Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 18. Januar 1929.[irrelevantes Material] [Abbildung] Nr. 15 AZ am Abend [Spaltenumbruch]
8-Uhr-Abendblatt [Spaltenumbruch]
MünchenAllgemeine Zeitung 132. Jahrgang Freitag 18. Januar 1929 Druck und Verlag: Allgemeine Druckerei- und Verlags-Aktien- Gesellschaft, München. Banderstraße 1a. / Redaktion: München, Baaderstr. 1a./ Telephon 25 784, 28 784 und 297 319 / Postscheckfonts München 9370 / Verantwortlich für den gesamten Inhalt: Dr. Rolf Flügel, für Anzeigen M. Girisch, sämtliche in München Die "AZ" erscheint an jed. Wochentag u. kostet im Einzelverkauf 10 Pfg., im Abonnement i. München durch d. Träg. M. 2.- monatl. bzw. 50 Pfg. wöchentl., außerhalb Münchens u. durch d. Post M. 2.40 monatl. / Für D. Oesterr. beträgt der Einzelpreis 20 Grosch., d. Abonnementpreis Sch. 4.-monatl./ Anzeigen- preis: Die neunspaltige Millimeterzeile 15 Pfg., im Reklameteil M. 0.80 Das vereiste Wattenmeer Flugzeuge für Nordseeinsel Sie bringen Lebensmittel und Post * Dampferverkehr unmöglich geworden Nachdem ebenso [Spaltenumbruch] Das erwachende China Die Neuorganisation des Heeres Die Konferenz, die sich seit dem 1. Januar Die militärischen Führer erklärten sich fer- Einstellung der Postautolinien im Bayerischen Passau, 18. Januar.Wald. Infolge des starken Schnee- [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Amanullah in Sicherheit Mit seinen Getreuen in Kandahar * Er hofft auf neue Unterstützung Reuter meldet: Angesichts der Tatsache, daß Königin Er hat in Kandahar die königliche Flagge hiffen lassen, woraus geschloffen wird, In München erfolgreich gewesen Hoteldieb in Amerika verunglückt Mit seinem Auto gegen Leitungsmast gefahren Die Berliner Kri- Im vorigen Monat war nun ein Deutscher, [Spaltenumbruch] Im Nebel Neuyork, 18. Januar.Zusammenstoß dreier Eisenbahnzüge in den Vereinigten Staaten Bei Short Lane Das italienische Marine- und Aeronautik-Budget 48,5 Millionen mehr Die Blätter veröffentlichen Der Fall des Dr. Roos wird nicht Paris, 18. Januar.in Kolmar verhandelt Gestern hat die Straf- Unter Berufung auf Gründe der öffentlichen Wetterbericht Beendigung der Schneefälle. In Aufklarungs- Schneebericht vom 18. Januar Die häufigen Neuschneefälle dieser Woche haben Tränengas gegen Einheitsstaat Oberbürgermeister Dr. Luppe im Club demo- Meine letzte Erinnerung an Tränengas war Geistige Waffen? Die zahllosen Zwischenrufe, Das Thema, das Dr. Luppe behandelte, war Eine Hegemonie Preußens war in der Repu- Der Stand der Entwicklung zum Einheitsstaat Die Ausführungen Dr. Luppes fanden starken [irrelevantes Material] [Abbildung] Nr. 15 AZ am Abend [Spaltenumbruch]
8-Uhr-Abendblatt [Spaltenumbruch]
MünchenAllgemeine Zeitung 132. Jahrgang Freitag 18. Januar 1929 Druck und Verlag: Allgemeine Druckerei- und Verlags-Aktien- Geſellſchaft, München. Banderſtraße 1a. / Redaktion: München, Baaderſtr. 1a./ Telephon 25 784, 28 784 und 297 319 / Poſtſcheckfonts München 9370 / Verantwortlich für den geſamten Inhalt: Dr. Rolf Flügel, für Anzeigen M. Giriſch, ſämtliche in München Die „AZ“ erſcheint an jed. Wochentag u. koſtet im Einzelverkauf 10 Pfg., im Abonnement i. München durch d. Träg. M. 2.- monatl. bzw. 50 Pfg. wöchentl., außerhalb Münchens u. durch d. Poſt M. 2.40 monatl. / Für D. Oeſterr. beträgt der Einzelpreis 20 Groſch., d. Abonnementpreis Sch. 4.-monatl./ Anzeigen- preis: Die neunſpaltige Millimeterzeile 15 Pfg., im Reklameteil M. 0.80 Das vereiste Wattenmeer Flugzeuge für Nordſeeinſel Sie bringen Lebensmittel und Poſt * Dampferverkehr unmöglich geworden Nachdem ebenſo [Spaltenumbruch] Das erwachende China Die Neuorganiſation des Heeres Die Konferenz, die ſich ſeit dem 1. Januar Die militäriſchen Führer erklärten ſich fer- Einſtellung der Poſtautolinien im Bayeriſchen Paſſau, 18. Januar.Wald. Infolge des ſtarken Schnee- [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Amanullah in Sicherheit Mit ſeinen Getreuen in Kandahar * Er hofft auf neue Unterſtützung Reuter meldet: Angeſichts der Tatſache, daß Königin Er hat in Kandahar die königliche Flagge hiffen laſſen, woraus geſchloffen wird, In München erfolgreich gewesen Hoteldieb in Amerika verunglückt Mit ſeinem Auto gegen Leitungsmaſt gefahren Die Berliner Kri- Im vorigen Monat war nun ein Deutſcher, [Spaltenumbruch] Im Nebel Neuyork, 18. Januar.Zuſammenſtoß dreier Eiſenbahnzüge in den Vereinigten Staaten Bei Short Lane Das italieniſche Marine- und Aeronautik-Budget 48,5 Millionen mehr Die Blätter veröffentlichen Der Fall des Dr. Roos wird nicht Paris, 18. Januar.in Kolmar verhandelt Geſtern hat die Straf- Unter Berufung auf Gründe der öffentlichen Wetterbericht Beendigung der Schneefälle. In Aufklarungs- Schneebericht vom 18. Januar Die häufigen Neuſchneefälle dieſer Woche haben Tränengas gegen Einheitsſtaat Oberbürgermeiſter Dr. Luppe im Club demo- Meine letzte Erinnerung an Tränengas war Geiſtige Waffen? Die zahlloſen Zwiſchenrufe, Das Thema, das Dr. Luppe behandelte, war Eine Hegemonie Preußens war in der Repu- Der Stand der Entwicklung zum Einheitsſtaat Die Ausführungen Dr. Luppes fanden ſtarken <TEI> <text> <pb facs="#f0001"/> <front> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <figure/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="volume"> <hi rendition="#b">Nr. 15</hi> </titlePart><lb/> <titlePart type="main"> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#i">AZ am Abend</hi> </hi> </hi> </titlePart><lb/> <cb/> <titlePart type="volume"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#u">8-Uhr-Abendblatt</hi><lb/> Allgemeine Zeitung<lb/><hi rendition="#c">132. 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Juni 1928 in Abweſenheit wegen an-<lb/> geblichen Komplotts gegen die Sicherheit des<lb/> Staates verurteilt worden war.</p><lb/> <p>Unter Berufung auf Gründe der öffentlichen<lb/> Sicherheit iſt der Fall dem Schwurgericht von<lb/> Beſancon überwieſen worden.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wetterbericht</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Beendigung der Schneefälle. In Aufklarungs-<lb/> gebieten Nachtfroſt. In den nächſten Tagen<lb/> mildere Witterung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Schneebericht vom 18. Januar</hi> </head><lb/> <p>Die häufigen Neuſchneefälle dieſer Woche haben<lb/> die Schneeverhältniſſe weiterhin verbeſſert, ſie<lb/> ſind als ſehr günſtig zu bezeichnen. 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Die zahlloſen Zwiſchenrufe,<lb/> die ihren Zweck, den Redner aus dem Konzept<lb/> zu bringen, vollkommen verfehlten, verrieten<lb/> eine ſolche politiſche Ahnungsloſigkeit, daß die<lb/> vorausſetzungsloſeſte Einſtellung dieſer ungeiſtig-<lb/> ſten Gruppe dem heutigen politiſchen Leben<lb/> gegenüber vor einem Gefühl des Jammers nicht<lb/> bewahren konnte. Sie könnten einem leid tun,<lb/> dieſe armen Opfer ihrer ſchwadronierenden Reit-<lb/> peitſchenheroen, aber noch mehr tut einem das<lb/> deutſche Vaterland leid auf das dieſe zukünftigen<lb/> „Führer der Nation“ einſt losgelaſſen werden.<lb/> Daß es trotz Tränengas, Radau und Zwiſchen-<lb/> rufen gelang, die Verſammlung zu Ende zu<lb/> bringen, war das Verdienſt Dr Luppes, der,<lb/> ſturmgewohnt, die Ruhe nicht verlor.</p><lb/> <p>Das Thema, das Dr. Luppe behandelte, war<lb/><hi rendition="#g">das</hi> Problem der innerpolitiſchen Entwicklung,<lb/> das Problem des Einheitsſtaates und ſein heuti-<lb/> ger Stand. Rückſchauend ſtellte der Redner das<lb/> Deutſche Reich der Bismarckſchen Schöpfung dem<lb/> heutigen gegenüber. Damals Geſchloſſenheit nach<lb/> außen und verhältnismäßige Geſchloſſenheit im<lb/> Innern durch die Perſonalunion Preußen-Reich<lb/> und die offene Hegemonie Preußens. (Majorität<lb/> im Bundesrat.) Zwiſt zwiſchen Reich und Län-<lb/> dern ſelten, geringfügig und meiſt unter Aus-<lb/> ſchluß der Oeffentlichkeit. Kompetenz der Geſetz-<lb/> gebung und Verwaltung nahm das Reich wenig<lb/> in Anſpruch. Dieſes Reich brach in der Revo-<lb/> lution zuſammen.</p><lb/> <p>Eine Hegemonie Preußens war in der Repu-<lb/> blik nicht mehr möglich. Deshalb war es not-<lb/> wendig, eine ſtarke Reichsgewalt unabhängig von<lb/> den Ländern zu ſchaffen. Die Tendenz dieſer<lb/> Reichsgewalt ging dahin, Einfluß auf die Aus-<lb/> führung der Reichsgeſetze in den Ländern zu ge-<lb/> winnen. Dadurch entſtand der Streit mit den<lb/> durch eigene Parlamente und Miniſterien regier-<lb/> ten Ländern. Daneben beſtehen noch die Schwie-<lb/> rigkeiten aus der veränderten Stellung Preu-<lb/> ßens. Mit zwei Fünftel der Stimmen im<lb/> Reichsrat, davon die Hälfte ſelbſtändig abſtim-<lb/> mende Provinzialvertreter, ſieht ſich Preußen mit<lb/> zwei Drittel der Einwohner und über zwei Drit-<lb/> tel der Steuerkraft des Reiches ſtändig in Ge-<lb/> fahr, majoriſiert zu werden. In der weiteren<lb/> Entwicklung wurde der Zwieſpalt Reich-Länder<lb/> immer größer. Die Tendenz des Reiches ginge<lb/> dahin, ſich, wo es bisher nur Mittel und Anwei-<lb/> ſungen geben durfte, Kontrolle zu verſchaffen.<lb/> Wenn ihm dieſe Möglichkeit nicht gegeben wird,<lb/> ſchafft es neue mittlere und untere Verwaltungs-<lb/> ſtellen. So bringt gerade der heutige Zuſtand die<lb/> Gefahr der immer zunehmenden Zentraliſierung<lb/> mit ſich. Dieſer Zuſtand iſt unhaltbar. Eine<lb/> Rückentwicklung iſt nicht möglich. Die Entwick-<lb/> lung geht zum Einheitsſtaat. Und zwar ohne<lb/> Zwiſchenlöſung. Vorbedingung iſt Dezentrali-<lb/> ſation. Auch in den Ländern (Bayern zentrali-<lb/> ſtiſcher als das Reich). Ein im ganzen Reich<lb/> gleicher Unterbau muß geſchaffen werden, nach<lb/> Art des in Preußen mit ſeiner weitgehenden<lb/> Selbſtverwaltung der Provinzen vorhandenen<lb/> und bewährten.</p><lb/> <p>Der Stand der Entwicklung zum Einheitsſtaat<lb/> iſt günſtiger und weiter fortgeſchritten, als ge-<lb/> meinhin in der Oeffentlichkeit angenommen wird.<lb/> Die letzte Berliner Länderkonferenz hat zu weit-<lb/> gehender Uebereinſtimmung geführt und die bei-<lb/> den konſtituierten Unterausſchüſſe leiſten prak-<lb/> tiſche Arbeit. So iſt zu hoffen, daß wir einer<lb/> günſtigen Löſung nahe ſind.</p><lb/> <p>Die Ausführungen Dr. Luppes fanden ſtarken<lb/> demonſtrativen Beifall bei der übergroßen Mehr-<lb/> heit der Verſammlung. Die Ruheſtörer, die im<lb/> Saale anſcheinend noch nicht auf ihre Koſten ge-<lb/> kommen waren, ſetzten ihren Radau auf der<lb/> Straße fort, ſo daß ſich die Polizei veranlaßt ſah,<lb/> den Hauptſchreier feſtzunehmen. K.</p> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0001]
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[Abbildung]
Nr. 15
AZ am Abend
8-Uhr-Abendblatt
Allgemeine Zeitung
132. Jahrgang
München
Freitag
18. Januar 1929 Druck und Verlag: Allgemeine Druckerei- und Verlags-Aktien-
Geſellſchaft, München. Banderſtraße 1a. / Redaktion: München,
Baaderſtr. 1a./ Telephon 25 784, 28 784 und 297 319 / Poſtſcheckfonts
München 9370 / Verantwortlich für den geſamten Inhalt:
Dr. Rolf Flügel, für Anzeigen M. Giriſch, ſämtliche in München
[Abbildung]
Die „AZ“ erſcheint an jed. Wochentag u. koſtet im Einzelverkauf 10 Pfg., im
Abonnement i. München durch d. Träg. M. 2.- monatl. bzw. 50 Pfg. wöchentl.,
außerhalb Münchens u. durch d. Poſt M. 2.40 monatl. / Für D. Oeſterr. beträgt
der Einzelpreis 20 Groſch., d. Abonnementpreis Sch. 4.-monatl./ Anzeigen-
preis: Die neunſpaltige Millimeterzeile 15 Pfg., im Reklameteil M. 0.80
Das vereiste Wattenmeer
Flugzeuge für Nordſeeinſel
Sie bringen Lebensmittel und Poſt * Dampferverkehr unmöglich geworden
Berlin, 18. Januar.
Nachdem ebenſo
wie im vorigen Jahr der Dampferverkehr
zwiſchen der füdlich Weſterland gelegenen
Nordſeeinſel Pellworm und dem Feſt-
land infolge Vereiſung des Wattenmeeres
eingeſtellt werden mußte, hat die Deutſche
Lufthanſa heute auf Wunſch des Oberpräſi-
diums in Kiel und auf Veranlaſſung der
Miniſterien zum erſten Male ein Flugzeug
von Kiel nach Pellworm entſandt, um die
Bewohner mit den notwendig-
ſten Lebensmitteln und Poſt-
ſachen zu verſorgen. Wenn die
Windverhältniſſe eine Landung auf der
Inſel nicht geſlatten, werden die Sendungen
mit Fallſchirm abgeworfen. Andernfalls
wird die Maſchine in Pellworm landen, um
für den Transport beſtimmte Sendungen
in Empfang zu nehmen. Im ganzen ſind
einſtweilen 50 Flüge im Monat vor-
geſehen.
Das erwachende China
Die Neuorganiſation des Heeres
Schanghai, 18. Januar.
Die Konferenz, die ſich ſeit dem 1. Januar
mit der Frage der Verminderung der chine-
ſiſchen Streitkräfte befaßt, hat geſtern abend
beſchloſſen, daß China in ſechs Bezirke ein-
geteilt werden ſoll: Nanking, Lojang, Wu-
han, Mukden, Peking und Südweſtchina.
Die Streitkräfte in ganz China ſollen 65
Diviſionen zu je 100 000 Mann nicht über-
ſchreiten. Es wurde veranſchlagt, daß dieſe
Armee jährlich 192 Millionen Dollar koſten
würde.
Die militäriſchen Führer erklärten ſich fer-
ner mit dem Plan des Finanzminiſter Sun
betreffend Vereinheitlichung der Finanzver-
waltung des Landes und Kontrolle der
militäriſchen Ausgaben durch das Finanz-
miniſterium entſprechend den Beſchlüſſen
der Konferenz einverſtanden.
Einſtellung der Poſtautolinien im Bayeriſchen
Wald.
Paſſau, 18. Januar.
Infolge des ſtarken Schnee-
falls ſind ſämtliche Poſtautolinien nach dem
Bayeriſchen Wald und im Bayeriſchen Wald ein-
geſtellt worden.
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Amanullah in Sicherheit
Mit ſeinen Getreuen in Kandahar * Er hofft auf neue Unterſtützung
New Delhi, 18. Januar.
Reuter meldet: Angeſichts der Tatſache, daß Königin
Turaya demnächſt ein Kind erwartet, erregt es bei den Anhängern des Königs
große Befriedigung, daß ſie mit König Amanullah in Kandahar in Sicherheit iſt.
Es wird gemeldet, daß der König in Kandahar und in Ghazni Unterſtützung findet.
Er hat in Kandahar die königliche Flagge hiffen laſſen, woraus geſchloffen wird,
daß er in einem Teil ſeines Reiches die Herrſchaft in Händen behält.
In München erfolgreich gewesen
Hoteldieb in Amerika verunglückt
Mit ſeinem Auto gegen Leitungsmaſt gefahren
München, 18. Januar.
Die Berliner Kri-
minalpolizei macht, wie uns gemeldet wird, Mit-
teilung von dem ſeltenen Ende eines berüchtig-
ten und erfolgreichen deutſchen Hoteldiebes, des
26 jährigen Bernhard Straſſer aus
Bayern, der in den letzten acht Jahren zahlreiche
große Hoteldiebſtähle in Deutſchland ausgeführt
hat. Straſſer hatte u. a. im Frühjahr 1928 in
einem vornehmen Münchner Hotel einen
engliſchen Regierungsbeamten um etwa 20 000
Mark in bar und um Juwelen im Werte
von 36 000 Mark beſtohlen. Seither war er
ſpurlos verſchwunden.
Im vorigen Monat war nun ein Deutſcher,
deſſen Idendität nicht feſtgeſtellt werden konnte,
mit ſeinem Automobil unweit Trenlon im
amerikaniſchen Staat New-Jerſey gegen einen
Maſt einer Ueberlandleitung gefahren und mit
zerſchmettertem Schädel tot liegen
geblieben. In dem verunglückten Auto
wurde ein kleiner Koffer gefunden, der Brillan-
ten und ſonſtige Wertſachen im Werte von
70 000 Mark und Pfandſcheine über verſetzte
Juwelen in gleicher Höhe enlhielt. An Hand der
von der amerikaniſchen Polizei nach Berlin über-
mittelten Fingerabdrücke konnte jetzt feſtgeftellt
werden, daß der Tote Straſſer war.
Im Nebel
Zuſammenſtoß dreier Eiſenbahnzüge
in den Vereinigten Staaten
Neuyork, 18. Januar.
Bei Short Lane
(Maryland) ſtießen geſtern abend im Nebel drei
Eiſenbahnzüge zuſammen. Zuerſt waren zwei
nach Norden fahrende Güterzüge ineinanderge-
rannt und dann ſuhr ein nach Süden gehender
Zug in die Trümmer mehrerer Güterwagen
hinein. Vier Eiſenbahnbeamte wurden getötet.
Das italieniſche Marine-
und Aeronautik-Budget
48,5 Millionen mehr
Rom, 18. Januar
Die Blätter veröffentlichen
heute morgen das neue Marinebudget für das
laufende Jahr. Danach wird es in dieſem Jahre
um 80 Millionen Lire das des Vorjahres über-
treffen. Von dieſem Mehraufwand ſind aber
nur 48½ Millionen eine wirkliche Erhöhung des
Marinebudgets. Die anderen 32 Millionen Lire
ergeben ſich auf Grund einer neuen Umrechnung.
Das neue Budget für die Aeronautik beträgt
700 Millionen.
Der Fall des Dr. Roos wird nicht
in Kolmar verhandelt
Paris, 18. Januar.
Geſtern hat die Straf-
kammer des Kaſſationsgerichtshofes dem Antrag
des Juſtizminiſters ſtattgegeben und dem
Schwurgericht des Departements Oberrhein in
Kolmar die Behandlung des Falles des Dr. Roos
entzogen, der im Autonomiſtenprozeß in Kolmar
am 12. Juni 1928 in Abweſenheit wegen an-
geblichen Komplotts gegen die Sicherheit des
Staates verurteilt worden war.
Unter Berufung auf Gründe der öffentlichen
Sicherheit iſt der Fall dem Schwurgericht von
Beſancon überwieſen worden.
Wetterbericht
Beendigung der Schneefälle. In Aufklarungs-
gebieten Nachtfroſt. In den nächſten Tagen
mildere Witterung.
Schneebericht vom 18. Januar
Die häufigen Neuſchneefälle dieſer Woche haben
die Schneeverhältniſſe weiterhin verbeſſert, ſie
ſind als ſehr günſtig zu bezeichnen. Hier und da
abgeblaſene Stellen an Steilhängen; bei man-
gelnder Verbindung mit der Unterlage Lawinen-
gefahr.
Tränengas
gegen Einheitsſtaat
Oberbürgermeiſter Dr. Luppe im Club demo-
kratiſch geſinnter Studenten — Vergebliche
national-ſozialiſtiſche Sprengungsverſuche
Meine letzte Erinnerung an Tränengas war
verknüpft mit den erbitterten Rückzugsgeſechten
am Sambre-Oiſe-Kanal im November 1918. Da-
mals waren es Engländer, die ſich des läſtigen
Zeugs bedienten. Geſtern waren es junge
deutſche Akademiker, die in Ermangelung geiſti-
ger Waffen mit dieſem heimtückiſchen Mittel
ihre politiſch anders eingeſtellten Kommilitonen
bekämpften
Geiſtige Waffen? Die zahlloſen Zwiſchenrufe,
die ihren Zweck, den Redner aus dem Konzept
zu bringen, vollkommen verfehlten, verrieten
eine ſolche politiſche Ahnungsloſigkeit, daß die
vorausſetzungsloſeſte Einſtellung dieſer ungeiſtig-
ſten Gruppe dem heutigen politiſchen Leben
gegenüber vor einem Gefühl des Jammers nicht
bewahren konnte. Sie könnten einem leid tun,
dieſe armen Opfer ihrer ſchwadronierenden Reit-
peitſchenheroen, aber noch mehr tut einem das
deutſche Vaterland leid auf das dieſe zukünftigen
„Führer der Nation“ einſt losgelaſſen werden.
Daß es trotz Tränengas, Radau und Zwiſchen-
rufen gelang, die Verſammlung zu Ende zu
bringen, war das Verdienſt Dr Luppes, der,
ſturmgewohnt, die Ruhe nicht verlor.
Das Thema, das Dr. Luppe behandelte, war
das Problem der innerpolitiſchen Entwicklung,
das Problem des Einheitsſtaates und ſein heuti-
ger Stand. Rückſchauend ſtellte der Redner das
Deutſche Reich der Bismarckſchen Schöpfung dem
heutigen gegenüber. Damals Geſchloſſenheit nach
außen und verhältnismäßige Geſchloſſenheit im
Innern durch die Perſonalunion Preußen-Reich
und die offene Hegemonie Preußens. (Majorität
im Bundesrat.) Zwiſt zwiſchen Reich und Län-
dern ſelten, geringfügig und meiſt unter Aus-
ſchluß der Oeffentlichkeit. Kompetenz der Geſetz-
gebung und Verwaltung nahm das Reich wenig
in Anſpruch. Dieſes Reich brach in der Revo-
lution zuſammen.
Eine Hegemonie Preußens war in der Repu-
blik nicht mehr möglich. Deshalb war es not-
wendig, eine ſtarke Reichsgewalt unabhängig von
den Ländern zu ſchaffen. Die Tendenz dieſer
Reichsgewalt ging dahin, Einfluß auf die Aus-
führung der Reichsgeſetze in den Ländern zu ge-
winnen. Dadurch entſtand der Streit mit den
durch eigene Parlamente und Miniſterien regier-
ten Ländern. Daneben beſtehen noch die Schwie-
rigkeiten aus der veränderten Stellung Preu-
ßens. Mit zwei Fünftel der Stimmen im
Reichsrat, davon die Hälfte ſelbſtändig abſtim-
mende Provinzialvertreter, ſieht ſich Preußen mit
zwei Drittel der Einwohner und über zwei Drit-
tel der Steuerkraft des Reiches ſtändig in Ge-
fahr, majoriſiert zu werden. In der weiteren
Entwicklung wurde der Zwieſpalt Reich-Länder
immer größer. Die Tendenz des Reiches ginge
dahin, ſich, wo es bisher nur Mittel und Anwei-
ſungen geben durfte, Kontrolle zu verſchaffen.
Wenn ihm dieſe Möglichkeit nicht gegeben wird,
ſchafft es neue mittlere und untere Verwaltungs-
ſtellen. So bringt gerade der heutige Zuſtand die
Gefahr der immer zunehmenden Zentraliſierung
mit ſich. Dieſer Zuſtand iſt unhaltbar. Eine
Rückentwicklung iſt nicht möglich. Die Entwick-
lung geht zum Einheitsſtaat. Und zwar ohne
Zwiſchenlöſung. Vorbedingung iſt Dezentrali-
ſation. Auch in den Ländern (Bayern zentrali-
ſtiſcher als das Reich). Ein im ganzen Reich
gleicher Unterbau muß geſchaffen werden, nach
Art des in Preußen mit ſeiner weitgehenden
Selbſtverwaltung der Provinzen vorhandenen
und bewährten.
Der Stand der Entwicklung zum Einheitsſtaat
iſt günſtiger und weiter fortgeſchritten, als ge-
meinhin in der Oeffentlichkeit angenommen wird.
Die letzte Berliner Länderkonferenz hat zu weit-
gehender Uebereinſtimmung geführt und die bei-
den konſtituierten Unterausſchüſſe leiſten prak-
tiſche Arbeit. So iſt zu hoffen, daß wir einer
günſtigen Löſung nahe ſind.
Die Ausführungen Dr. Luppes fanden ſtarken
demonſtrativen Beifall bei der übergroßen Mehr-
heit der Verſammlung. Die Ruheſtörer, die im
Saale anſcheinend noch nicht auf ihre Koſten ge-
kommen waren, ſetzten ihren Radau auf der
Straße fort, ſo daß ſich die Polizei veranlaßt ſah,
den Hauptſchreier feſtzunehmen. K.
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(2022-03-29T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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