Allgemeine Zeitung, Nr. 343, 11. Dezember 1890.
Rußland. @ St. Petersburg, 9. Dec. Telegramm. Die Rede Bayerische Chronik. München, 10. December. * Se. k. Hoheit der Prinz-Regent hatte heute Nachmittag * Hof- und Personalnachrichten. Herzog und Herzogin * Aus Anlaß der Anwesenheit des in Berlin residirenden und * Universität München. Nach dem Ergebnisse der aka- * Der oberste Schulrath dürfte wahrscheinlich noch vor * Morgen Vormittag 9 Uhr findet im Ministerium des Innern * Gestern Abend hielt Hr. Geh. Rath Dr. v. Kerschen- * Wohlthätigkeitsakademie. Der Museumssaal ist für * Eine Sammlung Riemenschneider'scher Kunst- * Der Schlachten maler H. Lang soll, wie wir zu unserm * Das neue Adreßbuch von München für das Jahr * Edle Gabe. Frau Charlotte v. Oven, geb. v. Hagn, hat * Die Namensveränderungen der Straßen in Schwabing und St. Jugbert, 8. Dec. Die auf gestern in das Cafe Becker x Regensburg, 9. Dec. Die am 1. d. M. in hiesiger Stadt Telegraphische Nachrichten. Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung. Berlin, 10. Dec. In Abgeordnetenkreisen wurden Berlin, 10. Dec. Die socialdemokratische Partei Sun Dresden, 10. Dec. Nach einem Bericht des Oberarztes # Brüssel, 10. Dec. Frankreich und Rußland A. H. Paris, 10. Dec. Die Kammer hat heute den Telegramme des Wolff'schen Bureaus. * Berlin, 10. Dec. Der "Reichs-Anzeiger" meldet die * Berlin, 10. Dec. Die Einkommensteuer-Com- * Berlin, 10. Dec. Heute früh nach 3 Uhr brach in * Friedrichsruh, 10. Dec. Fürst Bismarck wird * Hamburg, 10. Dec. Leiter hiesiger Rhedereien wollen * Köln, 10. Dec. Der Oberbürgermeister erläßt eine * Solingen, 10. Dec. Der Ausstand der Taschenmesser- * Luxemburg, 10. Dec. Die Thronbesteigung des * Wien, 10. Dec. Graf Taaffe legte heute dem Ab- * Pest, 10. Dec. Das Abgeordnetenhaus nahm das * Bern, 10. Dec. Artikel 10 des Auslieferungs- * Haag, 10. Dec. In hiesigen für unterrichtet geltenden * London, 10. Dec. Eine heute in der Guildhall unter * Dublin, 10. Dec. Eine Anzahl Deputationen sind * Cetinje, 10. Dec. An der Grenze bei Dulcigno ist
Rußland.  St. Petersburg, 9. Dec. Telegramm. Die Rede Bayeriſche Chronik. München, 10. December. * Se. k. Hoheit der Prinz-Regent hatte heute Nachmittag * Hof- und Perſonalnachrichten. Herzog und Herzogin * Aus Anlaß der Anweſenheit des in Berlin reſidirenden und * Univerſität München. Nach dem Ergebniſſe der aka- * Der oberſte Schulrath dürfte wahrſcheinlich noch vor * Morgen Vormittag 9 Uhr findet im Miniſterium des Innern * Geſtern Abend hielt Hr. Geh. Rath Dr. v. Kerſchen- * Wohlthätigkeitsakademie. Der Muſeumsſaal iſt für * Eine Sammlung Riemenſchneider’ſcher Kunſt- * Der Schlachten maler H. Lang ſoll, wie wir zu unſerm * Das neue Adreßbuch von München für das Jahr * Edle Gabe. Frau Charlotte v. Oven, geb. v. Hagn, hat * Die Namensveränderungen der Straßen in Schwabing und St. Jugbert, 8. Dec. Die auf geſtern in das Café Becker × Regensburg, 9. Dec. Die am 1. d. M. in hieſiger Stadt Telegraphiſche Nachrichten. Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung. ꕤ Berlin, 10. Dec. In Abgeordnetenkreiſen wurden ⁙ Berlin, 10. Dec. Die ſocialdemokratiſche Partei ☉ Dresden, 10. Dec. Nach einem Bericht des Oberarztes □ Brüſſel, 10. Dec. Frankreich und Rußland A. H. Paris, 10. Dec. Die Kammer hat heute den Telegramme des Wolff’ſchen Bureaus. * Berlin, 10. Dec. Der „Reichs-Anzeiger“ meldet die * Berlin, 10. Dec. Die Einkommenſteuer-Com- * Berlin, 10. Dec. Heute früh nach 3 Uhr brach in * Friedrichsruh, 10. Dec. Fürſt Bismarck wird * Hamburg, 10. Dec. Leiter hieſiger Rhedereien wollen * Köln, 10. Dec. Der Oberbürgermeiſter erläßt eine * Solingen, 10. Dec. Der Ausſtand der Taſchenmeſſer- * Luxemburg, 10. Dec. Die Thronbeſteigung des * Wien, 10. Dec. Graf Taaffe legte heute dem Ab- * Peſt, 10. Dec. Das Abgeordnetenhaus nahm das * Bern, 10. Dec. Artikel 10 des Auslieferungs- * Haag, 10. Dec. In hieſigen für unterrichtet geltenden * London, 10. Dec. Eine heute in der Guildhall unter * Dublin, 10. Dec. Eine Anzahl Deputationen ſind * Cetinje, 10. Dec. An der Grenze bei Dulcigno iſt <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p> <cit> <quote><pb facs="#f0003" n="3"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Morgenblatt Nr. 343. München, Donnerſtag Allgemeine Zeitung</hi> 11. December 1890.</fw><lb/><cb/> Arbeitenminiſters vorzubereiten, welcher geſtern Abend für ſo gut<lb/> wie ſicher galt. Ueber die Urſachen, welche den plötzlichen Um-<lb/> ſchlag berbeiführten, wird Ihrem Correſpondenten von einer hohen<lb/> Perſönlichkeit folgende authentiſche Mittheilung gemacht: Das<lb/> Budget des Miniſteriums der öffentlichen Arbeiten ſollte<lb/> kraft der vorhergegangenenen, in der Ausführung befindlichen Ge-<lb/> ſetze in dieſem Jahre um 17 Millionen erhöht werden. Auf wiederholte<lb/> Vorſtellungen Giolitti’s hatte Hr. Finali in die Streichung von<lb/> 11 bis 14 Millionen eingewilligt, die letzten 3 Millionen aber für<lb/> unentbehrlich erklärt, während der Schatzminiſter unbedingt jede<lb/> Erhöhung des Budgets perhorreſcirte. Als alle Bemühungen, Hrn.<lb/> Finali umzuſtimmen, an deſſen beharrlicher Weigerung ſcheiterten,<lb/> da bot Criſpi Hrn. Giolitti das Miniſterium der öffentlichen Ar-<lb/> beiten an und verſicherte jhn, daß er jede Streichung genehmigen<lb/> werde, welche ihm im Intereſſe des Staatshaushaltes vorgeſchlagen<lb/> werden würde. Giolitti erbat ſich Bedenkzeit, ſchob die Entſchei-<lb/> dung immer wieder hinaus, lehnte endlich geſtern das ihm ge-<lb/> machte Anerbieten ab und reichte gleichzeitig ſein Entlaſſungsgeſuch<lb/> ein. Seine Abſicht war offenbar, Hrn. Criſpi, deſſen Verlegenheit<lb/> angeſichts der für morgen feſtgeſetzten Eröffnung der Kammern<lb/> nicht gering ſein konnte, zur offenen Stellungnahme zu zwingen,<lb/> und um ſeinen Zweck ſicherer zu erreichen, ließ er die Nachricht<lb/> ſeines Rücktrittes nach Piemont telegraphiren, wo ſie nicht er-<lb/> mangelt haben wird, unter ſeinen zahlreichen politiſchen Anhängern<lb/> den ungünſtigſten Eindruck zu erregen. Criſpi verdroß dies ſehr,<lb/> dennoch bat er ihn nochmals, ſeinen Antrag anzunehmen und ſelbſt<lb/> Rath zu ſchaffen. Als aber der Schatzminiſter zum zweiten Male<lb/> ablehnte und er ſich überzeugt hatte, daß derſelbe unter keiner Be-<lb/> dingung auf ſeinen Antrag eingehen wolle, da entſchloß er ſich,<lb/> das Entlaſſungsgeſuch heim König zu beſürworten und Hrn.<lb/> Grimaldi, den früheren Vorſitzenden des Budget-Ausſchuſſes, zum<lb/> Schatzminiſter vorzuſchlagen.</quote> </cit> </p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rußland.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline> <hi rendition="#b">St. Petersburg,</hi> 9. Dec.</dateline> <p><hi rendition="#g">Telegramm</hi>. Die <hi rendition="#g">Rede<lb/> Kaiſer Wilhelms in der Schulreformconferenz</hi> wird in<lb/> der ruſſiſchen Preſſe ſehr verſchieden beurtheilt. Während mehrere<lb/> Blätter, wie der „Graſhdanin“ und die St. Petersburger<lb/> „Wjedomoſti“, die Rede abfällig kritiſiren, urtheilen die „Nowoſti“<lb/> ganz begeiſtert: So ſpreche nur ein kenntnißreicher Mann aus<lb/> tiefſter Ueberzeugung. Das Blatt hofft, daß die Initiative<lb/> Preußens auch außerhalb der deutſchen Grenzen Nachahmung<lb/> finden werde. (Die ruſſiſche Kritik dürfte in Deutſchland ziemlich<lb/> gleichgültig aufgenommen werden. D. R.) — <hi rendition="#g">Polniſche Mag-<lb/> naten</hi> im Weichſel-Gebiete haben laut der St. Petersburger<lb/> „Wjedomoſti“ Geldmittel zur Errichtung einer <hi rendition="#g">katholiſchen<lb/> Univerſität</hi> zu Freiburg im Breisgau (wohl in der Schweiz?<lb/> D. R.) zuſammengebracht. Der Papſt habe zugeſagt, die Leitung<lb/> der theologiſchen Facultät zu übernehmen, die hauptſächlich für<lb/> ruſſiſche Polen errichtet werden ſoll, welche den Beſuch der ruſſiſchen<lb/> Univerſitäten, auch der Warſchauer, vermeiden wollen. Collegien-<lb/> gelder werden nicht gezahlt, jedem Studenten aber wird nach be-<lb/> endetem Studium eine Veſchäſtigung als Miſſionar in ſlawiſchen<lb/> Ländern oder im Orient zugeſichert. Man hofft auf ein ſtarkes<lb/> Zuſtrömen von Studirenden.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head><hi rendition="#b">Bayeriſche Chronik.<lb/> München,</hi> 10. December.</head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* Se. k. Hoheit der <hi rendition="#g">Prinz-Regent</hi> hatte heute Nachmittag<lb/> als Gäſte den Generallieutenant z. D. Max Frhr. v. Gumppen-<lb/> berg-Ober-Prennberg, den Oberſten und Inſpector des Trains<lb/> Langhäuſer, den zum k. preußiſchen Generalſtabe commandirten<lb/> Major Endres und den k. Hofrath und rechtskundigen Bürgermeiſter<lb/> der Kreishauptſtadt Würzburg, <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Steidle. — Se. k. Hoheit der<lb/><hi rendition="#g">Prinz-Regent</hi> hat dem Comit<hi rendition="#aq">é</hi> zur Errichtung eines <hi rendition="#g">Denk-<lb/> mals</hi> für den Phyſiker <hi rendition="#g">Georg Simon Ohm</hi> in München die<lb/> allerhöchſte Bewilligung ertheilt, dieſes Denkmal nach dem vorge-<lb/> legten Entwurf des Profeſſors Rümann auf dem Platze vor dem<lb/><hi rendition="#g">ſüdlichen</hi> Flügelbau der k. Techniſchen Hochſchule dahier auſzu-<lb/> ſtellen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>* <hi rendition="#g">Hof- und Perſonalnachrichten</hi>.</head> <p>Herzog und Herzogin<lb/><hi rendition="#g">Max Emanuel</hi> ſind geſtern Abend mit dem Ingolſtädter Schnell-<lb/> zuge aus Hannover wieder hier eingetroffen. — Monſignore <hi rendition="#g">Ba-<lb/> roncini</hi>, bisher Proauditor der päpſtlichen Nuntiatur, iſt nun-<lb/> mehr zum wirklichen Auditor der hieſigen Nuntiatur ernannt worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* Aus Anlaß der Anweſenheit des in Berlin reſidirenden und<lb/> am Münchener Hofe beglaubigten ſchwediſchen Geſandten gab heute<lb/> Abend 6 Uhr der k. Staatsminiſter Frhr. v. <hi rendition="#g">Crailsheim</hi> ein<lb/> D<hi rendition="#aq">î</hi>ner. — Der bayeriſche Geſandte in St. Petersburg, Frhr.<lb/> v. <hi rendition="#g">Gaſſer</hi>, iſt von Wiesbaden, wo er die Cur gebraucht hat,<lb/> hier eingetroſſen und hat Nachmittags dem Miniſter des k. Hauſes<lb/> und des Aeußern, Frhrn. v. Crailsheim, einen längeren Beſuch<lb/> abgeſtattet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#g">Univerſität München</hi>.</head> <p>Nach dem Ergebniſſe der aka-<lb/> demiſchen Wahl iſt der ordentliche Profeſſor an der ſtaatswirth-<lb/> ſchaftlichen Facultät der Univerſität München <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Franz v. <hi rendition="#g">Baur</hi><lb/> als Erſatzſenator für das Jahr 1890/91 beſtätigt worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* <hi rendition="#g">Der oberſte Schulrath</hi> dürfte wahrſcheinlich noch vor<lb/> Jahresſchluß zu mehreren Sitzungen zuſammentreten. Ein Termin<lb/> läßt ſich jetzt noch nicht beſtimmen. Auch iſt noch keine Tages-<lb/> ordnung ſeſtgeſetzt, da bis jetzt noch nicht alle Referate vollſtändig<lb/> vorliegen. Wie wir hören, ſollen neue Referate zur Verhandlung<lb/> kommen. Den Vorſitz führt in den Berathungen des oberſten<lb/> Schulrathes der Hr. Cultusminiſter <hi rendition="#aq">Dr.</hi> v. Müller.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* Morgen Vormittag 9 Uhr findet im Miniſterium des Innern<lb/> die diesjährige Plenarſitzung <hi rendition="#g">des k. Obermedicinalaus-<lb/> ſchuſſes</hi> ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* Geſtern Abend hielt Hr. Geh. Rath <hi rendition="#aq">Dr.</hi> v. <hi rendition="#g">Kerſchen-<lb/> ſteiner</hi> im Kauſmänniſchen Verein einen Vortrag über Welt-<lb/> handel und Heilkunde in ihren wechſelſeitigen Beziehungen. Dieſer<lb/> ſehr intereſſante Vortrag erſcheint in einer der nächſten Nummern<lb/> unſrer Veilage, ſo daß wir es unterlaſſen können, hier eine Analyſe<lb/> desſelben zu geben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#g">Wohlthätigkeitsakademie</hi>.</head> <p>Der Muſeumsſaal iſt für<lb/> die zum Beſten des Aſylvereins für Obdachloſe am 11. October<lb/> ſtattfindende Akademie ausverkauft. Die ausgeſandten und noch<lb/> nicht bezahlten Villete verlieren ihre Gültigkeit. Abendcaſſa wird<lb/> keine gehalten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* <hi rendition="#g">Eine Sammlung Riemenſchneider’ſcher Kunſt-<lb/> werke</hi>, welche bisher Hr. Oekonomierath Streit auf der oberen<lb/> Saline im Vad Kiſſingen beſaß, wird im bayeriſchen National-<lb/> muſeum aufgeſtellt werden. Die Sammlung iſt von allen Beſuchern<lb/> derſelben ſtets bewundert worden und erſt in dieſem Sommer<lb/> wurde dem Beſitzer eine Summe von über 100,000 Mark von<lb/> engliſch-amerikaniſchen Kunſthändlern für dieſelbe geboten. Hr. Streit<lb/> zog es indeß vor, die Sammlung dem bayeriſchen Heimathlande<lb/> zu erhalten und trat ſie nur gegen Rückerſtattung der für den<lb/> Erwerb der Einzeltheile derſelben gehabten Selbſtanlagekoſten um<lb/> den Geſammtbetrag von 47,000 Mark an die k. Staatsregierung<lb/> ab, welche nunmehr deren Aufnahme in das Münchener National-<lb/> muſeum veranlaßte. Hrn. Streits patriotiſche Uneigennützigkeit,<lb/><cb/> welche dieſe herrliche Sammlung der bayeriſchen Kunſtſchule als<lb/> Vorbild erhielt, verdient öffentliche Anerkennung.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <p>* Der <hi rendition="#g">Schlachten maler H. Lang</hi> ſoll, wie wir zu unſerm<lb/> Bedauern erfahren, an einem Nervenleiden ſehr ſchwer erkrankt<lb/> ſein. Hoffen wir, daß es der Kunſt der Aerzte gelingen möge,<lb/> den ausgezeichneten und liebenswürdigen Künſtler ſeinem Berufe<lb/> recht bald wiederzugeben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* <hi rendition="#g">Das neue Adreßbuch von München</hi> für das Jahr<lb/> 1891 wird am 12. December zur Ausgabe gelangen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#g">Edle Gabe</hi>.</head> <p>Frau Charlotte v. Oven, geb. v. Hagn, hat<lb/> der Bayeriſchen Hypothelen- und Wechſelbank in München in dank-<lb/> barer Anerkennung der ſeit Jahren von der Bank beſorgten<lb/> günſtigen Verwaltung ihres Vermögens und der ſtets zuvorkom-<lb/> menden Artigkeit des Perſonals <hi rendition="#g">zweitauſend Mark</hi> für den<lb/> Penſionsfonds der Beamten übergeben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* Die Namensveränderungen der Straßen in Schwabing und<lb/> Neuhauſen, welche durch die Einverleibung beider Vororte in<lb/> München nothwendig wurden, da zwei Straßen nicht den gleichen<lb/> Namen führen können, erhielten die allerhöchſte Genehmigung.<lb/> Ebenſo die Namen der im Laufe dieſes Jahres neu eröffneten<lb/> Straßen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">St. Jugbert,</hi> 8. Dec.</dateline> <p>Die auf geſtern in das Caf<hi rendition="#aq">é</hi> Becker<lb/> hier einberufene <hi rendition="#g">Bergarbeiterverſammlung</hi> war nicht ſehr<lb/> ſtark beſucht; etwa 300 Perſonen wohnten derſelben an. Eröſſnet wurde<lb/> ſie durch Hrn. Peter Groß hier mit einem Hoch auf den Prinz-Regenten.<lb/> Als erſter Redner trat auf Hr. Thome-Altenwald. Hienach ſprach das<lb/> Vorſtandsmitglied des Bergarbeiterverbandes, Hr. Hüninghaus aus<lb/> Weſtfalen über den Bergarbeiterverband und forderte zum Beitritt auf.<lb/> Schließlich betheiligten ſich noch zwei Bergleute aus Lothringen an der<lb/> Erörterung, welche gegen 8 Uhr beendet war.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>× <hi rendition="#b">Regensburg,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Die am 1. d. M. in hieſiger Stadt<lb/> vorgenommene Volkszählung ergab folgendes Reſultat: 37,567 Ein-<lb/> wohner, und zwar 18,089 männliche und 19,478 weibliche Perſonen;<lb/> im ganzen nur um 1474 Perſonen mehr als bei der letzten im Jahre<lb/> 1885 ſtattgeſundenen Volkszählung. — In Stadtamhof wurden 3657<lb/> gegen 3449 Einwohner im Jahre 1885 gezählt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Telegraphiſche Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>ꕤ <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>In Abgeordnetenkreiſen wurden<lb/> heute die Gerüchte über beabſichtigte <hi rendition="#g">Herabſetzung der<lb/> Getreidezölle</hi> vielſach beſprochen; es verlautete, daß eine<lb/> Herabſetzung von fünf auf drei Mark von der Regierung vor-<lb/> geſchlagen werden dürfte, wenn die Wiener Verhandlungen<lb/> ein günſtiges Ergebniß haben. — Der „Nat.-Ztg.“ wird aus<lb/><hi rendition="#g">St. Petersburg</hi> mitgetheilt, der gute Verlauf der deutſch-<lb/> öſterreichiſchen Verhandlungen rufe dort die Beſorgniß wach,<lb/> daß ſpäter auch ſolche mit der italieniſchen und der engliſchen<lb/> Regierung folgen könnten. Eine Einladung zu wirthſchaft-<lb/> lichen Verhandlungen, die Fürſt Bismarck vor vier oder fünf<lb/> Jahren an die ruſſiſche Regierung gerichtet, ſei damals un-<lb/> beantwortet geblieben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>⁙ <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>Die <hi rendition="#g">ſocialdemokratiſche</hi> Partei<lb/> iſt veranlaßt worden, auf die Berathung ihres Antrages, be-<lb/> treffend die <hi rendition="#g">Beſeitigung der Lebensmittelzölle</hi>, vor<lb/> Weihnachten zu <hi rendition="#g">verzichten</hi>. Dieſer Antrag ſoll als erſter<lb/> Initiativantrag nach Neujahr auf die Tagesordnung kommen,<lb/> vor Weihnachten wird nur noch die Novelle zum <hi rendition="#g">Zucker-<lb/> ſteuergeſetz</hi> in erſter Leſung erledigt werden und am Sonn-<lb/> abend ſollen bereits die Ferien beginnen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>☉ <hi rendition="#b">Dresden,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>Nach einem Bericht des Oberarztes<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Seiler</hi> hat das im hieſigen Diaconiſſenhoſpital bei zwei<lb/> Lupuskranken und einem Lungenkranken angewandte „<hi rendition="#g">Kochin</hi>“ ſo<lb/> günſtige Erfolge gehabt, daß die <hi rendition="#g">Heilung</hi> in Ausſicht ſteht.<lb/> Auch bei ſieben anderen Lungenſchwindſüchtigen haben ſich günſtige<lb/> Veränderungen gezeigt. Seiler betont den unſchätzbaren Werth<lb/> der Koch’ſchen Lymphe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>□ <hi rendition="#b">Brüſſel,</hi> 10. Dec.</dateline> <p><hi rendition="#g">Frankreich</hi> und <hi rendition="#g">Rußland</hi><lb/> ſind der <hi rendition="#g">Collectivnote</hi> der Großmächte an Holland be-<lb/> treffs der Congo-Zölle nicht beigetreten. (S. dag. unten. D. R.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#aq">A. H.</hi><hi rendition="#b">Paris,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>Die <hi rendition="#g">Kammer</hi> hat heute den<lb/> geſammten <hi rendition="#g">Budgetentwurf</hi> mit 363 gegen 54 Stimmen<lb/> angenommen. Die Rechte enthielt ſich der Abſtimmung. Vor<lb/> der Abſtimmung erklärte <hi rendition="#g">Dugu<hi rendition="#aq">é</hi> de la Fauconnerie</hi> (von<lb/> der Rechten), er werde für das Budget ſtimmen, weil er glaube,<lb/> daß es Zeit ſei, daß die Mitglieder der Minderheit offen und<lb/> ehrlich die Republik annehmen. Paul de <hi rendition="#g">Caſſagnac</hi> ent-<lb/> gegnete: In der That haben die Republicaner Gelegenheit ge-<lb/> habt, die Minderheit an ſich anzuſchließen, aber ſie ſtellten ſo<lb/> harte und engherzige Bedingungen, daß die Minderheit nicht<lb/> in die Republik eintreten könnte. Die Kammer vertagte ſich<lb/> darauf bis zum 18. December. Der Budgetentwurf und das<lb/> Anlehensproject gingen ſofort an den Senat. Die Ziffer des<lb/><hi rendition="#g">Anlehens</hi> wird im Augenblick der Emiſſion durch den Stand<lb/> des Geldmarktes beſtimmt werden; man glaubt, es könne viel-<lb/> leicht auf 870 Millionen geſchätzt werden.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Telegramme des Wolff’ſchen Bureaus.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>Der „Reichs-Anzeiger“ meldet die<lb/> Verleihung der großen goldenen Medaille für Wiſſenſchaft an den<lb/> ſtändigen Secretär der Akademie für Wiſſenſchaften, Profeſſor <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/> Ernſt <hi rendition="#g">Curtius</hi>. — Der „Reichs-Anzeiger“ meldet ferner: Der<lb/> Miniſter des Innern hat im Einvernehmen mit dem Handels-<lb/> miniſter beſtimmt, daß die Ausſtellung von <hi rendition="#g">Urſprungzeug-<lb/> niſſen</hi> für nach <hi rendition="#g">Italien</hi> zu exportirende zollpflichtige Waaren<lb/> künftig nicht durch Gemeindebehörden, ſondern durchweg durch die<lb/> Ortspolizeibehörden zu erfolgen hat. — Der „Nordd. Allg. Ztg.“<lb/> zufolge iſt betreffs des <hi rendition="#g">Berliner Dombaues</hi> zwiſchen den<lb/> maßgebenden Stellen des Abgeordnetenhauſes die Zuſtimmung<lb/> dazu verabredet worden, daß das Bauproject ſich auf den Ban<lb/> einer <hi rendition="#g">Predigtkirche für die Domgemeinde</hi> beſchränke und<lb/> in Betreff des Koſtenpunktes ſich im Rahmen von etwa 8 Mil-<lb/> lionen halte. Ferner beſtätigt die „Nordd. Allg. Ztg“, daß die<lb/><hi rendition="#g">ruſſiſche Regierung</hi> einigen <hi rendition="#g">deutſchen Officieren</hi> behufs<lb/> Studiums der ruſſiſchen Sprache den Aufenthalt in <hi rendition="#g">Kaſan</hi> ge-<lb/> ſtattet hat. Es handle ſich dabei aber nicht um eine principielle<lb/> jährliche Abmachung, ſondern es treffe dies nur für die nächſte<lb/> Gelegenheit zu. — Profeſſor <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Koch hat in Begleitung des<lb/> Stabsarztes <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Pfuhl</hi> mit vierzehntägigem Urlaub eine Er-<lb/> holungsreiſe angetreten, unbekannt, wohin.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>Die <hi rendition="#g">Einkommenſteuer-Com-<lb/> miſſion</hi> des Abgeordnetenhauſes begann heute in Anweſenheit<lb/> des Finanzminiſters <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Miquel</hi> ihre Berathungen. Die Com-<lb/> miſſion ſah von einer Generaldebatte ab und verhandelte ſofort den<lb/> die ſubjective Steuerpflicht betreffenden §. 1. Abg. v. <hi rendition="#g">Jagow</hi> ſtellte<lb/> einen Antrag auf Steuerfreiheit für die in deutſchem Schutzgebiete<lb/> wohnenden Preußen, Abg. Graf <hi rendition="#g">Limburg-Stirum</hi> beantragte,<lb/> die im Auslande wohnenden Staatsbeamten in Berlin zur Steuer<lb/><cb/> zu veranlagen. Zu §. 2 (Perſonen mit Einkommen aus preußi-<lb/> ſchen Staatscaſſen, preußiſchem Grundbeſitz oder preußiſchen Ge-<lb/> werbeanlagen) beantragte Abg. <hi rendition="#g">Peters</hi>, als Anlage ausländiſcher<lb/> Unternehmungen auch Agenturen zu betrachten. Zu §. 3 (grund-<lb/> ſätzliche Steuerbefreiungen) beantragte Abg. v. <hi rendition="#g">Jagow</hi>, die<lb/> Steuerbefreiung aus völkerrechtlichen Gründen in denjenigen Fällen<lb/> auszuſchließen, in welchen die betreffenden Staaten die Gegenſeitig-<lb/> keit nicht gewähren. — Nach längerer lebhafter Debatte<lb/> werden die §§. 1 und 2 angenommen, nur die Beſtimmungen<lb/> wegen Beſteuerung der Actiengeſellſchaften werden vorbehalten,<lb/> der Antrag Peters wird gleichfalls angenommen. §. 3 wird mit<lb/> dem Antrage v. Jagow, §. 4 (wie bereits von anderer Seite<lb/> gemeldet. D. R.) in der vom Abg. Bachem beantragten Faſſung<lb/> angenommen: daß die vormals Reichsunmittelbaren zur Ein-<lb/> kommenſteuer heranzuziehen ſind, ſobald durch beſonderes Geſetz<lb/> die Entſchädigung für die aufzuhebende Befreiung geregelt ſein<lb/> wird. Sodann wird die Beſtimmung des §. 5 angenommen:<lb/> Die Steuerpflicht beginnt mit einem Einkommen über 900 Mark.<lb/> §. 6. (Steuerfreies Einkommen) wird unter Streichung der<lb/> Steuerfreiheit des dienſtlichen Einkommens im Auslande wohnen-<lb/> der Beamten und Officiere, die §§. 7 und 8 weſentlich nach der<lb/> Vorlage (Definirung des Einkommens) angenommen. Bei Be-<lb/> rathung des §. 9 (Abzüge bei Berechnung des Einkommens) wird<lb/> außer der vorgeſchlagenen Abzugsfähigkeit der directen, vom Grund-<lb/> eigenthum und dem Gewerbebetrieb zu entrichtenden Staatsſteuern<lb/> auch die Abzugsfähigkeit der Communalſteuern beſchloſſen. — Die<lb/><hi rendition="#g">Gewerbeſteuercommiſſion</hi> nahm (wie gleichfalls ſchon be-<lb/> richtet worden. D. R.) unverändert die §§. 1 (Gegenſtand der Be-<lb/> ſteuerung) und 2 (Beſteuerung inländiſcher Riederlaſſungen aus-<lb/> ländiſcher Betriebe) mit geringer redactioneller Aenderung und<lb/> §. 3 (Befreiungen) in der Faſſung der Regierungsvorlage an. Ferner<lb/> nahm die Commiſſion den §. 4 (Aufzählung der Betriebe, welche<lb/> der Gewerbeſteuer nicht unterliegen) unverändert nach der Vor-<lb/> lage an. — Die <hi rendition="#g">Wahlprüfungscommiſſion</hi> erklärte die<lb/> Wahl des Abg. v. <hi rendition="#g">Puttkamer-Plauth</hi> für gültig, die des<lb/> Abg. <hi rendition="#g">Frickenhaus</hi> für ungültig.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>Heute früh nach 3 Uhr brach in<lb/> einem Hauſe am Schiffbauerdamm ein größerer <hi rendition="#g">Brand</hi> aus.<lb/> Ein Theil der Bewohner ſuchte vor Ankunft der Feuerwehr den<lb/> Ausgang nach der Straße zu gewinnen; ein geiſteskranker Taub-<lb/> ſtummer fand hiebei den Erſtickungstod; drei Andere erlitten nicht<lb/> unerhebliche Brandwunden. Die ruhig in den Wohnungen ver-<lb/> bliebenen Bewohner wurden von der Feuerwehr gerettet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Friedrichsruh,</hi> 10. Dec.</dateline> <p><hi rendition="#g">Fürſt Bismarck</hi> wird<lb/> täglich erwartet, ein Theil der Dienerſchaft iſt bereits ein-<lb/> getroffen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Hamburg,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>Leiter hieſiger Rhedereien wollen<lb/> bei der Reichsregierung die Bitte ſtellen, der Frage der Vorlegung<lb/> eines <hi rendition="#g">Reichsauswanderunggeſetzes</hi> näher zu treten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Köln,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">Oberbürgermeiſter</hi> erläßt eine<lb/> Bekanntmachung des Inhalts, daß der Vorrath an <hi rendition="#g">Koch’ſcher<lb/> Lymphe</hi> in der ſtädtiſchen Krankenanſtalt erſchöpft ſei. Auswärts<lb/> wohnende Kranke könnten daher in den betreffenden Anſtalten bis<lb/> auf weiteres keine Aufnahme finden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Solingen,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">Ausſtand</hi> der Taſchenmeſſer-<lb/> und Federmeſſerſchleifer iſt nach einer Dauer von vier Monaten<lb/> durch beiderſeitiges Entgegenkommen <hi rendition="#g">beigelegt</hi>.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Luxemburg,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>Die <hi rendition="#g">Thronbeſteigung</hi> des<lb/> Großherzogs wird in <hi rendition="#g">Berlin, Wien</hi> und <hi rendition="#g">London</hi> durch den<lb/><hi rendition="#g">Erbgroßherzog</hi>, in St. <hi rendition="#g">Petersburg</hi> durch den <hi rendition="#g">Prinzen<lb/> Nikolaus von Naſſau</hi>, in <hi rendition="#g">Paris</hi> durch den Geſchäſtsträger<lb/><hi rendition="#g">Vannerus</hi>, in <hi rendition="#g">Rom</hi> durch den Staatsminiſter <hi rendition="#g">Eyſchen</hi> an-<lb/> gekündigt. Als Miniſterreſidenten werden hier accreditirt Legations-<lb/> rath v. <hi rendition="#g">Wallwitz</hi> für Deutſchland, Botſchaftsrath <hi rendition="#g">Raindre</hi> für<lb/> Frankreich.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Wien,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>Graf <hi rendition="#g">Taaffe</hi> legte heute dem <hi rendition="#g">Ab-<lb/> geordnetenhauſe</hi> das neu revidirte Uebereinkommen mit der<lb/><hi rendition="#g">Schweiz</hi> bezüglich der <hi rendition="#g">Thierſeuchen</hi> vor. Das Haus nahm<lb/> ſodann die Vorlagen, betreffend die <hi rendition="#g">Conſulargerichtsbarkeit<lb/> in Aegypten</hi> und den Staatsvertrag mit <hi rendition="#g">Italien</hi> über gegen-<lb/> ſeitigen Schutz des <hi rendition="#g">Autorrechts</hi>, ohne Debatte an. — Steinwender,<lb/> Derſchatta und Genoſſen interpelliren die Miniſter des Innern<lb/> und des Handels wegen des angeblichen Verkaufs der Kohlenwerke<lb/> der Nordbahn an die Creditanſtalt. (Bereits im Abendblatt privat<lb/> gemeldet. D. R.) Abg. Kopp verlangt die Erledigung der Börſen-<lb/> ſteuervorlage.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Peſt,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>Das <hi rendition="#g">Abgeordnetenhaus</hi> nahm das<lb/> Finanzgeſetz pro 1891 an, nachdem der Miniſterpräſident Graf<lb/> Szap<hi rendition="#aq">á</hi>ry gegenüber den Abgeordneten Iranyi (äußerſte Linke) und<lb/> Graf Apponyi (gemäßigte Oppoſition) es entſchieden als ſeine<lb/> Pflicht betont batte, die ſtaatsrechtliche Baſis gegen Angriffe woher<lb/> immer zu ſchützen; durch die Annahme der Borlage werde die<lb/> Regierung in den Stand geſetzt, die begonnenen Reformarbeiten<lb/> zu vollenden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Bern,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>Artikel 10 des <hi rendition="#g">Auslieferungs-<lb/> geſetzes</hi> beſtimmt: <cit><quote>Wegen <hi rendition="#g">politiſcher</hi> Verbrechen und Ver-<lb/> gehen wird die Auslieferung nicht bewilligt. Die Auslieferung<lb/> wird jedoch bewilligt, obgleich der Thäter einen politiſchen<lb/> Beweggrund oder Zweck vorſchützt, wenn die Handlung, um<lb/> derenwillen die Auslieferung verlangt wird, vorwiegend den<lb/> Charakter eines gemeinen Verbrechens oder Vergehens hat.<lb/> Das Bundesgericht entſcheidet im einzelnen Falle über die<lb/> Natur der ſtrafbaren Handlung auf Grund des frei zu er-<lb/> mittelnden Thatbeſtandes. Iſt die Auslieferung bewilligt, ſo<lb/> ſtellt der Bundesrath dem erſuchenden Staate die Bedingung,<lb/> daß der Auszuliefernde wegen ſeines politiſchen Beweggrundes<lb/> oder Zwecks nicht ſtrenger behandelt werden dürfe.</quote></cit></p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Haag,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>In hieſigen für unterrichtet geltenden<lb/> Kreiſen iſt von einer Note der Mächte an die niederländiſche Re-<lb/> gierung betreffs der <hi rendition="#g">Congo-Zölle</hi> nichts bekannt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">London,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>Eine heute in der Guildhall unter<lb/> dem Vorſitze des Lord-Mayors abgehaltene <hi rendition="#g">Verſammlung</hi> ſprach<lb/> ſich in einer Reſolution gegen die Ausnahmsgeſetze betreffend die<lb/><hi rendition="#g">ruſſiſchen Juden</hi> aus und beſchloß, eine vom Lord-Mayor unter-<lb/> zeichnete <hi rendition="#g">Petition an den Kaiſer von Rußland</hi> zu richten<lb/> und ihn um die Abſchaffung der Ausnahmsgeſetze zu bitten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Dublin,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>Eine Anzahl Deputationen ſind<lb/><hi rendition="#g">Parnell</hi> bis Kingſton entgegengereist und haben ihm Be-<lb/> grüßungs- und Zuſtimmungsadreſſen überreicht. Einige<lb/> hundert Perſonen empfingen Parnell am Bahnhof in Dublin.<lb/> Nach zwei Stunden nahm Parnell das Redactionsbureau und<lb/> die Druckerei der Zeitung „United Ireland“ als Mitglied des<lb/> Verwaltungsraths in Beſchlag, verhinderte die Ausgabe der<lb/> im Druck befindlichen Nummer und entließ den Chefredacteur.<lb/> Der Abgeordnete <hi rendition="#g">Healy</hi> traf um 1 Uhr auf dem Bahnhof<lb/> ein; er wurde mit Ziſchen und Pfeifen empfangen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Cetinje,</hi> 10. Dec.</dateline> <p>An der Grenze bei <hi rendition="#g">Dulcigno</hi> iſt<lb/> zwiſchen Montenegrinern und Maliſſoren in Folge eines Angriffes<lb/> der letzteren ein <hi rendition="#g">Handgemenge</hi> entſtanden, bei dem beide Theile<lb/> je zwei Todte verloren. Die Regierung hat Maßnahmen ergriffen,<lb/> um weiteren Ruheſtörungen vorzubeugen.</p> </div> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Morgenblatt Nr. 343. München, Donnerſtag Allgemeine Zeitung 11. December 1890.
Arbeitenminiſters vorzubereiten, welcher geſtern Abend für ſo gut
wie ſicher galt. Ueber die Urſachen, welche den plötzlichen Um-
ſchlag berbeiführten, wird Ihrem Correſpondenten von einer hohen
Perſönlichkeit folgende authentiſche Mittheilung gemacht: Das
Budget des Miniſteriums der öffentlichen Arbeiten ſollte
kraft der vorhergegangenenen, in der Ausführung befindlichen Ge-
ſetze in dieſem Jahre um 17 Millionen erhöht werden. Auf wiederholte
Vorſtellungen Giolitti’s hatte Hr. Finali in die Streichung von
11 bis 14 Millionen eingewilligt, die letzten 3 Millionen aber für
unentbehrlich erklärt, während der Schatzminiſter unbedingt jede
Erhöhung des Budgets perhorreſcirte. Als alle Bemühungen, Hrn.
Finali umzuſtimmen, an deſſen beharrlicher Weigerung ſcheiterten,
da bot Criſpi Hrn. Giolitti das Miniſterium der öffentlichen Ar-
beiten an und verſicherte jhn, daß er jede Streichung genehmigen
werde, welche ihm im Intereſſe des Staatshaushaltes vorgeſchlagen
werden würde. Giolitti erbat ſich Bedenkzeit, ſchob die Entſchei-
dung immer wieder hinaus, lehnte endlich geſtern das ihm ge-
machte Anerbieten ab und reichte gleichzeitig ſein Entlaſſungsgeſuch
ein. Seine Abſicht war offenbar, Hrn. Criſpi, deſſen Verlegenheit
angeſichts der für morgen feſtgeſetzten Eröffnung der Kammern
nicht gering ſein konnte, zur offenen Stellungnahme zu zwingen,
und um ſeinen Zweck ſicherer zu erreichen, ließ er die Nachricht
ſeines Rücktrittes nach Piemont telegraphiren, wo ſie nicht er-
mangelt haben wird, unter ſeinen zahlreichen politiſchen Anhängern
den ungünſtigſten Eindruck zu erregen. Criſpi verdroß dies ſehr,
dennoch bat er ihn nochmals, ſeinen Antrag anzunehmen und ſelbſt
Rath zu ſchaffen. Als aber der Schatzminiſter zum zweiten Male
ablehnte und er ſich überzeugt hatte, daß derſelbe unter keiner Be-
dingung auf ſeinen Antrag eingehen wolle, da entſchloß er ſich,
das Entlaſſungsgeſuch heim König zu beſürworten und Hrn.
Grimaldi, den früheren Vorſitzenden des Budget-Ausſchuſſes, zum
Schatzminiſter vorzuſchlagen.
Rußland.
 St. Petersburg, 9. Dec. Telegramm. Die Rede
Kaiſer Wilhelms in der Schulreformconferenz wird in
der ruſſiſchen Preſſe ſehr verſchieden beurtheilt. Während mehrere
Blätter, wie der „Graſhdanin“ und die St. Petersburger
„Wjedomoſti“, die Rede abfällig kritiſiren, urtheilen die „Nowoſti“
ganz begeiſtert: So ſpreche nur ein kenntnißreicher Mann aus
tiefſter Ueberzeugung. Das Blatt hofft, daß die Initiative
Preußens auch außerhalb der deutſchen Grenzen Nachahmung
finden werde. (Die ruſſiſche Kritik dürfte in Deutſchland ziemlich
gleichgültig aufgenommen werden. D. R.) — Polniſche Mag-
naten im Weichſel-Gebiete haben laut der St. Petersburger
„Wjedomoſti“ Geldmittel zur Errichtung einer katholiſchen
Univerſität zu Freiburg im Breisgau (wohl in der Schweiz?
D. R.) zuſammengebracht. Der Papſt habe zugeſagt, die Leitung
der theologiſchen Facultät zu übernehmen, die hauptſächlich für
ruſſiſche Polen errichtet werden ſoll, welche den Beſuch der ruſſiſchen
Univerſitäten, auch der Warſchauer, vermeiden wollen. Collegien-
gelder werden nicht gezahlt, jedem Studenten aber wird nach be-
endetem Studium eine Veſchäſtigung als Miſſionar in ſlawiſchen
Ländern oder im Orient zugeſichert. Man hofft auf ein ſtarkes
Zuſtrömen von Studirenden.
Bayeriſche Chronik.
München, 10. December.
* Se. k. Hoheit der Prinz-Regent hatte heute Nachmittag
als Gäſte den Generallieutenant z. D. Max Frhr. v. Gumppen-
berg-Ober-Prennberg, den Oberſten und Inſpector des Trains
Langhäuſer, den zum k. preußiſchen Generalſtabe commandirten
Major Endres und den k. Hofrath und rechtskundigen Bürgermeiſter
der Kreishauptſtadt Würzburg, Dr. Steidle. — Se. k. Hoheit der
Prinz-Regent hat dem Comité zur Errichtung eines Denk-
mals für den Phyſiker Georg Simon Ohm in München die
allerhöchſte Bewilligung ertheilt, dieſes Denkmal nach dem vorge-
legten Entwurf des Profeſſors Rümann auf dem Platze vor dem
ſüdlichen Flügelbau der k. Techniſchen Hochſchule dahier auſzu-
ſtellen.
* Hof- und Perſonalnachrichten. Herzog und Herzogin
Max Emanuel ſind geſtern Abend mit dem Ingolſtädter Schnell-
zuge aus Hannover wieder hier eingetroffen. — Monſignore Ba-
roncini, bisher Proauditor der päpſtlichen Nuntiatur, iſt nun-
mehr zum wirklichen Auditor der hieſigen Nuntiatur ernannt worden.
* Aus Anlaß der Anweſenheit des in Berlin reſidirenden und
am Münchener Hofe beglaubigten ſchwediſchen Geſandten gab heute
Abend 6 Uhr der k. Staatsminiſter Frhr. v. Crailsheim ein
Dîner. — Der bayeriſche Geſandte in St. Petersburg, Frhr.
v. Gaſſer, iſt von Wiesbaden, wo er die Cur gebraucht hat,
hier eingetroſſen und hat Nachmittags dem Miniſter des k. Hauſes
und des Aeußern, Frhrn. v. Crailsheim, einen längeren Beſuch
abgeſtattet.
* Univerſität München.Nach dem Ergebniſſe der aka-
demiſchen Wahl iſt der ordentliche Profeſſor an der ſtaatswirth-
ſchaftlichen Facultät der Univerſität München Dr. Franz v. Baur
als Erſatzſenator für das Jahr 1890/91 beſtätigt worden.
* Der oberſte Schulrath dürfte wahrſcheinlich noch vor
Jahresſchluß zu mehreren Sitzungen zuſammentreten. Ein Termin
läßt ſich jetzt noch nicht beſtimmen. Auch iſt noch keine Tages-
ordnung ſeſtgeſetzt, da bis jetzt noch nicht alle Referate vollſtändig
vorliegen. Wie wir hören, ſollen neue Referate zur Verhandlung
kommen. Den Vorſitz führt in den Berathungen des oberſten
Schulrathes der Hr. Cultusminiſter Dr. v. Müller.
* Morgen Vormittag 9 Uhr findet im Miniſterium des Innern
die diesjährige Plenarſitzung des k. Obermedicinalaus-
ſchuſſes ſtatt.
* Geſtern Abend hielt Hr. Geh. Rath Dr. v. Kerſchen-
ſteiner im Kauſmänniſchen Verein einen Vortrag über Welt-
handel und Heilkunde in ihren wechſelſeitigen Beziehungen. Dieſer
ſehr intereſſante Vortrag erſcheint in einer der nächſten Nummern
unſrer Veilage, ſo daß wir es unterlaſſen können, hier eine Analyſe
desſelben zu geben.
* Wohlthätigkeitsakademie. Der Muſeumsſaal iſt für
die zum Beſten des Aſylvereins für Obdachloſe am 11. October
ſtattfindende Akademie ausverkauft. Die ausgeſandten und noch
nicht bezahlten Villete verlieren ihre Gültigkeit. Abendcaſſa wird
keine gehalten.
* Eine Sammlung Riemenſchneider’ſcher Kunſt-
werke, welche bisher Hr. Oekonomierath Streit auf der oberen
Saline im Vad Kiſſingen beſaß, wird im bayeriſchen National-
muſeum aufgeſtellt werden. Die Sammlung iſt von allen Beſuchern
derſelben ſtets bewundert worden und erſt in dieſem Sommer
wurde dem Beſitzer eine Summe von über 100,000 Mark von
engliſch-amerikaniſchen Kunſthändlern für dieſelbe geboten. Hr. Streit
zog es indeß vor, die Sammlung dem bayeriſchen Heimathlande
zu erhalten und trat ſie nur gegen Rückerſtattung der für den
Erwerb der Einzeltheile derſelben gehabten Selbſtanlagekoſten um
den Geſammtbetrag von 47,000 Mark an die k. Staatsregierung
ab, welche nunmehr deren Aufnahme in das Münchener National-
muſeum veranlaßte. Hrn. Streits patriotiſche Uneigennützigkeit,
welche dieſe herrliche Sammlung der bayeriſchen Kunſtſchule als
Vorbild erhielt, verdient öffentliche Anerkennung.
* Der Schlachten maler H. Lang ſoll, wie wir zu unſerm
Bedauern erfahren, an einem Nervenleiden ſehr ſchwer erkrankt
ſein. Hoffen wir, daß es der Kunſt der Aerzte gelingen möge,
den ausgezeichneten und liebenswürdigen Künſtler ſeinem Berufe
recht bald wiederzugeben.
* Das neue Adreßbuch von München für das Jahr
1891 wird am 12. December zur Ausgabe gelangen.
* Edle Gabe.Frau Charlotte v. Oven, geb. v. Hagn, hat
der Bayeriſchen Hypothelen- und Wechſelbank in München in dank-
barer Anerkennung der ſeit Jahren von der Bank beſorgten
günſtigen Verwaltung ihres Vermögens und der ſtets zuvorkom-
menden Artigkeit des Perſonals zweitauſend Mark für den
Penſionsfonds der Beamten übergeben.
* Die Namensveränderungen der Straßen in Schwabing und
Neuhauſen, welche durch die Einverleibung beider Vororte in
München nothwendig wurden, da zwei Straßen nicht den gleichen
Namen führen können, erhielten die allerhöchſte Genehmigung.
Ebenſo die Namen der im Laufe dieſes Jahres neu eröffneten
Straßen.
St. Jugbert, 8. Dec. Die auf geſtern in das Café Becker
hier einberufene Bergarbeiterverſammlung war nicht ſehr
ſtark beſucht; etwa 300 Perſonen wohnten derſelben an. Eröſſnet wurde
ſie durch Hrn. Peter Groß hier mit einem Hoch auf den Prinz-Regenten.
Als erſter Redner trat auf Hr. Thome-Altenwald. Hienach ſprach das
Vorſtandsmitglied des Bergarbeiterverbandes, Hr. Hüninghaus aus
Weſtfalen über den Bergarbeiterverband und forderte zum Beitritt auf.
Schließlich betheiligten ſich noch zwei Bergleute aus Lothringen an der
Erörterung, welche gegen 8 Uhr beendet war.
× Regensburg, 9. Dec. Die am 1. d. M. in hieſiger Stadt
vorgenommene Volkszählung ergab folgendes Reſultat: 37,567 Ein-
wohner, und zwar 18,089 männliche und 19,478 weibliche Perſonen;
im ganzen nur um 1474 Perſonen mehr als bei der letzten im Jahre
1885 ſtattgeſundenen Volkszählung. — In Stadtamhof wurden 3657
gegen 3449 Einwohner im Jahre 1885 gezählt.
Telegraphiſche Nachrichten.
Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung.
ꕤ Berlin, 10. Dec. In Abgeordnetenkreiſen wurden
heute die Gerüchte über beabſichtigte Herabſetzung der
Getreidezölle vielſach beſprochen; es verlautete, daß eine
Herabſetzung von fünf auf drei Mark von der Regierung vor-
geſchlagen werden dürfte, wenn die Wiener Verhandlungen
ein günſtiges Ergebniß haben. — Der „Nat.-Ztg.“ wird aus
St. Petersburg mitgetheilt, der gute Verlauf der deutſch-
öſterreichiſchen Verhandlungen rufe dort die Beſorgniß wach,
daß ſpäter auch ſolche mit der italieniſchen und der engliſchen
Regierung folgen könnten. Eine Einladung zu wirthſchaft-
lichen Verhandlungen, die Fürſt Bismarck vor vier oder fünf
Jahren an die ruſſiſche Regierung gerichtet, ſei damals un-
beantwortet geblieben.
⁙ Berlin, 10. Dec. Die ſocialdemokratiſche Partei
iſt veranlaßt worden, auf die Berathung ihres Antrages, be-
treffend die Beſeitigung der Lebensmittelzölle, vor
Weihnachten zu verzichten. Dieſer Antrag ſoll als erſter
Initiativantrag nach Neujahr auf die Tagesordnung kommen,
vor Weihnachten wird nur noch die Novelle zum Zucker-
ſteuergeſetz in erſter Leſung erledigt werden und am Sonn-
abend ſollen bereits die Ferien beginnen.
☉ Dresden, 10. Dec. Nach einem Bericht des Oberarztes
Dr. Seiler hat das im hieſigen Diaconiſſenhoſpital bei zwei
Lupuskranken und einem Lungenkranken angewandte „Kochin“ ſo
günſtige Erfolge gehabt, daß die Heilung in Ausſicht ſteht.
Auch bei ſieben anderen Lungenſchwindſüchtigen haben ſich günſtige
Veränderungen gezeigt. Seiler betont den unſchätzbaren Werth
der Koch’ſchen Lymphe.
□ Brüſſel, 10. Dec. Frankreich und Rußland
ſind der Collectivnote der Großmächte an Holland be-
treffs der Congo-Zölle nicht beigetreten. (S. dag. unten. D. R.
A. H. Paris, 10. Dec. Die Kammer hat heute den
geſammten Budgetentwurf mit 363 gegen 54 Stimmen
angenommen. Die Rechte enthielt ſich der Abſtimmung. Vor
der Abſtimmung erklärte Dugué de la Fauconnerie (von
der Rechten), er werde für das Budget ſtimmen, weil er glaube,
daß es Zeit ſei, daß die Mitglieder der Minderheit offen und
ehrlich die Republik annehmen. Paul de Caſſagnac ent-
gegnete: In der That haben die Republicaner Gelegenheit ge-
habt, die Minderheit an ſich anzuſchließen, aber ſie ſtellten ſo
harte und engherzige Bedingungen, daß die Minderheit nicht
in die Republik eintreten könnte. Die Kammer vertagte ſich
darauf bis zum 18. December. Der Budgetentwurf und das
Anlehensproject gingen ſofort an den Senat. Die Ziffer des
Anlehens wird im Augenblick der Emiſſion durch den Stand
des Geldmarktes beſtimmt werden; man glaubt, es könne viel-
leicht auf 870 Millionen geſchätzt werden.
Telegramme des Wolff’ſchen Bureaus.
* Berlin, 10. Dec. Der „Reichs-Anzeiger“ meldet die
Verleihung der großen goldenen Medaille für Wiſſenſchaft an den
ſtändigen Secretär der Akademie für Wiſſenſchaften, Profeſſor Dr.
Ernſt Curtius. — Der „Reichs-Anzeiger“ meldet ferner: Der
Miniſter des Innern hat im Einvernehmen mit dem Handels-
miniſter beſtimmt, daß die Ausſtellung von Urſprungzeug-
niſſen für nach Italien zu exportirende zollpflichtige Waaren
künftig nicht durch Gemeindebehörden, ſondern durchweg durch die
Ortspolizeibehörden zu erfolgen hat. — Der „Nordd. Allg. Ztg.“
zufolge iſt betreffs des Berliner Dombaues zwiſchen den
maßgebenden Stellen des Abgeordnetenhauſes die Zuſtimmung
dazu verabredet worden, daß das Bauproject ſich auf den Ban
einer Predigtkirche für die Domgemeinde beſchränke und
in Betreff des Koſtenpunktes ſich im Rahmen von etwa 8 Mil-
lionen halte. Ferner beſtätigt die „Nordd. Allg. Ztg“, daß die
ruſſiſche Regierung einigen deutſchen Officieren behufs
Studiums der ruſſiſchen Sprache den Aufenthalt in Kaſan ge-
ſtattet hat. Es handle ſich dabei aber nicht um eine principielle
jährliche Abmachung, ſondern es treffe dies nur für die nächſte
Gelegenheit zu. — Profeſſor Dr. Koch hat in Begleitung des
Stabsarztes Dr. Pfuhl mit vierzehntägigem Urlaub eine Er-
holungsreiſe angetreten, unbekannt, wohin.
* Berlin, 10. Dec. Die Einkommenſteuer-Com-
miſſion des Abgeordnetenhauſes begann heute in Anweſenheit
des Finanzminiſters Dr. Miquel ihre Berathungen. Die Com-
miſſion ſah von einer Generaldebatte ab und verhandelte ſofort den
die ſubjective Steuerpflicht betreffenden §. 1. Abg. v. Jagow ſtellte
einen Antrag auf Steuerfreiheit für die in deutſchem Schutzgebiete
wohnenden Preußen, Abg. Graf Limburg-Stirum beantragte,
die im Auslande wohnenden Staatsbeamten in Berlin zur Steuer
zu veranlagen. Zu §. 2 (Perſonen mit Einkommen aus preußi-
ſchen Staatscaſſen, preußiſchem Grundbeſitz oder preußiſchen Ge-
werbeanlagen) beantragte Abg. Peters, als Anlage ausländiſcher
Unternehmungen auch Agenturen zu betrachten. Zu §. 3 (grund-
ſätzliche Steuerbefreiungen) beantragte Abg. v. Jagow, die
Steuerbefreiung aus völkerrechtlichen Gründen in denjenigen Fällen
auszuſchließen, in welchen die betreffenden Staaten die Gegenſeitig-
keit nicht gewähren. — Nach längerer lebhafter Debatte
werden die §§. 1 und 2 angenommen, nur die Beſtimmungen
wegen Beſteuerung der Actiengeſellſchaften werden vorbehalten,
der Antrag Peters wird gleichfalls angenommen. §. 3 wird mit
dem Antrage v. Jagow, §. 4 (wie bereits von anderer Seite
gemeldet. D. R.) in der vom Abg. Bachem beantragten Faſſung
angenommen: daß die vormals Reichsunmittelbaren zur Ein-
kommenſteuer heranzuziehen ſind, ſobald durch beſonderes Geſetz
die Entſchädigung für die aufzuhebende Befreiung geregelt ſein
wird. Sodann wird die Beſtimmung des §. 5 angenommen:
Die Steuerpflicht beginnt mit einem Einkommen über 900 Mark.
§. 6. (Steuerfreies Einkommen) wird unter Streichung der
Steuerfreiheit des dienſtlichen Einkommens im Auslande wohnen-
der Beamten und Officiere, die §§. 7 und 8 weſentlich nach der
Vorlage (Definirung des Einkommens) angenommen. Bei Be-
rathung des §. 9 (Abzüge bei Berechnung des Einkommens) wird
außer der vorgeſchlagenen Abzugsfähigkeit der directen, vom Grund-
eigenthum und dem Gewerbebetrieb zu entrichtenden Staatsſteuern
auch die Abzugsfähigkeit der Communalſteuern beſchloſſen. — Die
Gewerbeſteuercommiſſion nahm (wie gleichfalls ſchon be-
richtet worden. D. R.) unverändert die §§. 1 (Gegenſtand der Be-
ſteuerung) und 2 (Beſteuerung inländiſcher Riederlaſſungen aus-
ländiſcher Betriebe) mit geringer redactioneller Aenderung und
§. 3 (Befreiungen) in der Faſſung der Regierungsvorlage an. Ferner
nahm die Commiſſion den §. 4 (Aufzählung der Betriebe, welche
der Gewerbeſteuer nicht unterliegen) unverändert nach der Vor-
lage an. — Die Wahlprüfungscommiſſion erklärte die
Wahl des Abg. v. Puttkamer-Plauth für gültig, die des
Abg. Frickenhaus für ungültig.
* Berlin, 10. Dec. Heute früh nach 3 Uhr brach in
einem Hauſe am Schiffbauerdamm ein größerer Brand aus.
Ein Theil der Bewohner ſuchte vor Ankunft der Feuerwehr den
Ausgang nach der Straße zu gewinnen; ein geiſteskranker Taub-
ſtummer fand hiebei den Erſtickungstod; drei Andere erlitten nicht
unerhebliche Brandwunden. Die ruhig in den Wohnungen ver-
bliebenen Bewohner wurden von der Feuerwehr gerettet.
* Friedrichsruh, 10. Dec. Fürſt Bismarck wird
täglich erwartet, ein Theil der Dienerſchaft iſt bereits ein-
getroffen.
* Hamburg, 10. Dec. Leiter hieſiger Rhedereien wollen
bei der Reichsregierung die Bitte ſtellen, der Frage der Vorlegung
eines Reichsauswanderunggeſetzes näher zu treten.
* Köln, 10. Dec. Der Oberbürgermeiſter erläßt eine
Bekanntmachung des Inhalts, daß der Vorrath an Koch’ſcher
Lymphe in der ſtädtiſchen Krankenanſtalt erſchöpft ſei. Auswärts
wohnende Kranke könnten daher in den betreffenden Anſtalten bis
auf weiteres keine Aufnahme finden.
* Solingen, 10. Dec. Der Ausſtand der Taſchenmeſſer-
und Federmeſſerſchleifer iſt nach einer Dauer von vier Monaten
durch beiderſeitiges Entgegenkommen beigelegt.
* Luxemburg, 10. Dec. Die Thronbeſteigung des
Großherzogs wird in Berlin, Wien und London durch den
Erbgroßherzog, in St. Petersburg durch den Prinzen
Nikolaus von Naſſau, in Paris durch den Geſchäſtsträger
Vannerus, in Rom durch den Staatsminiſter Eyſchen an-
gekündigt. Als Miniſterreſidenten werden hier accreditirt Legations-
rath v. Wallwitz für Deutſchland, Botſchaftsrath Raindre für
Frankreich.
* Wien, 10. Dec. Graf Taaffe legte heute dem Ab-
geordnetenhauſe das neu revidirte Uebereinkommen mit der
Schweiz bezüglich der Thierſeuchen vor. Das Haus nahm
ſodann die Vorlagen, betreffend die Conſulargerichtsbarkeit
in Aegypten und den Staatsvertrag mit Italien über gegen-
ſeitigen Schutz des Autorrechts, ohne Debatte an. — Steinwender,
Derſchatta und Genoſſen interpelliren die Miniſter des Innern
und des Handels wegen des angeblichen Verkaufs der Kohlenwerke
der Nordbahn an die Creditanſtalt. (Bereits im Abendblatt privat
gemeldet. D. R.) Abg. Kopp verlangt die Erledigung der Börſen-
ſteuervorlage.
* Peſt, 10. Dec. Das Abgeordnetenhaus nahm das
Finanzgeſetz pro 1891 an, nachdem der Miniſterpräſident Graf
Szapáry gegenüber den Abgeordneten Iranyi (äußerſte Linke) und
Graf Apponyi (gemäßigte Oppoſition) es entſchieden als ſeine
Pflicht betont batte, die ſtaatsrechtliche Baſis gegen Angriffe woher
immer zu ſchützen; durch die Annahme der Borlage werde die
Regierung in den Stand geſetzt, die begonnenen Reformarbeiten
zu vollenden.
* Bern, 10. Dec. Artikel 10 des Auslieferungs-
geſetzes beſtimmt: Wegen politiſcher Verbrechen und Ver-
gehen wird die Auslieferung nicht bewilligt. Die Auslieferung
wird jedoch bewilligt, obgleich der Thäter einen politiſchen
Beweggrund oder Zweck vorſchützt, wenn die Handlung, um
derenwillen die Auslieferung verlangt wird, vorwiegend den
Charakter eines gemeinen Verbrechens oder Vergehens hat.
Das Bundesgericht entſcheidet im einzelnen Falle über die
Natur der ſtrafbaren Handlung auf Grund des frei zu er-
mittelnden Thatbeſtandes. Iſt die Auslieferung bewilligt, ſo
ſtellt der Bundesrath dem erſuchenden Staate die Bedingung,
daß der Auszuliefernde wegen ſeines politiſchen Beweggrundes
oder Zwecks nicht ſtrenger behandelt werden dürfe.
* Haag, 10. Dec. In hieſigen für unterrichtet geltenden
Kreiſen iſt von einer Note der Mächte an die niederländiſche Re-
gierung betreffs der Congo-Zölle nichts bekannt.
* London, 10. Dec. Eine heute in der Guildhall unter
dem Vorſitze des Lord-Mayors abgehaltene Verſammlung ſprach
ſich in einer Reſolution gegen die Ausnahmsgeſetze betreffend die
ruſſiſchen Juden aus und beſchloß, eine vom Lord-Mayor unter-
zeichnete Petition an den Kaiſer von Rußland zu richten
und ihn um die Abſchaffung der Ausnahmsgeſetze zu bitten.
* Dublin, 10. Dec. Eine Anzahl Deputationen ſind
Parnell bis Kingſton entgegengereist und haben ihm Be-
grüßungs- und Zuſtimmungsadreſſen überreicht. Einige
hundert Perſonen empfingen Parnell am Bahnhof in Dublin.
Nach zwei Stunden nahm Parnell das Redactionsbureau und
die Druckerei der Zeitung „United Ireland“ als Mitglied des
Verwaltungsraths in Beſchlag, verhinderte die Ausgabe der
im Druck befindlichen Nummer und entließ den Chefredacteur.
Der Abgeordnete Healy traf um 1 Uhr auf dem Bahnhof
ein; er wurde mit Ziſchen und Pfeifen empfangen.
* Cetinje, 10. Dec. An der Grenze bei Dulcigno iſt
zwiſchen Montenegrinern und Maliſſoren in Folge eines Angriffes
der letzteren ein Handgemenge entſtanden, bei dem beide Theile
je zwei Todte verloren. Die Regierung hat Maßnahmen ergriffen,
um weiteren Ruheſtörungen vorzubeugen.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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