerungen in
Finanzſachen ſchreien gegen dieſen Plan, und ſagen, das gegen-
wärtige Syſtem ſey beſſer als das neapolitaniſche, und ſelbſt ſo gut
als das franzöſiſche. Die Aufgeklärten wiſſen wohl, daß große
Unordnung in den Finanzen herrſcht, und daß das angenommene
Syſtem, ſich blos mit dem laufenden Dienſte zu beſchäftigen, ohne
an die rükſtändige Schuld zu denken, das bedenklichſte für den
Staatskredit iſt. Sie wiſſen aber auch, daß dieſe Unordnung de-
nen, die verwalten, nöthig iſt. Sollte man ſelbſt auf den Rath
des Hrn. v. Medici ein Syſtem der Ordnung und der Sparſam-
keit verſuchen, ſo würde die Macht der Gewohnheit doch bald wie-
der die Oberhand erhalten. Hr. v. Villela ſagte zum Könige:
Sire, ſprechen Sie oft von der Amueſtie, aber gewähren ſie dieſelbe
niemals. Es ſcheint dieſer Rath werde auch jezt wieder, troz Al-
lem was man geſagt hat, befolgt. Die apoſtoliſche Partei iſt,
ſeitdem ſie eine Stüze an dem Miniſterium in Frankreich bekom-
men hat, einflußreicher als jemals. Doch ſollen einige Perſonen
die Erlaubniß zur Rükkehr erhalten haben, namentlich der Arzt
Truxillo, der Biſchof Vallejo von Majorca und die Mitglieder
der Munizipalität von Madrid. Sie mußten aber gewiſſe Ver-
pflichtungen unterzeichnen, von denen Andere kaum ſprechen hö-
ren möchten.

Frankreich.

Konſol. 5Proz. 108, 45; 3Proz. 84, 10;
Falconnet 91, 75.

Die Gazette de France erklärt Folgendes für Tageslügen:

„Der Courrier français: Nachdem die Gazette daran erin-
nert hatte, daß die Strafgeſeze nicht unzureichend wären, weil die
auf das Vergehn geſezte Strafe ſehr ſtreng ſey, ſezt das miniſte-
rielle Journal hinzu, man müſſe demnach die Urſache der Preß-
frechheit anderwärts ſuchen, und es glaube, daß in dieſer Bezie-
hung die legislative Erziehung in Frankreich täglich neue Fort-
ſchritte mache. Der Sinn dieſer Aeußerung iſt nun folgender:
das Repreſſivſyſtem iſt unzureichend, da die ſtrengen Strafen die
Gerichtshöfe nicht hindern, die Journale freizuſprechen; man muß
daher auf das Präventivſyſtem, auf die Cenſur zurükkommen, und
in dieſer Beziehung dürfte der Veſchluß des königlichen Gerichts-
hofs als Element zur Verbeſſerung der Geſezgebung dienen, und
die legislative Erziehung im Sinne der Gazette bilden. Der hier
analyſirte Artikel iſt daher ganz einfach ein Aufruf zur Cenſur

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[0001] Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchſten Privilegien. Dienſtag Nro. 5. 5 Januar 1830. Portugal. (Brief.) — Spanien. (Brief.) — Frankreich. (Prozeß des Journal des Debats. Brief.) — Deutſchland. — Rußland. — Oeſtreich. (Schreiben aus Wien.) — Beilage Nro. 5. Der Wollhandel. — Cirkular zu Braunſchweig. — Briefe aus Dresden und Frankfurt. — Ankündigungen. — Außerordentliche Beilage Nro. 1. Betrag der von Frankreich im preußiſchen Kriege aus den okkupir- ten Ländern bezogenen Summen. — Ankündigungen. Portugal. * Liſſabon, 12 Dec. Während die überſpannten Migueli- ſten verſichern, daß die Anerkennung Don Miguels durch Frank- reich und England ganz nahe ſey, ſteigt die Unzufriedenheit auf einen Grad, daß man glaubt, ſie werde im Monat Januar ernſte Ereigniſſe herbeiführen. Die große Unordnung in den Fi- nanzen und das öffentliche Elend erweken große Beſorgniſſe. Man verſichert, die Arbeiter im Arſenal hätten neuerdings eine Deputation an Don Miguel abgeſchikt, um ihn an ſeine bis jezt unerfüllt gebliebenen Verſprechungen zu mahnen. Zu gutem Glük iſt das Volk ſanft und geduldig und bükt ſich vor jedem Titel und jedem geſtikten Kleide. Auch glaubt man, daß die Polizei durch geheime Umtriebe die Haupttriebfedern zu entdeken ſucht, und die Schritte dieſer Arbeiter als aufrühreriſch betrachten wird. Auch zu Coimbra haben ſich wie zu Elvas Symptome von Un- ruhen gezeigt. Eine ganze Kompagnie des 8ten Bataillons Jä- ger, die im Verdachte ſtand deſertiren zu wollen, ward entwafnet und bewacht. Dieſe Neigung zur Deſertion herrſcht auch unter den Truppen der Hauptſtadt, deren Stimmung ſich immer mehr verſchlimmert. Die Soldaten haben kein Vertrauen in ihre ge- genwärtigen Chefs, und vermiſſen ihre alten Offiziere, die mei- ſtens unter den Ausgewanderten, auf der Flucht oder in den Gefängniſſen ſind. Ueber Madeira beobachtet man ein tiefes Schweigen. So viel weiß man, daß Anarchie daſelbſt herrſcht und das Anſehen Don Miguels nicht beſonders in Achtung ſteht. Man ſagt neuerdings, der Gouverneur habe ſich aus Furcht für ſein Leben an Bord eines Schifs begeben. Er verlangt dringend Verſtärknngen, aber die Regierung iſt nicht im Stande ihm dieſe hinreichend zu ſchiken. Es wäre leicht möglich, daß dieſe Lage ei- nen Verſuch der zahlreichen Flüchtlinge veranlaßte ſich dieſer Jn- ſel zu bemächtigen. Die Korvette Lealtade ſoll heute auslaufen, um die Einfahrt in den Tajo zu beobachten. Zu ähnlicher Be- ſtimmung ſoll die Brigg Providencia nach der Mündung des Douro unter Segel gehen. Spanien. * Madrid, 17 Dec. Geſtern wohnten die Souveraine einem Stiergefechte bei, zu dem eine Menge vornehmer Perſonen einge- laden war. Das Publikum hatte ſich in Maſſe hinzugedrängt, um den Anblik des Hofs zu genießen; es ward aber nicht in den Cir- kus gelaſſen. Da der Plaz viele Leute faßt, ſo war der Hof iſo- lirt und der Anblik traurig. Der König, der mehr Lebendigkeit liebt, befahl dem Corregidor, Jedermann frei einzulaſſen. Die zur Vollziehung dieſes Befehls von ihm abgeſchikten Leute ſpran- gen eilig hinaus, und da das Volk nun irgend eine Gewaltſam- keit vermuthete, ſo floh Alles. Endlich nach langem Rennen klärte ſich das Mißverſtändniß auf. — Der Plan des Ritters v. Medici zur Verbeſſerung unſerer Finanzen ſoll darin beſtehen, die Schuld auf 40 Prozent zu reduziren. Dazu bedarf es keiner großen Anſtrengung von Genie. Die Feinde aller Neuerungen in Finanzſachen ſchreien gegen dieſen Plan, und ſagen, das gegen- wärtige Syſtem ſey beſſer als das neapolitaniſche, und ſelbſt ſo gut als das franzöſiſche. Die Aufgeklärten wiſſen wohl, daß große Unordnung in den Finanzen herrſcht, und daß das angenommene Syſtem, ſich blos mit dem laufenden Dienſte zu beſchäftigen, ohne an die rükſtändige Schuld zu denken, das bedenklichſte für den Staatskredit iſt. Sie wiſſen aber auch, daß dieſe Unordnung de- nen, die verwalten, nöthig iſt. Sollte man ſelbſt auf den Rath des Hrn. v. Medici ein Syſtem der Ordnung und der Sparſam- keit verſuchen, ſo würde die Macht der Gewohnheit doch bald wie- der die Oberhand erhalten. Hr. v. Villela ſagte zum Könige: Sire, ſprechen Sie oft von der Amueſtie, aber gewähren ſie dieſelbe niemals. Es ſcheint dieſer Rath werde auch jezt wieder, troz Al- lem was man geſagt hat, befolgt. Die apoſtoliſche Partei iſt, ſeitdem ſie eine Stüze an dem Miniſterium in Frankreich bekom- men hat, einflußreicher als jemals. Doch ſollen einige Perſonen die Erlaubniß zur Rükkehr erhalten haben, namentlich der Arzt Truxillo, der Biſchof Vallejo von Majorca und die Mitglieder der Munizipalität von Madrid. Sie mußten aber gewiſſe Ver- pflichtungen unterzeichnen, von denen Andere kaum ſprechen hö- ren möchten. Frankreich. Paris, 28 Dec. Konſol. 5Proz. 108, 45; 3Proz. 84, 10; Falconnet 91, 75. Die Gazette de France erklärt Folgendes für Tageslügen: „Der Courrier français: Nachdem die Gazette daran erin- nert hatte, daß die Strafgeſeze nicht unzureichend wären, weil die auf das Vergehn geſezte Strafe ſehr ſtreng ſey, ſezt das miniſte- rielle Journal hinzu, man müſſe demnach die Urſache der Preß- frechheit anderwärts ſuchen, und es glaube, daß in dieſer Bezie- hung die legislative Erziehung in Frankreich täglich neue Fort- ſchritte mache. Der Sinn dieſer Aeußerung iſt nun folgender: das Repreſſivſyſtem iſt unzureichend, da die ſtrengen Strafen die Gerichtshöfe nicht hindern, die Journale freizuſprechen; man muß daher auf das Präventivſyſtem, auf die Cenſur zurükkommen, und in dieſer Beziehung dürfte der Veſchluß des königlichen Gerichts- hofs als Element zur Verbeſſerung der Geſezgebung dienen, und die legislative Erziehung im Sinne der Gazette bilden. Der hier analyſirte Artikel iſt daher ganz einfach ein Aufruf zur Cenſur

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-02-11T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 5, 5. Januar 1830, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine05_1830/1>, abgerufen am 21.11.2024.