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Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 18. Januar 1929.

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Nr. 15
AZ am Abend
[Spaltenumbruch]
8-Uhr-Abendblatt
Allgemeine Zeitung
132. Jahrgang
[Spaltenumbruch] München
Freitag
18. Januar 1929
Druck und Verlag: Allgemeine Druckerei- und Verlags-Aktien-
Gesellschaft, München. Banderstraße 1a.
/ Redaktion: München,
Baaderstr. 1a./ Telephon 25 784, 28 784 und 297 319 / Postscheckfonts
München 9370 / Verantwortlich für den gesamten Inhalt:
Dr. Rolf Flügel, für Anzeigen M. Girisch, sämtliche in München
[Spaltenumbruch] [Abbildung]
Die "AZ" erscheint an jed. Wochentag u. kostet im Einzelverkauf 10 Pfg., im
Abonnement i. München durch d. Träg. M. 2.- monatl. bzw. 50 Pfg. wöchentl.,
außerhalb Münchens u. durch d. Post M. 2.40 monatl. / Für D. Oesterr. beträgt
der Einzelpreis 20 Grosch., d. Abonnementpreis Sch. 4.-monatl./ Anzeigen-
preis:
Die neunspaltige Millimeterzeile 15 Pfg., im Reklameteil M. 0.80


Das vereiste Wattenmeer
Flugzeuge für Nordseeinsel

Sie bringen Lebensmittel und Post * Dampferverkehr unmöglich geworden

[Spaltenumbruch]

Nachdem ebenso
wie im vorigen Jahr der Dampferverkehr
zwischen der füdlich Westerland gelegenen
Nordseeinsel Pellworm und dem Fest-
land infolge Vereisung des Wattenmeeres
eingestellt werden mußte, hat die Deutsche
Lufthansa heute auf Wunsch des Oberpräsi-
diums in Kiel und auf Veranlassung der
Ministerien zum ersten Male ein Flugzeug
von Kiel nach Pellworm entsandt, um die
Bewohner mit den notwendig-
[Spaltenumbruch] sten Lebensmitteln und Post-
sachen zu versorgen
. Wenn die
Windverhältnisse eine Landung auf der
Insel nicht geslatten, werden die Sendungen
mit Fallschirm abgeworfen. Andernfalls
wird die Maschine in Pellworm landen, um
für den Transport bestimmte Sendungen
in Empfang zu nehmen. Im ganzen sind
einstweilen 50 Flüge im Monat vor-
gesehen.



[Spaltenumbruch]
Das erwachende China

Die Neuorganisation des Heeres


Die Konferenz, die sich seit dem 1. Januar
mit der Frage der Verminderung der chine-
sischen Streitkräfte befaßt, hat gestern abend
beschlossen, daß China in sechs Bezirke ein-
geteilt werden soll: Nanking, Lojang, Wu-
han, Mukden, Peking und Südwestchina.
Die Streitkräfte in ganz China sollen 65
Divisionen zu je 100 000 Mann nicht über-
schreiten. Es wurde veranschlagt, daß diese
Armee jährlich 192 Millionen Dollar kosten
würde.

Die militärischen Führer erklärten sich fer-
ner mit dem Plan des Finanzminister Sun
betreffend Vereinheitlichung der Finanzver-
waltung des Landes und Kontrolle der
militärischen Ausgaben durch das Finanz-
ministerium entsprechend den Beschlüssen
der Konferenz einverstanden.



Einstellung der Postautolinien im Bayerischen
Wald.

Infolge des starken Schnee-
falls sind sämtliche Postautolinien nach dem
Bayerischen Wald und im Bayerischen Wald ein-
gestellt worden.



[irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Amanullah in Sicherheit

Mit seinen Getreuen in Kandahar * Er hofft auf neue Unterstützung


Reuter meldet: Angesichts der Tatsache, daß Königin
Turaya demnächst ein Kind erwartet, erregt es bei den Anhängern des Königs
große Befriedigung, daß sie mit König Amanullah in Kandahar in Sicherheit ist.
Es wird gemeldet, daß der König in Kandahar und in Ghazni Unterstützung findet.

Er hat in Kandahar die königliche Flagge hiffen lassen, woraus geschloffen wird,
daß er in einem Teil seines Reiches die Herrschaft in Händen behält.



In München erfolgreich gewesen
Hoteldieb in Amerika verunglückt

Mit seinem Auto gegen Leitungsmast gefahren

[Spaltenumbruch]

Die Berliner Kri-
minalpolizei macht, wie uns gemeldet wird, Mit-
teilung von dem seltenen Ende eines berüchtig-
ten und erfolgreichen deutschen Hoteldiebes, des
26 jährigen Bernhard Strasser aus
Bayern, der in den letzten acht Jahren zahlreiche
große Hoteldiebstähle in Deutschland ausgeführt
hat. Strasser hatte u. a. im Frühjahr 1928 in
einem vornehmen Münchner Hotel einen
englischen Regierungsbeamten um etwa 20 000
Mark
in bar und um Juwelen im Werte
von 36 000 Mark bestohlen. Seither war er
spurlos verschwunden.

[Spaltenumbruch]

Im vorigen Monat war nun ein Deutscher,
dessen Idendität nicht festgestellt werden konnte,
mit seinem Automobil unweit Trenlon im
amerikanischen Staat New-Jersey gegen einen
Mast einer Ueberlandleitung gefahren und mit
zerschmettertem Schädel tot liegen
geblieben
. In dem verunglückten Auto
wurde ein kleiner Koffer gefunden, der Brillan-
ten und sonstige Wertsachen im Werte von
70 000 Mark und Pfandscheine über versetzte
Juwelen in gleicher Höhe enlhielt. An Hand der
von der amerikanischen Polizei nach Berlin über-
mittelten Fingerabdrücke konnte jetzt festgeftellt
werden, daß der Tote Strasser war.



[Spaltenumbruch]
Im Nebel
Zusammenstoß dreier Eisenbahnzüge
in den Vereinigten Staaten

Bei Short Lane
(Maryland) stießen gestern abend im Nebel drei
Eisenbahnzüge zusammen. Zuerst waren zwei
nach Norden fahrende Güterzüge ineinanderge-
rannt und dann suhr ein nach Süden gehender
Zug in die Trümmer mehrerer Güterwagen
hinein. Vier Eisenbahnbeamte wurden getötet.



Das italienische Marine-
und Aeronautik-Budget

48,5 Millionen mehr


Die Blätter veröffentlichen
heute morgen das neue Marinebudget für das
laufende Jahr. Danach wird es in diesem Jahre
um 80 Millionen Lire das des Vorjahres über-
treffen. Von diesem Mehraufwand sind aber
nur 481/2 Millionen eine wirkliche Erhöhung des
Marinebudgets. Die anderen 32 Millionen Lire
ergeben sich auf Grund einer neuen Umrechnung.
Das neue Budget für die Aeronautik beträgt
700 Millionen.

[Spaltenumbruch]
Der Fall des Dr. Roos wird nicht
in Kolmar verhandelt

Gestern hat die Straf-
kammer des Kassationsgerichtshofes dem Antrag
des Justizministers stattgegeben und dem
Schwurgericht des Departements Oberrhein in
Kolmar die Behandlung des Falles des Dr. Roos
entzogen, der im Autonomistenprozeß in Kolmar
am 12. Juni 1928 in Abwesenheit wegen an-
geblichen Komplotts gegen die Sicherheit des
Staates verurteilt worden war.

Unter Berufung auf Gründe der öffentlichen
Sicherheit ist der Fall dem Schwurgericht von
Besancon überwiesen worden.



Wetterbericht

Beendigung der Schneefälle. In Aufklarungs-
gebieten Nachtfrost. In den nächsten Tagen
mildere Witterung.

Schneebericht vom 18. Januar

Die häufigen Neuschneefälle dieser Woche haben
die Schneeverhältnisse weiterhin verbessert, sie
sind als sehr günstig zu bezeichnen. Hier und da
abgeblasene Stellen an Steilhängen; bei man-
gelnder Verbindung mit der Unterlage Lawinen-
gefahr.

[Spaltenumbruch]
Tränengas
gegen Einheitsstaat

Oberbürgermeister Dr. Luppe im Club demo-
kratisch gesinnter Studenten -- Vergebliche
national-sozialistische Sprengungsversuche

Meine letzte Erinnerung an Tränengas war
verknüpft mit den erbitterten Rückzugsgesechten
am Sambre-Oise-Kanal im November 1918. Da-
mals waren es Engländer, die sich des lästigen
Zeugs bedienten. Gestern waren es junge
deutsche Akademiker, die in Ermangelung geisti-
ger Waffen mit diesem heimtückischen Mittel
ihre politisch anders eingestellten Kommilitonen
bekämpften

Geistige Waffen? Die zahllosen Zwischenrufe,
die ihren Zweck, den Redner aus dem Konzept
zu bringen, vollkommen verfehlten, verrieten
eine solche politische Ahnungslosigkeit, daß die
voraussetzungsloseste Einstellung dieser ungeistig-
sten Gruppe dem heutigen politischen Leben
gegenüber vor einem Gefühl des Jammers nicht
bewahren konnte. Sie könnten einem leid tun,
diese armen Opfer ihrer schwadronierenden Reit-
peitschenheroen, aber noch mehr tut einem das
deutsche Vaterland leid auf das diese zukünftigen
"Führer der Nation" einst losgelassen werden.
Daß es trotz Tränengas, Radau und Zwischen-
rufen gelang, die Versammlung zu Ende zu
bringen, war das Verdienst Dr Luppes, der,
sturmgewohnt, die Ruhe nicht verlor.

Das Thema, das Dr. Luppe behandelte, war
das Problem der innerpolitischen Entwicklung,
das Problem des Einheitsstaates und sein heuti-
ger Stand. Rückschauend stellte der Redner das
Deutsche Reich der Bismarckschen Schöpfung dem
heutigen gegenüber. Damals Geschlossenheit nach
außen und verhältnismäßige Geschlossenheit im
Innern durch die Personalunion Preußen-Reich
und die offene Hegemonie Preußens. (Majorität
im Bundesrat.) Zwist zwischen Reich und Län-
dern selten, geringfügig und meist unter Aus-
schluß der Oeffentlichkeit. Kompetenz der Gesetz-
gebung und Verwaltung nahm das Reich wenig
in Anspruch. Dieses Reich brach in der Revo-
lution zusammen.

Eine Hegemonie Preußens war in der Repu-
blik nicht mehr möglich. Deshalb war es not-
wendig, eine starke Reichsgewalt unabhängig von
den Ländern zu schaffen. Die Tendenz dieser
Reichsgewalt ging dahin, Einfluß auf die Aus-
führung der Reichsgesetze in den Ländern zu ge-
winnen. Dadurch entstand der Streit mit den
durch eigene Parlamente und Ministerien regier-
ten Ländern. Daneben bestehen noch die Schwie-
rigkeiten aus der veränderten Stellung Preu-
ßens. Mit zwei Fünftel der Stimmen im
Reichsrat, davon die Hälfte selbständig abstim-
mende Provinzialvertreter, sieht sich Preußen mit
zwei Drittel der Einwohner und über zwei Drit-
tel der Steuerkraft des Reiches ständig in Ge-
fahr, majorisiert zu werden. In der weiteren
Entwicklung wurde der Zwiespalt Reich-Länder
immer größer. Die Tendenz des Reiches ginge
dahin, sich, wo es bisher nur Mittel und Anwei-
sungen geben durfte, Kontrolle zu verschaffen.
Wenn ihm diese Möglichkeit nicht gegeben wird,
schafft es neue mittlere und untere Verwaltungs-
stellen. So bringt gerade der heutige Zustand die
Gefahr der immer zunehmenden Zentralisierung
mit sich. Dieser Zustand ist unhaltbar. Eine
Rückentwicklung ist nicht möglich. Die Entwick-
lung geht zum Einheitsstaat. Und zwar ohne
Zwischenlösung. Vorbedingung ist Dezentrali-
sation. Auch in den Ländern (Bayern zentrali-
stischer als das Reich). Ein im ganzen Reich
gleicher Unterbau muß geschaffen werden, nach
Art des in Preußen mit seiner weitgehenden
Selbstverwaltung der Provinzen vorhandenen
und bewährten.

Der Stand der Entwicklung zum Einheitsstaat
ist günstiger und weiter fortgeschritten, als ge-
meinhin in der Oeffentlichkeit angenommen wird.
Die letzte Berliner Länderkonferenz hat zu weit-
gehender Uebereinstimmung geführt und die bei-
den konstituierten Unterausschüsse leisten prak-
tische Arbeit. So ist zu hoffen, daß wir einer
günstigen Lösung nahe sind.

Die Ausführungen Dr. Luppes fanden starken
demonstrativen Beifall bei der übergroßen Mehr-
heit der Versammlung. Die Ruhestörer, die im
Saale anscheinend noch nicht auf ihre Kosten ge-
kommen waren, setzten ihren Radau auf der
Straße fort, so daß sich die Polizei veranlaßt sah,
den Hauptschreier festzunehmen. K.

[irrelevantes Material]


[Abbildung]
Nr. 15
AZ am Abend
[Spaltenumbruch]
8-Uhr-Abendblatt
Allgemeine Zeitung
132. Jahrgang
[Spaltenumbruch] München
Freitag
18. Januar 1929
Druck und Verlag: Allgemeine Druckerei- und Verlags-Aktien-
Geſellſchaft, München. Banderſtraße 1a.
/ Redaktion: München,
Baaderſtr. 1a./ Telephon 25 784, 28 784 und 297 319 / Poſtſcheckfonts
München 9370 / Verantwortlich für den geſamten Inhalt:
Dr. Rolf Flügel, für Anzeigen M. Giriſch, ſämtliche in München
[Spaltenumbruch] [Abbildung]
Die „AZ“ erſcheint an jed. Wochentag u. koſtet im Einzelverkauf 10 Pfg., im
Abonnement i. München durch d. Träg. M. 2.- monatl. bzw. 50 Pfg. wöchentl.,
außerhalb Münchens u. durch d. Poſt M. 2.40 monatl. / Für D. Oeſterr. beträgt
der Einzelpreis 20 Groſch., d. Abonnementpreis Sch. 4.-monatl./ Anzeigen-
preis:
Die neunſpaltige Millimeterzeile 15 Pfg., im Reklameteil M. 0.80


Das vereiste Wattenmeer
Flugzeuge für Nordſeeinſel

Sie bringen Lebensmittel und Poſt * Dampferverkehr unmöglich geworden

[Spaltenumbruch]

Nachdem ebenſo
wie im vorigen Jahr der Dampferverkehr
zwiſchen der füdlich Weſterland gelegenen
Nordſeeinſel Pellworm und dem Feſt-
land infolge Vereiſung des Wattenmeeres
eingeſtellt werden mußte, hat die Deutſche
Lufthanſa heute auf Wunſch des Oberpräſi-
diums in Kiel und auf Veranlaſſung der
Miniſterien zum erſten Male ein Flugzeug
von Kiel nach Pellworm entſandt, um die
Bewohner mit den notwendig-
[Spaltenumbruch] ſten Lebensmitteln und Poſt-
ſachen zu verſorgen
. Wenn die
Windverhältniſſe eine Landung auf der
Inſel nicht geſlatten, werden die Sendungen
mit Fallſchirm abgeworfen. Andernfalls
wird die Maſchine in Pellworm landen, um
für den Transport beſtimmte Sendungen
in Empfang zu nehmen. Im ganzen ſind
einſtweilen 50 Flüge im Monat vor-
geſehen.



[Spaltenumbruch]
Das erwachende China

Die Neuorganiſation des Heeres


Die Konferenz, die ſich ſeit dem 1. Januar
mit der Frage der Verminderung der chine-
ſiſchen Streitkräfte befaßt, hat geſtern abend
beſchloſſen, daß China in ſechs Bezirke ein-
geteilt werden ſoll: Nanking, Lojang, Wu-
han, Mukden, Peking und Südweſtchina.
Die Streitkräfte in ganz China ſollen 65
Diviſionen zu je 100 000 Mann nicht über-
ſchreiten. Es wurde veranſchlagt, daß dieſe
Armee jährlich 192 Millionen Dollar koſten
würde.

Die militäriſchen Führer erklärten ſich fer-
ner mit dem Plan des Finanzminiſter Sun
betreffend Vereinheitlichung der Finanzver-
waltung des Landes und Kontrolle der
militäriſchen Ausgaben durch das Finanz-
miniſterium entſprechend den Beſchlüſſen
der Konferenz einverſtanden.



Einſtellung der Poſtautolinien im Bayeriſchen
Wald.

Infolge des ſtarken Schnee-
falls ſind ſämtliche Poſtautolinien nach dem
Bayeriſchen Wald und im Bayeriſchen Wald ein-
geſtellt worden.



[irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Amanullah in Sicherheit

Mit ſeinen Getreuen in Kandahar * Er hofft auf neue Unterſtützung


Reuter meldet: Angeſichts der Tatſache, daß Königin
Turaya demnächſt ein Kind erwartet, erregt es bei den Anhängern des Königs
große Befriedigung, daß ſie mit König Amanullah in Kandahar in Sicherheit iſt.
Es wird gemeldet, daß der König in Kandahar und in Ghazni Unterſtützung findet.

Er hat in Kandahar die königliche Flagge hiffen laſſen, woraus geſchloffen wird,
daß er in einem Teil ſeines Reiches die Herrſchaft in Händen behält.



In München erfolgreich gewesen
Hoteldieb in Amerika verunglückt

Mit ſeinem Auto gegen Leitungsmaſt gefahren

[Spaltenumbruch]

Die Berliner Kri-
minalpolizei macht, wie uns gemeldet wird, Mit-
teilung von dem ſeltenen Ende eines berüchtig-
ten und erfolgreichen deutſchen Hoteldiebes, des
26 jährigen Bernhard Straſſer aus
Bayern, der in den letzten acht Jahren zahlreiche
große Hoteldiebſtähle in Deutſchland ausgeführt
hat. Straſſer hatte u. a. im Frühjahr 1928 in
einem vornehmen Münchner Hotel einen
engliſchen Regierungsbeamten um etwa 20 000
Mark
in bar und um Juwelen im Werte
von 36 000 Mark beſtohlen. Seither war er
ſpurlos verſchwunden.

[Spaltenumbruch]

Im vorigen Monat war nun ein Deutſcher,
deſſen Idendität nicht feſtgeſtellt werden konnte,
mit ſeinem Automobil unweit Trenlon im
amerikaniſchen Staat New-Jerſey gegen einen
Maſt einer Ueberlandleitung gefahren und mit
zerſchmettertem Schädel tot liegen
geblieben
. In dem verunglückten Auto
wurde ein kleiner Koffer gefunden, der Brillan-
ten und ſonſtige Wertſachen im Werte von
70 000 Mark und Pfandſcheine über verſetzte
Juwelen in gleicher Höhe enlhielt. An Hand der
von der amerikaniſchen Polizei nach Berlin über-
mittelten Fingerabdrücke konnte jetzt feſtgeftellt
werden, daß der Tote Straſſer war.



[Spaltenumbruch]
Im Nebel
Zuſammenſtoß dreier Eiſenbahnzüge
in den Vereinigten Staaten

Bei Short Lane
(Maryland) ſtießen geſtern abend im Nebel drei
Eiſenbahnzüge zuſammen. Zuerſt waren zwei
nach Norden fahrende Güterzüge ineinanderge-
rannt und dann ſuhr ein nach Süden gehender
Zug in die Trümmer mehrerer Güterwagen
hinein. Vier Eiſenbahnbeamte wurden getötet.



Das italieniſche Marine-
und Aeronautik-Budget

48,5 Millionen mehr


Die Blätter veröffentlichen
heute morgen das neue Marinebudget für das
laufende Jahr. Danach wird es in dieſem Jahre
um 80 Millionen Lire das des Vorjahres über-
treffen. Von dieſem Mehraufwand ſind aber
nur 48½ Millionen eine wirkliche Erhöhung des
Marinebudgets. Die anderen 32 Millionen Lire
ergeben ſich auf Grund einer neuen Umrechnung.
Das neue Budget für die Aeronautik beträgt
700 Millionen.

[Spaltenumbruch]
Der Fall des Dr. Roos wird nicht
in Kolmar verhandelt

Geſtern hat die Straf-
kammer des Kaſſationsgerichtshofes dem Antrag
des Juſtizminiſters ſtattgegeben und dem
Schwurgericht des Departements Oberrhein in
Kolmar die Behandlung des Falles des Dr. Roos
entzogen, der im Autonomiſtenprozeß in Kolmar
am 12. Juni 1928 in Abweſenheit wegen an-
geblichen Komplotts gegen die Sicherheit des
Staates verurteilt worden war.

Unter Berufung auf Gründe der öffentlichen
Sicherheit iſt der Fall dem Schwurgericht von
Beſancon überwieſen worden.



Wetterbericht

Beendigung der Schneefälle. In Aufklarungs-
gebieten Nachtfroſt. In den nächſten Tagen
mildere Witterung.

Schneebericht vom 18. Januar

Die häufigen Neuſchneefälle dieſer Woche haben
die Schneeverhältniſſe weiterhin verbeſſert, ſie
ſind als ſehr günſtig zu bezeichnen. Hier und da
abgeblaſene Stellen an Steilhängen; bei man-
gelnder Verbindung mit der Unterlage Lawinen-
gefahr.

[Spaltenumbruch]
Tränengas
gegen Einheitsſtaat

Oberbürgermeiſter Dr. Luppe im Club demo-
kratiſch geſinnter Studenten — Vergebliche
national-ſozialiſtiſche Sprengungsverſuche

Meine letzte Erinnerung an Tränengas war
verknüpft mit den erbitterten Rückzugsgeſechten
am Sambre-Oiſe-Kanal im November 1918. Da-
mals waren es Engländer, die ſich des läſtigen
Zeugs bedienten. Geſtern waren es junge
deutſche Akademiker, die in Ermangelung geiſti-
ger Waffen mit dieſem heimtückiſchen Mittel
ihre politiſch anders eingeſtellten Kommilitonen
bekämpften

Geiſtige Waffen? Die zahlloſen Zwiſchenrufe,
die ihren Zweck, den Redner aus dem Konzept
zu bringen, vollkommen verfehlten, verrieten
eine ſolche politiſche Ahnungsloſigkeit, daß die
vorausſetzungsloſeſte Einſtellung dieſer ungeiſtig-
ſten Gruppe dem heutigen politiſchen Leben
gegenüber vor einem Gefühl des Jammers nicht
bewahren konnte. Sie könnten einem leid tun,
dieſe armen Opfer ihrer ſchwadronierenden Reit-
peitſchenheroen, aber noch mehr tut einem das
deutſche Vaterland leid auf das dieſe zukünftigen
„Führer der Nation“ einſt losgelaſſen werden.
Daß es trotz Tränengas, Radau und Zwiſchen-
rufen gelang, die Verſammlung zu Ende zu
bringen, war das Verdienſt Dr Luppes, der,
ſturmgewohnt, die Ruhe nicht verlor.

Das Thema, das Dr. Luppe behandelte, war
das Problem der innerpolitiſchen Entwicklung,
das Problem des Einheitsſtaates und ſein heuti-
ger Stand. Rückſchauend ſtellte der Redner das
Deutſche Reich der Bismarckſchen Schöpfung dem
heutigen gegenüber. Damals Geſchloſſenheit nach
außen und verhältnismäßige Geſchloſſenheit im
Innern durch die Perſonalunion Preußen-Reich
und die offene Hegemonie Preußens. (Majorität
im Bundesrat.) Zwiſt zwiſchen Reich und Län-
dern ſelten, geringfügig und meiſt unter Aus-
ſchluß der Oeffentlichkeit. Kompetenz der Geſetz-
gebung und Verwaltung nahm das Reich wenig
in Anſpruch. Dieſes Reich brach in der Revo-
lution zuſammen.

Eine Hegemonie Preußens war in der Repu-
blik nicht mehr möglich. Deshalb war es not-
wendig, eine ſtarke Reichsgewalt unabhängig von
den Ländern zu ſchaffen. Die Tendenz dieſer
Reichsgewalt ging dahin, Einfluß auf die Aus-
führung der Reichsgeſetze in den Ländern zu ge-
winnen. Dadurch entſtand der Streit mit den
durch eigene Parlamente und Miniſterien regier-
ten Ländern. Daneben beſtehen noch die Schwie-
rigkeiten aus der veränderten Stellung Preu-
ßens. Mit zwei Fünftel der Stimmen im
Reichsrat, davon die Hälfte ſelbſtändig abſtim-
mende Provinzialvertreter, ſieht ſich Preußen mit
zwei Drittel der Einwohner und über zwei Drit-
tel der Steuerkraft des Reiches ſtändig in Ge-
fahr, majoriſiert zu werden. In der weiteren
Entwicklung wurde der Zwieſpalt Reich-Länder
immer größer. Die Tendenz des Reiches ginge
dahin, ſich, wo es bisher nur Mittel und Anwei-
ſungen geben durfte, Kontrolle zu verſchaffen.
Wenn ihm dieſe Möglichkeit nicht gegeben wird,
ſchafft es neue mittlere und untere Verwaltungs-
ſtellen. So bringt gerade der heutige Zuſtand die
Gefahr der immer zunehmenden Zentraliſierung
mit ſich. Dieſer Zuſtand iſt unhaltbar. Eine
Rückentwicklung iſt nicht möglich. Die Entwick-
lung geht zum Einheitsſtaat. Und zwar ohne
Zwiſchenlöſung. Vorbedingung iſt Dezentrali-
ſation. Auch in den Ländern (Bayern zentrali-
ſtiſcher als das Reich). Ein im ganzen Reich
gleicher Unterbau muß geſchaffen werden, nach
Art des in Preußen mit ſeiner weitgehenden
Selbſtverwaltung der Provinzen vorhandenen
und bewährten.

Der Stand der Entwicklung zum Einheitsſtaat
iſt günſtiger und weiter fortgeſchritten, als ge-
meinhin in der Oeffentlichkeit angenommen wird.
Die letzte Berliner Länderkonferenz hat zu weit-
gehender Uebereinſtimmung geführt und die bei-
den konſtituierten Unterausſchüſſe leiſten prak-
tiſche Arbeit. So iſt zu hoffen, daß wir einer
günſtigen Löſung nahe ſind.

Die Ausführungen Dr. Luppes fanden ſtarken
demonſtrativen Beifall bei der übergroßen Mehr-
heit der Verſammlung. Die Ruheſtörer, die im
Saale anſcheinend noch nicht auf ihre Koſten ge-
kommen waren, ſetzten ihren Radau auf der
Straße fort, ſo daß ſich die Polizei veranlaßt ſah,
den Hauptſchreier feſtzunehmen. K.

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[0001] _ [Abbildung] Nr. 15 AZ am Abend 8-Uhr-Abendblatt Allgemeine Zeitung 132. Jahrgang München Freitag 18. Januar 1929 Druck und Verlag: Allgemeine Druckerei- und Verlags-Aktien- Geſellſchaft, München. Banderſtraße 1a. / Redaktion: München, Baaderſtr. 1a./ Telephon 25 784, 28 784 und 297 319 / Poſtſcheckfonts München 9370 / Verantwortlich für den geſamten Inhalt: Dr. Rolf Flügel, für Anzeigen M. Giriſch, ſämtliche in München [Abbildung] Die „AZ“ erſcheint an jed. Wochentag u. koſtet im Einzelverkauf 10 Pfg., im Abonnement i. München durch d. Träg. M. 2.- monatl. bzw. 50 Pfg. wöchentl., außerhalb Münchens u. durch d. Poſt M. 2.40 monatl. / Für D. Oeſterr. beträgt der Einzelpreis 20 Groſch., d. Abonnementpreis Sch. 4.-monatl./ Anzeigen- preis: Die neunſpaltige Millimeterzeile 15 Pfg., im Reklameteil M. 0.80 Das vereiste Wattenmeer Flugzeuge für Nordſeeinſel Sie bringen Lebensmittel und Poſt * Dampferverkehr unmöglich geworden Berlin, 18. Januar. Nachdem ebenſo wie im vorigen Jahr der Dampferverkehr zwiſchen der füdlich Weſterland gelegenen Nordſeeinſel Pellworm und dem Feſt- land infolge Vereiſung des Wattenmeeres eingeſtellt werden mußte, hat die Deutſche Lufthanſa heute auf Wunſch des Oberpräſi- diums in Kiel und auf Veranlaſſung der Miniſterien zum erſten Male ein Flugzeug von Kiel nach Pellworm entſandt, um die Bewohner mit den notwendig- ſten Lebensmitteln und Poſt- ſachen zu verſorgen. Wenn die Windverhältniſſe eine Landung auf der Inſel nicht geſlatten, werden die Sendungen mit Fallſchirm abgeworfen. Andernfalls wird die Maſchine in Pellworm landen, um für den Transport beſtimmte Sendungen in Empfang zu nehmen. Im ganzen ſind einſtweilen 50 Flüge im Monat vor- geſehen. Das erwachende China Die Neuorganiſation des Heeres Schanghai, 18. Januar. Die Konferenz, die ſich ſeit dem 1. Januar mit der Frage der Verminderung der chine- ſiſchen Streitkräfte befaßt, hat geſtern abend beſchloſſen, daß China in ſechs Bezirke ein- geteilt werden ſoll: Nanking, Lojang, Wu- han, Mukden, Peking und Südweſtchina. Die Streitkräfte in ganz China ſollen 65 Diviſionen zu je 100 000 Mann nicht über- ſchreiten. Es wurde veranſchlagt, daß dieſe Armee jährlich 192 Millionen Dollar koſten würde. Die militäriſchen Führer erklärten ſich fer- ner mit dem Plan des Finanzminiſter Sun betreffend Vereinheitlichung der Finanzver- waltung des Landes und Kontrolle der militäriſchen Ausgaben durch das Finanz- miniſterium entſprechend den Beſchlüſſen der Konferenz einverſtanden. Einſtellung der Poſtautolinien im Bayeriſchen Wald. Paſſau, 18. Januar. Infolge des ſtarken Schnee- falls ſind ſämtliche Poſtautolinien nach dem Bayeriſchen Wald und im Bayeriſchen Wald ein- geſtellt worden. _ Amanullah in Sicherheit Mit ſeinen Getreuen in Kandahar * Er hofft auf neue Unterſtützung New Delhi, 18. Januar. Reuter meldet: Angeſichts der Tatſache, daß Königin Turaya demnächſt ein Kind erwartet, erregt es bei den Anhängern des Königs große Befriedigung, daß ſie mit König Amanullah in Kandahar in Sicherheit iſt. Es wird gemeldet, daß der König in Kandahar und in Ghazni Unterſtützung findet. Er hat in Kandahar die königliche Flagge hiffen laſſen, woraus geſchloffen wird, daß er in einem Teil ſeines Reiches die Herrſchaft in Händen behält. In München erfolgreich gewesen Hoteldieb in Amerika verunglückt Mit ſeinem Auto gegen Leitungsmaſt gefahren München, 18. Januar. Die Berliner Kri- minalpolizei macht, wie uns gemeldet wird, Mit- teilung von dem ſeltenen Ende eines berüchtig- ten und erfolgreichen deutſchen Hoteldiebes, des 26 jährigen Bernhard Straſſer aus Bayern, der in den letzten acht Jahren zahlreiche große Hoteldiebſtähle in Deutſchland ausgeführt hat. Straſſer hatte u. a. im Frühjahr 1928 in einem vornehmen Münchner Hotel einen engliſchen Regierungsbeamten um etwa 20 000 Mark in bar und um Juwelen im Werte von 36 000 Mark beſtohlen. Seither war er ſpurlos verſchwunden. Im vorigen Monat war nun ein Deutſcher, deſſen Idendität nicht feſtgeſtellt werden konnte, mit ſeinem Automobil unweit Trenlon im amerikaniſchen Staat New-Jerſey gegen einen Maſt einer Ueberlandleitung gefahren und mit zerſchmettertem Schädel tot liegen geblieben. In dem verunglückten Auto wurde ein kleiner Koffer gefunden, der Brillan- ten und ſonſtige Wertſachen im Werte von 70 000 Mark und Pfandſcheine über verſetzte Juwelen in gleicher Höhe enlhielt. An Hand der von der amerikaniſchen Polizei nach Berlin über- mittelten Fingerabdrücke konnte jetzt feſtgeftellt werden, daß der Tote Straſſer war. Im Nebel Zuſammenſtoß dreier Eiſenbahnzüge in den Vereinigten Staaten Neuyork, 18. Januar. Bei Short Lane (Maryland) ſtießen geſtern abend im Nebel drei Eiſenbahnzüge zuſammen. Zuerſt waren zwei nach Norden fahrende Güterzüge ineinanderge- rannt und dann ſuhr ein nach Süden gehender Zug in die Trümmer mehrerer Güterwagen hinein. Vier Eiſenbahnbeamte wurden getötet. Das italieniſche Marine- und Aeronautik-Budget 48,5 Millionen mehr Rom, 18. Januar Die Blätter veröffentlichen heute morgen das neue Marinebudget für das laufende Jahr. Danach wird es in dieſem Jahre um 80 Millionen Lire das des Vorjahres über- treffen. Von dieſem Mehraufwand ſind aber nur 48½ Millionen eine wirkliche Erhöhung des Marinebudgets. Die anderen 32 Millionen Lire ergeben ſich auf Grund einer neuen Umrechnung. Das neue Budget für die Aeronautik beträgt 700 Millionen. Der Fall des Dr. Roos wird nicht in Kolmar verhandelt Paris, 18. Januar. Geſtern hat die Straf- kammer des Kaſſationsgerichtshofes dem Antrag des Juſtizminiſters ſtattgegeben und dem Schwurgericht des Departements Oberrhein in Kolmar die Behandlung des Falles des Dr. Roos entzogen, der im Autonomiſtenprozeß in Kolmar am 12. Juni 1928 in Abweſenheit wegen an- geblichen Komplotts gegen die Sicherheit des Staates verurteilt worden war. Unter Berufung auf Gründe der öffentlichen Sicherheit iſt der Fall dem Schwurgericht von Beſancon überwieſen worden. Wetterbericht Beendigung der Schneefälle. In Aufklarungs- gebieten Nachtfroſt. In den nächſten Tagen mildere Witterung. Schneebericht vom 18. Januar Die häufigen Neuſchneefälle dieſer Woche haben die Schneeverhältniſſe weiterhin verbeſſert, ſie ſind als ſehr günſtig zu bezeichnen. Hier und da abgeblaſene Stellen an Steilhängen; bei man- gelnder Verbindung mit der Unterlage Lawinen- gefahr. Tränengas gegen Einheitsſtaat Oberbürgermeiſter Dr. Luppe im Club demo- kratiſch geſinnter Studenten — Vergebliche national-ſozialiſtiſche Sprengungsverſuche Meine letzte Erinnerung an Tränengas war verknüpft mit den erbitterten Rückzugsgeſechten am Sambre-Oiſe-Kanal im November 1918. Da- mals waren es Engländer, die ſich des läſtigen Zeugs bedienten. Geſtern waren es junge deutſche Akademiker, die in Ermangelung geiſti- ger Waffen mit dieſem heimtückiſchen Mittel ihre politiſch anders eingeſtellten Kommilitonen bekämpften Geiſtige Waffen? Die zahlloſen Zwiſchenrufe, die ihren Zweck, den Redner aus dem Konzept zu bringen, vollkommen verfehlten, verrieten eine ſolche politiſche Ahnungsloſigkeit, daß die vorausſetzungsloſeſte Einſtellung dieſer ungeiſtig- ſten Gruppe dem heutigen politiſchen Leben gegenüber vor einem Gefühl des Jammers nicht bewahren konnte. Sie könnten einem leid tun, dieſe armen Opfer ihrer ſchwadronierenden Reit- peitſchenheroen, aber noch mehr tut einem das deutſche Vaterland leid auf das dieſe zukünftigen „Führer der Nation“ einſt losgelaſſen werden. Daß es trotz Tränengas, Radau und Zwiſchen- rufen gelang, die Verſammlung zu Ende zu bringen, war das Verdienſt Dr Luppes, der, ſturmgewohnt, die Ruhe nicht verlor. Das Thema, das Dr. Luppe behandelte, war das Problem der innerpolitiſchen Entwicklung, das Problem des Einheitsſtaates und ſein heuti- ger Stand. Rückſchauend ſtellte der Redner das Deutſche Reich der Bismarckſchen Schöpfung dem heutigen gegenüber. Damals Geſchloſſenheit nach außen und verhältnismäßige Geſchloſſenheit im Innern durch die Perſonalunion Preußen-Reich und die offene Hegemonie Preußens. (Majorität im Bundesrat.) Zwiſt zwiſchen Reich und Län- dern ſelten, geringfügig und meiſt unter Aus- ſchluß der Oeffentlichkeit. Kompetenz der Geſetz- gebung und Verwaltung nahm das Reich wenig in Anſpruch. Dieſes Reich brach in der Revo- lution zuſammen. Eine Hegemonie Preußens war in der Repu- blik nicht mehr möglich. Deshalb war es not- wendig, eine ſtarke Reichsgewalt unabhängig von den Ländern zu ſchaffen. Die Tendenz dieſer Reichsgewalt ging dahin, Einfluß auf die Aus- führung der Reichsgeſetze in den Ländern zu ge- winnen. Dadurch entſtand der Streit mit den durch eigene Parlamente und Miniſterien regier- ten Ländern. Daneben beſtehen noch die Schwie- rigkeiten aus der veränderten Stellung Preu- ßens. Mit zwei Fünftel der Stimmen im Reichsrat, davon die Hälfte ſelbſtändig abſtim- mende Provinzialvertreter, ſieht ſich Preußen mit zwei Drittel der Einwohner und über zwei Drit- tel der Steuerkraft des Reiches ſtändig in Ge- fahr, majoriſiert zu werden. In der weiteren Entwicklung wurde der Zwieſpalt Reich-Länder immer größer. Die Tendenz des Reiches ginge dahin, ſich, wo es bisher nur Mittel und Anwei- ſungen geben durfte, Kontrolle zu verſchaffen. Wenn ihm dieſe Möglichkeit nicht gegeben wird, ſchafft es neue mittlere und untere Verwaltungs- ſtellen. So bringt gerade der heutige Zuſtand die Gefahr der immer zunehmenden Zentraliſierung mit ſich. Dieſer Zuſtand iſt unhaltbar. Eine Rückentwicklung iſt nicht möglich. Die Entwick- lung geht zum Einheitsſtaat. Und zwar ohne Zwiſchenlöſung. Vorbedingung iſt Dezentrali- ſation. Auch in den Ländern (Bayern zentrali- ſtiſcher als das Reich). Ein im ganzen Reich gleicher Unterbau muß geſchaffen werden, nach Art des in Preußen mit ſeiner weitgehenden Selbſtverwaltung der Provinzen vorhandenen und bewährten. Der Stand der Entwicklung zum Einheitsſtaat iſt günſtiger und weiter fortgeſchritten, als ge- meinhin in der Oeffentlichkeit angenommen wird. Die letzte Berliner Länderkonferenz hat zu weit- gehender Uebereinſtimmung geführt und die bei- den konſtituierten Unterausſchüſſe leiſten prak- tiſche Arbeit. So iſt zu hoffen, daß wir einer günſtigen Löſung nahe ſind. Die Ausführungen Dr. Luppes fanden ſtarken demonſtrativen Beifall bei der übergroßen Mehr- heit der Verſammlung. Die Ruheſtörer, die im Saale anſcheinend noch nicht auf ihre Koſten ge- kommen waren, ſetzten ihren Radau auf der Straße fort, ſo daß ſich die Polizei veranlaßt ſah, den Hauptſchreier feſtzunehmen. K.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-03-29T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 18. Januar 1929, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine15_1929/1>, abgerufen am 21.11.2024.