Allgemeine Zeitung, Nr. 9, 9. Januar 1872.Allgemeine Zeitung. Nr. 9. Augsburg,Dienstag, 9 Januar 1872.Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Gosen. Uebersicht. Die englische Expedition gegen die Luschai. Aus der Türkei. Aus der französischen Nationalversammlung. Deutsches Reich. München: Se. Maj. der König. Diplomatisches. Graf Moy. Ernennungen. Aus der Kammer. Berlin: Die Politik des Hrn. Thiers. Zustand der französischen Waffenmacht. Ein vermißter Officier. Staatsminister v. Stosch. Die Stellung des Oberpräsidenten von Elsaß-Lothringen. Notizen. Ankunft des Hrn. v. Gontaut-Biron. Marquis Gabriac. Besorgnisse. Rückkehr des Kaisers. Ernennung in den Bundesrath. Unterredung zwischen dem Fürsten Bismarck und Hrn. v. Gontaut-Biron. Parlamentarisches. Der "Reichs- Anzeiger" und das russische Preßbureau. Oesterreichisch-ungarische Monarchie. Aus Oesterreich: Die tschechi- sche Agitation. Zum croatischen Ausgleich. Wien: Neue Parteibildung. Der Adreßentwurf. Warrens' Leichenbegängniß. Großbritannien. Der Prinz von Wales. Croßley +. General v. Stosch. Hr. v. Döllinger. Hr. Brand. Bright und Childers. Die Friedensgesellschaft. Das Actenstück Scott Russells. Die amerikanische Waffenausfuhr. Frankreich. Rückblick der "Revue des deux Mondes." Politische Betrachtungen des "Memorial Diplomatique." Kriegsinstitute. Falloux und die Orleans. Je- suitischer Staatsstreich oder Proclamirung der Republik. Spanien. Madrid: Das Ministerium Sagasta-Topete und der König. Zur Lage der arbeitenden Classen. Italien. Rom: Italienische Reujahrsbetrachtungen. Griechenland. Athen: Niederlage des Ministeriums in der Kammer und Krisis. Türkei. Aus der Türkei: Die Kehrseite der türkischen Reformen. Aggressive Absichten der Pforte. Serbiens Politik. Eine neue List. Mexico. Der Aufstand. Verschiedenes. Industrie, Handel und Verkehr. Neueste Posten. Paris: Graf v. St. Vallier. Antrag Duchatel. General Cremer. Steuern. Madrid: Beschluß des Ministeriums. Athen: Die Cabinetskrisis. Telegraphische Berichte. * Paris, 7 Jan. Vautrain ist mit 121,158 Stimmen gewählt, gegen (*) Frankfurt a. M., 7 Jan. Esscetensocietät. Bayer. 5proc. Anl. v. 1870 * Berlin, 7 Jan. Privatverkehr. Oesterr. Creditactien 1951/2, 1860er Loose * Wien, 7 Jan., Privatverkehr. Creditactien 340, 1860er Loose 105 50, 1864er * London, 6 Jan. Schlußcurse. 3proc. Consols , 1882er Amerikaner * Paris, 7 Jan. Boulevard-Rentencurs 56.32. * New-York, 6 Jan. Goldagio 109 3/8 , Wechsel in Gold 1091/4, 1882er Vonds * New-York, 6 Jan. Baumwollen-Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions- Verkehr. * (Süddentscher Berband-Gütertarif.) Zum süddeutschen Verband-Güter- * (Feldpost.) Seit dem Beginn des neuen Jahres erfolgt die Bestellung des Zei- [Spaltenumbruch] Die englische Expedition gegen die Luschai. Die Unternehmungen und Fortschritte der Russen in Mittelasien fangen Eine zweite großartige Maßregel der englischen Regierung ist die eben Gleichzeitig erfahren wir: der König von Birma habe gegen die Wieder- *) Allg. Ztg. Nr. 177 und 178.
Allgemeine Zeitung. Nr. 9. Augsburg,Dienſtag, 9 Januar 1872.Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Goſen. Ueberſicht. Die engliſche Expedition gegen die Luſchai. Aus der Türkei. Aus der franzöſiſchen Nationalverſammlung. Deutſches Reich. München: Se. Maj. der König. Diplomatiſches. Graf Moy. Ernennungen. Aus der Kammer. Berlin: Die Politik des Hrn. Thiers. Zuſtand der franzöſiſchen Waffenmacht. Ein vermißter Officier. Staatsminiſter v. Stoſch. Die Stellung des Oberpräſidenten von Elſaß-Lothringen. Notizen. Ankunft des Hrn. v. Gontaut-Biron. Marquis Gabriac. Beſorgniſſe. Rückkehr des Kaiſers. Ernennung in den Bundesrath. Unterredung zwiſchen dem Fürſten Bismarck und Hrn. v. Gontaut-Biron. Parlamentariſches. Der „Reichs- Anzeiger“ und das ruſſiſche Preßbureau. Oeſterreichiſch-ungariſche Monarchie. Aus Oeſterreich: Die tſchechi- ſche Agitation. Zum croatiſchen Ausgleich. Wien: Neue Parteibildung. Der Adreßentwurf. Warrens’ Leichenbegängniß. Großbritannien. Der Prinz von Wales. Croßley †. General v. Stoſch. Hr. v. Döllinger. Hr. Brand. Bright und Childers. Die Friedensgeſellſchaft. Das Actenſtück Scott Ruſſells. Die amerikaniſche Waffenausfuhr. Frankreich. Rückblick der „Revue des deux Mondes.“ Politiſche Betrachtungen des „Mémorial Diplomatique.“ Kriegsinſtitute. Falloux und die Orleans. Je- ſuitiſcher Staatsſtreich oder Proclamirung der Republik. Spanien. Madrid: Das Miniſterium Sagaſta-Topete und der König. Zur Lage der arbeitenden Claſſen. Italien. Rom: Italieniſche Reujahrsbetrachtungen. Griechenland. Athen: Niederlage des Miniſteriums in der Kammer und Kriſis. Türkei. Aus der Türkei: Die Kehrſeite der türkiſchen Reformen. Aggreſſive Abſichten der Pforte. Serbiens Politik. Eine neue Liſt. Mexico. Der Aufſtand. Verſchiedenes. Induſtrie, Handel und Verkehr. Neueſte Poſten. Paris: Graf v. St. Vallier. Antrag Duchatel. General Cremer. Steuern. Madrid: Beſchluß des Miniſteriums. Athen: Die Cabinetskriſis. Telegraphiſche Berichte. * Paris, 7 Jan. Vautrain iſt mit 121,158 Stimmen gewählt, gegen (*) Frankfurt a. M., 7 Jan. Eſſcetenſocietät. Bayer. 5proc. Anl. v. 1870 * Berlin, 7 Jan. Privatverkehr. Oeſterr. Creditactien 195½, 1860er Looſe * Wien, 7 Jan., Privatverkehr. Creditactien 340, 1860er Looſe 105 50, 1864er * London, 6 Jan. Schlußcurſe. 3proc. Conſols , 1882er Amerikaner * Paris, 7 Jan. Boulevard-Rentencurs 56.32. * New-York, 6 Jan. Goldagio 109⅜, Wechſel in Gold 109¼, 1882er Vonds * New-York, 6 Jan. Baumwollen-Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions- Verkehr. * (Süddentſcher Berband-Gütertarif.) Zum ſüddeutſchen Verband-Güter- * (Feldpoſt.) Seit dem Beginn des neuen Jahres erfolgt die Beſtellung des Zei- [Spaltenumbruch] Die engliſche Expedition gegen die Luſchai. ∧ Die Unternehmungen und Fortſchritte der Ruſſen in Mittelaſien fangen Eine zweite großartige Maßregel der engliſchen Regierung iſt die eben Gleichzeitig erfahren wir: der König von Birma habe gegen die Wieder- *) Allg. Ztg. Nr. 177 und 178.
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Koſt und Fracht per Dampf nach Lwerpool)<lb/> 9¾ Dollars.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verkehr.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <argument> <p>* (<hi rendition="#g">Süddentſcher Berband-Gütertarif</hi>.)</p> </argument><lb/> <p>Zum ſüddeutſchen Verband-Güter-<lb/> tarif ſind am 1 Januar der 9. und 10. Nachtrag in Wirkſamkeit getreten. Der erſtere<lb/> enthält directe Frachtſätze für den Verkehr zwiſchen Stationen der k. b. Staats- und Oſt-<lb/> bahnen, ſowie der öſterreichiſchen Bei bande bahnen einer-, dann <hi rendition="#g">Straßburg</hi> andrerſeits.<lb/> Nachtrag 10 veröffentlicht neue Tarife für den directen Güterverkehr zwiſchen Stationen der<lb/> öſterreichiſchen Südbahn einer, dann Stationen der württemb., badiſchen, pfälz ſchen Bahnen<lb/> andrerfeits.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <argument> <p>* (<hi rendition="#g">Feldpoſt</hi>.)</p> </argument><lb/> <p>Seit dem Beginn des neuen Jahres erfolgt die Beſtellung des Zei-<lb/> tungs Avonnemeuts für die in Frankreich befindlichen Occupations-Truppen und die Aue-<lb/> führung derſelben in gleicher Weiſe wie beim gewöhnlichen regelmäßigen Zeitungs-Verlehr.<lb/> Die bisher den Militärs und Veamten der Oceupations-Aimee bewilligten Portofreiheiten<lb/> und Portovergünſtigungen finden von nun an auch auf die Poſtſendungen der in Frankreich<lb/> ſich aufhaltenden Familieuglieder Anwendung. Die Sendungen au die Familienglieder müſſen<lb/> jedoch unter der Adreſſe des Familier-Oberhauptes zur Abſendung gelangen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die engliſche Expedition gegen die Luſchai.</hi> </head><lb/> <p>∧ Die Unternehmungen und Fortſchritte der Ruſſen in Mittelaſien fangen<lb/> an England ernſtlich zu beunruhigen und es zu einer kräftigern Actionspolitik in<lb/> jenem Welttheil aufzuſtacheln, und zwar um ſo mehr, als die Malcontenten in<lb/> Jndien jene Unternehmungen mit geſpannter Aufmerkſamkeit verfolgen und auf<lb/> dieſelben kühne Hoffnungen ſetzen. Jn der einheimiſchen Bevölkerung des engli-<lb/> ſchen Jndiens iſt die Ueberzeugung verbreitet: die engliſche Herrſchaft in Aſien gehe<lb/> ihrem Ende entgegen, und das mächtige Rußland und China würden dieſes Vefrej-<lb/> ungswerk Jndiens vollbringen. Daß dieſer Ueberzeugung tendentiöſe Agitationen<lb/> von außen zu Grunde liegen, und daß das Terrain in Jndien in dieſer Richtung<lb/> eifrig und mit Erfolg vorbereitet wird, unterliegt keinem Zweifel. Abgeſehen von<lb/> vielen andern Symptomen, Mordthaten, Jnſubordinationsfällen, Attentaten und<lb/> dergleichen mehr, kommt es vor daß, wie neulich in Lahor ſich ereignet hat, ganze<lb/> Banden Eingeborner des Nachts die Straßen durchziehen und ungeſcheut Geſänge<lb/> vortragen in denen das baldige Ende der engliſchen Herrſchaft gefeiert, und der<lb/> Entſchluß der Unterdrückten verkündigt wird ihr Blut, wie Waſſer, für ihren<lb/> Glauben und ihre Freiheit zu vergießen. Die engliſche Regierung kennt auch die<lb/> Gefahren ſehr gut welche ihre Machtſtellung in Indien bedrohen, und entwickelt<lb/> jetzt eine energiſche Thätigkeit um ihnen zu begegnen. Bei Delhi, im nordweſtli-<lb/> chen Theile der Halbinſel, iſt ein großes Lager errichtet, welches einen doppelten<lb/> Zweck hat, einen militäriſchen und einen politiſchen. Der erſtere beſteht darin:<lb/> die einheimiſchen Truppen von der Bevölkerung zu iſoliren und ihre Schlagfertig-<lb/> keit für einen großen Krieg durch ſtrategiſche und taktiſche Manöver, Belagerungs-<lb/> operationen, Errichtung von Feldbefeſtigungen, Flußbergängen, Anwendung des<lb/> elektriſchen Telegraphen und der Armeeſignale und durch andere Uebungen in großem<lb/> Style zu entwickeln. Der politiſche Zweck dieſes Lagers iſt aber der: eine anſehn-<lb/> liche Truppenmacht in ſteter Vereitſchaft zu halten, um in der Lage zu ſein ſowohl<lb/> innere Vewegungen raſch zu unterdrücken als auch um äußern Couflicten kräftig<lb/> die Spitze zu bieten. Bemerkenswerth — und unſere oben ausgeſprochene Anſicht über<lb/> die Stimmung in Indien beſtätigend — iſt aber der Umſtand daß, wie auch telegraphiſch<lb/> berichtigt wurde, unter den Eingebornen in Indien die allgemeine Meinung verbreitet<lb/> iſt: der Zweck des großen Lagers bei Delhi ſei gegen die ruſſiſche Gefahr gerichtet.</p><lb/> <p>Eine zweite großartige Maßregel der engliſchen Regierung iſt die eben<lb/> jetzt mit dem Aufwand außerordentlicher Kräfte und Mittel in Ausführung be-<lb/> griffene Expedition gegen die Luſchai. Dieſe ſind ein wilder und verwegener Volks-<lb/> ſtamm, welcher die nordweſtliche Hügelgegend des Königreichs Birma bewohnt<lb/> und häufige Einfälle in das brittiſche Gebiet unternimmt, die in letzter Zeit einen<lb/> ſehr bedenklichen Charakter angenommen haben. Es iſt nämlich mehr als wahr-<lb/> ſcheinlich daß dieſe Einfälle von der birmaniſchen Regierung, und zwar im Ein-<lb/> verſtändniß mit einer dritten Macht, aufgemuntert und unterſtützt werden. Durch<lb/> einen aufgefangenen Brief ſind nämlich die Engländer zur Kenntniß gelangt daß<lb/> in jüngſter Zeit nicht weniger als 60,000 Feuergewehre nebſt entſprechender Muni-<lb/> tion durch das brittiſche Gebiet ſelbſt, folglich durch Vermittlung indobrittiſcher Un-<lb/> terthanen, in das Land der Luſchai geſchmuggelt worden ſind. Dieſe Waffen ſind<lb/> alſo übers Meer gekommen, und da die Luſchai keine directen überſeeiſchen Verbin-<lb/> dungen mit andern Ländern und auch nicht die Mittel haben ſich ſo anſehnliche<lb/> Waffenvorräthe zu verſchaffen, ſo ſteht das Einverſtändniß einer dritten Macht mit<lb/> dieſem kriegeriſchen Vergvolk außer allem Zweifel. Zu dieſen Umſtänden geſellt<lb/> ſich auch die feindſelige und herausfordernde Stimmung gegen England welche ſich<lb/> in letzter Zeit am Hofe des Königs von Birma kundgab. Bekanntlich war Birma<lb/> einſt ein mächtiges Reich, welches ſich bis an den Bengaliſchen Meerbuſen erſtreckte,<lb/> dem aber England zu Anfang dieſes Jahrhunderts in kluger Vorausſicht die weſt-<lb/> lichen und ſüdlichen Küſtenprovinzen von Arakan und Pegu entriſſen hat. Einer-<lb/> ſeits wird nun berichtet: es halte ſich am Hofe von Birma ſeit einiger Zeit ein<lb/> fremder Agent auf, der den König zum Kriege gegen England zu ermuthigen ſuche,<lb/> und ihm die Wiedereroberung der verlornen Provinzen und die Erwerbung von<lb/> Baſſein und Aſſam in Ausſicht ſtelle, zu welchem Zweck er ſich anheiſchig mache<lb/> ihm ein mit 84 Geſchützen beſtücktes Panzerſchiff zu verſchaffen.</p><lb/> <p>Gleichzeitig erfahren wir: der König von Birma habe gegen die Wieder-<lb/> anſtellung des engliſchen Agenten, Majors Sladen, an ſeinem Hofe proteſtirt, und<lb/> gedroht: er werde, falls die engliſche Regierung ſeinem Proteſt kein Gehör ſchenken<lb/> würde, auf das Dampfſchiff feuern laſſen welches Salden in ſein Land bringen<lb/> ſollte. Mit dieſem Major Sladen hat es nun folgende Bewandtniß. Sie werden<lb/> ſich zu erinnern wiſſen daß ich Ihnen im Jahr 1869<note place="foot" n="*)">Allg. Ztg. Nr. 177 und 178.</note> über die franzöſiſche Expe-<lb/> dition berichtete welche auf dem Mekong in das ſüdweſtliche China drang, um dieſe<lb/> Gegenden zu erforſchen und wo möglich einen neuen Handelsweg nach China anzu-<lb/> bahnen. Dieſe Expedition erweckte das Mißtrauen und die Eiferſucht Englands,<lb/> und es wurde alsbald eine brittiſche Expedition unter der Leitung des Majors<lb/> Sladen, der ſchon damals engliſcher Agent in Birma war, ausgerüſtet, um von<lb/> Bammo oder Bhamo aus — einer anſehnlichen Handelsſtadt im nördlichen Virma<lb/><supplied/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0001]
Allgemeine Zeitung.
Nr. 9. Augsburg,Dienſtag, 9 Januar 1872.
Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Goſen.
Ueberſicht.
Die engliſche Expedition gegen die Luſchai.
Aus der Türkei.
Aus der franzöſiſchen Nationalverſammlung.
Deutſches Reich. München: Se. Maj. der König. Diplomatiſches. Graf
Moy. Ernennungen. Aus der Kammer. Berlin: Die Politik des Hrn. Thiers.
Zuſtand der franzöſiſchen Waffenmacht. Ein vermißter Officier. Staatsminiſter
v. Stoſch. Die Stellung des Oberpräſidenten von Elſaß-Lothringen. Notizen.
Ankunft des Hrn. v. Gontaut-Biron. Marquis Gabriac. Beſorgniſſe. Rückkehr
des Kaiſers. Ernennung in den Bundesrath. Unterredung zwiſchen dem Fürſten
Bismarck und Hrn. v. Gontaut-Biron. Parlamentariſches. Der „Reichs-
Anzeiger“ und das ruſſiſche Preßbureau.
Oeſterreichiſch-ungariſche Monarchie. Aus Oeſterreich: Die tſchechi-
ſche Agitation. Zum croatiſchen Ausgleich. Wien: Neue Parteibildung. Der
Adreßentwurf. Warrens’ Leichenbegängniß.
Großbritannien. Der Prinz von Wales. Croßley †. General v. Stoſch. Hr.
v. Döllinger. Hr. Brand. Bright und Childers. Die Friedensgeſellſchaft. Das
Actenſtück Scott Ruſſells. Die amerikaniſche Waffenausfuhr.
Frankreich. Rückblick der „Revue des deux Mondes.“ Politiſche Betrachtungen
des „Mémorial Diplomatique.“ Kriegsinſtitute. Falloux und die Orleans. Je-
ſuitiſcher Staatsſtreich oder Proclamirung der Republik.
Spanien. Madrid: Das Miniſterium Sagaſta-Topete und der König. Zur
Lage der arbeitenden Claſſen.
Italien. Rom: Italieniſche Reujahrsbetrachtungen.
Griechenland. Athen: Niederlage des Miniſteriums in der Kammer
und Kriſis.
Türkei. Aus der Türkei: Die Kehrſeite der türkiſchen Reformen. Aggreſſive
Abſichten der Pforte. Serbiens Politik. Eine neue Liſt.
Mexico. Der Aufſtand.
Verſchiedenes.
Induſtrie, Handel und Verkehr.
Neueſte Poſten. Paris: Graf v. St. Vallier. Antrag Duchatel. General
Cremer. Steuern. Madrid: Beſchluß des Miniſteriums. Athen: Die
Cabinetskriſis.
Telegraphiſche Berichte.
* Paris, 7 Jan.
Vautrain iſt mit 121,158 Stimmen gewählt, gegen
Victor Hugo, der 93,423 Stimmen erhielt.
(*) Frankfurt a. M., 7 Jan.
Eſſcetenſocietät. Bayer. 5proc. Anl. v. 1870
100½, bayer. 4½proc. Anl. 100¼, 4proc. bayer. Präm.-Anl. 113⅜, 4½proc. bayer.
Oſibahn 150, neue Emiſſion 130, mit 40 Proc. Einz. 129¼, Alſenzbahn 125⅛, bad.
Prämien-Anl. 111, 1882er Amerikaner 96⅜, Köln-Mindener-L. 98¼, öſterr. Silber-
rente 64⅜, Papierrente 55¼, 1860er L. 91½, 1864er L. 148, Bankaclien 845,
Creditactien 340¾, Lombarden 215, Staatsbahn 404⅜, neue 201½, Eliſabeth 249,
Franz-Joſeph Prior. 89, Rudolfsb. Prior. —, Ungar. Oſtbahn Prtor. 76⅝, ſpan.
3proc. ausl. Schuld 32⅜, Napoleons 9.18½, Darmſtädter Bank —, böhm. Weſtbahn
267¼, Nordweſtbahn Prtor. 89, Oregon 75¼. Wechſel: London 117¾, Paris 91¾,
Wien 101⅛.
* Berlin, 7 Jan.
Privatverkehr. Oeſterr. Creditactien 195½, 1860er Looſe
91, öſterr. ſranz. Staatsbahn 231½, Lombarden 123½, Italiener 67½, 1882er Ameri-
kauer 97, Türken 49½, Rumänen 45¾. Stimmung: feſt, animirt.
* Wien, 7 Jan.,
Privatverkehr. Creditactien 340, 1860er Looſe 105 50, 1864er
144.75, Staatsdahn 400, Lombarden 212, Papierrente 63.85, Napoleons 9.17, Anglo-
Auſttian 335 25, Franeo-Anſtrian 143, Unionsbank 293. feſt, belebt.
* London, 6 Jan.
Schlußcurſe. 3proc. Conſols [FORMEL], 1882er Amerikaner
92⅛, Türken [FORMEL], 3proc. Spanier 32⅝.
* Paris, 7 Jan.
Boulevard-Rentencurs 56.32.
* New-York, 6 Jan.
Goldagio 109⅜, Wechſel in Gold 109¼, 1882er Vonds
110¼, 1885er 109⅞, 1904er 109⅞, Illinois 134, Eriebahn 35¼, Baumwolle 21,
Petroleum in Philadelphia 22, Mehl 6 90.
* New-York, 6 Jan.
Baumwollen-Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions-
häfen 111,000 Ballen, Ausfuhren nach England 29,000 B., Ausſuhren nach Frankreich —,
Ausfuhren nach andern Häfen 16,000 B., Vorrath in allen Unionshäfen 500,000 B.,
Preis für Middling Upland in New-York (incl. Koſt und Fracht per Dampf nach Lwerpool)
9¾ Dollars.
Verkehr.
* (Süddentſcher Berband-Gütertarif.)
Zum ſüddeutſchen Verband-Güter-
tarif ſind am 1 Januar der 9. und 10. Nachtrag in Wirkſamkeit getreten. Der erſtere
enthält directe Frachtſätze für den Verkehr zwiſchen Stationen der k. b. Staats- und Oſt-
bahnen, ſowie der öſterreichiſchen Bei bande bahnen einer-, dann Straßburg andrerſeits.
Nachtrag 10 veröffentlicht neue Tarife für den directen Güterverkehr zwiſchen Stationen der
öſterreichiſchen Südbahn einer, dann Stationen der württemb., badiſchen, pfälz ſchen Bahnen
andrerfeits.
* (Feldpoſt.)
Seit dem Beginn des neuen Jahres erfolgt die Beſtellung des Zei-
tungs Avonnemeuts für die in Frankreich befindlichen Occupations-Truppen und die Aue-
führung derſelben in gleicher Weiſe wie beim gewöhnlichen regelmäßigen Zeitungs-Verlehr.
Die bisher den Militärs und Veamten der Oceupations-Aimee bewilligten Portofreiheiten
und Portovergünſtigungen finden von nun an auch auf die Poſtſendungen der in Frankreich
ſich aufhaltenden Familieuglieder Anwendung. Die Sendungen au die Familienglieder müſſen
jedoch unter der Adreſſe des Familier-Oberhauptes zur Abſendung gelangen.
Die engliſche Expedition gegen die Luſchai.
∧ Die Unternehmungen und Fortſchritte der Ruſſen in Mittelaſien fangen
an England ernſtlich zu beunruhigen und es zu einer kräftigern Actionspolitik in
jenem Welttheil aufzuſtacheln, und zwar um ſo mehr, als die Malcontenten in
Jndien jene Unternehmungen mit geſpannter Aufmerkſamkeit verfolgen und auf
dieſelben kühne Hoffnungen ſetzen. Jn der einheimiſchen Bevölkerung des engli-
ſchen Jndiens iſt die Ueberzeugung verbreitet: die engliſche Herrſchaft in Aſien gehe
ihrem Ende entgegen, und das mächtige Rußland und China würden dieſes Vefrej-
ungswerk Jndiens vollbringen. Daß dieſer Ueberzeugung tendentiöſe Agitationen
von außen zu Grunde liegen, und daß das Terrain in Jndien in dieſer Richtung
eifrig und mit Erfolg vorbereitet wird, unterliegt keinem Zweifel. Abgeſehen von
vielen andern Symptomen, Mordthaten, Jnſubordinationsfällen, Attentaten und
dergleichen mehr, kommt es vor daß, wie neulich in Lahor ſich ereignet hat, ganze
Banden Eingeborner des Nachts die Straßen durchziehen und ungeſcheut Geſänge
vortragen in denen das baldige Ende der engliſchen Herrſchaft gefeiert, und der
Entſchluß der Unterdrückten verkündigt wird ihr Blut, wie Waſſer, für ihren
Glauben und ihre Freiheit zu vergießen. Die engliſche Regierung kennt auch die
Gefahren ſehr gut welche ihre Machtſtellung in Indien bedrohen, und entwickelt
jetzt eine energiſche Thätigkeit um ihnen zu begegnen. Bei Delhi, im nordweſtli-
chen Theile der Halbinſel, iſt ein großes Lager errichtet, welches einen doppelten
Zweck hat, einen militäriſchen und einen politiſchen. Der erſtere beſteht darin:
die einheimiſchen Truppen von der Bevölkerung zu iſoliren und ihre Schlagfertig-
keit für einen großen Krieg durch ſtrategiſche und taktiſche Manöver, Belagerungs-
operationen, Errichtung von Feldbefeſtigungen, Flußbergängen, Anwendung des
elektriſchen Telegraphen und der Armeeſignale und durch andere Uebungen in großem
Style zu entwickeln. Der politiſche Zweck dieſes Lagers iſt aber der: eine anſehn-
liche Truppenmacht in ſteter Vereitſchaft zu halten, um in der Lage zu ſein ſowohl
innere Vewegungen raſch zu unterdrücken als auch um äußern Couflicten kräftig
die Spitze zu bieten. Bemerkenswerth — und unſere oben ausgeſprochene Anſicht über
die Stimmung in Indien beſtätigend — iſt aber der Umſtand daß, wie auch telegraphiſch
berichtigt wurde, unter den Eingebornen in Indien die allgemeine Meinung verbreitet
iſt: der Zweck des großen Lagers bei Delhi ſei gegen die ruſſiſche Gefahr gerichtet.
Eine zweite großartige Maßregel der engliſchen Regierung iſt die eben
jetzt mit dem Aufwand außerordentlicher Kräfte und Mittel in Ausführung be-
griffene Expedition gegen die Luſchai. Dieſe ſind ein wilder und verwegener Volks-
ſtamm, welcher die nordweſtliche Hügelgegend des Königreichs Birma bewohnt
und häufige Einfälle in das brittiſche Gebiet unternimmt, die in letzter Zeit einen
ſehr bedenklichen Charakter angenommen haben. Es iſt nämlich mehr als wahr-
ſcheinlich daß dieſe Einfälle von der birmaniſchen Regierung, und zwar im Ein-
verſtändniß mit einer dritten Macht, aufgemuntert und unterſtützt werden. Durch
einen aufgefangenen Brief ſind nämlich die Engländer zur Kenntniß gelangt daß
in jüngſter Zeit nicht weniger als 60,000 Feuergewehre nebſt entſprechender Muni-
tion durch das brittiſche Gebiet ſelbſt, folglich durch Vermittlung indobrittiſcher Un-
terthanen, in das Land der Luſchai geſchmuggelt worden ſind. Dieſe Waffen ſind
alſo übers Meer gekommen, und da die Luſchai keine directen überſeeiſchen Verbin-
dungen mit andern Ländern und auch nicht die Mittel haben ſich ſo anſehnliche
Waffenvorräthe zu verſchaffen, ſo ſteht das Einverſtändniß einer dritten Macht mit
dieſem kriegeriſchen Vergvolk außer allem Zweifel. Zu dieſen Umſtänden geſellt
ſich auch die feindſelige und herausfordernde Stimmung gegen England welche ſich
in letzter Zeit am Hofe des Königs von Birma kundgab. Bekanntlich war Birma
einſt ein mächtiges Reich, welches ſich bis an den Bengaliſchen Meerbuſen erſtreckte,
dem aber England zu Anfang dieſes Jahrhunderts in kluger Vorausſicht die weſt-
lichen und ſüdlichen Küſtenprovinzen von Arakan und Pegu entriſſen hat. Einer-
ſeits wird nun berichtet: es halte ſich am Hofe von Birma ſeit einiger Zeit ein
fremder Agent auf, der den König zum Kriege gegen England zu ermuthigen ſuche,
und ihm die Wiedereroberung der verlornen Provinzen und die Erwerbung von
Baſſein und Aſſam in Ausſicht ſtelle, zu welchem Zweck er ſich anheiſchig mache
ihm ein mit 84 Geſchützen beſtücktes Panzerſchiff zu verſchaffen.
Gleichzeitig erfahren wir: der König von Birma habe gegen die Wieder-
anſtellung des engliſchen Agenten, Majors Sladen, an ſeinem Hofe proteſtirt, und
gedroht: er werde, falls die engliſche Regierung ſeinem Proteſt kein Gehör ſchenken
würde, auf das Dampfſchiff feuern laſſen welches Salden in ſein Land bringen
ſollte. Mit dieſem Major Sladen hat es nun folgende Bewandtniß. Sie werden
ſich zu erinnern wiſſen daß ich Ihnen im Jahr 1869 *) über die franzöſiſche Expe-
dition berichtete welche auf dem Mekong in das ſüdweſtliche China drang, um dieſe
Gegenden zu erforſchen und wo möglich einen neuen Handelsweg nach China anzu-
bahnen. Dieſe Expedition erweckte das Mißtrauen und die Eiferſucht Englands,
und es wurde alsbald eine brittiſche Expedition unter der Leitung des Majors
Sladen, der ſchon damals engliſcher Agent in Birma war, ausgerüſtet, um von
Bammo oder Bhamo aus — einer anſehnlichen Handelsſtadt im nördlichen Virma
*) Allg. Ztg. Nr. 177 und 178.
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(2022-02-11T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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