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Allgemeine Zeitung, Nr. 9, 9. Januar 1872.

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Allgemeine Zeitung.
Nr. 9.
Augsburg,Dienstag, 9 Januar 1872.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Gosen.


Uebersicht.
Die englische Expedition gegen die Luschai.
Aus der Türkei.
Aus der französischen Nationalversammlung.
Deutsches Reich. München: Se. Maj. der König. Diplomatisches. Graf
Moy. Ernennungen. Aus der Kammer. Berlin: Die Politik des Hrn. Thiers.
Zustand der französischen Waffenmacht. Ein vermißter Officier. Staatsminister
v. Stosch. Die Stellung des Oberpräsidenten von Elsaß-Lothringen. Notizen.
Ankunft des Hrn. v. Gontaut-Biron. Marquis Gabriac. Besorgnisse. Rückkehr
des Kaisers. Ernennung in den Bundesrath. Unterredung zwischen dem Fürsten
Bismarck und Hrn. v. Gontaut-Biron. Parlamentarisches. Der "Reichs-
Anzeiger" und das russische Preßbureau.
Oesterreichisch-ungarische Monarchie. Aus Oesterreich: Die tschechi-
sche Agitation. Zum croatischen Ausgleich. Wien: Neue Parteibildung. Der
Adreßentwurf. Warrens' Leichenbegängniß.
Großbritannien. Der Prinz von Wales. Croßley +. General v. Stosch. Hr.
v. Döllinger. Hr. Brand. Bright und Childers. Die Friedensgesellschaft. Das
Actenstück Scott Russells. Die amerikanische Waffenausfuhr.
Frankreich. Rückblick der "Revue des deux Mondes." Politische Betrachtungen
des "Memorial Diplomatique." Kriegsinstitute. Falloux und die Orleans. Je-
suitischer Staatsstreich oder Proclamirung der Republik.
Spanien. Madrid: Das Ministerium Sagasta-Topete und der König. Zur
Lage der arbeitenden Classen.
Italien. Rom: Italienische Reujahrsbetrachtungen.
Griechenland. Athen: Niederlage des Ministeriums in der Kammer
und Krisis.
Türkei. Aus der Türkei: Die Kehrseite der türkischen Reformen. Aggressive
Absichten der Pforte. Serbiens Politik. Eine neue List.
Mexico. Der Aufstand.
Verschiedenes.
Industrie, Handel und Verkehr.
Neueste Posten. Paris: Graf v. St. Vallier. Antrag Duchatel. General
Cremer. Steuern. Madrid: Beschluß des Ministeriums. Athen: Die
Cabinetskrisis.

Telegraphische Berichte.

Vautrain ist mit 121,158 Stimmen gewählt, gegen
Victor Hugo, der 93,423 Stimmen erhielt.


Esscetensocietät. Bayer. 5proc. Anl. v. 1870
1001/2, bayer. 41/2proc. Anl. 1001/4, 4proc. bayer. Präm.-Anl. 113 3/8 , 41/2proc. bayer.
Osibahn 150, neue Emission 130, mit 40 Proc. Einz. 1291/4, Alsenzbahn 125 1/8 , bad.
Prämien-Anl. 111, 1882er Amerikaner 96 3/8 , Köln-Mindener-L. 981/4, österr. Silber-
rente 64 3/8 , Papierrente 551/4, 1860er L. 911/2, 1864er L. 148, Bankaclien 845,
Creditactien 3403/4, Lombarden 215, Staatsbahn 404 3/8 , neue 2011/2, Elisabeth 249,
Franz-Joseph Prior. 89, Rudolfsb. Prior. --, Ungar. Ostbahn Prtor. 76 5/8 , span.
3proc. ausl. Schuld 32 3/8 , Napoleons 9.181/2, Darmstädter Bank --, böhm. Westbahn
2671/4, Nordwestbahn Prtor. 89, Oregon 751/4. Wechsel: London 1173/4, Paris 913/4,
Wien 101 1/8 .


Privatverkehr. Oesterr. Creditactien 1951/2, 1860er Loose
91, österr. sranz. Staatsbahn 2311/2, Lombarden 1231/2, Italiener 671/2, 1882er Ameri-
kauer 97, Türken 491/2, Rumänen 453/4. Stimmung: fest, animirt.


Privatverkehr. Creditactien 340, 1860er Loose 105 50, 1864er
144.75, Staatsdahn 400, Lombarden 212, Papierrente 63.85, Napoleons 9.17, Anglo-
Austtian 335 25, Franeo-Anstrian 143, Unionsbank 293. fest, belebt.


Schlußcurse. 3proc. Consols , 1882er Amerikaner
92 1/8 , Türken , 3proc. Spanier 32 5/8 .


Boulevard-Rentencurs 56.32.


Goldagio 109 3/8 , Wechsel in Gold 1091/4, 1882er Vonds
1101/4, 1885er 109 7/8 , 1904er 109 7/8 , Illinois 134, Eriebahn 351/4, Baumwolle 21,
Petroleum in Philadelphia 22, Mehl 6 90.


Baumwollen-Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions-
häfen 111,000 Ballen, Ausfuhren nach England 29,000 B., Aussuhren nach Frankreich --,
Ausfuhren nach andern Häfen 16,000 B., Vorrath in allen Unionshäfen 500,000 B.,
Preis für Middling Upland in New-York (incl. Kost und Fracht per Dampf nach Lwerpool)
93/4 Dollars.



Verkehr.

* (Süddentscher Berband-Gütertarif.)

Zum süddeutschen Verband-Güter-
tarif sind am 1 Januar der 9. und 10. Nachtrag in Wirksamkeit getreten. Der erstere
enthält directe Frachtsätze für den Verkehr zwischen Stationen der k. b. Staats- und Ost-
bahnen, sowie der österreichischen Bei bande bahnen einer-, dann Straßburg andrerseits.
Nachtrag 10 veröffentlicht neue Tarife für den directen Güterverkehr zwischen Stationen der
österreichischen Südbahn einer, dann Stationen der württemb., badischen, pfälz schen Bahnen
andrerfeits.


* (Feldpost.)

Seit dem Beginn des neuen Jahres erfolgt die Bestellung des Zei-
tungs Avonnemeuts für die in Frankreich befindlichen Occupations-Truppen und die Aue-
führung derselben in gleicher Weise wie beim gewöhnlichen regelmäßigen Zeitungs-Verlehr.
Die bisher den Militärs und Veamten der Oceupations-Aimee bewilligten Portofreiheiten
und Portovergünstigungen finden von nun an auch auf die Postsendungen der in Frankreich
sich aufhaltenden Familieuglieder Anwendung. Die Sendungen au die Familienglieder müssen
jedoch unter der Adresse des Familier-Oberhauptes zur Absendung gelangen.



[Spaltenumbruch]
Die englische Expedition gegen die Luschai.

Die Unternehmungen und Fortschritte der Russen in Mittelasien fangen
an England ernstlich zu beunruhigen und es zu einer kräftigern Actionspolitik in
jenem Welttheil aufzustacheln, und zwar um so mehr, als die Malcontenten in
Jndien jene Unternehmungen mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgen und auf
dieselben kühne Hoffnungen setzen. Jn der einheimischen Bevölkerung des engli-
schen Jndiens ist die Ueberzeugung verbreitet: die englische Herrschaft in Asien gehe
ihrem Ende entgegen, und das mächtige Rußland und China würden dieses Vefrej-
ungswerk Jndiens vollbringen. Daß dieser Ueberzeugung tendentiöse Agitationen
von außen zu Grunde liegen, und daß das Terrain in Jndien in dieser Richtung
eifrig und mit Erfolg vorbereitet wird, unterliegt keinem Zweifel. Abgesehen von
vielen andern Symptomen, Mordthaten, Jnsubordinationsfällen, Attentaten und
dergleichen mehr, kommt es vor daß, wie neulich in Lahor sich ereignet hat, ganze
Banden Eingeborner des Nachts die Straßen durchziehen und ungescheut Gesänge
vortragen in denen das baldige Ende der englischen Herrschaft gefeiert, und der
Entschluß der Unterdrückten verkündigt wird ihr Blut, wie Wasser, für ihren
Glauben und ihre Freiheit zu vergießen. Die englische Regierung kennt auch die
Gefahren sehr gut welche ihre Machtstellung in Indien bedrohen, und entwickelt
jetzt eine energische Thätigkeit um ihnen zu begegnen. Bei Delhi, im nordwestli-
chen Theile der Halbinsel, ist ein großes Lager errichtet, welches einen doppelten
Zweck hat, einen militärischen und einen politischen. Der erstere besteht darin:
die einheimischen Truppen von der Bevölkerung zu isoliren und ihre Schlagfertig-
keit für einen großen Krieg durch strategische und taktische Manöver, Belagerungs-
operationen, Errichtung von Feldbefestigungen, Flußbergängen, Anwendung des
elektrischen Telegraphen und der Armeesignale und durch andere Uebungen in großem
Style zu entwickeln. Der politische Zweck dieses Lagers ist aber der: eine ansehn-
liche Truppenmacht in steter Vereitschaft zu halten, um in der Lage zu sein sowohl
innere Vewegungen rasch zu unterdrücken als auch um äußern Couflicten kräftig
die Spitze zu bieten. Bemerkenswerth -- und unsere oben ausgesprochene Ansicht über
die Stimmung in Indien bestätigend -- ist aber der Umstand daß, wie auch telegraphisch
berichtigt wurde, unter den Eingebornen in Indien die allgemeine Meinung verbreitet
ist: der Zweck des großen Lagers bei Delhi sei gegen die russische Gefahr gerichtet.

Eine zweite großartige Maßregel der englischen Regierung ist die eben
jetzt mit dem Aufwand außerordentlicher Kräfte und Mittel in Ausführung be-
griffene Expedition gegen die Luschai. Diese sind ein wilder und verwegener Volks-
stamm, welcher die nordwestliche Hügelgegend des Königreichs Birma bewohnt
und häufige Einfälle in das brittische Gebiet unternimmt, die in letzter Zeit einen
sehr bedenklichen Charakter angenommen haben. Es ist nämlich mehr als wahr-
scheinlich daß diese Einfälle von der birmanischen Regierung, und zwar im Ein-
verständniß mit einer dritten Macht, aufgemuntert und unterstützt werden. Durch
einen aufgefangenen Brief sind nämlich die Engländer zur Kenntniß gelangt daß
in jüngster Zeit nicht weniger als 60,000 Feuergewehre nebst entsprechender Muni-
tion durch das brittische Gebiet selbst, folglich durch Vermittlung indobrittischer Un-
terthanen, in das Land der Luschai geschmuggelt worden sind. Diese Waffen sind
also übers Meer gekommen, und da die Luschai keine directen überseeischen Verbin-
dungen mit andern Ländern und auch nicht die Mittel haben sich so ansehnliche
Waffenvorräthe zu verschaffen, so steht das Einverständniß einer dritten Macht mit
diesem kriegerischen Vergvolk außer allem Zweifel. Zu diesen Umständen gesellt
sich auch die feindselige und herausfordernde Stimmung gegen England welche sich
in letzter Zeit am Hofe des Königs von Birma kundgab. Bekanntlich war Birma
einst ein mächtiges Reich, welches sich bis an den Bengalischen Meerbusen erstreckte,
dem aber England zu Anfang dieses Jahrhunderts in kluger Voraussicht die west-
lichen und südlichen Küstenprovinzen von Arakan und Pegu entrissen hat. Einer-
seits wird nun berichtet: es halte sich am Hofe von Birma seit einiger Zeit ein
fremder Agent auf, der den König zum Kriege gegen England zu ermuthigen suche,
und ihm die Wiedereroberung der verlornen Provinzen und die Erwerbung von
Bassein und Assam in Aussicht stelle, zu welchem Zweck er sich anheischig mache
ihm ein mit 84 Geschützen bestücktes Panzerschiff zu verschaffen.

Gleichzeitig erfahren wir: der König von Birma habe gegen die Wieder-
anstellung des englischen Agenten, Majors Sladen, an seinem Hofe protestirt, und
gedroht: er werde, falls die englische Regierung seinem Protest kein Gehör schenken
würde, auf das Dampfschiff feuern lassen welches Salden in sein Land bringen
sollte. Mit diesem Major Sladen hat es nun folgende Bewandtniß. Sie werden
sich zu erinnern wissen daß ich Ihnen im Jahr 1869*) über die französische Expe-
dition berichtete welche auf dem Mekong in das südwestliche China drang, um diese
Gegenden zu erforschen und wo möglich einen neuen Handelsweg nach China anzu-
bahnen. Diese Expedition erweckte das Mißtrauen und die Eifersucht Englands,
und es wurde alsbald eine brittische Expedition unter der Leitung des Majors
Sladen, der schon damals englischer Agent in Birma war, ausgerüstet, um von
Bammo oder Bhamo aus -- einer ansehnlichen Handelsstadt im nördlichen Virma
[]

*) Allg. Ztg. Nr. 177 und 178.

Allgemeine Zeitung.
Nr. 9.
Augsburg,Dienſtag, 9 Januar 1872.
Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Goſen.


Ueberſicht.
Die engliſche Expedition gegen die Luſchai.
Aus der Türkei.
Aus der franzöſiſchen Nationalverſammlung.
Deutſches Reich. München: Se. Maj. der König. Diplomatiſches. Graf
Moy. Ernennungen. Aus der Kammer. Berlin: Die Politik des Hrn. Thiers.
Zuſtand der franzöſiſchen Waffenmacht. Ein vermißter Officier. Staatsminiſter
v. Stoſch. Die Stellung des Oberpräſidenten von Elſaß-Lothringen. Notizen.
Ankunft des Hrn. v. Gontaut-Biron. Marquis Gabriac. Beſorgniſſe. Rückkehr
des Kaiſers. Ernennung in den Bundesrath. Unterredung zwiſchen dem Fürſten
Bismarck und Hrn. v. Gontaut-Biron. Parlamentariſches. Der „Reichs-
Anzeiger“ und das ruſſiſche Preßbureau.
Oeſterreichiſch-ungariſche Monarchie. Aus Oeſterreich: Die tſchechi-
ſche Agitation. Zum croatiſchen Ausgleich. Wien: Neue Parteibildung. Der
Adreßentwurf. Warrens’ Leichenbegängniß.
Großbritannien. Der Prinz von Wales. Croßley †. General v. Stoſch. Hr.
v. Döllinger. Hr. Brand. Bright und Childers. Die Friedensgeſellſchaft. Das
Actenſtück Scott Ruſſells. Die amerikaniſche Waffenausfuhr.
Frankreich. Rückblick der „Revue des deux Mondes.“ Politiſche Betrachtungen
des „Mémorial Diplomatique.“ Kriegsinſtitute. Falloux und die Orleans. Je-
ſuitiſcher Staatsſtreich oder Proclamirung der Republik.
Spanien. Madrid: Das Miniſterium Sagaſta-Topete und der König. Zur
Lage der arbeitenden Claſſen.
Italien. Rom: Italieniſche Reujahrsbetrachtungen.
Griechenland. Athen: Niederlage des Miniſteriums in der Kammer
und Kriſis.
Türkei. Aus der Türkei: Die Kehrſeite der türkiſchen Reformen. Aggreſſive
Abſichten der Pforte. Serbiens Politik. Eine neue Liſt.
Mexico. Der Aufſtand.
Verſchiedenes.
Induſtrie, Handel und Verkehr.
Neueſte Poſten. Paris: Graf v. St. Vallier. Antrag Duchatel. General
Cremer. Steuern. Madrid: Beſchluß des Miniſteriums. Athen: Die
Cabinetskriſis.

Telegraphiſche Berichte.

Vautrain iſt mit 121,158 Stimmen gewählt, gegen
Victor Hugo, der 93,423 Stimmen erhielt.


Eſſcetenſocietät. Bayer. 5proc. Anl. v. 1870
100½, bayer. 4½proc. Anl. 100¼, 4proc. bayer. Präm.-Anl. 113⅜, 4½proc. bayer.
Oſibahn 150, neue Emiſſion 130, mit 40 Proc. Einz. 129¼, Alſenzbahn 125⅛, bad.
Prämien-Anl. 111, 1882er Amerikaner 96⅜, Köln-Mindener-L. 98¼, öſterr. Silber-
rente 64⅜, Papierrente 55¼, 1860er L. 91½, 1864er L. 148, Bankaclien 845,
Creditactien 340¾, Lombarden 215, Staatsbahn 404⅜, neue 201½, Eliſabeth 249,
Franz-Joſeph Prior. 89, Rudolfsb. Prior. —, Ungar. Oſtbahn Prtor. 76⅝, ſpan.
3proc. ausl. Schuld 32⅜, Napoleons 9.18½, Darmſtädter Bank —, böhm. Weſtbahn
267¼, Nordweſtbahn Prtor. 89, Oregon 75¼. Wechſel: London 117¾, Paris 91¾,
Wien 101⅛.


Privatverkehr. Oeſterr. Creditactien 195½, 1860er Looſe
91, öſterr. ſranz. Staatsbahn 231½, Lombarden 123½, Italiener 67½, 1882er Ameri-
kauer 97, Türken 49½, Rumänen 45¾. Stimmung: feſt, animirt.


Privatverkehr. Creditactien 340, 1860er Looſe 105 50, 1864er
144.75, Staatsdahn 400, Lombarden 212, Papierrente 63.85, Napoleons 9.17, Anglo-
Auſttian 335 25, Franeo-Anſtrian 143, Unionsbank 293. feſt, belebt.


Schlußcurſe. 3proc. Conſols , 1882er Amerikaner
92⅛, Türken , 3proc. Spanier 32⅝.


Boulevard-Rentencurs 56.32.


Goldagio 109⅜, Wechſel in Gold 109¼, 1882er Vonds
110¼, 1885er 109⅞, 1904er 109⅞, Illinois 134, Eriebahn 35¼, Baumwolle 21,
Petroleum in Philadelphia 22, Mehl 6 90.


Baumwollen-Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions-
häfen 111,000 Ballen, Ausfuhren nach England 29,000 B., Ausſuhren nach Frankreich —,
Ausfuhren nach andern Häfen 16,000 B., Vorrath in allen Unionshäfen 500,000 B.,
Preis für Middling Upland in New-York (incl. Koſt und Fracht per Dampf nach Lwerpool)
9¾ Dollars.



Verkehr.

* (Süddentſcher Berband-Gütertarif.)

Zum ſüddeutſchen Verband-Güter-
tarif ſind am 1 Januar der 9. und 10. Nachtrag in Wirkſamkeit getreten. Der erſtere
enthält directe Frachtſätze für den Verkehr zwiſchen Stationen der k. b. Staats- und Oſt-
bahnen, ſowie der öſterreichiſchen Bei bande bahnen einer-, dann Straßburg andrerſeits.
Nachtrag 10 veröffentlicht neue Tarife für den directen Güterverkehr zwiſchen Stationen der
öſterreichiſchen Südbahn einer, dann Stationen der württemb., badiſchen, pfälz ſchen Bahnen
andrerfeits.


* (Feldpoſt.)

Seit dem Beginn des neuen Jahres erfolgt die Beſtellung des Zei-
tungs Avonnemeuts für die in Frankreich befindlichen Occupations-Truppen und die Aue-
führung derſelben in gleicher Weiſe wie beim gewöhnlichen regelmäßigen Zeitungs-Verlehr.
Die bisher den Militärs und Veamten der Oceupations-Aimee bewilligten Portofreiheiten
und Portovergünſtigungen finden von nun an auch auf die Poſtſendungen der in Frankreich
ſich aufhaltenden Familieuglieder Anwendung. Die Sendungen au die Familienglieder müſſen
jedoch unter der Adreſſe des Familier-Oberhauptes zur Abſendung gelangen.



[Spaltenumbruch]
Die engliſche Expedition gegen die Luſchai.

∧ Die Unternehmungen und Fortſchritte der Ruſſen in Mittelaſien fangen
an England ernſtlich zu beunruhigen und es zu einer kräftigern Actionspolitik in
jenem Welttheil aufzuſtacheln, und zwar um ſo mehr, als die Malcontenten in
Jndien jene Unternehmungen mit geſpannter Aufmerkſamkeit verfolgen und auf
dieſelben kühne Hoffnungen ſetzen. Jn der einheimiſchen Bevölkerung des engli-
ſchen Jndiens iſt die Ueberzeugung verbreitet: die engliſche Herrſchaft in Aſien gehe
ihrem Ende entgegen, und das mächtige Rußland und China würden dieſes Vefrej-
ungswerk Jndiens vollbringen. Daß dieſer Ueberzeugung tendentiöſe Agitationen
von außen zu Grunde liegen, und daß das Terrain in Jndien in dieſer Richtung
eifrig und mit Erfolg vorbereitet wird, unterliegt keinem Zweifel. Abgeſehen von
vielen andern Symptomen, Mordthaten, Jnſubordinationsfällen, Attentaten und
dergleichen mehr, kommt es vor daß, wie neulich in Lahor ſich ereignet hat, ganze
Banden Eingeborner des Nachts die Straßen durchziehen und ungeſcheut Geſänge
vortragen in denen das baldige Ende der engliſchen Herrſchaft gefeiert, und der
Entſchluß der Unterdrückten verkündigt wird ihr Blut, wie Waſſer, für ihren
Glauben und ihre Freiheit zu vergießen. Die engliſche Regierung kennt auch die
Gefahren ſehr gut welche ihre Machtſtellung in Indien bedrohen, und entwickelt
jetzt eine energiſche Thätigkeit um ihnen zu begegnen. Bei Delhi, im nordweſtli-
chen Theile der Halbinſel, iſt ein großes Lager errichtet, welches einen doppelten
Zweck hat, einen militäriſchen und einen politiſchen. Der erſtere beſteht darin:
die einheimiſchen Truppen von der Bevölkerung zu iſoliren und ihre Schlagfertig-
keit für einen großen Krieg durch ſtrategiſche und taktiſche Manöver, Belagerungs-
operationen, Errichtung von Feldbefeſtigungen, Flußbergängen, Anwendung des
elektriſchen Telegraphen und der Armeeſignale und durch andere Uebungen in großem
Style zu entwickeln. Der politiſche Zweck dieſes Lagers iſt aber der: eine anſehn-
liche Truppenmacht in ſteter Vereitſchaft zu halten, um in der Lage zu ſein ſowohl
innere Vewegungen raſch zu unterdrücken als auch um äußern Couflicten kräftig
die Spitze zu bieten. Bemerkenswerth — und unſere oben ausgeſprochene Anſicht über
die Stimmung in Indien beſtätigend — iſt aber der Umſtand daß, wie auch telegraphiſch
berichtigt wurde, unter den Eingebornen in Indien die allgemeine Meinung verbreitet
iſt: der Zweck des großen Lagers bei Delhi ſei gegen die ruſſiſche Gefahr gerichtet.

Eine zweite großartige Maßregel der engliſchen Regierung iſt die eben
jetzt mit dem Aufwand außerordentlicher Kräfte und Mittel in Ausführung be-
griffene Expedition gegen die Luſchai. Dieſe ſind ein wilder und verwegener Volks-
ſtamm, welcher die nordweſtliche Hügelgegend des Königreichs Birma bewohnt
und häufige Einfälle in das brittiſche Gebiet unternimmt, die in letzter Zeit einen
ſehr bedenklichen Charakter angenommen haben. Es iſt nämlich mehr als wahr-
ſcheinlich daß dieſe Einfälle von der birmaniſchen Regierung, und zwar im Ein-
verſtändniß mit einer dritten Macht, aufgemuntert und unterſtützt werden. Durch
einen aufgefangenen Brief ſind nämlich die Engländer zur Kenntniß gelangt daß
in jüngſter Zeit nicht weniger als 60,000 Feuergewehre nebſt entſprechender Muni-
tion durch das brittiſche Gebiet ſelbſt, folglich durch Vermittlung indobrittiſcher Un-
terthanen, in das Land der Luſchai geſchmuggelt worden ſind. Dieſe Waffen ſind
alſo übers Meer gekommen, und da die Luſchai keine directen überſeeiſchen Verbin-
dungen mit andern Ländern und auch nicht die Mittel haben ſich ſo anſehnliche
Waffenvorräthe zu verſchaffen, ſo ſteht das Einverſtändniß einer dritten Macht mit
dieſem kriegeriſchen Vergvolk außer allem Zweifel. Zu dieſen Umſtänden geſellt
ſich auch die feindſelige und herausfordernde Stimmung gegen England welche ſich
in letzter Zeit am Hofe des Königs von Birma kundgab. Bekanntlich war Birma
einſt ein mächtiges Reich, welches ſich bis an den Bengaliſchen Meerbuſen erſtreckte,
dem aber England zu Anfang dieſes Jahrhunderts in kluger Vorausſicht die weſt-
lichen und ſüdlichen Küſtenprovinzen von Arakan und Pegu entriſſen hat. Einer-
ſeits wird nun berichtet: es halte ſich am Hofe von Birma ſeit einiger Zeit ein
fremder Agent auf, der den König zum Kriege gegen England zu ermuthigen ſuche,
und ihm die Wiedereroberung der verlornen Provinzen und die Erwerbung von
Baſſein und Aſſam in Ausſicht ſtelle, zu welchem Zweck er ſich anheiſchig mache
ihm ein mit 84 Geſchützen beſtücktes Panzerſchiff zu verſchaffen.

Gleichzeitig erfahren wir: der König von Birma habe gegen die Wieder-
anſtellung des engliſchen Agenten, Majors Sladen, an ſeinem Hofe proteſtirt, und
gedroht: er werde, falls die engliſche Regierung ſeinem Proteſt kein Gehör ſchenken
würde, auf das Dampfſchiff feuern laſſen welches Salden in ſein Land bringen
ſollte. Mit dieſem Major Sladen hat es nun folgende Bewandtniß. Sie werden
ſich zu erinnern wiſſen daß ich Ihnen im Jahr 1869*) über die franzöſiſche Expe-
dition berichtete welche auf dem Mekong in das ſüdweſtliche China drang, um dieſe
Gegenden zu erforſchen und wo möglich einen neuen Handelsweg nach China anzu-
bahnen. Dieſe Expedition erweckte das Mißtrauen und die Eiferſucht Englands,
und es wurde alsbald eine brittiſche Expedition unter der Leitung des Majors
Sladen, der ſchon damals engliſcher Agent in Birma war, ausgerüſtet, um von
Bammo oder Bhamo aus — einer anſehnlichen Handelsſtadt im nördlichen Virma
[]

*) Allg. Ztg. Nr. 177 und 178.
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Jndien jene Unternehmungen mit ge&#x017F;pannter Aufmerk&#x017F;amkeit verfolgen und auf<lb/>
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Glauben und ihre Freiheit zu vergießen. Die engli&#x017F;che Regierung kennt auch die<lb/>
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[0001] Allgemeine Zeitung. Nr. 9. Augsburg,Dienſtag, 9 Januar 1872. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Goſen. Ueberſicht. Die engliſche Expedition gegen die Luſchai. Aus der Türkei. Aus der franzöſiſchen Nationalverſammlung. Deutſches Reich. München: Se. Maj. der König. Diplomatiſches. Graf Moy. Ernennungen. Aus der Kammer. Berlin: Die Politik des Hrn. Thiers. Zuſtand der franzöſiſchen Waffenmacht. Ein vermißter Officier. Staatsminiſter v. Stoſch. Die Stellung des Oberpräſidenten von Elſaß-Lothringen. Notizen. Ankunft des Hrn. v. Gontaut-Biron. Marquis Gabriac. Beſorgniſſe. Rückkehr des Kaiſers. Ernennung in den Bundesrath. Unterredung zwiſchen dem Fürſten Bismarck und Hrn. v. Gontaut-Biron. Parlamentariſches. Der „Reichs- Anzeiger“ und das ruſſiſche Preßbureau. Oeſterreichiſch-ungariſche Monarchie. Aus Oeſterreich: Die tſchechi- ſche Agitation. Zum croatiſchen Ausgleich. Wien: Neue Parteibildung. Der Adreßentwurf. Warrens’ Leichenbegängniß. Großbritannien. Der Prinz von Wales. Croßley †. General v. Stoſch. Hr. v. Döllinger. Hr. Brand. Bright und Childers. Die Friedensgeſellſchaft. Das Actenſtück Scott Ruſſells. Die amerikaniſche Waffenausfuhr. Frankreich. Rückblick der „Revue des deux Mondes.“ Politiſche Betrachtungen des „Mémorial Diplomatique.“ Kriegsinſtitute. Falloux und die Orleans. Je- ſuitiſcher Staatsſtreich oder Proclamirung der Republik. Spanien. Madrid: Das Miniſterium Sagaſta-Topete und der König. Zur Lage der arbeitenden Claſſen. Italien. Rom: Italieniſche Reujahrsbetrachtungen. Griechenland. Athen: Niederlage des Miniſteriums in der Kammer und Kriſis. Türkei. Aus der Türkei: Die Kehrſeite der türkiſchen Reformen. Aggreſſive Abſichten der Pforte. Serbiens Politik. Eine neue Liſt. Mexico. Der Aufſtand. Verſchiedenes. Induſtrie, Handel und Verkehr. Neueſte Poſten. Paris: Graf v. St. Vallier. Antrag Duchatel. General Cremer. Steuern. Madrid: Beſchluß des Miniſteriums. Athen: Die Cabinetskriſis. Telegraphiſche Berichte. * Paris, 7 Jan. Vautrain iſt mit 121,158 Stimmen gewählt, gegen Victor Hugo, der 93,423 Stimmen erhielt. (*) Frankfurt a. M., 7 Jan. Eſſcetenſocietät. Bayer. 5proc. Anl. v. 1870 100½, bayer. 4½proc. Anl. 100¼, 4proc. bayer. Präm.-Anl. 113⅜, 4½proc. bayer. Oſibahn 150, neue Emiſſion 130, mit 40 Proc. Einz. 129¼, Alſenzbahn 125⅛, bad. Prämien-Anl. 111, 1882er Amerikaner 96⅜, Köln-Mindener-L. 98¼, öſterr. Silber- rente 64⅜, Papierrente 55¼, 1860er L. 91½, 1864er L. 148, Bankaclien 845, Creditactien 340¾, Lombarden 215, Staatsbahn 404⅜, neue 201½, Eliſabeth 249, Franz-Joſeph Prior. 89, Rudolfsb. Prior. —, Ungar. Oſtbahn Prtor. 76⅝, ſpan. 3proc. ausl. Schuld 32⅜, Napoleons 9.18½, Darmſtädter Bank —, böhm. Weſtbahn 267¼, Nordweſtbahn Prtor. 89, Oregon 75¼. Wechſel: London 117¾, Paris 91¾, Wien 101⅛. * Berlin, 7 Jan. Privatverkehr. Oeſterr. Creditactien 195½, 1860er Looſe 91, öſterr. ſranz. Staatsbahn 231½, Lombarden 123½, Italiener 67½, 1882er Ameri- kauer 97, Türken 49½, Rumänen 45¾. Stimmung: feſt, animirt. * Wien, 7 Jan., Privatverkehr. Creditactien 340, 1860er Looſe 105 50, 1864er 144.75, Staatsdahn 400, Lombarden 212, Papierrente 63.85, Napoleons 9.17, Anglo- Auſttian 335 25, Franeo-Anſtrian 143, Unionsbank 293. feſt, belebt. * London, 6 Jan. Schlußcurſe. 3proc. Conſols [FORMEL], 1882er Amerikaner 92⅛, Türken [FORMEL], 3proc. Spanier 32⅝. * Paris, 7 Jan. Boulevard-Rentencurs 56.32. * New-York, 6 Jan. Goldagio 109⅜, Wechſel in Gold 109¼, 1882er Vonds 110¼, 1885er 109⅞, 1904er 109⅞, Illinois 134, Eriebahn 35¼, Baumwolle 21, Petroleum in Philadelphia 22, Mehl 6 90. * New-York, 6 Jan. Baumwollen-Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions- häfen 111,000 Ballen, Ausfuhren nach England 29,000 B., Ausſuhren nach Frankreich —, Ausfuhren nach andern Häfen 16,000 B., Vorrath in allen Unionshäfen 500,000 B., Preis für Middling Upland in New-York (incl. Koſt und Fracht per Dampf nach Lwerpool) 9¾ Dollars. Verkehr. * (Süddentſcher Berband-Gütertarif.) Zum ſüddeutſchen Verband-Güter- tarif ſind am 1 Januar der 9. und 10. Nachtrag in Wirkſamkeit getreten. Der erſtere enthält directe Frachtſätze für den Verkehr zwiſchen Stationen der k. b. Staats- und Oſt- bahnen, ſowie der öſterreichiſchen Bei bande bahnen einer-, dann Straßburg andrerſeits. Nachtrag 10 veröffentlicht neue Tarife für den directen Güterverkehr zwiſchen Stationen der öſterreichiſchen Südbahn einer, dann Stationen der württemb., badiſchen, pfälz ſchen Bahnen andrerfeits. * (Feldpoſt.) Seit dem Beginn des neuen Jahres erfolgt die Beſtellung des Zei- tungs Avonnemeuts für die in Frankreich befindlichen Occupations-Truppen und die Aue- führung derſelben in gleicher Weiſe wie beim gewöhnlichen regelmäßigen Zeitungs-Verlehr. Die bisher den Militärs und Veamten der Oceupations-Aimee bewilligten Portofreiheiten und Portovergünſtigungen finden von nun an auch auf die Poſtſendungen der in Frankreich ſich aufhaltenden Familieuglieder Anwendung. Die Sendungen au die Familienglieder müſſen jedoch unter der Adreſſe des Familier-Oberhauptes zur Abſendung gelangen. Die engliſche Expedition gegen die Luſchai. ∧ Die Unternehmungen und Fortſchritte der Ruſſen in Mittelaſien fangen an England ernſtlich zu beunruhigen und es zu einer kräftigern Actionspolitik in jenem Welttheil aufzuſtacheln, und zwar um ſo mehr, als die Malcontenten in Jndien jene Unternehmungen mit geſpannter Aufmerkſamkeit verfolgen und auf dieſelben kühne Hoffnungen ſetzen. Jn der einheimiſchen Bevölkerung des engli- ſchen Jndiens iſt die Ueberzeugung verbreitet: die engliſche Herrſchaft in Aſien gehe ihrem Ende entgegen, und das mächtige Rußland und China würden dieſes Vefrej- ungswerk Jndiens vollbringen. Daß dieſer Ueberzeugung tendentiöſe Agitationen von außen zu Grunde liegen, und daß das Terrain in Jndien in dieſer Richtung eifrig und mit Erfolg vorbereitet wird, unterliegt keinem Zweifel. Abgeſehen von vielen andern Symptomen, Mordthaten, Jnſubordinationsfällen, Attentaten und dergleichen mehr, kommt es vor daß, wie neulich in Lahor ſich ereignet hat, ganze Banden Eingeborner des Nachts die Straßen durchziehen und ungeſcheut Geſänge vortragen in denen das baldige Ende der engliſchen Herrſchaft gefeiert, und der Entſchluß der Unterdrückten verkündigt wird ihr Blut, wie Waſſer, für ihren Glauben und ihre Freiheit zu vergießen. Die engliſche Regierung kennt auch die Gefahren ſehr gut welche ihre Machtſtellung in Indien bedrohen, und entwickelt jetzt eine energiſche Thätigkeit um ihnen zu begegnen. Bei Delhi, im nordweſtli- chen Theile der Halbinſel, iſt ein großes Lager errichtet, welches einen doppelten Zweck hat, einen militäriſchen und einen politiſchen. Der erſtere beſteht darin: die einheimiſchen Truppen von der Bevölkerung zu iſoliren und ihre Schlagfertig- keit für einen großen Krieg durch ſtrategiſche und taktiſche Manöver, Belagerungs- operationen, Errichtung von Feldbefeſtigungen, Flußbergängen, Anwendung des elektriſchen Telegraphen und der Armeeſignale und durch andere Uebungen in großem Style zu entwickeln. Der politiſche Zweck dieſes Lagers iſt aber der: eine anſehn- liche Truppenmacht in ſteter Vereitſchaft zu halten, um in der Lage zu ſein ſowohl innere Vewegungen raſch zu unterdrücken als auch um äußern Couflicten kräftig die Spitze zu bieten. Bemerkenswerth — und unſere oben ausgeſprochene Anſicht über die Stimmung in Indien beſtätigend — iſt aber der Umſtand daß, wie auch telegraphiſch berichtigt wurde, unter den Eingebornen in Indien die allgemeine Meinung verbreitet iſt: der Zweck des großen Lagers bei Delhi ſei gegen die ruſſiſche Gefahr gerichtet. Eine zweite großartige Maßregel der engliſchen Regierung iſt die eben jetzt mit dem Aufwand außerordentlicher Kräfte und Mittel in Ausführung be- griffene Expedition gegen die Luſchai. Dieſe ſind ein wilder und verwegener Volks- ſtamm, welcher die nordweſtliche Hügelgegend des Königreichs Birma bewohnt und häufige Einfälle in das brittiſche Gebiet unternimmt, die in letzter Zeit einen ſehr bedenklichen Charakter angenommen haben. Es iſt nämlich mehr als wahr- ſcheinlich daß dieſe Einfälle von der birmaniſchen Regierung, und zwar im Ein- verſtändniß mit einer dritten Macht, aufgemuntert und unterſtützt werden. Durch einen aufgefangenen Brief ſind nämlich die Engländer zur Kenntniß gelangt daß in jüngſter Zeit nicht weniger als 60,000 Feuergewehre nebſt entſprechender Muni- tion durch das brittiſche Gebiet ſelbſt, folglich durch Vermittlung indobrittiſcher Un- terthanen, in das Land der Luſchai geſchmuggelt worden ſind. Dieſe Waffen ſind alſo übers Meer gekommen, und da die Luſchai keine directen überſeeiſchen Verbin- dungen mit andern Ländern und auch nicht die Mittel haben ſich ſo anſehnliche Waffenvorräthe zu verſchaffen, ſo ſteht das Einverſtändniß einer dritten Macht mit dieſem kriegeriſchen Vergvolk außer allem Zweifel. Zu dieſen Umſtänden geſellt ſich auch die feindſelige und herausfordernde Stimmung gegen England welche ſich in letzter Zeit am Hofe des Königs von Birma kundgab. Bekanntlich war Birma einſt ein mächtiges Reich, welches ſich bis an den Bengaliſchen Meerbuſen erſtreckte, dem aber England zu Anfang dieſes Jahrhunderts in kluger Vorausſicht die weſt- lichen und ſüdlichen Küſtenprovinzen von Arakan und Pegu entriſſen hat. Einer- ſeits wird nun berichtet: es halte ſich am Hofe von Birma ſeit einiger Zeit ein fremder Agent auf, der den König zum Kriege gegen England zu ermuthigen ſuche, und ihm die Wiedereroberung der verlornen Provinzen und die Erwerbung von Baſſein und Aſſam in Ausſicht ſtelle, zu welchem Zweck er ſich anheiſchig mache ihm ein mit 84 Geſchützen beſtücktes Panzerſchiff zu verſchaffen. Gleichzeitig erfahren wir: der König von Birma habe gegen die Wieder- anſtellung des engliſchen Agenten, Majors Sladen, an ſeinem Hofe proteſtirt, und gedroht: er werde, falls die engliſche Regierung ſeinem Proteſt kein Gehör ſchenken würde, auf das Dampfſchiff feuern laſſen welches Salden in ſein Land bringen ſollte. Mit dieſem Major Sladen hat es nun folgende Bewandtniß. Sie werden ſich zu erinnern wiſſen daß ich Ihnen im Jahr 1869 *) über die franzöſiſche Expe- dition berichtete welche auf dem Mekong in das ſüdweſtliche China drang, um dieſe Gegenden zu erforſchen und wo möglich einen neuen Handelsweg nach China anzu- bahnen. Dieſe Expedition erweckte das Mißtrauen und die Eiferſucht Englands, und es wurde alsbald eine brittiſche Expedition unter der Leitung des Majors Sladen, der ſchon damals engliſcher Agent in Birma war, ausgerüſtet, um von Bammo oder Bhamo aus — einer anſehnlichen Handelsſtadt im nördlichen Virma *) Allg. Ztg. Nr. 177 und 178.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 9, 9. Januar 1872, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine09_1872/1>, abgerufen am 21.11.2024.