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Allgemeine Zeitung, Nr. 165, 13. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] tische Verkehr ist natürlich ein sehr lebhafter. Sir Henry Bulwer hat wiederum
eine Privataudienz beim Sultan gehabt. Auch der Frhr. v. Prokesch, dessen
Urlaubsreise verschoben ist, hatte vorgestern eine lange Unterredung mit dem
Großwestr.

Ostindien.

(Examiner.) Nach den letzten Berichten aus Indien scheinen Hr.
James Wilson und seine Freunde, bei ihrem Versuch seine drei furcht-
baren Steuern -- furchtbar wegen ihrer Neuheit, ihrer Schwere und ihrer
Gefahr -- am Ende ihres Witzes angelangt zu seyn. Die Veröffentlichung
der Berichte (minutes) des Sir Charles Trevelyan und seiner Collegen in
Madras war eine Handlung schreiender Insubordination, und insofern zu
verdammen, ohne Zweifel; doch liegt in feiner Stellung einiges was sein
Vergehen in milderem Licht erscheinen läßt. Als ein gründlicher Kenner In-
diens sah er das gefährliche solcher drückenden Finanzmaßregeln, und aus
langer Erfahrung wußte er zugleich wie gänzlich erfolglos vertrauliche Ge-
genvorstellungen gegen einen Regierungsbeschluß sind, wenn sie nicht von
der öffentlichen Meinung unterstützt werden. Daher seine Auflehnung.
Was den Wilson'schen Finanzplan betrifft, so hat bis jetzt, soviel wir wis-
sen, keine einzige amtliche Autorität ein Wort zur Rechtfertigung desselben
vorgebracht. Der Generalstatthalter war 1500 engl. Meilen von Calcutta
entfernt, und von den übrigen zehn Mitgliedern des legislativen Conseils
hat, wenigstens nach allem was zur öffentlichen Kunde gelangt ist, keiner
ein Wort oder einen Satz zu Gunsten des Plans gesprochen oder geschrieben.
Von den zwölf Gliedern des in London sitzenden indischen Conseils (Home
council,
das bekanntlich an die Stelle des Directorenhofs getreten ist) ist
notorisch jedes den Wilson'schen Ansichten feindselig. Zudem hat der bis-
herige Statthalter von Bombay, Lord Elphinstone, welcher vormals auch
die Präsidentschaft Madras gouvernirte, eine meisterhaft abgefaßte Verwah-
rung gegen die zwei schlimmsten der Wilson'schen Steuern, die Einkommen-
und die Tabaksteuer, zu den Acten gegeben. In der That, jeder Kenner
Indiens der im Lande selbst Erfahrungen gesammelt hat, erklärt den Plan
für ein gefährliches Experiment. Der Hauptsatz auf dem Hr. Wilson reitet
ist die Nothwendigkeit neuer Steuern, gegenüber der Ansicht des Statthal-
ters und Conseils von Madras daß Ausgabenbeschränkung ohne neue
Besteuerung zur Wiederherstellung der indischen Finanzen ausreiche. Wir
unsererseits stimmen ganz der Ansicht Trevelyans bei. In seiner wort-
reichen und sehr oberflächlichen Antwort auf den Angriff des Statthalters
von Madras sagte Hr. Wilson vor den Mitgliedern des obersten legislativen
Raths, die alle wie er selbst mit unsinnig hohen Salarien bedacht sind: ""Nun,
ich denke die Ausstellungen gegen den Civil-Etat unserer Ausgaben mit weni-
gen Worten abfertigen zu können. Ich habe noch von keiner Seite gehört daß
unsere Civilausgaben im ganzen eine Verminderung ertragen würden. Es
läßt sich da und dort etwas bessern aber eine Reduction läßt sich nicht vor-
nehmen."" Gewiß, das ist mehr kaltblütig und naiv als richtig. Als Hr.
Wilson noch im brittischen Parlament saß und Secretär der Schatzkammer
war, da hörte er eine Anzahl Mitglieder desselben Cabinets unter welchem
er diente offen und bestimmt zu wiederholtenmalen erklären daß die indischen
Beamtengehalte "extravagant" seyen, und auf das Niveau der entsprechenden
Beamten in den Colonien herabgesetzt werden sollten, und damals wagte
weder er noch sonst jemand ein Wort zur Vertheidigung dieses Mißbrauchs zu
sagen. Zehn Mitglieder desselben legislativen Raths in Calcutta zu welchem
er selbst gehört, theilen unter sich ein jährliches Einkommen von 66,000 Pf.
St. (792,000 fl.)! Ein Drittel dieser Summe würde jedem dieser Herren
noch ein Salar von 2300 Pf. St. lassen -- eine hübsche Pension nach einer
sehr mäßigen Dienstzeit ist ihnen ohnehin sicher -- und dieses Einkommen
wäre noch immer viel höher als die Besoldung für ähnliche Dienste in unsern
Colonien. So ließen sich an jenen zehn Gehalten allein 43,000 Pf. St.
jährlich ersparen. Nun zur Armee! Die europäische Streitmacht, mit
welcher wir eigentlich unsere Herrschaft über 200 Millionen Inder behaupten,
bestand vor der Rebellion aus ungefähr 45,000 Mann, und es war noth-
wendig sie um etliche 40,000 Mann zu vermehren, oder sie nahebei zu ver-
doppeln. Da hätte man denn eine entsprechende Reduction der eingebornen
Armee erwarten sollen, die sich empört und dadurch jene Vermehrung nöthig
gemacht hatte. Keineswegs! Die bengalische Armee -- welche fast in ihrer
Gesammtheit revoltirt hatte, und deßwegen aufgelöst wurde -- ist in diesem
Augenblick nicht bloß ebenso zahlreich, sondern sogar noch zahlreicher als die
welche gemeutert, und deren Bewältigung, außer so vielem Blut und Elend,
40 Millionen Pf. St. kostete. Die Armee von Bombay zählt jetzt keinen
Mann weniger als vor der Rebellion, und die Armee von Madras ist zahl-
reicher um nicht weniger als 5 Regimenter, welche zur Unterdrückung des
Aufstands der bengalischen Truppen angeworben wurden. Die ganze indische
Armee vor der Rebellion kostete ungefähr 12 Millionen Pf. St., und jetzt
kostet sie 5 Millionen mehr. Vorher war das ganze indobrittische Heer
260,000 Mann stark, und jetzt ist es mindestens ebenso stark. Kann da ein
[Spaltenumbruch] Mensch von gesunden Sinnen behaupten daß an den Ausgaben für diese mon-
strose Streitmacht, welche aufrecht erhalten wird als gälte es eine neue Rebellion
auszubrüten, nicht eine sehr große Reduction thunlich wäre? Von den ein-
gebornen Truppen werden nicht weniger als 30,000 Mann fortwährend dazu
verwendet Geldtransporte zu escortiren, und Hrn. Wilsons unsinnige Be-
vorzugung einer Silber- vor einer Goldwährung, worin er mit der Erfahrung
von England und Amerika, so wie mit der Ansicht unserer besten National-
ökonomen im Widerspruch ist, nöthigt zur Beibehaltung dieser barbarischen
und unfruchtbaren Ausgabe. Aber, außer den Ersparungen im Militär-
wesen, wozu ein so weites Feld offen läge, wird das natürliche Wachsthum
der ordentlichen Staatseinkünfte in Friedenszeit die Mittel zur Ausgleichung
der Einnahmen und Ausgaben beträchtlich vermehren helfen, und die Er-
fahrung der letzten Jahre rechtfertigt diese Annahme. Im Jahr 1855/56,
dem letzten vollständigen Jahr vor der Rebellion, betrug das Einkommen in
runder Summe 32 Millionen Pf. St., und im Jahr 1858/59 war es auf beinahe
38 Millionen gestiegen; die Vorausschätzung für 1859/60 ist noch höher. In
den sieben Jahren von 1852 bis 1858 war die Opium-Revenue allein von weit
unter 4 Mill. auf mehr als 6 Mill. gestiegen, und diese Einnahme, welche Hr.
Wilson als eine "ungewisse" bezeichnet, hat fortwährend zugenommen, gleich-
viel ob wir mit den Chinesen, die das Opium kaufen, im Krieg oder im
Frieden waren. Hr. Wilson hätte sich über diese Materie, wie über viele
andere, besser unterrichten sollen... Wir warnen die Regierung daß seine
Projecte höchst gefahrvoll sind. Sie waren kaum bekannt geworden, so gab
es auf die Einführung einer einzigen neuen Steuer einen ernstlichen Krawall
in dem entlegenen Pendschab (in der Stadt Peschawer), wo wir unsere Macht
für höchst wohlbefestigt und populär hielten; und zwar standen an der Spitze
derselben einige Häuptlinge die eben erst vom Generalstatthalter belobt wor-
den waren.

Die neueste ostindische Post trägt sich mit manchen besorglichen Ge-
rüchten. In Delhi hatte die schwierige Stimmung der, größtentheils
mohammedanischen, Bevölkerung ungewöhnliche Vorsichtsmaßregeln nöthig
gemacht. Die Zugbrücken der Citadelle werden Nachts aufgezogen, Kanonen
sind gegen die Hauptstraßen gerichtet, und Patrouillen durchstreifen die Stadt.
Die Mohammedaner haben viel von ihrer frühern Dreistigkeit wieder ange-
nommen, und erlauben sich namentlich die europäischen Einwohner in den
Straßen auszuzischen. Auch soll wieder ein mystisches Symbol im Lande
circuliren, namentlich in Gwalior. Dießmal ist es ein irdener Topf der von
Dorf zu Dorf geht, wie die bekannten Tschupatties (Kuchen) vor der großen
Menterei; jeder dem der Topf zukommt, läßt etwas darein fallen, eine kleine
Münze, ein Steinchen u. dgl. Daneben brauchen die Fakirs und ähnliche
Vagabunden ihren alten Kunstgriff allerlei Märchen zum Nachtheil der brit-
tischen Regierung zu erfinden, und dieses Uebel soll besonders im Pendschab
in der Zunahme seyn, trotzdem daß alle auf der That ertappten tüchtig durch-
gepeitscht werden. Daß die Engländer unlängst in Delhi vermüßigt
waren einen "wieder aufgestandenen Propheten" zu hängen, wurde schon
erwähnt. -- In den Indigo-Bezirken Nieder-Bengalens dauerte die
Widersetzlichkeit der Rajots fort. Sie haben offenbar eine gewisse Organisation,
und ihre Rädelsführer und Aufhetzer sind Zemindare die in Calcutta wohnen.
Indessen hofft man guten Erfolg von der niedergesetzten Commission welche
das ganze Rechtsverhältniß zwischen den Pflanzern und den Bauern genau
prüfen soll, um beiden Theilen gerecht zu werden. -- Gegen den, etwa
15,000 Männer zählenden, räuberischen Gebirgsstamm der Wusireis, oder
näher bezeichnet Wusirei-Mahsuds, an der Gränze des Bezirks Dehra-Ismail-
Chan, wurde vom Pendschab aus eine größere Expedition unter Brigadier
Chamberlain vorbereitet, indem man ihre neuliche Züchtigung nicht genügend
gefunden hat. Man hofft bei der Gelegenheit eine nähere Kenntniß ihres
bis jetzt wenig bekannten Berglandes zu gewinnen. Bei dem neulichen kleinen
Streifzug soll Oberst Lumsden, der ihn führte, durch einen Ueberfall der
verwegenen Bursche 200 Mann verloren haben; doch gelang es ihm
dann sie zurückzuschlagen. -- Lord Elphinstone, der abgetretene Governor
der Präsidentschaft Bombay, war in dieser Stellung sehr populär, und
nimmt gute Meinungen der Hindus nach England mit. Er ist mittler-
weile ein alter Knabe geworden, und wird in London nicht mehr gefährlich
seyn. Seinem Amtsnachfolger, Sir George Russell Clerk, geht ein guter
Ruf voran. -- Den Truppen die den letzten Feldzug in Persien mitgemacht, ist
jetzt endlich eine halbjährige Batta (Feldzulage) ausgezahlt worden. -- Lord
Canning hatte Simlah am 7 Mai verlassen, und gedachte bis zum 21 des-
selben Monats in Calcutta einzutreffen. -- Die Cholera grassirt fast auf
allen Punkten Indiens, und rafft auch viele Europäer hin. Sie ist seit
Jahren nicht so bösartig aufgetreten.

Nach dem Globe hat die brittische Admiralität die Nachricht erhalten
daß alle im November von England abgegangenen Kanonenboote, nämlich
Graßhopper, Havoc, Bonncer, Weazel, Hardy, Cockchafer, Flamer und
Snap, glücklich in Singapur eingetroffen sind.



Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung.

[Spaltenumbruch] tiſche Verkehr iſt natürlich ein ſehr lebhafter. Sir Henry Bulwer hat wiederum
eine Privataudienz beim Sultan gehabt. Auch der Frhr. v. Prokeſch, deſſen
Urlaubsreiſe verſchoben iſt, hatte vorgeſtern eine lange Unterredung mit dem
Großweſtr.

Oſtindien.

(Examiner.) Nach den letzten Berichten aus Indien ſcheinen Hr.
James Wilſon und ſeine Freunde, bei ihrem Verſuch ſeine drei furcht-
baren Steuern — furchtbar wegen ihrer Neuheit, ihrer Schwere und ihrer
Gefahr — am Ende ihres Witzes angelangt zu ſeyn. Die Veröffentlichung
der Berichte (minutes) des Sir Charles Trevelyan und ſeiner Collegen in
Madras war eine Handlung ſchreiender Inſubordination, und inſofern zu
verdammen, ohne Zweifel; doch liegt in feiner Stellung einiges was ſein
Vergehen in milderem Licht erſcheinen läßt. Als ein gründlicher Kenner In-
diens ſah er das gefährliche ſolcher drückenden Finanzmaßregeln, und aus
langer Erfahrung wußte er zugleich wie gänzlich erfolglos vertrauliche Ge-
genvorſtellungen gegen einen Regierungsbeſchluß ſind, wenn ſie nicht von
der öffentlichen Meinung unterſtützt werden. Daher ſeine Auflehnung.
Was den Wilſon’ſchen Finanzplan betrifft, ſo hat bis jetzt, ſoviel wir wiſ-
ſen, keine einzige amtliche Autorität ein Wort zur Rechtfertigung desſelben
vorgebracht. Der Generalſtatthalter war 1500 engl. Meilen von Calcutta
entfernt, und von den übrigen zehn Mitgliedern des legislativen Conſeils
hat, wenigſtens nach allem was zur öffentlichen Kunde gelangt iſt, keiner
ein Wort oder einen Satz zu Gunſten des Plans geſprochen oder geſchrieben.
Von den zwölf Gliedern des in London ſitzenden indiſchen Conſeils (Home
council,
das bekanntlich an die Stelle des Directorenhofs getreten iſt) iſt
notoriſch jedes den Wilſon’ſchen Anſichten feindſelig. Zudem hat der bis-
herige Statthalter von Bombay, Lord Elphinſtone, welcher vormals auch
die Präſidentſchaft Madras gouvernirte, eine meiſterhaft abgefaßte Verwah-
rung gegen die zwei ſchlimmſten der Wilſon’ſchen Steuern, die Einkommen-
und die Tabakſteuer, zu den Acten gegeben. In der That, jeder Kenner
Indiens der im Lande ſelbſt Erfahrungen geſammelt hat, erklärt den Plan
für ein gefährliches Experiment. Der Hauptſatz auf dem Hr. Wilſon reitet
iſt die Nothwendigkeit neuer Steuern, gegenüber der Anſicht des Statthal-
ters und Conſeils von Madras daß Ausgabenbeſchränkung ohne neue
Beſteuerung zur Wiederherſtellung der indiſchen Finanzen ausreiche. Wir
unſererſeits ſtimmen ganz der Anſicht Trevelyans bei. In ſeiner wort-
reichen und ſehr oberflächlichen Antwort auf den Angriff des Statthalters
von Madras ſagte Hr. Wilſon vor den Mitgliedern des oberſten legislativen
Raths, die alle wie er ſelbſt mit unſinnig hohen Salarien bedacht ſind: „„Nun,
ich denke die Ausſtellungen gegen den Civil-Etat unſerer Ausgaben mit weni-
gen Worten abfertigen zu können. Ich habe noch von keiner Seite gehört daß
unſere Civilausgaben im ganzen eine Verminderung ertragen würden. Es
läßt ſich da und dort etwas beſſern aber eine Reduction läßt ſich nicht vor-
nehmen.““ Gewiß, das iſt mehr kaltblütig und naiv als richtig. Als Hr.
Wilſon noch im brittiſchen Parlament ſaß und Secretär der Schatzkammer
war, da hörte er eine Anzahl Mitglieder desſelben Cabinets unter welchem
er diente offen und beſtimmt zu wiederholtenmalen erklären daß die indiſchen
Beamtengehalte „extravagant“ ſeyen, und auf das Niveau der entſprechenden
Beamten in den Colonien herabgeſetzt werden ſollten, und damals wagte
weder er noch ſonſt jemand ein Wort zur Vertheidigung dieſes Mißbrauchs zu
ſagen. Zehn Mitglieder desſelben legislativen Raths in Calcutta zu welchem
er ſelbſt gehört, theilen unter ſich ein jährliches Einkommen von 66,000 Pf.
St. (792,000 fl.)! Ein Drittel dieſer Summe würde jedem dieſer Herren
noch ein Salar von 2300 Pf. St. laſſen — eine hübſche Penſion nach einer
ſehr mäßigen Dienſtzeit iſt ihnen ohnehin ſicher — und dieſes Einkommen
wäre noch immer viel höher als die Beſoldung für ähnliche Dienſte in unſern
Colonien. So ließen ſich an jenen zehn Gehalten allein 43,000 Pf. St.
jährlich erſparen. Nun zur Armee! Die europäiſche Streitmacht, mit
welcher wir eigentlich unſere Herrſchaft über 200 Millionen Inder behaupten,
beſtand vor der Rebellion aus ungefähr 45,000 Mann, und es war noth-
wendig ſie um etliche 40,000 Mann zu vermehren, oder ſie nahebei zu ver-
doppeln. Da hätte man denn eine entſprechende Reduction der eingebornen
Armee erwarten ſollen, die ſich empört und dadurch jene Vermehrung nöthig
gemacht hatte. Keineswegs! Die bengaliſche Armee — welche faſt in ihrer
Geſammtheit revoltirt hatte, und deßwegen aufgelöst wurde — iſt in dieſem
Augenblick nicht bloß ebenſo zahlreich, ſondern ſogar noch zahlreicher als die
welche gemeutert, und deren Bewältigung, außer ſo vielem Blut und Elend,
40 Millionen Pf. St. koſtete. Die Armee von Bombay zählt jetzt keinen
Mann weniger als vor der Rebellion, und die Armee von Madras iſt zahl-
reicher um nicht weniger als 5 Regimenter, welche zur Unterdrückung des
Aufſtands der bengaliſchen Truppen angeworben wurden. Die ganze indiſche
Armee vor der Rebellion koſtete ungefähr 12 Millionen Pf. St., und jetzt
koſtet ſie 5 Millionen mehr. Vorher war das ganze indobrittiſche Heer
260,000 Mann ſtark, und jetzt iſt es mindeſtens ebenſo ſtark. Kann da ein
[Spaltenumbruch] Menſch von geſunden Sinnen behaupten daß an den Ausgaben für dieſe mon-
ſtroſe Streitmacht, welche aufrecht erhalten wird als gälte es eine neue Rebellion
auszubrüten, nicht eine ſehr große Reduction thunlich wäre? Von den ein-
gebornen Truppen werden nicht weniger als 30,000 Mann fortwährend dazu
verwendet Geldtransporte zu escortiren, und Hrn. Wilſons unſinnige Be-
vorzugung einer Silber- vor einer Goldwährung, worin er mit der Erfahrung
von England und Amerika, ſo wie mit der Anſicht unſerer beſten National-
ökonomen im Widerſpruch iſt, nöthigt zur Beibehaltung dieſer barbariſchen
und unfruchtbaren Ausgabe. Aber, außer den Erſparungen im Militär-
weſen, wozu ein ſo weites Feld offen läge, wird das natürliche Wachsthum
der ordentlichen Staatseinkünfte in Friedenszeit die Mittel zur Ausgleichung
der Einnahmen und Ausgaben beträchtlich vermehren helfen, und die Er-
fahrung der letzten Jahre rechtfertigt dieſe Annahme. Im Jahr 1855/56,
dem letzten vollſtändigen Jahr vor der Rebellion, betrug das Einkommen in
runder Summe 32 Millionen Pf. St., und im Jahr 1858/59 war es auf beinahe
38 Millionen geſtiegen; die Vorausſchätzung für 1859/60 iſt noch höher. In
den ſieben Jahren von 1852 bis 1858 war die Opium-Revenue allein von weit
unter 4 Mill. auf mehr als 6 Mill. geſtiegen, und dieſe Einnahme, welche Hr.
Wilſon als eine „ungewiſſe“ bezeichnet, hat fortwährend zugenommen, gleich-
viel ob wir mit den Chineſen, die das Opium kaufen, im Krieg oder im
Frieden waren. Hr. Wilſon hätte ſich über dieſe Materie, wie über viele
andere, beſſer unterrichten ſollen... Wir warnen die Regierung daß ſeine
Projecte höchſt gefahrvoll ſind. Sie waren kaum bekannt geworden, ſo gab
es auf die Einführung einer einzigen neuen Steuer einen ernſtlichen Krawall
in dem entlegenen Pendſchab (in der Stadt Peſchawer), wo wir unſere Macht
für höchſt wohlbefeſtigt und populär hielten; und zwar ſtanden an der Spitze
derſelben einige Häuptlinge die eben erſt vom Generalſtatthalter belobt wor-
den waren.

Die neueſte oſtindiſche Poſt trägt ſich mit manchen beſorglichen Ge-
rüchten. In Delhi hatte die ſchwierige Stimmung der, größtentheils
mohammedaniſchen, Bevölkerung ungewöhnliche Vorſichtsmaßregeln nöthig
gemacht. Die Zugbrücken der Citadelle werden Nachts aufgezogen, Kanonen
ſind gegen die Hauptſtraßen gerichtet, und Patrouillen durchſtreifen die Stadt.
Die Mohammedaner haben viel von ihrer frühern Dreiſtigkeit wieder ange-
nommen, und erlauben ſich namentlich die europäiſchen Einwohner in den
Straßen auszuziſchen. Auch ſoll wieder ein myſtiſches Symbol im Lande
circuliren, namentlich in Gwalior. Dießmal iſt es ein irdener Topf der von
Dorf zu Dorf geht, wie die bekannten Tſchupatties (Kuchen) vor der großen
Menterei; jeder dem der Topf zukommt, läßt etwas darein fallen, eine kleine
Münze, ein Steinchen u. dgl. Daneben brauchen die Fakirs und ähnliche
Vagabunden ihren alten Kunſtgriff allerlei Märchen zum Nachtheil der brit-
tiſchen Regierung zu erfinden, und dieſes Uebel ſoll beſonders im Pendſchab
in der Zunahme ſeyn, trotzdem daß alle auf der That ertappten tüchtig durch-
gepeitſcht werden. Daß die Engländer unlängſt in Delhi vermüßigt
waren einen „wieder aufgeſtandenen Propheten“ zu hängen, wurde ſchon
erwähnt. — In den Indigo-Bezirken Nieder-Bengalens dauerte die
Widerſetzlichkeit der Rajots fort. Sie haben offenbar eine gewiſſe Organiſation,
und ihre Rädelsführer und Aufhetzer ſind Zemindare die in Calcutta wohnen.
Indeſſen hofft man guten Erfolg von der niedergeſetzten Commiſſion welche
das ganze Rechtsverhältniß zwiſchen den Pflanzern und den Bauern genau
prüfen ſoll, um beiden Theilen gerecht zu werden. — Gegen den, etwa
15,000 Männer zählenden, räuberiſchen Gebirgsſtamm der Wuſirîs, oder
näher bezeichnet Wuſirî-Mahſuds, an der Gränze des Bezirks Dehra-Iſmail-
Chan, wurde vom Pendſchab aus eine größere Expedition unter Brigadier
Chamberlain vorbereitet, indem man ihre neuliche Züchtigung nicht genügend
gefunden hat. Man hofft bei der Gelegenheit eine nähere Kenntniß ihres
bis jetzt wenig bekannten Berglandes zu gewinnen. Bei dem neulichen kleinen
Streifzug ſoll Oberſt Lumsden, der ihn führte, durch einen Ueberfall der
verwegenen Burſche 200 Mann verloren haben; doch gelang es ihm
dann ſie zurückzuſchlagen. — Lord Elphinſtone, der abgetretene Governor
der Präſidentſchaft Bombay, war in dieſer Stellung ſehr populär, und
nimmt gute Meinungen der Hindus nach England mit. Er iſt mittler-
weile ein alter Knabe geworden, und wird in London nicht mehr gefährlich
ſeyn. Seinem Amtsnachfolger, Sir George Ruſſell Clerk, geht ein guter
Ruf voran. — Den Truppen die den letzten Feldzug in Perſien mitgemacht, iſt
jetzt endlich eine halbjährige Batta (Feldzulage) ausgezahlt worden. — Lord
Canning hatte Simlah am 7 Mai verlaſſen, und gedachte bis zum 21 des-
ſelben Monats in Calcutta einzutreffen. — Die Cholera graſſirt faſt auf
allen Punkten Indiens, und rafft auch viele Europäer hin. Sie iſt ſeit
Jahren nicht ſo bösartig aufgetreten.

Nach dem Globe hat die brittiſche Admiralität die Nachricht erhalten
daß alle im November von England abgegangenen Kanonenboote, nämlich
Graßhopper, Havoc, Bonncer, Weazel, Hardy, Cockchafer, Flamer und
Snap, glücklich in Singapur eingetroffen ſind.



Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges.

Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.

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[2758/0014] tiſche Verkehr iſt natürlich ein ſehr lebhafter. Sir Henry Bulwer hat wiederum eine Privataudienz beim Sultan gehabt. Auch der Frhr. v. Prokeſch, deſſen Urlaubsreiſe verſchoben iſt, hatte vorgeſtern eine lange Unterredung mit dem Großweſtr. Oſtindien. (Examiner.) Nach den letzten Berichten aus Indien ſcheinen Hr. James Wilſon und ſeine Freunde, bei ihrem Verſuch ſeine drei furcht- baren Steuern — furchtbar wegen ihrer Neuheit, ihrer Schwere und ihrer Gefahr — am Ende ihres Witzes angelangt zu ſeyn. Die Veröffentlichung der Berichte (minutes) des Sir Charles Trevelyan und ſeiner Collegen in Madras war eine Handlung ſchreiender Inſubordination, und inſofern zu verdammen, ohne Zweifel; doch liegt in feiner Stellung einiges was ſein Vergehen in milderem Licht erſcheinen läßt. Als ein gründlicher Kenner In- diens ſah er das gefährliche ſolcher drückenden Finanzmaßregeln, und aus langer Erfahrung wußte er zugleich wie gänzlich erfolglos vertrauliche Ge- genvorſtellungen gegen einen Regierungsbeſchluß ſind, wenn ſie nicht von der öffentlichen Meinung unterſtützt werden. Daher ſeine Auflehnung. Was den Wilſon’ſchen Finanzplan betrifft, ſo hat bis jetzt, ſoviel wir wiſ- ſen, keine einzige amtliche Autorität ein Wort zur Rechtfertigung desſelben vorgebracht. Der Generalſtatthalter war 1500 engl. Meilen von Calcutta entfernt, und von den übrigen zehn Mitgliedern des legislativen Conſeils hat, wenigſtens nach allem was zur öffentlichen Kunde gelangt iſt, keiner ein Wort oder einen Satz zu Gunſten des Plans geſprochen oder geſchrieben. Von den zwölf Gliedern des in London ſitzenden indiſchen Conſeils (Home council, das bekanntlich an die Stelle des Directorenhofs getreten iſt) iſt notoriſch jedes den Wilſon’ſchen Anſichten feindſelig. Zudem hat der bis- herige Statthalter von Bombay, Lord Elphinſtone, welcher vormals auch die Präſidentſchaft Madras gouvernirte, eine meiſterhaft abgefaßte Verwah- rung gegen die zwei ſchlimmſten der Wilſon’ſchen Steuern, die Einkommen- und die Tabakſteuer, zu den Acten gegeben. In der That, jeder Kenner Indiens der im Lande ſelbſt Erfahrungen geſammelt hat, erklärt den Plan für ein gefährliches Experiment. Der Hauptſatz auf dem Hr. Wilſon reitet iſt die Nothwendigkeit neuer Steuern, gegenüber der Anſicht des Statthal- ters und Conſeils von Madras daß Ausgabenbeſchränkung ohne neue Beſteuerung zur Wiederherſtellung der indiſchen Finanzen ausreiche. Wir unſererſeits ſtimmen ganz der Anſicht Trevelyans bei. In ſeiner wort- reichen und ſehr oberflächlichen Antwort auf den Angriff des Statthalters von Madras ſagte Hr. Wilſon vor den Mitgliedern des oberſten legislativen Raths, die alle wie er ſelbſt mit unſinnig hohen Salarien bedacht ſind: „„Nun, ich denke die Ausſtellungen gegen den Civil-Etat unſerer Ausgaben mit weni- gen Worten abfertigen zu können. Ich habe noch von keiner Seite gehört daß unſere Civilausgaben im ganzen eine Verminderung ertragen würden. Es läßt ſich da und dort etwas beſſern aber eine Reduction läßt ſich nicht vor- nehmen.““ Gewiß, das iſt mehr kaltblütig und naiv als richtig. Als Hr. Wilſon noch im brittiſchen Parlament ſaß und Secretär der Schatzkammer war, da hörte er eine Anzahl Mitglieder desſelben Cabinets unter welchem er diente offen und beſtimmt zu wiederholtenmalen erklären daß die indiſchen Beamtengehalte „extravagant“ ſeyen, und auf das Niveau der entſprechenden Beamten in den Colonien herabgeſetzt werden ſollten, und damals wagte weder er noch ſonſt jemand ein Wort zur Vertheidigung dieſes Mißbrauchs zu ſagen. Zehn Mitglieder desſelben legislativen Raths in Calcutta zu welchem er ſelbſt gehört, theilen unter ſich ein jährliches Einkommen von 66,000 Pf. St. (792,000 fl.)! Ein Drittel dieſer Summe würde jedem dieſer Herren noch ein Salar von 2300 Pf. St. laſſen — eine hübſche Penſion nach einer ſehr mäßigen Dienſtzeit iſt ihnen ohnehin ſicher — und dieſes Einkommen wäre noch immer viel höher als die Beſoldung für ähnliche Dienſte in unſern Colonien. So ließen ſich an jenen zehn Gehalten allein 43,000 Pf. St. jährlich erſparen. Nun zur Armee! Die europäiſche Streitmacht, mit welcher wir eigentlich unſere Herrſchaft über 200 Millionen Inder behaupten, beſtand vor der Rebellion aus ungefähr 45,000 Mann, und es war noth- wendig ſie um etliche 40,000 Mann zu vermehren, oder ſie nahebei zu ver- doppeln. Da hätte man denn eine entſprechende Reduction der eingebornen Armee erwarten ſollen, die ſich empört und dadurch jene Vermehrung nöthig gemacht hatte. Keineswegs! Die bengaliſche Armee — welche faſt in ihrer Geſammtheit revoltirt hatte, und deßwegen aufgelöst wurde — iſt in dieſem Augenblick nicht bloß ebenſo zahlreich, ſondern ſogar noch zahlreicher als die welche gemeutert, und deren Bewältigung, außer ſo vielem Blut und Elend, 40 Millionen Pf. St. koſtete. Die Armee von Bombay zählt jetzt keinen Mann weniger als vor der Rebellion, und die Armee von Madras iſt zahl- reicher um nicht weniger als 5 Regimenter, welche zur Unterdrückung des Aufſtands der bengaliſchen Truppen angeworben wurden. Die ganze indiſche Armee vor der Rebellion koſtete ungefähr 12 Millionen Pf. St., und jetzt koſtet ſie 5 Millionen mehr. Vorher war das ganze indobrittiſche Heer 260,000 Mann ſtark, und jetzt iſt es mindeſtens ebenſo ſtark. Kann da ein Menſch von geſunden Sinnen behaupten daß an den Ausgaben für dieſe mon- ſtroſe Streitmacht, welche aufrecht erhalten wird als gälte es eine neue Rebellion auszubrüten, nicht eine ſehr große Reduction thunlich wäre? Von den ein- gebornen Truppen werden nicht weniger als 30,000 Mann fortwährend dazu verwendet Geldtransporte zu escortiren, und Hrn. Wilſons unſinnige Be- vorzugung einer Silber- vor einer Goldwährung, worin er mit der Erfahrung von England und Amerika, ſo wie mit der Anſicht unſerer beſten National- ökonomen im Widerſpruch iſt, nöthigt zur Beibehaltung dieſer barbariſchen und unfruchtbaren Ausgabe. Aber, außer den Erſparungen im Militär- weſen, wozu ein ſo weites Feld offen läge, wird das natürliche Wachsthum der ordentlichen Staatseinkünfte in Friedenszeit die Mittel zur Ausgleichung der Einnahmen und Ausgaben beträchtlich vermehren helfen, und die Er- fahrung der letzten Jahre rechtfertigt dieſe Annahme. Im Jahr 1855/56, dem letzten vollſtändigen Jahr vor der Rebellion, betrug das Einkommen in runder Summe 32 Millionen Pf. St., und im Jahr 1858/59 war es auf beinahe 38 Millionen geſtiegen; die Vorausſchätzung für 1859/60 iſt noch höher. In den ſieben Jahren von 1852 bis 1858 war die Opium-Revenue allein von weit unter 4 Mill. auf mehr als 6 Mill. geſtiegen, und dieſe Einnahme, welche Hr. Wilſon als eine „ungewiſſe“ bezeichnet, hat fortwährend zugenommen, gleich- viel ob wir mit den Chineſen, die das Opium kaufen, im Krieg oder im Frieden waren. Hr. Wilſon hätte ſich über dieſe Materie, wie über viele andere, beſſer unterrichten ſollen... Wir warnen die Regierung daß ſeine Projecte höchſt gefahrvoll ſind. Sie waren kaum bekannt geworden, ſo gab es auf die Einführung einer einzigen neuen Steuer einen ernſtlichen Krawall in dem entlegenen Pendſchab (in der Stadt Peſchawer), wo wir unſere Macht für höchſt wohlbefeſtigt und populär hielten; und zwar ſtanden an der Spitze derſelben einige Häuptlinge die eben erſt vom Generalſtatthalter belobt wor- den waren. Die neueſte oſtindiſche Poſt trägt ſich mit manchen beſorglichen Ge- rüchten. In Delhi hatte die ſchwierige Stimmung der, größtentheils mohammedaniſchen, Bevölkerung ungewöhnliche Vorſichtsmaßregeln nöthig gemacht. Die Zugbrücken der Citadelle werden Nachts aufgezogen, Kanonen ſind gegen die Hauptſtraßen gerichtet, und Patrouillen durchſtreifen die Stadt. Die Mohammedaner haben viel von ihrer frühern Dreiſtigkeit wieder ange- nommen, und erlauben ſich namentlich die europäiſchen Einwohner in den Straßen auszuziſchen. Auch ſoll wieder ein myſtiſches Symbol im Lande circuliren, namentlich in Gwalior. Dießmal iſt es ein irdener Topf der von Dorf zu Dorf geht, wie die bekannten Tſchupatties (Kuchen) vor der großen Menterei; jeder dem der Topf zukommt, läßt etwas darein fallen, eine kleine Münze, ein Steinchen u. dgl. Daneben brauchen die Fakirs und ähnliche Vagabunden ihren alten Kunſtgriff allerlei Märchen zum Nachtheil der brit- tiſchen Regierung zu erfinden, und dieſes Uebel ſoll beſonders im Pendſchab in der Zunahme ſeyn, trotzdem daß alle auf der That ertappten tüchtig durch- gepeitſcht werden. Daß die Engländer unlängſt in Delhi vermüßigt waren einen „wieder aufgeſtandenen Propheten“ zu hängen, wurde ſchon erwähnt. — In den Indigo-Bezirken Nieder-Bengalens dauerte die Widerſetzlichkeit der Rajots fort. Sie haben offenbar eine gewiſſe Organiſation, und ihre Rädelsführer und Aufhetzer ſind Zemindare die in Calcutta wohnen. Indeſſen hofft man guten Erfolg von der niedergeſetzten Commiſſion welche das ganze Rechtsverhältniß zwiſchen den Pflanzern und den Bauern genau prüfen ſoll, um beiden Theilen gerecht zu werden. — Gegen den, etwa 15,000 Männer zählenden, räuberiſchen Gebirgsſtamm der Wuſirîs, oder näher bezeichnet Wuſirî-Mahſuds, an der Gränze des Bezirks Dehra-Iſmail- Chan, wurde vom Pendſchab aus eine größere Expedition unter Brigadier Chamberlain vorbereitet, indem man ihre neuliche Züchtigung nicht genügend gefunden hat. Man hofft bei der Gelegenheit eine nähere Kenntniß ihres bis jetzt wenig bekannten Berglandes zu gewinnen. Bei dem neulichen kleinen Streifzug ſoll Oberſt Lumsden, der ihn führte, durch einen Ueberfall der verwegenen Burſche 200 Mann verloren haben; doch gelang es ihm dann ſie zurückzuſchlagen. — Lord Elphinſtone, der abgetretene Governor der Präſidentſchaft Bombay, war in dieſer Stellung ſehr populär, und nimmt gute Meinungen der Hindus nach England mit. Er iſt mittler- weile ein alter Knabe geworden, und wird in London nicht mehr gefährlich ſeyn. Seinem Amtsnachfolger, Sir George Ruſſell Clerk, geht ein guter Ruf voran. — Den Truppen die den letzten Feldzug in Perſien mitgemacht, iſt jetzt endlich eine halbjährige Batta (Feldzulage) ausgezahlt worden. — Lord Canning hatte Simlah am 7 Mai verlaſſen, und gedachte bis zum 21 des- ſelben Monats in Calcutta einzutreffen. — Die Cholera graſſirt faſt auf allen Punkten Indiens, und rafft auch viele Europäer hin. Sie iſt ſeit Jahren nicht ſo bösartig aufgetreten. Nach dem Globe hat die brittiſche Admiralität die Nachricht erhalten daß alle im November von England abgegangenen Kanonenboote, nämlich Graßhopper, Havoc, Bonncer, Weazel, Hardy, Cockchafer, Flamer und Snap, glücklich in Singapur eingetroffen ſind. Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 165, 13. Juni 1860, S. 2758. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine165_1860/14>, abgerufen am 01.11.2024.