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Allgemeine Zeitung, Nr. 161, 9. Juni 1860.

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Zu dem Arndt-Denkmal sind bis heute im
ganzen eingegangen 27,152 Thlr., darunter neuerdings 25 Friedrichsd'or
von dem Fürsten von Waldeck und Pyrmont. Mit der Ausführung des
Standbildes selbst ist der Bildhauer Rietschl in Dresden betraut worden. --
Auch hier ist eine Beitrittserklärung zu der in Heidelberg gegebenen Erklärung
gegen den hannoverischen Minister, jetzt Grafen v. Borries, veröffentlicht wor-
den; sie ist von einigen fünfzig Namen unterzeichnet, die zum bei weitem
größten Theil der Universität angehören: von Bluhme, Dahlmann, Sell, L.
Schmidt u. a. -- Prof. Dr. Nasse ist zum ordentlichen Professor der Staats-
wissenschaften an der hiesigen Universität ernaunt worden.


Die Worte welche der Prinz-Regent in Kö-
nigsberg am Sonntag bei dem Diner im kgl. Schlosse an die Versammlung
richtete, waren nach der Pr. Z. ungefähr folgende: "Ich bin gewiß daß ich
die Gefühle aller ausdrücke, wenn ich vor allem dem König den Dank dar-
bringe für das große Werk dessen Vollendung zu erreichen wir im Begriffe
stehen. Se. Majestät der König lebe hoch! Aber für mich will ich dieses
Werkes gedenken, das begonnen und vollendet wurde durch die Liebe des Kö-
nigs für diese Provinz, das bestimmt ist deren Wohlfahrt zu heben, sie mit
den übrigen Theilen der Monarchie und den entferntesten Gränzen zu verbin-
den, die Provinz welche der Monarchie den Namen gegeben hat, welche in
trüben und guten Tagen in bewährter Treue und Opferwilligkeit hervorge-
leuchtet, welche in den Tagen der Prüfung im Jahre 1813 mit kriegsmuthiger
Erhebung fernen Zeiten ein Beispiel geworden. Der Empfang welcher mir in
der ganzen Provinz wie in dieser Hauptstadt geworden, hat mir Zeugniß ge-
geben daß diese alte preußische Gesinnung heute wie immer unverändert in
ihnen lebt. Es lebe die Provinz Preußen und ihre Hauptstadt hoch!" Am
Abend desselben Tages hielt der Bürgermeister Bigork an den Prinz-Regenten
auf dem von der Stadt veranstalteten Feste eine Anrede, welche die Loyalität
der Stadt und der Provinz betheuerte und mit den Worten schloß: "Was ich
spreche sind nur Worte, aber die Bethätigung der Gesinnungen die sie aus-
drücken, wird nicht zurückbleiben, wenn Ew. k. Hoh. es gefallen sollte den Ruf
an uns ergehen zu lassen, wie Ihres hochseligen Herrn Vaters Majestät im
Jahre 1813 an sein Volk, in dem Rufe zu Ihnen und Seinem erhabenen
Hause zu stehen. Wir werden zu ihm stehen in der altpreußischen Treue
und Mannhaftigkeit, die ihren besten Ausdruck in dem Rufe findet:
"Se. Majestät der König und Se. kgl. Hoheit der Prinz-Regent lebe hoch!"
Der Prinzregent erwiederte darauf etwa folgendes: "Er danke für die so eben aus-
gesprochenen Gesinnungen die ihm zu Herzen gedrungen seyen. Er habe Gelegen-
heit gehabt schon im Schlosse es auszusprechen, wie fest er auf die Treue der
Provinz und ihrer Hauptstadt an das angestammte Königshaus in allen ent-
scheidenden Augenblicken baue, die sich auch durch die Hingebung an den König
so oft bewährt habe. Er wisse daß wenn ein Hohenzollern rufe, sie sich um
ihn schaaren würden wie um den hochseligen König -- daß dann wie damals
der Ruf gelten werde: "Mit Gott für König und Vaterland!" Nach der
Zurückkunft von Eydtkuhnen am 5. besichtigte der Prinz-Regent die Festungs-
werke, wohnte dann einem von der Kaufmannschaft veranstalteten Diner, und
dann dem Theater bei. Gestern Früh um 7 Uhr verließ der Extrazug wieder
Königsberg. Die Rückreise hieher war von den gleichen festlichen Kundgebun-
gen begleitet wie die Hinreise.

Auf Befehl des Regenten werden vom nächsten Sonntag den 10 an in
allen Kirchen Preußens Gebete für die glückliche Entbindung der Prinzessin
Friedrich Wilhelm verrichtet werden.

Nachdem die Bibliothek Humboldts verkauft ist, soll nunmehr am
16 Sept. d. J. auch dessen übriger Nachlaß meistbietend verkauft werden,
und wird der Katalog in den nächsten Tagen erscheinen.

Mehreren Blättern wird berichtet daß die französische Regierung ganz
neuerdings ein besonderes Rundschreiben an ihre Vertreter an den deutschen
Höfen erlassen habe, in welchem sie, der letzten Kundgebung im Moniteur
entsprechend und gestützt auf eine Reihe "thatsächlicher Belege," namentlich
Deutschland gegenüber jeden Hintergedanken territorialer Machterweiterung
nochmals auf das bestimmteste und entschiedenste von sich weist.

Oesterreich.

Die verwittwete Kaiserin
Karoline Auguste wird am nächsten Samstag von Bersenbeug zu längerm Auf-
enthalt in Salzburg eintreffen. -- Endlich hat sich auch bei uns die seit
vielen Wochen kalte und regnerische Witterung zum bessern gewendet, und
seit gestern haben wir wolkenlosen sonnigen Himmel. Die kalte Witterung
hatte wenigstens das gute daß kein Ungeziefer, besonders keine Maikäfer auf-
kommen konnten. Die Saatfelder stehen vortrefflich, das Korn prangt in
der schönsten Blüthe, sowie die Obstbäume einen reichen Erntesegen ver-
sprechen. -- Der Fremdenzug beginnt lebhaft zu werden; schade daß die
Eisenbahn noch nicht eröffnet ist, da dieselbe voraussichtlich eine große Menge
Reisender in unser so reizendes Salzburg bringen wird. -- Die Saison in
Wildbad-Gaftein verspricht lebhaft zu werden. Die dortige Curliste weist
bis zum 4 d. 120 Partien mit 194 Personen nach. Daselbst wurde die Tele-
graphenstation auf die Dauer der Badesaison eröffnet.


Der Erzherzog Neichsraths-Präsident eröffnete nach
dem Bericht der Wiener Z. die Sitzung des verstärkten Reichsraths
vom 4 Jun. mit der folgenden Bemerkung: "Die von den HH. Grafen
Apponyi und Andrassy in der vorigen Sitzung zur Präcisirung ihrer
Stellung im verstärkten Reichsrath abgegebenen Erklärungen haben mehrere
HH. Reichsräthe aus verschiedenen Kronländern veranlaßt mir den Wunsch
auszusprechen auch über ihre Stellung in dieser Versammlung eine Erklärung
abgeben zu können, in welcher sie dieselbe gleichfalls präcisiren wollten. Bei
voller Würdigung der Beweggründe dieser Wünsche glaubte ich doch daß da-
durch eine längere und möglicherweise aufreizende Discussion hätte herbei-
geführt werden können, und da die Bestimmung dieser hohen Versammlung
dahin geht die Eintracht und Verbrüderung aller Stämme der Monarchie zu
befestigen, so glaubte ich die Herren ersuchen zu sollen von diesem Vorhaben
abzustehen. Indem ich die Versammlung hievon in Kenntniß setze, spreche
ich zugleich meinen Dank für die Bereitwilligkeit aus mit welcher die betreffen-
den HH. Reichsräthe auf dieses mein Ersuchen eingegangen sind."

Hierauf erklärte Bischof Stroßmayer, aus sehr gewichtigen Gründen Se.
kais. Hoheit um die erforderliche Versügung bitten zu müssen daß unter den HH.
Reichsräthen, welche zu näherer Bezeichnung ihrer Stellung im verstärkten Reichs-
rath das Wort zu ergreifen wünschten, dieses Vorhaben aber den ihnen kundgege-
benen höheren Rücksichten untergeordnet haben, auch sein Name als Reichsrath für
Croatien ausdrücklich verzeichnet werde, welcher Bitte sich die außerordentlichen
Reichsräthe v. Mocsonyi, Maager, Bischof Maschierevics und Bischof
v. Schaguna gleichfalls anschlossen. Se. k. k. Hoh. der Reichsrathspräsident
erklärte: den Gegenstand der heutigen Tagesordnung bilde die Berathung über das
Budget, und auf dieses bezögen sich die Vorlagen von welchen den HH. Reichs-
räthen Exemplare mitgetheilt worden seyen um davon Einsicht zu nehmen. Zu-
nächst handle es sich um die Frage: ob diese Angelegenheit einer Berathung in
pleno
zu unterziehen sey, oder ob zu solchem Ende Comites gebildet werden sollen;
worauf Se. k. k. Hoh. der Reichsrathspräsident diejenigen Herren welche glaubten
daß die Berathung in pleno stattfinden solle aufzustehen ersuchte. Nachdem sich
niemand erhoben, und somit sämmtliche Reichsräthe der Bildung von Comites zu-
gestimmt hatten, so frage es sich, fuhr Se. k. k. Hoh. fort, nun ferner darum auf
welche Art und wie viele derselben zu bilden seyen, worüber der Reichsrathsprä-
sident nunmehr die Discussion als eröffnet erklärte. Der außerordentliche Reichsrath
Graf Clam-Martinitz ergriff jetzt das Wort, und äußerte sich wie folgt: "Wie
wir so eben vernommen, meine hochverehrten Herren, hat die hohe Staatsverwal-
tung einige Theile des Staatsvoranschlags zur Vorlage gebracht, und dürften wohl
die fehlenden Stücke in kurzer Zeit nachfolgen. Mit dem Voranschlag tritt die
bedeutendste Aufgabe des Reichsraths an uns heran, jene Aufgabe welche Se. kais.
Hoh. der durchlauchtigste Hr. Präsident bei der ersten Zusammentretung als die
größte und wichtigste, und zwar als jene Aufgabe bezeichnete von deren glücklicher
Lösung das Wohl Oesterreichs abhängt. Ich bin überzeugt daß jedem von uns, in
diesem Augenblick wo wir uns anschicken das Werk zu beginnen, das eigene Be-
wußtseyn sagt daß wir hier vor keiner kleinen Aufgabe stehen, daß wir jenes Feld
der Thätigkeit betreten auf welchem es in unsere Hände gelegt ist das Vertrauen
Sr. apostolischen Maj. unsers Herrn und Kaisers zu rechtfertigen, und die aller-
gnädigst geäußerten Intentionen welche unserer Berufung zu Grunde liegen zu ver-
wirklichen, um sowohl den Erwartungen aller derer zu entsprechen denen das Wohl
des Vaterlandes am Herzen liegt, als auch jene Erwartungen zu erfüllen welche man
auf das glückliche Ergebniß und die Beendigung der Reichsrathsberathungen setzt.
Dieses allgemeine Bewußtseyn der Größe der Aufgabe entspringt zunächst wohl aus
dem täglich dringlicher werdenden Bedürfniß und Wunsch endlich einmal heraus-
zugelaugen aus dem peinlichen und besorgnißerregenden Zustand der Zerrüttung
des Staatshanshalts, welche nach innen und außen die Kräfte des Staats lähmt,
und in unmittelbarer Rückwirkung auch die eigensten Interessen jedes einzelnen be-
droht. Es wurzelt dieses Bewußtseyn auch in der Erkenntniß und Ueberzeugung
daß die Ziffern und Zahlen wohl nur die eine Seite der Frage, und nicht die
wichtigste derselben sind, daß dieß eine Frage von überragender Bedeutung ist, und
daß das Uebel wohl tiefer liegen müsse, als daß es durch eine geringere oder größere
Sparsamkeit in diesem oder jenem Detail und Ressort allein beseitigt werden könnte,
in ähnlicher Weise wie im Organismus des Einzelnen äußeres Siechthum nur das
Symptom eines tiefer liegenden und am Marke des Lebens zehrenden Uebels ist.
Je mehr wir diese Aufgabe als erust und groß erkennen und ernst und gewissenhaft
an die Lösung derselben zu schreiten gewillt sind, desto mehr find wir verpflichtet reiflich zu
erwägen und zu würdigen auf welche Weise wir am sichersten eine gedeihliche Lösung der
Ausgabe erreichen, auf welche Weise wir die sorgsamste, reiflichste Würdigung, die
ruhigste und besonnenste, aber rückhaltloseste Erörterung der Sache zuwenden, auf
welchem Weg ich allein die höchste Garantie erblicke, um die gesammte Aufgabe zu
erfüllen. Daß die Berathungen des Reichsraths nur dann Erfolg versprechen wenn
sie auf Grundlage des durchgearbeiteten und gesicherteten Materials ersolgen, hat
die hohe Versammlung bereits durch ihren einstimmigen Beschluß, die Comitebera-
thung der Plenarberathung vorangehen zu lassen, anerkannt. Sobald dieß als fest-
stehend betrachtet werden muß, glaube ich, nach meiner unmaßgeblichen Ansicht
müsse es als weiterer leitender Gesichtspunkt und Grundsatz festgehalten werden daß
über die im Comite herrschende Thätigkeit (sey es Sammlung, Prüfung, Sichtung,
Zusammentragung des Materials u. s. w.), daß über diese Bienenthätigkeit, sage
ich, eine höherer, ein einheitlicher Gedanke herrschen, die ganze Arbeit durchdringen
und durchgeistigen sowie dafür gesorgt seyn müsse daß nicht in einzelnen Theilen
nach verschiedenen Grundsätzen und Meinungen, sondern von allen Theilen nach
denselben Grundsätzen und Grundlagen vorgegangen werde, auf daß nicht durch das
zufällige Ergebniß der wechselnden Majoritäten in den kleineren Comites das Er-
gebniß selbst ganz in Frage gestellt oder in einzelnen Theilen nach schroff gegenüber
stehenden Richtungen vorgegangen werde. Ich glaube ein solcher Mangel an Ueber-
einstimmung und Einheit und ein solches Auseinandergehen in verschiedenen Rich-
tungen dürfte unvermeidlich seyn, wenn der Mitglieder der Comites nur wenige
sind, wenn mehrere Specialcomites mit der Aufgabe betraut werden, die einzelnen
Theile des Budgets welche erst in ihrer Gränze den Staatshaushaltsvoranschlag
ausmachen, vorzuarbeiten und zu prüfen. Ohne Uebereinstimmung und inneren Zu-
sammenhang, ohne Gesammtüberblick der allgemeinen Finanzlage würden diese Special-
comites sich kaum über das trockene Ziffermaterial erheben, oder Gefahr laufen in ver-
schiedenen Richtungen auseinander zu gehen, und ein von so verschiedenem Geist eingege-


Zu dem Arndt-Denkmal ſind bis heute im
ganzen eingegangen 27,152 Thlr., darunter neuerdings 25 Friedrichsd’or
von dem Fürſten von Waldeck und Pyrmont. Mit der Ausführung des
Standbildes ſelbſt iſt der Bildhauer Rietſchl in Dresden betraut worden. —
Auch hier iſt eine Beitrittserklärung zu der in Heidelberg gegebenen Erklärung
gegen den hannoveriſchen Miniſter, jetzt Grafen v. Borries, veröffentlicht wor-
den; ſie iſt von einigen fünfzig Namen unterzeichnet, die zum bei weitem
größten Theil der Univerſität angehören: von Bluhme, Dahlmann, Sell, L.
Schmidt u. a. — Prof. Dr. Naſſe iſt zum ordentlichen Profeſſor der Staats-
wiſſenſchaften an der hieſigen Univerſität ernaunt worden.


Die Worte welche der Prinz-Regent in Kö-
nigsberg am Sonntag bei dem Diner im kgl. Schloſſe an die Verſammlung
richtete, waren nach der Pr. Z. ungefähr folgende: „Ich bin gewiß daß ich
die Gefühle aller ausdrücke, wenn ich vor allem dem König den Dank dar-
bringe für das große Werk deſſen Vollendung zu erreichen wir im Begriffe
ſtehen. Se. Majeſtät der König lebe hoch! Aber für mich will ich dieſes
Werkes gedenken, das begonnen und vollendet wurde durch die Liebe des Kö-
nigs für dieſe Provinz, das beſtimmt iſt deren Wohlfahrt zu heben, ſie mit
den übrigen Theilen der Monarchie und den entfernteſten Gränzen zu verbin-
den, die Provinz welche der Monarchie den Namen gegeben hat, welche in
trüben und guten Tagen in bewährter Treue und Opferwilligkeit hervorge-
leuchtet, welche in den Tagen der Prüfung im Jahre 1813 mit kriegsmuthiger
Erhebung fernen Zeiten ein Beiſpiel geworden. Der Empfang welcher mir in
der ganzen Provinz wie in dieſer Hauptſtadt geworden, hat mir Zeugniß ge-
geben daß dieſe alte preußiſche Geſinnung heute wie immer unverändert in
ihnen lebt. Es lebe die Provinz Preußen und ihre Hauptſtadt hoch!“ Am
Abend desſelben Tages hielt der Bürgermeiſter Bigork an den Prinz-Regenten
auf dem von der Stadt veranſtalteten Feſte eine Anrede, welche die Loyalität
der Stadt und der Provinz betheuerte und mit den Worten ſchloß: „Was ich
ſpreche ſind nur Worte, aber die Bethätigung der Geſinnungen die ſie aus-
drücken, wird nicht zurückbleiben, wenn Ew. k. Hoh. es gefallen ſollte den Ruf
an uns ergehen zu laſſen, wie Ihres hochſeligen Herrn Vaters Majeſtät im
Jahre 1813 an ſein Volk, in dem Rufe zu Ihnen und Seinem erhabenen
Hauſe zu ſtehen. Wir werden zu ihm ſtehen in der altpreußiſchen Treue
und Mannhaftigkeit, die ihren beſten Ausdruck in dem Rufe findet:
„Se. Majeſtät der König und Se. kgl. Hoheit der Prinz-Regent lebe hoch!“
Der Prinzregent erwiederte darauf etwa folgendes: „Er danke für die ſo eben aus-
geſprochenen Geſinnungen die ihm zu Herzen gedrungen ſeyen. Er habe Gelegen-
heit gehabt ſchon im Schloſſe es auszuſprechen, wie feſt er auf die Treue der
Provinz und ihrer Hauptſtadt an das angeſtammte Königshaus in allen ent-
ſcheidenden Augenblicken baue, die ſich auch durch die Hingebung an den König
ſo oft bewährt habe. Er wiſſe daß wenn ein Hohenzollern rufe, ſie ſich um
ihn ſchaaren würden wie um den hochſeligen König — daß dann wie damals
der Ruf gelten werde: „Mit Gott für König und Vaterland!“ Nach der
Zurückkunft von Eydtkuhnen am 5. beſichtigte der Prinz-Regent die Feſtungs-
werke, wohnte dann einem von der Kaufmannſchaft veranſtalteten Diner, und
dann dem Theater bei. Geſtern Früh um 7 Uhr verließ der Extrazug wieder
Königsberg. Die Rückreiſe hieher war von den gleichen feſtlichen Kundgebun-
gen begleitet wie die Hinreiſe.

Auf Befehl des Regenten werden vom nächſten Sonntag den 10 an in
allen Kirchen Preußens Gebete für die glückliche Entbindung der Prinzeſſin
Friedrich Wilhelm verrichtet werden.

Nachdem die Bibliothek Humboldts verkauft iſt, ſoll nunmehr am
16 Sept. d. J. auch deſſen übriger Nachlaß meiſtbietend verkauft werden,
und wird der Katalog in den nächſten Tagen erſcheinen.

Mehreren Blättern wird berichtet daß die franzöſiſche Regierung ganz
neuerdings ein beſonderes Rundſchreiben an ihre Vertreter an den deutſchen
Höfen erlaſſen habe, in welchem ſie, der letzten Kundgebung im Moniteur
entſprechend und geſtützt auf eine Reihe „thatſächlicher Belege,“ namentlich
Deutſchland gegenüber jeden Hintergedanken territorialer Machterweiterung
nochmals auf das beſtimmteſte und entſchiedenſte von ſich weist.

Oeſterreich.

Die verwittwete Kaiſerin
Karoline Auguſte wird am nächſten Samſtag von Berſenbeug zu längerm Auf-
enthalt in Salzburg eintreffen. — Endlich hat ſich auch bei uns die ſeit
vielen Wochen kalte und regneriſche Witterung zum beſſern gewendet, und
ſeit geſtern haben wir wolkenloſen ſonnigen Himmel. Die kalte Witterung
hatte wenigſtens das gute daß kein Ungeziefer, beſonders keine Maikäfer auf-
kommen konnten. Die Saatfelder ſtehen vortrefflich, das Korn prangt in
der ſchönſten Blüthe, ſowie die Obſtbäume einen reichen Ernteſegen ver-
ſprechen. — Der Fremdenzug beginnt lebhaft zu werden; ſchade daß die
Eiſenbahn noch nicht eröffnet iſt, da dieſelbe vorausſichtlich eine große Menge
Reiſender in unſer ſo reizendes Salzburg bringen wird. — Die Saiſon in
Wildbad-Gaftein verſpricht lebhaft zu werden. Die dortige Curliſte weist
bis zum 4 d. 120 Partien mit 194 Perſonen nach. Daſelbſt wurde die Tele-
graphenſtation auf die Dauer der Badeſaiſon eröffnet.


Der Erzherzog Neichsraths-Präſident eröffnete nach
dem Bericht der Wiener Z. die Sitzung des verſtärkten Reichsraths
vom 4 Jun. mit der folgenden Bemerkung: „Die von den HH. Grafen
Apponyi und Andráſſy in der vorigen Sitzung zur Präciſirung ihrer
Stellung im verſtärkten Reichsrath abgegebenen Erklärungen haben mehrere
HH. Reichsräthe aus verſchiedenen Kronländern veranlaßt mir den Wunſch
auszuſprechen auch über ihre Stellung in dieſer Verſammlung eine Erklärung
abgeben zu können, in welcher ſie dieſelbe gleichfalls präciſiren wollten. Bei
voller Würdigung der Beweggründe dieſer Wünſche glaubte ich doch daß da-
durch eine längere und möglicherweiſe aufreizende Discuſſion hätte herbei-
geführt werden können, und da die Beſtimmung dieſer hohen Verſammlung
dahin geht die Eintracht und Verbrüderung aller Stämme der Monarchie zu
befeſtigen, ſo glaubte ich die Herren erſuchen zu ſollen von dieſem Vorhaben
abzuſtehen. Indem ich die Verſammlung hievon in Kenntniß ſetze, ſpreche
ich zugleich meinen Dank für die Bereitwilligkeit aus mit welcher die betreffen-
den HH. Reichsräthe auf dieſes mein Erſuchen eingegangen ſind.“

Hierauf erklärte Biſchof Stroßmayer, aus ſehr gewichtigen Gründen Se.
kaiſ. Hoheit um die erforderliche Verſügung bitten zu müſſen daß unter den HH.
Reichsräthen, welche zu näherer Bezeichnung ihrer Stellung im verſtärkten Reichs-
rath das Wort zu ergreifen wünſchten, dieſes Vorhaben aber den ihnen kundgege-
benen höheren Rückſichten untergeordnet haben, auch ſein Name als Reichsrath für
Croatien ausdrücklich verzeichnet werde, welcher Bitte ſich die außerordentlichen
Reichsräthe v. Mocsonyi, Maager, Biſchof Maſchierevics und Biſchof
v. Schaguna gleichfalls anſchloſſen. Se. k. k. Hoh. der Reichsrathspräſident
erklärte: den Gegenſtand der heutigen Tagesordnung bilde die Berathung über das
Budget, und auf dieſes bezögen ſich die Vorlagen von welchen den HH. Reichs-
räthen Exemplare mitgetheilt worden ſeyen um davon Einſicht zu nehmen. Zu-
nächſt handle es ſich um die Frage: ob dieſe Angelegenheit einer Berathung in
pleno
zu unterziehen ſey, oder ob zu ſolchem Ende Comités gebildet werden ſollen;
worauf Se. k. k. Hoh. der Reichsrathspräſident diejenigen Herren welche glaubten
daß die Berathung in pleno ſtattfinden ſolle aufzuſtehen erſuchte. Nachdem ſich
niemand erhoben, und ſomit ſämmtliche Reichsräthe der Bildung von Comités zu-
geſtimmt hatten, ſo frage es ſich, fuhr Se. k. k. Hoh. fort, nun ferner darum auf
welche Art und wie viele derſelben zu bilden ſeyen, worüber der Reichsrathsprä-
ſident nunmehr die Discuſſion als eröffnet erklärte. Der außerordentliche Reichsrath
Graf Clam-Martinitz ergriff jetzt das Wort, und äußerte ſich wie folgt: „Wie
wir ſo eben vernommen, meine hochverehrten Herren, hat die hohe Staatsverwal-
tung einige Theile des Staatsvoranſchlags zur Vorlage gebracht, und dürften wohl
die fehlenden Stücke in kurzer Zeit nachfolgen. Mit dem Voranſchlag tritt die
bedeutendſte Aufgabe des Reichsraths an uns heran, jene Aufgabe welche Se. kaiſ.
Hoh. der durchlauchtigſte Hr. Präſident bei der erſten Zuſammentretung als die
größte und wichtigſte, und zwar als jene Aufgabe bezeichnete von deren glücklicher
Löſung das Wohl Oeſterreichs abhängt. Ich bin überzeugt daß jedem von uns, in
dieſem Augenblick wo wir uns anſchicken das Werk zu beginnen, das eigene Be-
wußtſeyn ſagt daß wir hier vor keiner kleinen Aufgabe ſtehen, daß wir jenes Feld
der Thätigkeit betreten auf welchem es in unſere Hände gelegt iſt das Vertrauen
Sr. apoſtoliſchen Maj. unſers Herrn und Kaiſers zu rechtfertigen, und die aller-
gnädigſt geäußerten Intentionen welche unſerer Berufung zu Grunde liegen zu ver-
wirklichen, um ſowohl den Erwartungen aller derer zu entſprechen denen das Wohl
des Vaterlandes am Herzen liegt, als auch jene Erwartungen zu erfüllen welche man
auf das glückliche Ergebniß und die Beendigung der Reichsrathsberathungen ſetzt.
Dieſes allgemeine Bewußtſeyn der Größe der Aufgabe entſpringt zunächſt wohl aus
dem täglich dringlicher werdenden Bedürfniß und Wunſch endlich einmal heraus-
zugelaugen aus dem peinlichen und beſorgnißerregenden Zuſtand der Zerrüttung
des Staatshanshalts, welche nach innen und außen die Kräfte des Staats lähmt,
und in unmittelbarer Rückwirkung auch die eigenſten Intereſſen jedes einzelnen be-
droht. Es wurzelt dieſes Bewußtſeyn auch in der Erkenntniß und Ueberzeugung
daß die Ziffern und Zahlen wohl nur die eine Seite der Frage, und nicht die
wichtigſte derſelben ſind, daß dieß eine Frage von überragender Bedeutung iſt, und
daß das Uebel wohl tiefer liegen müſſe, als daß es durch eine geringere oder größere
Sparſamkeit in dieſem oder jenem Detail und Reſſort allein beſeitigt werden könnte,
in ähnlicher Weiſe wie im Organismus des Einzelnen äußeres Siechthum nur das
Symptom eines tiefer liegenden und am Marke des Lebens zehrenden Uebels iſt.
Je mehr wir dieſe Aufgabe als eruſt und groß erkennen und ernſt und gewiſſenhaft
an die Löſung derſelben zu ſchreiten gewillt ſind, deſto mehr find wir verpflichtet reiflich zu
erwägen und zu würdigen auf welche Weiſe wir am ſicherſten eine gedeihliche Löſung der
Auſgabe erreichen, auf welche Weiſe wir die ſorgſamſte, reiflichſte Würdigung, die
ruhigſte und beſonnenſte, aber rückhaltloſeſte Erörterung der Sache zuwenden, auf
welchem Weg ich allein die höchſte Garantie erblicke, um die geſammte Aufgabe zu
erfüllen. Daß die Berathungen des Reichsraths nur dann Erfolg verſprechen wenn
ſie auf Grundlage des durchgearbeiteten und geſicherteten Materials erſolgen, hat
die hohe Verſammlung bereits durch ihren einſtimmigen Beſchluß, die Comitébera-
thung der Plenarberathung vorangehen zu laſſen, anerkannt. Sobald dieß als feſt-
ſtehend betrachtet werden muß, glaube ich, nach meiner unmaßgeblichen Anſicht
müſſe es als weiterer leitender Geſichtspunkt und Grundſatz feſtgehalten werden daß
über die im Comité herrſchende Thätigkeit (ſey es Sammlung, Prüfung, Sichtung,
Zuſammentragung des Materials u. ſ. w.), daß über dieſe Bienenthätigkeit, ſage
ich, eine höherer, ein einheitlicher Gedanke herrſchen, die ganze Arbeit durchdringen
und durchgeiſtigen ſowie dafür geſorgt ſeyn müſſe daß nicht in einzelnen Theilen
nach verſchiedenen Grundſätzen und Meinungen, ſondern von allen Theilen nach
denſelben Grundſätzen und Grundlagen vorgegangen werde, auf daß nicht durch das
zufällige Ergebniß der wechſelnden Majoritäten in den kleineren Comités das Er-
gebniß ſelbſt ganz in Frage geſtellt oder in einzelnen Theilen nach ſchroff gegenüber
ſtehenden Richtungen vorgegangen werde. Ich glaube ein ſolcher Mangel an Ueber-
einſtimmung und Einheit und ein ſolches Auseinandergehen in verſchiedenen Rich-
tungen dürfte unvermeidlich ſeyn, wenn der Mitglieder der Comités nur wenige
ſind, wenn mehrere Specialcomités mit der Aufgabe betraut werden, die einzelnen
Theile des Budgets welche erſt in ihrer Gränze den Staatshaushaltsvoranſchlag
ausmachen, vorzuarbeiten und zu prüfen. Ohne Uebereinſtimmung und inneren Zu-
ſammenhang, ohne Geſammtüberblick der allgemeinen Finanzlage würden dieſe Special-
comités ſich kaum über das trockene Ziffermaterial erheben, oder Gefahr laufen in ver-
ſchiedenen Richtungen auseinander zu gehen, und ein von ſo verſchiedenem Geiſt eingege-

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[2684/0004] * Bonn, 5 Jun. Zu dem Arndt-Denkmal ſind bis heute im ganzen eingegangen 27,152 Thlr., darunter neuerdings 25 Friedrichsd’or von dem Fürſten von Waldeck und Pyrmont. Mit der Ausführung des Standbildes ſelbſt iſt der Bildhauer Rietſchl in Dresden betraut worden. — Auch hier iſt eine Beitrittserklärung zu der in Heidelberg gegebenen Erklärung gegen den hannoveriſchen Miniſter, jetzt Grafen v. Borries, veröffentlicht wor- den; ſie iſt von einigen fünfzig Namen unterzeichnet, die zum bei weitem größten Theil der Univerſität angehören: von Bluhme, Dahlmann, Sell, L. Schmidt u. a. — Prof. Dr. Naſſe iſt zum ordentlichen Profeſſor der Staats- wiſſenſchaften an der hieſigen Univerſität ernaunt worden. Berlin, 7 Juni. Die Worte welche der Prinz-Regent in Kö- nigsberg am Sonntag bei dem Diner im kgl. Schloſſe an die Verſammlung richtete, waren nach der Pr. Z. ungefähr folgende: „Ich bin gewiß daß ich die Gefühle aller ausdrücke, wenn ich vor allem dem König den Dank dar- bringe für das große Werk deſſen Vollendung zu erreichen wir im Begriffe ſtehen. Se. Majeſtät der König lebe hoch! Aber für mich will ich dieſes Werkes gedenken, das begonnen und vollendet wurde durch die Liebe des Kö- nigs für dieſe Provinz, das beſtimmt iſt deren Wohlfahrt zu heben, ſie mit den übrigen Theilen der Monarchie und den entfernteſten Gränzen zu verbin- den, die Provinz welche der Monarchie den Namen gegeben hat, welche in trüben und guten Tagen in bewährter Treue und Opferwilligkeit hervorge- leuchtet, welche in den Tagen der Prüfung im Jahre 1813 mit kriegsmuthiger Erhebung fernen Zeiten ein Beiſpiel geworden. Der Empfang welcher mir in der ganzen Provinz wie in dieſer Hauptſtadt geworden, hat mir Zeugniß ge- geben daß dieſe alte preußiſche Geſinnung heute wie immer unverändert in ihnen lebt. Es lebe die Provinz Preußen und ihre Hauptſtadt hoch!“ Am Abend desſelben Tages hielt der Bürgermeiſter Bigork an den Prinz-Regenten auf dem von der Stadt veranſtalteten Feſte eine Anrede, welche die Loyalität der Stadt und der Provinz betheuerte und mit den Worten ſchloß: „Was ich ſpreche ſind nur Worte, aber die Bethätigung der Geſinnungen die ſie aus- drücken, wird nicht zurückbleiben, wenn Ew. k. Hoh. es gefallen ſollte den Ruf an uns ergehen zu laſſen, wie Ihres hochſeligen Herrn Vaters Majeſtät im Jahre 1813 an ſein Volk, in dem Rufe zu Ihnen und Seinem erhabenen Hauſe zu ſtehen. Wir werden zu ihm ſtehen in der altpreußiſchen Treue und Mannhaftigkeit, die ihren beſten Ausdruck in dem Rufe findet: „Se. Majeſtät der König und Se. kgl. Hoheit der Prinz-Regent lebe hoch!“ Der Prinzregent erwiederte darauf etwa folgendes: „Er danke für die ſo eben aus- geſprochenen Geſinnungen die ihm zu Herzen gedrungen ſeyen. Er habe Gelegen- heit gehabt ſchon im Schloſſe es auszuſprechen, wie feſt er auf die Treue der Provinz und ihrer Hauptſtadt an das angeſtammte Königshaus in allen ent- ſcheidenden Augenblicken baue, die ſich auch durch die Hingebung an den König ſo oft bewährt habe. Er wiſſe daß wenn ein Hohenzollern rufe, ſie ſich um ihn ſchaaren würden wie um den hochſeligen König — daß dann wie damals der Ruf gelten werde: „Mit Gott für König und Vaterland!“ Nach der Zurückkunft von Eydtkuhnen am 5. beſichtigte der Prinz-Regent die Feſtungs- werke, wohnte dann einem von der Kaufmannſchaft veranſtalteten Diner, und dann dem Theater bei. Geſtern Früh um 7 Uhr verließ der Extrazug wieder Königsberg. Die Rückreiſe hieher war von den gleichen feſtlichen Kundgebun- gen begleitet wie die Hinreiſe. Auf Befehl des Regenten werden vom nächſten Sonntag den 10 an in allen Kirchen Preußens Gebete für die glückliche Entbindung der Prinzeſſin Friedrich Wilhelm verrichtet werden. Nachdem die Bibliothek Humboldts verkauft iſt, ſoll nunmehr am 16 Sept. d. J. auch deſſen übriger Nachlaß meiſtbietend verkauft werden, und wird der Katalog in den nächſten Tagen erſcheinen. Mehreren Blättern wird berichtet daß die franzöſiſche Regierung ganz neuerdings ein beſonderes Rundſchreiben an ihre Vertreter an den deutſchen Höfen erlaſſen habe, in welchem ſie, der letzten Kundgebung im Moniteur entſprechend und geſtützt auf eine Reihe „thatſächlicher Belege,“ namentlich Deutſchland gegenüber jeden Hintergedanken territorialer Machterweiterung nochmals auf das beſtimmteſte und entſchiedenſte von ſich weist. Oeſterreich. * Salzburg, 6 Jun. Die verwittwete Kaiſerin Karoline Auguſte wird am nächſten Samſtag von Berſenbeug zu längerm Auf- enthalt in Salzburg eintreffen. — Endlich hat ſich auch bei uns die ſeit vielen Wochen kalte und regneriſche Witterung zum beſſern gewendet, und ſeit geſtern haben wir wolkenloſen ſonnigen Himmel. Die kalte Witterung hatte wenigſtens das gute daß kein Ungeziefer, beſonders keine Maikäfer auf- kommen konnten. Die Saatfelder ſtehen vortrefflich, das Korn prangt in der ſchönſten Blüthe, ſowie die Obſtbäume einen reichen Ernteſegen ver- ſprechen. — Der Fremdenzug beginnt lebhaft zu werden; ſchade daß die Eiſenbahn noch nicht eröffnet iſt, da dieſelbe vorausſichtlich eine große Menge Reiſender in unſer ſo reizendes Salzburg bringen wird. — Die Saiſon in Wildbad-Gaftein verſpricht lebhaft zu werden. Die dortige Curliſte weist bis zum 4 d. 120 Partien mit 194 Perſonen nach. Daſelbſt wurde die Tele- graphenſtation auf die Dauer der Badeſaiſon eröffnet. Wien. Der Erzherzog Neichsraths-Präſident eröffnete nach dem Bericht der Wiener Z. die Sitzung des verſtärkten Reichsraths vom 4 Jun. mit der folgenden Bemerkung: „Die von den HH. Grafen Apponyi und Andráſſy in der vorigen Sitzung zur Präciſirung ihrer Stellung im verſtärkten Reichsrath abgegebenen Erklärungen haben mehrere HH. Reichsräthe aus verſchiedenen Kronländern veranlaßt mir den Wunſch auszuſprechen auch über ihre Stellung in dieſer Verſammlung eine Erklärung abgeben zu können, in welcher ſie dieſelbe gleichfalls präciſiren wollten. Bei voller Würdigung der Beweggründe dieſer Wünſche glaubte ich doch daß da- durch eine längere und möglicherweiſe aufreizende Discuſſion hätte herbei- geführt werden können, und da die Beſtimmung dieſer hohen Verſammlung dahin geht die Eintracht und Verbrüderung aller Stämme der Monarchie zu befeſtigen, ſo glaubte ich die Herren erſuchen zu ſollen von dieſem Vorhaben abzuſtehen. Indem ich die Verſammlung hievon in Kenntniß ſetze, ſpreche ich zugleich meinen Dank für die Bereitwilligkeit aus mit welcher die betreffen- den HH. Reichsräthe auf dieſes mein Erſuchen eingegangen ſind.“ Hierauf erklärte Biſchof Stroßmayer, aus ſehr gewichtigen Gründen Se. kaiſ. Hoheit um die erforderliche Verſügung bitten zu müſſen daß unter den HH. Reichsräthen, welche zu näherer Bezeichnung ihrer Stellung im verſtärkten Reichs- rath das Wort zu ergreifen wünſchten, dieſes Vorhaben aber den ihnen kundgege- benen höheren Rückſichten untergeordnet haben, auch ſein Name als Reichsrath für Croatien ausdrücklich verzeichnet werde, welcher Bitte ſich die außerordentlichen Reichsräthe v. Mocsonyi, Maager, Biſchof Maſchierevics und Biſchof v. Schaguna gleichfalls anſchloſſen. Se. k. k. Hoh. der Reichsrathspräſident erklärte: den Gegenſtand der heutigen Tagesordnung bilde die Berathung über das Budget, und auf dieſes bezögen ſich die Vorlagen von welchen den HH. Reichs- räthen Exemplare mitgetheilt worden ſeyen um davon Einſicht zu nehmen. Zu- nächſt handle es ſich um die Frage: ob dieſe Angelegenheit einer Berathung in pleno zu unterziehen ſey, oder ob zu ſolchem Ende Comités gebildet werden ſollen; worauf Se. k. k. Hoh. der Reichsrathspräſident diejenigen Herren welche glaubten daß die Berathung in pleno ſtattfinden ſolle aufzuſtehen erſuchte. Nachdem ſich niemand erhoben, und ſomit ſämmtliche Reichsräthe der Bildung von Comités zu- geſtimmt hatten, ſo frage es ſich, fuhr Se. k. k. Hoh. fort, nun ferner darum auf welche Art und wie viele derſelben zu bilden ſeyen, worüber der Reichsrathsprä- ſident nunmehr die Discuſſion als eröffnet erklärte. Der außerordentliche Reichsrath Graf Clam-Martinitz ergriff jetzt das Wort, und äußerte ſich wie folgt: „Wie wir ſo eben vernommen, meine hochverehrten Herren, hat die hohe Staatsverwal- tung einige Theile des Staatsvoranſchlags zur Vorlage gebracht, und dürften wohl die fehlenden Stücke in kurzer Zeit nachfolgen. Mit dem Voranſchlag tritt die bedeutendſte Aufgabe des Reichsraths an uns heran, jene Aufgabe welche Se. kaiſ. Hoh. der durchlauchtigſte Hr. Präſident bei der erſten Zuſammentretung als die größte und wichtigſte, und zwar als jene Aufgabe bezeichnete von deren glücklicher Löſung das Wohl Oeſterreichs abhängt. Ich bin überzeugt daß jedem von uns, in dieſem Augenblick wo wir uns anſchicken das Werk zu beginnen, das eigene Be- wußtſeyn ſagt daß wir hier vor keiner kleinen Aufgabe ſtehen, daß wir jenes Feld der Thätigkeit betreten auf welchem es in unſere Hände gelegt iſt das Vertrauen Sr. apoſtoliſchen Maj. unſers Herrn und Kaiſers zu rechtfertigen, und die aller- gnädigſt geäußerten Intentionen welche unſerer Berufung zu Grunde liegen zu ver- wirklichen, um ſowohl den Erwartungen aller derer zu entſprechen denen das Wohl des Vaterlandes am Herzen liegt, als auch jene Erwartungen zu erfüllen welche man auf das glückliche Ergebniß und die Beendigung der Reichsrathsberathungen ſetzt. Dieſes allgemeine Bewußtſeyn der Größe der Aufgabe entſpringt zunächſt wohl aus dem täglich dringlicher werdenden Bedürfniß und Wunſch endlich einmal heraus- zugelaugen aus dem peinlichen und beſorgnißerregenden Zuſtand der Zerrüttung des Staatshanshalts, welche nach innen und außen die Kräfte des Staats lähmt, und in unmittelbarer Rückwirkung auch die eigenſten Intereſſen jedes einzelnen be- droht. Es wurzelt dieſes Bewußtſeyn auch in der Erkenntniß und Ueberzeugung daß die Ziffern und Zahlen wohl nur die eine Seite der Frage, und nicht die wichtigſte derſelben ſind, daß dieß eine Frage von überragender Bedeutung iſt, und daß das Uebel wohl tiefer liegen müſſe, als daß es durch eine geringere oder größere Sparſamkeit in dieſem oder jenem Detail und Reſſort allein beſeitigt werden könnte, in ähnlicher Weiſe wie im Organismus des Einzelnen äußeres Siechthum nur das Symptom eines tiefer liegenden und am Marke des Lebens zehrenden Uebels iſt. Je mehr wir dieſe Aufgabe als eruſt und groß erkennen und ernſt und gewiſſenhaft an die Löſung derſelben zu ſchreiten gewillt ſind, deſto mehr find wir verpflichtet reiflich zu erwägen und zu würdigen auf welche Weiſe wir am ſicherſten eine gedeihliche Löſung der Auſgabe erreichen, auf welche Weiſe wir die ſorgſamſte, reiflichſte Würdigung, die ruhigſte und beſonnenſte, aber rückhaltloſeſte Erörterung der Sache zuwenden, auf welchem Weg ich allein die höchſte Garantie erblicke, um die geſammte Aufgabe zu erfüllen. Daß die Berathungen des Reichsraths nur dann Erfolg verſprechen wenn ſie auf Grundlage des durchgearbeiteten und geſicherteten Materials erſolgen, hat die hohe Verſammlung bereits durch ihren einſtimmigen Beſchluß, die Comitébera- thung der Plenarberathung vorangehen zu laſſen, anerkannt. Sobald dieß als feſt- ſtehend betrachtet werden muß, glaube ich, nach meiner unmaßgeblichen Anſicht müſſe es als weiterer leitender Geſichtspunkt und Grundſatz feſtgehalten werden daß über die im Comité herrſchende Thätigkeit (ſey es Sammlung, Prüfung, Sichtung, Zuſammentragung des Materials u. ſ. w.), daß über dieſe Bienenthätigkeit, ſage ich, eine höherer, ein einheitlicher Gedanke herrſchen, die ganze Arbeit durchdringen und durchgeiſtigen ſowie dafür geſorgt ſeyn müſſe daß nicht in einzelnen Theilen nach verſchiedenen Grundſätzen und Meinungen, ſondern von allen Theilen nach denſelben Grundſätzen und Grundlagen vorgegangen werde, auf daß nicht durch das zufällige Ergebniß der wechſelnden Majoritäten in den kleineren Comités das Er- gebniß ſelbſt ganz in Frage geſtellt oder in einzelnen Theilen nach ſchroff gegenüber ſtehenden Richtungen vorgegangen werde. Ich glaube ein ſolcher Mangel an Ueber- einſtimmung und Einheit und ein ſolches Auseinandergehen in verſchiedenen Rich- tungen dürfte unvermeidlich ſeyn, wenn der Mitglieder der Comités nur wenige ſind, wenn mehrere Specialcomités mit der Aufgabe betraut werden, die einzelnen Theile des Budgets welche erſt in ihrer Gränze den Staatshaushaltsvoranſchlag ausmachen, vorzuarbeiten und zu prüfen. Ohne Uebereinſtimmung und inneren Zu- ſammenhang, ohne Geſammtüberblick der allgemeinen Finanzlage würden dieſe Special- comités ſich kaum über das trockene Ziffermaterial erheben, oder Gefahr laufen in ver- ſchiedenen Richtungen auseinander zu gehen, und ein von ſo verſchiedenem Geiſt eingege-

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-02-11T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 161, 9. Juni 1860, S. 2684. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine161_1860/4>, abgerufen am 21.11.2024.