Allgemeine Zeitung, Nr. 9, 9. Januar 1872.[Spaltenumbruch]
oberung entreißt, so ist es mindestens unser Fehler wenn wir ein Gebiet unfrucht- Die erste Nummer des neuen "Memorial Diplomatique" ist heut erschienen. In einem längeren Artikel über die fremden Cabinete und Frankreich setzt Aus den Entrefilets des "Memorial" greifen wir das folgende heraus: Aus Bourges wird gemeldet daß einer Mittheilung des Präsidenten der * Paris, 6 Jan. Dupanloup, der Papst, Falloux, der Marquis de Meaux, Spanien. [&29C9] Madrid, 3 Jan. Wenige Tage nach der Eidesleistung des Mini- Italien. [] Nom, 3 Jan. Die Neujahrsbetrachtungen der italienischen Blätter [Spaltenumbruch]
oberung entreißt, ſo iſt es mindeſtens unſer Fehler wenn wir ein Gebiet unfrucht- Die erſte Nummer des neuen „Mémorial Diplomatique“ iſt heut erſchienen. In einem längeren Artikel über die fremden Cabinete und Frankreich ſetzt Aus den Entrefilets des „Mémorial“ greifen wir das folgende heraus: Aus Bourges wird gemeldet daß einer Mittheilung des Präſidenten der • Paris, 6 Jan. Dupanloup, der Papſt, Falloux, der Marquis de Meaux, Spanien. [&29C9] Madrid, 3 Jan. Wenige Tage nach der Eidesleiſtung des Mini- Italien. [] Nom, 3 Jan. Die Neujahrsbetrachtungen der italieniſchen Blätter <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0006" n="118"/><cb/> oberung entreißt, ſo iſt es mindeſtens unſer Fehler wenn wir ein Gebiet unfrucht-<lb/> bar laſſen aus dem wir ein Königreich jenſeits des Mittelmeers machen können.“<lb/> Zum Schluß tröſtet Hr. de Mazade Frankreich damit: „daß, wenn es in ſeinem<lb/> Glück Neider gehabt, es in ſeinem Unglück keine Feinde mehr habe.“ Mit Aus-<lb/> nahme Deutſchlands „haben alle anderen Völker das größte Intereſſe Frankreich<lb/> aus ſeinen Ruinen auferſtehen, ſeinen Platz in der Welt wieder einnehmen zu<lb/> ſehen, dieß iſt eine der glücklichen Bedingungen des beginnenden Jahres.“</p><lb/> <p>Die erſte Nummer des neuen „M<hi rendition="#aq">é</hi>morial Diplomatique“ iſt heut erſchienen.<lb/> Es debütirt mit einem in ſehr düſteren Farben gehaltenen Leitartikel, welcher<lb/> Preußen und Deutſchland die gewiſſermaßen von einer höheren Macht auferlegte<lb/> Miſſion zuweist Frankreich endgültig zu zertrümmern, und ſchließlich behauptet:<lb/> „daß die furchtbare Dreieinigkeit von Berlin, der Fürſt Bismarck, der Feldmar-<lb/> ſchall Moltke und der General Werder,“ dieſes Ziel keinen Moment aus den Augen<lb/> verliere.</p><lb/> <p>In einem längeren Artikel über die fremden Cabinete und Frankreich ſetzt<lb/> das „M<hi rendition="#aq">é</hi>morial“ auseinander daß die Mächte in den Orleans keine Bürgſchaft für<lb/> die Errichtung einer geachteten, dauerhaften und ſoliden Monarchie zu erblicken<lb/> vermögen. Ohne legitimes Anrecht auf die Krone könnten ſie nur durch einen<lb/> Staatsſtreich oder durch Volkswahl zur Regierung gelangen, und im einen wie im<lb/> anderen Fall würden ſie nur die Könige einer Partei oder einer Claſſe ſein, wie<lb/> es ihr Vater geweſen. Dagegen kargten die fremden Cabinete nicht mit einem<lb/> aufrichtigen Tribut von Lobeserhebungen und Beifall für die weiſe, gemäßigte<lb/> und verſöhnliche Haltung des Präſidenten der Republik; aber ſie beurtheilen mit<lb/> großer Strenge die Nationalverſammlung, welche ihnen unfähig ſcheint etwas<lb/> reifes hervorzubringen, die Frankreich theilt durch ihren eigenen Zwieſpalt und in<lb/> der beſtändigen Siedhitze ihrer Debatten ſich ſelbſt zerfleiſcht. Die Fachleute im<lb/> Auslande zweifelten ſtark daran daß die Reorganiſirung der franzöſiſchen Armee<lb/> ſich ſo ſchnell und unter ſo günſtigen Verhältniſſen vollziehen laſſe wie dieß wün-<lb/> ſchenswerth ſei. Ihnen zufolge hätte dieſer Reorganiſation eine ſtrenge moraliſche<lb/> Reinigung vorhergehen müſſen, und zwar mittelſt eines Kriegsgerichts, wie dieß in<lb/> Preußen nach dem Frieden von Tilſit geſchehen. Man weiß daß dieſes Gericht alle<lb/> Generale und Officiere denen es an Tapferkeit, Entſchloſſenheit, Befähigung und<lb/> Thatkraft vor dem Feinde gefehlt hatte, richtete, verurtheilte, verhaftete, degradirte<lb/> und unerbittlich caſſirte. In Frankreich habe man den entgegengeſetzten Weg ein-<lb/> geſchlagen, und die Unterſuchungs-Commiſſion vermöge das Kriegsgericht nicht zu<lb/> erſetzen.</p><lb/> <p>Aus den Entrefilets des „M<hi rendition="#aq">é</hi>morial“ greifen wir das folgende heraus:<lb/> „Wir vernehmen daß der Herzog von Montpenſier im Laufe des Monats Januar<lb/> in Paris eintreffen wird, um den Berathungen beizuwohnen welche unter den<lb/> Auſpicien der Königin Chriſtine und der Königin Iſabella mit Rückſicht auf die<lb/> Ereigniſſe eröffnet werden ſollen die in Spanien vor ſich gehen könnten. Eine der<lb/> wichtigſten Fragen die bei dieſer Gelegenheit behandelt werden dürften, iſt diejenige<lb/> der Vormundſchaft des Infanten Don Alphonſo. Zwei Bewerber machen ihre<lb/> Auſprüche auf dieſen Ehrenpoſten geltend. Zunächſt der König Don Franz von<lb/> Aſſiſis, der als Vater ſeine Rechte auf die Vormundſchaft geltend macht; dann aber<lb/> auch der Herzog von Montpenſier, der, wie man ſagt, ſich völlig mit der Königin<lb/> Iſabella ausgeſöhnt habe und ſich um die Vormundſchaft bewerbe, um vorkommen-<lb/> den Falles als Regent fungiren zu können. Nach einem ſehr beglaubigten Gerücht<lb/> wäre die Königin-Mutter den Wünſchen des Herzogs von Montpenſier nicht feind-<lb/> lich geſinnt. Wir brauchen nicht hinzuzufügen daß die Regierung des Königs<lb/> Amadeo ob dieſer Vorbereitungen der alten monarchiſchen Parteien ſehr beſorgt<lb/> iſt, da die Ränke der ſpaniſchen Demagogen denſelben indirect zu Hülfe kommen.“</p><lb/> <p>Aus <hi rendition="#g">Bourges</hi> wird gemeldet daß einer Mittheilung des Präſidenten der<lb/> Republik an den Maire der Stadt zufolge die früher in Metz befindliche Artillerie-<lb/> und Genieſchule nach Bourges verlegt werden ſoll, das Centralarſenal wird in der<lb/> Nähe der Gießerei errichtet, die Akademie wird Bourges zurückgegeben, ferner er-<lb/> hält dieſe Stadt eine Succurſale der Bank von Frankreich. Hienach darf Bourges<lb/> mit dem Beginn des Jahres zufrieden ſein.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"><lb/> <dateline>• <hi rendition="#b">Paris,</hi> 6 Jan.</dateline><lb/> <p>Dupanloup, der Papſt, Falloux, der Marquis de Meaux,<lb/> Schwiegerſohn und Nachfolger Montalemberts, geben Gaſtrollen im Schloß-<lb/> theater und in der Hofcapelle von Verſailles. Der Papſt und Antonelli leiten nicht<lb/> bloß die Marionetten, ſie bilden auch die Claque. Bravo, braviſſimi, <hi rendition="#aq">da capo!</hi><lb/> wird aus dem verödeten Vatican in die Verſailler Grüfte der franzöſiſchen Mon-<lb/> archie telegraphirt. Alle Schullehrer müſſen Ligorianer ſein, und alle Ligorianer<lb/> müſſen Schulmeiſter werden. Die ultramontane Junkerreaction ſowohl durch die<lb/> Kirche als auch in der Heeresorganiſation; Frankreich von Sedan bis 1814 und<lb/> 1815 zurückgeworfen, jedoch ohne Kraft und Mittel die Bourbonen abermals zu<lb/> enterben, ohne in einer letzten Revolution ſich zu erſchöpfen. Darum handelt es ſich<lb/> gegenwärtig in Verſailles. Joinville, Aumale und der Graf von Paris haben den<lb/> Jeſuiten Grafen Falloux bevollmächtigt mit den Legitimiſten der Rechten die Fu-<lb/> ſion mit den Orleaniſten und den Orleans dahin zu unterhandeln: daß Heinrich <hi rendition="#aq">V</hi><lb/> zu Gunſten des vorher zu adoptirenden Grafen von Paris abdankt, und die mit<lb/> der Kirche verbündeten monarchiſchen Parteien und Intereſſen die reine Monarchie<lb/> unter dem König Louis Philipp <hi rendition="#aq">I</hi> herſtellen, da der Großvater Louis Philipp, als<lb/> Uſurpator aus der Julirevolution, aus der Geſchichte gleichſam auszuſtreichen<lb/> wäre. Graf Falloux ſetzte den Legitimiſten die Vortheile aus einander welche der<lb/> Faubourg Saint Germain und überhaupt der alte Adel aus jener Combination<lb/> und Reſtauration ſchöpfen würden, für deren Zuſtandekommen er die kräftigſte<lb/> Mitwirkung aller kirchlichen Einflüſſe, Biſchof Dupanloup an der Spitze, zuſichern<lb/> konnte. Das Geſchäft erſchien den Legitimiſten allerdings anſtößig. Sie fangen<lb/> jedoch zu begreifen an daß ſie Heinrich <hi rendition="#aq">V</hi> nicht zu erwarten und von ihm nichts zu<lb/> hoffen haben, während die Reſtauration der reinen Monarchie mit den Orleans<lb/> minder unmöglich erſcheint, und ihnen die Stellungen wieder verſchaffen würden<lb/> welche ſie ſeit 1830 zurückſehnen. Die von Falloux zu unterhandelnde Verkoppelung<lb/> kann alſo allerdings noch zu Stande kommen, zunächſt in der Unterrichtsfrage, et-<lb/> was ſpäter bei dem erſten Anlaß Thiers und ſeine Regierung zu ſtürzen, und durch<lb/> Hervorrufung des Bürgerkrieges das Heer zu einem parlamentariſchen Staats-<lb/> ſtreich jener Mehrheit zu gewinnen. Thiers iſt wohl nicht der Mann dieſes Ereig-<lb/> niß mit Neſignation abzuwarten. Seine ergebenſten und perſönlichen Anhänger<lb/> bilden das linke Centrum, aus den ſogenannten Vernunftrepublicanern beſtehend,<lb/> welche die Nepublik aus patriotiſcher Ueberzeugung, ſie allein vermöge Frank-<lb/> reich zu retten, gründen wollen. Das linke Centrum entgegnete ſoſort durch eine<lb/> Generalverſammlung auf die Unterhandlungen des Grafen Falloux. Es wurde<lb/> mit Einſtimmigkeit die Gefahr im Verzug und die Nothwendigkeit anerkannt dem<lb/><cb/> Bürgerkrieg und einem Staatsſtreich, von Falloux, Dupanloup und Aumale unter-<lb/> nommen, durch die endgültige Einſetzung der Republik zuvorzukommen. Dupan-<lb/> loup an der Spitze des Ausſchuſſes für das Unterrichtsgeſetz und Falloux als Unter-<lb/> händler der Orleans haben das Gleichgewicht zwiſchen den Parteien, mithin das<lb/> Proviſorium und die Experimental-Republik künftighin unmöglich gemacht; es<lb/> kommt zum Brechen. Wie, wann, wo? Die Fragen drängen ſich auf wie in den<lb/> letzten Wochen vor dem 2 December. Wenn jedoch Frankreich nach dem 2 Decem-<lb/> ber und nach Sedan die Wahl hat zwiſchen Thiers und Gambetta einerſeits,<lb/> Falloux, Dupanloup und Aumale andererſeits, ſo iſt es kaum denkbar daß die näch-<lb/> ſtens unvermeidlichen Ereigniſſe abermals einen ähnlichen Verlauf nehmen werden.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><supplied>&29C9</supplied><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 3 Jan.</dateline><lb/> <p>Wenige Tage nach der Eidesleiſtung des Mini-<lb/> ſteriums Sagaſta-Topete begannen die Zeitungen eine Miniſterkriſis als unmittel-<lb/> bar bevorſtehend zu verkünden. Den Anlaß dazu gab die Ernennung eines neuen<lb/> General-Capitäns für Cuba. Topete hat den General Joſ<hi rendition="#aq">é</hi> de la Concha für dieſen<lb/> wichtigen Poſten beſtimmt, und Sagaſta iſt nicht einverſtanden mit der Wahl.<lb/> Concha hat ſchon früher dasſelbe Amt bekleidet; auch war er Präſident des letzten<lb/> Miniſteriums unter der Königin Iſabella. Die Entſcheidung iſt aufgeſchoben, und<lb/> ebenſo die über Wiedereröffnung der Cortes. (S. Neueſte Poſten. D. N.) Sagaſta<lb/> ſucht Zeit zu gewinnen, als dächte er wie Hr. Mickleby: <hi rendition="#aq">„Something will turn<lb/> up.“</hi> Mittlerweile iſt es eine Hauptbeſchäftigung der Zeitungen aller Farben ihn<lb/> auf das heftigſte anzugreifen. Die „Epoca“ meint daß man dem Miniſterium<lb/> über ſein Unterfangen „eigene Politik zu machen“ nie etwas treffenderes geſagt<lb/> habe als folgende Worte der „Politica:“ „Was würde aus dem Miniſterium Sagaſta<lb/> werden wenn Hr. Topete ſich jetzt zurückzöge? Wie würde dieſes Miniſterium die<lb/> Cortes eröffnen können, wenn die conſervativen Fractionen ſich weigerten es ferner<lb/> zu ſtützen, was ſie ſicher thun würden wenn der Miniſter für die Colonien aus dem<lb/> Cabinet ſchiede?“ Eigenthümlicherweiſe werden die Beſtrebungen Sagaſta’s am<lb/> heftigſten von dem „Debate“ bekämpft, deſſen Eigenthümer Topete iſt. Er be-<lb/> ſchuldigt den Miniſterpräſidenten die radicale Partei ins republicaniſche Lager ſtoßen<lb/> zu wollen, um die Führerſchaft der freiſinnigſten monarchiſchen Partei zu gewinnen. —<lb/> Es iſt ein Jahr verfloſſen ſeit König Amadeo ſeinen Einzug hielt. Seine erbittert-<lb/> ſten Gegner wiſſen ihm nichts vorzuwerfen als daß er leeres Ceremoniell verſchmäht,<lb/> gern Turnübungen obliegt, gelegentlich einmal unvermuthet ins Meer ſpringt oder<lb/> vor Tagesanbruch allein auf die Jagd geht, was im vergangenen Sommer einen<lb/> hohen Palaſtbeamten in San Ildefonſo veranlaßte nach allen Richtungen hin zu<lb/> telegraphiren um Erkundigungen über Se. Majeſtät einzuziehen. Am Neujahrs-<lb/> tage brachten Deputationen von beiden Häufern des Congreſſes dem König die<lb/> Glückwünſche der Cortes dar. Der Präſident des Senats ſchloß ſeine Anſprache<lb/> mit den Worten: „Um ſo edle Beſtrebungen zu fördern, vertraut das ſpaniſche<lb/> Volk auf die göttliche Vorſehung und auf den Geradſinn, auf die männliche Würde<lb/> eines Monarchen, der, ſeine bei der feierlichſten Gelegenheit ausgeſprochenen Vor-<lb/> ſätze verwirklichend, ſelbſt die Eingenommenſten zwingt zu bekennen daß ſeine Seele<lb/> ſich über den Kampf der Parteien zu erheben weiß, und keinen höhern Wunſch hegt<lb/> als die Eintracht und die Wohlfahrt der Spanier.“ In dieſem einen Jahre hat<lb/> der König viermal ſein Miniſterium wechſeln müſſen, und innerhalb 14 Tagen<lb/> wird er wahrſcheinlich das fünfte berufen — ob ein unioniſtiſches oder ein<lb/> radicales, das wird die Haltung der Cortes beſtimmen. Mehr als ein Drittel<lb/> der Einnahmen geht dem Staate verloren durch den verderblichen Einfluß<lb/> den dieſe Unſicherheit der politiſchen Zuſtände auf die Verwaltung ausübt<lb/> Das Comit<hi rendition="#aq">é</hi> der Cortes welches über die Lage der arbeitenden Claſſen zu<lb/> berichten hat, empfängt ausführliche Berichte von Fabricanten, die zum<lb/> Theil glauben die Arbeiter durch Verbeſſerung ihrer Lage gänzlich dem Einfluß der<lb/> internationalen Arbeiterverbindung entzogen zu haben. Duro u. Comp., Beſitzer<lb/> von Hochöfen und Eiſengießereien in Aſturien, theilen mit daß ſie alle Arbeiten<lb/> in ihrer Fabrik auf Accord mit den Werkmeiſtern ausführen laſſen. Dieſen wird<lb/> ein gewiſſer Lohn verbürgt; ſtellt ſich am Ende des Jahres heraus daß ſie Einbuße<lb/> erlitten haben, ſo trägt der Fabricant den Verluſt; die Werkmeiſter ſind dagegen<lb/> verpflichtet die Hälfte des Gewinnes mit ſämmtlichen Arbeitern zu theilen. Dieſen<lb/> ſind 83 Wohnungen für 10 Sgr. monatlicher Miethe überlaſſen, deren Ertrag nebſt<lb/> 715 Thlrn. jährlichen Zuſchuſſes von den Beſitzern auf Schulen verwendet wird.<lb/> Die Fabrik beſteht ſeit 10 Jahren; von den Werkmeiſtern, die jetzt täglich 1½ bis<lb/> 2 Thlr. Pr. verdienen, iſt mancher ganz unwiſſend eingetreten. Unter 930 Arbei-<lb/> tern ſind 587 die leſen und ſchreiben können. Obgleich die meiſten Arbeiter für<lb/> ihre Erſparniſſe Ländereien erwerben, haben einige mehr als 2000 Thlr. in der<lb/> Sparcaſſe. Uebrigens wird es den großen Fabricanten in Spanien leicht gemacht<lb/> für ihre Arbeiter zu ſorgen, denn bei den ſehr hohen Schutzzöllen können ſie ſich in<lb/> kurzer Zeit auf Koſten des Publicums bereichern; unliebſame Concurrenten pflegen<lb/> ſie durch zeitweilige Herabſetzung ihrer Preiſe vom Markte zu verſcheuchen. Der<lb/> übermäßige Schutzzoll erklärt auch die gewaltige Ausdehnung des Schmuggelhan-<lb/> dels, deſſen Intereſſen oft von großem Einfluß ſind auf politiſche Ereigniſſe, na-<lb/> mentlich in Andaluſien. So waren ſie ein wichtiges Moment in den blutigen<lb/> Aufſtänden Malaga’s.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Italien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <dateline><supplied>&#xfffc;</supplied><hi rendition="#b">Nom,</hi> 3 Jan.</dateline><lb/> <p>Die Neujahrsbetrachtungen der italieniſchen Blätter<lb/> ſind durchgängig in einem Tone gemüthlichen Behagens und froher Zuverſicht ge-<lb/> halten. Man freut ſich des Errungenen und vertraut daß man es feſthalten werde.<lb/> Ueber die Mittel und Wege denen das Errungene verdankt wird philoſophirt man<lb/> nicht, vielleicht weil man fühlt daß, wenn man mehr philoſophirt hätte, man we-<lb/> niger errungen haben würde. Nur der Philoſoph # unter den italieniſchen<lb/> Publiciſten, Ruggiero Bonghi, der, ſeitdem er Profeſſor der antiken Geſchichte an<lb/> der Univerſität Rom geworden iſt, zu der nach wie vor von ihm geführten Di-<lb/> rection der Mailänder „Perſeveranza“ auch noch die Direction eines neuen in<lb/> Neapel erſcheinenden Blattes, der „Unit<hi rendition="#aq">à</hi> Nazionale,“ übernommen hat — nur<lb/> Bonghi mag ſich nicht begnügen das trockne Brod der bloßen Thatſache zu kauen,<lb/> ſondern durchknetet es mit dem edlen Safte der Idee. In jedem der beiden von<lb/> ihm gelebteten Blätter findet ſich eine Neujahrserörterung aus ſeiner nicht nur den<lb/> Raum zwjſchen Mailand und Neapel, ſondern das ganze Doppelreich der Aus-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0006]
oberung entreißt, ſo iſt es mindeſtens unſer Fehler wenn wir ein Gebiet unfrucht-
bar laſſen aus dem wir ein Königreich jenſeits des Mittelmeers machen können.“
Zum Schluß tröſtet Hr. de Mazade Frankreich damit: „daß, wenn es in ſeinem
Glück Neider gehabt, es in ſeinem Unglück keine Feinde mehr habe.“ Mit Aus-
nahme Deutſchlands „haben alle anderen Völker das größte Intereſſe Frankreich
aus ſeinen Ruinen auferſtehen, ſeinen Platz in der Welt wieder einnehmen zu
ſehen, dieß iſt eine der glücklichen Bedingungen des beginnenden Jahres.“
Die erſte Nummer des neuen „Mémorial Diplomatique“ iſt heut erſchienen.
Es debütirt mit einem in ſehr düſteren Farben gehaltenen Leitartikel, welcher
Preußen und Deutſchland die gewiſſermaßen von einer höheren Macht auferlegte
Miſſion zuweist Frankreich endgültig zu zertrümmern, und ſchließlich behauptet:
„daß die furchtbare Dreieinigkeit von Berlin, der Fürſt Bismarck, der Feldmar-
ſchall Moltke und der General Werder,“ dieſes Ziel keinen Moment aus den Augen
verliere.
In einem längeren Artikel über die fremden Cabinete und Frankreich ſetzt
das „Mémorial“ auseinander daß die Mächte in den Orleans keine Bürgſchaft für
die Errichtung einer geachteten, dauerhaften und ſoliden Monarchie zu erblicken
vermögen. Ohne legitimes Anrecht auf die Krone könnten ſie nur durch einen
Staatsſtreich oder durch Volkswahl zur Regierung gelangen, und im einen wie im
anderen Fall würden ſie nur die Könige einer Partei oder einer Claſſe ſein, wie
es ihr Vater geweſen. Dagegen kargten die fremden Cabinete nicht mit einem
aufrichtigen Tribut von Lobeserhebungen und Beifall für die weiſe, gemäßigte
und verſöhnliche Haltung des Präſidenten der Republik; aber ſie beurtheilen mit
großer Strenge die Nationalverſammlung, welche ihnen unfähig ſcheint etwas
reifes hervorzubringen, die Frankreich theilt durch ihren eigenen Zwieſpalt und in
der beſtändigen Siedhitze ihrer Debatten ſich ſelbſt zerfleiſcht. Die Fachleute im
Auslande zweifelten ſtark daran daß die Reorganiſirung der franzöſiſchen Armee
ſich ſo ſchnell und unter ſo günſtigen Verhältniſſen vollziehen laſſe wie dieß wün-
ſchenswerth ſei. Ihnen zufolge hätte dieſer Reorganiſation eine ſtrenge moraliſche
Reinigung vorhergehen müſſen, und zwar mittelſt eines Kriegsgerichts, wie dieß in
Preußen nach dem Frieden von Tilſit geſchehen. Man weiß daß dieſes Gericht alle
Generale und Officiere denen es an Tapferkeit, Entſchloſſenheit, Befähigung und
Thatkraft vor dem Feinde gefehlt hatte, richtete, verurtheilte, verhaftete, degradirte
und unerbittlich caſſirte. In Frankreich habe man den entgegengeſetzten Weg ein-
geſchlagen, und die Unterſuchungs-Commiſſion vermöge das Kriegsgericht nicht zu
erſetzen.
Aus den Entrefilets des „Mémorial“ greifen wir das folgende heraus:
„Wir vernehmen daß der Herzog von Montpenſier im Laufe des Monats Januar
in Paris eintreffen wird, um den Berathungen beizuwohnen welche unter den
Auſpicien der Königin Chriſtine und der Königin Iſabella mit Rückſicht auf die
Ereigniſſe eröffnet werden ſollen die in Spanien vor ſich gehen könnten. Eine der
wichtigſten Fragen die bei dieſer Gelegenheit behandelt werden dürften, iſt diejenige
der Vormundſchaft des Infanten Don Alphonſo. Zwei Bewerber machen ihre
Auſprüche auf dieſen Ehrenpoſten geltend. Zunächſt der König Don Franz von
Aſſiſis, der als Vater ſeine Rechte auf die Vormundſchaft geltend macht; dann aber
auch der Herzog von Montpenſier, der, wie man ſagt, ſich völlig mit der Königin
Iſabella ausgeſöhnt habe und ſich um die Vormundſchaft bewerbe, um vorkommen-
den Falles als Regent fungiren zu können. Nach einem ſehr beglaubigten Gerücht
wäre die Königin-Mutter den Wünſchen des Herzogs von Montpenſier nicht feind-
lich geſinnt. Wir brauchen nicht hinzuzufügen daß die Regierung des Königs
Amadeo ob dieſer Vorbereitungen der alten monarchiſchen Parteien ſehr beſorgt
iſt, da die Ränke der ſpaniſchen Demagogen denſelben indirect zu Hülfe kommen.“
Aus Bourges wird gemeldet daß einer Mittheilung des Präſidenten der
Republik an den Maire der Stadt zufolge die früher in Metz befindliche Artillerie-
und Genieſchule nach Bourges verlegt werden ſoll, das Centralarſenal wird in der
Nähe der Gießerei errichtet, die Akademie wird Bourges zurückgegeben, ferner er-
hält dieſe Stadt eine Succurſale der Bank von Frankreich. Hienach darf Bourges
mit dem Beginn des Jahres zufrieden ſein.
• Paris, 6 Jan.
Dupanloup, der Papſt, Falloux, der Marquis de Meaux,
Schwiegerſohn und Nachfolger Montalemberts, geben Gaſtrollen im Schloß-
theater und in der Hofcapelle von Verſailles. Der Papſt und Antonelli leiten nicht
bloß die Marionetten, ſie bilden auch die Claque. Bravo, braviſſimi, da capo!
wird aus dem verödeten Vatican in die Verſailler Grüfte der franzöſiſchen Mon-
archie telegraphirt. Alle Schullehrer müſſen Ligorianer ſein, und alle Ligorianer
müſſen Schulmeiſter werden. Die ultramontane Junkerreaction ſowohl durch die
Kirche als auch in der Heeresorganiſation; Frankreich von Sedan bis 1814 und
1815 zurückgeworfen, jedoch ohne Kraft und Mittel die Bourbonen abermals zu
enterben, ohne in einer letzten Revolution ſich zu erſchöpfen. Darum handelt es ſich
gegenwärtig in Verſailles. Joinville, Aumale und der Graf von Paris haben den
Jeſuiten Grafen Falloux bevollmächtigt mit den Legitimiſten der Rechten die Fu-
ſion mit den Orleaniſten und den Orleans dahin zu unterhandeln: daß Heinrich V
zu Gunſten des vorher zu adoptirenden Grafen von Paris abdankt, und die mit
der Kirche verbündeten monarchiſchen Parteien und Intereſſen die reine Monarchie
unter dem König Louis Philipp I herſtellen, da der Großvater Louis Philipp, als
Uſurpator aus der Julirevolution, aus der Geſchichte gleichſam auszuſtreichen
wäre. Graf Falloux ſetzte den Legitimiſten die Vortheile aus einander welche der
Faubourg Saint Germain und überhaupt der alte Adel aus jener Combination
und Reſtauration ſchöpfen würden, für deren Zuſtandekommen er die kräftigſte
Mitwirkung aller kirchlichen Einflüſſe, Biſchof Dupanloup an der Spitze, zuſichern
konnte. Das Geſchäft erſchien den Legitimiſten allerdings anſtößig. Sie fangen
jedoch zu begreifen an daß ſie Heinrich V nicht zu erwarten und von ihm nichts zu
hoffen haben, während die Reſtauration der reinen Monarchie mit den Orleans
minder unmöglich erſcheint, und ihnen die Stellungen wieder verſchaffen würden
welche ſie ſeit 1830 zurückſehnen. Die von Falloux zu unterhandelnde Verkoppelung
kann alſo allerdings noch zu Stande kommen, zunächſt in der Unterrichtsfrage, et-
was ſpäter bei dem erſten Anlaß Thiers und ſeine Regierung zu ſtürzen, und durch
Hervorrufung des Bürgerkrieges das Heer zu einem parlamentariſchen Staats-
ſtreich jener Mehrheit zu gewinnen. Thiers iſt wohl nicht der Mann dieſes Ereig-
niß mit Neſignation abzuwarten. Seine ergebenſten und perſönlichen Anhänger
bilden das linke Centrum, aus den ſogenannten Vernunftrepublicanern beſtehend,
welche die Nepublik aus patriotiſcher Ueberzeugung, ſie allein vermöge Frank-
reich zu retten, gründen wollen. Das linke Centrum entgegnete ſoſort durch eine
Generalverſammlung auf die Unterhandlungen des Grafen Falloux. Es wurde
mit Einſtimmigkeit die Gefahr im Verzug und die Nothwendigkeit anerkannt dem
Bürgerkrieg und einem Staatsſtreich, von Falloux, Dupanloup und Aumale unter-
nommen, durch die endgültige Einſetzung der Republik zuvorzukommen. Dupan-
loup an der Spitze des Ausſchuſſes für das Unterrichtsgeſetz und Falloux als Unter-
händler der Orleans haben das Gleichgewicht zwiſchen den Parteien, mithin das
Proviſorium und die Experimental-Republik künftighin unmöglich gemacht; es
kommt zum Brechen. Wie, wann, wo? Die Fragen drängen ſich auf wie in den
letzten Wochen vor dem 2 December. Wenn jedoch Frankreich nach dem 2 Decem-
ber und nach Sedan die Wahl hat zwiſchen Thiers und Gambetta einerſeits,
Falloux, Dupanloup und Aumale andererſeits, ſo iſt es kaum denkbar daß die näch-
ſtens unvermeidlichen Ereigniſſe abermals einen ähnlichen Verlauf nehmen werden.
Spanien.
&29C9 Madrid, 3 Jan.
Wenige Tage nach der Eidesleiſtung des Mini-
ſteriums Sagaſta-Topete begannen die Zeitungen eine Miniſterkriſis als unmittel-
bar bevorſtehend zu verkünden. Den Anlaß dazu gab die Ernennung eines neuen
General-Capitäns für Cuba. Topete hat den General Joſé de la Concha für dieſen
wichtigen Poſten beſtimmt, und Sagaſta iſt nicht einverſtanden mit der Wahl.
Concha hat ſchon früher dasſelbe Amt bekleidet; auch war er Präſident des letzten
Miniſteriums unter der Königin Iſabella. Die Entſcheidung iſt aufgeſchoben, und
ebenſo die über Wiedereröffnung der Cortes. (S. Neueſte Poſten. D. N.) Sagaſta
ſucht Zeit zu gewinnen, als dächte er wie Hr. Mickleby: „Something will turn
up.“ Mittlerweile iſt es eine Hauptbeſchäftigung der Zeitungen aller Farben ihn
auf das heftigſte anzugreifen. Die „Epoca“ meint daß man dem Miniſterium
über ſein Unterfangen „eigene Politik zu machen“ nie etwas treffenderes geſagt
habe als folgende Worte der „Politica:“ „Was würde aus dem Miniſterium Sagaſta
werden wenn Hr. Topete ſich jetzt zurückzöge? Wie würde dieſes Miniſterium die
Cortes eröffnen können, wenn die conſervativen Fractionen ſich weigerten es ferner
zu ſtützen, was ſie ſicher thun würden wenn der Miniſter für die Colonien aus dem
Cabinet ſchiede?“ Eigenthümlicherweiſe werden die Beſtrebungen Sagaſta’s am
heftigſten von dem „Debate“ bekämpft, deſſen Eigenthümer Topete iſt. Er be-
ſchuldigt den Miniſterpräſidenten die radicale Partei ins republicaniſche Lager ſtoßen
zu wollen, um die Führerſchaft der freiſinnigſten monarchiſchen Partei zu gewinnen. —
Es iſt ein Jahr verfloſſen ſeit König Amadeo ſeinen Einzug hielt. Seine erbittert-
ſten Gegner wiſſen ihm nichts vorzuwerfen als daß er leeres Ceremoniell verſchmäht,
gern Turnübungen obliegt, gelegentlich einmal unvermuthet ins Meer ſpringt oder
vor Tagesanbruch allein auf die Jagd geht, was im vergangenen Sommer einen
hohen Palaſtbeamten in San Ildefonſo veranlaßte nach allen Richtungen hin zu
telegraphiren um Erkundigungen über Se. Majeſtät einzuziehen. Am Neujahrs-
tage brachten Deputationen von beiden Häufern des Congreſſes dem König die
Glückwünſche der Cortes dar. Der Präſident des Senats ſchloß ſeine Anſprache
mit den Worten: „Um ſo edle Beſtrebungen zu fördern, vertraut das ſpaniſche
Volk auf die göttliche Vorſehung und auf den Geradſinn, auf die männliche Würde
eines Monarchen, der, ſeine bei der feierlichſten Gelegenheit ausgeſprochenen Vor-
ſätze verwirklichend, ſelbſt die Eingenommenſten zwingt zu bekennen daß ſeine Seele
ſich über den Kampf der Parteien zu erheben weiß, und keinen höhern Wunſch hegt
als die Eintracht und die Wohlfahrt der Spanier.“ In dieſem einen Jahre hat
der König viermal ſein Miniſterium wechſeln müſſen, und innerhalb 14 Tagen
wird er wahrſcheinlich das fünfte berufen — ob ein unioniſtiſches oder ein
radicales, das wird die Haltung der Cortes beſtimmen. Mehr als ein Drittel
der Einnahmen geht dem Staate verloren durch den verderblichen Einfluß
den dieſe Unſicherheit der politiſchen Zuſtände auf die Verwaltung ausübt
Das Comité der Cortes welches über die Lage der arbeitenden Claſſen zu
berichten hat, empfängt ausführliche Berichte von Fabricanten, die zum
Theil glauben die Arbeiter durch Verbeſſerung ihrer Lage gänzlich dem Einfluß der
internationalen Arbeiterverbindung entzogen zu haben. Duro u. Comp., Beſitzer
von Hochöfen und Eiſengießereien in Aſturien, theilen mit daß ſie alle Arbeiten
in ihrer Fabrik auf Accord mit den Werkmeiſtern ausführen laſſen. Dieſen wird
ein gewiſſer Lohn verbürgt; ſtellt ſich am Ende des Jahres heraus daß ſie Einbuße
erlitten haben, ſo trägt der Fabricant den Verluſt; die Werkmeiſter ſind dagegen
verpflichtet die Hälfte des Gewinnes mit ſämmtlichen Arbeitern zu theilen. Dieſen
ſind 83 Wohnungen für 10 Sgr. monatlicher Miethe überlaſſen, deren Ertrag nebſt
715 Thlrn. jährlichen Zuſchuſſes von den Beſitzern auf Schulen verwendet wird.
Die Fabrik beſteht ſeit 10 Jahren; von den Werkmeiſtern, die jetzt täglich 1½ bis
2 Thlr. Pr. verdienen, iſt mancher ganz unwiſſend eingetreten. Unter 930 Arbei-
tern ſind 587 die leſen und ſchreiben können. Obgleich die meiſten Arbeiter für
ihre Erſparniſſe Ländereien erwerben, haben einige mehr als 2000 Thlr. in der
Sparcaſſe. Uebrigens wird es den großen Fabricanten in Spanien leicht gemacht
für ihre Arbeiter zu ſorgen, denn bei den ſehr hohen Schutzzöllen können ſie ſich in
kurzer Zeit auf Koſten des Publicums bereichern; unliebſame Concurrenten pflegen
ſie durch zeitweilige Herabſetzung ihrer Preiſe vom Markte zu verſcheuchen. Der
übermäßige Schutzzoll erklärt auch die gewaltige Ausdehnung des Schmuggelhan-
dels, deſſen Intereſſen oft von großem Einfluß ſind auf politiſche Ereigniſſe, na-
mentlich in Andaluſien. So waren ſie ein wichtiges Moment in den blutigen
Aufſtänden Malaga’s.
Italien.
 Nom, 3 Jan.
Die Neujahrsbetrachtungen der italieniſchen Blätter
ſind durchgängig in einem Tone gemüthlichen Behagens und froher Zuverſicht ge-
halten. Man freut ſich des Errungenen und vertraut daß man es feſthalten werde.
Ueber die Mittel und Wege denen das Errungene verdankt wird philoſophirt man
nicht, vielleicht weil man fühlt daß, wenn man mehr philoſophirt hätte, man we-
niger errungen haben würde. Nur der Philoſoph # unter den italieniſchen
Publiciſten, Ruggiero Bonghi, der, ſeitdem er Profeſſor der antiken Geſchichte an
der Univerſität Rom geworden iſt, zu der nach wie vor von ihm geführten Di-
rection der Mailänder „Perſeveranza“ auch noch die Direction eines neuen in
Neapel erſcheinenden Blattes, der „Unità Nazionale,“ übernommen hat — nur
Bonghi mag ſich nicht begnügen das trockne Brod der bloßen Thatſache zu kauen,
ſondern durchknetet es mit dem edlen Safte der Idee. In jedem der beiden von
ihm gelebteten Blätter findet ſich eine Neujahrserörterung aus ſeiner nicht nur den
Raum zwjſchen Mailand und Neapel, ſondern das ganze Doppelreich der Aus-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-02-11T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |