Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 15. Januar 1830.[Spaltenumbruch]
des Landes erscheint vor den Augen des Auslandes, wie des Jn- Preußen. * Köln, 28 Dec. Die unlängst von unserer Regierung er- Augsburger Kurs vom 14 Jan. 1830. [Tabelle]
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des Landes erſcheint vor den Augen des Auslandes, wie des Jn- Preußen. * Köln, 28 Dec. Die unlängſt von unſerer Regierung er- Augsburger Kurs vom 14 Jan. 1830. [Tabelle]
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Für<lb/> politiſche Jntriganten haben ſie ſich zu einfältig benommen, und<lb/> war es ihnen mit ihrem Treiben ernſt, waren ſie <hi rendition="#aq">de bonne foi,</hi><lb/> ſo kan man nur ihre Unerfahrenheit und ihren gänzlichen Man-<lb/> gel an Vorausſicht bemitleiden. Deſto ungebärdiger zeigt ſich jezt<lb/> die Prieſterpartei, und es iſt zu fürchten, daß ſie jezt zu gehei-<lb/> mern Machinationen ihre Zuflucht nimmt. Jhr nächſter Zwek iſt<lb/> aber durch einen ihrer Gliedermänner, den Grafen Robiano de<lb/> Boorsbecke, zu offenkundig ausgeſprochen worden, als daß nicht<lb/> manche wohlgeſinnte Mitglieder der Oppoſition hätten ſcheu wer-<lb/> den ſollen. Er ſprach in einer Art von Manifeſt von der Noth-<lb/> wendigkeit einer vollſtändigen Trennung der Geſezgebung und Ver-<lb/> waltung Belgiens von der Hollands, <hi rendition="#g">da die Unverträglich-<lb/> keit dieſer beiden großen Abtheilungen des König-<lb/> reichs hinreichend erwieſen ſey</hi>. Dis läßt einen Blik in<lb/> die Plane dieſer Partei werfen. Wie die belgiſche Geiſtlichkeit im<lb/> Jahre 1815 auf eine ſolche Trennung antrug, gegen die Freiheit<lb/> des Gottesdienſtes und der Preſſe proteſtirte, und das Monopol<lb/> des Unterrichts in Anſpruch nahm, ſo geſchleht es auch jezt, nur<lb/> die Mittel zur Erreichung des Zweks ſind verſchieden. Damals<lb/> ſprach man im Namen Gottes und der Kirche, jezt im Namen<lb/> einer unbeſchränkten Freiheit. Liſtig haben ehrgeizige Prieſter das<lb/> Wohlwollen des Königs mißbraucht, um ihm eine Konzeſſion nach<lb/> der andern zu entreißen; aber die Binde ſcheint nun von ſeinen<lb/> Augen gefallen, und ſeine bekannte Feſtigkeit verbürgt, daß ſeine<lb/> Nachgiebigkeit ihr Ende erreicht hat. Das Miniſterium wird nun<lb/> mit einer bis jezt nicht geſehenen Feſtigkeit handeln. Ein kürz-<lb/> lich an die Gouverneute, und von dieſen an die unter ihrer Auf-<lb/> ſicht ſtehenden Beamten erlaſſenes Cirkular drükt ſich hierüber ſehr<lb/> beſtimmt aus: „Alle vom Könige ernannten Beamten müſſen,<lb/> wenn ſie fortwährend ſeines Vertrauens genießen wollen, ſich deſ-<lb/> ſelben würdig zeigen, indem ſie ſich um den Thron vereinigen,<lb/> indem ſie das Beiſpiel der Unterwerfung unter die Geſeze des<lb/> Staats geben, und zuerſt darüber wachen, daß ſie reſpektirt wer-<lb/> den. Sie haben ſtreng darauf zu achten, daß die von der Re-<lb/> gierung ergriffenen Maaßregeln, mit deren Ausführung ſie beauf-<lb/> tragt ſind, pünktlich ins Werk geſezt werden; ſie haben ihre be-<lb/> ſondere Aufmerkſamkeit auf Alles zu richten, was der öffentlichen<lb/> Ruhe, ſo wie der Sicherheit der Bürger und der den Geſezen ge-<lb/> bührenden Unterwerfung Eintrag thun könnte.“ Eine ſolche Maaß-<lb/> regel mag hart ſcheinen, ſie iſt es aber nur zu einem ſehr gerin-<lb/> gen Theil, und wo ſollte es in einem Staate hinkommen, der<lb/> von politiſchen Parteien bewegt wird, wenn die Regierung ſich<lb/> nicht mehr auf ihre Organe verlaſſen könnte. Eine kraftvolle Ver-<lb/> waltung iſt jezt um ſo mehr nothwendig, da die Sachen in Frank-<lb/> reich ſich auf eine Weiſe geſtalten, welche die öffentliche Ruhe<lb/><cb/> bedrohen könnte, und dieſe Ausſicht ſchon der franzöſiſchen Partei<lb/> in den ſüdlichen Provinzen eine neue geheime Thätigkeit verliehen<lb/> zu haben ſcheint.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jFinancialNews" n="2"> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Preußen</hi>.</head><lb/> <div type="jComment" n="4"><lb/> <dateline>* <hi rendition="#g">Köln</hi>, 28 Dec.</dateline><lb/> <p>Die unlängſt von unſerer Regierung er-<lb/> laſſene Verordnung, wodurch die Binnenfahrt auf dem preußiſchen<lb/> Rhein vom Waſſerzoll befreit wird, würde dieſe Abſicht noch voll-<lb/> ſtändiger erreichen, wenn auch die Aemter Köln und Düſſeldorf<lb/> aufgehoben, und nur die Zollſtationen in Koblenz und Emmerich<lb/> oder vielmehr nur eine der leztern beibehalten worden wäre. Eine<lb/> dieſer beiden wären auch hinreichend geweſen, um die tranſitiren-<lb/> den fremden Waaren und Schiffe zur Verzollung zu ziehen. —<lb/> Ferner iſt zu bemerken, daß jene Verfügung, in Folge welcher auf<lb/> der Stromſtreke zwiſchen Emmerich und Koblenz kein Zoll erho-<lb/> ben wird, nicht ermangeln kan, den auswärtigen Handelsſtand,<lb/> und ſelbſt die inländiſchen Kaufleute, welche Sendungen vom Ober-<lb/> rhein nach dem Niederrhein und umgekehrt machen, zu beſtim-<lb/> men, ihre Waaren an einer preußiſchen Gränze aus- und in preu-<lb/> ßiſche Schiffe einladen zu laſſen, und daſſelbe Aus- und Einladen<lb/> an der entgegengeſezten Gränze zu wiederholen, weil ſie auf dieſe<lb/> Weiſe den ganzen Binnenzoll erſparen. Jn Folge dieſer Anord-<lb/> nung wird ſich aber in Koblenz und Emmerich ein Umſchlag bil-<lb/> den, ſo wie er gegenwärtig hier und in Mainz beſteht. Auch<lb/> ſind durch obige Verordnung unſere ins Ausland gehenden Er-<lb/> zeugniſſe, wie z. B. Wein, Getreide, Kleeſame, Lohrinden, Rüb-<lb/> ſame, Mühlſteine, Traß, Tufſteine, Pfeifenerde, viele Fabrikate ꝛc.<lb/> keineswegs vom Rheinzoll befreit, und folglich der Abſaz derſel-<lb/> ben und Handel im Jnnern nicht weſentlich erleichtert. Jn Sa-<lb/> chen des Handels und der Jnduſtrie muß eine vollkommene Re-<lb/> ziprozität und Gleichſtellung aller Unterthanen ſtatt finden, wenn<lb/> dem Monopol der Zutritt verſchloſſen und die großartige Jdee der<lb/> freien Flußſchiffahrt verwirklicht werden ſoll. Von theilweiſen Zu-<lb/> geſtändniſſen iſt keine gründliche Abhülfe des beſchwerlichen Zu-<lb/> ſtandes zu erwarten, in welchem ſich der Handel und die Schif-<lb/> fahrt des Rheins befinden. Die Verlegung des Umſchlags von<lb/> Köln und Mainz nach Koblenz und Emmerich ſcheint dieſen Zu-<lb/> ſtand eher zu verſchlimmern als zu verbeſſern. Alle dem Handel<lb/> gleichſam zur Natur gewordenen Geſchäftsverwikelungen und Ver-<lb/> bindungen werden abgebrochen, aber dadurch neue Hinderniſſe er-<lb/> zeugt, die erſt überwunden werden müſſen.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jFinancialNews" n="2"> <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Augsburger Kurs</hi> vom 14 Jan.</hi> 1830.</head><lb/> <table> <row> <cell/> </row> </table> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [59/0007]
des Landes erſcheint vor den Augen des Auslandes, wie des Jn-
landes, in einem beſſern Lichte. Die Niederlage, weiche die Op-
poſition erlitten hat, wird durch die neneſte Miniſterialverände-
rung nun ſo offenkundig, daß ſelbſt die entſchiedenſten Gegner
der Regierung ſie ſich nicht mehr verhehlen können. Hr. de la
Coſte, der neu ernannte Miniſter des Junern, ſoll ein Mann von
entſchiedenem Charakter ſeyn, und der Gang, den die Regierung
ſeit einiger Zeit eingeſchlagen hat, iſt ſomit geſichert. Mehrere
Oppoſitionsblätter haben ſich kaum über die Miniſterveränderung
geäußert, und andere nichts als Klagen und Deklamationen zu
Tage gefördert. Wir ſind zum Gelächter Europa’s geworden,
ſagte unlängſt der Belge, und er hat vollkommen Recht. Für
politiſche Jntriganten haben ſie ſich zu einfältig benommen, und
war es ihnen mit ihrem Treiben ernſt, waren ſie de bonne foi,
ſo kan man nur ihre Unerfahrenheit und ihren gänzlichen Man-
gel an Vorausſicht bemitleiden. Deſto ungebärdiger zeigt ſich jezt
die Prieſterpartei, und es iſt zu fürchten, daß ſie jezt zu gehei-
mern Machinationen ihre Zuflucht nimmt. Jhr nächſter Zwek iſt
aber durch einen ihrer Gliedermänner, den Grafen Robiano de
Boorsbecke, zu offenkundig ausgeſprochen worden, als daß nicht
manche wohlgeſinnte Mitglieder der Oppoſition hätten ſcheu wer-
den ſollen. Er ſprach in einer Art von Manifeſt von der Noth-
wendigkeit einer vollſtändigen Trennung der Geſezgebung und Ver-
waltung Belgiens von der Hollands, da die Unverträglich-
keit dieſer beiden großen Abtheilungen des König-
reichs hinreichend erwieſen ſey. Dis läßt einen Blik in
die Plane dieſer Partei werfen. Wie die belgiſche Geiſtlichkeit im
Jahre 1815 auf eine ſolche Trennung antrug, gegen die Freiheit
des Gottesdienſtes und der Preſſe proteſtirte, und das Monopol
des Unterrichts in Anſpruch nahm, ſo geſchleht es auch jezt, nur
die Mittel zur Erreichung des Zweks ſind verſchieden. Damals
ſprach man im Namen Gottes und der Kirche, jezt im Namen
einer unbeſchränkten Freiheit. Liſtig haben ehrgeizige Prieſter das
Wohlwollen des Königs mißbraucht, um ihm eine Konzeſſion nach
der andern zu entreißen; aber die Binde ſcheint nun von ſeinen
Augen gefallen, und ſeine bekannte Feſtigkeit verbürgt, daß ſeine
Nachgiebigkeit ihr Ende erreicht hat. Das Miniſterium wird nun
mit einer bis jezt nicht geſehenen Feſtigkeit handeln. Ein kürz-
lich an die Gouverneute, und von dieſen an die unter ihrer Auf-
ſicht ſtehenden Beamten erlaſſenes Cirkular drükt ſich hierüber ſehr
beſtimmt aus: „Alle vom Könige ernannten Beamten müſſen,
wenn ſie fortwährend ſeines Vertrauens genießen wollen, ſich deſ-
ſelben würdig zeigen, indem ſie ſich um den Thron vereinigen,
indem ſie das Beiſpiel der Unterwerfung unter die Geſeze des
Staats geben, und zuerſt darüber wachen, daß ſie reſpektirt wer-
den. Sie haben ſtreng darauf zu achten, daß die von der Re-
gierung ergriffenen Maaßregeln, mit deren Ausführung ſie beauf-
tragt ſind, pünktlich ins Werk geſezt werden; ſie haben ihre be-
ſondere Aufmerkſamkeit auf Alles zu richten, was der öffentlichen
Ruhe, ſo wie der Sicherheit der Bürger und der den Geſezen ge-
bührenden Unterwerfung Eintrag thun könnte.“ Eine ſolche Maaß-
regel mag hart ſcheinen, ſie iſt es aber nur zu einem ſehr gerin-
gen Theil, und wo ſollte es in einem Staate hinkommen, der
von politiſchen Parteien bewegt wird, wenn die Regierung ſich
nicht mehr auf ihre Organe verlaſſen könnte. Eine kraftvolle Ver-
waltung iſt jezt um ſo mehr nothwendig, da die Sachen in Frank-
reich ſich auf eine Weiſe geſtalten, welche die öffentliche Ruhe
bedrohen könnte, und dieſe Ausſicht ſchon der franzöſiſchen Partei
in den ſüdlichen Provinzen eine neue geheime Thätigkeit verliehen
zu haben ſcheint.
Preußen.
* Köln, 28 Dec.
Die unlängſt von unſerer Regierung er-
laſſene Verordnung, wodurch die Binnenfahrt auf dem preußiſchen
Rhein vom Waſſerzoll befreit wird, würde dieſe Abſicht noch voll-
ſtändiger erreichen, wenn auch die Aemter Köln und Düſſeldorf
aufgehoben, und nur die Zollſtationen in Koblenz und Emmerich
oder vielmehr nur eine der leztern beibehalten worden wäre. Eine
dieſer beiden wären auch hinreichend geweſen, um die tranſitiren-
den fremden Waaren und Schiffe zur Verzollung zu ziehen. —
Ferner iſt zu bemerken, daß jene Verfügung, in Folge welcher auf
der Stromſtreke zwiſchen Emmerich und Koblenz kein Zoll erho-
ben wird, nicht ermangeln kan, den auswärtigen Handelsſtand,
und ſelbſt die inländiſchen Kaufleute, welche Sendungen vom Ober-
rhein nach dem Niederrhein und umgekehrt machen, zu beſtim-
men, ihre Waaren an einer preußiſchen Gränze aus- und in preu-
ßiſche Schiffe einladen zu laſſen, und daſſelbe Aus- und Einladen
an der entgegengeſezten Gränze zu wiederholen, weil ſie auf dieſe
Weiſe den ganzen Binnenzoll erſparen. Jn Folge dieſer Anord-
nung wird ſich aber in Koblenz und Emmerich ein Umſchlag bil-
den, ſo wie er gegenwärtig hier und in Mainz beſteht. Auch
ſind durch obige Verordnung unſere ins Ausland gehenden Er-
zeugniſſe, wie z. B. Wein, Getreide, Kleeſame, Lohrinden, Rüb-
ſame, Mühlſteine, Traß, Tufſteine, Pfeifenerde, viele Fabrikate ꝛc.
keineswegs vom Rheinzoll befreit, und folglich der Abſaz derſel-
ben und Handel im Jnnern nicht weſentlich erleichtert. Jn Sa-
chen des Handels und der Jnduſtrie muß eine vollkommene Re-
ziprozität und Gleichſtellung aller Unterthanen ſtatt finden, wenn
dem Monopol der Zutritt verſchloſſen und die großartige Jdee der
freien Flußſchiffahrt verwirklicht werden ſoll. Von theilweiſen Zu-
geſtändniſſen iſt keine gründliche Abhülfe des beſchwerlichen Zu-
ſtandes zu erwarten, in welchem ſich der Handel und die Schif-
fahrt des Rheins befinden. Die Verlegung des Umſchlags von
Köln und Mainz nach Koblenz und Emmerich ſcheint dieſen Zu-
ſtand eher zu verſchlimmern als zu verbeſſern. Alle dem Handel
gleichſam zur Natur gewordenen Geſchäftsverwikelungen und Ver-
bindungen werden abgebrochen, aber dadurch neue Hinderniſſe er-
zeugt, die erſt überwunden werden müſſen.
Augsburger Kurs vom 14 Jan. 1830.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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