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Allgemeine Zeitung, Nr. 126, 16. März 1908.

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München, Montag Allgemeine Zeitung 16. März 1908. Nr. 126.
[Spaltenumbruch]

und nette Leute, daß die Stunden der Unterhaltung mit
ihnen später oft als die angenehmsten Stunden der Reise
im Gedächtnis bleiben. Und da nach den Worten der Bibel
schon um eines einzigen Gerechten willen tausend armen
Sündern vergeben werden soll, so wollen wir auch allen
unseren Kabinengenossen vergeben; denn zur Rolle des
Pharisäers ist schließlich niemand weniger befugt als der
Tourist.

Locken und Zöpfe.

Es ist merkwürdig, wie in diesem Jahre die Haare
rasch wachsen! Selbst die bescheidensten Frauenköpfchen, die
trotz Ondulierens die immer dünner werdenden Strähnchen
nicht zu einem kleidsamen. Ganzen zusammenbringen
konnten, haben plötzlich ein mit Locken und Haarpüffchen
reichlich garniertes Haupt. Der Mann hält auf Ehre, die
Frau auf Frisur. Diejenigen weiblichen Wesen, die sich
bisher prüde sträubten, zu viel Wert auf ihre Haartracht
zu legen, die mit ihren eigenen Mitteln auskommen wollten
und etwas verächtlich auf ihre koketteren Mitschwestern
herabblickten, werden von dem allgemeinen Strom mit fort-
gerissen, und eine nach der anderen beugt sich dem Zepter
der Mode und fügt ein "Sträußchen" künstlicher Haare in
das Terrain eigenen Wachstums. In Deutschland mag
man noch mit kindlicher Naivität Freunden und Bekannten
gegenüber das Zuhilfenehmen künstlerischer Verschöne-
rungen vertuschen. Die neugekauften Läckchen selbst vor
dem Gatten, vor Schwiegermüttern und lieben Schwäge-
rinnen, die ja immer besonders neugierige Augen haben,
zu verstecken, ist sicherlich bei uns nichts Außergewöhnliches.
Hier in Paris dagegen wird mit dem fremden Kopfschmuck
kein Geheimnis getrieben. Im Gegenteil, da schönes falsches
Haar ungeheuer kostspielig ist und durchaus nicht von jeder-
mann -- vielmehr jeder Frau -- erstanden werden kann,
wird ein reicher Haarzusatz als ein beneidenswerter Toi-
lettenluxus angesehen. Es ist ganz selbstverständlich, daß
niemand auch nur eine Sekunde an der Falschheit der herr-
lichen, dicken Zöpfe und der graziösen Lockengirlanden auf
den Köpfen der Schönen von 1908 zweifelt.

Da die Löckchenmode so schnell überhand genommen
hat, daß jedes Dienstmädchen und jede kleine Arbeiterin
sich ein paar "boueles" leistet, hat man bereits den etwas
"wohlhabenderen" Zopf aufgebracht. Er wird wie die
untere Hälfte der Defregger-Frisur getragen, aber auch er
hat den Kulminationspunkt der Eleganz schon überschritten.
Die Friseure demokratisieren heutzutage schnell vornehme
Moden. Eine Haarflechte, die aus langen Naturhaaren
angefertigt worden ist, kostet leicht über 100 Francs, ihre
Imitation von kurzen, an Strähnen angeknüpften Härchen
kann man bereits für zehn Francs haben. Was jene
schwerer an Geld kostet, ist sie leichter auf dem Kopf, mit
der anderen ist es umgekehrt.

Der Haarkonsum in der französischen Hauptstadt über-
steigt augenblicklich alles bisher Dagewesene. Er wird auf
400,000 Kilogramm pro Jahr geschätzt. Wo kommen nun
all die Haare her? Es heißt, daß die Schließung der
Klöster die Haarzufuhr vermindert habe, seitdem die
Nonnen nicht mehr genötigt sind, ihren schönsten Kopf-
schmuck dem Schleier zu opfern. Dieser Mangel wird nun
durch die Haare russischer Bäuerinnen ersetzt. Italien und
Rußland sind die Länder, aus denen Frankreich seine
feineren Waren bezieht. China und Japan aber liefern
den groben Bedarf für die große Masse. Die chinesischen
Haare sind dick und hart. Sie werden in dicht verschlossenen
Kisten im rohen Naturzustande per Ballen zu 100 Kilo-
gramm nach Europa versandt und kosten hier 10 Francs
der Ballen. Der Inhalt jener Kisten, der nicht immer
nach Rosenwasser duftet, wird von den Friseuren sofort in
große Kessel oder Tonnen kochenden Wassers geworfen und
dann für billige "postiches", Perücken. Locken. Zöpfe und
sonstige Haararbeiten verwendet. Da die chinesischen Haare
immer dunkel sind, müssen sie chemischen Prozessen unter-
worfen werden. Es gibt hier in Paris drei oder vier
Häuser, die sich damit beschäftigen, die groben, chinesischen
Haare den europäischen ähnlicher zu machen. Dazu wird
[Spaltenumbruch] hauptsächlich Schwefelsäure gebraucht. Auf diese Weise
kommen 3000 bis 4000 Kilo verfeinertes asiatisches Kopf-
gewächs auf den Markt.

Um Sankt Johannes, vom 20. bis 25. Juni, ist in dem
französischen Städtchen Limoges die alljährliche Haarmesse.
Da treffen die Haarschneider aus Italien und Rußland,
der Bretagne und der Auvergne mit den Pariser Haar-
händlern zusammen, die nicht immer Friseure sind.
Europäische Ware erreicht, besonders jetzt, ganz fabelhafte
Preise. 100 Kilo werden mit 140 bis 160 Francs bezahlt.
Im Einzelverkauf geben die Friseure 16 Centimes, unge-
fähr 12 Pfennig, für ein Gramm europäischen Haars mitt-
lerer Güte. Zu einer Perücke oder Transformation ge-
braucht man etwa 120 Gramm, zu einem halben Defregger-
Zopf 80 Gramm. Ganz unerschwingbar teuer sind feine,
natürlich weiße Haare. Sie kosten 20 Francs das Gramm.
Man kann sich denken, daß in den meisten Fällen künstlich
gebleichtes Material dazu verwandt wird. Für die Bühne
und wer weiß, ob nicht auch sonst noch im Leben, benutzen die
Friseure die langen Haare der asiatischen Büffel, Yack ge-
nannt. Den Wohltaten der Chemie verdanken wir es,
daß wir mit dem Fellreichtum jener übelriechenden Tiere
ohne Widerwillen die graziösen Bühnen-Marquisinnen ge-
schmückt sehen können. Nicht ganz so beschämend wie
Büffellocken ist der Ursprung der langen, blonden Zöpfe
von Fausts Gretchen und von dem wallenden Haarmantel
Elsas und Isoldes. Das sind einfach Chinesinnenhaare, die
verfeinert und gebleicht wurden.

Wichtig für den Haarhandel, wenn auch nicht sehr
appetitlich, ist der Verkauf von dem, was man hier
"Peignures" nennt. Es sind die ausgekämmten Haare, die
von Individuen, ähnlich wie Zigarrenstummel, in südlichen
Ländern, in denen die Frauen ihre Toiletten vor der Tür
machen, von der Straße aufgelesen werden. Heutzutage
wird eben alles verwertet, und die antiseptischen und
chemischen Präparate sind dazu da, "Wiedergeburten" zu
ermöglichen, an die früher niemand gedacht hätte.

Der Geschmack, falsche Haare zu tragen, datiert aber
aus dem frühesten Altertum, hat man doch in ägyptischen
Königsgräbern bereits Perücken gefunden! Die Röme-
rinnen des Altertums besaßen eine große Vorliebe für
blonde Haare, und die eroberten germanischen Provinzen
mußten den vornehmen Italienerinnen ihren Haarschmuck
liefern.

Mit zu den ersten Zeichen der Kultur in Gallien, nach
Zerstörung des römischen Reiches, gehörte das Tragen
falscher Haare. Noch bevor die Perücke von den Männern
benutzt wurde, trugen sie in jener Epoche kleine Hüte, aus
denen ein kurzer Haarrand herabfiel, der den Kopf um-
rahmte. Man nannte diese Art Kopfbekleidung calautum,
aus dem das heutige so gebräuchliche Wort ealotte ent-
standen ist, mit dem kleine, runde, barettartige Mützen
bezeichnet werden.

Man braucht gar nicht prophetisch veranlagt zu sein,
um dem Friseurberuf das glücklichste Horoskop zu stellen.
Die Neigung, sich mit fremden Haaren zu schmücken, ist tief
eingewurzelt im Menschengeschlecht, wenn es von Frauen
repräsentiert wird. Und da der Kopf bisher noch immer
der wichtigste und sichtbarste Teil des menschlichen Körpers
war, ist die Kunst, die sich "hauptsächlich", im wahren Sinne
des Wortes, mit ihm beschäftigt, noch die zukunftsreichste.

Ueber das Geheimnis wie eine neue Haarmode ent-
steht, äußerte sich kürzlich einer der ersten Pariser Friseure.
Sie wird gewöhnlich von einer bekannten, beliebten und
eleganten Schauspielerin von der Bühne herab lanciert.
Den Theaterfriseuren fällt also die große Rolle zu, Europas
und Amerikas Frauenköpfen den Kammstrich zu geben,
dessen der Schönheits- und Nachahmungssinn des weiblichen
Geschlechts für die Saison bedarf. Daß für langhalsige
Schönen die "Anglaises" (Pfropfenzieherlocken) nur auf
der einen Seite gelegen, als bevorstehende Mode in Aus-
sicht genommen worden ist, weiß bereits die elevonte Welt.
Für Kurzhalsige ... sucht man noch!!

[Spaltenumbruch]

"Sie wollen sagen: und Sie haben mich ins Gerede
gebracht, nicht wahr?"

"Ja, das wollte ich sagen. Sie haben nicht ehrlich ge-
handelt. Nicht als Mann und nicht als Kapitän. Sie
wußten, ich bin jung, muß allein reisen. Als Sie zum
erstenmal mit mir sprachen, um mir zu sagen, daß der
Konsul in Smyrna Ihnen geschrieben und mich Ihnen be-
sonders empfohlen habe, und Sie so gute, höfliche Worte
fanden, da war ich Ihnen von Herzen dankbar und betrach-
tete Sie wie einen wahren Freund. Aber später änderten
sich die Dinge; Ihre Höflichkeit ging so weit, daß Sie mich
zwang, Sie zu meiden, wo ich konnte. Wie können Sie
also sagen, daß ich Sie liebe? Würde ich Sie dann fliehen?"

Sie suchte stolz und abweisend auszusehen, aber in
ihrer Stimme zitterte etwas, das durchaus nicht Stolz oder
Zorn war, etwas, das der Kapitän für unterdrückte Leiden-
schaft hielt.

"Und ich weiß es doch, daß Sie mich lieben," wieder-
holte er nach einer kurzen Pause. "Das genügt mir in-
zwischen; ich werde warten. Wenn Sie mir die letzte ent-
scheidende Antwort geben wollen, wissen Sie wohin Sie
den Brief zu richten haben; nach Venedig. Nun sagen Sie
mir, was wollen Sie tun, wenn wir angekommen sind?
Sie sagten mir, daß Sie keine Verwandten, niemand mehr
haben, der für Sie sorgen, auf den Sie sich stützen könnten?"

"Ich werde mich beschäftigen. In Rom hoffe ich leicht
etwas zu finden."

"Eine Stellung als Erzieherin."

"Natürlich, was könnte ich sonst tun?"

"Nun, dann wünsche ich Ihnen, daß Sie ein Haus fin-
den, das noch viel weniger für Sie paßt, als jenes, das
Sie eben verlassen haben, oder ... daß Ihr Zögling bald
stirbt, wie in Smyrna."

"Sie sind boshaft. Wie können Sie mich in so grau-
samer Weise an das süße Geschöpf erinnern, dessen Liebe
mich für alles entschädigte, was ich sonst zu leiden hatte?"

"Verzeihen Sie, Bianca, ich wünsche Ihnen nur alles
mögliche Schlimme, weil ich verstehe, daß nur die bitteren
[Spaltenumbruch] Enttäuschungen Sie nach Venedig, zu mir und meinem
Kinde führen können."

"Da können Sie lange warten. Ihr Leben lang. Eher
wird Ihre Frau zu Ihnen zurückkehren, als ich nach Venedig
komme ... Ihretwegen. Geben Sie sich keinen Illusionen
hin, Kapitän. Morgen, das heißt, wenn wir angekommen
sind, werden wir uns Lebewohl sagen und jedes wird seines
Weges gehen. Ich werde Sie und Sie werden mich ver-
gessen, und all die Torheiten, die Sie mir hier auf dem
Meere gesagt haben, werden dessen schäumende Wellen be-
graben."

"Sie lieben mich und Sie werden mir schreiben und
auch nach Venedig kommen, zu mir, meinetwegen, weil Sie
mich lieben," wiederholte der Kapitän noch einmal mit
aller Hartnäckigkeit und aller Leidenschaft seines siziliani-
schen Temperaments.

"Nein, nein, ich werde dir nie schreiben, werde nie zu
dir kommen, und wenn ich sterben müßte vor Qual," be-
teuerte Bianca immer wieder sich selbst und der kleinen
Photographie, die sie mit zitternden Fingern hielt. Es
war das Bildnis des Kapitäns, das ihr dieser vor der
Landung in Ancona gegeben hatte.

Im Hotel angekommen, hatte sie sich aufs Bett ge-
worfen, matt und zerschlagen, als habe sie eine lange Reise
zu Fuß und hungernd gemacht, und nun weinte sie ver-
zweiflungsvoll über diese ihre Liebe, die auf dem Meere
entstanden, so unendlich war wie das Meer, und die sich
doch nie offenbaren durfte, für die es keinen Sonnenstrahl,
keine Blüte gab, nie, nie ..., denn Bianca wollte sich rein
und gut erhalten, wie die Mutter da oben von ihr erwar-
tete, wie sie es von ihrem Kinde verlangen würde, wenn
sie ihr noch nahe wäre.

"Deinetwegen, Mutter, .. dir zuliebe," stöhnte Bianca,
die brennenden Augen auf das geliebte Bildnis gehestet.

[Spaltenumbruch]
Nr. 114.
Schachzeitung.
Geleitet vom Akademischen Schachklub München.
(Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.)

Aufgabe Nr. 119.

Von N. Seib in Gonsenheim.

I. Preis im 9. Turnier des "Western Daily Mercury".

[Abbildung]

Mat in 2 Zügen.

Nachzutragen ist die Lösung Nr. 89 (K. A. L. Kubbel).

Weiß: Kel, La4, d2, Bc6. Schwarz: Kb1, Ta2, La1, Ba3, a5, d1
Mat in 4 Zugen.

1. La4--b3 a5--a4 2. c6--c7 a4xb3. 3. c7--c8 L 4. Lc8--f5
Angegeben von A. Hosmann, hier.
Lösung zu Aufgabe Nr. 110 (O. Dehler).

Weiß: Kh6, Tc4, Lc8, d6, Bb6, c3, e5, e6, f2, f3, g5.

Schwarz: Kf5, Sg7, Bb7, h7. Mat in 3 Zügen.

1. Ld6--b8 Sg7xe6 2. Tc7 Kxc5 (f) 3. Tc5 (f7) ++

Lösung zu Aufgabe Nr. 111 (J. Dobrusly +).

Weiß: Kg4, Le7, f5, Sd4, Bc3. Schwarz: Ke5, Bc4.
Mat in 4 Zügen.

1. Kg4--f3 2. Lh3 3. Lg2 4. Kf4++

Eine ausgezeichnete Vertiefung des "Herlin":

Weiß: Kd6, Ld4, Sc8, Ba3, c4. Schwarz: Ka6, Ba4.
Mat in 4 Zügen. 1. Kc7 2. Lf6 3. Ld8.

Lösung zu Aufgabe Nr. 112 (J. Dobrusky +).

Weiß: Kb3, Ld7, f4, Sh3, Be2. Schwarz: Ke4, Bd5, e3,
Mat in 3 Zügen.

1. Lc7 Kd4 (Bd4) 2. Sg5 (Kc4) 3. Se6 (Sg5) ++

Angegeben von W. Lehmer, hier (alles), Fr. Steinlein und
Martin, hier (Nr. 110).

Berichtigung. Im Problem Nr. 117 (Sackmann) bitten
wir einen schwarzen Springer b2 hinzuzufügen.

Schachmitteilungen.

Am Wiener Meisterturnier werden sich nach der
"Bohemia" beteiligen: Alapin-St. Petersburg, Albin-
Wien, v. Bardeleben-Berlin, Berger-Prag, Duras-
Prag, Forgacz-Budapest, Janowsky-Parts, Leon-
hardt-
Leipzig, Maroczy-Budapest, Marshall-New-
York, Mieses-Leipzig. Niemzowitsch-Riga, Dr. Perlis-
Wien, Rubinstein-Lodz, Salwe-Lodz, Schlechter-
Wien, Spielmann-München, Süchting-Brakrade, Swi-
derski-
Leipzig, Tartacower-Wien und Teichmann-
London. Leider vermissen wir die zwei glänzenden Namen Dr.
Bernstein und Vidmar. Zu bedauern ist auch das Fehlen. Mar-
cos und Wolfs; ersterer hat wohl mit Rücksicht auf die umfang-
reiche Berichterstattung auf die Teilnahme verzichtet. Aber Dr.
Lasker, der augenblicklich in Europa weilt, weiß wohl keinen
anderen Grund für sein Fehlen anzugeben, als daß es ihm zu
viele Teilnehmer sind. Sonst ist aber alles vertreten, was wir
an hervorragenden Schachkünstlern zurzeit besitzen, und der Schach-
welt steht ein Genuß allerersten Ranges bevor. Besonders inter-
essant dürfte es sein, zu beobachten, wie die Großmeister Janowsko
und Marshall, die in letzter Zeit so sehr enttäuschten, sich diesmal
bewähren, und wie die Jungmeister Rubinstein, Niemzowitsch,
Leonhardt. Forgacz, Duras und Spielmann kämpfen.

Das Programm für den XVI. Kongreß des Deutschen
Schachbundes,
der vom 1. bis 20. August in Düssel-
dorf
(Lokal: Städtischer Floragarten, Bilkerallee 129) abge-
halten wird, liegt jetzt vor. Abgehalten wird: A. ein Meister-
turnier:
14--16 Teilnehmer; Einsatz 15 M. Reugeld 50 M;
tägl. 1 Partie; Bedenkzeit 15 Züge stündl.; Preise 750, 500, 400,
300, 200, 150, 100 M; B. ein Hauptturnier A und B
mit 18--20 bezw. 21--24 Teilnehmern (letztere werden in Gruppen
geteilt); Einsatz in beiden 15 M, Reugeld 20 M, in je 2 Tagen
3 Partien; 18 Züge stündl.: Preise in A 350, 250, 150, 100, 75,
60, 50, 40 M, in B 300, 250, 150, 100, 75, 60, 50, 40, 30 M;
C. ein Nebenturnier (in Gruppen); Einsatz 7.50 M, Reu-
geld 15 M; Preise 75, 60, 50, 40, 30, 20 M oder Wertgegen-
stände. Gespielt wird werktäglich von 9--1 und 3--7 Uhr. Die
1. Preisträger in den Hauptturnieren A und B erlangen die
Würde eines Meisters des Deutschen Schachbundes. Da der Kon-
greß ein nationaler ist, so können nur Mitglieder des
Bundes sich an den Turnieren beteiligen. Anmeldungen hierzu
find an Herrn Karl Hoing. Düsseldorf, Friedrichstraße 62,
bis 1. Juli für Meister- und Hauptturniere, bis 20. Juli für
Nebenturnier zu richten.

Ende dieses Jahres findet auch hier ein
internationales Meisterturnier statt, zu dem 4 bis
5 Russen und 9 bis 10 Ausländer eingeladen werden sollen.
Außer Vergütung aller den Meistern entstehenden Unkosten
werden ausbezahit an Preisen: 1000, 800, 700, 600, 500, 400,
350, 300, 250, 200, 150, 100, 50, 25 Rubel.

Briefkasten.

W. L., hier. Alles richtig außer 115 (wegen
2. Ka3). Die Aufgabe aus der Bohemia war uns bekannt, wir
mußten jedoch mit Rücksicht auf das Lösungsturnier auf eine
Wiedergabe verzichten. Im übrigen besten Dank für Ihr reges
Interesse. -- A. Sch., Stuttgart. Besten Dank für Ihre Mit-
teilung.

Alle Lösungen sowie sonstige auf die Schachspalte bezügliche
Mitteilungen sind zu adressieren an den "Akademischen Schach-
klub" (Schachspalte), Cafe Richard Wagner, Gabelsbergerstraße.
Photographische Rundschau.
Katatypie.

Ru. Die im Winter herrschenden schlechten Lichtver-
hältnisse veranlassen manchen, sich mit Verfahren bekannt
zu machen, die ihn in den Stand setzen, unabhängig vom
Tageslicht photographische Bilder herzustellen. Im Anschluß
an den Artikel des Ozobromverfahrens geben wir nach-
stehend aus der Zeitschrift "Das Bild", dritter Jahrgang,
Heft 1, das von der Neuen Photographischen Gesellschaft
Steglitz-Berlin herausgebrachte Katatypie-Verfahren in

München, Montag Allgemeine Zeitung 16. März 1908. Nr. 126.
[Spaltenumbruch]

und nette Leute, daß die Stunden der Unterhaltung mit
ihnen ſpäter oft als die angenehmſten Stunden der Reiſe
im Gedächtnis bleiben. Und da nach den Worten der Bibel
ſchon um eines einzigen Gerechten willen tauſend armen
Sündern vergeben werden ſoll, ſo wollen wir auch allen
unſeren Kabinengenoſſen vergeben; denn zur Rolle des
Phariſäers iſt ſchließlich niemand weniger befugt als der
Touriſt.

Locken und Zöpfe.

Es iſt merkwürdig, wie in dieſem Jahre die Haare
raſch wachſen! Selbſt die beſcheidenſten Frauenköpfchen, die
trotz Ondulierens die immer dünner werdenden Strähnchen
nicht zu einem kleidſamen. Ganzen zuſammenbringen
konnten, haben plötzlich ein mit Locken und Haarpüffchen
reichlich garniertes Haupt. Der Mann hält auf Ehre, die
Frau auf Friſur. Diejenigen weiblichen Weſen, die ſich
bisher prüde ſträubten, zu viel Wert auf ihre Haartracht
zu legen, die mit ihren eigenen Mitteln auskommen wollten
und etwas verächtlich auf ihre koketteren Mitſchweſtern
herabblickten, werden von dem allgemeinen Strom mit fort-
geriſſen, und eine nach der anderen beugt ſich dem Zepter
der Mode und fügt ein „Sträußchen“ künſtlicher Haare in
das Terrain eigenen Wachstums. In Deutſchland mag
man noch mit kindlicher Naivität Freunden und Bekannten
gegenüber das Zuhilfenehmen künſtleriſcher Verſchöne-
rungen vertuſchen. Die neugekauften Läckchen ſelbſt vor
dem Gatten, vor Schwiegermüttern und lieben Schwäge-
rinnen, die ja immer beſonders neugierige Augen haben,
zu verſtecken, iſt ſicherlich bei uns nichts Außergewöhnliches.
Hier in Paris dagegen wird mit dem fremden Kopfſchmuck
kein Geheimnis getrieben. Im Gegenteil, da ſchönes falſches
Haar ungeheuer koſtſpielig iſt und durchaus nicht von jeder-
mann — vielmehr jeder Frau — erſtanden werden kann,
wird ein reicher Haarzuſatz als ein beneidenswerter Toi-
lettenluxus angeſehen. Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß
niemand auch nur eine Sekunde an der Falſchheit der herr-
lichen, dicken Zöpfe und der graziöſen Lockengirlanden auf
den Köpfen der Schönen von 1908 zweifelt.

Da die Löckchenmode ſo ſchnell überhand genommen
hat, daß jedes Dienſtmädchen und jede kleine Arbeiterin
ſich ein paar „boueles“ leiſtet, hat man bereits den etwas
„wohlhabenderen“ Zopf aufgebracht. Er wird wie die
untere Hälfte der Defregger-Friſur getragen, aber auch er
hat den Kulminationspunkt der Eleganz ſchon überſchritten.
Die Friſeure demokratiſieren heutzutage ſchnell vornehme
Moden. Eine Haarflechte, die aus langen Naturhaaren
angefertigt worden iſt, koſtet leicht über 100 Francs, ihre
Imitation von kurzen, an Strähnen angeknüpften Härchen
kann man bereits für zehn Francs haben. Was jene
ſchwerer an Geld koſtet, iſt ſie leichter auf dem Kopf, mit
der anderen iſt es umgekehrt.

Der Haarkonſum in der franzöſiſchen Hauptſtadt über-
ſteigt augenblicklich alles bisher Dageweſene. Er wird auf
400,000 Kilogramm pro Jahr geſchätzt. Wo kommen nun
all die Haare her? Es heißt, daß die Schließung der
Klöſter die Haarzufuhr vermindert habe, ſeitdem die
Nonnen nicht mehr genötigt ſind, ihren ſchönſten Kopf-
ſchmuck dem Schleier zu opfern. Dieſer Mangel wird nun
durch die Haare ruſſiſcher Bäuerinnen erſetzt. Italien und
Rußland ſind die Länder, aus denen Frankreich ſeine
feineren Waren bezieht. China und Japan aber liefern
den groben Bedarf für die große Maſſe. Die chineſiſchen
Haare ſind dick und hart. Sie werden in dicht verſchloſſenen
Kiſten im rohen Naturzuſtande per Ballen zu 100 Kilo-
gramm nach Europa verſandt und koſten hier 10 Francs
der Ballen. Der Inhalt jener Kiſten, der nicht immer
nach Roſenwaſſer duftet, wird von den Friſeuren ſofort in
große Keſſel oder Tonnen kochenden Waſſers geworfen und
dann für billige „postiches“, Perücken. Locken. Zöpfe und
ſonſtige Haararbeiten verwendet. Da die chineſiſchen Haare
immer dunkel ſind, müſſen ſie chemiſchen Prozeſſen unter-
worfen werden. Es gibt hier in Paris drei oder vier
Häuſer, die ſich damit beſchäftigen, die groben, chineſiſchen
Haare den europäiſchen ähnlicher zu machen. Dazu wird
[Spaltenumbruch] hauptſächlich Schwefelſäure gebraucht. Auf dieſe Weiſe
kommen 3000 bis 4000 Kilo verfeinertes aſiatiſches Kopf-
gewächs auf den Markt.

Um Sankt Johannes, vom 20. bis 25. Juni, iſt in dem
franzöſiſchen Städtchen Limoges die alljährliche Haarmeſſe.
Da treffen die Haarſchneider aus Italien und Rußland,
der Bretagne und der Auvergne mit den Pariſer Haar-
händlern zuſammen, die nicht immer Friſeure ſind.
Europäiſche Ware erreicht, beſonders jetzt, ganz fabelhafte
Preiſe. 100 Kilo werden mit 140 bis 160 Francs bezahlt.
Im Einzelverkauf geben die Friſeure 16 Centimes, unge-
fähr 12 Pfennig, für ein Gramm europäiſchen Haars mitt-
lerer Güte. Zu einer Perücke oder Transformation ge-
braucht man etwa 120 Gramm, zu einem halben Defregger-
Zopf 80 Gramm. Ganz unerſchwingbar teuer ſind feine,
natürlich weiße Haare. Sie koſten 20 Francs das Gramm.
Man kann ſich denken, daß in den meiſten Fällen künſtlich
gebleichtes Material dazu verwandt wird. Für die Bühne
und wer weiß, ob nicht auch ſonſt noch im Leben, benutzen die
Friſeure die langen Haare der aſiatiſchen Büffel, Yack ge-
nannt. Den Wohltaten der Chemie verdanken wir es,
daß wir mit dem Fellreichtum jener übelriechenden Tiere
ohne Widerwillen die graziöſen Bühnen-Marquiſinnen ge-
ſchmückt ſehen können. Nicht ganz ſo beſchämend wie
Büffellocken iſt der Urſprung der langen, blonden Zöpfe
von Fauſts Gretchen und von dem wallenden Haarmantel
Elſas und Iſoldes. Das ſind einfach Chineſinnenhaare, die
verfeinert und gebleicht wurden.

Wichtig für den Haarhandel, wenn auch nicht ſehr
appetitlich, iſt der Verkauf von dem, was man hier
„Peignures“ nennt. Es ſind die ausgekämmten Haare, die
von Individuen, ähnlich wie Zigarrenſtummel, in ſüdlichen
Ländern, in denen die Frauen ihre Toiletten vor der Tür
machen, von der Straße aufgeleſen werden. Heutzutage
wird eben alles verwertet, und die antiſeptiſchen und
chemiſchen Präparate ſind dazu da, „Wiedergeburten“ zu
ermöglichen, an die früher niemand gedacht hätte.

Der Geſchmack, falſche Haare zu tragen, datiert aber
aus dem früheſten Altertum, hat man doch in ägyptiſchen
Königsgräbern bereits Perücken gefunden! Die Röme-
rinnen des Altertums beſaßen eine große Vorliebe für
blonde Haare, und die eroberten germaniſchen Provinzen
mußten den vornehmen Italienerinnen ihren Haarſchmuck
liefern.

Mit zu den erſten Zeichen der Kultur in Gallien, nach
Zerſtörung des römiſchen Reiches, gehörte das Tragen
falſcher Haare. Noch bevor die Perücke von den Männern
benutzt wurde, trugen ſie in jener Epoche kleine Hüte, aus
denen ein kurzer Haarrand herabfiel, der den Kopf um-
rahmte. Man nannte dieſe Art Kopfbekleidung calautum,
aus dem das heutige ſo gebräuchliche Wort ealotte ent-
ſtanden iſt, mit dem kleine, runde, barettartige Mützen
bezeichnet werden.

Man braucht gar nicht prophetiſch veranlagt zu ſein,
um dem Friſeurberuf das glücklichſte Horoſkop zu ſtellen.
Die Neigung, ſich mit fremden Haaren zu ſchmücken, iſt tief
eingewurzelt im Menſchengeſchlecht, wenn es von Frauen
repräſentiert wird. Und da der Kopf bisher noch immer
der wichtigſte und ſichtbarſte Teil des menſchlichen Körpers
war, iſt die Kunſt, die ſich „hauptſächlich“, im wahren Sinne
des Wortes, mit ihm beſchäftigt, noch die zukunftsreichſte.

Ueber das Geheimnis wie eine neue Haarmode ent-
ſteht, äußerte ſich kürzlich einer der erſten Pariſer Friſeure.
Sie wird gewöhnlich von einer bekannten, beliebten und
eleganten Schauſpielerin von der Bühne herab lanciert.
Den Theaterfriſeuren fällt alſo die große Rolle zu, Europas
und Amerikas Frauenköpfen den Kammſtrich zu geben,
deſſen der Schönheits- und Nachahmungsſinn des weiblichen
Geſchlechts für die Saiſon bedarf. Daß für langhalſige
Schönen die „Anglaises“ (Pfropfenzieherlocken) nur auf
der einen Seite gelegen, als bevorſtehende Mode in Aus-
ſicht genommen worden iſt, weiß bereits die elevonte Welt.
Für Kurzhalſige ... ſucht man noch!!

[Spaltenumbruch]

„Sie wollen ſagen: und Sie haben mich ins Gerede
gebracht, nicht wahr?“

„Ja, das wollte ich ſagen. Sie haben nicht ehrlich ge-
handelt. Nicht als Mann und nicht als Kapitän. Sie
wußten, ich bin jung, muß allein reiſen. Als Sie zum
erſtenmal mit mir ſprachen, um mir zu ſagen, daß der
Konſul in Smyrna Ihnen geſchrieben und mich Ihnen be-
ſonders empfohlen habe, und Sie ſo gute, höfliche Worte
fanden, da war ich Ihnen von Herzen dankbar und betrach-
tete Sie wie einen wahren Freund. Aber ſpäter änderten
ſich die Dinge; Ihre Höflichkeit ging ſo weit, daß Sie mich
zwang, Sie zu meiden, wo ich konnte. Wie können Sie
alſo ſagen, daß ich Sie liebe? Würde ich Sie dann fliehen?“

Sie ſuchte ſtolz und abweiſend auszuſehen, aber in
ihrer Stimme zitterte etwas, das durchaus nicht Stolz oder
Zorn war, etwas, das der Kapitän für unterdrückte Leiden-
ſchaft hielt.

„Und ich weiß es doch, daß Sie mich lieben,“ wieder-
holte er nach einer kurzen Pauſe. „Das genügt mir in-
zwiſchen; ich werde warten. Wenn Sie mir die letzte ent-
ſcheidende Antwort geben wollen, wiſſen Sie wohin Sie
den Brief zu richten haben; nach Venedig. Nun ſagen Sie
mir, was wollen Sie tun, wenn wir angekommen ſind?
Sie ſagten mir, daß Sie keine Verwandten, niemand mehr
haben, der für Sie ſorgen, auf den Sie ſich ſtützen könnten?“

„Ich werde mich beſchäftigen. In Rom hoffe ich leicht
etwas zu finden.“

„Eine Stellung als Erzieherin.“

„Natürlich, was könnte ich ſonſt tun?“

„Nun, dann wünſche ich Ihnen, daß Sie ein Haus fin-
den, das noch viel weniger für Sie paßt, als jenes, das
Sie eben verlaſſen haben, oder ... daß Ihr Zögling bald
ſtirbt, wie in Smyrna.“

„Sie ſind boshaft. Wie können Sie mich in ſo grau-
ſamer Weiſe an das ſüße Geſchöpf erinnern, deſſen Liebe
mich für alles entſchädigte, was ich ſonſt zu leiden hatte?“

„Verzeihen Sie, Bianca, ich wünſche Ihnen nur alles
mögliche Schlimme, weil ich verſtehe, daß nur die bitteren
[Spaltenumbruch] Enttäuſchungen Sie nach Venedig, zu mir und meinem
Kinde führen können.“

„Da können Sie lange warten. Ihr Leben lang. Eher
wird Ihre Frau zu Ihnen zurückkehren, als ich nach Venedig
komme ... Ihretwegen. Geben Sie ſich keinen Illuſionen
hin, Kapitän. Morgen, das heißt, wenn wir angekommen
ſind, werden wir uns Lebewohl ſagen und jedes wird ſeines
Weges gehen. Ich werde Sie und Sie werden mich ver-
geſſen, und all die Torheiten, die Sie mir hier auf dem
Meere geſagt haben, werden deſſen ſchäumende Wellen be-
graben.“

„Sie lieben mich und Sie werden mir ſchreiben und
auch nach Venedig kommen, zu mir, meinetwegen, weil Sie
mich lieben,“ wiederholte der Kapitän noch einmal mit
aller Hartnäckigkeit und aller Leidenſchaft ſeines ſiziliani-
ſchen Temperaments.

„Nein, nein, ich werde dir nie ſchreiben, werde nie zu
dir kommen, und wenn ich ſterben müßte vor Qual,“ be-
teuerte Bianca immer wieder ſich ſelbſt und der kleinen
Photographie, die ſie mit zitternden Fingern hielt. Es
war das Bildnis des Kapitäns, das ihr dieſer vor der
Landung in Ancona gegeben hatte.

Im Hotel angekommen, hatte ſie ſich aufs Bett ge-
worfen, matt und zerſchlagen, als habe ſie eine lange Reiſe
zu Fuß und hungernd gemacht, und nun weinte ſie ver-
zweiflungsvoll über dieſe ihre Liebe, die auf dem Meere
entſtanden, ſo unendlich war wie das Meer, und die ſich
doch nie offenbaren durfte, für die es keinen Sonnenſtrahl,
keine Blüte gab, nie, nie ..., denn Bianca wollte ſich rein
und gut erhalten, wie die Mutter da oben von ihr erwar-
tete, wie ſie es von ihrem Kinde verlangen würde, wenn
ſie ihr noch nahe wäre.

„Deinetwegen, Mutter, .. dir zuliebe,“ ſtöhnte Bianca,
die brennenden Augen auf das geliebte Bildnis geheſtet.

[Spaltenumbruch]
Nr. 114.
Schachzeitung.
Geleitet vom Akademiſchen Schachklub München.
(Nachdruck nur mit Quellenangabe geſtattet.)

Aufgabe Nr. 119.

Von N. Seib in Gonſenheim.

I. Preis im 9. Turnier des „Weſtern Daily Mercury“.

[Abbildung]

Mat in 2 Zügen.

Nachzutragen iſt die Löſung Nr. 89 (K. A. L. Kubbel).

Weiß: Kel, La4, d2, Bc6. Schwarz: Kb1, Ta2, La1, Ba3, a5, d1
Mat in 4 Zugen.

1. La4—b3 a5—a4 2. c6—c7 a4×b3. 3. c7—c8 L 4. Lc8—f5
Angegeben von A. Hoſmann, hier.
Löſung zu Aufgabe Nr. 110 (O. Dehler).

Weiß: Kh6, Tc4, Lc8, d6, Bb6, c3, e5, e6, f2, f3, g5.

Schwarz: Kf5, Sg7, Bb7, h7. Mat in 3 Zügen.

1. Ld6—b8 Sg7×e6 2. Tc7 K×c5 (f) 3. Tc5 (f7) ††

Löſung zu Aufgabe Nr. 111 (J. Dobrusly †).

Weiß: Kg4, Le7, f5, Sd4, Bc3. Schwarz: Ke5, Bc4.
Mat in 4 Zügen.

1. Kg4—f3 2. Lh3 3. Lg2 4. Kf4††

Eine ausgezeichnete Vertiefung des „Herlin“:

Weiß: Kd6, Ld4, Sc8, Ba3, c4. Schwarz: Ka6, Ba4.
Mat in 4 Zügen. 1. Kc7 2. Lf6 3. Ld8.

Löſung zu Aufgabe Nr. 112 (J. Dobrusky †).

Weiß: Kb3, Ld7, f4, Sh3, Be2. Schwarz: Ke4, Bd5, e3,
Mat in 3 Zügen.

1. Lc7 Kd4 (Bd4) 2. Sg5 (Kc4) 3. Se6 (Sg5) ††

Angegeben von W. Lehmer, hier (alles), Fr. Steinlein und
Martin, hier (Nr. 110).

Berichtigung. Im Problem Nr. 117 (Sackmann) bitten
wir einen ſchwarzen Springer b2 hinzuzufügen.

Schachmitteilungen.

Am Wiener Meiſterturnier werden ſich nach der
„Bohemia“ beteiligen: Alapin-St. Petersburg, Albin-
Wien, v. Bardeleben-Berlin, Berger-Prag, Duras-
Prag, Forgacz-Budapeſt, Janowsky-Parts, Leon-
hardt-
Leipzig, Maroczy-Budapeſt, Marſhall-New-
York, Mieſes-Leipzig. Niemzowitſch-Riga, Dr. Perlis-
Wien, Rubinſtein-Lodz, Salwe-Lodz, Schlechter-
Wien, Spielmann-München, Süchting-Brakrade, Swi-
derski-
Leipzig, Tartacower-Wien und Teichmann-
London. Leider vermiſſen wir die zwei glänzenden Namen Dr.
Bernſtein und Vidmar. Zu bedauern iſt auch das Fehlen. Mar-
cos und Wolfs; erſterer hat wohl mit Rückſicht auf die umfang-
reiche Berichterſtattung auf die Teilnahme verzichtet. Aber Dr.
Lasker, der augenblicklich in Europa weilt, weiß wohl keinen
anderen Grund für ſein Fehlen anzugeben, als daß es ihm zu
viele Teilnehmer ſind. Sonſt iſt aber alles vertreten, was wir
an hervorragenden Schachkünſtlern zurzeit beſitzen, und der Schach-
welt ſteht ein Genuß allererſten Ranges bevor. Beſonders inter-
eſſant dürfte es ſein, zu beobachten, wie die Großmeiſter Janowsko
und Marſhall, die in letzter Zeit ſo ſehr enttäuſchten, ſich diesmal
bewähren, und wie die Jungmeiſter Rubinſtein, Niemzowitſch,
Leonhardt. Forgacz, Duras und Spielmann kämpfen.

Das Programm für den XVI. Kongreß des Deutſchen
Schachbundes,
der vom 1. bis 20. Auguſt in Düſſel-
dorf
(Lokal: Städtiſcher Floragarten, Bilkerallee 129) abge-
halten wird, liegt jetzt vor. Abgehalten wird: A. ein Meiſter-
turnier:
14—16 Teilnehmer; Einſatz 15 M. Reugeld 50 M;
tägl. 1 Partie; Bedenkzeit 15 Züge ſtündl.; Preiſe 750, 500, 400,
300, 200, 150, 100 M; B. ein Hauptturnier A und B
mit 18—20 bezw. 21—24 Teilnehmern (letztere werden in Gruppen
geteilt); Einſatz in beiden 15 M, Reugeld 20 M, in je 2 Tagen
3 Partien; 18 Züge ſtündl.: Preiſe in A 350, 250, 150, 100, 75,
60, 50, 40 M, in B 300, 250, 150, 100, 75, 60, 50, 40, 30 M;
C. ein Nebenturnier (in Gruppen); Einſatz 7.50 M, Reu-
geld 15 M; Preiſe 75, 60, 50, 40, 30, 20 M oder Wertgegen-
ſtände. Geſpielt wird werktäglich von 9—1 und 3—7 Uhr. Die
1. Preisträger in den Hauptturnieren A und B erlangen die
Würde eines Meiſters des Deutſchen Schachbundes. Da der Kon-
greß ein nationaler iſt, ſo können nur Mitglieder des
Bundes ſich an den Turnieren beteiligen. Anmeldungen hierzu
find an Herrn Karl Hoing. Düſſeldorf, Friedrichſtraße 62,
bis 1. Juli für Meiſter- und Hauptturniere, bis 20. Juli für
Nebenturnier zu richten.

Ende dieſes Jahres findet auch hier ein
internationales Meiſterturnier ſtatt, zu dem 4 bis
5 Ruſſen und 9 bis 10 Ausländer eingeladen werden ſollen.
Außer Vergütung aller den Meiſtern entſtehenden Unkoſten
werden ausbezahit an Preiſen: 1000, 800, 700, 600, 500, 400,
350, 300, 250, 200, 150, 100, 50, 25 Rubel.

Briefkaſten.

W. L., hier. Alles richtig außer 115 (wegen
2. Ka3). Die Aufgabe aus der Bohemia war uns bekannt, wir
mußten jedoch mit Rückſicht auf das Löſungsturnier auf eine
Wiedergabe verzichten. Im übrigen beſten Dank für Ihr reges
Intereſſe. — A. Sch., Stuttgart. Beſten Dank für Ihre Mit-
teilung.

Alle Löſungen ſowie ſonſtige auf die Schachſpalte bezügliche
Mitteilungen ſind zu adreſſieren an den „Akademiſchen Schach-
klub“ (Schachſpalte), Café Richard Wagner, Gabelsbergerſtraße.
Photographiſche Rundſchau.
Katatypie.

Ru. Die im Winter herrſchenden ſchlechten Lichtver-
hältniſſe veranlaſſen manchen, ſich mit Verfahren bekannt
zu machen, die ihn in den Stand ſetzen, unabhängig vom
Tageslicht photographiſche Bilder herzuſtellen. Im Anſchluß
an den Artikel des Ozobromverfahrens geben wir nach-
ſtehend aus der Zeitſchrift „Das Bild“, dritter Jahrgang,
Heft 1, das von der Neuen Photographiſchen Geſellſchaft
Steglitz-Berlin herausgebrachte Katatypie-Verfahren in

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[14/0014] München, Montag Allgemeine Zeitung 16. März 1908. Nr. 126. und nette Leute, daß die Stunden der Unterhaltung mit ihnen ſpäter oft als die angenehmſten Stunden der Reiſe im Gedächtnis bleiben. Und da nach den Worten der Bibel ſchon um eines einzigen Gerechten willen tauſend armen Sündern vergeben werden ſoll, ſo wollen wir auch allen unſeren Kabinengenoſſen vergeben; denn zur Rolle des Phariſäers iſt ſchließlich niemand weniger befugt als der Touriſt. Locken und Zöpfe. Von Anne Jules Caſe (Paris). Es iſt merkwürdig, wie in dieſem Jahre die Haare raſch wachſen! Selbſt die beſcheidenſten Frauenköpfchen, die trotz Ondulierens die immer dünner werdenden Strähnchen nicht zu einem kleidſamen. Ganzen zuſammenbringen konnten, haben plötzlich ein mit Locken und Haarpüffchen reichlich garniertes Haupt. Der Mann hält auf Ehre, die Frau auf Friſur. Diejenigen weiblichen Weſen, die ſich bisher prüde ſträubten, zu viel Wert auf ihre Haartracht zu legen, die mit ihren eigenen Mitteln auskommen wollten und etwas verächtlich auf ihre koketteren Mitſchweſtern herabblickten, werden von dem allgemeinen Strom mit fort- geriſſen, und eine nach der anderen beugt ſich dem Zepter der Mode und fügt ein „Sträußchen“ künſtlicher Haare in das Terrain eigenen Wachstums. In Deutſchland mag man noch mit kindlicher Naivität Freunden und Bekannten gegenüber das Zuhilfenehmen künſtleriſcher Verſchöne- rungen vertuſchen. Die neugekauften Läckchen ſelbſt vor dem Gatten, vor Schwiegermüttern und lieben Schwäge- rinnen, die ja immer beſonders neugierige Augen haben, zu verſtecken, iſt ſicherlich bei uns nichts Außergewöhnliches. Hier in Paris dagegen wird mit dem fremden Kopfſchmuck kein Geheimnis getrieben. Im Gegenteil, da ſchönes falſches Haar ungeheuer koſtſpielig iſt und durchaus nicht von jeder- mann — vielmehr jeder Frau — erſtanden werden kann, wird ein reicher Haarzuſatz als ein beneidenswerter Toi- lettenluxus angeſehen. Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß niemand auch nur eine Sekunde an der Falſchheit der herr- lichen, dicken Zöpfe und der graziöſen Lockengirlanden auf den Köpfen der Schönen von 1908 zweifelt. Da die Löckchenmode ſo ſchnell überhand genommen hat, daß jedes Dienſtmädchen und jede kleine Arbeiterin ſich ein paar „boueles“ leiſtet, hat man bereits den etwas „wohlhabenderen“ Zopf aufgebracht. Er wird wie die untere Hälfte der Defregger-Friſur getragen, aber auch er hat den Kulminationspunkt der Eleganz ſchon überſchritten. Die Friſeure demokratiſieren heutzutage ſchnell vornehme Moden. Eine Haarflechte, die aus langen Naturhaaren angefertigt worden iſt, koſtet leicht über 100 Francs, ihre Imitation von kurzen, an Strähnen angeknüpften Härchen kann man bereits für zehn Francs haben. Was jene ſchwerer an Geld koſtet, iſt ſie leichter auf dem Kopf, mit der anderen iſt es umgekehrt. Der Haarkonſum in der franzöſiſchen Hauptſtadt über- ſteigt augenblicklich alles bisher Dageweſene. Er wird auf 400,000 Kilogramm pro Jahr geſchätzt. Wo kommen nun all die Haare her? Es heißt, daß die Schließung der Klöſter die Haarzufuhr vermindert habe, ſeitdem die Nonnen nicht mehr genötigt ſind, ihren ſchönſten Kopf- ſchmuck dem Schleier zu opfern. Dieſer Mangel wird nun durch die Haare ruſſiſcher Bäuerinnen erſetzt. Italien und Rußland ſind die Länder, aus denen Frankreich ſeine feineren Waren bezieht. China und Japan aber liefern den groben Bedarf für die große Maſſe. Die chineſiſchen Haare ſind dick und hart. Sie werden in dicht verſchloſſenen Kiſten im rohen Naturzuſtande per Ballen zu 100 Kilo- gramm nach Europa verſandt und koſten hier 10 Francs der Ballen. Der Inhalt jener Kiſten, der nicht immer nach Roſenwaſſer duftet, wird von den Friſeuren ſofort in große Keſſel oder Tonnen kochenden Waſſers geworfen und dann für billige „postiches“, Perücken. Locken. Zöpfe und ſonſtige Haararbeiten verwendet. Da die chineſiſchen Haare immer dunkel ſind, müſſen ſie chemiſchen Prozeſſen unter- worfen werden. Es gibt hier in Paris drei oder vier Häuſer, die ſich damit beſchäftigen, die groben, chineſiſchen Haare den europäiſchen ähnlicher zu machen. Dazu wird hauptſächlich Schwefelſäure gebraucht. Auf dieſe Weiſe kommen 3000 bis 4000 Kilo verfeinertes aſiatiſches Kopf- gewächs auf den Markt. Um Sankt Johannes, vom 20. bis 25. Juni, iſt in dem franzöſiſchen Städtchen Limoges die alljährliche Haarmeſſe. Da treffen die Haarſchneider aus Italien und Rußland, der Bretagne und der Auvergne mit den Pariſer Haar- händlern zuſammen, die nicht immer Friſeure ſind. Europäiſche Ware erreicht, beſonders jetzt, ganz fabelhafte Preiſe. 100 Kilo werden mit 140 bis 160 Francs bezahlt. Im Einzelverkauf geben die Friſeure 16 Centimes, unge- fähr 12 Pfennig, für ein Gramm europäiſchen Haars mitt- lerer Güte. Zu einer Perücke oder Transformation ge- braucht man etwa 120 Gramm, zu einem halben Defregger- Zopf 80 Gramm. Ganz unerſchwingbar teuer ſind feine, natürlich weiße Haare. Sie koſten 20 Francs das Gramm. Man kann ſich denken, daß in den meiſten Fällen künſtlich gebleichtes Material dazu verwandt wird. Für die Bühne und wer weiß, ob nicht auch ſonſt noch im Leben, benutzen die Friſeure die langen Haare der aſiatiſchen Büffel, Yack ge- nannt. Den Wohltaten der Chemie verdanken wir es, daß wir mit dem Fellreichtum jener übelriechenden Tiere ohne Widerwillen die graziöſen Bühnen-Marquiſinnen ge- ſchmückt ſehen können. Nicht ganz ſo beſchämend wie Büffellocken iſt der Urſprung der langen, blonden Zöpfe von Fauſts Gretchen und von dem wallenden Haarmantel Elſas und Iſoldes. Das ſind einfach Chineſinnenhaare, die verfeinert und gebleicht wurden. Wichtig für den Haarhandel, wenn auch nicht ſehr appetitlich, iſt der Verkauf von dem, was man hier „Peignures“ nennt. Es ſind die ausgekämmten Haare, die von Individuen, ähnlich wie Zigarrenſtummel, in ſüdlichen Ländern, in denen die Frauen ihre Toiletten vor der Tür machen, von der Straße aufgeleſen werden. Heutzutage wird eben alles verwertet, und die antiſeptiſchen und chemiſchen Präparate ſind dazu da, „Wiedergeburten“ zu ermöglichen, an die früher niemand gedacht hätte. Der Geſchmack, falſche Haare zu tragen, datiert aber aus dem früheſten Altertum, hat man doch in ägyptiſchen Königsgräbern bereits Perücken gefunden! Die Röme- rinnen des Altertums beſaßen eine große Vorliebe für blonde Haare, und die eroberten germaniſchen Provinzen mußten den vornehmen Italienerinnen ihren Haarſchmuck liefern. Mit zu den erſten Zeichen der Kultur in Gallien, nach Zerſtörung des römiſchen Reiches, gehörte das Tragen falſcher Haare. Noch bevor die Perücke von den Männern benutzt wurde, trugen ſie in jener Epoche kleine Hüte, aus denen ein kurzer Haarrand herabfiel, der den Kopf um- rahmte. Man nannte dieſe Art Kopfbekleidung calautum, aus dem das heutige ſo gebräuchliche Wort ealotte ent- ſtanden iſt, mit dem kleine, runde, barettartige Mützen bezeichnet werden. Man braucht gar nicht prophetiſch veranlagt zu ſein, um dem Friſeurberuf das glücklichſte Horoſkop zu ſtellen. Die Neigung, ſich mit fremden Haaren zu ſchmücken, iſt tief eingewurzelt im Menſchengeſchlecht, wenn es von Frauen repräſentiert wird. Und da der Kopf bisher noch immer der wichtigſte und ſichtbarſte Teil des menſchlichen Körpers war, iſt die Kunſt, die ſich „hauptſächlich“, im wahren Sinne des Wortes, mit ihm beſchäftigt, noch die zukunftsreichſte. Ueber das Geheimnis wie eine neue Haarmode ent- ſteht, äußerte ſich kürzlich einer der erſten Pariſer Friſeure. Sie wird gewöhnlich von einer bekannten, beliebten und eleganten Schauſpielerin von der Bühne herab lanciert. Den Theaterfriſeuren fällt alſo die große Rolle zu, Europas und Amerikas Frauenköpfen den Kammſtrich zu geben, deſſen der Schönheits- und Nachahmungsſinn des weiblichen Geſchlechts für die Saiſon bedarf. Daß für langhalſige Schönen die „Anglaises“ (Pfropfenzieherlocken) nur auf der einen Seite gelegen, als bevorſtehende Mode in Aus- ſicht genommen worden iſt, weiß bereits die elevonte Welt. Für Kurzhalſige ... ſucht man noch!! „Sie wollen ſagen: und Sie haben mich ins Gerede gebracht, nicht wahr?“ „Ja, das wollte ich ſagen. Sie haben nicht ehrlich ge- handelt. Nicht als Mann und nicht als Kapitän. Sie wußten, ich bin jung, muß allein reiſen. Als Sie zum erſtenmal mit mir ſprachen, um mir zu ſagen, daß der Konſul in Smyrna Ihnen geſchrieben und mich Ihnen be- ſonders empfohlen habe, und Sie ſo gute, höfliche Worte fanden, da war ich Ihnen von Herzen dankbar und betrach- tete Sie wie einen wahren Freund. Aber ſpäter änderten ſich die Dinge; Ihre Höflichkeit ging ſo weit, daß Sie mich zwang, Sie zu meiden, wo ich konnte. Wie können Sie alſo ſagen, daß ich Sie liebe? Würde ich Sie dann fliehen?“ Sie ſuchte ſtolz und abweiſend auszuſehen, aber in ihrer Stimme zitterte etwas, das durchaus nicht Stolz oder Zorn war, etwas, das der Kapitän für unterdrückte Leiden- ſchaft hielt. „Und ich weiß es doch, daß Sie mich lieben,“ wieder- holte er nach einer kurzen Pauſe. „Das genügt mir in- zwiſchen; ich werde warten. Wenn Sie mir die letzte ent- ſcheidende Antwort geben wollen, wiſſen Sie wohin Sie den Brief zu richten haben; nach Venedig. Nun ſagen Sie mir, was wollen Sie tun, wenn wir angekommen ſind? Sie ſagten mir, daß Sie keine Verwandten, niemand mehr haben, der für Sie ſorgen, auf den Sie ſich ſtützen könnten?“ „Ich werde mich beſchäftigen. In Rom hoffe ich leicht etwas zu finden.“ „Eine Stellung als Erzieherin.“ „Natürlich, was könnte ich ſonſt tun?“ „Nun, dann wünſche ich Ihnen, daß Sie ein Haus fin- den, das noch viel weniger für Sie paßt, als jenes, das Sie eben verlaſſen haben, oder ... daß Ihr Zögling bald ſtirbt, wie in Smyrna.“ „Sie ſind boshaft. Wie können Sie mich in ſo grau- ſamer Weiſe an das ſüße Geſchöpf erinnern, deſſen Liebe mich für alles entſchädigte, was ich ſonſt zu leiden hatte?“ „Verzeihen Sie, Bianca, ich wünſche Ihnen nur alles mögliche Schlimme, weil ich verſtehe, daß nur die bitteren Enttäuſchungen Sie nach Venedig, zu mir und meinem Kinde führen können.“ „Da können Sie lange warten. Ihr Leben lang. Eher wird Ihre Frau zu Ihnen zurückkehren, als ich nach Venedig komme ... Ihretwegen. Geben Sie ſich keinen Illuſionen hin, Kapitän. Morgen, das heißt, wenn wir angekommen ſind, werden wir uns Lebewohl ſagen und jedes wird ſeines Weges gehen. Ich werde Sie und Sie werden mich ver- geſſen, und all die Torheiten, die Sie mir hier auf dem Meere geſagt haben, werden deſſen ſchäumende Wellen be- graben.“ „Sie lieben mich und Sie werden mir ſchreiben und auch nach Venedig kommen, zu mir, meinetwegen, weil Sie mich lieben,“ wiederholte der Kapitän noch einmal mit aller Hartnäckigkeit und aller Leidenſchaft ſeines ſiziliani- ſchen Temperaments. „Nein, nein, ich werde dir nie ſchreiben, werde nie zu dir kommen, und wenn ich ſterben müßte vor Qual,“ be- teuerte Bianca immer wieder ſich ſelbſt und der kleinen Photographie, die ſie mit zitternden Fingern hielt. Es war das Bildnis des Kapitäns, das ihr dieſer vor der Landung in Ancona gegeben hatte. Im Hotel angekommen, hatte ſie ſich aufs Bett ge- worfen, matt und zerſchlagen, als habe ſie eine lange Reiſe zu Fuß und hungernd gemacht, und nun weinte ſie ver- zweiflungsvoll über dieſe ihre Liebe, die auf dem Meere entſtanden, ſo unendlich war wie das Meer, und die ſich doch nie offenbaren durfte, für die es keinen Sonnenſtrahl, keine Blüte gab, nie, nie ..., denn Bianca wollte ſich rein und gut erhalten, wie die Mutter da oben von ihr erwar- tete, wie ſie es von ihrem Kinde verlangen würde, wenn ſie ihr noch nahe wäre. „Deinetwegen, Mutter, .. dir zuliebe,“ ſtöhnte Bianca, die brennenden Augen auf das geliebte Bildnis geheſtet. Nr. 114. Schachzeitung. Geleitet vom Akademiſchen Schachklub München. (Nachdruck nur mit Quellenangabe geſtattet.) Aufgabe Nr. 119. Von N. Seib in Gonſenheim. I. Preis im 9. Turnier des „Weſtern Daily Mercury“. [Abbildung] Mat in 2 Zügen. Nachzutragen iſt die Löſung Nr. 89 (K. A. L. Kubbel). Weiß: Kel, La4, d2, Bc6. Schwarz: Kb1, Ta2, La1, Ba3, a5, d1 Mat in 4 Zugen. 1. La4—b3 a5—a4 2. c6—c7 a4×b3. 3. c7—c8 L 4. Lc8—f5 Angegeben von A. Hoſmann, hier. Löſung zu Aufgabe Nr. 110 (O. Dehler). Weiß: Kh6, Tc4, Lc8, d6, Bb6, c3, e5, e6, f2, f3, g5. Schwarz: Kf5, Sg7, Bb7, h7. Mat in 3 Zügen. 1. Ld6—b8 Sg7×e6 2. Tc7 K×c5 (f) 3. Tc5 (f7) †† Löſung zu Aufgabe Nr. 111 (J. Dobrusly †). Weiß: Kg4, Le7, f5, Sd4, Bc3. Schwarz: Ke5, Bc4. Mat in 4 Zügen. 1. Kg4—f3 2. Lh3 3. Lg2 4. Kf4†† Eine ausgezeichnete Vertiefung des „Herlin“: Weiß: Kd6, Ld4, Sc8, Ba3, c4. Schwarz: Ka6, Ba4. Mat in 4 Zügen. 1. Kc7 2. Lf6 3. Ld8. Löſung zu Aufgabe Nr. 112 (J. Dobrusky †). Weiß: Kb3, Ld7, f4, Sh3, Be2. Schwarz: Ke4, Bd5, e3, Mat in 3 Zügen. 1. Lc7 Kd4 (Bd4) 2. Sg5 (Kc4) 3. Se6 (Sg5) †† Angegeben von W. Lehmer, hier (alles), Fr. Steinlein und Martin, hier (Nr. 110). Berichtigung. Im Problem Nr. 117 (Sackmann) bitten wir einen ſchwarzen Springer b2 hinzuzufügen. Schachmitteilungen. Am Wiener Meiſterturnier werden ſich nach der „Bohemia“ beteiligen: Alapin-St. Petersburg, Albin- Wien, v. Bardeleben-Berlin, Berger-Prag, Duras- Prag, Forgacz-Budapeſt, Janowsky-Parts, Leon- hardt-Leipzig, Maroczy-Budapeſt, Marſhall-New- York, Mieſes-Leipzig. Niemzowitſch-Riga, Dr. Perlis- Wien, Rubinſtein-Lodz, Salwe-Lodz, Schlechter- Wien, Spielmann-München, Süchting-Brakrade, Swi- derski-Leipzig, Tartacower-Wien und Teichmann- London. Leider vermiſſen wir die zwei glänzenden Namen Dr. Bernſtein und Vidmar. Zu bedauern iſt auch das Fehlen. Mar- cos und Wolfs; erſterer hat wohl mit Rückſicht auf die umfang- reiche Berichterſtattung auf die Teilnahme verzichtet. Aber Dr. Lasker, der augenblicklich in Europa weilt, weiß wohl keinen anderen Grund für ſein Fehlen anzugeben, als daß es ihm zu viele Teilnehmer ſind. Sonſt iſt aber alles vertreten, was wir an hervorragenden Schachkünſtlern zurzeit beſitzen, und der Schach- welt ſteht ein Genuß allererſten Ranges bevor. Beſonders inter- eſſant dürfte es ſein, zu beobachten, wie die Großmeiſter Janowsko und Marſhall, die in letzter Zeit ſo ſehr enttäuſchten, ſich diesmal bewähren, und wie die Jungmeiſter Rubinſtein, Niemzowitſch, Leonhardt. Forgacz, Duras und Spielmann kämpfen. Das Programm für den XVI. Kongreß des Deutſchen Schachbundes, der vom 1. bis 20. Auguſt in Düſſel- dorf (Lokal: Städtiſcher Floragarten, Bilkerallee 129) abge- halten wird, liegt jetzt vor. Abgehalten wird: A. ein Meiſter- turnier: 14—16 Teilnehmer; Einſatz 15 M. Reugeld 50 M; tägl. 1 Partie; Bedenkzeit 15 Züge ſtündl.; Preiſe 750, 500, 400, 300, 200, 150, 100 M; B. ein Hauptturnier A und B mit 18—20 bezw. 21—24 Teilnehmern (letztere werden in Gruppen geteilt); Einſatz in beiden 15 M, Reugeld 20 M, in je 2 Tagen 3 Partien; 18 Züge ſtündl.: Preiſe in A 350, 250, 150, 100, 75, 60, 50, 40 M, in B 300, 250, 150, 100, 75, 60, 50, 40, 30 M; C. ein Nebenturnier (in Gruppen); Einſatz 7.50 M, Reu- geld 15 M; Preiſe 75, 60, 50, 40, 30, 20 M oder Wertgegen- ſtände. Geſpielt wird werktäglich von 9—1 und 3—7 Uhr. Die 1. Preisträger in den Hauptturnieren A und B erlangen die Würde eines Meiſters des Deutſchen Schachbundes. Da der Kon- greß ein nationaler iſt, ſo können nur Mitglieder des Bundes ſich an den Turnieren beteiligen. Anmeldungen hierzu find an Herrn Karl Hoing. Düſſeldorf, Friedrichſtraße 62, bis 1. Juli für Meiſter- und Hauptturniere, bis 20. Juli für Nebenturnier zu richten. Warſchau. Ende dieſes Jahres findet auch hier ein internationales Meiſterturnier ſtatt, zu dem 4 bis 5 Ruſſen und 9 bis 10 Ausländer eingeladen werden ſollen. Außer Vergütung aller den Meiſtern entſtehenden Unkoſten werden ausbezahit an Preiſen: 1000, 800, 700, 600, 500, 400, 350, 300, 250, 200, 150, 100, 50, 25 Rubel. Briefkaſten. W. L., hier. Alles richtig außer 115 (wegen 2. Ka3). Die Aufgabe aus der Bohemia war uns bekannt, wir mußten jedoch mit Rückſicht auf das Löſungsturnier auf eine Wiedergabe verzichten. Im übrigen beſten Dank für Ihr reges Intereſſe. — A. Sch., Stuttgart. Beſten Dank für Ihre Mit- teilung. Alle Löſungen ſowie ſonſtige auf die Schachſpalte bezügliche Mitteilungen ſind zu adreſſieren an den „Akademiſchen Schach- klub“ (Schachſpalte), Café Richard Wagner, Gabelsbergerſtraße. Photographiſche Rundſchau. Katatypie. Ru. Die im Winter herrſchenden ſchlechten Lichtver- hältniſſe veranlaſſen manchen, ſich mit Verfahren bekannt zu machen, die ihn in den Stand ſetzen, unabhängig vom Tageslicht photographiſche Bilder herzuſtellen. Im Anſchluß an den Artikel des Ozobromverfahrens geben wir nach- ſtehend aus der Zeitſchrift „Das Bild“, dritter Jahrgang, Heft 1, das von der Neuen Photographiſchen Geſellſchaft Steglitz-Berlin herausgebrachte Katatypie-Verfahren in

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 126, 16. März 1908, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine126_1908/14>, abgerufen am 15.06.2024.