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Allgemeine Zeitung, Nr. 10, 12. Januar 1929.

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... Pavilion Gruß
Andreozzi
spielt

Nr. 10
AZ am Abend
MIT AUTO-AZ
[Spaltenumbruch]
8-Uhr-Abendblatt
Allgemeine Zeitung
132. Jahrgang
[Spaltenumbruch] München
Samstag/Sonntag
12./13. Januar 1929
Druck und Verlag: Allgemeine Druckerei- und Verlags-Aktien
Gesellschaft. München, Banderstraße 1a.
/ Redaktion: München,
Banderstr. 1a. / Telephon 25784, 28784 und 297319 / Postscheckkante
München 9370 / Berantwortlich für den gesamten Inhalte
Dr. Roll Flügel. üt Anzeigen M. Girisch. ämtliche in München
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[Spaltenumbruch]
Die "AZ" erscheint an jed. Wochentag u. kostet im Einzelverkauf 10 Psg., im
Abonnement i. München durch d. Träg. M.2. monatl. bzw. 50 Psg. wöchentl.,
außerhalb Münchens u. durch d. Post M. 2.40 monatl. / Für D. Oesterr. beträgt
der Einzelvreis 20 Grosch., d. Abannementpreis Sch. 4.-monatl./ Anzeigen-
preis:
Die neunspaltige Millimeterzeile 15 Psg., im Reklameteil M. 0.89
[Spaltenumbruch]
Sulzbach um 185 000 Mark geschädigt
Erster Bürgermeister und Sparkasse spekulieren

Die Unterschlagungen seit Monaten bekannt * Trügerische Hoffnung auf Börsenhausse * Nun vor den Gerichten

[Spaltenumbruch] [Spaltenumbruch]

Ende Oktober 1928 gin-
gen in der Oberpfalz Gerüchte um, als sei es
mit den Verhältnissen in der Stadtsparkasse
Sulzbach nicht recht geheuer. Bald darauf mun-
kelte man in Sulzbach wie in Amberg von Un-
regelmäßigkeiten, an denen auch hochgestellte
Personen beteiligt seien. Nur langsam kamen
die wahren Vorgänge zum Vorschein, die sich
als noch viel schlimmer erwiesen, als man
zunächst in der Oeffentlichkeit angenommen

hatte. In einer Reihe von Parteiversammlun-
gen erfuhr man, daß die Auffichtsbehörden von
den Unregelmäßigkeiten seit Monaten Kenntnis
hatten, jedoch die Hineintragung der Angelegen-
heit in die Oeffentlichkeit scheuten, da sie mit den
Beteiligten immer noch hofften,
durch eine Börsenhausse die Sache aus der
Welt schaffen zu können.

Durch eine Revision wurde festgestellt, daß neben
dem gesamten Sparkassenpersonal
[Spaltenumbruch] auch der rechtskundige erste Bürgermeister
Theodor Rauber

mit Einlagegeldern spekuliert hatte, wodurch der
Stadt Sulzbach ein sehr großer Schaden ent-
standen ist.

Gestern fand die Verhandlung wegen dieser
Vorkommnisse vor dem Schöffengericht Amberg
statt. Nach dem Eröffnungsbeschluß ist festge-
stellt, daß die verfehlten Spekulationen bei
Bürgermeister Rauber 15 000 Mark, Sparkas-
senverwalter Meißner 15 000 Mark, der Spar-
kassenbuchhalterin Fischer 36 000 Mark, beim
Vorstand des Bezirksamts, Oberregierungsrat
Altschuh, der die Aufsichtsbehörde über die Spar-
kasse vertrat, 12 000 Mark betragen. Weiter sind
an den Spekulationen die Sparkassenangestellten
Binder mit 24 000 und Winkler mit 37 000 Mk.,
sowie Privatkundschaft der Kasse beteiligt. In
der Verhandlung stellte sich heraus, daß die Stadt
Sulzbach insgesamt um etwa 185 000 Mark ge-
schäbigt sei.



[Spaltenumbruch]
[irrelevantes Material]
Zur Hinrichtung
der chinesischen Generäle

Nach einer Meldung
des "Daily Telegraph" aus Schanghal ist die
Lage in Mukden erusk. Die Anhänger der hin-
gerichteten Generale haben sich in die japanische
Zone geflüchtet. Die junge Nanking-Partei habe
gegenwärtig in Mukden die Oberhand. Jang-
jutings Partei sei jedoch sehr mächtig und Ver-
geltungsmaßnahmen seien möglich.

Einer Reutermeldung aus Schanghai zusolge
erklärte der dort aus Nanking eingetroffene
Außenminister der nationalistischen Regierung
Wang, die Hinrichtung Jangjutings sei der
Höhepunkt in dem Kampf um die Macht in der
Mandschurei. Wenn das Ereignis irgendeine
Rückwirkung in nationalistischen Kreisen haben
werde, so werde es von Vorteil der nationalisti-
schen Regierung sein, die Tschanghsuehling als
treuen Anhänger ansieht.



Starkes Treibeis auf dem Main

Auf seinem gan-
zen Lauf führt der Main jetzt starkes Treibeis.
Die Stauwehren, die bereits am Mittwoch zeit-
weise geöffnet worden waren, müssen daher vor-
erst ständig offen gehalten werden.



Wetterbericht

Strenger Frost Sonntag noch anhaltend.



[irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Truppen abgelöst
Gabotageakte durch Bergarbeiter
Ausschreitungen im französischen Grubengebiet von Alais
[Spaltenumbruch]

Dem "Petit Parisien" wird
aus Nimes gemeldet, daß 40 Bergarbeiter
des Beckens von Alais in dem Bergwerk von
Pontil Sabotageakte verübt haben. Sie
haben Türen erbrochen, die Telephondrähte
durchschnitten und die Heizkessel ausgelöscht, seien
aber durch republikanische Garde zurückgetrieben
worden. Verhaftungen sollen vorgenom-
men worden sein. Auch sollen mehrere Ar-
beiter verletzt
worden sein.

Im ganzen Bezirk wird dem Blatt zufolge die
Arbeitsfreiheit in immer stärkerem Maße unter-
bunden. Die zum Schutz der Arbeiter entsandten
Truppen seien jetzt abgelöst worden. Die Strei-
kenden verfolgten in Gruppen Arbeitswillige
unter Pfuirufen in ihre Wohnungen. Man habe
den Eindruck, daß der Streik kein gewerkschaft-
licher mehr sei, sondern revolutionäre
Tendenz
zeige.

Nach einer Meldung der kommunistischen
"Humanite" aus Alais soll die Ablösung der
Truppen durch andere Abteilungen von Kolonial-
truppen erfolgt sein, weil die Soldaten sich ge-
weigert hätten. Dienst zum Schutz der Arbeits-
willigen zu leisten. In der Kammer behauptete
der kommunistische Abgeordnete Doriot sogar, sie
hätten fraternisiert, was von seiten der Regie-
rung für unrichtig erklärt wurde.

[Spaltenumbruch]
Ein neues Gasunglück

Auf der
Ziegelei des Steinbruchs bei Weyand in
Broich ereignete sich ein schwerer Unfall.
Als in der vergangenen Nacht der 55jäh-
rige Ziegelbrenner Franz Hieber seinen
57jährigen Bruder Hermann zur Ablösung
in der Nachtschicht wecken wollte, fand er
ihn tot im Bett in der Arbeiterbude vor,
die ihnen als Schlafstelle diente. Nach Be-
nachrichtigung des Ziegelmeisters blieb Her-
mann Hieber bei seinem toten Bruder.
Heute früh ließ er sich nicht sehen. Man er-
brach die Bude und fand auch Hermann
Ziegler in seinem Bett bewußtlos vor.

Wiederbelebungsversuche waren von Er-
folg. Er wurde ins Krankenhaus gebracht,
schwebt aber noch in Lebensgefahr. Es soll
von einer Gasleitung, die die Ziegelei mit
Gas versorgt und unter der Bude entlang
geht, Gas in größeren Mengen ausge-
strömt und durch den Holzfußboden in die
Bretterbude eingedrungen sein.



Ab 1930
Nachtflugverkehr von München
nach Nürnberg und Wien
Sicherung der Strecke durch Drehscheinwerfer

Spruchreif geworden sind jetzt Luftnachtverkehrsverbindungen
München -- Nürnberg -- Fürth. Frankfurt a. M. -- Basel und München -- Wien, die den
Rahmen der internationalen Verbindungen über Deutschland ausfüllen und voraussichtlich im
Jahre 1930 fertiggestellt werden. Die Milarbeit der französischen, belgischen, englischen und hol-
ländischen Lustverkehrsunternehmungen für die Herstellung der Anschlüsse an der deutschen Greuze
ist bereils gesichert.

Die Anlagekosten der Nachtflugstrecken und ihre Unterhaltung beanspruchen keine besonders
großen Miltel. Die Befeuerung erfolgt in Abständen von 25 Kilometer mit auf
eisernen Masten errichteten Drehscheinwerfern mit einer normalen
Sichtweite von 60 Kilometer.
Zwischen diesen leistungsfähigen elektrisch betriebenen
Hauptfeuern stehen noch Nebenfeuer in Abständen von fünf Kilometer mit einer
Tragweite von 10 bis 15 Kilometer, so daß infolge des Ueberschneideus der Lichter auch bei
Ausfall eines Feuers und bei schlechter Sicht eine sichere Befliegung der Strecke ermöglicht ist.

[Spaltenumbruch]
Bayerische Wochenschau

Parlamentarische Unarten -- Der nervöse Mini-
sterpräsident -- Die Staatsvereinfachungsvorlage
wieder einmal in Aussicht gestellt -- Unnötige
konfessionelle Verstimmungen


Nun ist der Landtag wieder versammelt, wenig-
stens was man bei uns so nennt. Zumeist sieht
man nämlich höchstens drei Dutzend Abgeordnete
in dem Forumsaal, der das große Forum der
bayerischen Politik darstellt. Bezeichnenderweise
sind es zumeist gerade Abgeordnete der Regie-
rungsparteien, die das Ansehen des Hauses, also die
eigene Würde, so gering schätzen, daß sie sich nicht
einmal auf ihren kurulischen Stühlen dem Volke
zeigen, soweit dieses überhaupt Interesse daran
hat, die Tätigkeit seiner Erwählten selbst zu ver-
folgen. Ob Ueberheblichkeit oder die Besorgnis,
unliebsame Wahrheiten anhören zu müssen, sie zu
diesem Vorgehen veranlaßt, ist gleichgültig.
Jedenfalls bedeutet es eine grobe Ungehörigkeit.
Zur Abstimmung allerdings drängen sie wieder
in den Saal, als ob sie ihre Diäten mit der Zu-
stimmung zu den Regierungsvorlagen abgelten
müßten. Ein weiterer auffälliger Unfug ist das
gegen die klaren Bestimmungen der Geschäfts-
ordnung verstoßende Ablesen von Reden, gegen
das der Präsident machtlos zu sein scheint.

Die Behandlung der Abteilung Handel, Ge-
werbe und Industrie des Etats des Ministe-
riums des Aeußern gab Veranlassung zu einer
sehr ausgiebigen Aussprache über unsere gesamte
Wirtschaftslage, wobei es naturgemäß nicht ohne
politische Exkurse abging, die nicht immer gerade
glücklich zu nennen waren. Auch der Minister-
präsident hat wieder das Wort genommen. Daß
er dabei besonderes Geschick bewies oder irgend-
welche neue Gedanken zum Ausdruck brachte,
werden wohl nicht einmal seine überzeugtesten
Anhänger behaupten wollen, wenn man sie auch
durch entsprechende journalistische Aufmachung
einigormaßen zur Geltung zu bringen versuchte.
Daß Herrn Dr. Helds Nerven überreizt sind --
was allerdings nach all dem, was er in den
letzten Wochen aus den Reihen der eigenen Par-
tei über sich ergehen lassen mußte, nur selbstver-
ständlich erscheint --, zeigt die Ueberempfindlich-
keit, mit der er die Bemerkung des Abgeordneten
der Deutschen Volkspartei, Burger, aufnahm,
man könne der Betreuung des Wirtschaftsressorts
durch den Ministerpräsidenten deswegen kein be-
sonderes Vertrauen entgegenbringen, weil er sich
viel zu sehr um politische Probleme kümmere, die
er doch nicht zu lösen vermöge. Obwohl Abg.
Burger allgemein gesprochen hatte, bezog Dr.
Held die Aeußerung doch sofort auf seine Stellung-
nahme gegen den Einheitsstaat und nahm die
Gelegenheit war, genanntem Abgeordneten ein
Privatissimum über Wirtschaft und Einheitsstaat
zu lesen. Den stärksten Eindruck von den Aus-
führungen des Ministerpräsidenten machten seine
entschiedenen Feststellungen zu dem abwegigen
und unzutreffenden Gutachten des Reparations-
agenten und zur Reparationsfrage überhaupt.
Er hat aber damit schließlich nur den Empfin-
dungen Ausdruck verliehen, die das gesamte
deutsche Volk, ohne Unterschied der Parteizuge-
hörigkeit beseelen. Richtete er zum Schluß noch
einen dringenden Appell zur Einigung und ge-
meinfamen Abwehr an das gesamte deutsche
Volk, so wiederholte er damit nur eine Forde-
rung die der von ihm etwas unsanft behandelte
Vorredner Burger ebenso als Kardinalbedingung
jedes Erfolges bezeichnet hatte wie Dr. Schlitten-
bauer, der die ganze Debatte Dienstag einleitete.
Am Freitag, dem 4. Tag der Debatte, der auch
ihre Beendigung und die Annahme des Etats
brachte, ging übrigens Ministerialdirektor
Schenk auf eine diesbezügliche Anfrage eines
sozialdemokratischen Redners ein und erklärte,
die Vorarbeiten für die Staatsvereinfachungs-
denkschrift -- die der Ministerpräsident noch im
November des Vorjahres als "unmittelbar bevor-
stehend" bezeichnet hatte -- seien nunmehr so-
weit gediehen. daß der Ministerrat noch im Lause
dieses Monats seine abschließenden Beratungen
halten könne. Gut Ding braucht eben auch bei

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... Pavilion Gruß
Andreozzi
spielt

Nr. 10
AZ am Abend
MIT AUTO-AZ
[Spaltenumbruch]
8-Uhr-Abendblatt
Allgemeine Zeitung
132. Jahrgang
[Spaltenumbruch] München
Samstag/Sonntag
12./13. Januar 1929
Druck und Verlag: Allgemeine Druckerei- und Verlags-Aktien
Geſellſchaft. München, Banderſtraße 1a.
/ Redaktion: München,
Banderſtr. 1a. / Telephon 25784, 28784 und 297319 / Poſtſcheckkante
München 9370 / Berantwortlich für den geſamten Inhalte
Dr. Roll Flügel. üt Anzeigen M. Giriſch. ämtliche in München
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[Spaltenumbruch]
Die „AZ“ erſcheint an jed. Wochentag u. koſtet im Einzelverkauf 10 Pſg., im
Abonnement i. München durch d. Träg. M.2. monatl. bzw. 50 Pſg. wöchentl.,
außerhalb Münchens u. durch d. Poſt M. 2.40 monatl. / Für D. Oeſterr. beträgt
der Einzelvreis 20 Groſch., d. Abannementpreis Sch. 4.-monatl./ Anzeigen-
preis:
Die neunſpaltige Millimeterzeile 15 Pſg., im Reklameteil M. 0.89
[Spaltenumbruch]
Sulzbach um 185 000 Mark geschädigt
Erſter Bürgermeiſter und Sparkaſſe ſpekulieren

Die Unterſchlagungen ſeit Monaten bekannt * Trügeriſche Hoffnung auf Börſenhauſſe * Nun vor den Gerichten

[Spaltenumbruch] [Spaltenumbruch]

Ende Oktober 1928 gin-
gen in der Oberpfalz Gerüchte um, als ſei es
mit den Verhältniſſen in der Stadtſparkaſſe
Sulzbach nicht recht geheuer. Bald darauf mun-
kelte man in Sulzbach wie in Amberg von Un-
regelmäßigkeiten, an denen auch hochgeſtellte
Perſonen beteiligt ſeien. Nur langſam kamen
die wahren Vorgänge zum Vorſchein, die ſich
als noch viel ſchlimmer erwieſen, als man
zunächſt in der Oeffentlichkeit angenommen

hatte. In einer Reihe von Parteiverſammlun-
gen erfuhr man, daß die Auffichtsbehörden von
den Unregelmäßigkeiten ſeit Monaten Kenntnis
hatten, jedoch die Hineintragung der Angelegen-
heit in die Oeffentlichkeit ſcheuten, da ſie mit den
Beteiligten immer noch hofften,
durch eine Börſenhauſſe die Sache aus der
Welt ſchaffen zu können.

Durch eine Reviſion wurde feſtgeſtellt, daß neben
dem geſamten Sparkaſſenperſonal
[Spaltenumbruch] auch der rechtskundige erſte Bürgermeiſter
Theodor Rauber

mit Einlagegeldern ſpekuliert hatte, wodurch der
Stadt Sulzbach ein ſehr großer Schaden ent-
ſtanden iſt.

Geſtern fand die Verhandlung wegen dieſer
Vorkommniſſe vor dem Schöffengericht Amberg
ſtatt. Nach dem Eröffnungsbeſchluß iſt feſtge-
ſtellt, daß die verfehlten Spekulationen bei
Bürgermeiſter Rauber 15 000 Mark, Sparkaſ-
ſenverwalter Meißner 15 000 Mark, der Spar-
kaſſenbuchhalterin Fiſcher 36 000 Mark, beim
Vorſtand des Bezirksamts, Oberregierungsrat
Altſchuh, der die Aufſichtsbehörde über die Spar-
kaſſe vertrat, 12 000 Mark betragen. Weiter ſind
an den Spekulationen die Sparkaſſenangeſtellten
Binder mit 24 000 und Winkler mit 37 000 Mk.,
ſowie Privatkundſchaft der Kaſſe beteiligt. In
der Verhandlung ſtellte ſich heraus, daß die Stadt
Sulzbach insgeſamt um etwa 185 000 Mark ge-
ſchäbigt ſei.



[Spaltenumbruch]
[irrelevantes Material]
Zur Hinrichtung
der chineſiſchen Generäle

Nach einer Meldung
des „Daily Telegraph“ aus Schanghal iſt die
Lage in Mukden eruſk. Die Anhänger der hin-
gerichteten Generale haben ſich in die japaniſche
Zone geflüchtet. Die junge Nanking-Partei habe
gegenwärtig in Mukden die Oberhand. Jang-
jutings Partei ſei jedoch ſehr mächtig und Ver-
geltungsmaßnahmen ſeien möglich.

Einer Reutermeldung aus Schanghai zuſolge
erklärte der dort aus Nanking eingetroffene
Außenminiſter der nationaliſtiſchen Regierung
Wang, die Hinrichtung Jangjutings ſei der
Höhepunkt in dem Kampf um die Macht in der
Mandſchurei. Wenn das Ereignis irgendeine
Rückwirkung in nationaliſtiſchen Kreiſen haben
werde, ſo werde es von Vorteil der nationaliſti-
ſchen Regierung ſein, die Tſchanghſuehling als
treuen Anhänger anſieht.



Starkes Treibeis auf dem Main

Auf ſeinem gan-
zen Lauf führt der Main jetzt ſtarkes Treibeis.
Die Stauwehren, die bereits am Mittwoch zeit-
weiſe geöffnet worden waren, müſſen daher vor-
erſt ſtändig offen gehalten werden.



Wetterbericht

Strenger Froſt Sonntag noch anhaltend.



[irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Truppen abgelöst
Gabotageakte durch Bergarbeiter
Ausſchreitungen im franzöſiſchen Grubengebiet von Alais
[Spaltenumbruch]

Dem „Petit Pariſien“ wird
aus Nimes gemeldet, daß 40 Bergarbeiter
des Beckens von Alais in dem Bergwerk von
Pontil Sabotageakte verübt haben. Sie
haben Türen erbrochen, die Telephondrähte
durchſchnitten und die Heizkeſſel ausgelöſcht, ſeien
aber durch republikaniſche Garde zurückgetrieben
worden. Verhaftungen ſollen vorgenom-
men worden ſein. Auch ſollen mehrere Ar-
beiter verletzt
worden ſein.

Im ganzen Bezirk wird dem Blatt zufolge die
Arbeitsfreiheit in immer ſtärkerem Maße unter-
bunden. Die zum Schutz der Arbeiter entſandten
Truppen ſeien jetzt abgelöſt worden. Die Strei-
kenden verfolgten in Gruppen Arbeitswillige
unter Pfuirufen in ihre Wohnungen. Man habe
den Eindruck, daß der Streik kein gewerkſchaft-
licher mehr ſei, ſondern revolutionäre
Tendenz
zeige.

Nach einer Meldung der kommuniſtiſchen
„Humanité“ aus Alais ſoll die Ablöſung der
Truppen durch andere Abteilungen von Kolonial-
truppen erfolgt ſein, weil die Soldaten ſich ge-
weigert hätten. Dienſt zum Schutz der Arbeits-
willigen zu leiſten. In der Kammer behauptete
der kommuniſtiſche Abgeordnete Doriot ſogar, ſie
hätten fraterniſiert, was von ſeiten der Regie-
rung für unrichtig erklärt wurde.

[Spaltenumbruch]
Ein neues Gasunglück

Auf der
Ziegelei des Steinbruchs bei Weyand in
Broich ereignete ſich ein ſchwerer Unfall.
Als in der vergangenen Nacht der 55jäh-
rige Ziegelbrenner Franz Hieber ſeinen
57jährigen Bruder Hermann zur Ablöſung
in der Nachtſchicht wecken wollte, fand er
ihn tot im Bett in der Arbeiterbude vor,
die ihnen als Schlafſtelle diente. Nach Be-
nachrichtigung des Ziegelmeiſters blieb Her-
mann Hieber bei ſeinem toten Bruder.
Heute früh ließ er ſich nicht ſehen. Man er-
brach die Bude und fand auch Hermann
Ziegler in ſeinem Bett bewußtlos vor.

Wiederbelebungsverſuche waren von Er-
folg. Er wurde ins Krankenhaus gebracht,
ſchwebt aber noch in Lebensgefahr. Es ſoll
von einer Gasleitung, die die Ziegelei mit
Gas verſorgt und unter der Bude entlang
geht, Gas in größeren Mengen ausge-
ſtrömt und durch den Holzfußboden in die
Bretterbude eingedrungen ſein.



Ab 1930
Nachtflugverkehr von München
nach Nürnberg und Wien
Sicherung der Strecke durch Drehſcheinwerfer

Spruchreif geworden ſind jetzt Luftnachtverkehrsverbindungen
München — Nürnberg — Fürth. Frankfurt a. M. — Baſel und München — Wien, die den
Rahmen der internationalen Verbindungen über Deutſchland ausfüllen und vorausſichtlich im
Jahre 1930 fertiggeſtellt werden. Die Milarbeit der franzöſiſchen, belgiſchen, engliſchen und hol-
ländiſchen Luſtverkehrsunternehmungen für die Herſtellung der Anſchlüſſe an der deutſchen Greuze
iſt bereils geſichert.

Die Anlagekoſten der Nachtflugſtrecken und ihre Unterhaltung beanſpruchen keine beſonders
großen Miltel. Die Befeuerung erfolgt in Abſtänden von 25 Kilometer mit auf
eiſernen Maſten errichteten Drehſcheinwerfern mit einer normalen
Sichtweite von 60 Kilometer.
Zwiſchen dieſen leiſtungsfähigen elektriſch betriebenen
Hauptfeuern ſtehen noch Nebenfeuer in Abſtänden von fünf Kilometer mit einer
Tragweite von 10 bis 15 Kilometer, ſo daß infolge des Ueberſchneideus der Lichter auch bei
Ausfall eines Feuers und bei ſchlechter Sicht eine ſichere Befliegung der Strecke ermöglicht iſt.

[Spaltenumbruch]
Bayeriſche Wochenſchau

Parlamentariſche Unarten — Der nervöſe Mini-
ſterpräſident — Die Staatsvereinfachungsvorlage
wieder einmal in Ausſicht geſtellt — Unnötige
konfeſſionelle Verſtimmungen


Nun iſt der Landtag wieder verſammelt, wenig-
ſtens was man bei uns ſo nennt. Zumeiſt ſieht
man nämlich höchſtens drei Dutzend Abgeordnete
in dem Forumſaal, der das große Forum der
bayeriſchen Politik darſtellt. Bezeichnenderweiſe
ſind es zumeiſt gerade Abgeordnete der Regie-
rungsparteien, die das Anſehen des Hauſes, alſo die
eigene Würde, ſo gering ſchätzen, daß ſie ſich nicht
einmal auf ihren kuruliſchen Stühlen dem Volke
zeigen, ſoweit dieſes überhaupt Intereſſe daran
hat, die Tätigkeit ſeiner Erwählten ſelbſt zu ver-
folgen. Ob Ueberheblichkeit oder die Beſorgnis,
unliebſame Wahrheiten anhören zu müſſen, ſie zu
dieſem Vorgehen veranlaßt, iſt gleichgültig.
Jedenfalls bedeutet es eine grobe Ungehörigkeit.
Zur Abſtimmung allerdings drängen ſie wieder
in den Saal, als ob ſie ihre Diäten mit der Zu-
ſtimmung zu den Regierungsvorlagen abgelten
müßten. Ein weiterer auffälliger Unfug iſt das
gegen die klaren Beſtimmungen der Geſchäfts-
ordnung verſtoßende Ableſen von Reden, gegen
das der Präſident machtlos zu ſein ſcheint.

Die Behandlung der Abteilung Handel, Ge-
werbe und Induſtrie des Etats des Miniſte-
riums des Aeußern gab Veranlaſſung zu einer
ſehr ausgiebigen Ausſprache über unſere geſamte
Wirtſchaftslage, wobei es naturgemäß nicht ohne
politiſche Exkurſe abging, die nicht immer gerade
glücklich zu nennen waren. Auch der Miniſter-
präſident hat wieder das Wort genommen. Daß
er dabei beſonderes Geſchick bewies oder irgend-
welche neue Gedanken zum Ausdruck brachte,
werden wohl nicht einmal ſeine überzeugteſten
Anhänger behaupten wollen, wenn man ſie auch
durch entſprechende journaliſtiſche Aufmachung
einigormaßen zur Geltung zu bringen verſuchte.
Daß Herrn Dr. Helds Nerven überreizt ſind —
was allerdings nach all dem, was er in den
letzten Wochen aus den Reihen der eigenen Par-
tei über ſich ergehen laſſen mußte, nur ſelbſtver-
ſtändlich erſcheint —, zeigt die Ueberempfindlich-
keit, mit der er die Bemerkung des Abgeordneten
der Deutſchen Volkspartei, Burger, aufnahm,
man könne der Betreuung des Wirtſchaftsreſſorts
durch den Miniſterpräſidenten deswegen kein be-
ſonderes Vertrauen entgegenbringen, weil er ſich
viel zu ſehr um politiſche Probleme kümmere, die
er doch nicht zu löſen vermöge. Obwohl Abg.
Burger allgemein geſprochen hatte, bezog Dr.
Held die Aeußerung doch ſofort auf ſeine Stellung-
nahme gegen den Einheitsſtaat und nahm die
Gelegenheit war, genanntem Abgeordneten ein
Privatiſſimum über Wirtſchaft und Einheitsſtaat
zu leſen. Den ſtärkſten Eindruck von den Aus-
führungen des Miniſterpräſidenten machten ſeine
entſchiedenen Feſtſtellungen zu dem abwegigen
und unzutreffenden Gutachten des Reparations-
agenten und zur Reparationsfrage überhaupt.
Er hat aber damit ſchließlich nur den Empfin-
dungen Ausdruck verliehen, die das geſamte
deutſche Volk, ohne Unterſchied der Parteizuge-
hörigkeit beſeelen. Richtete er zum Schluß noch
einen dringenden Appell zur Einigung und ge-
meinfamen Abwehr an das geſamte deutſche
Volk, ſo wiederholte er damit nur eine Forde-
rung die der von ihm etwas unſanft behandelte
Vorredner Burger ebenſo als Kardinalbedingung
jedes Erfolges bezeichnet hatte wie Dr. Schlitten-
bauer, der die ganze Debatte Dienstag einleitete.
Am Freitag, dem 4. Tag der Debatte, der auch
ihre Beendigung und die Annahme des Etats
brachte, ging übrigens Miniſterialdirektor
Schenk auf eine diesbezügliche Anfrage eines
ſozialdemokratiſchen Redners ein und erklärte,
die Vorarbeiten für die Staatsvereinfachungs-
denkſchrift — die der Miniſterpräſident noch im
November des Vorjahres als „unmittelbar bevor-
ſtehend“ bezeichnet hatte — ſeien nunmehr ſo-
weit gediehen. daß der Miniſterrat noch im Lauſe
dieſes Monats ſeine abſchließenden Beratungen
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[0001] [Abbildung] [Abbildung ... Pavilion Gruß Andreozzi spielt] Nr. 10 AZ am AbendMIT AUTO-AZ 8-Uhr-Abendblatt Allgemeine Zeitung 132. Jahrgang München Samstag/Sonntag 12./13. Januar 1929 Druck und Verlag: Allgemeine Druckerei- und Verlags-Aktien Geſellſchaft. München, Banderſtraße 1a. / Redaktion: München, Banderſtr. 1a. / Telephon 25784, 28784 und 297319 / Poſtſcheckkante München 9370 / Berantwortlich für den geſamten Inhalte Dr. Roll Flügel. üt Anzeigen M. Giriſch. ämtliche in München [Abbildung] Die „AZ“ erſcheint an jed. Wochentag u. koſtet im Einzelverkauf 10 Pſg., im Abonnement i. München durch d. Träg. M.2. monatl. bzw. 50 Pſg. wöchentl., außerhalb Münchens u. durch d. Poſt M. 2.40 monatl. / Für D. Oeſterr. beträgt der Einzelvreis 20 Groſch., d. Abannementpreis Sch. 4.-monatl./ Anzeigen- preis: Die neunſpaltige Millimeterzeile 15 Pſg., im Reklameteil M. 0.89 Sulzbach um 185 000 Mark geschädigt Erſter Bürgermeiſter und Sparkaſſe ſpekulieren Die Unterſchlagungen ſeit Monaten bekannt * Trügeriſche Hoffnung auf Börſenhauſſe * Nun vor den Gerichten Amberg, 12. Januar.Ende Oktober 1928 gin- gen in der Oberpfalz Gerüchte um, als ſei es mit den Verhältniſſen in der Stadtſparkaſſe Sulzbach nicht recht geheuer. Bald darauf mun- kelte man in Sulzbach wie in Amberg von Un- regelmäßigkeiten, an denen auch hochgeſtellte Perſonen beteiligt ſeien. Nur langſam kamen die wahren Vorgänge zum Vorſchein, die ſich als noch viel ſchlimmer erwieſen, als man zunächſt in der Oeffentlichkeit angenommen hatte. In einer Reihe von Parteiverſammlun- gen erfuhr man, daß die Auffichtsbehörden von den Unregelmäßigkeiten ſeit Monaten Kenntnis hatten, jedoch die Hineintragung der Angelegen- heit in die Oeffentlichkeit ſcheuten, da ſie mit den Beteiligten immer noch hofften, durch eine Börſenhauſſe die Sache aus der Welt ſchaffen zu können. Durch eine Reviſion wurde feſtgeſtellt, daß neben dem geſamten Sparkaſſenperſonal auch der rechtskundige erſte Bürgermeiſter Theodor Rauber mit Einlagegeldern ſpekuliert hatte, wodurch der Stadt Sulzbach ein ſehr großer Schaden ent- ſtanden iſt. Geſtern fand die Verhandlung wegen dieſer Vorkommniſſe vor dem Schöffengericht Amberg ſtatt. Nach dem Eröffnungsbeſchluß iſt feſtge- ſtellt, daß die verfehlten Spekulationen bei Bürgermeiſter Rauber 15 000 Mark, Sparkaſ- ſenverwalter Meißner 15 000 Mark, der Spar- kaſſenbuchhalterin Fiſcher 36 000 Mark, beim Vorſtand des Bezirksamts, Oberregierungsrat Altſchuh, der die Aufſichtsbehörde über die Spar- kaſſe vertrat, 12 000 Mark betragen. Weiter ſind an den Spekulationen die Sparkaſſenangeſtellten Binder mit 24 000 und Winkler mit 37 000 Mk., ſowie Privatkundſchaft der Kaſſe beteiligt. In der Verhandlung ſtellte ſich heraus, daß die Stadt Sulzbach insgeſamt um etwa 185 000 Mark ge- ſchäbigt ſei. _ Zur Hinrichtung der chineſiſchen Generäle London, 12. Januar.Nach einer Meldung des „Daily Telegraph“ aus Schanghal iſt die Lage in Mukden eruſk. Die Anhänger der hin- gerichteten Generale haben ſich in die japaniſche Zone geflüchtet. Die junge Nanking-Partei habe gegenwärtig in Mukden die Oberhand. Jang- jutings Partei ſei jedoch ſehr mächtig und Ver- geltungsmaßnahmen ſeien möglich. Einer Reutermeldung aus Schanghai zuſolge erklärte der dort aus Nanking eingetroffene Außenminiſter der nationaliſtiſchen Regierung Wang, die Hinrichtung Jangjutings ſei der Höhepunkt in dem Kampf um die Macht in der Mandſchurei. Wenn das Ereignis irgendeine Rückwirkung in nationaliſtiſchen Kreiſen haben werde, ſo werde es von Vorteil der nationaliſti- ſchen Regierung ſein, die Tſchanghſuehling als treuen Anhänger anſieht. Starkes Treibeis auf dem Main Aſchaffenburg, 12. Januar.Auf ſeinem gan- zen Lauf führt der Main jetzt ſtarkes Treibeis. Die Stauwehren, die bereits am Mittwoch zeit- weiſe geöffnet worden waren, müſſen daher vor- erſt ſtändig offen gehalten werden. Wetterbericht Strenger Froſt Sonntag noch anhaltend. _ Truppen abgelöst Gabotageakte durch Bergarbeiter Ausſchreitungen im franzöſiſchen Grubengebiet von Alais Paris, 12. Jan.Dem „Petit Pariſien“ wird aus Nimes gemeldet, daß 40 Bergarbeiter des Beckens von Alais in dem Bergwerk von Pontil Sabotageakte verübt haben. Sie haben Türen erbrochen, die Telephondrähte durchſchnitten und die Heizkeſſel ausgelöſcht, ſeien aber durch republikaniſche Garde zurückgetrieben worden. Verhaftungen ſollen vorgenom- men worden ſein. Auch ſollen mehrere Ar- beiter verletzt worden ſein. Im ganzen Bezirk wird dem Blatt zufolge die Arbeitsfreiheit in immer ſtärkerem Maße unter- bunden. Die zum Schutz der Arbeiter entſandten Truppen ſeien jetzt abgelöſt worden. Die Strei- kenden verfolgten in Gruppen Arbeitswillige unter Pfuirufen in ihre Wohnungen. Man habe den Eindruck, daß der Streik kein gewerkſchaft- licher mehr ſei, ſondern revolutionäre Tendenz zeige. Nach einer Meldung der kommuniſtiſchen „Humanité“ aus Alais ſoll die Ablöſung der Truppen durch andere Abteilungen von Kolonial- truppen erfolgt ſein, weil die Soldaten ſich ge- weigert hätten. Dienſt zum Schutz der Arbeits- willigen zu leiſten. In der Kammer behauptete der kommuniſtiſche Abgeordnete Doriot ſogar, ſie hätten fraterniſiert, was von ſeiten der Regie- rung für unrichtig erklärt wurde. Ein neues Gasunglück Mülheim (Ruhr), 12. Januar.Auf der Ziegelei des Steinbruchs bei Weyand in Broich ereignete ſich ein ſchwerer Unfall. Als in der vergangenen Nacht der 55jäh- rige Ziegelbrenner Franz Hieber ſeinen 57jährigen Bruder Hermann zur Ablöſung in der Nachtſchicht wecken wollte, fand er ihn tot im Bett in der Arbeiterbude vor, die ihnen als Schlafſtelle diente. Nach Be- nachrichtigung des Ziegelmeiſters blieb Her- mann Hieber bei ſeinem toten Bruder. Heute früh ließ er ſich nicht ſehen. Man er- brach die Bude und fand auch Hermann Ziegler in ſeinem Bett bewußtlos vor. Wiederbelebungsverſuche waren von Er- folg. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, ſchwebt aber noch in Lebensgefahr. Es ſoll von einer Gasleitung, die die Ziegelei mit Gas verſorgt und unter der Bude entlang geht, Gas in größeren Mengen ausge- ſtrömt und durch den Holzfußboden in die Bretterbude eingedrungen ſein. Ab 1930 Nachtflugverkehr von München nach Nürnberg und Wien Sicherung der Strecke durch Drehſcheinwerfer Nürnberg, 12. Januar.Spruchreif geworden ſind jetzt Luftnachtverkehrsverbindungen München — Nürnberg — Fürth. Frankfurt a. M. — Baſel und München — Wien, die den Rahmen der internationalen Verbindungen über Deutſchland ausfüllen und vorausſichtlich im Jahre 1930 fertiggeſtellt werden. Die Milarbeit der franzöſiſchen, belgiſchen, engliſchen und hol- ländiſchen Luſtverkehrsunternehmungen für die Herſtellung der Anſchlüſſe an der deutſchen Greuze iſt bereils geſichert. Die Anlagekoſten der Nachtflugſtrecken und ihre Unterhaltung beanſpruchen keine beſonders großen Miltel. Die Befeuerung erfolgt in Abſtänden von 25 Kilometer mit auf eiſernen Maſten errichteten Drehſcheinwerfern mit einer normalen Sichtweite von 60 Kilometer. Zwiſchen dieſen leiſtungsfähigen elektriſch betriebenen Hauptfeuern ſtehen noch Nebenfeuer in Abſtänden von fünf Kilometer mit einer Tragweite von 10 bis 15 Kilometer, ſo daß infolge des Ueberſchneideus der Lichter auch bei Ausfall eines Feuers und bei ſchlechter Sicht eine ſichere Befliegung der Strecke ermöglicht iſt. Bayeriſche Wochenſchau Parlamentariſche Unarten — Der nervöſe Mini- ſterpräſident — Die Staatsvereinfachungsvorlage wieder einmal in Ausſicht geſtellt — Unnötige konfeſſionelle Verſtimmungen ⚭ München, 12. Januar Nun iſt der Landtag wieder verſammelt, wenig- ſtens was man bei uns ſo nennt. Zumeiſt ſieht man nämlich höchſtens drei Dutzend Abgeordnete in dem Forumſaal, der das große Forum der bayeriſchen Politik darſtellt. Bezeichnenderweiſe ſind es zumeiſt gerade Abgeordnete der Regie- rungsparteien, die das Anſehen des Hauſes, alſo die eigene Würde, ſo gering ſchätzen, daß ſie ſich nicht einmal auf ihren kuruliſchen Stühlen dem Volke zeigen, ſoweit dieſes überhaupt Intereſſe daran hat, die Tätigkeit ſeiner Erwählten ſelbſt zu ver- folgen. Ob Ueberheblichkeit oder die Beſorgnis, unliebſame Wahrheiten anhören zu müſſen, ſie zu dieſem Vorgehen veranlaßt, iſt gleichgültig. Jedenfalls bedeutet es eine grobe Ungehörigkeit. Zur Abſtimmung allerdings drängen ſie wieder in den Saal, als ob ſie ihre Diäten mit der Zu- ſtimmung zu den Regierungsvorlagen abgelten müßten. Ein weiterer auffälliger Unfug iſt das gegen die klaren Beſtimmungen der Geſchäfts- ordnung verſtoßende Ableſen von Reden, gegen das der Präſident machtlos zu ſein ſcheint. Die Behandlung der Abteilung Handel, Ge- werbe und Induſtrie des Etats des Miniſte- riums des Aeußern gab Veranlaſſung zu einer ſehr ausgiebigen Ausſprache über unſere geſamte Wirtſchaftslage, wobei es naturgemäß nicht ohne politiſche Exkurſe abging, die nicht immer gerade glücklich zu nennen waren. Auch der Miniſter- präſident hat wieder das Wort genommen. Daß er dabei beſonderes Geſchick bewies oder irgend- welche neue Gedanken zum Ausdruck brachte, werden wohl nicht einmal ſeine überzeugteſten Anhänger behaupten wollen, wenn man ſie auch durch entſprechende journaliſtiſche Aufmachung einigormaßen zur Geltung zu bringen verſuchte. Daß Herrn Dr. Helds Nerven überreizt ſind — was allerdings nach all dem, was er in den letzten Wochen aus den Reihen der eigenen Par- tei über ſich ergehen laſſen mußte, nur ſelbſtver- ſtändlich erſcheint —, zeigt die Ueberempfindlich- keit, mit der er die Bemerkung des Abgeordneten der Deutſchen Volkspartei, Burger, aufnahm, man könne der Betreuung des Wirtſchaftsreſſorts durch den Miniſterpräſidenten deswegen kein be- ſonderes Vertrauen entgegenbringen, weil er ſich viel zu ſehr um politiſche Probleme kümmere, die er doch nicht zu löſen vermöge. Obwohl Abg. Burger allgemein geſprochen hatte, bezog Dr. Held die Aeußerung doch ſofort auf ſeine Stellung- nahme gegen den Einheitsſtaat und nahm die Gelegenheit war, genanntem Abgeordneten ein Privatiſſimum über Wirtſchaft und Einheitsſtaat zu leſen. Den ſtärkſten Eindruck von den Aus- führungen des Miniſterpräſidenten machten ſeine entſchiedenen Feſtſtellungen zu dem abwegigen und unzutreffenden Gutachten des Reparations- agenten und zur Reparationsfrage überhaupt. Er hat aber damit ſchließlich nur den Empfin- dungen Ausdruck verliehen, die das geſamte deutſche Volk, ohne Unterſchied der Parteizuge- hörigkeit beſeelen. Richtete er zum Schluß noch einen dringenden Appell zur Einigung und ge- meinfamen Abwehr an das geſamte deutſche Volk, ſo wiederholte er damit nur eine Forde- rung die der von ihm etwas unſanft behandelte Vorredner Burger ebenſo als Kardinalbedingung jedes Erfolges bezeichnet hatte wie Dr. Schlitten- bauer, der die ganze Debatte Dienstag einleitete. Am Freitag, dem 4. Tag der Debatte, der auch ihre Beendigung und die Annahme des Etats brachte, ging übrigens Miniſterialdirektor Schenk auf eine diesbezügliche Anfrage eines ſozialdemokratiſchen Redners ein und erklärte, die Vorarbeiten für die Staatsvereinfachungs- denkſchrift — die der Miniſterpräſident noch im November des Vorjahres als „unmittelbar bevor- ſtehend“ bezeichnet hatte — ſeien nunmehr ſo- weit gediehen. daß der Miniſterrat noch im Lauſe dieſes Monats ſeine abſchließenden Beratungen halten könne. Gut Ding braucht eben auch bei

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-01-02T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 10, 12. Januar 1929, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine10_1929/1>, abgerufen am 21.11.2024.