Allgemeine Zeitung, Nr. 18, 9. Mai 1920.Allgemeine Zeitung 9. Mai 1920 [irrelevantes Material] Bücher-Anzeigen Der literarische Erfolg. Die Propagandisten in Handel und Industrie versichern In [ei]ner kürzlich erschienenen, inhaltreichen Studie, hat sich "Der Erfolg", sagt Einstein, "stellt im kleinen das dar, was Sehr mit Recht betont Einstein, daß zunächst das Kunstwerk Wenn der Erfolg überhaupt ein besonders starker soztolo- Vergessene Dichter sind solche, die in den Sinn ihrer Zeit Genau wie das Vergessenwerden hat auch die Ueberschätzung So weit Einstein. Sein Buch enthält noch vieles Interessante [irrelevantes Material]
*) Norbert Einstein. Der Erfolg. Eine soziologische
Untersuchung. 183 S., geh. 4 M., geb. 6 M. Verlag der Lite- rarischen Anstalt Rütten und Loening, Frankfurt a. M. Allgemeine Zeitung 9. Mai 1920 [irrelevantes Material] Bücher-Anzeigen Der literariſche Erfolg. Die Propagandiſten in Handel und Induſtrie verſichern In [ei]ner kürzlich erſchienenen, inhaltreichen Studie, hat ſich „Der Erfolg“, ſagt Einſtein, „ſtellt im kleinen das dar, was Sehr mit Recht betont Einſtein, daß zunächſt das Kunſtwerk Wenn der Erfolg überhaupt ein beſonders ſtarker ſoztolo- Vergeſſene Dichter ſind ſolche, die in den Sinn ihrer Zeit Genau wie das Vergeſſenwerden hat auch die Ueberſchätzung So weit Einſtein. Sein Buch enthält noch vieles Intereſſante [irrelevantes Material]
*) Norbert Einſtein. Der Erfolg. Eine ſoziologiſche
Unterſuchung. 183 S., geh. 4 M., geb. 6 M. Verlag der Lite- rariſchen Anſtalt Rütten und Loening, Frankfurt a. M. <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <pb facs="#f0010" n="180"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> 9. Mai 1920</fw><lb/> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <head>Bücher-Anzeigen</head><lb/> <div xml:id="a01a" next="#a01b" type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#c">Der literariſche Erfolg.</hi> </head><lb/> <byline> <hi rendition="#c">Von <hi rendition="#g">Hans Friedrich.</hi></hi> </byline><lb/> <p>Die Propagandiſten in Handel und Induſtrie verſichern<lb/> überzeugt: „Der Erfolg wird herbeigeführt durch eine geſchickte<lb/> Reklame“. Ihre Begründung ſtreift aber nur das Weſen des<lb/> Erfolges auf künſtleriſchem Gebiet, ohne es im Kernpunkt zu<lb/> treffen. Im Gegenteil, hier iſt dem Erfolg noch immer etwas<lb/> Unberechenbares, ja Wunderſames eigen geblieben. Daneben<lb/> aber hat ſich deutlich gezeigt, daß er ſich zwar, durch gewiſſe Um-<lb/> ſtände begünſtigt, auch künſtlich herbeiführen läßt, daß dieſe<lb/> künſtlichen Erfolge jedoch ſchnell wieder ihre Lebenskraft ver-<lb/> lieren und wie Seifenblaſen zuſammenſinken.<lb/></p> <p>In <supplied cert="high">ei</supplied>ner kürzlich erſchienenen, inhaltreichen Studie, hat ſich<lb/><hi rendition="#g">Norbert Einſtein</hi><note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Norbert Einſtein.</hi> Der Erfolg. Eine ſoziologiſche<lb/> Unterſuchung. 183 S., geh. 4 M., geb. 6 M. Verlag der Lite-<lb/> rariſchen Anſtalt Rütten und Loening, Frankfurt a. M.</note> bemüht, das Weſen des Erfolges mit<lb/> ſoziologiſchem Werkzeug aufzuſchließen. Er will in ſeinem Buch<lb/> nicht die Frage beantworten: „Wie habe ich Erfolg?“ Ihm<lb/> kommt es vielmehr auf die Frageſtellung on: „Wie beeinflußt<lb/> der Erfolg die Geſellſchaft?“ Gerade dieſe Frageſtellung iſt aber<lb/> heute, wo es gilt, auf den Trümmern der Vergangenheit neu<lb/> aufzubauen, von beſonderem Intereſſe.</p><lb/> <p>„Der Erfolg“, ſagt Einſtein, „ſtellt im kleinen das dar, was<lb/> die geſamte Ausdehnung der Geſellſchaft im großen bedeutet: er<lb/> gruppiert die Menſchen um ein Phänomen; er ſammelt die<lb/> menſchlichen Individuen in einem gemeinſamen Verbalten!<lb/> Nicht künſtlich aufgebauſchter, ſondern wirklich echter Erfolg ſetzt<lb/> Leiſtung voraus. Die Wirkung dieſer Leiſtung zeigt Einſtein am<lb/> Künſtler, am Politiker und am Wiſſenſchafter. Hierbei finden<lb/> ſich in ſeiner Studie ſo wertvolle Betrachtungen auch über den<lb/> literariſchen Erfolg, daß es ſich wohl verlohnt, ſie an dieſer Stelle<lb/> beſonders ans Licht zu rücken, um ſo mehr, als wahrſcheinlich<lb/> viele Literaturfreunde das Einſteinſche Buch für ein rein wiſſen-<lb/> ſchaftlich-ſoziologiſches halten und deshalb nicht nach ihm greifen<lb/> werden.</p><lb/> <p>Sehr mit Recht betont Einſtein, daß zunächſt das Kunſtwerk<lb/> etwas iſt, was mit Gunſt oder Ungunſt des Publikums, mit Er-<lb/> folg oder Erfolgloſigkeit nichts zu tun hat, weil ſeine Haupt-<lb/> bedeutung in dem primären und ungeteilten Erleben der Kunſt<lb/> liegt. Das Werk iſt da und übt in dem Aufnehmenden ſeine un-<lb/> mittelbare Wirkung aus. Dieſe Unmittelbarkeit iſt jene Reihe,<lb/> die dem kunſtverſtändigen und kunſtliebenden Betrachter die erſte<lb/> und vornehmſte Bedeutung haben ſoll. Indeſſen führt von ihr<lb/> ſehr bald ein Weg zu weniger primitiven Betrachtungsweiſen,<lb/> man denke an Standpunkte der Geſchichte, der Weltanſchauung<lb/> und Religion, um nur einige zu nennen. So ſehr die Aeſthetik<lb/> das Kunſtwerk an ſich zu betrachten hat, ſo ſehr haften ihm alle<lb/><cb/> möglichen aus anderen Quellen fließenden Beſtandteile an, wenn<lb/> man dieſen Standpunkt verläßt und es aus dem Geſichtswinkel<lb/> der Geſellſchaft betrachtet. Dann ergibt ſich eine mit der pri-<lb/> mären Unmittelbarkeit des Kunſtwerks in ſcheinbar ſchärfſtem<lb/> Widerſpruch ſtehende Tatſache, die Einſtein als Zahlenmäßigkeit<lb/> bezeichnet und die ſich am deutlichſten in Kunſtverſteigerungen,<lb/> im Auf und Nieder des Kunſtmarktes, auch in der verſchiedenen<lb/> Höhe der Autorenhonorare darſtellt.</p><lb/> <p>Wenn der Erfolg überhaupt ein beſonders ſtarker ſoztolo-<lb/> giſcher Ausdruck für das Vorwärtsdrängen der Menſchheit iſt, ſo<lb/> erſcheint er beim Künſtler vielleicht in noch größerem Maße. Man<lb/> hot im Leben bei keiner Menſchenklaſſe zu allen Zeiten den Er-<lb/> folg ſo ſehr betont als beim Künſtler. Urſprünglich verlief der<lb/> Erfolg des Künſtlers in der Hauptſache in unterirdiſchen Quellen<lb/> und führte zur Evolutionierung der Welt. Die nach außen<lb/> weiſende Form des künſtleriſchen Erfolges dagegen iſt noch ver-<lb/> hältnismäßig jung. Darum aber, nachdem ſie ſich nun einmal<lb/> in die geſellſchaftlichen Vordrucke eingefügt hat, iſt ſie um ſo<lb/> ſtärker zur Rusprägung gekommen. Zugleich jedoch treten des-<lb/> halb bei ihr auch die beiden Grenzfälle des Erfolges, die Ver-<lb/> geſſenheit und die Ueberſchätzung, beſonders ſcharf in Wirkung.</p><lb/> <p>Vergeſſene Dichter ſind ſolche, die in den Sinn ihrer Zeit<lb/> nicht eingegangen ſind, weil ihnen die mittlere Linie fehlt. Denn<lb/> der vergeſellſchaftete Menſch verteilt ſeine Sympathie nicht nach<lb/> dem Geſetz inneren Müſſens, ſondern er iſt immer, obwohl nicht<lb/> ſtets klar bewußt, auf die Stellung bedacht, die er ſich errungen<lb/> hat. Deshalb bedeuten alle „genialen“ Menſchen, d. h. alle in<lb/> einer beſtimmten Richtung nicht mit meßbaren Kategorien<lb/> ausdrückbaren, für ihn eine Gefährdung ſeines ſchwer errun-<lb/> genen Eigenwillens. Der vergeſellſchaftete Menſch iſt mit ſeinen<lb/> eigenen Möglichkeiten bereits ſo ſchwer belaſtet, daß nur eine<lb/> kleine Welle ſeines Seins noch für die Erſchütterung durch die<lb/> Kunſt zugänglich iſt.</p><lb/> <p>Genau wie das Vergeſſenwerden hat auch die Ueberſchätzung<lb/> des Dichters ihre Urſache im Geſellſchaftszuſtand. Auch hierbei<lb/> genügt es nicht, die Ueberſchätzung beiſpielsweiſe eines Romans<lb/> auf eine geſchickte äußere Organiſation zurückzuführen. Die<lb/> Ueberſchätzung beruht vielmehr darauf, daß in einem ſolchen<lb/> Werk die mittlere Linie ſtark ausgeprägt iſt. Die ſog. Geſell-<lb/> ſchaft, als die Zuſammenführung einzelner Perſönlichkeiten, und<lb/> ihr verbindendes Glied, das Geſpräch, bedingen die Entſtehung<lb/> gedanklicher Unvollkommenheiten. Man gibt in die gemeinſame<lb/> Beziehung nicht die beſten Eigenſchaften ſeiner individuellen<lb/> Seele, denn nicht die äußerſte Möglichkeit einer Seele iſt der Ge-<lb/> ſellſchaft erwünſcht, ſondern eine mittlere Linie. Das geht ſo<lb/> weit, daß man einer ſtarken Einzelperſönlichkeit es als großes<lb/> Verdienſt anrechnet, wenn ſie als Glied eines zuſammengeführten<lb/> Kreiſes ihre emporleuchtenden Qualitäten nicht zur Geltung kom-<lb/> men läßt. Und gar das Geſpräch erlebt ſeine Hauptbedeutung<lb/> darin, daß man ſpricht, ohne zu reden, daß man ſich mit Worten<lb/> aneinanderklammert, deren Sinn möglichſt ohne Verpflichtung<lb/> und Beſonderheit iſt. Aus dieſer beſtimmenden Tatſache entſteht<lb/> dann die Ueberſchätzung gewiſſer Kunſtwerke.</p><lb/> <p>So weit Einſtein. Sein Buch enthält noch vieles Intereſſante<lb/> über den Erfolg des Politikers und Wiſſenſchafters. Hier kam<lb/> es mir nur darauf an, Bericht über die Bemühungen zu erſtatten,</p> </div><lb/> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [180/0010]
Allgemeine Zeitung 9. Mai 1920
_ Bücher-Anzeigen
Der literariſche Erfolg.
Von Hans Friedrich.
Die Propagandiſten in Handel und Induſtrie verſichern
überzeugt: „Der Erfolg wird herbeigeführt durch eine geſchickte
Reklame“. Ihre Begründung ſtreift aber nur das Weſen des
Erfolges auf künſtleriſchem Gebiet, ohne es im Kernpunkt zu
treffen. Im Gegenteil, hier iſt dem Erfolg noch immer etwas
Unberechenbares, ja Wunderſames eigen geblieben. Daneben
aber hat ſich deutlich gezeigt, daß er ſich zwar, durch gewiſſe Um-
ſtände begünſtigt, auch künſtlich herbeiführen läßt, daß dieſe
künſtlichen Erfolge jedoch ſchnell wieder ihre Lebenskraft ver-
lieren und wie Seifenblaſen zuſammenſinken.
In einer kürzlich erſchienenen, inhaltreichen Studie, hat ſich
Norbert Einſtein *) bemüht, das Weſen des Erfolges mit
ſoziologiſchem Werkzeug aufzuſchließen. Er will in ſeinem Buch
nicht die Frage beantworten: „Wie habe ich Erfolg?“ Ihm
kommt es vielmehr auf die Frageſtellung on: „Wie beeinflußt
der Erfolg die Geſellſchaft?“ Gerade dieſe Frageſtellung iſt aber
heute, wo es gilt, auf den Trümmern der Vergangenheit neu
aufzubauen, von beſonderem Intereſſe.
„Der Erfolg“, ſagt Einſtein, „ſtellt im kleinen das dar, was
die geſamte Ausdehnung der Geſellſchaft im großen bedeutet: er
gruppiert die Menſchen um ein Phänomen; er ſammelt die
menſchlichen Individuen in einem gemeinſamen Verbalten!
Nicht künſtlich aufgebauſchter, ſondern wirklich echter Erfolg ſetzt
Leiſtung voraus. Die Wirkung dieſer Leiſtung zeigt Einſtein am
Künſtler, am Politiker und am Wiſſenſchafter. Hierbei finden
ſich in ſeiner Studie ſo wertvolle Betrachtungen auch über den
literariſchen Erfolg, daß es ſich wohl verlohnt, ſie an dieſer Stelle
beſonders ans Licht zu rücken, um ſo mehr, als wahrſcheinlich
viele Literaturfreunde das Einſteinſche Buch für ein rein wiſſen-
ſchaftlich-ſoziologiſches halten und deshalb nicht nach ihm greifen
werden.
Sehr mit Recht betont Einſtein, daß zunächſt das Kunſtwerk
etwas iſt, was mit Gunſt oder Ungunſt des Publikums, mit Er-
folg oder Erfolgloſigkeit nichts zu tun hat, weil ſeine Haupt-
bedeutung in dem primären und ungeteilten Erleben der Kunſt
liegt. Das Werk iſt da und übt in dem Aufnehmenden ſeine un-
mittelbare Wirkung aus. Dieſe Unmittelbarkeit iſt jene Reihe,
die dem kunſtverſtändigen und kunſtliebenden Betrachter die erſte
und vornehmſte Bedeutung haben ſoll. Indeſſen führt von ihr
ſehr bald ein Weg zu weniger primitiven Betrachtungsweiſen,
man denke an Standpunkte der Geſchichte, der Weltanſchauung
und Religion, um nur einige zu nennen. So ſehr die Aeſthetik
das Kunſtwerk an ſich zu betrachten hat, ſo ſehr haften ihm alle
möglichen aus anderen Quellen fließenden Beſtandteile an, wenn
man dieſen Standpunkt verläßt und es aus dem Geſichtswinkel
der Geſellſchaft betrachtet. Dann ergibt ſich eine mit der pri-
mären Unmittelbarkeit des Kunſtwerks in ſcheinbar ſchärfſtem
Widerſpruch ſtehende Tatſache, die Einſtein als Zahlenmäßigkeit
bezeichnet und die ſich am deutlichſten in Kunſtverſteigerungen,
im Auf und Nieder des Kunſtmarktes, auch in der verſchiedenen
Höhe der Autorenhonorare darſtellt.
Wenn der Erfolg überhaupt ein beſonders ſtarker ſoztolo-
giſcher Ausdruck für das Vorwärtsdrängen der Menſchheit iſt, ſo
erſcheint er beim Künſtler vielleicht in noch größerem Maße. Man
hot im Leben bei keiner Menſchenklaſſe zu allen Zeiten den Er-
folg ſo ſehr betont als beim Künſtler. Urſprünglich verlief der
Erfolg des Künſtlers in der Hauptſache in unterirdiſchen Quellen
und führte zur Evolutionierung der Welt. Die nach außen
weiſende Form des künſtleriſchen Erfolges dagegen iſt noch ver-
hältnismäßig jung. Darum aber, nachdem ſie ſich nun einmal
in die geſellſchaftlichen Vordrucke eingefügt hat, iſt ſie um ſo
ſtärker zur Rusprägung gekommen. Zugleich jedoch treten des-
halb bei ihr auch die beiden Grenzfälle des Erfolges, die Ver-
geſſenheit und die Ueberſchätzung, beſonders ſcharf in Wirkung.
Vergeſſene Dichter ſind ſolche, die in den Sinn ihrer Zeit
nicht eingegangen ſind, weil ihnen die mittlere Linie fehlt. Denn
der vergeſellſchaftete Menſch verteilt ſeine Sympathie nicht nach
dem Geſetz inneren Müſſens, ſondern er iſt immer, obwohl nicht
ſtets klar bewußt, auf die Stellung bedacht, die er ſich errungen
hat. Deshalb bedeuten alle „genialen“ Menſchen, d. h. alle in
einer beſtimmten Richtung nicht mit meßbaren Kategorien
ausdrückbaren, für ihn eine Gefährdung ſeines ſchwer errun-
genen Eigenwillens. Der vergeſellſchaftete Menſch iſt mit ſeinen
eigenen Möglichkeiten bereits ſo ſchwer belaſtet, daß nur eine
kleine Welle ſeines Seins noch für die Erſchütterung durch die
Kunſt zugänglich iſt.
Genau wie das Vergeſſenwerden hat auch die Ueberſchätzung
des Dichters ihre Urſache im Geſellſchaftszuſtand. Auch hierbei
genügt es nicht, die Ueberſchätzung beiſpielsweiſe eines Romans
auf eine geſchickte äußere Organiſation zurückzuführen. Die
Ueberſchätzung beruht vielmehr darauf, daß in einem ſolchen
Werk die mittlere Linie ſtark ausgeprägt iſt. Die ſog. Geſell-
ſchaft, als die Zuſammenführung einzelner Perſönlichkeiten, und
ihr verbindendes Glied, das Geſpräch, bedingen die Entſtehung
gedanklicher Unvollkommenheiten. Man gibt in die gemeinſame
Beziehung nicht die beſten Eigenſchaften ſeiner individuellen
Seele, denn nicht die äußerſte Möglichkeit einer Seele iſt der Ge-
ſellſchaft erwünſcht, ſondern eine mittlere Linie. Das geht ſo
weit, daß man einer ſtarken Einzelperſönlichkeit es als großes
Verdienſt anrechnet, wenn ſie als Glied eines zuſammengeführten
Kreiſes ihre emporleuchtenden Qualitäten nicht zur Geltung kom-
men läßt. Und gar das Geſpräch erlebt ſeine Hauptbedeutung
darin, daß man ſpricht, ohne zu reden, daß man ſich mit Worten
aneinanderklammert, deren Sinn möglichſt ohne Verpflichtung
und Beſonderheit iſt. Aus dieſer beſtimmenden Tatſache entſteht
dann die Ueberſchätzung gewiſſer Kunſtwerke.
So weit Einſtein. Sein Buch enthält noch vieles Intereſſante
über den Erfolg des Politikers und Wiſſenſchafters. Hier kam
es mir nur darauf an, Bericht über die Bemühungen zu erſtatten,
_
*) Norbert Einſtein. Der Erfolg. Eine ſoziologiſche
Unterſuchung. 183 S., geh. 4 M., geb. 6 M. Verlag der Lite-
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(2020-10-02T09:49:36Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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