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Allgemeine Zeitung, Nr. 8, 8. Januar 1830.

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[Spaltenumbruch] Jun. des verflossenen Jahres ein mit besondern Begünstigungen
versehenes ausschließendes Privilegium auf 50 Jahre für die Aus-
führung einer neuen Eisenbahn zwischen der Donau und dem
Gmundersee, von Linz nach Gmunden in Oberöstreich, erhalten
hat, welches Privilegium, seinem ganzen Inhalte nach, durch
die Wiener Zeitung vom 15 Sept. 1829 öffentlich bekannt ge-
macht worden ist, befindet sich seit einigen Tagen in unserer
Hauptstadt, wohin er in der Absicht gereist ist, sich mit dem
königl. Oberstbergrath Hrn. Ritter v. Baader über verschiedene
bei seiner Anlage anzubringende Verbesserungen zu berathen. Es
ist dis bereits die dritte Eisenbahn, welche seit fünf Jahren in
dem östreichischen Kaiserstaate durch Privatgesellschaften auf Ak-
tien unternommen wird. Diese leztere zeichnet sich aber vor al-
len frühern Unternehmungen dieser Art sowol durch das günstige
Terrain, welches auf einer durchaus ebenen und fast ganz wage-
rechten Fläche die möglich geringsten Schwierigkeiten darbietet,
als durch die Sicherheit eines sehr bedeutenden und lebhaften
Verkehrs auf die vortheilhafteste Art aus, indem nicht nur alles
Salz für die ganze östreichische Monarchie von den k. k. Salinen
zu Ischl und Ebensee auf dieser Bahn bis an die Donau trans-
portirt werden, sondern überdis noch ein sehr ansehnlicher Trans-
port von Kaufmannsgütern, von Getreide und besonders von
Braunkohlen von Wolfsegg, wie auch von Holz und verschiedenen
andern Produkten auf derselben statt finden wird. Nach den ge-
nauesten Berechnungen aller Auslagen und der bei einer gegen
den bisherigen Transport auf den Landstraßen und auf dem Traun-
flusse merklich herabgesezten Fracht, wird das auf die Herstel-
lung dieser Eisenbahn zu verwendende Kapital sich wenigstens zu
25 Proz. verzinsen; und man darf daher ungescheut behaupten,
daß dieses Werk nicht nur in staatswirthschaftlicher Hinsicht zu
den nüzlichsten, sondern auch zu den vortheilhaftesten und einträg-
lichsten Unternehmungen für die Theilnehmer gehört. Da die
ganze geometrische Aufnahme und Nivellirung der Bahnlinie von
Linz bis Lambach bereits vollendet ist, die nöthigen Erdarbeiten
ausgeführt sind, und der größte Theil der für die Bahn erfor-
derlichen Materialien schon in den Lagerstätten zu Neubau und zu
Gmunden sich vorräthig befindet, wie durch eine amtliche Unter-
suchung von den k. k. Distriktskommissariaten Traun und Wels,
welche am 21 Dec. des verflossenen Jahres vorgenommen wurde,
bestätigt ist, so darf man sich der Hofnung überlassen, daß diese
ganze Bahn noch im Laufe des gegenwärtigen Jahres hergestellt,
theilweise aber schon früher zu befahren seyn werde, und daß
sohin die Theilnehmer noch vor der Entrichtung der lezten Quo-
ten ihrer Aktien schon ihre Prozente beziehen können.

Türkei.

(Aus einem Handelsschreiben.)
Unsere Geschäfte befinden sich in sehr leidendem Zustande; das
Schlimmste ist, daß vor den neuen Ueberschwemmungen des Nils
keine Aussicht zu einer Besserung vorhanden ist. Der Pascha hat die
Ausfuhr des Getreides vor der Hand verboten, und den Preis der
Bohnen auf 41/2 spanische Thaler festgesezt, was fast auch einem Aus-
fuhrverbote gleich ist. Hiezu kommt, daß unsere weisen Staatsmän-
ner den Leinsamenbau auf Unkosten der Baumwollenpflanzung be-
fördern. Wir haben seit ungefähr zwei Wochen einen franzö-
sischen außerordentlichen Geschäftsträger hier; er ist ein Aide de
Camp des Generals Guilleminot, kam aber an Bord der Eclipse
von Toulon. Man sagt, der Zwek seiner Sendung stehe in ge-
[Spaltenumbruch] nauer Verbindung mit dem, durch den französischen Generalkonsul
Drovetti dem Großherrn unter französischem Einflusse vorgeschla-
genen Projekte, dem Pascha von Aegypten den Auftrag zu geben,
die Barbaresken-Staaten mittelst seiner disziplinirten Truppen der
Pforte unmittelbar zu unterwerfen, wodurch zugleich der Neben-
Zwek erreicht würde, Frankreich von seiner lästigen Stellung ge-
gen Algier zu befreien. Ob der Großherr es nicht zu bereuen
haben würde, wenn er in diesen Plan eingehend, dem Pascha von
Aegypten einen so bedeutenden Zuwachs von Macht verschafte,
während derselbe ohnehin schon eine so drohende Stellung gegen
die Pforte behauptet, ist eine Frage, die nur durch die Zeit ge-
löst werden kan. -- In Suez wird dieser Tage ein englisches
Dampfboot mit Passagieren und Depeschen aus Ostindien erwar-
tet; der erste Versuch dieser Art auf dem rothen Meere. Wenn
derselbe glükt, wird sich über Aegypten eine neue Verbindungs-
linie eröfnen, die für dis Land sehr nüzlich werden kan. Ein
Kourier mit Depeschen zur Beförderung nach Ostindien durch
jenes Dampfboot kam in 16 Tagen über Triest auf dem spani-
schen Kauffahrer Eugenia hier an, und heute ankerte in unserm
Hafen ein englisches Kriegsschif, welches die Reisenden und De-
peschen jenes Dampfboots nach Corfu überführen soll.

[Tabelle]
[irrelevantes Material]

[Spaltenumbruch] Jun. des verfloſſenen Jahres ein mit beſondern Begünſtigungen
verſehenes ausſchließendes Privilegium auf 50 Jahre für die Aus-
führung einer neuen Eiſenbahn zwiſchen der Donau und dem
Gmunderſee, von Linz nach Gmunden in Oberöſtreich, erhalten
hat, welches Privilegium, ſeinem ganzen Inhalte nach, durch
die Wiener Zeitung vom 15 Sept. 1829 öffentlich bekannt ge-
macht worden iſt, befindet ſich ſeit einigen Tagen in unſerer
Hauptſtadt, wohin er in der Abſicht gereist iſt, ſich mit dem
königl. Oberſtbergrath Hrn. Ritter v. Baader über verſchiedene
bei ſeiner Anlage anzubringende Verbeſſerungen zu berathen. Es
iſt dis bereits die dritte Eiſenbahn, welche ſeit fünf Jahren in
dem öſtreichiſchen Kaiſerſtaate durch Privatgeſellſchaften auf Ak-
tien unternommen wird. Dieſe leztere zeichnet ſich aber vor al-
len frühern Unternehmungen dieſer Art ſowol durch das günſtige
Terrain, welches auf einer durchaus ebenen und faſt ganz wage-
rechten Fläche die möglich geringſten Schwierigkeiten darbietet,
als durch die Sicherheit eines ſehr bedeutenden und lebhaften
Verkehrs auf die vortheilhafteſte Art aus, indem nicht nur alles
Salz für die ganze öſtreichiſche Monarchie von den k. k. Salinen
zu Iſchl und Ebenſee auf dieſer Bahn bis an die Donau trans-
portirt werden, ſondern überdis noch ein ſehr anſehnlicher Trans-
port von Kaufmannsgütern, von Getreide und beſonders von
Braunkohlen von Wolfsegg, wie auch von Holz und verſchiedenen
andern Produkten auf derſelben ſtatt finden wird. Nach den ge-
naueſten Berechnungen aller Auslagen und der bei einer gegen
den bisherigen Transport auf den Landſtraßen und auf dem Traun-
fluſſe merklich herabgeſezten Fracht, wird das auf die Herſtel-
lung dieſer Eiſenbahn zu verwendende Kapital ſich wenigſtens zu
25 Proz. verzinſen; und man darf daher ungeſcheut behaupten,
daß dieſes Werk nicht nur in ſtaatswirthſchaftlicher Hinſicht zu
den nüzlichſten, ſondern auch zu den vortheilhafteſten und einträg-
lichſten Unternehmungen für die Theilnehmer gehört. Da die
ganze geometriſche Aufnahme und Nivellirung der Bahnlinie von
Linz bis Lambach bereits vollendet iſt, die nöthigen Erdarbeiten
ausgeführt ſind, und der größte Theil der für die Bahn erfor-
derlichen Materialien ſchon in den Lagerſtätten zu Neubau und zu
Gmunden ſich vorräthig befindet, wie durch eine amtliche Unter-
ſuchung von den k. k. Diſtriktskommiſſariaten Traun und Wels,
welche am 21 Dec. des verfloſſenen Jahres vorgenommen wurde,
beſtätigt iſt, ſo darf man ſich der Hofnung überlaſſen, daß dieſe
ganze Bahn noch im Laufe des gegenwärtigen Jahres hergeſtellt,
theilweiſe aber ſchon früher zu befahren ſeyn werde, und daß
ſohin die Theilnehmer noch vor der Entrichtung der lezten Quo-
ten ihrer Aktien ſchon ihre Prozente beziehen können.

Türkei.

(Aus einem Handelsſchreiben.)
Unſere Geſchäfte befinden ſich in ſehr leidendem Zuſtande; das
Schlimmſte iſt, daß vor den neuen Ueberſchwemmungen des Nils
keine Ausſicht zu einer Beſſerung vorhanden iſt. Der Paſcha hat die
Ausfuhr des Getreides vor der Hand verboten, und den Preis der
Bohnen auf 4½ ſpaniſche Thaler feſtgeſezt, was faſt auch einem Aus-
fuhrverbote gleich iſt. Hiezu kommt, daß unſere weiſen Staatsmän-
ner den Leinſamenbau auf Unkoſten der Baumwollenpflanzung be-
fördern. Wir haben ſeit ungefähr zwei Wochen einen franzö-
ſiſchen außerordentlichen Geſchäftsträger hier; er iſt ein Aide de
Camp des Generals Guilleminot, kam aber an Bord der Eclipſe
von Toulon. Man ſagt, der Zwek ſeiner Sendung ſtehe in ge-
[Spaltenumbruch] nauer Verbindung mit dem, durch den franzöſiſchen Generalkonſul
Drovetti dem Großherrn unter franzöſiſchem Einfluſſe vorgeſchla-
genen Projekte, dem Paſcha von Aegypten den Auftrag zu geben,
die Barbaresken-Staaten mittelſt ſeiner disziplinirten Truppen der
Pforte unmittelbar zu unterwerfen, wodurch zugleich der Neben-
Zwek erreicht würde, Frankreich von ſeiner läſtigen Stellung ge-
gen Algier zu befreien. Ob der Großherr es nicht zu bereuen
haben würde, wenn er in dieſen Plan eingehend, dem Paſcha von
Aegypten einen ſo bedeutenden Zuwachs von Macht verſchafte,
während derſelbe ohnehin ſchon eine ſo drohende Stellung gegen
die Pforte behauptet, iſt eine Frage, die nur durch die Zeit ge-
löst werden kan. — In Suez wird dieſer Tage ein engliſches
Dampfboot mit Paſſagieren und Depeſchen aus Oſtindien erwar-
tet; der erſte Verſuch dieſer Art auf dem rothen Meere. Wenn
derſelbe glükt, wird ſich über Aegypten eine neue Verbindungs-
linie eröfnen, die für dis Land ſehr nüzlich werden kan. Ein
Kourier mit Depeſchen zur Beförderung nach Oſtindien durch
jenes Dampfboot kam in 16 Tagen über Trieſt auf dem ſpani-
ſchen Kauffahrer Eugenia hier an, und heute ankerte in unſerm
Hafen ein engliſches Kriegsſchif, welches die Reiſenden und De-
peſchen jenes Dampfboots nach Corfu überführen ſoll.

[Tabelle]
[irrelevantes Material]
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[31/0007] Jun. des verfloſſenen Jahres ein mit beſondern Begünſtigungen verſehenes ausſchließendes Privilegium auf 50 Jahre für die Aus- führung einer neuen Eiſenbahn zwiſchen der Donau und dem Gmunderſee, von Linz nach Gmunden in Oberöſtreich, erhalten hat, welches Privilegium, ſeinem ganzen Inhalte nach, durch die Wiener Zeitung vom 15 Sept. 1829 öffentlich bekannt ge- macht worden iſt, befindet ſich ſeit einigen Tagen in unſerer Hauptſtadt, wohin er in der Abſicht gereist iſt, ſich mit dem königl. Oberſtbergrath Hrn. Ritter v. Baader über verſchiedene bei ſeiner Anlage anzubringende Verbeſſerungen zu berathen. Es iſt dis bereits die dritte Eiſenbahn, welche ſeit fünf Jahren in dem öſtreichiſchen Kaiſerſtaate durch Privatgeſellſchaften auf Ak- tien unternommen wird. Dieſe leztere zeichnet ſich aber vor al- len frühern Unternehmungen dieſer Art ſowol durch das günſtige Terrain, welches auf einer durchaus ebenen und faſt ganz wage- rechten Fläche die möglich geringſten Schwierigkeiten darbietet, als durch die Sicherheit eines ſehr bedeutenden und lebhaften Verkehrs auf die vortheilhafteſte Art aus, indem nicht nur alles Salz für die ganze öſtreichiſche Monarchie von den k. k. Salinen zu Iſchl und Ebenſee auf dieſer Bahn bis an die Donau trans- portirt werden, ſondern überdis noch ein ſehr anſehnlicher Trans- port von Kaufmannsgütern, von Getreide und beſonders von Braunkohlen von Wolfsegg, wie auch von Holz und verſchiedenen andern Produkten auf derſelben ſtatt finden wird. Nach den ge- naueſten Berechnungen aller Auslagen und der bei einer gegen den bisherigen Transport auf den Landſtraßen und auf dem Traun- fluſſe merklich herabgeſezten Fracht, wird das auf die Herſtel- lung dieſer Eiſenbahn zu verwendende Kapital ſich wenigſtens zu 25 Proz. verzinſen; und man darf daher ungeſcheut behaupten, daß dieſes Werk nicht nur in ſtaatswirthſchaftlicher Hinſicht zu den nüzlichſten, ſondern auch zu den vortheilhafteſten und einträg- lichſten Unternehmungen für die Theilnehmer gehört. Da die ganze geometriſche Aufnahme und Nivellirung der Bahnlinie von Linz bis Lambach bereits vollendet iſt, die nöthigen Erdarbeiten ausgeführt ſind, und der größte Theil der für die Bahn erfor- derlichen Materialien ſchon in den Lagerſtätten zu Neubau und zu Gmunden ſich vorräthig befindet, wie durch eine amtliche Unter- ſuchung von den k. k. Diſtriktskommiſſariaten Traun und Wels, welche am 21 Dec. des verfloſſenen Jahres vorgenommen wurde, beſtätigt iſt, ſo darf man ſich der Hofnung überlaſſen, daß dieſe ganze Bahn noch im Laufe des gegenwärtigen Jahres hergeſtellt, theilweiſe aber ſchon früher zu befahren ſeyn werde, und daß ſohin die Theilnehmer noch vor der Entrichtung der lezten Quo- ten ihrer Aktien ſchon ihre Prozente beziehen können. Türkei. *Alexandria, 10 Dec.(Aus einem Handelsſchreiben.) Unſere Geſchäfte befinden ſich in ſehr leidendem Zuſtande; das Schlimmſte iſt, daß vor den neuen Ueberſchwemmungen des Nils keine Ausſicht zu einer Beſſerung vorhanden iſt. Der Paſcha hat die Ausfuhr des Getreides vor der Hand verboten, und den Preis der Bohnen auf 4½ ſpaniſche Thaler feſtgeſezt, was faſt auch einem Aus- fuhrverbote gleich iſt. Hiezu kommt, daß unſere weiſen Staatsmän- ner den Leinſamenbau auf Unkoſten der Baumwollenpflanzung be- fördern. Wir haben ſeit ungefähr zwei Wochen einen franzö- ſiſchen außerordentlichen Geſchäftsträger hier; er iſt ein Aide de Camp des Generals Guilleminot, kam aber an Bord der Eclipſe von Toulon. Man ſagt, der Zwek ſeiner Sendung ſtehe in ge- nauer Verbindung mit dem, durch den franzöſiſchen Generalkonſul Drovetti dem Großherrn unter franzöſiſchem Einfluſſe vorgeſchla- genen Projekte, dem Paſcha von Aegypten den Auftrag zu geben, die Barbaresken-Staaten mittelſt ſeiner disziplinirten Truppen der Pforte unmittelbar zu unterwerfen, wodurch zugleich der Neben- Zwek erreicht würde, Frankreich von ſeiner läſtigen Stellung ge- gen Algier zu befreien. Ob der Großherr es nicht zu bereuen haben würde, wenn er in dieſen Plan eingehend, dem Paſcha von Aegypten einen ſo bedeutenden Zuwachs von Macht verſchafte, während derſelbe ohnehin ſchon eine ſo drohende Stellung gegen die Pforte behauptet, iſt eine Frage, die nur durch die Zeit ge- löst werden kan. — In Suez wird dieſer Tage ein engliſches Dampfboot mit Paſſagieren und Depeſchen aus Oſtindien erwar- tet; der erſte Verſuch dieſer Art auf dem rothen Meere. Wenn derſelbe glükt, wird ſich über Aegypten eine neue Verbindungs- linie eröfnen, die für dis Land ſehr nüzlich werden kan. Ein Kourier mit Depeſchen zur Beförderung nach Oſtindien durch jenes Dampfboot kam in 16 Tagen über Trieſt auf dem ſpani- ſchen Kauffahrer Eugenia hier an, und heute ankerte in unſerm Hafen ein engliſches Kriegsſchif, welches die Reiſenden und De- peſchen jenes Dampfboots nach Corfu überführen ſoll. _

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 8, 8. Januar 1830, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine08_1830/7>, abgerufen am 22.12.2024.