Allgemeine Zeitung, Nr. 18, 22. Januar 1929.
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8-Uhr-Abendblatt [Spaltenumbruch]
MünchenAllgemeine Zeitung 132. Jahrgang Dienstag 22. Januar 1929 Druck und Verlag: Allgemeine Druckerei- und Verlags-Aktien- Gesellschaft, München, Baaderstraße 1a. / Redaktion: München, Baaderstr. 1a. / Telephon 25 784, 28 784 und 297319 / Postscheckkonto München 9370 / Verantwortlich für den gesamten Inhalte Dr. Rolf Flügel, für Anzeigen M. Girisch, sämtliche in München [Abbildung]
Die "AZ" erscheint an jed. Wochentag u. kostet im Einzelverkauf 10 Pfg., im Abonnement i. München durch d. Träg. M. 2.- monatl. bzw. 50 Pfg. wöchentl., außerhalb Münchens u. durch d. Post M. 2.40 monatl. / Für D. Oesterr. beträgt der Einzelpreis 20 Grosch., d. Abonnementpreis Sch. 4.-monatl./ Anzeigen- preis: Die neunspaltige Millimeterzeile 15 Pfg., im Reklameteil M. 0.80 Das neue englische Rie&esr;enluftschiff Amerikaflug mit Tanz an Bord Fassungsraum für 100 Passagiere * Geschwindigkeit 160 Stundenkilometer Das neue englische Riesen- Die Erbauerin, die Airship Guarantee Co., Geschwindigkeit, [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
die bei dem neuen Luftkreuzer 100 Meilen (etwa Für die Passagiere sind Kabinen mit zwei und Habibullahs politische Pläne Der treue Diener Englands Damit wäre die Rolle Englands bei dem Aufstand genügend erwiesen Wie aus Herat ge- alle Beziehungen zu den auswärtigen In afghanischen Kreisen wird behauptet, Amanullah Moskau, 22. Januar.widerruft seinen Rücktritt Nach einer Mel- Das Lawinenunglück an der Hohen Galve An den Verletzungen gestorben Die Bergwacht teilt mit: Die Rettungsexpedition, die von Kitzbühel Wetterbericht Zunächst weitere Schneefälle, in tieferen Lagen K. o. in 62 Sekunden Newark (New Jersey), 22. Jan.Max Schmeling siegt weiter in Amerika Der Neue Klage wegen des bayerschen München, 22. Januar.Wahlrechts Nachdem die Klage Die "Kardinal"-Frage Neuordnung der Lehrervorbildung Es war zu erwarten, daß Kardinal Faul- Was uns an der Rede, die der Herr Kardinal Die Kardinalfrage ist demgegenüber, ob der Die stete Klage in bayerischen Zeitungen der [irrelevantes Material]
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MünchenAllgemeine Zeitung 132. Jahrgang Dienstag 22. Januar 1929 Druck und Verlag: Allgemeine Druckerei- und Verlags-Aktien- Geſellſchaft, München, Baaderſtraße 1a. / Redaktion: München, Baaderſtr. 1a. / Telephon 25 784, 28 784 und 297319 / Poſtſcheckkonto München 9370 / Verantwortlich für den geſamten Inhalte Dr. Rolf Flügel, für Anzeigen M. Giriſch, ſämtliche in München [Abbildung]
Die „AZ“ erſcheint an jed. Wochentag u. koſtet im Einzelverkauf 10 Pfg., im Abonnement i. München durch d. Träg. M. 2.- monatl. bzw. 50 Pfg. wöchentl., außerhalb Münchens u. durch d. Poſt M. 2.40 monatl. / Für D. Oeſterr. beträgt der Einzelpreis 20 Groſch., d. Abonnementpreis Sch. 4.-monatl./ Anzeigen- preis: Die neunſpaltige Millimeterzeile 15 Pfg., im Reklameteil M. 0.80 Das neue englische Rie&eſr;enluftschiff Amerikaflug mit Tanz an Bord Faſſungsraum für 100 Paſſagiere * Geſchwindigkeit 160 Stundenkilometer Das neue engliſche Rieſen- Die Erbauerin, die Airſhip Guarantee Co., Geſchwindigkeit, [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
die bei dem neuen Luftkreuzer 100 Meilen (etwa Für die Paſſagiere ſind Kabinen mit zwei und Habibullahs politische Pläne Der treue Diener Englands Damit wäre die Rolle Englands bei dem Aufſtand genügend erwieſen Wie aus Herat ge- alle Beziehungen zu den auswärtigen In afghaniſchen Kreiſen wird behauptet, Amanullah Moskau, 22. Januar.widerruft ſeinen Rücktritt Nach einer Mel- Das Lawinenunglück an der Hohen Galve An den Verletzungen geſtorben Die Bergwacht teilt mit: Die Rettungsexpedition, die von Kitzbühel Wetterbericht Zunächſt weitere Schneefälle, in tieferen Lagen K. o. in 62 Sekunden Newark (New Jerſey), 22. Jan.Max Schmeling ſiegt weiter in Amerika Der Neue Klage wegen des bayerſchen München, 22. Januar.Wahlrechts Nachdem die Klage Die „Kardinal“-Frage Neuordnung der Lehrervorbildung Es war zu erwarten, daß Kardinal Faul- Was uns an der Rede, die der Herr Kardinal Die Kardinalfrage iſt demgegenüber, ob der Die ſtete Klage in bayeriſchen Zeitungen der [irrelevantes Material]
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Daß dieſe Stellung-<lb/> nahme den ſchroffſten Gegenſatz zu den diesbe-<lb/> züglichen Beſtrebungen des <hi rendition="#g">Bayeriſchen<lb/> Lehrervereins</hi> zum Ausdruck bringen<lb/> würde, war ebenfalls keine Ueberraſchung, denn<lb/> was kann von dieſer Seite anderes kommen? Die<lb/> Gegner des Kopernikus ſind doch auch heute noch<lb/> keine Freunde der vorausſetzungsloſen Wiſſen-<lb/> ſchaft und des geiſtigen, kulturellen und wirt-<lb/> ſchaftlichen Fortſchrittes, dem jene den Weg be-<lb/> reitet. 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Selbſt wenn die Aufzeigung<lb/> dieſer Alternative nur ein diplomatiſcher Schach-<lb/> zug iſt, um der Staatsregierung den Weg zu<lb/> Konzeſſionen an die gegneriſche Zweidrittelmehr-<lb/> heit zu verbauen, ſo iſt die Drohung des Herrn<lb/> Kardinals denn doch eine Kampfanſage gegen<lb/> den <hi rendition="#g">Staat</hi>, die an Schroffheit, Unduldſamkeit<lb/> und <hi rendition="#g">ſtaatsunfreundlicher</hi> Einſtellung<lb/> nichts zu wünſchen übrig läßt und, abgeſehen von<lb/> der humoriſtiſchen Kurioſität, daß der Eigenſtaat-<lb/> lichkeit Bayerns durch dieſen Angriff auf das<lb/> kulturelle ſtaatliche Hoheitsgebiet der Schule ein<lb/> klerikales Bein geſtellt wird, nicht geeignet iſt, der<lb/> koalitionsgebundenen bayeriſchen Staatsregierung<lb/> das an und ſich ſchon ſchwierige Leben zu erleich-<lb/> tern, wenn es ſich hiebei perſonell auch nur um<lb/> das Schickſal des Kultusminiſters oder um jenes<lb/> des Finanzminiſters handele.</p><lb/> <p>Die Kardinalfrage iſt demgegenüber, ob der<lb/><hi rendition="#g">Bayeriſche Landtag</hi> die Widerſtandsfähig-<lb/> keit beſitzt, um die Rechte des in ſeinem Weſen<lb/><hi rendition="#g">unabänderlich paritätiſchen</hi> Staates<lb/> der Gegenwart auf die Schule und die Lehrer-<lb/> bildung mit Erfolg zu ſchützen, und die kulturelle<lb/> Perſpektive zu wahren gewillt iſt, die es verhin-<lb/> dert, daß Bayerns Schulweſen und kulturelle Gel-<lb/> tung in immer größerem Abſtande hinter jenem<lb/> der übrigen deutſchen Länder zurückbleibt, wie in<lb/> der „AZ“ vor einiger Zeit ſchon mit Recht her-<lb/> vorgehoben worden iſt.</p><lb/> <p>Die ſtete Klage in bayeriſchen Zeitungen der<lb/> verſchiedenſten Anſchauungsrichtungen über den<lb/><hi rendition="#g">Niedergang Münchens</hi> hat bisher noch<lb/> nie an den innerſten Grund dieſer bedauerlichen</p> </div><lb/> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0001]
[Abbildung 10 Pfennig]
[Abbildung ... Pavillon Gruß
Andreozzi
ſpielt]
Nr. 18
AZ am Abend
8-Uhr-Abendblatt
Allgemeine Zeitung
132. Jahrgang
München
Dienstag
22. Januar 1929 Druck und Verlag: Allgemeine Druckerei- und Verlags-Aktien-
Geſellſchaft, München, Baaderſtraße 1a. / Redaktion: München,
Baaderſtr. 1a. / Telephon 25 784, 28 784 und 297319 / Poſtſcheckkonto
München 9370 / Verantwortlich für den geſamten Inhalte
Dr. Rolf Flügel, für Anzeigen M. Giriſch, ſämtliche in München
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Die „AZ“ erſcheint an jed. Wochentag u. koſtet im Einzelverkauf 10 Pfg., im
Abonnement i. München durch d. Träg. M. 2.- monatl. bzw. 50 Pfg. wöchentl.,
außerhalb Münchens u. durch d. Poſt M. 2.40 monatl. / Für D. Oeſterr. beträgt
der Einzelpreis 20 Groſch., d. Abonnementpreis Sch. 4.-monatl./ Anzeigen-
preis: Die neunſpaltige Millimeterzeile 15 Pfg., im Reklameteil M. 0.80
Das neue englische Rie&eſr;enluftschiff
Amerikaflug mit Tanz an Bord
Faſſungsraum für 100 Paſſagiere * Geſchwindigkeit 160 Stundenkilometer
London, 22 Jan.
Das neue engliſche Rieſen-
luftſchiff „R 100“, das für den transatlantiſchen
Verkehr beſtimmt iſt, geht ſeiner Vollendung ent-
gegen. Kommandeur O. D. Burney, der das
Luftſchiff befehligen wird, erklärte geſtern der
„Sunday Times“, daß, wenn alles gut gehe, das
Luftſchiff
bereits in einigen Wochen flugbereit
ſein werde. Nach den notwendigen Probefahrten
in England wird es die
Reiſe nach Amerika
antreten. Ein genaues Datum kann natürlich
noch nicht genannt werden, aber man rechnet
doch mit dieſem Frühjahr.
Die Erbauerin, die Airſhip Guarantee Co.,
legt Wert darauf, daß das Luftſchiff nicht nur
techniſch, ſondern auch kommerziell ein Erfolg
ſein ſoll. Für wirtſchaftlichen Erfolg ſei „R 100“
die kleinſte denbare Größe, und wenn das Ex-
periment glückt, will man ein Luftſchiff von dem
doppelten Ausmaß des „R 100“ bauen. Einer der
wichtigſten Faktoren für die Wirtſchaftlichkeit iſt
die
Geſchwindigkeit,
_
die bei dem neuen Luftkreuzer 100 Meilen (etwa
160 Kilometer) pro Stunde betragen ſoll. Vier
Rolls-Royce-Maſchinen erzeugen 4200 PS. Be-
triebsſtoff kann für 3500 Meilen mitgenommen
werden, bei
100 Paſſagieren und einer Mannſchaft von
40 Köpfen.
Für die Paſſagiere ſind Kabinen mit zwei und
vier Kojen vorgeſehen, ferner ein Speiſeſaal, ein
Aufenthaltsraum und eventuell auch ein Tanz-
boden. Es ſind Angebote bis zu 100 Pfund Ster-
ling gemacht worden von Perſonen, die die erſte
Transatlantikreiſe mitmachen wollen.
Habibullahs politische Pläne
Der treue Diener Englands
Damit wäre die Rolle Englands bei dem Aufſtand genügend erwieſen
Moskau, 22. Januar.
Wie aus Herat ge-
meldet wird, iſt in Kabul, wo Habib-
ullah die Macht ausübt, noch keine neue
Regierung gebildet worden. Vorausſichtlich
wird das Unterrichts- und das Juſtizmini-
ſterium aufgehoben werden. Die weltlichen
Schulen ſollen geſchloſſen und Kadi-Gerichte
eingeführt werden. Die Frage des Weiter-
beſtehens des Außenminiſteriums iſt noch
nicht geklärt, da bei der Regierung die Nei-
gung beſteht,
alle Beziehungen zu den auswärtigen
Staaten mit Ausnahme Englands ab-
zubrechen und den Staat wieder in die
Lage zurückzuverſetzen, die vor der Ver-
kündigung der afghaniſchen Unabhängig-
keit beſtand.
In afghaniſchen Kreiſen wird behauptet,
daß der engliſche Geſandte bereits einen
entſprechenden Vorſchlag gemacht habe, und
daß die Unterzeichnung einer Vereinbarung
vorliege, nach der
England wie früher an die Emire
Subventionen zahlen
werde. Die Verwirklichung dieſer Pläne
ſtößt auf den Widerſtand der Geiſtlichkeit
und der Kaufmannſchaft. Bezeichnend iſt,
daß ſich Habibullah in ſeinem anläßlich ſei-
ner Thronbeſteigung an die Bevölkerung
gerichteten Erlaß nicht Padiſchah (König),
wie die afghaniſchen Herrſcher bis zum
Jahre 1925, ſondern Emir nennt.
Amanullah
widerruft ſeinen Rücktritt
Moskau, 22. Januar.
Nach einer Mel-
dung aus Herat hat Amanullah in Hinblick
auf die Abſetzung Ynajatullahs in Kandahar
die Erklärung veröffentlicht, daß er ſeine Ab-
dankung für nichtig erklärt und die Herr-
ſchaft wieder übernimmt.
Das Lawinenunglück
an der Hohen Galve
An den Verletzungen geſtorben
München, 22. Jan.
Die Bergwacht teilt mit:
Der an der Hohen Salve bei Hopf-
garten von einer Lawine verſchüttete Münch-
ner Skiläufer Slack wurde am Montag nach-
mittag ½4 Uhr von einer Expedition der
Rettungsſtelle Hopfgarten des Deutſchen und
Oeſterreichiſchen Alpenvereins noch lebend auf-
gefunden. Infolge der erlittenen ſchweren Ver-
letzungen und Erfrierungen iſt er jedoch während
des Transports zu Tal verſchieden.
Die Rettungsexpedition, die von Kitzbühel
zur Bergung des am Schwarzkogel von einer
Schneewächte verſchütteten Skifahrers abgegangen
iſt, konnte bis Montag abend nur den Ruckſack
finden. Die Nachforſchungen werden fortgeſetzt.
Wetterbericht
Zunächſt weitere Schneefälle, in tieferen Lagen
zeitweiſe in Regen übergehend; dann wieder Auf-
klaren und Nachtfroſt.
K. o. in 62 Sekunden
Max Schmeling ſiegt weiter in Amerika
Newark (New Jerſey), 22. Jan.
Der
deutſche Boxer Max Schmeling ſiegte in dem
Kampf gegen Pietro Corri in der erſten
Runde nach 62 Sekunden durch k. o.
Neue Klage wegen des bayerſchen
Wahlrechts
München, 22. Januar.
Nachdem die Klage
der Demokratiſchen Partei Bayerns vom
Staatsgerichtshof für das Deutſche Reich
abgelehnt worden war, da er ſich nicht für
zuſtändig erklären konnte, reichte die Deutſche
Demokratiſche Partei eine Klage beim
Bayeriſchen Staatsgerichtshof wegen des
bayeriſchen Wahlrechts ein.
Die „Kardinal“-Frage
Neuordnung der Lehrervorbildung
Es war zu erwarten, daß Kardinal Faul-
haber in Bälde ſich die Gelegenheit geben
laſſen würde, um zu der endgültigen Erledi-
gung drängenden Frage der Neuordnung
der Lehrerbildung in Bayern öffentlich
Stellung nehmen zu können. Daß dieſe Stellung-
nahme den ſchroffſten Gegenſatz zu den diesbe-
züglichen Beſtrebungen des Bayeriſchen
Lehrervereins zum Ausdruck bringen
würde, war ebenfalls keine Ueberraſchung, denn
was kann von dieſer Seite anderes kommen? Die
Gegner des Kopernikus ſind doch auch heute noch
keine Freunde der vorausſetzungsloſen Wiſſen-
ſchaft und des geiſtigen, kulturellen und wirt-
ſchaftlichen Fortſchrittes, dem jene den Weg be-
reitet. Sodann iſt es ja ſchon lange kein Ge-
heimnis mehr, daß in dem Münchner Kirchen-
fürſten bei allen revolutionären Allüren, die ſich
— tempora mutantur — heute in einer Art de-
mokratiſcher Mentalität zu gefallen ſcheinen, das
unſtillbare Bedürfnis lebt, gegenüber der bayer.
Staatsregierung die letzten Endes ſelbſtwillige
Stellung eines bayeriſchen Königs einzunehmen.
Doch das ſind alles ſpezifiſche Eigentümlichkeiten
der neuzeitlichen Eigenſtaatlichkeit Bayerns, die
uns heute weniger intereſſieren.
Was uns an der Rede, die der Herr Kardinal
in der von einem Lehrer einer bayeriſchen ſimul-
tanen Mittelſchule geleiteten Verſammlung und in
Anweſenheit des exterritorialen Herrn Vertreters
Seiner Heiligkeit des Papſtes im Münchner
Odeonſaale gehalten hat, intereſſiert, und gewiß
auch alle übrigen bayeriſchen Staatsbürger inter-
eſſiert, die noch in einem durch die Mitwirkung
ihrer Abgeordneten einſt zuſtandegekommenen
Verfaſſungsſtaat zu leben glauben, das iſt die trotz
der ſo ſehr betonten Friedfertigkeit und „Staats-
frommheit öffentlich gegen die bayeriſche
Staatsregierung gerichtete Drohung, eigene
freie katholiſche Schulen zu gründen, wenn der
Staat die Forderungen des katholiſchen Epiſko-
pates hinſichtlich des katholiſch-konfeſſionellen
Charakters der Volksſchule (ſc. in ihrem geſamten
Unterrichtsſtoff) und einer katholiſch-konfeſſionellen
Lehrerbildung (konfeſſionelle Mittelſchul- und kon-
feſſionelle Hochſchulbildung, für den Volksſchul-
lehrer) nicht erfülle. Selbſt wenn die Aufzeigung
dieſer Alternative nur ein diplomatiſcher Schach-
zug iſt, um der Staatsregierung den Weg zu
Konzeſſionen an die gegneriſche Zweidrittelmehr-
heit zu verbauen, ſo iſt die Drohung des Herrn
Kardinals denn doch eine Kampfanſage gegen
den Staat, die an Schroffheit, Unduldſamkeit
und ſtaatsunfreundlicher Einſtellung
nichts zu wünſchen übrig läßt und, abgeſehen von
der humoriſtiſchen Kurioſität, daß der Eigenſtaat-
lichkeit Bayerns durch dieſen Angriff auf das
kulturelle ſtaatliche Hoheitsgebiet der Schule ein
klerikales Bein geſtellt wird, nicht geeignet iſt, der
koalitionsgebundenen bayeriſchen Staatsregierung
das an und ſich ſchon ſchwierige Leben zu erleich-
tern, wenn es ſich hiebei perſonell auch nur um
das Schickſal des Kultusminiſters oder um jenes
des Finanzminiſters handele.
Die Kardinalfrage iſt demgegenüber, ob der
Bayeriſche Landtag die Widerſtandsfähig-
keit beſitzt, um die Rechte des in ſeinem Weſen
unabänderlich paritätiſchen Staates
der Gegenwart auf die Schule und die Lehrer-
bildung mit Erfolg zu ſchützen, und die kulturelle
Perſpektive zu wahren gewillt iſt, die es verhin-
dert, daß Bayerns Schulweſen und kulturelle Gel-
tung in immer größerem Abſtande hinter jenem
der übrigen deutſchen Länder zurückbleibt, wie in
der „AZ“ vor einiger Zeit ſchon mit Recht her-
vorgehoben worden iſt.
Die ſtete Klage in bayeriſchen Zeitungen der
verſchiedenſten Anſchauungsrichtungen über den
Niedergang Münchens hat bisher noch
nie an den innerſten Grund dieſer bedauerlichen
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(2023-01-02T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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