Allgemeine Zeitung, Nr. 18, 1. Mai 1915.
24. April:
25. April:
[Spaltenumbruch] 26. April:
Ueber die erstickenden Dämpfe, die deutscherseits bei 27. April: Das württembergische Kriegsministerium teilt mit: Heute vor-
24. April:
25. April:
[Spaltenumbruch] 26. April:
Ueber die erſtickenden Dämpfe, die deutſcherſeits bei 27. April: Das württembergiſche Kriegsminiſterium teilt mit: Heute vor- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <cit> <quote> <p><pb facs="#f0004" n="Seite 266.[266]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> 1. Mai 1915.</fw><lb/><cb/> drangen unſere Truppen in neun Kilometer Breite auf die Höhen<lb/> ſüdlich von Pilkem und öſtlich davon vor. Gleichzeitig erzwangen<lb/> ſie ſich im hartnäckigem Kampfe den <hi rendition="#g">Uebergang über den<lb/> Ypernkanal</hi> bei Steenſtraate und Het Sas, wo ſie ſich auf dem<lb/> weſtlichen Ufer feſtſetzten.</p><lb/> <p>Die Orte Langemarck, Steenſtraate, Het Sas und Pilkem<lb/> wurden genommen. 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Bei dieſen Kämpfen wurden<lb/> 1000 Engländer gefangen genommen und mehrere Maſchinen-<lb/> gewehre erbeutet.</p><lb/> <p>Ein <hi rendition="#g">engliſcher Gegenangriff</hi> gegen unſere Stellung<lb/> weſtlich von St. Julien wurde heute früh unter ſchwerſten Verluſten<lb/> für den Feind <hi rendition="#g">zurückgeſchlagen.</hi> Weſtlich von <hi rendition="#g">Lille</hi><lb/> wurden Angriffsverſuche der Engländer durch unſer Feuer im Keime<lb/> erſtickt. In den <hi rendition="#g">Argonnen</hi> ſchlugen wir nördlich von Le Four<lb/> de Paris einen Angriff zweier franzöſiſcher Bataillone ab.</p><lb/> <p>Auf den <hi rendition="#g">Maashöhen</hi> ſüdweſtlich Combres erlitten die<lb/> Franzoſen eine ſchwere Niederlage. 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Der Gebäude- und Materialſchaden iſt<lb/></quote> </cit> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [Seite 266.[266]/0004]
Allgemeine Zeitung 1. Mai 1915.
drangen unſere Truppen in neun Kilometer Breite auf die Höhen
ſüdlich von Pilkem und öſtlich davon vor. Gleichzeitig erzwangen
ſie ſich im hartnäckigem Kampfe den Uebergang über den
Ypernkanal bei Steenſtraate und Het Sas, wo ſie ſich auf dem
weſtlichen Ufer feſtſetzten.
Die Orte Langemarck, Steenſtraate, Het Sas und Pilkem
wurden genommen. Mindeſtens 1600 Franzoſen und Engländer
und 30 Geſchütze, darunter vier ſchwere engliſche, fielen in unſere
Hände.
Zwiſchen Maas und Moſel war die Gefechtstätigkeit
wieder lebhafter. Artilleriekämpfe waren beſonders heftig bei Com-
bres, St. Mihiel, Apremont und nordöſtlich Flirey. Feindliche In-
fanterie-Angriffe erfolgten nur im Waldgelände zwiſchen Ailly und
Apremont. Hier drangen die Franzoſen an einzelnen Stellen
in unſere vorderſten Gräben ein, wurden aber zum Teil wieder
hinausgeworfen. Die Nahkämpfe ſind noch im Gange.
Der von uns genommene Ort Embermenil öſtlich von
Avricourt, der geſtern von den Franzoſen in Brand geſchoſſen
wurde, iſt von unſeren Vorpoſten geräumt. Die Höhen nördlich
und ſüdlich des Ortes werden gehalten.
24. April:
Alle Verſuche des Feindes, uns das nördlich und nordöſtlich von
Ypern gewonnene Gelände ſtreitig zu machen, mißlangen.
Nördlich von Ypern brach ein ſtarker franzöſiſcher, nordöſtlich
von Ypern, bei St. Julien, ein engliſcher Angriff unter ſchweren
Verluſten zuſammen. Ein weiterer feindlicher Angriff an und öſt-
lich der Straße Ypern — Bixſchoote hatte heute früh das-
ſelbe Schickſal.
Weſtlich des Kanals wurde nachts der Ort Lizerne von
unſeren Truppen geſtürmt.
Die Zahl der gefangenen Franzoſen, Eng-
länder und Belgier hat ſich auf 2470 erhöht, außer im
ganzen 35 Geſchützen mit Munition fielen eine große Anzahl von
Maſchinengewehren, viele Gewehre und ſonſtiges Material in
unſere Hände.
In der Champagne ſprengten wir nördlich der Beau-
ſéjour-Ferme heute nacht mit vier Minen einen feindlichen
Schützengraben; die Franzoſen erlitten hierbei ſtarke Verluſte, zu-
mal ihre Artillerie das Feuer auf die eigenen Gräben legte.
Zwiſchen Maas und Moſel erneuerten die Franzoſen
an mehreren Stellen ihre Angriffe. Im Aillywalde behielten wir
im Bajonettkampf die Oberhand; weiter öſtlich wurden die an ein-
zelnen Stellen in unſere Linien eingedrungenen Franzoſen wieder
herausgeworfen. Im Prieſterwalde machten wir weitere Fort-
ſchritte. In den Vogeſen hinderte Nebel und Schnee die Gefechts-
tätigkeit.
25. April:
Bei Ypern errangen wir weitere Erfolge. Das am
23. April eroberte Gelände nördlich von Ypern wurde auch geſtern
gegen feindliche Angriffe behauptet. Weiter öſtlich ſetzten wir
unſeren Angriff fort, ſtürmten die Ferme Solaert ſüdweſtlich von
St. Julien, ſowie die Orte St. Julien und Kerſſelaere und drangen
ſiegreich gegen Graevenstafel vor. Bei dieſen Kämpfen wurden
1000 Engländer gefangen genommen und mehrere Maſchinen-
gewehre erbeutet.
Ein engliſcher Gegenangriff gegen unſere Stellung
weſtlich von St. Julien wurde heute früh unter ſchwerſten Verluſten
für den Feind zurückgeſchlagen. Weſtlich von Lille
wurden Angriffsverſuche der Engländer durch unſer Feuer im Keime
erſtickt. In den Argonnen ſchlugen wir nördlich von Le Four
de Paris einen Angriff zweier franzöſiſcher Bataillone ab.
Auf den Maashöhen ſüdweſtlich Combres erlitten die
Franzoſen eine ſchwere Niederlage. Wir gingen hier zum Angriff
über und durchbrachen in einem Anſturm mehrere hintereinander-
liegende franzöſiſche Linien.
Nächtliche Verſuche der Franzoſen, uns das eroberte Gelände
wieder zu entreißen, ſcheiterten unter ſchweren Verluſten für den
Feind. 24 franzöſiſche Offiziere, 1600 Mann und 17 Geſchütze
blieben bei dieſen Kämpfen in unſerer Hand.
Zwiſchen Maas und Moſel kam es ſonſt nur an ein-
zelnen Stellen unſerer Südfront zu Nahkämpfen, die bei Ailly noch
nicht abgeſchloſſen ſind. Im Prieſterwalde mißglückte ein
franzöſiſchen Nachtangriff. In den Vogeſen behinderte auch
geſtern ſtarker Nebel die Gefechtstätigkeit.
26. April:
Bei Ypern dauern die Kämpfe an. Auf dem weſtlichen
Kanalufer iſt Lizerne, das die Franzoſen wieder genommen
zu haben behaupten, in unſerem Beſitz. Auch öſtlich des Kanals
wurde das eroberte Gelände behauptet. Die Zahl der eroberten
Geſchütze ſtieg auf 45, worunter ſich nach wie vor die vier ſchweren
engliſchen Geſchütze befinden.
Nordweſtlich Zonnebeke ſetzten wir unſere Angriffe fort
und machten dabei mehr als 1000 Kanadier zu Ge-
fangenen. Die Geſamtzahl der Gefangenen erhöht ſich damit
auf 5000.
Ein ſonderbares Völkergemiſch — Senegalneger, Engländer,
Turkos, Inder, Franzoſen, Kanadier, Zuaven, Algerier — fand ſich
hier auf verhältnismäßig kleinem Raume zuſammen. In der
Champagne ſchlugen wir nördlich von Beauſéjour zwei fran-
zöſiſche Nachtangriffe ab.
Auf den Maashöhen machte unſer Angriff gute Fortſchritte.
Mehrere Bergrücken hintereinander bis zur Höhe weſtlich von Les
Eparges wurden im Sturm genommen. Mehrere hundert Fran-
zoſen und einige Maſchinengewehre fielen in unſere Hände. Im
Aillywalde ſcheiterten feindliche Vorſtöße.
In den Vogeſen führte unſer Angriff zur Wieder-
eroberung des Hartmannsweilerkopfes. Die Siegesbeute unſerer
Truppen betrug hier 11 Offiziere, 749 Franzoſen, 6 Minenwerfer,
4 Maſchinengewehre.
Ueber die erſtickenden Dämpfe, die deutſcherſeits bei
Ypern angewandt wurden, bringen franzöſiſche Blätter Berichte von
Augenzeugen über dieſes neue deutſche Mittel, eine Art erſtickenden
Dampf, den die Deutſchen von ihren Schützengräben aus gegen die
franzöſiſchen Linien richteten. Die Franzoſen bemerkten, daß hinter
der Bruſtwehr der deutſchen Schützengräben etwas Außergewöhn-
liches vorgehe. Es waren dort mehrere Oeffnungen hergerichtet. Die
Deutſchen warteten einen günſtigen Wind ab, um aus Behältern
unter Druck ſtehende Dämpfe herauszuſchleudern. Die Dämpfe
wurden als Chlordämpfe feſtgeſtellt. Die franzöſiſchen Sol-
daten ſahen mit Erſtaunen einen ſehr dichten ſchwärzlichen Rauch
auf ſich zukommen, während die Deutſchen, die augenblickliche
Beſtürzung der Franzoſen ausnützend, vom Artilleriefeuer unter-
ſtützt, die Schützengräben verließen. Die vorderſten deutſchen
Soldaten bedeckten das Geſicht mit einer Maske, wodurch es ihnen
möglich wurde, ungefährdet die verpeſtete Zone zu durchſchreiten.
Die ganze franzöſiſche Preſſe beſpricht die Anwendung erſtickender
Gaſe durch die deutſche Armee und erklärt, nur die Wirkung dieſer
Gaſe habe die Verbündeten zum Rückzug veranlaßt. Es ſei den
Verbündeten jedoch gelungen, das Verlorene wieder gutzumachen,
ſo daß die Deutſchen keinen Erfolg zu verzeichnen hätten. Die An-
wendung ſolcher Mittel ſei ein neuer Beweis für die barbariſche
Kriegführung Deutſchlands. Außerdem widerſpreche ſie allen Kriegs-
geſetzen und ſei, wie eine Havas-Note ausführt, durch Haager Er-
klärungen, die von den Regierungen in Berlin und Wien ratifiziert
wurden, förmlich unterſagt. Der „Temps“ ſchließt ſich dem Proteſt
aller Blätter an und erklärt, die ſcheußliche Handlungsweiſe ſei mit
kühlem Vorbedacht und mit allen Hilfsmitteln der deutſchen Wiſſen-
ſchaft ausgeführt. Einige Militärkritiker, wie Oberſtleutnant Rouſſet
im „Petit Pariſien“ und General Berthaut im „Petit Journal“,
fordern die franzöſiſche Regierung auf, nicht bei Proteſten es be-
wenden zu laſſen, ſondern die gleichen Mittel anzuwenden. Die
genannten Militärkritiker vergeſſen, daß es ihre Landsleute ſelbſt
geweſen ſind, die mit der Verwendung von erſtickenden Dämpfen
angefangen haben. Nun beklagen ſie ſich darüber, weil dank der
höherſtehenden deutſchen Wiſſenſchaft unſere Gasbomben beſſer und
wirkſamer ſind als die ihrigen.
27. April:
Das württembergiſche Kriegsminiſterium teilt mit:
Heute vor-
mittag zwiſchen 9 und 10 Uhr flog ein franzöſiſcher
Doppeldecker, von weſtlicher Richtung kommend, über
Oberndorf, umkreiſte mehreremale die Stadt und warf vier
Bomben ab. Drei vielen beim mittleren, eine in das obere
Werk der Waffenfabrik Mauſer. Der Flieger wurde ſchon beim
Anflug, dann beim Kreiſen über der Stadt mit Geſchützen und
Maſchinengewehren beſchoſſen. Durch Bombenſplitter wurden ſechs
Perſonen der Zivilbevölkerung, darunter einige Arbeiter, getötet
und ſieben ſchwer verletzt. Der Gebäude- und Materialſchaden iſt
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(2023-04-24T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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