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Allgemeine Zeitung, Nr. 156, 4. Juni 1860.

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Italien.

Die Triest. Ztg. enthält folgenden ältern Bericht aus Palermo
vom 12 Mai. Während nach vergeblich wiederholten Versuchen die Revo-
lutionspartei in und um Palermo sich an Mitteln erschöpft und mit überlegenen
Kräften im Kampf steht, ist der Aufstand im Innern des Landes vollständig
in die Phase des Räuberwesens übergegangen, wie er schon ursprünglich
diesen Charakter an sich trug. Zur Stärke von mehreren Hunderten ange-
wachsen, üben diese Räuberhorden mit unerhörter Frechheit ihren Terrorismus
und halten den Verkehr im Bann, denn die Kräfte des Militärs und der Po-
lizei reichen nicht hin um überall energische Maßregeln zu treffen. Die Be-
hörden der kleinern Städte im Innern sind abgesetzt, und in den meisten Orten
hat sich eine Bürgergarde gebildet, die für die öffentliche Sicherheit sorgt, aber
oft genug und je nach den Umständen mit dem Räuberwesen gemeinsame Sache
macht. Daß unter den obwaltenden Umständen an Recht und Obrigkeit nicht
appellirt werden kann, versteht sich von selbst, und der persönliche Schutz be-
steht im vorsichtigen Vermeiden jeder Collision. Persönliches Interesse, Rach-
sucht und Ehrsucht spielen ihre nur zu tief eingreifenden Rollen, das traurigste
Ergebniß aber liefert die gänzliche Stockung des Verkehrs. Die Reisenden
können ohne starke Bedeckung keine Strecke mehr ohne Gefahr zurücklegen.
Täglich hört man von neuen Raubthaten, die Banden ziehen ungescheut bis an
die Eingänge der Ortschasten, und erpressen unter Drohungen aller Art Geld
und Lebensmittel. Die Nachtfahrten der öffentlichen Posten sind eingestellt, und
durch die so sehr erschwerte Communication, durch Darniederliegen von Han-
del und Gewerbe nehmen Armuth, Willkür und Unordnung natürlich immer
mehr überhand.

Der Bericht in welchem der Chef des päpstlichen Generalstabs,
Oberst Pimodan, über das am 19 Mai zwischen päpstlichen Gendarmen und
den aus Toscana eingebrochenen Freischärlern stattgehabte Gesecht dem Ge-
neral Lamoriciere Meldung macht, lautet: "Valentano, 19 Mai. Hr. Gene-
ral! Auf die Nachricht daß 350 Freischärler über die Gränze gekommen
seyen und Latera geplündert hätten, bin ich von Montefiascone um 2 Uhr
Morgens mit 60 berittenen Gendarmen aufgebrochen. Die Freischärler waren
nach dem nahegelegenen Le Grotte gezogen, wir eilten ihnen dorthin nach,
fanden aber nur 200, die auf dem Platz und in den Kaffeehänsern beisammen
waren. Es war eine Lust den Muth und das Feuer zu beobachten womit
die Gendarmen sich auf sie warfen. Die Schuß- und Stichwaffe wurde mun-
ter gehandhabt; bald sah ich 10 Freischärler zu Boden gestreckt, und wenigstens
25 verwundet. Vergebens rief ich: Gebt Pardon! Das Gefecht war bereits
zu hitzig. Unter den Todten ist ein Orsini, Bruder desjenigen der den Kaiser
Napoleon tödten wollte. Leider haben auch wir drei Todte, den Lieutenant
Cacchi, einen Corporal und einen Gemeinen, ferner zwei Verwundete. Auch
viele Pferde sind verwundet worden. Ich hoffe daß alle diese tapfern Gendar-
men, ferner Hauptmann Evangelista und die Lieutenants Amorosetti und
Rosetti für diesen Kampf, welcher seit Ihrer Uebernahme des Obercomman-
do's der erste ist, werden belohnt werden; für mich verlange ich nichts, da mir
die Bewunderung der Tapferkeit der italienischen Gendarmen ungemein viel
Vergnügen gemacht hat. Die Pferde sind erschöpft. Hätte ich das Jäger-
bataillon zu Gebot gehabt, das im Augenblick meines Aufbruchs von Viterbo
eintraf, so würde ich die ganze Bande gefangen haben. Es ist um 5 Uhr
Nachmittags zu mir gestoßen."

Aus dem Brief eines französischen Freiwilligen bei der Truppe Pimo-
dans, welche die aus Toscana ins Römische eingedrungenen Freischaaren zu-
rückwarf, theilt der (liberale) Pariser Correspondent des J. de Geneve mit
daß die Schaar sich schnell auflöste. Muth habe nur ein 15jähriger Mensch
gezeigt, der das verlorne Banner der Schaar mitten im Kugelregel abholte.
Die zurückgelassenen Verwundeten seyen meist Piemontesen. In Florenz
cheint der Putsch kein Geheimniß gewesen zu seyn, da dort die Freischaaren
im Theater della Pergola zuvor eine Ovation empfangen hatten.

Es sind allerdings bei den inländischen Truppen
jüngst wieder massenhafte Ausreißereien vorgekommen; die Verluste wurden
indessen, soweit es sich dabei um Zahlen handelte, durch den bessern Fortgang
der Werbungen unter verschiedenen Einwohnerclassen mit erheblichem Ueber-
schuß gedeckt. Doch bleibt dabei der Mangel an Officieren sehr fühlbar. Um
die Lücke schnell auszufüllen, hat der Kriegsminister in zwei Aufrufen alle aus
dem Dienst getretenen Graduirten unter sehr günstigen Bedingungen, auch unter
Anrechnung der Pensionszeit für das Avancement, zum Wiedereintritt aufge-
ordert. Auch die Sedentarj (Invaliden) welche sich noch Kraft genug zu-
trauen, werden für den minder anstrengenden Dienst verwendet. Von Pferde-
ankäufen trifft einer nach dem andern ein. Doch da fehlt es wiederum an
solchen die sie zureiten und dressiren. Auch hiezu hat Monsignor Merode
durch eine Bekanntmachung Kundige eingeladen, weil die Vorhandenen nicht
genügen. So müssen hier selbst die ersten Elemente zur Bildung eines Ope-
rationscorps von nur einigem Betracht aus dem Nichts geschaffen werden.
Glücklicherweise fehlt es nicht an Geld; doch die materielle Wohlfahrt des
Landes wird durch die mit der Anleihe übernommenen finanziellen Obliegen-
[Spaltenumbruch] heiten, durch die Creation neuer Abgaben und Steuern auf lange hin einen
verderblichen Stoß bekommen. -- Klerus und gläubiges Volk vereinigten sich,
mit Rücksicht auf die unruhigen Zeiten, den Erinnerungstag an die Rückkehr
Pius VII aus der Verbannung (24 Mai 1814) durch eine außerordentliche
Feier auszuzeichnen. Zu dem Ende wurden vorgestern in der Ordenskirche
der Dominicaner feierliche dreitägige Gebete angeordnet, wovon die Vorüber-
gehenden durch diese Inschrift über dem Portal benachrichtigt wurden: Alla
guerra antica, che piu astuta rinnovasi contro la chiesa, con fede piu
salda opponiamo, Romani, le armi nostre, le preghiere a Maria, aiuto
de' Christiani.
(Dem alten Krieg, der sich listiger wider die Kirche erneuert,
laßt uns, Römer, mit festerm Glauben unsere Waffen entgegensetzen -- die
Gebete zu Maria der Christen Helferin.) -- Noch immer gehen reichliche
Gaben aus den verschiedensten Gegenden der katholischen Welt ein um für
die augenblicklichen Bedürfnisse verwendet zu werden. Nr. 100 des "Giornale
di Roma" gibt die Gesammtsumme auf 400,000 Scudi an, Nr. 119 von
vorgestern schon auf 500,000 Scudi, d. h. über eine Million Gulden. --
Cardinal Reisach ist vom Papst zum Mitglied der Congregation des Sant
Uffizio ernannt. -- Ein Bologneser Correspondent beschreibt das politische
Glück der Aemilia im Turiner Journal "Il Diritto" vom 20 April mit diesen
bemerkenswerthen Worten: "Unter dem Vorwand der Nothwendigkeit des
Augenblicks, aber eigentlich mit der Absicht in Bologna eine ausschließende
Oligarchie von zweifelhafter Befähigung, ohne Festigkeit und Gediegenheit der
Grundsätze, einzurichten, hat man sich in der Schwäche der Ueberzeugung ein-
gebildet die Herrschaft der Freiheit des Gedankens dadurch inauguriren zu
können daß man nicht allein die Zwangsmaßregeln beibehielt, sondern sie wo
möglich verdoppelte, womit die Censur das freie Wort des Bürgers unter-
band. Da in sechs langen Monaten das Reich der Constitution bei uns that-
sächlich nicht anfieng, dot uns die Censur das bedauerliche Aussehen eines
Instituts mit der Bestimmung die öffentliche Meinung Landes zu verweisen.
Das ist der Welt Lauf, wenn es unglücklicherweise den politischen Genossen-
schaften gelingt ans Ruder zu kommen, welche in der Unabhängigkeit und
Freiheit des Vaterlandes nichts anderes lieb haben als was das eigene mate-
terielle Glück wie das ihrer zahlreichen Schmeichler und Clienten betrifft,
fördert und sichert, und nebenbei die kleinliche Larde eines gespaltenen und
bleichen, heuchlerisch und mit der größtmöglichen homöopathischen Langsam-
keit geförderten öffentlichen Wohls. Das ist der Weltlauf, wo die politischen
und socialen Umwälzungen fortschreiten, indem sie eine diplomatische und
krumme Straße einhalten." Viel Aufrichtigkeit von einem liberalen Blatt!



Neueste Posten.

Von Seiten des französischen Gesandten ist die
Mittheilung gemacht, daß die französische Regierung die bisher beanstandete
Verlegung der Centralcommission der Rheinschifffahrt von hier nach Mann-
heim bewilligt hat und auch darauf verzicht leistet, hier am Ort ein französi-
sches Consulat zu unterhalten. (D. Bl.)

Der Prinz-Regent ist heute Morgen 61/4 Uhr in
Begleitung des Prinzen Friedrich Wilhelm zur Eröffnungsfeier der Eydtkuh-
ner Eisenbahnstrecke nach der Provinz Preußen abgereist, zunächst nach
Danzig, wo morgen große Parade und Besichtigung der Marine stattfindet,
nach deren Beendigung die Weiterreise nach Königsberg erfolgt. Montag
früh findet die Eröffnungsfeier statt. Die Rückkehr Sr. k. Hoh. erfolgt am
6 d. Mts. Im Gefolge des Prinz Regenten befinden sich die Minister v.
Auerswald, Graf v. Schwerin, v. d. Heydt, v. Roon, v. Schleinitz, Graf
v. Pückler, Vice-Admiral Schröder, Feldmarschall v. Wrangel, General-Lieu-
tenant v. Willisen u. s. w.

Heute Vormittags wurde der Reichsrath als Gesammt-
körperschaft von dem Kaiser im Thronsaal empfangen. Außer dem Erzherzog-
Präsidenten, welcher die hohe Körperschaft führte, befanden sich auch die Erz-
herzoge Wilhelm und Leopold in der Mitte der Reichsräthe. Se. Majestät
empfieng den Reichsrath auf dem Throne stehend, umgeben von seinem Cor-
tege, und verlas mit lauter und sonorer Stimme eine Rede, worin der wich-
tigen Vorlagen die dem Reichsrath gemacht werden sollen Erwähnung ge-
schah, und den Kronländern Provinzialautonomie, jedoch ohne Bevorzugung
einzelner Länder vor den andern und ohne Benachtheiligung der Reichseinheit,
zugesichert wurde. Die Versammlung antwortete mit einem begeisterten drei-
maligen Lebehoch. Am Montag wird die eigentliche erste Sitzung stattfinden,
bei welcher die Vorlagen gemacht, und darüber abgestimmt werden soll ob die-
selben sogleich im Pleno zur Berathung genommen oder an ein Comite ver-
wiesen werden sollen. Da das letztere zu vermuthen ist, und die ernannten
Ausschüsse doch einige Tage zur Erledigung ihrer Vorarbeiten bedürfen wer-
den, so dürften die eigentlichen Verathungen kaum vor dem zweiten Drittel
des Monats Juni beginnen, und die Dauer des Session sich bis gegen die
Mitte August erstrecken. (W. Bl.)

Se. Maj. der Kaiser hielt an die Reichsräthe folgende
Rede: "Meine HH. Reichsräthe! Seyen Sie Mir herzlich willkommen! Ich
habe Sie berufen, weil Ich mit Zuversicht darauf rechne in Ihnen Männer
zu finden welche Mich in Meinen Bestrebungen, das Wohl aller Völker

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Italien.

Die Trieſt. Ztg. enthält folgenden ältern Bericht aus Palermo
vom 12 Mai. Während nach vergeblich wiederholten Verſuchen die Revo-
lutionspartei in und um Palermo ſich an Mitteln erſchöpft und mit überlegenen
Kräften im Kampf ſteht, iſt der Aufſtand im Innern des Landes vollſtändig
in die Phaſe des Räuberweſens übergegangen, wie er ſchon urſprünglich
dieſen Charakter an ſich trug. Zur Stärke von mehreren Hunderten ange-
wachſen, üben dieſe Räuberhorden mit unerhörter Frechheit ihren Terrorismus
und halten den Verkehr im Bann, denn die Kräfte des Militärs und der Po-
lizei reichen nicht hin um überall energiſche Maßregeln zu treffen. Die Be-
hörden der kleinern Städte im Innern ſind abgeſetzt, und in den meiſten Orten
hat ſich eine Bürgergarde gebildet, die für die öffentliche Sicherheit ſorgt, aber
oft genug und je nach den Umſtänden mit dem Räuberweſen gemeinſame Sache
macht. Daß unter den obwaltenden Umſtänden an Recht und Obrigkeit nicht
appellirt werden kann, verſteht ſich von ſelbſt, und der perſönliche Schutz be-
ſteht im vorſichtigen Vermeiden jeder Colliſion. Perſönliches Intereſſe, Rach-
ſucht und Ehrſucht ſpielen ihre nur zu tief eingreifenden Rollen, das traurigſte
Ergebniß aber liefert die gänzliche Stockung des Verkehrs. Die Reiſenden
können ohne ſtarke Bedeckung keine Strecke mehr ohne Gefahr zurücklegen.
Täglich hört man von neuen Raubthaten, die Banden ziehen ungeſcheut bis an
die Eingänge der Ortſchaſten, und erpreſſen unter Drohungen aller Art Geld
und Lebensmittel. Die Nachtfahrten der öffentlichen Poſten ſind eingeſtellt, und
durch die ſo ſehr erſchwerte Communication, durch Darniederliegen von Han-
del und Gewerbe nehmen Armuth, Willkür und Unordnung natürlich immer
mehr überhand.

Der Bericht in welchem der Chef des päpſtlichen Generalſtabs,
Oberſt Pimodan, über das am 19 Mai zwiſchen päpſtlichen Gendarmen und
den aus Toscana eingebrochenen Freiſchärlern ſtattgehabte Geſecht dem Ge-
neral Lamoricière Meldung macht, lautet: „Valentano, 19 Mai. Hr. Gene-
ral! Auf die Nachricht daß 350 Freiſchärler über die Gränze gekommen
ſeyen und Latera geplündert hätten, bin ich von Montefiascone um 2 Uhr
Morgens mit 60 berittenen Gendarmen aufgebrochen. Die Freiſchärler waren
nach dem nahegelegenen Le Grotte gezogen, wir eilten ihnen dorthin nach,
fanden aber nur 200, die auf dem Platz und in den Kaffeehänſern beiſammen
waren. Es war eine Luſt den Muth und das Feuer zu beobachten womit
die Gendarmen ſich auf ſie warfen. Die Schuß- und Stichwaffe wurde mun-
ter gehandhabt; bald ſah ich 10 Freiſchärler zu Boden geſtreckt, und wenigſtens
25 verwundet. Vergebens rief ich: Gebt Pardon! Das Gefecht war bereits
zu hitzig. Unter den Todten iſt ein Orſini, Bruder desjenigen der den Kaiſer
Napoleon tödten wollte. Leider haben auch wir drei Todte, den Lieutenant
Cacchi, einen Corporal und einen Gemeinen, ferner zwei Verwundete. Auch
viele Pferde ſind verwundet worden. Ich hoffe daß alle dieſe tapfern Gendar-
men, ferner Hauptmann Evangeliſta und die Lieutenants Amoroſetti und
Roſetti für dieſen Kampf, welcher ſeit Ihrer Uebernahme des Obercomman-
do’s der erſte iſt, werden belohnt werden; für mich verlange ich nichts, da mir
die Bewunderung der Tapferkeit der italieniſchen Gendarmen ungemein viel
Vergnügen gemacht hat. Die Pferde ſind erſchöpft. Hätte ich das Jäger-
bataillon zu Gebot gehabt, das im Augenblick meines Aufbruchs von Viterbo
eintraf, ſo würde ich die ganze Bande gefangen haben. Es iſt um 5 Uhr
Nachmittags zu mir geſtoßen.“

Aus dem Brief eines franzöſiſchen Freiwilligen bei der Truppe Pimo-
dans, welche die aus Toscana ins Römiſche eingedrungenen Freiſchaaren zu-
rückwarf, theilt der (liberale) Pariſer Correſpondent des J. de Genève mit
daß die Schaar ſich ſchnell auflöste. Muth habe nur ein 15jähriger Menſch
gezeigt, der das verlorne Banner der Schaar mitten im Kugelregel abholte.
Die zurückgelaſſenen Verwundeten ſeyen meiſt Piemonteſen. In Florenz
cheint der Putſch kein Geheimniß geweſen zu ſeyn, da dort die Freiſchaaren
im Theater della Pergola zuvor eine Ovation empfangen hatten.

Es ſind allerdings bei den inländiſchen Truppen
jüngſt wieder maſſenhafte Ausreißereien vorgekommen; die Verluſte wurden
indeſſen, ſoweit es ſich dabei um Zahlen handelte, durch den beſſern Fortgang
der Werbungen unter verſchiedenen Einwohnerclaſſen mit erheblichem Ueber-
ſchuß gedeckt. Doch bleibt dabei der Mangel an Officieren ſehr fühlbar. Um
die Lücke ſchnell auszufüllen, hat der Kriegsminiſter in zwei Aufrufen alle aus
dem Dienſt getretenen Graduirten unter ſehr günſtigen Bedingungen, auch unter
Anrechnung der Penſionszeit für das Avancement, zum Wiedereintritt aufge-
ordert. Auch die Sedentarj (Invaliden) welche ſich noch Kraft genug zu-
trauen, werden für den minder anſtrengenden Dienſt verwendet. Von Pferde-
ankäufen trifft einer nach dem andern ein. Doch da fehlt es wiederum an
ſolchen die ſie zureiten und dreſſiren. Auch hiezu hat Monſignor Merode
durch eine Bekanntmachung Kundige eingeladen, weil die Vorhandenen nicht
genügen. So müſſen hier ſelbſt die erſten Elemente zur Bildung eines Ope-
rationscorps von nur einigem Betracht aus dem Nichts geſchaffen werden.
Glücklicherweiſe fehlt es nicht an Geld; doch die materielle Wohlfahrt des
Landes wird durch die mit der Anleihe übernommenen finanziellen Obliegen-
[Spaltenumbruch] heiten, durch die Creation neuer Abgaben und Steuern auf lange hin einen
verderblichen Stoß bekommen. — Klerus und gläubiges Volk vereinigten ſich,
mit Rückſicht auf die unruhigen Zeiten, den Erinnerungstag an die Rückkehr
Pius VII aus der Verbannung (24 Mai 1814) durch eine außerordentliche
Feier auszuzeichnen. Zu dem Ende wurden vorgeſtern in der Ordenskirche
der Dominicaner feierliche dreitägige Gebete angeordnet, wovon die Vorüber-
gehenden durch dieſe Inſchrift über dem Portal benachrichtigt wurden: Alla
guerra antica, che più astuta rinnovasi contro la chiesa, con fede più
salda opponiamo, Romani, le armi nostre, le preghiere a Maria, aiuto
de’ Christiani.
(Dem alten Krieg, der ſich liſtiger wider die Kirche erneuert,
laßt uns, Römer, mit feſterm Glauben unſere Waffen entgegenſetzen — die
Gebete zu Maria der Chriſten Helferin.) — Noch immer gehen reichliche
Gaben aus den verſchiedenſten Gegenden der katholiſchen Welt ein um für
die augenblicklichen Bedürfniſſe verwendet zu werden. Nr. 100 des „Giornale
di Roma“ gibt die Geſammtſumme auf 400,000 Scudi an, Nr. 119 von
vorgeſtern ſchon auf 500,000 Scudi, d. h. über eine Million Gulden. —
Cardinal Reiſach iſt vom Papſt zum Mitglied der Congregation des Sant
Uffizio ernannt. — Ein Bologneſer Correſpondent beſchreibt das politiſche
Glück der Aemilia im Turiner Journal „Il Diritto“ vom 20 April mit dieſen
bemerkenswerthen Worten: „Unter dem Vorwand der Nothwendigkeit des
Augenblicks, aber eigentlich mit der Abſicht in Bologna eine ausſchließende
Oligarchie von zweifelhafter Befähigung, ohne Feſtigkeit und Gediegenheit der
Grundſätze, einzurichten, hat man ſich in der Schwäche der Ueberzeugung ein-
gebildet die Herrſchaft der Freiheit des Gedankens dadurch inauguriren zu
können daß man nicht allein die Zwangsmaßregeln beibehielt, ſondern ſie wo
möglich verdoppelte, womit die Cenſur das freie Wort des Bürgers unter-
band. Da in ſechs langen Monaten das Reich der Conſtitution bei uns that-
ſächlich nicht anfieng, dot uns die Cenſur das bedauerliche Ausſehen eines
Inſtituts mit der Beſtimmung die öffentliche Meinung Landes zu verweiſen.
Das iſt der Welt Lauf, wenn es unglücklicherweiſe den politiſchen Genoſſen-
ſchaften gelingt ans Ruder zu kommen, welche in der Unabhängigkeit und
Freiheit des Vaterlandes nichts anderes lieb haben als was das eigene mate-
terielle Glück wie das ihrer zahlreichen Schmeichler und Clienten betrifft,
fördert und ſichert, und nebenbei die kleinliche Larde eines geſpaltenen und
bleichen, heuchleriſch und mit der größtmöglichen homöopathiſchen Langſam-
keit geförderten öffentlichen Wohls. Das iſt der Weltlauf, wo die politiſchen
und ſocialen Umwälzungen fortſchreiten, indem ſie eine diplomatiſche und
krumme Straße einhalten.“ Viel Aufrichtigkeit von einem liberalen Blatt!



Neueſte Poſten.

Von Seiten des franzöſiſchen Geſandten iſt die
Mittheilung gemacht, daß die franzöſiſche Regierung die bisher beanſtandete
Verlegung der Centralcommiſſion der Rheinſchifffahrt von hier nach Mann-
heim bewilligt hat und auch darauf verzicht leiſtet, hier am Ort ein franzöſi-
ſches Conſulat zu unterhalten. (D. Bl.)

Der Prinz-Regent iſt heute Morgen 6¼ Uhr in
Begleitung des Prinzen Friedrich Wilhelm zur Eröffnungsfeier der Eydtkuh-
ner Eiſenbahnſtrecke nach der Provinz Preußen abgereist, zunächſt nach
Danzig, wo morgen große Parade und Beſichtigung der Marine ſtattfindet,
nach deren Beendigung die Weiterreiſe nach Königsberg erfolgt. Montag
früh findet die Eröffnungsfeier ſtatt. Die Rückkehr Sr. k. Hoh. erfolgt am
6 d. Mts. Im Gefolge des Prinz Regenten befinden ſich die Miniſter v.
Auerswald, Graf v. Schwerin, v. d. Heydt, v. Roon, v. Schleinitz, Graf
v. Pückler, Vice-Admiral Schröder, Feldmarſchall v. Wrangel, General-Lieu-
tenant v. Williſen u. ſ. w.

Heute Vormittags wurde der Reichsrath als Geſammt-
körperſchaft von dem Kaiſer im Thronſaal empfangen. Außer dem Erzherzog-
Präſidenten, welcher die hohe Körperſchaft führte, befanden ſich auch die Erz-
herzoge Wilhelm und Leopold in der Mitte der Reichsräthe. Se. Majeſtät
empfieng den Reichsrath auf dem Throne ſtehend, umgeben von ſeinem Cor-
tege, und verlas mit lauter und ſonorer Stimme eine Rede, worin der wich-
tigen Vorlagen die dem Reichsrath gemacht werden ſollen Erwähnung ge-
ſchah, und den Kronländern Provinzialautonomie, jedoch ohne Bevorzugung
einzelner Länder vor den andern und ohne Benachtheiligung der Reichseinheit,
zugeſichert wurde. Die Verſammlung antwortete mit einem begeiſterten drei-
maligen Lebehoch. Am Montag wird die eigentliche erſte Sitzung ſtattfinden,
bei welcher die Vorlagen gemacht, und darüber abgeſtimmt werden ſoll ob die-
ſelben ſogleich im Pleno zur Berathung genommen oder an ein Comité ver-
wieſen werden ſollen. Da das letztere zu vermuthen iſt, und die ernannten
Ausſchüſſe doch einige Tage zur Erledigung ihrer Vorarbeiten bedürfen wer-
den, ſo dürften die eigentlichen Verathungen kaum vor dem zweiten Drittel
des Monats Juni beginnen, und die Dauer des Seſſion ſich bis gegen die
Mitte Auguſt erſtrecken. (W. Bl.)

Se. Maj. der Kaiſer hielt an die Reichsräthe folgende
Rede: „Meine HH. Reichsräthe! Seyen Sie Mir herzlich willkommen! Ich
habe Sie berufen, weil Ich mit Zuverſicht darauf rechne in Ihnen Männer
zu finden welche Mich in Meinen Beſtrebungen, das Wohl aller Völker

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[2608/0012] Italien. Die Trieſt. Ztg. enthält folgenden ältern Bericht aus Palermo vom 12 Mai. Während nach vergeblich wiederholten Verſuchen die Revo- lutionspartei in und um Palermo ſich an Mitteln erſchöpft und mit überlegenen Kräften im Kampf ſteht, iſt der Aufſtand im Innern des Landes vollſtändig in die Phaſe des Räuberweſens übergegangen, wie er ſchon urſprünglich dieſen Charakter an ſich trug. Zur Stärke von mehreren Hunderten ange- wachſen, üben dieſe Räuberhorden mit unerhörter Frechheit ihren Terrorismus und halten den Verkehr im Bann, denn die Kräfte des Militärs und der Po- lizei reichen nicht hin um überall energiſche Maßregeln zu treffen. Die Be- hörden der kleinern Städte im Innern ſind abgeſetzt, und in den meiſten Orten hat ſich eine Bürgergarde gebildet, die für die öffentliche Sicherheit ſorgt, aber oft genug und je nach den Umſtänden mit dem Räuberweſen gemeinſame Sache macht. Daß unter den obwaltenden Umſtänden an Recht und Obrigkeit nicht appellirt werden kann, verſteht ſich von ſelbſt, und der perſönliche Schutz be- ſteht im vorſichtigen Vermeiden jeder Colliſion. Perſönliches Intereſſe, Rach- ſucht und Ehrſucht ſpielen ihre nur zu tief eingreifenden Rollen, das traurigſte Ergebniß aber liefert die gänzliche Stockung des Verkehrs. Die Reiſenden können ohne ſtarke Bedeckung keine Strecke mehr ohne Gefahr zurücklegen. Täglich hört man von neuen Raubthaten, die Banden ziehen ungeſcheut bis an die Eingänge der Ortſchaſten, und erpreſſen unter Drohungen aller Art Geld und Lebensmittel. Die Nachtfahrten der öffentlichen Poſten ſind eingeſtellt, und durch die ſo ſehr erſchwerte Communication, durch Darniederliegen von Han- del und Gewerbe nehmen Armuth, Willkür und Unordnung natürlich immer mehr überhand. Rom. Der Bericht in welchem der Chef des päpſtlichen Generalſtabs, Oberſt Pimodan, über das am 19 Mai zwiſchen päpſtlichen Gendarmen und den aus Toscana eingebrochenen Freiſchärlern ſtattgehabte Geſecht dem Ge- neral Lamoricière Meldung macht, lautet: „Valentano, 19 Mai. Hr. Gene- ral! Auf die Nachricht daß 350 Freiſchärler über die Gränze gekommen ſeyen und Latera geplündert hätten, bin ich von Montefiascone um 2 Uhr Morgens mit 60 berittenen Gendarmen aufgebrochen. Die Freiſchärler waren nach dem nahegelegenen Le Grotte gezogen, wir eilten ihnen dorthin nach, fanden aber nur 200, die auf dem Platz und in den Kaffeehänſern beiſammen waren. Es war eine Luſt den Muth und das Feuer zu beobachten womit die Gendarmen ſich auf ſie warfen. Die Schuß- und Stichwaffe wurde mun- ter gehandhabt; bald ſah ich 10 Freiſchärler zu Boden geſtreckt, und wenigſtens 25 verwundet. Vergebens rief ich: Gebt Pardon! Das Gefecht war bereits zu hitzig. Unter den Todten iſt ein Orſini, Bruder desjenigen der den Kaiſer Napoleon tödten wollte. Leider haben auch wir drei Todte, den Lieutenant Cacchi, einen Corporal und einen Gemeinen, ferner zwei Verwundete. Auch viele Pferde ſind verwundet worden. Ich hoffe daß alle dieſe tapfern Gendar- men, ferner Hauptmann Evangeliſta und die Lieutenants Amoroſetti und Roſetti für dieſen Kampf, welcher ſeit Ihrer Uebernahme des Obercomman- do’s der erſte iſt, werden belohnt werden; für mich verlange ich nichts, da mir die Bewunderung der Tapferkeit der italieniſchen Gendarmen ungemein viel Vergnügen gemacht hat. Die Pferde ſind erſchöpft. Hätte ich das Jäger- bataillon zu Gebot gehabt, das im Augenblick meines Aufbruchs von Viterbo eintraf, ſo würde ich die ganze Bande gefangen haben. Es iſt um 5 Uhr Nachmittags zu mir geſtoßen.“ Aus dem Brief eines franzöſiſchen Freiwilligen bei der Truppe Pimo- dans, welche die aus Toscana ins Römiſche eingedrungenen Freiſchaaren zu- rückwarf, theilt der (liberale) Pariſer Correſpondent des J. de Genève mit daß die Schaar ſich ſchnell auflöste. Muth habe nur ein 15jähriger Menſch gezeigt, der das verlorne Banner der Schaar mitten im Kugelregel abholte. Die zurückgelaſſenen Verwundeten ſeyen meiſt Piemonteſen. In Florenz cheint der Putſch kein Geheimniß geweſen zu ſeyn, da dort die Freiſchaaren im Theater della Pergola zuvor eine Ovation empfangen hatten. †* Rom, 26 Mai. Es ſind allerdings bei den inländiſchen Truppen jüngſt wieder maſſenhafte Ausreißereien vorgekommen; die Verluſte wurden indeſſen, ſoweit es ſich dabei um Zahlen handelte, durch den beſſern Fortgang der Werbungen unter verſchiedenen Einwohnerclaſſen mit erheblichem Ueber- ſchuß gedeckt. Doch bleibt dabei der Mangel an Officieren ſehr fühlbar. Um die Lücke ſchnell auszufüllen, hat der Kriegsminiſter in zwei Aufrufen alle aus dem Dienſt getretenen Graduirten unter ſehr günſtigen Bedingungen, auch unter Anrechnung der Penſionszeit für das Avancement, zum Wiedereintritt aufge- ordert. Auch die Sedentarj (Invaliden) welche ſich noch Kraft genug zu- trauen, werden für den minder anſtrengenden Dienſt verwendet. Von Pferde- ankäufen trifft einer nach dem andern ein. Doch da fehlt es wiederum an ſolchen die ſie zureiten und dreſſiren. Auch hiezu hat Monſignor Merode durch eine Bekanntmachung Kundige eingeladen, weil die Vorhandenen nicht genügen. So müſſen hier ſelbſt die erſten Elemente zur Bildung eines Ope- rationscorps von nur einigem Betracht aus dem Nichts geſchaffen werden. Glücklicherweiſe fehlt es nicht an Geld; doch die materielle Wohlfahrt des Landes wird durch die mit der Anleihe übernommenen finanziellen Obliegen- heiten, durch die Creation neuer Abgaben und Steuern auf lange hin einen verderblichen Stoß bekommen. — Klerus und gläubiges Volk vereinigten ſich, mit Rückſicht auf die unruhigen Zeiten, den Erinnerungstag an die Rückkehr Pius VII aus der Verbannung (24 Mai 1814) durch eine außerordentliche Feier auszuzeichnen. Zu dem Ende wurden vorgeſtern in der Ordenskirche der Dominicaner feierliche dreitägige Gebete angeordnet, wovon die Vorüber- gehenden durch dieſe Inſchrift über dem Portal benachrichtigt wurden: Alla guerra antica, che più astuta rinnovasi contro la chiesa, con fede più salda opponiamo, Romani, le armi nostre, le preghiere a Maria, aiuto de’ Christiani. (Dem alten Krieg, der ſich liſtiger wider die Kirche erneuert, laßt uns, Römer, mit feſterm Glauben unſere Waffen entgegenſetzen — die Gebete zu Maria der Chriſten Helferin.) — Noch immer gehen reichliche Gaben aus den verſchiedenſten Gegenden der katholiſchen Welt ein um für die augenblicklichen Bedürfniſſe verwendet zu werden. Nr. 100 des „Giornale di Roma“ gibt die Geſammtſumme auf 400,000 Scudi an, Nr. 119 von vorgeſtern ſchon auf 500,000 Scudi, d. h. über eine Million Gulden. — Cardinal Reiſach iſt vom Papſt zum Mitglied der Congregation des Sant Uffizio ernannt. — Ein Bologneſer Correſpondent beſchreibt das politiſche Glück der Aemilia im Turiner Journal „Il Diritto“ vom 20 April mit dieſen bemerkenswerthen Worten: „Unter dem Vorwand der Nothwendigkeit des Augenblicks, aber eigentlich mit der Abſicht in Bologna eine ausſchließende Oligarchie von zweifelhafter Befähigung, ohne Feſtigkeit und Gediegenheit der Grundſätze, einzurichten, hat man ſich in der Schwäche der Ueberzeugung ein- gebildet die Herrſchaft der Freiheit des Gedankens dadurch inauguriren zu können daß man nicht allein die Zwangsmaßregeln beibehielt, ſondern ſie wo möglich verdoppelte, womit die Cenſur das freie Wort des Bürgers unter- band. Da in ſechs langen Monaten das Reich der Conſtitution bei uns that- ſächlich nicht anfieng, dot uns die Cenſur das bedauerliche Ausſehen eines Inſtituts mit der Beſtimmung die öffentliche Meinung Landes zu verweiſen. Das iſt der Welt Lauf, wenn es unglücklicherweiſe den politiſchen Genoſſen- ſchaften gelingt ans Ruder zu kommen, welche in der Unabhängigkeit und Freiheit des Vaterlandes nichts anderes lieb haben als was das eigene mate- terielle Glück wie das ihrer zahlreichen Schmeichler und Clienten betrifft, fördert und ſichert, und nebenbei die kleinliche Larde eines geſpaltenen und bleichen, heuchleriſch und mit der größtmöglichen homöopathiſchen Langſam- keit geförderten öffentlichen Wohls. Das iſt der Weltlauf, wo die politiſchen und ſocialen Umwälzungen fortſchreiten, indem ſie eine diplomatiſche und krumme Straße einhalten.“ Viel Aufrichtigkeit von einem liberalen Blatt! Neueſte Poſten. Mainz, 31 Mai. Von Seiten des franzöſiſchen Geſandten iſt die Mittheilung gemacht, daß die franzöſiſche Regierung die bisher beanſtandete Verlegung der Centralcommiſſion der Rheinſchifffahrt von hier nach Mann- heim bewilligt hat und auch darauf verzicht leiſtet, hier am Ort ein franzöſi- ſches Conſulat zu unterhalten. (D. Bl.) Berlin, 2 Jun. Der Prinz-Regent iſt heute Morgen 6¼ Uhr in Begleitung des Prinzen Friedrich Wilhelm zur Eröffnungsfeier der Eydtkuh- ner Eiſenbahnſtrecke nach der Provinz Preußen abgereist, zunächſt nach Danzig, wo morgen große Parade und Beſichtigung der Marine ſtattfindet, nach deren Beendigung die Weiterreiſe nach Königsberg erfolgt. Montag früh findet die Eröffnungsfeier ſtatt. Die Rückkehr Sr. k. Hoh. erfolgt am 6 d. Mts. Im Gefolge des Prinz Regenten befinden ſich die Miniſter v. Auerswald, Graf v. Schwerin, v. d. Heydt, v. Roon, v. Schleinitz, Graf v. Pückler, Vice-Admiral Schröder, Feldmarſchall v. Wrangel, General-Lieu- tenant v. Williſen u. ſ. w. Wien, 1 Jun. Heute Vormittags wurde der Reichsrath als Geſammt- körperſchaft von dem Kaiſer im Thronſaal empfangen. Außer dem Erzherzog- Präſidenten, welcher die hohe Körperſchaft führte, befanden ſich auch die Erz- herzoge Wilhelm und Leopold in der Mitte der Reichsräthe. Se. Majeſtät empfieng den Reichsrath auf dem Throne ſtehend, umgeben von ſeinem Cor- tege, und verlas mit lauter und ſonorer Stimme eine Rede, worin der wich- tigen Vorlagen die dem Reichsrath gemacht werden ſollen Erwähnung ge- ſchah, und den Kronländern Provinzialautonomie, jedoch ohne Bevorzugung einzelner Länder vor den andern und ohne Benachtheiligung der Reichseinheit, zugeſichert wurde. Die Verſammlung antwortete mit einem begeiſterten drei- maligen Lebehoch. Am Montag wird die eigentliche erſte Sitzung ſtattfinden, bei welcher die Vorlagen gemacht, und darüber abgeſtimmt werden ſoll ob die- ſelben ſogleich im Pleno zur Berathung genommen oder an ein Comité ver- wieſen werden ſollen. Da das letztere zu vermuthen iſt, und die ernannten Ausſchüſſe doch einige Tage zur Erledigung ihrer Vorarbeiten bedürfen wer- den, ſo dürften die eigentlichen Verathungen kaum vor dem zweiten Drittel des Monats Juni beginnen, und die Dauer des Seſſion ſich bis gegen die Mitte Auguſt erſtrecken. (W. Bl.) ☩ Wien, 1 Jun. Se. Maj. der Kaiſer hielt an die Reichsräthe folgende Rede: „Meine HH. Reichsräthe! Seyen Sie Mir herzlich willkommen! Ich habe Sie berufen, weil Ich mit Zuverſicht darauf rechne in Ihnen Männer zu finden welche Mich in Meinen Beſtrebungen, das Wohl aller Völker

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 156, 4. Juni 1860, S. 2608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine156_1860/12>, abgerufen am 03.12.2024.