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Allgemeine Zeitung, Nr. 344, 12. Dezember 1890.

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Morgenblatt Nr. 344. München, Freitag Allgemeine Zeitung 12. December 1890.
[Spaltenumbruch]

eine Störung zu bringen, hätte man der Königin nicht zu-
gemuthet. Die wahren Freunde der Dynastie sind es nicht,
welche bei dem Werke des Memorandums Pathenstelle hatten
und an der Autorschaft betheiligt sind. Unter den Briefen,
welche die Königin Natalie von Ristitsch empfangen, befindet
sich einer von besonderer Wichtigkeit, worin er ihr Namens
der Regentschaft ausführlich darlegt, daß ihre Ansprüche
im wesentlichen darauf hinausgehen, daß ihr die Stellung
einer regierenden Königin eingeräumt und daß die Er-
ziehung des jungen Königs, sowie der maßgebende Ein-
fluß auf ihn gänzlich in ihre Hände gelegt werde, daß aber
die Verfassung und die Gesetze, sowie überhaupt die Interessen
des Landes diesen Prätensionen eine unübersteigliche Schranke
entgegensetzen. Dieses Document hat die Königin dem Memo-
randum nicht beigeschlossen; daß die Autoren des Memo-
randums dieß unterließen, verdunkelt den Sachverhalt, und man
erwartet nun, daß die Regentschaft nicht zögern werde, dieses
wichtige Document der Oeffentlichkeit zu übergeben, um die
Angelegenheit zu klären und endgültig zu beseitigen. Die
Skupschtina wird die Augelegenheit in geheimer Sitzung er-
ledigen, und zwar, wie nach den Clubberathungen als gewiß
angesehen wird, durch Uebergang zur Tagesordnung. Viele
aufrichtige Freunde der Königin Natalie beklagen den ihre Sache
compromittirenden Schritt, sie bedauern die Lage der Königin-
Mutter, aber sie sind der Ansicht, daß die Staatsinteressen nicht
vom Standpunkte der Sentimentalität behandelt werden können
und das Ansehen einer Dynastie ein zu wichtiger Factor sei,
als daß es dem Belieben und den Intriguen des Damensalons
überantwortet werden dürste.



Bayerische Chronik.
Amtliche Nachrichten.
* Orden.

Dem k. Professor Fritz v. Uhde in München wurde
der Verdienstorden vom heiligen Michael IV. Classe verliehen.

* Katholische Kirche.

Die katholische Pfarrei Baindlkirch,
B.-A. Friedberg, ist dem Beneficiaten in Ichenhausen, B.-A. Günzburg,
Priester Karl Rieger, übertragen, die katholische Pfarrei Westerholz-
hausen, B.-A. Dachau, ist dem Priester Max Schmid, Pfarrer in
Obenhansen, B.-A. Illertissen, die katholische Pfarrei Niederroth, B.-A.
Dachau, dem Priester Frauz Festing, Pfarrer in Pullach, B.-A.
München I, die katholische Pfarrei Oberwarngan, B.-A. Miesbach, dem
Priester Joh. Bapt. Kreitmayer, Expositus in Geben-bach, B.-A.
Erding, die katholische Pfarrei Kapfelberg, B.-A. Kelheim, dem Bene-
ficiaten Priester Heinrich Hamann in Straubing, die katholische Pfarrei
Haldenwang, B.-A. Kempten, dem Priester Joh. Kämpfle, Curatus
an der Heil- und Pflegeaustalt bei Kaufbeuren, und die kath. Pfarrei
Dorschhansen, B.-A. Mindelheim, dem Priester Joh. Bapt. Schorer,
Caplan in Wörishofen, B.-A. Mindelbeim, übertrogen, und geuehmigt
worden, daß von dem Erzbischofe von München-Freising das Beneficium
Wallgan, B.-A. Garmisch, dem Verweser dieses Beneficiums, Priester
Lorenz Rottmüller, verliehen werde.



München, 11. December.

* Se. kgl. Hoheit der Prinz-Regent empfängt morgen in
Andienz den Generalmajor a la suite der Armee Fürsten Moritz
v. Oettingen-Wallerstein, den Staatsrath i. a. o. D., Staatsminister
a. D. und II. Präsidenten der Kammer der Reichsräthe Frhrn.
v. Pfretzschner, den Kämmerer Frhrn. v. Lerchenfeld-Aham auf
Heinersreuth, den Kämmerer, Oberlandstallmeister, Oberstlieutenant
a. D. Frhrn. v. Andrian-Werburg, den Kammerjunker, Second-
lieutenant a la suite Frhrn. Wilhelm v. Reitzenstein, Kammer-
junker, Secondlieutenant und Adjutant der kgl. Equitationsanstalt
Frhrn. Max v. Redwitz, den Kammerjunker und Premierlieutenant
im 4. Chevauxlegers-Regiment Frhrn. Albert v. Speidel, den
Kammerjunker und Secondlieutenant im 1. Ulanen-Regiment Frhrn.
Otto v. Redwitz, den Kammerjunker und Rechtsprakticanten Frhrn.
Adelbert v. Ritter zu Grünstein, den Kammerjunker und Second-
lieutenant im Infanterie-Leib-Regiment Frhrn. Edmund v. Reitzen-
stein, den Kammerjunker und Rechtsprakticanten Frhrn. Alexander
v. Crailsheim in Augsburg, den Bezirksamtsassessor Eheberg und
den Vorstand des Polytechnischen Vereins, Director der wissen-
schaftlichen Station für Brauerei, Aubry. -- Heute Vormittag
nach 9 Uhr fubr Se. kgl. Hoheit bei der neuen St. Annakirche
vor und verweilte unter Führung des Stadtpfarrers P. Remigius
etwa eine halbe Stunde in dem Bau. Der Prinz-Regent nabm
mit größtem Interesse Kenntniß von dem gegenwärtigen Stande
der Arbeiten und sprach sich sehr anerkennend über den Fortschritt
derselben aus.

* Dr. Ferdinand v. Haubenschmied, lebenslänglicher
Reichsrath der Krone Bayerns und quiescirter Oberlandesgerichts-
präsident, ist sehr bedenklich erkrankt. Dr. v. Haubenschmied, der
im hohen Alter von 82 Jahren sich befindet, gehört zu den
wenigen noch lebenden Mitgliedern des deutschen Parlaments von
1848/49 in Frankfurt. Mitglied des bayerischen Landtages ist
Dr. v. Haubenschmied seit mehreren Jahrzehnten.

* Heute Vormittag von 123/4 Uhr ab fand im Hofe der
Türken-Caserne einstündige Garnisonsparade behufs Be-
sichtigung der Recruten statt. Es wohnten derselben an: der
Stadtcommandant General der Infanterie v. Wirthmann, der
commandirende General des 1. Armeecorps Prinz Leopold, der
Commandeur der 1. Division Prinz Arnulph, die Generalmajore
Kühlmann, v. Malaise, v. Bomhard u. s. w. Auch Major Prinz
Alphons war zugegen.

* Die Plenarsitzung des erweiterten k. Obermedicinal-
ausschusses
für das Jahr 1890 begann heute Vormittag
91/2 Uhr im Staatsministerium des Innern. Hr. Staatsminister
Frhr. v. Feilitzsch begrüßte die erschienenen Mitglieder mit einer
entsprechenden Anrede und schied mit dem Wunsche, daß die Be-
rathungen einen gedeihlichen Abschluß finden möchten. Der I. Vor-
sitzende Hr. Geh. Rath Dr. v. Kerschensteiner präsidirte der
Versammlung. Außerdem waren noch erschienen die Universitäts-
professoren und Geh. Räthe Dr. v. Ziemssen, II. Vorsitzender,
Dr. v. Pettenkofer, die Universitätsprofessoren und Obermedi-
cinalräthe Dr. v. Voit, Dr. Bollinger, Dr. Winkel, Hofrath
und Leibarzt Dr. Max Braun, Director und Universitätsprofessor
Dr. Grashey, Universitätsprofessor Dr. Angerer, außerdem
Delegirte der medicinischen Facultäten der Universitäten Würzburg
und Erlangen, sowie des Kriegsministeriums und die Delegirten der
8 Aerztekammern u. s. w. Es wurde alsdann in die Tages-
ordnung eingetreten. Zur Berathung wurden folgende Gegen-
stände angesetzt: der vorläufige Bericht über die Influenza in
Bayern im Winter 1889/90 und die Revision der k. allerhöchsten
Verordnung vom 13. Juli 1862, die Verpflichtung der Medicinal-
personen zur Anzeige ansteckender Krankheiten unter Menschen und
Thieren betreffend. Das Referat über beide Gegenstände hatte
Geheimrath Dr. v. Ziemssen übernommen. Die Berathungen
dauerten von 9 Uhr bis 11/2 Uhr, dann fand ein Deiner im
"Restaurant Eckel" statt.

* Hauptmann Joseph v. Walter, der langjährige persön-
liche Adjutant des Prinzen Alphons von Bayern, ist heute Vor-
mittag einem mehrmonatlichen schweren Leiden erlegen. Er er-
reichte ein Alter von 40 Jahren; seine Brust schmückte eine
Reihe bayerischer, preußischer, italienischer und spanischer Orden.
[Spaltenumbruch] Er war ein ebenso tüchtiger Officier, wie liebenswürdig im persön-
lichen Umgang.

| Luftballon.

Heute Vormittag stieg von der Gasfabrik
Haidhausen aus ein Luftballon zum Zwecke meteorologischer Unter-
suchungen auf. Der Ballon wurde um 9 Uhr ausgelegt; die
Auffahrt erfolgte um 11 Uhr 20 Min. Die Füllung beanspruchte
eine Gasmenge von 1000 Cubikmeter. Der Ballon ist Eigenthum
des Luftschifffahrtvereines und machte heute seine Probefahrt. Die
Kosten der Herstellung des Ballons wurden durch freiwillige Vei-
träge der Mitglieder des Vereins für Luftschifffahrt gedeckt. An-
gefertigt wurde er unter Leitung des Hrn. Lieutenant Kiefer, das
Material lieferten die Münchener Firmen Rossipal, Kustermann und
Riepold. Hr. Hauptmann Brug, der Vorstand der militärischen
Luftschifffahrts-Abtheilung, übergab den Ballon mit feierlicher An-
sprache dem Verein für Luftschifffahrt. Der Redner machte beson-
ders darauf aufmerksam, daß dieser Ballon mit einer Zerreißvor-
richtung versehen sei, wodurch vollständige Garantie geboten ist,
daß Unglücksfälle, wie sie vielfach durch das Schleppen des Ballons
auf der Erde vorgekommen, in Zukunft vermieden werden. Hierauf
wünschte er dem Ballon eine glückliche Fahrt. Hr. Dr. Finsterwalder,
Vorstand des hiesigen Lustschifffahrtsvereins, dankte Hrn. Haupt-
mann Brug für die Uebergabe des Ballons. Hierauf bestiegen Hr.
Premierlieutenant Kollmann als Führer, die Premierlieutenants
Frhr. v. Parseval und Singer die Gondel. Der Ballon wurde
losgelassen und schwebte in westlicher Richtung über die Stadt.
3 Minuten nach dem Aufsteigen verschwand er im Nebel.

* Das Adreßbuch der Stadt München für das
Jahr 1891,
herausgegeben von der k. Polizeidirection, ist er-
schienen. Die Bewohner von Neuhausen und Schwabing sind
bereits in das Adreßbuch aufgenommen. Die Ausstattung des
unentbehrlichen Buches ist in diesem Jahre etwas eleganter als
bisher.

* Die Gemeindeverwaltung und das Passionsspiel-
Comite
in Oberammergau veröffentlichen nunmehr die Ab-
rechnung über die Einnahmen und Ausgaben der diesfährigen
Passionsspiele. Die Einnahmen betrugen 674,724 M. 7 Pf., denen
eine gleiche Summe von Ausgaben gegenübersteht. Die Honorare
der Darsteller betrugen 242,830 M. Für gemeinnützige Zwecke
der Gemeinde Oberammergau wurden 100,000 M. reservirt.
(Siehe Inserat in der vorliegenden Nummer.)



Der Beginn der Schwurgerichts-
sitzungen im 1. Quartal 1891 am kgl. Landgericht Würzburg wurde
auf den 19. Januar anberaumt. Zum Präsidenten wurde Hr. Oberlandes-
gerichtsrath Strößenrenther, zu dessen Stellvertreter Hr. Landgerichtsrath
Leußer ernannt.

Sowohl bei der Hanptwahl als bei der
Ersatzmännerwahl für das Gemeindecollegium siegten die Klerikalen in
vier Vezirken, nur ein Bezirk fiel den Liberalen zu.



Telegraphische Nachrichten.
Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung.

Ich erfahre aus bester Quelle, daß
das Nachgeben der holländischen Regierung in der
Congo-Zollfrage unmittelbar bevorsteht. (Vgl. Paris. D. R.)
-- In hiesigen amtlichen Kreisen ist von der Anstellung Kurt
Töppens nichts bekannt. Sollte er vom Reichscommissar als
Dolmetscher engagirt sein, so dürfte der Vertrag nicht über den
1. April 1891 hinaus Geltung behalten. Nach Aeußerungen
Bormanns aus Oldenburg gilt Töppens Verhalten in der
Künzel'schen Angelegenheit nicht als correct. -- Von
Emin sind amtliche Berichte nicht eingegangen, mit Ausnahme
meteorologischer und klimatischer Notizen, deren Veröffentlichung
bevorsteht; Berichte anderer Art liegen nicht vor.

(Der "Hamb. Corr." hatte gemeldet, Hr. Töppen habe sein
Amt als Dolmetsch beim Reichscommissariat bereits in der zweiten
November-Woche angetreten, provisorisch bis zum 1. April 1891.
Er hat den Gouverneur, Baron v. Soden, sowie den General-
consul Dr. Michahelles auf einer Reise nach Dar-es-Salaam und
Bagamoyo begleitet. Die Reise hatte den Zweck, die Hauptstadt
für das ostafrikanische Schutzgebiet Deutschlands auszuwählen.)

Die Erbgroßherzogin ist
Nachts von einem todten Prinzen entbunden worden.



Telegramme des Wolff'schen Bureaus.

Der "Reichsanzeiger" erklärt die
Mittheilung einiger Blätter, es sei von der Regierung fest be-
absichtigt, die landwirthschaftlichen Zölle auf die Höhe,
welche dieselben vor der letzten Steigerung dieser Zölle (1887)
hatten, herabzusetzen, als jeder Begründung entbehrend.

Der "Reichs-Anzeiger" bemerkt dem
Artikel eines hiesigen Blattes über angebliche grausame Ver-
folgung der Armenier in Konstantinopel
gegenüber:
Wie wenig die Armenier Konstantinopels Verfolgungen aus-
gesetzt seien, zeige die Thatsache, daß in allen Verwaltungs-
zweigen, speciell in allen Ministerien Konstantinopels, zablreiche
Armenier wichtige und verantwortungsvolle Stellen einnähmen.
Das wichtige Finanzportefeuille der Civilliste des Sultans sei
den Händen des Armeniers Agop Pascha anvertraut. Es sei
bedauerlich, daß ein deutsches Blatt die angeblichen Verfol-
gungen der Armenier auf den Sultan selbst zurückführe und
den Verdächtigungen des uns befreundeten, anerkannt milden
und gerechten Monarchen seine Spalten geöffnet habe.

Der "Reichs-Anzeiger" meldet: Der
Wirkliche Geheime Rath Dr. Greiff ist aus seiner Stellung
als Vorsitzender des Curatoriums der königlichen Bibliothek
auf Ansuchen entlassen und der Director im Cultusministerium,
Delacroix, zu seinem Nachfolger ernannt worden.

Die Gewerbesteuer-Commission
des Abgeordnetenhauses genehmigte im weiteren Verlaufe ihrer
heutigen Sitzung den §. 5 (Steuerfreiheit der Credit- und Consum-
vereine) mit einem die Regierungsvorlage zu Ungunsten der ge-
dachten Vereine einschränkenden Antrage des Abg. Hammacher
und nahm den §. 6, welcher vier Steuerclassen festsetzt, unverändert
nach der Vorlage an. -- Die Einkommensteuer-Com-
mission
genehmigte von §. 9 den ersten Theil (Abzüge
bei Berechnung des Einkommens) mit dem Zusatz Zedlitz,
wonach auch eine Verringerung im Stand des Betriebes, wie beim
Bergbau, abschreibungsfähig ist, ferner den zweiten Theil (nicht-
abzugsfähige Verwendungen) unverändert nach der Vorlage. Beim
dritten Theil des §. 9 (Berechnung des steuerpflichtigen Einkommens
der Actiengesellschaften etc.) discutirte die Commission die
gestern zurückgestellten Theile der §§. 1 und 2 (Einkommen-
steuerpflicht der Actiengesellschaften etc.), lehnte die Abänderungs-
anträge ab und nahm die Bestimmungen der Vorlage mit einem erläu-
ternden Antrage des Abg. v. Jagow an. Ferner erledigte die
Commission den Rest des Abschnittes über die objective Steuer-
pflicht (§§. 10 und 11) nach der Vorlage.

Der Congreß der freien Hülfs-
cassen
nahm eine Adresse an Dr. Koch an, worin demselben
[Spaltenumbruch] Namens der 600,000 Mitglieder für seine unermüdlichen For
schungen zum Wohle der Menschheit gedankt und weiterer Erfolg
gewünscht wird. Der Congreß nahm ferner zu der Alters- und
Invaliditäts-Versicherung eine Resolution an, das Gesetz
sei bei einer Revision dahin abzuändern, daß die Hülfscassen mit
den anderen Cassen gleichberechtigt werden, deßgleichen zur Unfall-
versicherung,
daß der Kreis der zu Versichernden zu einge-
schränkt, die Rentenunterstützung ungenügend und die Mithethei-
ligung der Versicherten an der Verwaltung unzulänglich, das Gesetz
also in diesem Sinne abzuändern sei.

Der Verein Berliner Künstler
entsandte den Maler Felix Possart nach Spanien, um
die dortigen Künstler zu der im nächsten Jahre stattsindenden,
unter dem Protectorat der Kaiserin Friedrich stehenden inter-
nationalen Ausstellung
einzuladen.

Der mecklenburgische Landtag
bewilligte nach dem Vorschlag der Schweriner Regierung für die
Kliniken Rostocks 4000 M., für die Stifte Bethlehem und
Ludwigslust 2000 M. für unbemittelte Tuberkelkranke.

Die Bürgerschaft lehnte den Antrag
des Senats, in Cuxhaven eine höhere Schule (Gymnasium) zu er-
richten, ab und nahm den Antrag Wolffson, dem Senate mitzutheilen,
daß die Bürgerschaft bereit sei, der Errichtung einer höheren sechs-
stufigen Bürgerschule in Cuxhaven zuzustimmen, mit großer
Majorität an.

Die Handels- und Gewerbe-
kammer
hat beschlossen, die Festlegung des Osterfestes innerhalb
der Zeit vom 5. bis 12. April, den Wegfall der Feier des Neu-
jahrstages, die Zusammenlegung der sächsischen Bußtage auf einen
und zwar zusammen mit dem preußischen Bußtage, sowie die Er-
richtung einer deutsch-australischen Bank zu befürworten.

Zum Geburtstage Professor
Robert Kochs
hat die Stadt Flaggenschmuck angelegt; das
Geburtshaus Kochs ist auf das reichste geschmückt; am Abend
findet ein großer Festcommers statt.

Der Provinciallandtag hat
die Entscheidung über den Ort, wo das Kaiser Wilhelm-
Denkmal
in der Rheinprovinz errichtet werden soll, dem Kaiser
anheimgestellt.

Der Bezirkspräsident macht hinsichtlich
der diesjährigen Herbstübungen bekannt, daß nach einer Mit-
theilung des commandirenden Generals die Truppen überall
gut aufgenommen
worden seien, insbefondere auch da, wo
die Anlage der Einquartierung erst unmittelbar vor dem Eintreffen
der Truppen möglich gewesen.

Der Budgetausschuß bewilligte das
Budgetprovisorium. Auf eine Interpellation, betreffend die Rege-
lung der Valuta,
sprach der Finanzminister sein Bedauern aus,
bestimmte Mittheilungen nicht machen zu können, da einige Fragen
noch unerledigt seien; eine darauf bezügliche Enquete stehe in Aus-
sicht. Betreffs der Reform der directen Steuern erklärte der
Finanzminister, die bezüglichen Gesetzentwürfe würden voraussicht-
lich bei dem Wiederzusammentritt des Reichsraths vorgelegt werden.
(Bereits im Abendblatt gemeldet. D. Red.)

Die Bundesversammlung bestätigte
(wie in der Hauptsache schon von unserm @-Correspondenten
gemeldet. D. R.) als Mitglieder des Bundesraths:
Schenk (Bern), Welti (Aargau), Ruchonnet (Waadt), Droz
(Neuenburg), Deucher (Thurgau), Hauser (Zürich), sämmtlich
radical, ausgenommen Welti (liberal-conservativ). Zum
Bundespräsidenten wurde Welti, zum Vicepräsidenten
Hauser, zum Mitgliede des Bundesgerichts Soldan (Waadt),
zu dessen Präsidenten Bläsi (Solothurn), zum Vicepräsidenten
Hafner (Zürich) gewählt. Der Bundesrath beantragt bei der
Bundesversammlung die Genehmigung der neuen Viehseuchen-
Convention
mit Oesterreich-Ungarn.

Betreffs der gewaltsamen Besitznahme
des "United Ireland" scheint trotz des aus Dublin erfolgten
Dementis folgende Version authentisch zu sein: Bodkin, der gestern
von Parnell vertriebene Redacteur, drang Nachts mit 20 Mann in
die Bureaux ein und ergriff von denselben wieder Besitz. Heute
Mittag forderten Anhänger Parnells mit dem Gerichtsvollzieher
Bodkin auf, die Bureaux zu verlassen. Bodkin räumte das Haus
ohne Widerstand. Parnell ist heute Mittag nach Cork abgereist.

Die Duhliner Meldung über die an-
geblich in letzter Nacht erfolgte Wegnahme des Bureaus des
Blattes "United Ireland" durch die Antiparnelliten ist un-
begründet.

Die zur Beglückwünschung des Königs
eingetroffene österreichische Officiersdeputation wurde
heute Vormittag 11 Uhr vom König empfangen und durch den
österreichischen Militärattache vorgestellt. Nach dem Empfang be-
suchte die Deputation den Grafen von Flandern. Die preußische
Deputation wird heute Nachmittag halb 3 Uhr empfangen werden.

Die Deputation Colmarer
Dragoner,
bestehend aus dem Oberstlieutenant Commandeur
Bachmayer, dem Rittmeister Rau, dem Premierlieutenant Lagatz
und dem Secondlieutenant Fritsche, wurde heute Rachmittag 3 Uhr
vom König empfangen. Bachmayer, der dem König aus
seiner letzten Anwesenheit in Potsdam vom Ehrendienst her bekannt
ist, stellte die Deputation vor und gratulirte im Namen des
Regiments, welches den Tag auch festlich begeht. Der König er-
kundigte sich in halbstündiger Audienz eingehend nach dem Regiment
und dankte für die Glückwünsche.

Ein officiöses Communique besagt:
Nachdem Holland den Brüsseler Vereinbarungen
betreffs der Congozölle beigetreten sei,
sei auch
Frankreich beigetreten; der Congo-Staat werde eine Revision
der Patentsteuer und der Ausfuhrzölle vornehmen.

Die Zollcommission nahm die Vor-
schläge der Regierung betreffend die Zölle auf Eisenbahnen, Weiß-
blech und Schwarzblech, sowie auf Edelmetallwaaren nach dem Minimal-
tarif an; im Maximaltarif wurde der Zoll für letztere von 600 auf
1000 Frcs. erhöht; für falsche Bijouterienwaaren wurde der Zoll
im Maximaltarif auf 250 und 200 Frcs. erhöht. Die "France"
meldet: Eine Expeditionscolonne vom Obersenegal marschirt
demnächst unter Oberst Archinard gegen den Segu-König Ahmadu.
Archinard beabsichtigt, nach der Einnahme von Rioro, woselbst
Ahmadu sich befindet, bis Timbuktu vorzurücken.

Freycinet wurde mit 20 von 38
Stimmen zum Mitgliede der Akademie gewählt. -- Das
Mittelmeergeschwader verläßt Toulon, um auf offener See
Schießübungen und Manöverbewegungen vorzunehmen, und fährt
sodann dem russischen Geschwader entgegen, welches gegen den
20. Dec. nach Villafranca kommt. Dasselbe soll eingeladen wer-
den, nach Toulon zu kommen.

Senator Edmund Lafayette, Enkel
des Generals Lafayette, ist gestorben.

Die Kammer wählte Biancheri mit
364 von 410 Stimmen wieder zum Präsidenten.

Bei dem neuerlichen Grenzangriffe
der Malissoren wurde ein Montenegriner verwundet; die
Montenegriner verhafteten sieben Angreifer.

Morgenblatt Nr. 344. München, Freitag Allgemeine Zeitung 12. December 1890.
[Spaltenumbruch]

eine Störung zu bringen, hätte man der Königin nicht zu-
gemuthet. Die wahren Freunde der Dynaſtie ſind es nicht,
welche bei dem Werke des Memorandums Pathenſtelle hatten
und an der Autorſchaft betheiligt ſind. Unter den Briefen,
welche die Königin Natalie von Riſtitſch empfangen, befindet
ſich einer von beſonderer Wichtigkeit, worin er ihr Namens
der Regentſchaft ausführlich darlegt, daß ihre Anſprüche
im weſentlichen darauf hinausgehen, daß ihr die Stellung
einer regierenden Königin eingeräumt und daß die Er-
ziehung des jungen Königs, ſowie der maßgebende Ein-
fluß auf ihn gänzlich in ihre Hände gelegt werde, daß aber
die Verfaſſung und die Geſetze, ſowie überhaupt die Intereſſen
des Landes dieſen Prätenſionen eine unüberſteigliche Schranke
entgegenſetzen. Dieſes Document hat die Königin dem Memo-
randum nicht beigeſchloſſen; daß die Autoren des Memo-
randums dieß unterließen, verdunkelt den Sachverhalt, und man
erwartet nun, daß die Regentſchaft nicht zögern werde, dieſes
wichtige Document der Oeffentlichkeit zu übergeben, um die
Angelegenheit zu klären und endgültig zu beſeitigen. Die
Skupſchtina wird die Augelegenheit in geheimer Sitzung er-
ledigen, und zwar, wie nach den Clubberathungen als gewiß
angeſehen wird, durch Uebergang zur Tagesordnung. Viele
aufrichtige Freunde der Königin Natalie beklagen den ihre Sache
compromittirenden Schritt, ſie bedauern die Lage der Königin-
Mutter, aber ſie ſind der Anſicht, daß die Staatsintereſſen nicht
vom Standpunkte der Sentimentalität behandelt werden können
und das Anſehen einer Dynaſtie ein zu wichtiger Factor ſei,
als daß es dem Belieben und den Intriguen des Damenſalons
überantwortet werden dürſte.



Bayeriſche Chronik.
Amtliche Nachrichten.
* Orden.

Dem k. Profeſſor Fritz v. Uhde in München wurde
der Verdienſtorden vom heiligen Michael IV. Claſſe verliehen.

* Katholiſche Kirche.

Die katholiſche Pfarrei Baindlkirch,
B.-A. Friedberg, iſt dem Beneficiaten in Ichenhauſen, B.-A. Günzburg,
Prieſter Karl Rieger, übertragen, die katholiſche Pfarrei Weſterholz-
hauſen, B.-A. Dachau, iſt dem Prieſter Max Schmid, Pfarrer in
Obenhanſen, B.-A. Illertiſſen, die katholiſche Pfarrei Niederroth, B.-A.
Dachau, dem Prieſter Frauz Feſting, Pfarrer in Pullach, B.-A.
München I, die katholiſche Pfarrei Oberwarngan, B.-A. Miesbach, dem
Prieſter Joh. Bapt. Kreitmayer, Expoſitus in Geben-bach, B.-A.
Erding, die katholiſche Pfarrei Kapfelberg, B.-A. Kelheim, dem Bene-
ficiaten Prieſter Heinrich Hamann in Straubing, die katholiſche Pfarrei
Haldenwang, B.-A. Kempten, dem Prieſter Joh. Kämpfle, Curatus
an der Heil- und Pflegeauſtalt bei Kaufbeuren, und die kath. Pfarrei
Dorſchhanſen, B.-A. Mindelheim, dem Prieſter Joh. Bapt. Schorer,
Caplan in Wörishofen, B.-A. Mindelbeim, übertrogen, und geuehmigt
worden, daß von dem Erzbiſchofe von München-Freiſing das Beneficium
Wallgan, B.-A. Garmiſch, dem Verweſer dieſes Beneficiums, Prieſter
Lorenz Rottmüller, verliehen werde.



München, 11. December.

* Se. kgl. Hoheit der Prinz-Regent empfängt morgen in
Andienz den Generalmajor à la suite der Armee Fürſten Moritz
v. Oettingen-Wallerſtein, den Staatsrath i. a. o. D., Staatsminiſter
a. D. und II. Präſidenten der Kammer der Reichsräthe Frhrn.
v. Pfretzſchner, den Kämmerer Frhrn. v. Lerchenfeld-Aham auf
Heinersreuth, den Kämmerer, Oberlandſtallmeiſter, Oberſtlieutenant
a. D. Frhrn. v. Andrian-Werburg, den Kammerjunker, Second-
lieutenant à la suite Frhrn. Wilhelm v. Reitzenſtein, Kammer-
junker, Secondlieutenant und Adjutant der kgl. Equitationsanſtalt
Frhrn. Max v. Redwitz, den Kammerjunker und Premierlieutenant
im 4. Chevauxlegers-Regiment Frhrn. Albert v. Speidel, den
Kammerjunker und Secondlieutenant im 1. Ulanen-Regiment Frhrn.
Otto v. Redwitz, den Kammerjunker und Rechtsprakticanten Frhrn.
Adelbert v. Ritter zu Grünſtein, den Kammerjunker und Second-
lieutenant im Infanterie-Leib-Regiment Frhrn. Edmund v. Reitzen-
ſtein, den Kammerjunker und Rechtsprakticanten Frhrn. Alexander
v. Crailsheim in Augsburg, den Bezirksamtsaſſeſſor Eheberg und
den Vorſtand des Polytechniſchen Vereins, Director der wiſſen-
ſchaftlichen Station für Brauerei, Aubry. — Heute Vormittag
nach 9 Uhr fubr Se. kgl. Hoheit bei der neuen St. Annakirche
vor und verweilte unter Führung des Stadtpfarrers P. Remigius
etwa eine halbe Stunde in dem Bau. Der Prinz-Regent nabm
mit größtem Intereſſe Kenntniß von dem gegenwärtigen Stande
der Arbeiten und ſprach ſich ſehr anerkennend über den Fortſchritt
derſelben aus.

* Dr. Ferdinand v. Haubenſchmied, lebenslänglicher
Reichsrath der Krone Bayerns und quieſcirter Oberlandesgerichts-
präſident, iſt ſehr bedenklich erkrankt. Dr. v. Haubenſchmied, der
im hohen Alter von 82 Jahren ſich befindet, gehört zu den
wenigen noch lebenden Mitgliedern des deutſchen Parlaments von
1848/49 in Frankfurt. Mitglied des bayeriſchen Landtages iſt
Dr. v. Haubenſchmied ſeit mehreren Jahrzehnten.

* Heute Vormittag von 12¾ Uhr ab fand im Hofe der
Türken-Caſerne einſtündige Garniſonsparade behufs Be-
ſichtigung der Recruten ſtatt. Es wohnten derſelben an: der
Stadtcommandant General der Infanterie v. Wirthmann, der
commandirende General des 1. Armeecorps Prinz Leopold, der
Commandeur der 1. Diviſion Prinz Arnulph, die Generalmajore
Kühlmann, v. Malaiſé, v. Bomhard u. ſ. w. Auch Major Prinz
Alphons war zugegen.

* Die Plenarſitzung des erweiterten k. Obermedicinal-
ausſchuſſes
für das Jahr 1890 begann heute Vormittag
9½ Uhr im Staatsminiſterium des Innern. Hr. Staatsminiſter
Frhr. v. Feilitzſch begrüßte die erſchienenen Mitglieder mit einer
entſprechenden Anrede und ſchied mit dem Wunſche, daß die Be-
rathungen einen gedeihlichen Abſchluß finden möchten. Der I. Vor-
ſitzende Hr. Geh. Rath Dr. v. Kerſchenſteiner präſidirte der
Verſammlung. Außerdem waren noch erſchienen die Univerſitäts-
profeſſoren und Geh. Räthe Dr. v. Ziemſſen, II. Vorſitzender,
Dr. v. Pettenkofer, die Univerſitätsprofeſſoren und Obermedi-
cinalräthe Dr. v. Voit, Dr. Bollinger, Dr. Winkel, Hofrath
und Leibarzt Dr. Max Braun, Director und Univerſitätsprofeſſor
Dr. Grashey, Univerſitätsprofeſſor Dr. Angerer, außerdem
Delegirte der mediciniſchen Facultäten der Univerſitäten Würzburg
und Erlangen, ſowie des Kriegsminiſteriums und die Delegirten der
8 Aerztekammern u. ſ. w. Es wurde alsdann in die Tages-
ordnung eingetreten. Zur Berathung wurden folgende Gegen-
ſtände angeſetzt: der vorläufige Bericht über die Influenza in
Bayern im Winter 1889/90 und die Reviſion der k. allerhöchſten
Verordnung vom 13. Juli 1862, die Verpflichtung der Medicinal-
perſonen zur Anzeige anſteckender Krankheiten unter Menſchen und
Thieren betreffend. Das Referat über beide Gegenſtände hatte
Geheimrath Dr. v. Ziemſſen übernommen. Die Berathungen
dauerten von 9 Uhr bis 1½ Uhr, dann fand ein Dîner im
„Reſtaurant Eckel“ ſtatt.

* Hauptmann Joſeph v. Walter, der langjährige perſön-
liche Adjutant des Prinzen Alphons von Bayern, iſt heute Vor-
mittag einem mehrmonatlichen ſchweren Leiden erlegen. Er er-
reichte ein Alter von 40 Jahren; ſeine Bruſt ſchmückte eine
Reihe bayeriſcher, preußiſcher, italieniſcher und ſpaniſcher Orden.
[Spaltenumbruch] Er war ein ebenſo tüchtiger Officier, wie liebenswürdig im perſön-
lichen Umgang.

Luftballon.

Heute Vormittag ſtieg von der Gasfabrik
Haidhauſen aus ein Luftballon zum Zwecke meteorologiſcher Unter-
ſuchungen auf. Der Ballon wurde um 9 Uhr ausgelegt; die
Auffahrt erfolgte um 11 Uhr 20 Min. Die Füllung beanſpruchte
eine Gasmenge von 1000 Cubikmeter. Der Ballon iſt Eigenthum
des Luftſchifffahrtvereines und machte heute ſeine Probefahrt. Die
Koſten der Herſtellung des Ballons wurden durch freiwillige Vei-
träge der Mitglieder des Vereins für Luftſchifffahrt gedeckt. An-
gefertigt wurde er unter Leitung des Hrn. Lieutenant Kiefer, das
Material lieferten die Münchener Firmen Roſſipal, Kuſtermann und
Riepold. Hr. Hauptmann Brug, der Vorſtand der militäriſchen
Luftſchifffahrts-Abtheilung, übergab den Ballon mit feierlicher An-
ſprache dem Verein für Luftſchifffahrt. Der Redner machte beſon-
ders darauf aufmerkſam, daß dieſer Ballon mit einer Zerreißvor-
richtung verſehen ſei, wodurch vollſtändige Garantie geboten iſt,
daß Unglücksfälle, wie ſie vielfach durch das Schleppen des Ballons
auf der Erde vorgekommen, in Zukunft vermieden werden. Hierauf
wünſchte er dem Ballon eine glückliche Fahrt. Hr. Dr. Finſterwalder,
Vorſtand des hieſigen Luſtſchifffahrtsvereins, dankte Hrn. Haupt-
mann Brug für die Uebergabe des Ballons. Hierauf beſtiegen Hr.
Premierlieutenant Kollmann als Führer, die Premierlieutenants
Frhr. v. Parſeval und Singer die Gondel. Der Ballon wurde
losgelaſſen und ſchwebte in weſtlicher Richtung über die Stadt.
3 Minuten nach dem Aufſteigen verſchwand er im Nebel.

* Das Adreßbuch der Stadt München für das
Jahr 1891,
herausgegeben von der k. Polizeidirection, iſt er-
ſchienen. Die Bewohner von Neuhauſen und Schwabing ſind
bereits in das Adreßbuch aufgenommen. Die Ausſtattung des
unentbehrlichen Buches iſt in dieſem Jahre etwas eleganter als
bisher.

* Die Gemeindeverwaltung und das Paſſionsſpiel-
Comité
in Oberammergau veröffentlichen nunmehr die Ab-
rechnung über die Einnahmen und Ausgaben der diesfährigen
Paſſionsſpiele. Die Einnahmen betrugen 674,724 M. 7 Pf., denen
eine gleiche Summe von Ausgaben gegenüberſteht. Die Honorare
der Darſteller betrugen 242,830 M. Für gemeinnützige Zwecke
der Gemeinde Oberammergau wurden 100,000 M. reſervirt.
(Siehe Inſerat in der vorliegenden Nummer.)



Der Beginn der Schwurgerichts-
ſitzungen im 1. Quartal 1891 am kgl. Landgericht Würzburg wurde
auf den 19. Januar anberaumt. Zum Präſidenten wurde Hr. Oberlandes-
gerichtsrath Strößenrenther, zu deſſen Stellvertreter Hr. Landgerichtsrath
Leußer ernannt.

Sowohl bei der Hanptwahl als bei der
Erſatzmännerwahl für das Gemeindecollegium ſiegten die Klerikalen in
vier Vezirken, nur ein Bezirk fiel den Liberalen zu.



Telegraphiſche Nachrichten.
Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung.

Ich erfahre aus beſter Quelle, daß
das Nachgeben der holländiſchen Regierung in der
Congo-Zollfrage unmittelbar bevorſteht. (Vgl. Paris. D. R.)
— In hieſigen amtlichen Kreiſen iſt von der Anſtellung Kurt
Töppens nichts bekannt. Sollte er vom Reichscommiſſar als
Dolmetſcher engagirt ſein, ſo dürfte der Vertrag nicht über den
1. April 1891 hinaus Geltung behalten. Nach Aeußerungen
Bormanns aus Oldenburg gilt Töppens Verhalten in der
Künzel’ſchen Angelegenheit nicht als correct. — Von
Emin ſind amtliche Berichte nicht eingegangen, mit Ausnahme
meteorologiſcher und klimatiſcher Notizen, deren Veröffentlichung
bevorſteht; Berichte anderer Art liegen nicht vor.

(Der „Hamb. Corr.“ hatte gemeldet, Hr. Töppen habe ſein
Amt als Dolmetſch beim Reichscommiſſariat bereits in der zweiten
November-Woche angetreten, proviſoriſch bis zum 1. April 1891.
Er hat den Gouverneur, Baron v. Soden, ſowie den General-
conſul Dr. Michahelles auf einer Reiſe nach Dar-es-Salaam und
Bagamoyo begleitet. Die Reiſe hatte den Zweck, die Hauptſtadt
für das oſtafrikaniſche Schutzgebiet Deutſchlands auszuwählen.)

Die Erbgroßherzogin iſt
Nachts von einem todten Prinzen entbunden worden.



Telegramme des Wolff’ſchen Bureaus.

Der „Reichsanzeiger“ erklärt die
Mittheilung einiger Blätter, es ſei von der Regierung feſt be-
abſichtigt, die landwirthſchaftlichen Zölle auf die Höhe,
welche dieſelben vor der letzten Steigerung dieſer Zölle (1887)
hatten, herabzuſetzen, als jeder Begründung entbehrend.

Der „Reichs-Anzeiger“ bemerkt dem
Artikel eines hieſigen Blattes über angebliche grauſame Ver-
folgung der Armenier in Konſtantinopel
gegenüber:
Wie wenig die Armenier Konſtantinopels Verfolgungen aus-
geſetzt ſeien, zeige die Thatſache, daß in allen Verwaltungs-
zweigen, ſpeciell in allen Miniſterien Konſtantinopels, zablreiche
Armenier wichtige und verantwortungsvolle Stellen einnähmen.
Das wichtige Finanzportefeuille der Civilliſte des Sultans ſei
den Händen des Armeniers Agop Paſcha anvertraut. Es ſei
bedauerlich, daß ein deutſches Blatt die angeblichen Verfol-
gungen der Armenier auf den Sultan ſelbſt zurückführe und
den Verdächtigungen des uns befreundeten, anerkannt milden
und gerechten Monarchen ſeine Spalten geöffnet habe.

Der „Reichs-Anzeiger“ meldet: Der
Wirkliche Geheime Rath Dr. Greiff iſt aus ſeiner Stellung
als Vorſitzender des Curatoriums der königlichen Bibliothek
auf Anſuchen entlaſſen und der Director im Cultusminiſterium,
Delacroix, zu ſeinem Nachfolger ernannt worden.

Die Gewerbeſteuer-Commiſſion
des Abgeordnetenhauſes genehmigte im weiteren Verlaufe ihrer
heutigen Sitzung den §. 5 (Steuerfreiheit der Credit- und Conſum-
vereine) mit einem die Regierungsvorlage zu Ungunſten der ge-
dachten Vereine einſchränkenden Antrage des Abg. Hammacher
und nahm den §. 6, welcher vier Steuerclaſſen feſtſetzt, unverändert
nach der Vorlage an. — Die Einkommenſteuer-Com-
miſſion
genehmigte von §. 9 den erſten Theil (Abzüge
bei Berechnung des Einkommens) mit dem Zuſatz Zedlitz,
wonach auch eine Verringerung im Stand des Betriebes, wie beim
Bergbau, abſchreibungsfähig iſt, ferner den zweiten Theil (nicht-
abzugsfähige Verwendungen) unverändert nach der Vorlage. Beim
dritten Theil des §. 9 (Berechnung des ſteuerpflichtigen Einkommens
der Actiengeſellſchaften ꝛc.) discutirte die Commiſſion die
geſtern zurückgeſtellten Theile der §§. 1 und 2 (Einkommen-
ſteuerpflicht der Actiengeſellſchaften ꝛc.), lehnte die Abänderungs-
anträge ab und nahm die Beſtimmungen der Vorlage mit einem erläu-
ternden Antrage des Abg. v. Jagow an. Ferner erledigte die
Commiſſion den Reſt des Abſchnittes über die objective Steuer-
pflicht (§§. 10 und 11) nach der Vorlage.

Der Congreß der freien Hülfs-
caſſen
nahm eine Adreſſe an Dr. Koch an, worin demſelben
[Spaltenumbruch] Namens der 600,000 Mitglieder für ſeine unermüdlichen For
ſchungen zum Wohle der Menſchheit gedankt und weiterer Erfolg
gewünſcht wird. Der Congreß nahm ferner zu der Alters- und
Invaliditäts-Verſicherung eine Reſolution an, das Geſetz
ſei bei einer Reviſion dahin abzuändern, daß die Hülfscaſſen mit
den anderen Caſſen gleichberechtigt werden, deßgleichen zur Unfall-
verſicherung,
daß der Kreis der zu Verſichernden zu einge-
ſchränkt, die Rentenunterſtützung ungenügend und die Mithethei-
ligung der Verſicherten an der Verwaltung unzulänglich, das Geſetz
alſo in dieſem Sinne abzuändern ſei.

Der Verein Berliner Künſtler
entſandte den Maler Felix Poſſart nach Spanien, um
die dortigen Künſtler zu der im nächſten Jahre ſtattſindenden,
unter dem Protectorat der Kaiſerin Friedrich ſtehenden inter-
nationalen Ausſtellung
einzuladen.

Der mecklenburgiſche Landtag
bewilligte nach dem Vorſchlag der Schweriner Regierung für die
Kliniken Roſtocks 4000 M., für die Stifte Bethlehem und
Ludwigsluſt 2000 M. für unbemittelte Tuberkelkranke.

Die Bürgerſchaft lehnte den Antrag
des Senats, in Cuxhaven eine höhere Schule (Gymnaſium) zu er-
richten, ab und nahm den Antrag Wolffſon, dem Senate mitzutheilen,
daß die Bürgerſchaft bereit ſei, der Errichtung einer höheren ſechs-
ſtufigen Bürgerſchule in Cuxhaven zuzuſtimmen, mit großer
Majorität an.

Die Handels- und Gewerbe-
kammer
hat beſchloſſen, die Feſtlegung des Oſterfeſtes innerhalb
der Zeit vom 5. bis 12. April, den Wegfall der Feier des Neu-
jahrstages, die Zuſammenlegung der ſächſiſchen Bußtage auf einen
und zwar zuſammen mit dem preußiſchen Bußtage, ſowie die Er-
richtung einer deutſch-auſtraliſchen Bank zu befürworten.

Zum Geburtstage Profeſſor
Robert Kochs
hat die Stadt Flaggenſchmuck angelegt; das
Geburtshaus Kochs iſt auf das reichſte geſchmückt; am Abend
findet ein großer Feſtcommers ſtatt.

Der Provinciallandtag hat
die Entſcheidung über den Ort, wo das Kaiſer Wilhelm-
Denkmal
in der Rheinprovinz errichtet werden ſoll, dem Kaiſer
anheimgeſtellt.

Der Bezirkspräſident macht hinſichtlich
der diesjährigen Herbſtübungen bekannt, daß nach einer Mit-
theilung des commandirenden Generals die Truppen überall
gut aufgenommen
worden ſeien, insbefondere auch da, wo
die Anlage der Einquartierung erſt unmittelbar vor dem Eintreffen
der Truppen möglich geweſen.

Der Budgetausſchuß bewilligte das
Budgetproviſorium. Auf eine Interpellation, betreffend die Rege-
lung der Valuta,
ſprach der Finanzminiſter ſein Bedauern aus,
beſtimmte Mittheilungen nicht machen zu können, da einige Fragen
noch unerledigt ſeien; eine darauf bezügliche Enquête ſtehe in Aus-
ſicht. Betreffs der Reform der directen Steuern erklärte der
Finanzminiſter, die bezüglichen Geſetzentwürfe würden vorausſicht-
lich bei dem Wiederzuſammentritt des Reichsraths vorgelegt werden.
(Bereits im Abendblatt gemeldet. D. Red.)

Die Bundesverſammlung beſtätigte
(wie in der Hauptſache ſchon von unſerm -Correſpondenten
gemeldet. D. R.) als Mitglieder des Bundesraths:
Schenk (Bern), Welti (Aargau), Ruchonnet (Waadt), Droz
(Neuenburg), Deucher (Thurgau), Hauſer (Zürich), ſämmtlich
radical, ausgenommen Welti (liberal-conſervativ). Zum
Bundespräſidenten wurde Welti, zum Vicepräſidenten
Hauſer, zum Mitgliede des Bundesgerichts Soldan (Waadt),
zu deſſen Präſidenten Bläſi (Solothurn), zum Vicepräſidenten
Hafner (Zürich) gewählt. Der Bundesrath beantragt bei der
Bundesverſammlung die Genehmigung der neuen Viehſeuchen-
Convention
mit Oeſterreich-Ungarn.

Betreffs der gewaltſamen Beſitznahme
des „United Ireland“ ſcheint trotz des aus Dublin erfolgten
Démentis folgende Verſion authentiſch zu ſein: Bodkin, der geſtern
von Parnell vertriebene Redacteur, drang Nachts mit 20 Mann in
die Bureaux ein und ergriff von denſelben wieder Beſitz. Heute
Mittag forderten Anhänger Parnells mit dem Gerichtsvollzieher
Bodkin auf, die Bureaux zu verlaſſen. Bodkin räumte das Haus
ohne Widerſtand. Parnell iſt heute Mittag nach Cork abgereist.

Die Duhliner Meldung über die an-
geblich in letzter Nacht erfolgte Wegnahme des Bureaus des
Blattes „United Ireland“ durch die Antiparnelliten iſt un-
begründet.

Die zur Beglückwünſchung des Königs
eingetroffene öſterreichiſche Officiersdeputation wurde
heute Vormittag 11 Uhr vom König empfangen und durch den
öſterreichiſchen Militärattaché vorgeſtellt. Nach dem Empfang be-
ſuchte die Deputation den Grafen von Flandern. Die preußiſche
Deputation wird heute Nachmittag halb 3 Uhr empfangen werden.

Die Deputation Colmarer
Dragoner,
beſtehend aus dem Oberſtlieutenant Commandeur
Bachmayer, dem Rittmeiſter Rau, dem Premierlieutenant Lagatz
und dem Secondlieutenant Fritſche, wurde heute Rachmittag 3 Uhr
vom König empfangen. Bachmayer, der dem König aus
ſeiner letzten Anweſenheit in Potsdam vom Ehrendienſt her bekannt
iſt, ſtellte die Deputation vor und gratulirte im Namen des
Regiments, welches den Tag auch feſtlich begeht. Der König er-
kundigte ſich in halbſtündiger Audienz eingehend nach dem Regiment
und dankte für die Glückwünſche.

Ein officiöſes Communiqué beſagt:
Nachdem Holland den Brüſſeler Vereinbarungen
betreffs der Congozölle beigetreten ſei,
ſei auch
Frankreich beigetreten; der Congo-Staat werde eine Reviſion
der Patentſteuer und der Ausfuhrzölle vornehmen.

Die Zollcommiſſion nahm die Vor-
ſchläge der Regierung betreffend die Zölle auf Eiſenbahnen, Weiß-
blech und Schwarzblech, ſowie auf Edelmetallwaaren nach dem Minimal-
tarif an; im Maximaltarif wurde der Zoll für letztere von 600 auf
1000 Frcs. erhöht; für falſche Bijouterienwaaren wurde der Zoll
im Maximaltarif auf 250 und 200 Frcs. erhöht. Die „France“
meldet: Eine Expeditionscolonne vom Oberſenegal marſchirt
demnächſt unter Oberſt Archinard gegen den Segu-König Ahmadu.
Archinard beabſichtigt, nach der Einnahme von Rioro, woſelbſt
Ahmadu ſich befindet, bis Timbuktu vorzurücken.

Freycinet wurde mit 20 von 38
Stimmen zum Mitgliede der Akademie gewählt. — Das
Mittelmeergeſchwader verläßt Toulon, um auf offener See
Schießübungen und Manöverbewegungen vorzunehmen, und fährt
ſodann dem ruſſiſchen Geſchwader entgegen, welches gegen den
20. Dec. nach Villafranca kommt. Dasſelbe ſoll eingeladen wer-
den, nach Toulon zu kommen.

Senator Edmund Lafayette, Enkel
des Generals Lafayette, iſt geſtorben.

Die Kammer wählte Biancheri mit
364 von 410 Stimmen wieder zum Präſidenten.

Bei dem neuerlichen Grenzangriffe
der Maliſſoren wurde ein Montenegriner verwundet; die
Montenegriner verhafteten ſieben Angreifer.

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Delegirte der medicini&#x017F;chen Facultäten der Univer&#x017F;itäten Würzburg<lb/>
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8 Aerztekammern u. &#x017F;. w. Es wurde alsdann in die Tages-<lb/>
ordnung eingetreten. Zur Berathung wurden folgende Gegen-<lb/>
&#x017F;tände ange&#x017F;etzt: der vorläufige Bericht über die Influenza in<lb/>
Bayern im Winter 1889/90 und die Revi&#x017F;ion der k. allerhöch&#x017F;ten<lb/>
Verordnung vom 13. Juli 1862, die Verpflichtung der Medicinal-<lb/>
per&#x017F;onen zur Anzeige an&#x017F;teckender Krankheiten unter Men&#x017F;chen und<lb/>
Thieren betreffend. Das Referat über beide Gegen&#x017F;tände hatte<lb/>
Geheimrath <hi rendition="#aq">Dr.</hi> v. Ziem&#x017F;&#x017F;en übernommen. Die Berathungen<lb/>
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&#x201E;Re&#x017F;taurant Eckel&#x201C; &#x017F;tatt.</p>
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            <p>* Hauptmann Jo&#x017F;eph v. <hi rendition="#g">Walter,</hi> der langjährige per&#x017F;ön-<lb/>
liche Adjutant des Prinzen Alphons von Bayern, i&#x017F;t heute Vor-<lb/>
mittag einem mehrmonatlichen &#x017F;chweren Leiden erlegen. Er er-<lb/>
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            <p>Heute Vormittag &#x017F;tieg von der Gasfabrik<lb/>
Haidhau&#x017F;en aus ein Luftballon zum Zwecke meteorologi&#x017F;cher Unter-<lb/>
&#x017F;uchungen auf. Der Ballon wurde um 9 Uhr ausgelegt; die<lb/>
Auffahrt erfolgte um 11 Uhr 20 Min. Die Füllung bean&#x017F;pruchte<lb/>
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des Luft&#x017F;chifffahrtvereines und machte heute &#x017F;eine Probefahrt. Die<lb/>
Ko&#x017F;ten der Her&#x017F;tellung des Ballons wurden durch freiwillige Vei-<lb/>
träge der Mitglieder des Vereins für Luft&#x017F;chifffahrt gedeckt. An-<lb/>
gefertigt wurde er unter Leitung des Hrn. Lieutenant Kiefer, das<lb/>
Material lieferten die Münchener Firmen Ro&#x017F;&#x017F;ipal, Ku&#x017F;termann und<lb/>
Riepold. Hr. Hauptmann <hi rendition="#g">Brug,</hi> der Vor&#x017F;tand der militäri&#x017F;chen<lb/>
Luft&#x017F;chifffahrts-Abtheilung, übergab den Ballon mit feierlicher An-<lb/>
&#x017F;prache dem Verein für Luft&#x017F;chifffahrt. Der Redner machte be&#x017F;on-<lb/>
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auf der Erde vorgekommen, in Zukunft vermieden werden. Hierauf<lb/>
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Vor&#x017F;tand des hie&#x017F;igen Lu&#x017F;t&#x017F;chifffahrtsvereins, dankte Hrn. Haupt-<lb/>
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Premierlieutenant Kollmann als Führer, die Premierlieutenants<lb/>
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3 Minuten nach dem Auf&#x017F;teigen ver&#x017F;chwand er im Nebel.</p>
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            <p>* <hi rendition="#g">Das Adreßbuch der Stadt München für das<lb/>
Jahr 1891,</hi> herausgegeben von der k. Polizeidirection, i&#x017F;t er-<lb/>
&#x017F;chienen. Die Bewohner von Neuhau&#x017F;en und Schwabing &#x017F;ind<lb/>
bereits in das Adreßbuch aufgenommen. Die Aus&#x017F;tattung des<lb/>
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            <p>* Die <hi rendition="#g">Gemeindeverwaltung</hi> und das <hi rendition="#g">Pa&#x017F;&#x017F;ions&#x017F;piel-<lb/>
Comit<hi rendition="#aq">é</hi></hi> in <hi rendition="#g">Oberammergau</hi> veröffentlichen nunmehr die Ab-<lb/>
rechnung über die Einnahmen und Ausgaben der diesfährigen<lb/>
Pa&#x017F;&#x017F;ions&#x017F;piele. Die Einnahmen betrugen 674,724 M. 7 Pf., denen<lb/>
eine gleiche Summe von Ausgaben gegenüber&#x017F;teht. Die Honorare<lb/>
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der Gemeinde Oberammergau wurden 100,000 M. re&#x017F;ervirt.<lb/>
(Siehe In&#x017F;erat in der vorliegenden Nummer.)</p>
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&#x017F;itzungen im 1. Quartal 1891 am kgl. Landgericht Würzburg wurde<lb/>
auf den 19. Januar anberaumt. Zum Prä&#x017F;identen wurde Hr. Oberlandes-<lb/>
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Leußer ernannt.</p>
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Er&#x017F;atzmännerwahl für das Gemeindecollegium &#x017F;iegten die Klerikalen in<lb/>
vier Vezirken, nur ein Bezirk fiel den Liberalen zu.</p>
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Dolmet&#x017F;cher engagirt &#x017F;ein, &#x017F;o dürfte der Vertrag nicht über den<lb/>
1. April 1891 hinaus Geltung behalten. Nach Aeußerungen<lb/>
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meteorologi&#x017F;cher und klimati&#x017F;cher Notizen, deren Veröffentlichung<lb/>
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[3/0003] Morgenblatt Nr. 344. München, Freitag Allgemeine Zeitung 12. December 1890. eine Störung zu bringen, hätte man der Königin nicht zu- gemuthet. Die wahren Freunde der Dynaſtie ſind es nicht, welche bei dem Werke des Memorandums Pathenſtelle hatten und an der Autorſchaft betheiligt ſind. Unter den Briefen, welche die Königin Natalie von Riſtitſch empfangen, befindet ſich einer von beſonderer Wichtigkeit, worin er ihr Namens der Regentſchaft ausführlich darlegt, daß ihre Anſprüche im weſentlichen darauf hinausgehen, daß ihr die Stellung einer regierenden Königin eingeräumt und daß die Er- ziehung des jungen Königs, ſowie der maßgebende Ein- fluß auf ihn gänzlich in ihre Hände gelegt werde, daß aber die Verfaſſung und die Geſetze, ſowie überhaupt die Intereſſen des Landes dieſen Prätenſionen eine unüberſteigliche Schranke entgegenſetzen. Dieſes Document hat die Königin dem Memo- randum nicht beigeſchloſſen; daß die Autoren des Memo- randums dieß unterließen, verdunkelt den Sachverhalt, und man erwartet nun, daß die Regentſchaft nicht zögern werde, dieſes wichtige Document der Oeffentlichkeit zu übergeben, um die Angelegenheit zu klären und endgültig zu beſeitigen. Die Skupſchtina wird die Augelegenheit in geheimer Sitzung er- ledigen, und zwar, wie nach den Clubberathungen als gewiß angeſehen wird, durch Uebergang zur Tagesordnung. Viele aufrichtige Freunde der Königin Natalie beklagen den ihre Sache compromittirenden Schritt, ſie bedauern die Lage der Königin- Mutter, aber ſie ſind der Anſicht, daß die Staatsintereſſen nicht vom Standpunkte der Sentimentalität behandelt werden können und das Anſehen einer Dynaſtie ein zu wichtiger Factor ſei, als daß es dem Belieben und den Intriguen des Damenſalons überantwortet werden dürſte. Bayeriſche Chronik. Amtliche Nachrichten. * Orden.Dem k. Profeſſor Fritz v. Uhde in München wurde der Verdienſtorden vom heiligen Michael IV. Claſſe verliehen. * Katholiſche Kirche.Die katholiſche Pfarrei Baindlkirch, B.-A. Friedberg, iſt dem Beneficiaten in Ichenhauſen, B.-A. Günzburg, Prieſter Karl Rieger, übertragen, die katholiſche Pfarrei Weſterholz- hauſen, B.-A. Dachau, iſt dem Prieſter Max Schmid, Pfarrer in Obenhanſen, B.-A. Illertiſſen, die katholiſche Pfarrei Niederroth, B.-A. Dachau, dem Prieſter Frauz Feſting, Pfarrer in Pullach, B.-A. München I, die katholiſche Pfarrei Oberwarngan, B.-A. Miesbach, dem Prieſter Joh. Bapt. Kreitmayer, Expoſitus in Geben-bach, B.-A. Erding, die katholiſche Pfarrei Kapfelberg, B.-A. Kelheim, dem Bene- ficiaten Prieſter Heinrich Hamann in Straubing, die katholiſche Pfarrei Haldenwang, B.-A. Kempten, dem Prieſter Joh. Kämpfle, Curatus an der Heil- und Pflegeauſtalt bei Kaufbeuren, und die kath. Pfarrei Dorſchhanſen, B.-A. Mindelheim, dem Prieſter Joh. Bapt. Schorer, Caplan in Wörishofen, B.-A. Mindelbeim, übertrogen, und geuehmigt worden, daß von dem Erzbiſchofe von München-Freiſing das Beneficium Wallgan, B.-A. Garmiſch, dem Verweſer dieſes Beneficiums, Prieſter Lorenz Rottmüller, verliehen werde. München, 11. December. * Se. kgl. Hoheit der Prinz-Regent empfängt morgen in Andienz den Generalmajor à la suite der Armee Fürſten Moritz v. Oettingen-Wallerſtein, den Staatsrath i. a. o. D., Staatsminiſter a. D. und II. Präſidenten der Kammer der Reichsräthe Frhrn. v. Pfretzſchner, den Kämmerer Frhrn. v. Lerchenfeld-Aham auf Heinersreuth, den Kämmerer, Oberlandſtallmeiſter, Oberſtlieutenant a. D. Frhrn. v. Andrian-Werburg, den Kammerjunker, Second- lieutenant à la suite Frhrn. Wilhelm v. Reitzenſtein, Kammer- junker, Secondlieutenant und Adjutant der kgl. Equitationsanſtalt Frhrn. Max v. Redwitz, den Kammerjunker und Premierlieutenant im 4. Chevauxlegers-Regiment Frhrn. Albert v. Speidel, den Kammerjunker und Secondlieutenant im 1. Ulanen-Regiment Frhrn. Otto v. Redwitz, den Kammerjunker und Rechtsprakticanten Frhrn. Adelbert v. Ritter zu Grünſtein, den Kammerjunker und Second- lieutenant im Infanterie-Leib-Regiment Frhrn. Edmund v. Reitzen- ſtein, den Kammerjunker und Rechtsprakticanten Frhrn. Alexander v. Crailsheim in Augsburg, den Bezirksamtsaſſeſſor Eheberg und den Vorſtand des Polytechniſchen Vereins, Director der wiſſen- ſchaftlichen Station für Brauerei, Aubry. — Heute Vormittag nach 9 Uhr fubr Se. kgl. Hoheit bei der neuen St. Annakirche vor und verweilte unter Führung des Stadtpfarrers P. Remigius etwa eine halbe Stunde in dem Bau. Der Prinz-Regent nabm mit größtem Intereſſe Kenntniß von dem gegenwärtigen Stande der Arbeiten und ſprach ſich ſehr anerkennend über den Fortſchritt derſelben aus. * Dr. Ferdinand v. Haubenſchmied, lebenslänglicher Reichsrath der Krone Bayerns und quieſcirter Oberlandesgerichts- präſident, iſt ſehr bedenklich erkrankt. Dr. v. Haubenſchmied, der im hohen Alter von 82 Jahren ſich befindet, gehört zu den wenigen noch lebenden Mitgliedern des deutſchen Parlaments von 1848/49 in Frankfurt. Mitglied des bayeriſchen Landtages iſt Dr. v. Haubenſchmied ſeit mehreren Jahrzehnten. * Heute Vormittag von 12¾ Uhr ab fand im Hofe der Türken-Caſerne einſtündige Garniſonsparade behufs Be- ſichtigung der Recruten ſtatt. Es wohnten derſelben an: der Stadtcommandant General der Infanterie v. Wirthmann, der commandirende General des 1. Armeecorps Prinz Leopold, der Commandeur der 1. Diviſion Prinz Arnulph, die Generalmajore Kühlmann, v. Malaiſé, v. Bomhard u. ſ. w. Auch Major Prinz Alphons war zugegen. * Die Plenarſitzung des erweiterten k. Obermedicinal- ausſchuſſes für das Jahr 1890 begann heute Vormittag 9½ Uhr im Staatsminiſterium des Innern. Hr. Staatsminiſter Frhr. v. Feilitzſch begrüßte die erſchienenen Mitglieder mit einer entſprechenden Anrede und ſchied mit dem Wunſche, daß die Be- rathungen einen gedeihlichen Abſchluß finden möchten. Der I. Vor- ſitzende Hr. Geh. Rath Dr. v. Kerſchenſteiner präſidirte der Verſammlung. Außerdem waren noch erſchienen die Univerſitäts- profeſſoren und Geh. Räthe Dr. v. Ziemſſen, II. Vorſitzender, Dr. v. Pettenkofer, die Univerſitätsprofeſſoren und Obermedi- cinalräthe Dr. v. Voit, Dr. Bollinger, Dr. Winkel, Hofrath und Leibarzt Dr. Max Braun, Director und Univerſitätsprofeſſor Dr. Grashey, Univerſitätsprofeſſor Dr. Angerer, außerdem Delegirte der mediciniſchen Facultäten der Univerſitäten Würzburg und Erlangen, ſowie des Kriegsminiſteriums und die Delegirten der 8 Aerztekammern u. ſ. w. Es wurde alsdann in die Tages- ordnung eingetreten. Zur Berathung wurden folgende Gegen- ſtände angeſetzt: der vorläufige Bericht über die Influenza in Bayern im Winter 1889/90 und die Reviſion der k. allerhöchſten Verordnung vom 13. Juli 1862, die Verpflichtung der Medicinal- perſonen zur Anzeige anſteckender Krankheiten unter Menſchen und Thieren betreffend. Das Referat über beide Gegenſtände hatte Geheimrath Dr. v. Ziemſſen übernommen. Die Berathungen dauerten von 9 Uhr bis 1½ Uhr, dann fand ein Dîner im „Reſtaurant Eckel“ ſtatt. * Hauptmann Joſeph v. Walter, der langjährige perſön- liche Adjutant des Prinzen Alphons von Bayern, iſt heute Vor- mittag einem mehrmonatlichen ſchweren Leiden erlegen. Er er- reichte ein Alter von 40 Jahren; ſeine Bruſt ſchmückte eine Reihe bayeriſcher, preußiſcher, italieniſcher und ſpaniſcher Orden. Er war ein ebenſo tüchtiger Officier, wie liebenswürdig im perſön- lichen Umgang. ↑ Luftballon.Heute Vormittag ſtieg von der Gasfabrik Haidhauſen aus ein Luftballon zum Zwecke meteorologiſcher Unter- ſuchungen auf. Der Ballon wurde um 9 Uhr ausgelegt; die Auffahrt erfolgte um 11 Uhr 20 Min. Die Füllung beanſpruchte eine Gasmenge von 1000 Cubikmeter. Der Ballon iſt Eigenthum des Luftſchifffahrtvereines und machte heute ſeine Probefahrt. Die Koſten der Herſtellung des Ballons wurden durch freiwillige Vei- träge der Mitglieder des Vereins für Luftſchifffahrt gedeckt. An- gefertigt wurde er unter Leitung des Hrn. Lieutenant Kiefer, das Material lieferten die Münchener Firmen Roſſipal, Kuſtermann und Riepold. Hr. Hauptmann Brug, der Vorſtand der militäriſchen Luftſchifffahrts-Abtheilung, übergab den Ballon mit feierlicher An- ſprache dem Verein für Luftſchifffahrt. Der Redner machte beſon- ders darauf aufmerkſam, daß dieſer Ballon mit einer Zerreißvor- richtung verſehen ſei, wodurch vollſtändige Garantie geboten iſt, daß Unglücksfälle, wie ſie vielfach durch das Schleppen des Ballons auf der Erde vorgekommen, in Zukunft vermieden werden. Hierauf wünſchte er dem Ballon eine glückliche Fahrt. Hr. Dr. Finſterwalder, Vorſtand des hieſigen Luſtſchifffahrtsvereins, dankte Hrn. Haupt- mann Brug für die Uebergabe des Ballons. Hierauf beſtiegen Hr. Premierlieutenant Kollmann als Führer, die Premierlieutenants Frhr. v. Parſeval und Singer die Gondel. Der Ballon wurde losgelaſſen und ſchwebte in weſtlicher Richtung über die Stadt. 3 Minuten nach dem Aufſteigen verſchwand er im Nebel. * Das Adreßbuch der Stadt München für das Jahr 1891, herausgegeben von der k. Polizeidirection, iſt er- ſchienen. Die Bewohner von Neuhauſen und Schwabing ſind bereits in das Adreßbuch aufgenommen. Die Ausſtattung des unentbehrlichen Buches iſt in dieſem Jahre etwas eleganter als bisher. * Die Gemeindeverwaltung und das Paſſionsſpiel- Comité in Oberammergau veröffentlichen nunmehr die Ab- rechnung über die Einnahmen und Ausgaben der diesfährigen Paſſionsſpiele. Die Einnahmen betrugen 674,724 M. 7 Pf., denen eine gleiche Summe von Ausgaben gegenüberſteht. Die Honorare der Darſteller betrugen 242,830 M. Für gemeinnützige Zwecke der Gemeinde Oberammergau wurden 100,000 M. reſervirt. (Siehe Inſerat in der vorliegenden Nummer.) □ Würzburg, 10. Dec. Der Beginn der Schwurgerichts- ſitzungen im 1. Quartal 1891 am kgl. Landgericht Würzburg wurde auf den 19. Januar anberaumt. Zum Präſidenten wurde Hr. Oberlandes- gerichtsrath Strößenrenther, zu deſſen Stellvertreter Hr. Landgerichtsrath Leußer ernannt. * Landshut, 10. Dec. Sowohl bei der Hanptwahl als bei der Erſatzmännerwahl für das Gemeindecollegium ſiegten die Klerikalen in vier Vezirken, nur ein Bezirk fiel den Liberalen zu. Telegraphiſche Nachrichten. Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung. §§ Berlin, 11. Dec. Ich erfahre aus beſter Quelle, daß das Nachgeben der holländiſchen Regierung in der Congo-Zollfrage unmittelbar bevorſteht. (Vgl. Paris. D. R.) — In hieſigen amtlichen Kreiſen iſt von der Anſtellung Kurt Töppens nichts bekannt. Sollte er vom Reichscommiſſar als Dolmetſcher engagirt ſein, ſo dürfte der Vertrag nicht über den 1. April 1891 hinaus Geltung behalten. Nach Aeußerungen Bormanns aus Oldenburg gilt Töppens Verhalten in der Künzel’ſchen Angelegenheit nicht als correct. — Von Emin ſind amtliche Berichte nicht eingegangen, mit Ausnahme meteorologiſcher und klimatiſcher Notizen, deren Veröffentlichung bevorſteht; Berichte anderer Art liegen nicht vor. (Der „Hamb. Corr.“ hatte gemeldet, Hr. Töppen habe ſein Amt als Dolmetſch beim Reichscommiſſariat bereits in der zweiten November-Woche angetreten, proviſoriſch bis zum 1. April 1891. Er hat den Gouverneur, Baron v. Soden, ſowie den General- conſul Dr. Michahelles auf einer Reiſe nach Dar-es-Salaam und Bagamoyo begleitet. Die Reiſe hatte den Zweck, die Hauptſtadt für das oſtafrikaniſche Schutzgebiet Deutſchlands auszuwählen.) N. Neuſtrelitz, 11. Dec. Die Erbgroßherzogin iſt Nachts von einem todten Prinzen entbunden worden. Telegramme des Wolff’ſchen Bureaus. * Berlin, 11. Dec. Der „Reichsanzeiger“ erklärt die Mittheilung einiger Blätter, es ſei von der Regierung feſt be- abſichtigt, die landwirthſchaftlichen Zölle auf die Höhe, welche dieſelben vor der letzten Steigerung dieſer Zölle (1887) hatten, herabzuſetzen, als jeder Begründung entbehrend. * Berlin, 11. Dec. Der „Reichs-Anzeiger“ bemerkt dem Artikel eines hieſigen Blattes über angebliche grauſame Ver- folgung der Armenier in Konſtantinopel gegenüber: Wie wenig die Armenier Konſtantinopels Verfolgungen aus- geſetzt ſeien, zeige die Thatſache, daß in allen Verwaltungs- zweigen, ſpeciell in allen Miniſterien Konſtantinopels, zablreiche Armenier wichtige und verantwortungsvolle Stellen einnähmen. Das wichtige Finanzportefeuille der Civilliſte des Sultans ſei den Händen des Armeniers Agop Paſcha anvertraut. Es ſei bedauerlich, daß ein deutſches Blatt die angeblichen Verfol- gungen der Armenier auf den Sultan ſelbſt zurückführe und den Verdächtigungen des uns befreundeten, anerkannt milden und gerechten Monarchen ſeine Spalten geöffnet habe. * Berlin, 11. Dec. Der „Reichs-Anzeiger“ meldet: Der Wirkliche Geheime Rath Dr. Greiff iſt aus ſeiner Stellung als Vorſitzender des Curatoriums der königlichen Bibliothek auf Anſuchen entlaſſen und der Director im Cultusminiſterium, Delacroix, zu ſeinem Nachfolger ernannt worden. * Berlin, 11. Dec. Die Gewerbeſteuer-Commiſſion des Abgeordnetenhauſes genehmigte im weiteren Verlaufe ihrer heutigen Sitzung den §. 5 (Steuerfreiheit der Credit- und Conſum- vereine) mit einem die Regierungsvorlage zu Ungunſten der ge- dachten Vereine einſchränkenden Antrage des Abg. Hammacher und nahm den §. 6, welcher vier Steuerclaſſen feſtſetzt, unverändert nach der Vorlage an. — Die Einkommenſteuer-Com- miſſion genehmigte von §. 9 den erſten Theil (Abzüge bei Berechnung des Einkommens) mit dem Zuſatz Zedlitz, wonach auch eine Verringerung im Stand des Betriebes, wie beim Bergbau, abſchreibungsfähig iſt, ferner den zweiten Theil (nicht- abzugsfähige Verwendungen) unverändert nach der Vorlage. Beim dritten Theil des §. 9 (Berechnung des ſteuerpflichtigen Einkommens der Actiengeſellſchaften ꝛc.) discutirte die Commiſſion die geſtern zurückgeſtellten Theile der §§. 1 und 2 (Einkommen- ſteuerpflicht der Actiengeſellſchaften ꝛc.), lehnte die Abänderungs- anträge ab und nahm die Beſtimmungen der Vorlage mit einem erläu- ternden Antrage des Abg. v. Jagow an. Ferner erledigte die Commiſſion den Reſt des Abſchnittes über die objective Steuer- pflicht (§§. 10 und 11) nach der Vorlage. * Berlin, 11. Dec. Der Congreß der freien Hülfs- caſſen nahm eine Adreſſe an Dr. Koch an, worin demſelben Namens der 600,000 Mitglieder für ſeine unermüdlichen For ſchungen zum Wohle der Menſchheit gedankt und weiterer Erfolg gewünſcht wird. Der Congreß nahm ferner zu der Alters- und Invaliditäts-Verſicherung eine Reſolution an, das Geſetz ſei bei einer Reviſion dahin abzuändern, daß die Hülfscaſſen mit den anderen Caſſen gleichberechtigt werden, deßgleichen zur Unfall- verſicherung, daß der Kreis der zu Verſichernden zu einge- ſchränkt, die Rentenunterſtützung ungenügend und die Mithethei- ligung der Verſicherten an der Verwaltung unzulänglich, das Geſetz alſo in dieſem Sinne abzuändern ſei. * Berlin, 11. Dec. Der Verein Berliner Künſtler entſandte den Maler Felix Poſſart nach Spanien, um die dortigen Künſtler zu der im nächſten Jahre ſtattſindenden, unter dem Protectorat der Kaiſerin Friedrich ſtehenden inter- nationalen Ausſtellung einzuladen. * Roſtock, 11. Dec. Der mecklenburgiſche Landtag bewilligte nach dem Vorſchlag der Schweriner Regierung für die Kliniken Roſtocks 4000 M., für die Stifte Bethlehem und Ludwigsluſt 2000 M. für unbemittelte Tuberkelkranke. * Hamburg, 11. Dec. Die Bürgerſchaft lehnte den Antrag des Senats, in Cuxhaven eine höhere Schule (Gymnaſium) zu er- richten, ab und nahm den Antrag Wolffſon, dem Senate mitzutheilen, daß die Bürgerſchaft bereit ſei, der Errichtung einer höheren ſechs- ſtufigen Bürgerſchule in Cuxhaven zuzuſtimmen, mit großer Majorität an. * Dresden, 11. Dec. Die Handels- und Gewerbe- kammer hat beſchloſſen, die Feſtlegung des Oſterfeſtes innerhalb der Zeit vom 5. bis 12. April, den Wegfall der Feier des Neu- jahrstages, die Zuſammenlegung der ſächſiſchen Bußtage auf einen und zwar zuſammen mit dem preußiſchen Bußtage, ſowie die Er- richtung einer deutſch-auſtraliſchen Bank zu befürworten. * Clausthal, 11. Dec. Zum Geburtstage Profeſſor Robert Kochs hat die Stadt Flaggenſchmuck angelegt; das Geburtshaus Kochs iſt auf das reichſte geſchmückt; am Abend findet ein großer Feſtcommers ſtatt. * Düſſeldorf, 11. Dec. Der Provinciallandtag hat die Entſcheidung über den Ort, wo das Kaiſer Wilhelm- Denkmal in der Rheinprovinz errichtet werden ſoll, dem Kaiſer anheimgeſtellt. * Metz, 11. Dec. Der Bezirkspräſident macht hinſichtlich der diesjährigen Herbſtübungen bekannt, daß nach einer Mit- theilung des commandirenden Generals die Truppen überall gut aufgenommen worden ſeien, insbefondere auch da, wo die Anlage der Einquartierung erſt unmittelbar vor dem Eintreffen der Truppen möglich geweſen. * Wien, 11. Dec. Der Budgetausſchuß bewilligte das Budgetproviſorium. Auf eine Interpellation, betreffend die Rege- lung der Valuta, ſprach der Finanzminiſter ſein Bedauern aus, beſtimmte Mittheilungen nicht machen zu können, da einige Fragen noch unerledigt ſeien; eine darauf bezügliche Enquête ſtehe in Aus- ſicht. Betreffs der Reform der directen Steuern erklärte der Finanzminiſter, die bezüglichen Geſetzentwürfe würden vorausſicht- lich bei dem Wiederzuſammentritt des Reichsraths vorgelegt werden. (Bereits im Abendblatt gemeldet. D. Red.) * Bern, 11. Dec. Die Bundesverſammlung beſtätigte (wie in der Hauptſache ſchon von unſerm -Correſpondenten gemeldet. D. R.) als Mitglieder des Bundesraths: Schenk (Bern), Welti (Aargau), Ruchonnet (Waadt), Droz (Neuenburg), Deucher (Thurgau), Hauſer (Zürich), ſämmtlich radical, ausgenommen Welti (liberal-conſervativ). Zum Bundespräſidenten wurde Welti, zum Vicepräſidenten Hauſer, zum Mitgliede des Bundesgerichts Soldan (Waadt), zu deſſen Präſidenten Bläſi (Solothurn), zum Vicepräſidenten Hafner (Zürich) gewählt. Der Bundesrath beantragt bei der Bundesverſammlung die Genehmigung der neuen Viehſeuchen- Convention mit Oeſterreich-Ungarn. * London, 11. Dec. Betreffs der gewaltſamen Beſitznahme des „United Ireland“ ſcheint trotz des aus Dublin erfolgten Démentis folgende Verſion authentiſch zu ſein: Bodkin, der geſtern von Parnell vertriebene Redacteur, drang Nachts mit 20 Mann in die Bureaux ein und ergriff von denſelben wieder Beſitz. Heute Mittag forderten Anhänger Parnells mit dem Gerichtsvollzieher Bodkin auf, die Bureaux zu verlaſſen. Bodkin räumte das Haus ohne Widerſtand. Parnell iſt heute Mittag nach Cork abgereist. * London, 11. Dec. Die Duhliner Meldung über die an- geblich in letzter Nacht erfolgte Wegnahme des Bureaus des Blattes „United Ireland“ durch die Antiparnelliten iſt un- begründet. * Brüſſel, 11. Dec. Die zur Beglückwünſchung des Königs eingetroffene öſterreichiſche Officiersdeputation wurde heute Vormittag 11 Uhr vom König empfangen und durch den öſterreichiſchen Militärattaché vorgeſtellt. Nach dem Empfang be- ſuchte die Deputation den Grafen von Flandern. Die preußiſche Deputation wird heute Nachmittag halb 3 Uhr empfangen werden. * Brüſſel, 11. Dec. Die Deputation Colmarer Dragoner, beſtehend aus dem Oberſtlieutenant Commandeur Bachmayer, dem Rittmeiſter Rau, dem Premierlieutenant Lagatz und dem Secondlieutenant Fritſche, wurde heute Rachmittag 3 Uhr vom König empfangen. Bachmayer, der dem König aus ſeiner letzten Anweſenheit in Potsdam vom Ehrendienſt her bekannt iſt, ſtellte die Deputation vor und gratulirte im Namen des Regiments, welches den Tag auch feſtlich begeht. Der König er- kundigte ſich in halbſtündiger Audienz eingehend nach dem Regiment und dankte für die Glückwünſche. * Paris, 11. Dec. Ein officiöſes Communiqué beſagt: Nachdem Holland den Brüſſeler Vereinbarungen betreffs der Congozölle beigetreten ſei, ſei auch Frankreich beigetreten; der Congo-Staat werde eine Reviſion der Patentſteuer und der Ausfuhrzölle vornehmen. * Paris, 11. Dec. Die Zollcommiſſion nahm die Vor- ſchläge der Regierung betreffend die Zölle auf Eiſenbahnen, Weiß- blech und Schwarzblech, ſowie auf Edelmetallwaaren nach dem Minimal- tarif an; im Maximaltarif wurde der Zoll für letztere von 600 auf 1000 Frcs. erhöht; für falſche Bijouterienwaaren wurde der Zoll im Maximaltarif auf 250 und 200 Frcs. erhöht. Die „France“ meldet: Eine Expeditionscolonne vom Oberſenegal marſchirt demnächſt unter Oberſt Archinard gegen den Segu-König Ahmadu. Archinard beabſichtigt, nach der Einnahme von Rioro, woſelbſt Ahmadu ſich befindet, bis Timbuktu vorzurücken. * Paris, 11. Dec. Freycinet wurde mit 20 von 38 Stimmen zum Mitgliede der Akademie gewählt. — Das Mittelmeergeſchwader verläßt Toulon, um auf offener See Schießübungen und Manöverbewegungen vorzunehmen, und fährt ſodann dem ruſſiſchen Geſchwader entgegen, welches gegen den 20. Dec. nach Villafranca kommt. Dasſelbe ſoll eingeladen wer- den, nach Toulon zu kommen. * Paris, 11. Dec. Senator Edmund Lafayette, Enkel des Generals Lafayette, iſt geſtorben. * Rom, 11. Dec. Die Kammer wählte Biancheri mit 364 von 410 Stimmen wieder zum Präſidenten. * Cetinje, 11. Dec. Bei dem neuerlichen Grenzangriffe der Maliſſoren wurde ein Montenegriner verwundet; die Montenegriner verhafteten ſieben Angreifer.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 344, 12. Dezember 1890, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine344_1890/3>, abgerufen am 21.11.2024.