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Allgemeine Zeitung, Nr. 346, 14. Dezember 1890.

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Morgenblatt Nr. 346. München, Sonntag Allgemeine Zeitung 14. December 1890.
[Spaltenumbruch] meinsamer Unterbau für Gymnasien und lateinlose Schulen ist
nicht zu empfehlen; indeß ist es nach Zeitverhältnissen und ört-
lichen Bedürfnissen als zulässig zu erachten: a. die zur Zeit schon
für die drei unteren Classen der Gymnasien und des Real-
gymnasiums bestehende Gemeinsamkeit bis Untersecunda (inclusive)
auszudehnen, während von Obersecunda aufwärts der Lehrplan
der Oberrealschule eintritt; b. oder das Latein an dem Real-
gymnasium bis zur Untertertia hinaufzuschieben und die drei
lateinlosen unteren Classen zur höheren Bürgerschule aufwärts
zu ergänzen. III. 1) Es ist wünschenswerth, die Gesammtzahl
der Unterrichtsstunden in den Gymnasien zu vermindern. 2) Die
diesem Zwecke entsprechende Herabsetzung der Unterrichtsstunden in
den alten Sprachen ist möglich, wenn als Hauptziel die Einführung
in die classischen Schriftsteller allgemein erstrebt wird und die
grammatischen Uebungen wesentlich als Mittel dazu dienen. Die
Verminderung der Gesammtstundenzahl soll zum Theil auf die
alten Sprachen, zum Theil auf andere Fächer entfallen. 3) Der
lateinische Aufsatz kommt als Zielleistung in Wegfall. 4) Die
griechische schriftliche Versetzungsarbeit für Prima kommt in Weg-
fall. 5) Die Einführung des Englischen in den Gymnasien ist zu
empfehlen, facultativ oder obligatorisch, je nach den örtlichen Ver-
hältnissen. 6) Es empfichlt sich, das Zeichnen in den Gymnasien
über Quarta hinaus bis Untersecunda obligatorisch zu machen.
7) Es empfiehlt sich, dasselbe in Sexta wegfallen zu lassen.
8) Auf den Unterricht im Deutschen ist unter allen Umständen der
größte Nachdruck zu legen, die Stundenzahl ist, soweit thunlich, zu
vermehren, vor allem aber die Vervollkommnung des deutschen
Ausdrucks in allen Lehrstunden, insbesondere bei Uebersetzungen
aus fremden Sprachen, zu erstreben. 9) Eine eingehendere Be-
handlung der neueren vaterländischen Geschichte ist bei richtiger
Begrenzung des sonstigen Geschichtsstoffes ohne Vermehrung der
bisher dem Geschichtsunterricht zugewiesenen Stundenzahl zu erreichen.

Im übrigen nahmen an der gestern und heute fortgesetzten
Debatte über die Fragen wegen Verlegung der Hauptarbeit in die
Schule, sowie wegen Hebung des Turnunterrichts und der Schul-
hygiene noch theil: Gymnasialdirector Dr. Hartwig, Gewerbe-
schuldirector Dr. Holzmüller, Fürstbischof D. Kopp, Gymnasial-
director Dr. Pähler, Graf Douglas, Dr. Kropatscheck,
Stadtschulrath Dr. Bertram, Gymnasialdirector Dr. Uhlig,
Abg. v. Schenckendorff, Major Fleck, Pastor v. Bodel-
schwingh,
Geh. Oberregierungsrath Dr. Stander, Provincial-
schulrath Dr. Deister und Frhr. v. Heereman. Auf Antrag
des Realgymnasialdirectors Dr. Schauenburg nebst Genossen
wurde hierauf der Schluß der Discussion angenommen. Als
Berichterstatter erhielten das Schlußwort Geh. Oberschulrath Dr.
Schiller und Gymnasialdirector Dr. Eitner. Bei der Ab-
stimmung fanden folgende Sätze die Billigung der Mehrheit der
Conferenz:

1) Die von der Conferenz vorgeschlagene Verminderung der
wöchentlichen Lehrstunden darf nicht eine Vermehrung der häus-
lichen Arbeiten zur Folge haben. 2) Die hiedurch bedingte Ver-
legung der Hauptarbeit in die Schule erfordert eine Verdesserung
der Lehrmethode. 3) Für Gewinnung einer solchen und zur Er-
füllung der an Lehrer und Schüler zu stellenden Forderungen be-
zeichnen wir als unerläßliche, wenn auch in ihrer Verwirtlichung
nach örtlichen Verhältnissen zu bemessende Bedingung außer der
wünschenswerthen Verminderung der Frequenz von Classen und
Anstalten: a) pädagogische Vorbildung der Lehrer; b) bessere
Stellung des Lehrerstandes in seinen gesammten äußeren Verhält-
nissen; c) Beschränkung des Fachlehrerthums und größere Verant-
wortlichkeit des Classenlehrers für das körperliche und geistige Ge-
deihen seiner Zöglinge; d) Pflege der Spiele und körperlichen
Uebungen, welch letztere als tägliche Aufgabe zu bezeichnen sind,
insbesondere also Verstärkung und Hebung des Turnunterrichts
und Ertheilung desselben wo möglich durch Lehrer der Anstalt;
e) Begünstigung der Pflege des Körpers und Erfüllung der Forde-
rungen der Schulhygiene, sowie Controle der letzteren durch einen
Schularzt; Unterweisung der Lehrer und der Schüler in den Grund-
sätzen der Hygiene; der Unterricht im Freien ist für die Natur-
kunde sowie für die geographische und geschichtliche Heimathkunde
auf alle Weise zu fördern.

Dem Vernehmen nach wurde in der heutigen Sitzung der
Conferenz noch folgende Frage berathen: "Kann die Reifeprüsung
entbehrt werden und, wenn nicht, sind Vereinfachungen einzuführen
und welche?" Damit verbunden wurde die Frage des Kaisers:
"Ist bei den Prüfungen der zu Tage getretene Ballast beseitigt?"
Die Berichterstatter Jäger und Klix stellen eine Anzahl Thesen
auf. Uhlhorn heantragt, im Falle der Beibehaltung der Reife-
prüfung auch die Prüfung in der Religion beizubehalten. Schließ-
lich machte Geh. Nath Stauder einige thatsächliche Mit-
theilungen.

Die nächste Sitzung wird am Montag Vormittag 10 Uhr
stattfinden."



Bayerische Chronik.
München, 13. December.

* Se. k. Hoh. der Prinz-Regent empfängt morgen Mittag
in Audienz den k. württembergischen Gesandten am hiesigen k. Hofe,
Kämmerer und Geh. Rath Frhrn. v. Soden, welcher den in Naila
(Oberfranken) begüterten k. würitembergischen Kämmerer, Stall-
meister und Oberstlientenant z. D. Frhrn. Karl v. Reitzenstein vor-
stellen wird; ferner den Staatsrath i. a. o. D. und Präsidenten
der Regierung der Oberpfalz Dr. v. Ziegler in Regensburg, den
Präsidenten der k. Regierung von Mittelfranken v. Zenetti in Ansbach,
den Kämmerer und Landgerichtsrath Frhrn. v. Zoller, den Obersten
und Commandeur des 2. Infanterieregiments Frhrn. v. Hirschberg,
den Kammerjunker und Ministerialsecretär Frhrn. v. Seefried
zu Buttenheim, den Kammerjunker und Attache der k. bayerischen
Gesandtschaft in Paris Frhrn. v. Riederer und den Kammerjunker
und Secondlieutenant im Infanterieleibregiment v. Vallade, den
Kammerjunker und Staatsbauassistenten Frhrn. v. Harsdorff, den
Ministerialrath Ritter v. Gietl, den Landschaftsmaler Ritter v. Gietl,
den ins Reichsgericht berufenen Rath am Obersten Landesgericht
Eugen Schmidt, den Landgerichtsrath Heinzelmann, endlich die
beiden neugewählten Vorstände und beiden Schriftführer des
Collegiums der Gemeindebevollmächtigten der Haupt- und Residenz-
stadt München, und zwar die HH. Commercienrath Hänle, Hof-
lithograph Huber, Privatier Friedrich und Kaufmann Würzburger.

| Heute Abend um halb 7 Uhr brachte der Akademische
Gesangverein dem derzeitigen Rector magnificus Geh. Rath Dr.
o. Ziemssen einen Fackelzug. Der Zug nahm seine Aufstellung in
der Sonnenstraße und bewegte sich sodann unter den Klängen
eines Musikcorps durch die Sonnenstraße über den Sendlinger-
thorplatz und durch die Lindwurmstraße und nahm vor der Woh-
nung des Hrn. Dr. v. Ziemssen Ausstellung. Alsdann wurde
vom Verein ein Chorgesang vorgetragen, worauf sich die Vorstand-
schaft in die Wohnung des Gefeierten begab. Der erste Vorstand,
Hr. cand. jur. Dimroth hielt an Hrn. Dr. v. Ziemssen eine Anrede,
auf welche Se. Magnisicenz dankend erwiderte. Hierauf ging der
Zug zurück zum Sendlingerthorplatz, wo nach Absingen des Gau-
deamus igitur
und einem Hoch auf die akademische Freiheit die
Fackeln zusammengeworfen wurden.

[Spaltenumbruch]

Die von uns bereits erwähnte Sammlung Riemen-
schneider'scher Kunstwerke
ist im Bayerischen National-
museum vorläufig im Copirsaale untergebracht. Später wird sie
in den sogenannten gothischen Sälen, in welchen bereits eine An-
zahl Riemenschneider'scher Arbeiten sich befindet, aufgestellt. Bei
dem notorischen Raummangel ist jedoch diese Arbeit mit ganz be-
sonderen Schwierigkeiten verknüpft, zu deren Ueberwindung ver-
muthlich vier Wochen kaum ausreichen werden.

Beerdigung.

Im südlichen Friedhofe fand heute
Nachmittag halb 4 Uhr die Beerdigung des Hauptmanns a la
suite
des 1. Infanterieregiments Joseph v. Walter, persön-
lichen Adjutanten des Prinzen Alphons, unter außerordentlich
zahlreicher Theilnahme statt. Dem von sechs Unterofficieren ge-
tragenen reichgeschmückten Sarge schritt Livreedienerschaft mit
Flambeaux voraus und zur Seite. Nach den Verwandten folgten
die Prinzen Ludwig Ferdinand und Alphons, dann die Hof-
marschälle, beziehungsweise persönlichen Adjutanten des Herzogs
Karl Theodor, Oberst Baron Reck, des Herzogs Max Emanuel,
Major Gräff, des Prinzen Leopold, Rittmeister Baron Perfall, des
Herzogs Ludwig, Premierlientenant Baron Bruck, dann die Gene-
rale der Infanterie Ritter v. Fries und v. Heckel, Generalmajor
v. Nagel, Generalmajor v. Bomhard, Obersthofmarschall Baron
Malsen, Oberstkämmerer Baron Perglas, Polizeidirector Baron
Welser, das gesammte Officiercorps des 1. Insanterieregiments,
viele andere Officiere und Hofbeamte. Eine Compagnie des
1. Infanterieregiments bildete mit der Regimentsmusik den mili-
tärischen Conduct, welcher beim Einsenken des Sarges drei Salven
abgab.

* Deutsche Colonialgesellschaft, Abth. München.
Herrenabend, Montag den 15. Dec., Abends 8 Uhr, Restaurant
"Platzl", 2. Stock. Hr. Professor v. Kupffer wird Mittheilungen
über die Carolinen machen.

* Münchener Verpackanstalt.

Weihnachten naht und
damit eine gewisse Aufregung für Viele, denen die richtige Verpackung
ihrer für liebe Angehörige in der Ferne bestimmten Geschenke große
Umstände, deren gute Ankunft noch mehr Sorge macht. Die Münchener
Verpackanstalt
des Hrn. August Engelhardt, Luitpoldstraße 8, hier,
dürste geeignet sein, mancher dieser Sorgen abzuhelfen. Sie übernimmt
nicht allein die Verpackung aller Gegenstände, groß und klein, sondern
auch deren Besorgung zur Post und Bahn, gibt ferner auch Kisten und
Holzwolle ab, liefert Kisten nach Maß etc. Wir machen unsre Leser auf
dieses zeitgemäße Institut aufmerksam.

Tel. In der Vorstadt links der
Wertach erstickten eine Mutter und drei Kinder. Letztere spielten in
Folge grober Fahrlässigkeit der Mutter mit Feuer, die Kleider der
Kinder brannten, die Einrichtungsstücke wurden von den Flammen er-
griffen, die Hülfe kam zu spät.



Verschiedenes.

K. Akademie der Wissen-
schaften. December-Sitzungen.
In den drei Classen wurden
die neugewählten oder beförderten hiesigen Mitglieder, Prof. Dr.
W. Hertz, Prof. Dr. C. Stumpf und Dr. Krumbacher in der I.,
Prof. Dr. Dyck in der II. und Director Dr. v. Reber in der
III. Classe, durch die Classensecretäre begrüßt, sowie die Dank-
schreiben der neugewählten auswärtigen und correspondirenden
Mitglieder bekannt gegeben. Hierauf wurden folgende Vorträge
gehalten: I. In der philosophisch-philologischen Classe wurde eine
Abhandlung des auswärtigen Mitgliedes Professor Dr. Wilhelm
Meyer in Göttingen vorgelegt über "die athenischen Spruch-
verse des Menander und Philistion" und trug Professor Dr.
Kuhn eine bibliographisch-literargeschichtliche Studie vor
über "Barlaam und Joasaph", beide für die Denkschriften
in Quart bestimmt. II. In der mathematisch-physikalischen Classe
machte Prof. Dr. Lommel eine Mittheilung über "Berechnung von
Mischfarben", welche für die Denkschriften bestimmt ist, und wurde
eine in den Sitzungsberichten zu veröffentlichende Abhandlung von
Dr. Paul Glan in Berlin über "ein Spectrosaccharimeter" vorge-
legt. Prof. Dr. Hertwig berichtete über die von ihm und seinem
Assistenten am Zoologischen Institut, Dr. Bruno Hofer, in jüngster
Zeit, gelegentlich der Theilnahme an den Arbeiten für eine hydro-
graphische Karte des Bodensees, angestellten Untersuchungen über
die Fauna dieses Sees. III. In der historischen Classe hielt
Oberbibliothekar Dr. Riezler einen für die Sitzungsberichte be-
stimmten Vortrag über den "Hochverrathsproceß des herzoglich
bayerischen Hofmeisters Hieronymus v. Stauch, Reichsfreiherrn
zu Ernfels".



Telegraphische Nachrichten.
Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung.

In parlamentarischen Kreisen ver-
lautet, nächster Tage sollen die Tschechenführer Rieger und
Zeithammer vom Kaiser in Audienz empfangen werden.
Dieser Audienz wird eine große politische Bedeutung in Bezug
auf die Klärung der Situation beigelegt.

Eine Versammlung von 60 Depu-
tirten der Rechten
beschloß heute auf Befürwortung des
Marchese Rudini, von der Bildung einer besonderen Fraction ab-
zusehen, damit die große Regierungspartei geschlossen und stark an
die Reformarbeit gehen könne.

Den neuerlichen französischen
Versuchen, Italien bei der Pforte wegen eines angeblich beab-
sichtigten Handstreichs auf Tripolis zu verdächtigen, ist er-
folgreich auf das kräftigste entgegengewirkt worden.



Telegramme des Wolff'schen Bureaus.

Der "Nordd. Allg. Ztg." zufolge
hat der Kaiser entschieden, daß der Dom als Predigt- und
Gruftkirche
mit einem Kostenaufwand von etwa 10 Mill. M.
gebaut werde. Die Bearbeitung des dem entsprechenden Projects
ist dem Professor Naschdorff übertragen.

Die Einkommensteuer-Com-
mission
des Abgeordnetenhauses setzte heute die Berathung der
§§. 18 und 19 (Ermäßigung der Steuersätze bis zu dem Zeit-
punkte, da die Subcommission den Tarif vorgelegt haben wird) fort.
Die nächsten Paragraphen über den Ort und die Vorbereitung
der Veranlagung wurden mit unwesentlichen Aenderungen ange-
nommen, ebenso der Abschnitt über die Steuererklärungen, wobei
Finanzminister Dr. Miquel den Begriff des Gesammteinkommens
nach Maßgabe der feststehenden und der schwankenden Einnahmen
feststellte. Der Censit declarirt sein Einkommen, die Einschätzung
erfolgt durch die Veranlagungs-Commission. Die Commission nahm
ferner die §§. 31 bis einschließlich 33 (Organe, Bezirke, Verfahren
bei der Veranlagung), §. 31 mit einem Zusatz in Absatz 2 an,
wonach die Regierung von der Ernennung von Mitgliedern der
Voreinschätzungscommission absehen kann, sowie mit einer Modifi-
cation zu Absatz 4, wonach Zweckverbände gemäß der neuen Land-
gemeindeordnung zu einem Voreinschätzungsbezirke verbunden werden
können (nicht solche Bezirke generell bilden).

[Spaltenumbruch]

Die Gewerbesteuercommission setzte heute ebenfalls ihre
Berathungen fort. Bei §. 59 (Betriebssteuer für Schank- und
Gastwirthschaften) erklärte Generalsteuerdirector Burghart, die
Regierung sei nicht lediglich vom finanziellen Standpunkte aus-
gegangen. Dem Schankgewerbe solle nicht durch Steuerermäßigung
ein neuer Impuls gegeben werden. Der Paragraph wurde sodann
angenommen. Die Commission nahm danach die §§. 60 bis ein-
schließlich 62 (Betriebssteuer) an, indem sie zu §. 60 folgende Be-
stimmung hinzusügte: "Die Betriebssteuer ist für jede Betriebs-
stätte zu entrichten." Von §. 62 wurde Absatz 3 (Verlust des
Rechtes auf Ermäßigung bei nicht rechtzeitiger Anmeldung des
Anspruchs u. s. w.) gestrichen. Sodann wurden die §§. 25, 26, 27
(Befugnisse des Steuerausschusses, bezw. des Vorsitzenden) an-
genommen. Bei §. 26 wurde hinzufügt, daß auch bei Steuer-
pflichtigen bedienstet gewesene Personen von der Vernehmung als
Sachverständige oder Auskunstspersonen auszuschließen sind. Zu
§. 27 wurde hinzugefügt: Mit der Besichtigung von Anlagen, Be-
triebsstätten etc. sind nur solche Personen zu beauftragen, mit deren
Beauftragung der Gewerbetreibende einverstanden ist. Hierauf
nahm die Commission noch die §§. 63 bis 69 (betreffend Erhebung
der Steuer, Rückerstattungen, Beschwerden, freies Ausschankrecht der
Weinbauern für 3 Monate etc.) an und vertagte sodann ihre
Sitzungen bis nach Neujahr.

Die Commission für die Landgemeindeordnung
nahm §. 1 (Geltungsbereich des Gesetzes) unverändert an. Zu
§. 2 (Bildung, Vereinigung und Trennung der Gemeinden) bean-
tragten die Abgg. Barth, v. Rauchhaupt und v. Heyde-
brand,
die nicht erlangte Zustimmung der bei einer Communali-
sirung Interessirten durch Beschluß der Selbstverwaltungsbehörden
zu ergänzen, eventuell die Entscheidung in die Hand der Krone
zu legen. Abg. v. Tiedemann-Labischin will die schließliche
Entscheidung in die Hand des Ministers, nicht in diejenige des
Landesherrn gelegt wissen. Minister Herrfurth wohnte der
Sitzung bei. Nach fünsstündiger Berathung wurde die Abstimmung
auf Montag vertagt.

Die Commission für das Volksschulgesetz erledigte
unter Theilnahme des Cultusministers die Generaldiscussion, ge-
nehmigte die §§. 1 (Aufgabe der Volksschule), 2 (Zahl der Volks-
schulen), 3 (räumliche Vertheilung der Volksfchulen), 4 (höchste
Zahl der Schulkinder) unverändert und fügte zu §. 5 (Lehrplan)
die Anfänge der Raumlehre als obligatorischen Unterrichtsgegen-
stand hinzu.

Die "Germania" berichtet: Auf der
Conferenz der Bischöfe in Köln berieth der preußische Episkopat
die preußische Volksschulvorlage und beschloß eine Eingabe an
das Staatsministerium, worin die Grundsätze und das Recht der
Kirche gegenüber dem neuen Gesetzentwurf gewahrt werden. Die
Eingabe ist bald nach der Conserenz an das Ministerium gelangt.
-- Die Aussichten einer neuen Sperrgeldervorlage scheinen
nicht ungünstig zu sein. Ein Vorschlag von competenter kirch-
licher Seite dürfte als geeignete Basis auch von staatlicher Seite
anerkannt werden.

Das von den Theilnehmern des Fest-
commerses
zu Ehren des Professors Robert Koch abgesandte
Glückwunschtelegramm fand sofort freundliche Erwiderung;
Koch nahm dankend das ihm von seiner Vaterstadt verliehene
Ehrenbürgerrecht an.

Die preußische Militärabordnung
hat heute das Feldzelt den Hörern der Kriegsschule vorgeführt. --
Der demokratische Centralverein ist wegen Uebertretung
seines Wirkungskreises aufgelöst worden (bereits im Abendblatt
privat gemeldet. D. N.). -- Das Abgeordnetenhaus nahm
ohne Debatte die Vorlage betreffs Einquartirung der bosnisch-
herzegowinischen Truppen
in Oesterreich an. -- Das Ab-
geordnetenhaus nahm ferner die Resolutionen betreffs Errichtung
hygienischer und bakteriologischer Lehrkanzeln, Verbesserung der
Lage der staatlich angestellten Aerzte, Ergänzung des obersten
Sanitätsrathes durch Fachmänner, Reform des Apothekerwesens,
entsprechender Ankündigung und Vertriebs von Geheimmitteln,
Besteuerung pharmaceutischer Specialitäten, sowie betreffs Errich-
tung einer staatlichen Untersuchungsanstalt für Nahrungs- und
Genußmittel an.

Das Reuter'sche Bureau meldet aus
Sansibar: Die Inseln Lamu, Manda und Patta werden vom
1. Januar 1891 an von der Brittisch-Ostafrikanischen Gesellschaft
in Verwaltung genommen.

Ueber den Zwischenfall auf dem
italienischen Bahnhof in La Goulette erhielt der Marineminister
von dem Commandanten der "Hirondelle" einen Bericht, wonach
am 7. December einige beurlaubte Matrosen gelärmt und einer
"Nieder mit den Italienern!" gerufen habe. Letzterer wurde
von dem Commandanten der "Hirondelle" mit Gefängniß bestraft,
die anderen mit Disciplinarstrasen belegt, so daß der italienische
Consul sich nicht veranlaßt sah, einzuschreiten. Die übrigens völlig
bedeutungslose Angelegenheit sei als geschlossen anzusehen. --
Im Ministerrathe berichtete Rouvier über die Verhandlung mit
der Finanzcommission des Senates, welche das von der Kammer
genehmigte Budget, abgesehen von einigen unwesentlichen Punkten,
annehmen zu wollen scheint. Rouvier arbeitet gegenwärtig einen
Gesetzentwurf bezüglich der Lage der Congregationen nach
dem fiscalischen Gesichtspunkte aus; es heißt, der Gesetzentwurf
entspreche so sehr der Billigkeit, daß ein Einspruch nicht zu er-
warten sei.

Auf der Polizeipräfectur ist man der
Ansicht, daß die von Labruyere im "Eelair" veröffentlichten
Mittheilungen erfunden seien; es steht indessen noch dahin, ob
der Gerichtshof Labruyere als Mitschuldigen Padlewski's gerichtlich
verfolgen wird. Wahrscheinlich dürfte Labruyere aufgefordert
werden, weitere Aufklärungen zu geben.

Die morgen an die asrikanische
Küste
abgehenden Verstärkungen bestehen aus dem der portu-
giesischen Armee augehörigen 19. Infanterieregiment und mehreren
anderen Infanterie- und Artillerieabtheilungen.

Der "Nowoje Wremja"
zufolge ist bei der gegenwärtigen Revision der Städte-
ordnung
die Frage der Herabsetzung der Zahl der
jüdischen Stadtverordneten von 33 auf 10 Procent
der Anzahl der christlichen Stadtverordneten angeregt worden.
-- Aus Tiflis wird berichtet: In der Kanzlei des Gouver-
neurs erschien ein armenischer Kaufmann und fragte, ob
ein von ihm eingereichtes Gesuch genehmigt sei. Auf die ver-
neinende Antwort des Beamten feuerte der Armenier zwei
Revolverschüsse auf denselben ab, die ihn tödtlich ver-
wundeten.

Ein Tagesbefehl des Gonvorneurs
warnt vor der Auswanderung nach Brasilien und verfügt
die sofortige Verhaftung von Personen, welche zur Auswanderung
überreden. Die Grenzwache ist bedeutend verstärkt.

Eingegangenen Nachrichten zufolge
hat zwischen den Truppen der Union und den Judianern in
der Nähe von Pine Ridge ein Gefecht stallgefunden, in welchem
auf beiden Seiten mehrere Menschen getödtet wurden. Die Indianer
wurden geschlaaen. einer ihrer Führer gefangen.

Morgenblatt Nr. 346. München, Sonntag Allgemeine Zeitung 14. December 1890.
[Spaltenumbruch] meinſamer Unterbau für Gymnaſien und lateinloſe Schulen iſt
nicht zu empfehlen; indeß iſt es nach Zeitverhältniſſen und ört-
lichen Bedürfniſſen als zuläſſig zu erachten: a. die zur Zeit ſchon
für die drei unteren Claſſen der Gymnaſien und des Real-
gymnaſiums beſtehende Gemeinſamkeit bis Unterſecunda (incluſive)
auszudehnen, während von Oberſecunda aufwärts der Lehrplan
der Oberrealſchule eintritt; b. oder das Latein an dem Real-
gymnaſium bis zur Untertertia hinaufzuſchieben und die drei
lateinloſen unteren Claſſen zur höheren Bürgerſchule aufwärts
zu ergänzen. III. 1) Es iſt wünſchenswerth, die Geſammtzahl
der Unterrichtsſtunden in den Gymnaſien zu vermindern. 2) Die
dieſem Zwecke entſprechende Herabſetzung der Unterrichtsſtunden in
den alten Sprachen iſt möglich, wenn als Hauptziel die Einführung
in die claſſiſchen Schriftſteller allgemein erſtrebt wird und die
grammatiſchen Uebungen weſentlich als Mittel dazu dienen. Die
Verminderung der Geſammtſtundenzahl ſoll zum Theil auf die
alten Sprachen, zum Theil auf andere Fächer entfallen. 3) Der
lateiniſche Aufſatz kommt als Zielleiſtung in Wegfall. 4) Die
griechiſche ſchriftliche Verſetzungsarbeit für Prima kommt in Weg-
fall. 5) Die Einführung des Engliſchen in den Gymnaſien iſt zu
empfehlen, facultativ oder obligatoriſch, je nach den örtlichen Ver-
hältniſſen. 6) Es empfichlt ſich, das Zeichnen in den Gymnaſien
über Quarta hinaus bis Unterſecunda obligatoriſch zu machen.
7) Es empfiehlt ſich, dasſelbe in Sexta wegfallen zu laſſen.
8) Auf den Unterricht im Deutſchen iſt unter allen Umſtänden der
größte Nachdruck zu legen, die Stundenzahl iſt, ſoweit thunlich, zu
vermehren, vor allem aber die Vervollkommnung des deutſchen
Ausdrucks in allen Lehrſtunden, insbeſondere bei Ueberſetzungen
aus fremden Sprachen, zu erſtreben. 9) Eine eingehendere Be-
handlung der neueren vaterländiſchen Geſchichte iſt bei richtiger
Begrenzung des ſonſtigen Geſchichtsſtoffes ohne Vermehrung der
bisher dem Geſchichtsunterricht zugewieſenen Stundenzahl zu erreichen.

Im übrigen nahmen an der geſtern und heute fortgeſetzten
Debatte über die Fragen wegen Verlegung der Hauptarbeit in die
Schule, ſowie wegen Hebung des Turnunterrichts und der Schul-
hygiene noch theil: Gymnaſialdirector Dr. Hartwig, Gewerbe-
ſchuldirector Dr. Holzmüller, Fürſtbiſchof D. Kopp, Gymnaſial-
director Dr. Pähler, Graf Douglas, Dr. Kropatſcheck,
Stadtſchulrath Dr. Bertram, Gymnaſialdirector Dr. Uhlig,
Abg. v. Schenckendorff, Major Fleck, Paſtor v. Bodel-
ſchwingh,
Geh. Oberregierungsrath Dr. Stander, Provincial-
ſchulrath Dr. Deiſter und Frhr. v. Heereman. Auf Antrag
des Realgymnaſialdirectors Dr. Schauenburg nebſt Genoſſen
wurde hierauf der Schluß der Discuſſion angenommen. Als
Berichterſtatter erhielten das Schlußwort Geh. Oberſchulrath Dr.
Schiller und Gymnaſialdirector Dr. Eitner. Bei der Ab-
ſtimmung fanden folgende Sätze die Billigung der Mehrheit der
Conferenz:

1) Die von der Conferenz vorgeſchlagene Verminderung der
wöchentlichen Lehrſtunden darf nicht eine Vermehrung der häus-
lichen Arbeiten zur Folge haben. 2) Die hiedurch bedingte Ver-
legung der Hauptarbeit in die Schule erfordert eine Verdeſſerung
der Lehrmethode. 3) Für Gewinnung einer ſolchen und zur Er-
füllung der an Lehrer und Schüler zu ſtellenden Forderungen be-
zeichnen wir als unerläßliche, wenn auch in ihrer Verwirtlichung
nach örtlichen Verhältniſſen zu bemeſſende Bedingung außer der
wünſchenswerthen Verminderung der Frequenz von Claſſen und
Anſtalten: a) pädagogiſche Vorbildung der Lehrer; b) beſſere
Stellung des Lehrerſtandes in ſeinen geſammten äußeren Verhält-
niſſen; c) Beſchränkung des Fachlehrerthums und größere Verant-
wortlichkeit des Claſſenlehrers für das körperliche und geiſtige Ge-
deihen ſeiner Zöglinge; d) Pflege der Spiele und körperlichen
Uebungen, welch letztere als tägliche Aufgabe zu bezeichnen ſind,
insbeſondere alſo Verſtärkung und Hebung des Turnunterrichts
und Ertheilung desſelben wo möglich durch Lehrer der Anſtalt;
e) Begünſtigung der Pflege des Körpers und Erfüllung der Forde-
rungen der Schulhygiene, ſowie Controle der letzteren durch einen
Schularzt; Unterweiſung der Lehrer und der Schüler in den Grund-
ſätzen der Hygiene; der Unterricht im Freien iſt für die Natur-
kunde ſowie für die geographiſche und geſchichtliche Heimathkunde
auf alle Weiſe zu fördern.

Dem Vernehmen nach wurde in der heutigen Sitzung der
Conferenz noch folgende Frage berathen: „Kann die Reifeprüſung
entbehrt werden und, wenn nicht, ſind Vereinfachungen einzuführen
und welche?“ Damit verbunden wurde die Frage des Kaiſers:
„Iſt bei den Prüfungen der zu Tage getretene Ballaſt beſeitigt?“
Die Berichterſtatter Jäger und Klix ſtellen eine Anzahl Theſen
auf. Uhlhorn heantragt, im Falle der Beibehaltung der Reife-
prüfung auch die Prüfung in der Religion beizubehalten. Schließ-
lich machte Geh. Nath Stauder einige thatſächliche Mit-
theilungen.

Die nächſte Sitzung wird am Montag Vormittag 10 Uhr
ſtattfinden.“



Bayeriſche Chronik.
München, 13. December.

* Se. k. Hoh. der Prinz-Regent empfängt morgen Mittag
in Audienz den k. württembergiſchen Geſandten am hieſigen k. Hofe,
Kämmerer und Geh. Rath Frhrn. v. Soden, welcher den in Naila
(Oberfranken) begüterten k. würitembergiſchen Kämmerer, Stall-
meiſter und Oberſtlientenant z. D. Frhrn. Karl v. Reitzenſtein vor-
ſtellen wird; ferner den Staatsrath i. a. o. D. und Präſidenten
der Regierung der Oberpfalz Dr. v. Ziegler in Regensburg, den
Präſidenten der k. Regierung von Mittelfranken v. Zenetti in Ansbach,
den Kämmerer und Landgerichtsrath Frhrn. v. Zoller, den Oberſten
und Commandeur des 2. Infanterieregiments Frhrn. v. Hirſchberg,
den Kammerjunker und Miniſterialſecretär Frhrn. v. Seefried
zu Buttenheim, den Kammerjunker und Attaché der k. bayeriſchen
Geſandtſchaft in Paris Frhrn. v. Riederer und den Kammerjunker
und Secondlieutenant im Infanterieleibregiment v. Vallade, den
Kammerjunker und Staatsbauaſſiſtenten Frhrn. v. Harsdorff, den
Miniſterialrath Ritter v. Gietl, den Landſchaftsmaler Ritter v. Gietl,
den ins Reichsgericht berufenen Rath am Oberſten Landesgericht
Eugen Schmidt, den Landgerichtsrath Heinzelmann, endlich die
beiden neugewählten Vorſtände und beiden Schriftführer des
Collegiums der Gemeindebevollmächtigten der Haupt- und Reſidenz-
ſtadt München, und zwar die HH. Commercienrath Hänle, Hof-
lithograph Huber, Privatier Friedrich und Kaufmann Würzburger.

↑ Heute Abend um halb 7 Uhr brachte der Akademiſche
Geſangverein dem derzeitigen Rector magnificus Geh. Rath Dr.
o. Ziemſſen einen Fackelzug. Der Zug nahm ſeine Aufſtellung in
der Sonnenſtraße und bewegte ſich ſodann unter den Klängen
eines Muſikcorps durch die Sonnenſtraße über den Sendlinger-
thorplatz und durch die Lindwurmſtraße und nahm vor der Woh-
nung des Hrn. Dr. v. Ziemſſen Auſſtellung. Alsdann wurde
vom Verein ein Chorgeſang vorgetragen, worauf ſich die Vorſtand-
ſchaft in die Wohnung des Gefeierten begab. Der erſte Vorſtand,
Hr. cand. jur. Dimroth hielt an Hrn. Dr. v. Ziemſſen eine Anrede,
auf welche Se. Magniſicenz dankend erwiderte. Hierauf ging der
Zug zurück zum Sendlingerthorplatz, wo nach Abſingen des Gau-
deamus igitur
und einem Hoch auf die akademiſche Freiheit die
Fackeln zuſammengeworfen wurden.

[Spaltenumbruch]

≏ Die von uns bereits erwähnte Sammlung Riemen-
ſchneider’ſcher Kunſtwerke
iſt im Bayeriſchen National-
muſeum vorläufig im Copirſaale untergebracht. Später wird ſie
in den ſogenannten gothiſchen Sälen, in welchen bereits eine An-
zahl Riemenſchneider’ſcher Arbeiten ſich befindet, aufgeſtellt. Bei
dem notoriſchen Raummangel iſt jedoch dieſe Arbeit mit ganz be-
ſonderen Schwierigkeiten verknüpft, zu deren Ueberwindung ver-
muthlich vier Wochen kaum ausreichen werden.

Beerdigung.

Im ſüdlichen Friedhofe fand heute
Nachmittag halb 4 Uhr die Beerdigung des Hauptmanns à la
suite
des 1. Infanterieregiments Joſeph v. Walter, perſön-
lichen Adjutanten des Prinzen Alphons, unter außerordentlich
zahlreicher Theilnahme ſtatt. Dem von ſechs Unterofficieren ge-
tragenen reichgeſchmückten Sarge ſchritt Livréedienerſchaft mit
Flambeaux voraus und zur Seite. Nach den Verwandten folgten
die Prinzen Ludwig Ferdinand und Alphons, dann die Hof-
marſchälle, beziehungsweiſe perſönlichen Adjutanten des Herzogs
Karl Theodor, Oberſt Baron Reck, des Herzogs Max Emanuel,
Major Gräff, des Prinzen Leopold, Rittmeiſter Baron Perfall, des
Herzogs Ludwig, Premierlientenant Baron Bruck, dann die Gene-
rale der Infanterie Ritter v. Fries und v. Heckel, Generalmajor
v. Nagel, Generalmajor v. Bomhard, Oberſthofmarſchall Baron
Malſen, Oberſtkämmerer Baron Perglas, Polizeidirector Baron
Welſer, das geſammte Officiercorps des 1. Inſanterieregiments,
viele andere Officiere und Hofbeamte. Eine Compagnie des
1. Infanterieregiments bildete mit der Regimentsmuſik den mili-
täriſchen Conduct, welcher beim Einſenken des Sarges drei Salven
abgab.

* Deutſche Colonialgeſellſchaft, Abth. München.
Herrenabend, Montag den 15. Dec., Abends 8 Uhr, Reſtaurant
„Platzl“, 2. Stock. Hr. Profeſſor v. Kupffer wird Mittheilungen
über die Carolinen machen.

* Münchener Verpackanſtalt.

Weihnachten naht und
damit eine gewiſſe Aufregung für Viele, denen die richtige Verpackung
ihrer für liebe Angehörige in der Ferne beſtimmten Geſchenke große
Umſtände, deren gute Ankunft noch mehr Sorge macht. Die Münchener
Verpackanſtalt
des Hrn. Auguſt Engelhardt, Luitpoldſtraße 8, hier,
dürſte geeignet ſein, mancher dieſer Sorgen abzuhelfen. Sie übernimmt
nicht allein die Verpackung aller Gegenſtände, groß und klein, ſondern
auch deren Beſorgung zur Poſt und Bahn, gibt ferner auch Kiſten und
Holzwolle ab, liefert Kiſten nach Maß ꝛc. Wir machen unſre Leſer auf
dieſes zeitgemäße Inſtitut aufmerkſam.

Tel. In der Vorſtadt links der
Wertach erſtickten eine Mutter und drei Kinder. Letztere ſpielten in
Folge grober Fahrläſſigkeit der Mutter mit Feuer, die Kleider der
Kinder brannten, die Einrichtungsſtücke wurden von den Flammen er-
griffen, die Hülfe kam zu ſpät.



Verſchiedenes.

K. Akademie der Wiſſen-
ſchaften. December-Sitzungen.
In den drei Claſſen wurden
die neugewählten oder beförderten hieſigen Mitglieder, Prof. Dr.
W. Hertz, Prof. Dr. C. Stumpf und Dr. Krumbacher in der I.,
Prof. Dr. Dyck in der II. und Director Dr. v. Reber in der
III. Claſſe, durch die Claſſenſecretäre begrüßt, ſowie die Dank-
ſchreiben der neugewählten auswärtigen und correſpondirenden
Mitglieder bekannt gegeben. Hierauf wurden folgende Vorträge
gehalten: I. In der philoſophiſch-philologiſchen Claſſe wurde eine
Abhandlung des auswärtigen Mitgliedes Profeſſor Dr. Wilhelm
Meyer in Göttingen vorgelegt über „die atheniſchen Spruch-
verſe des Menander und Philiſtion“ und trug Profeſſor Dr.
Kuhn eine bibliographiſch-literargeſchichtliche Studie vor
über „Barlaam und Joaſaph“, beide für die Denkſchriften
in Quart beſtimmt. II. In der mathematiſch-phyſikaliſchen Claſſe
machte Prof. Dr. Lommel eine Mittheilung über „Berechnung von
Miſchfarben“, welche für die Denkſchriften beſtimmt iſt, und wurde
eine in den Sitzungsberichten zu veröffentlichende Abhandlung von
Dr. Paul Glan in Berlin über „ein Spectroſaccharimeter“ vorge-
legt. Prof. Dr. Hertwig berichtete über die von ihm und ſeinem
Aſſiſtenten am Zoologiſchen Inſtitut, Dr. Bruno Hofer, in jüngſter
Zeit, gelegentlich der Theilnahme an den Arbeiten für eine hydro-
graphiſche Karte des Bodenſees, angeſtellten Unterſuchungen über
die Fauna dieſes Sees. III. In der hiſtoriſchen Claſſe hielt
Oberbibliothekar Dr. Riezler einen für die Sitzungsberichte be-
ſtimmten Vortrag über den „Hochverrathsproceß des herzoglich
bayeriſchen Hofmeiſters Hieronymus v. Stauch, Reichsfreiherrn
zu Ernfels“.



Telegraphiſche Nachrichten.
Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung.

In parlamentariſchen Kreiſen ver-
lautet, nächſter Tage ſollen die Tſchechenführer Rieger und
Zeithammer vom Kaiſer in Audienz empfangen werden.
Dieſer Audienz wird eine große politiſche Bedeutung in Bezug
auf die Klärung der Situation beigelegt.

Eine Verſammlung von 60 Depu-
tirten der Rechten
beſchloß heute auf Befürwortung des
Marcheſe Rudini, von der Bildung einer beſonderen Fraction ab-
zuſehen, damit die große Regierungspartei geſchloſſen und ſtark an
die Reformarbeit gehen könne.

Den neuerlichen franzöſiſchen
Verſuchen, Italien bei der Pforte wegen eines angeblich beab-
ſichtigten Handſtreichs auf Tripolis zu verdächtigen, iſt er-
folgreich auf das kräftigſte entgegengewirkt worden.



Telegramme des Wolff’ſchen Bureaus.

Der „Nordd. Allg. Ztg.“ zufolge
hat der Kaiſer entſchieden, daß der Dom als Predigt- und
Gruftkirche
mit einem Koſtenaufwand von etwa 10 Mill. M.
gebaut werde. Die Bearbeitung des dem entſprechenden Projects
iſt dem Profeſſor Naſchdorff übertragen.

Die Einkommenſteuer-Com-
miſſion
des Abgeordnetenhauſes ſetzte heute die Berathung der
§§. 18 und 19 (Ermäßigung der Steuerſätze bis zu dem Zeit-
punkte, da die Subcommiſſion den Tarif vorgelegt haben wird) fort.
Die nächſten Paragraphen über den Ort und die Vorbereitung
der Veranlagung wurden mit unweſentlichen Aenderungen ange-
nommen, ebenſo der Abſchnitt über die Steuererklärungen, wobei
Finanzminiſter Dr. Miquel den Begriff des Geſammteinkommens
nach Maßgabe der feſtſtehenden und der ſchwankenden Einnahmen
feſtſtellte. Der Cenſit declarirt ſein Einkommen, die Einſchätzung
erfolgt durch die Veranlagungs-Commiſſion. Die Commiſſion nahm
ferner die §§. 31 bis einſchließlich 33 (Organe, Bezirke, Verfahren
bei der Veranlagung), §. 31 mit einem Zuſatz in Abſatz 2 an,
wonach die Regierung von der Ernennung von Mitgliedern der
Voreinſchätzungscommiſſion abſehen kann, ſowie mit einer Modifi-
cation zu Abſatz 4, wonach Zweckverbände gemäß der neuen Land-
gemeindeordnung zu einem Voreinſchätzungsbezirke verbunden werden
können (nicht ſolche Bezirke generell bilden).

[Spaltenumbruch]

Die Gewerbeſteuercommiſſion ſetzte heute ebenfalls ihre
Berathungen fort. Bei §. 59 (Betriebsſteuer für Schank- und
Gaſtwirthſchaften) erklärte Generalſteuerdirector Burghart, die
Regierung ſei nicht lediglich vom finanziellen Standpunkte aus-
gegangen. Dem Schankgewerbe ſolle nicht durch Steuerermäßigung
ein neuer Impuls gegeben werden. Der Paragraph wurde ſodann
angenommen. Die Commiſſion nahm danach die §§. 60 bis ein-
ſchließlich 62 (Betriebsſteuer) an, indem ſie zu §. 60 folgende Be-
ſtimmung hinzuſügte: „Die Betriebsſteuer iſt für jede Betriebs-
ſtätte zu entrichten.“ Von §. 62 wurde Abſatz 3 (Verluſt des
Rechtes auf Ermäßigung bei nicht rechtzeitiger Anmeldung des
Anſpruchs u. ſ. w.) geſtrichen. Sodann wurden die §§. 25, 26, 27
(Befugniſſe des Steuerausſchuſſes, bezw. des Vorſitzenden) an-
genommen. Bei §. 26 wurde hinzufügt, daß auch bei Steuer-
pflichtigen bedienſtet geweſene Perſonen von der Vernehmung als
Sachverſtändige oder Auskunſtsperſonen auszuſchließen ſind. Zu
§. 27 wurde hinzugefügt: Mit der Beſichtigung von Anlagen, Be-
triebsſtätten ꝛc. ſind nur ſolche Perſonen zu beauftragen, mit deren
Beauftragung der Gewerbetreibende einverſtanden iſt. Hierauf
nahm die Commiſſion noch die §§. 63 bis 69 (betreffend Erhebung
der Steuer, Rückerſtattungen, Beſchwerden, freies Ausſchankrecht der
Weinbauern für 3 Monate ꝛc.) an und vertagte ſodann ihre
Sitzungen bis nach Neujahr.

Die Commiſſion für die Landgemeindeordnung
nahm §. 1 (Geltungsbereich des Geſetzes) unverändert an. Zu
§. 2 (Bildung, Vereinigung und Trennung der Gemeinden) bean-
tragten die Abgg. Barth, v. Rauchhaupt und v. Heyde-
brand,
die nicht erlangte Zuſtimmung der bei einer Communali-
ſirung Intereſſirten durch Beſchluß der Selbſtverwaltungsbehörden
zu ergänzen, eventuell die Entſcheidung in die Hand der Krone
zu legen. Abg. v. Tiedemann-Labiſchin will die ſchließliche
Entſcheidung in die Hand des Miniſters, nicht in diejenige des
Landesherrn gelegt wiſſen. Miniſter Herrfurth wohnte der
Sitzung bei. Nach fünſſtündiger Berathung wurde die Abſtimmung
auf Montag vertagt.

Die Commiſſion für das Volksſchulgeſetz erledigte
unter Theilnahme des Cultusminiſters die Generaldiscuſſion, ge-
nehmigte die §§. 1 (Aufgabe der Volksſchule), 2 (Zahl der Volks-
ſchulen), 3 (räumliche Vertheilung der Volksfchulen), 4 (höchſte
Zahl der Schulkinder) unverändert und fügte zu §. 5 (Lehrplan)
die Anfänge der Raumlehre als obligatoriſchen Unterrichtsgegen-
ſtand hinzu.

Die „Germania“ berichtet: Auf der
Conferenz der Biſchöfe in Köln berieth der preußiſche Epiſkopat
die preußiſche Volksſchulvorlage und beſchloß eine Eingabe an
das Staatsminiſterium, worin die Grundſätze und das Recht der
Kirche gegenüber dem neuen Geſetzentwurf gewahrt werden. Die
Eingabe iſt bald nach der Conſerenz an das Miniſterium gelangt.
— Die Ausſichten einer neuen Sperrgeldervorlage ſcheinen
nicht ungünſtig zu ſein. Ein Vorſchlag von competenter kirch-
licher Seite dürfte als geeignete Baſis auch von ſtaatlicher Seite
anerkannt werden.

Das von den Theilnehmern des Feſt-
commerſes
zu Ehren des Profeſſors Robert Koch abgeſandte
Glückwunſchtelegramm fand ſofort freundliche Erwiderung;
Koch nahm dankend das ihm von ſeiner Vaterſtadt verliehene
Ehrenbürgerrecht an.

Die preußiſche Militärabordnung
hat heute das Feldzelt den Hörern der Kriegsſchule vorgeführt. —
Der demokratiſche Centralverein iſt wegen Uebertretung
ſeines Wirkungskreiſes aufgelöst worden (bereits im Abendblatt
privat gemeldet. D. N.). — Das Abgeordnetenhaus nahm
ohne Debatte die Vorlage betreffs Einquartirung der bosniſch-
herzegowiniſchen Truppen
in Oeſterreich an. — Das Ab-
geordnetenhaus nahm ferner die Reſolutionen betreffs Errichtung
hygieniſcher und bakteriologiſcher Lehrkanzeln, Verbeſſerung der
Lage der ſtaatlich angeſtellten Aerzte, Ergänzung des oberſten
Sanitätsrathes durch Fachmänner, Reform des Apothekerweſens,
entſprechender Ankündigung und Vertriebs von Geheimmitteln,
Beſteuerung pharmaceutiſcher Specialitäten, ſowie betreffs Errich-
tung einer ſtaatlichen Unterſuchungsanſtalt für Nahrungs- und
Genußmittel an.

Das Reuter’ſche Bureau meldet aus
Sanſibar: Die Inſeln Lamu, Manda und Patta werden vom
1. Januar 1891 an von der Brittiſch-Oſtafrikaniſchen Geſellſchaft
in Verwaltung genommen.

Ueber den Zwiſchenfall auf dem
italieniſchen Bahnhof in La Goulette erhielt der Marineminiſter
von dem Commandanten der „Hirondelle“ einen Bericht, wonach
am 7. December einige beurlaubte Matroſen gelärmt und einer
„Nieder mit den Italienern!“ gerufen habe. Letzterer wurde
von dem Commandanten der „Hirondelle“ mit Gefängniß beſtraft,
die anderen mit Diſciplinarſtraſen belegt, ſo daß der italieniſche
Conſul ſich nicht veranlaßt ſah, einzuſchreiten. Die übrigens völlig
bedeutungsloſe Angelegenheit ſei als geſchloſſen anzuſehen. —
Im Miniſterrathe berichtete Rouvier über die Verhandlung mit
der Finanzcommiſſion des Senates, welche das von der Kammer
genehmigte Budget, abgeſehen von einigen unweſentlichen Punkten,
annehmen zu wollen ſcheint. Rouvier arbeitet gegenwärtig einen
Geſetzentwurf bezüglich der Lage der Congregationen nach
dem fiscaliſchen Geſichtspunkte aus; es heißt, der Geſetzentwurf
entſpreche ſo ſehr der Billigkeit, daß ein Einſpruch nicht zu er-
warten ſei.

Auf der Polizeipräfectur iſt man der
Anſicht, daß die von Labruyère im „Eelair“ veröffentlichten
Mittheilungen erfunden ſeien; es ſteht indeſſen noch dahin, ob
der Gerichtshof Labruyère als Mitſchuldigen Padlewski’s gerichtlich
verfolgen wird. Wahrſcheinlich dürfte Labruyère aufgefordert
werden, weitere Aufklärungen zu geben.

Die morgen an die aſrikaniſche
Küſte
abgehenden Verſtärkungen beſtehen aus dem der portu-
gieſiſchen Armee augehörigen 19. Infanterieregiment und mehreren
anderen Infanterie- und Artillerieabtheilungen.

Der „Nowoje Wremja“
zufolge iſt bei der gegenwärtigen Reviſion der Städte-
ordnung
die Frage der Herabſetzung der Zahl der
jüdiſchen Stadtverordneten von 33 auf 10 Procent
der Anzahl der chriſtlichen Stadtverordneten angeregt worden.
— Aus Tiflis wird berichtet: In der Kanzlei des Gouver-
neurs erſchien ein armeniſcher Kaufmann und fragte, ob
ein von ihm eingereichtes Geſuch genehmigt ſei. Auf die ver-
neinende Antwort des Beamten feuerte der Armenier zwei
Revolverſchüſſe auf denſelben ab, die ihn tödtlich ver-
wundeten.

Ein Tagesbefehl des Gonvorneurs
warnt vor der Auswanderung nach Braſilien und verfügt
die ſofortige Verhaftung von Perſonen, welche zur Auswanderung
überreden. Die Grenzwache iſt bedeutend verſtärkt.

Eingegangenen Nachrichten zufolge
hat zwiſchen den Truppen der Union und den Judianern in
der Nähe von Pine Ridge ein Gefecht ſtallgefunden, in welchem
auf beiden Seiten mehrere Menſchen getödtet wurden. Die Indianer
wurden geſchlaaen. einer ihrer Führer gefangen.

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Ge&#x017F;angverein dem derzeitigen <hi rendition="#aq">Rector magnificus</hi> Geh. Rath <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/>
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&#x017F;chaft in die Wohnung des Gefeierten begab. Der er&#x017F;te Vor&#x017F;tand,<lb/>
Hr. <hi rendition="#aq">cand. jur.</hi> Dimroth hielt an Hrn. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> v. Ziem&#x017F;&#x017F;en eine Anrede,<lb/>
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deamus igitur</hi> und einem Hoch auf die akademi&#x017F;che Freiheit die<lb/>
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Flambeaux voraus und zur Seite. Nach den Verwandten folgten<lb/>
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Herrenabend, Montag den 15. Dec., Abends 8 Uhr, Re&#x017F;taurant<lb/>
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Um&#x017F;tände, deren gute Ankunft noch mehr Sorge macht. Die <hi rendition="#g">Münchener<lb/>
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Holzwolle ab, liefert Ki&#x017F;ten nach Maß &#xA75B;c. Wir machen un&#x017F;re Le&#x017F;er auf<lb/>
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Kinder brannten, die Einrichtungs&#x017F;tücke wurden von den Flammen er-<lb/>
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&#x017F;chaften. December-Sitzungen.</hi> In den drei Cla&#x017F;&#x017F;en wurden<lb/>
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&#x017F;chreiben der neugewählten auswärtigen und corre&#x017F;pondirenden<lb/>
Mitglieder bekannt gegeben. Hierauf wurden folgende Vorträge<lb/>
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Meyer in Göttingen vorgelegt über &#x201E;die atheni&#x017F;chen Spruch-<lb/>
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Kuhn eine bibliographi&#x017F;ch-literarge&#x017F;chichtliche Studie vor<lb/>
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Mi&#x017F;chfarben&#x201C;, welche für die Denk&#x017F;chriften be&#x017F;timmt i&#x017F;t, und wurde<lb/>
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Oberbibliothekar <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Riezler einen für die Sitzungsberichte be-<lb/>
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&#x017F;timmung hinzu&#x017F;ügte: &#x201E;Die Betriebs&#x017F;teuer i&#x017F;t für jede Betriebs-<lb/>
&#x017F;tätte zu entrichten.&#x201C; Von §. 62 wurde Ab&#x017F;atz 3 (Verlu&#x017F;t des<lb/>
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Weinbauern für 3 Monate &#xA75B;c.) an und vertagte &#x017F;odann ihre<lb/>
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&#x017F;irung Intere&#x017F;&#x017F;irten durch Be&#x017F;chluß der Selb&#x017F;tverwaltungsbehörden<lb/>
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Landesherrn gelegt wi&#x017F;&#x017F;en. Mini&#x017F;ter <hi rendition="#g">Herrfurth</hi> wohnte der<lb/>
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[3/0003] Morgenblatt Nr. 346. München, Sonntag Allgemeine Zeitung 14. December 1890. meinſamer Unterbau für Gymnaſien und lateinloſe Schulen iſt nicht zu empfehlen; indeß iſt es nach Zeitverhältniſſen und ört- lichen Bedürfniſſen als zuläſſig zu erachten: a. die zur Zeit ſchon für die drei unteren Claſſen der Gymnaſien und des Real- gymnaſiums beſtehende Gemeinſamkeit bis Unterſecunda (incluſive) auszudehnen, während von Oberſecunda aufwärts der Lehrplan der Oberrealſchule eintritt; b. oder das Latein an dem Real- gymnaſium bis zur Untertertia hinaufzuſchieben und die drei lateinloſen unteren Claſſen zur höheren Bürgerſchule aufwärts zu ergänzen. III. 1) Es iſt wünſchenswerth, die Geſammtzahl der Unterrichtsſtunden in den Gymnaſien zu vermindern. 2) Die dieſem Zwecke entſprechende Herabſetzung der Unterrichtsſtunden in den alten Sprachen iſt möglich, wenn als Hauptziel die Einführung in die claſſiſchen Schriftſteller allgemein erſtrebt wird und die grammatiſchen Uebungen weſentlich als Mittel dazu dienen. Die Verminderung der Geſammtſtundenzahl ſoll zum Theil auf die alten Sprachen, zum Theil auf andere Fächer entfallen. 3) Der lateiniſche Aufſatz kommt als Zielleiſtung in Wegfall. 4) Die griechiſche ſchriftliche Verſetzungsarbeit für Prima kommt in Weg- fall. 5) Die Einführung des Engliſchen in den Gymnaſien iſt zu empfehlen, facultativ oder obligatoriſch, je nach den örtlichen Ver- hältniſſen. 6) Es empfichlt ſich, das Zeichnen in den Gymnaſien über Quarta hinaus bis Unterſecunda obligatoriſch zu machen. 7) Es empfiehlt ſich, dasſelbe in Sexta wegfallen zu laſſen. 8) Auf den Unterricht im Deutſchen iſt unter allen Umſtänden der größte Nachdruck zu legen, die Stundenzahl iſt, ſoweit thunlich, zu vermehren, vor allem aber die Vervollkommnung des deutſchen Ausdrucks in allen Lehrſtunden, insbeſondere bei Ueberſetzungen aus fremden Sprachen, zu erſtreben. 9) Eine eingehendere Be- handlung der neueren vaterländiſchen Geſchichte iſt bei richtiger Begrenzung des ſonſtigen Geſchichtsſtoffes ohne Vermehrung der bisher dem Geſchichtsunterricht zugewieſenen Stundenzahl zu erreichen. Im übrigen nahmen an der geſtern und heute fortgeſetzten Debatte über die Fragen wegen Verlegung der Hauptarbeit in die Schule, ſowie wegen Hebung des Turnunterrichts und der Schul- hygiene noch theil: Gymnaſialdirector Dr. Hartwig, Gewerbe- ſchuldirector Dr. Holzmüller, Fürſtbiſchof D. Kopp, Gymnaſial- director Dr. Pähler, Graf Douglas, Dr. Kropatſcheck, Stadtſchulrath Dr. Bertram, Gymnaſialdirector Dr. Uhlig, Abg. v. Schenckendorff, Major Fleck, Paſtor v. Bodel- ſchwingh, Geh. Oberregierungsrath Dr. Stander, Provincial- ſchulrath Dr. Deiſter und Frhr. v. Heereman. Auf Antrag des Realgymnaſialdirectors Dr. Schauenburg nebſt Genoſſen wurde hierauf der Schluß der Discuſſion angenommen. Als Berichterſtatter erhielten das Schlußwort Geh. Oberſchulrath Dr. Schiller und Gymnaſialdirector Dr. Eitner. Bei der Ab- ſtimmung fanden folgende Sätze die Billigung der Mehrheit der Conferenz: 1) Die von der Conferenz vorgeſchlagene Verminderung der wöchentlichen Lehrſtunden darf nicht eine Vermehrung der häus- lichen Arbeiten zur Folge haben. 2) Die hiedurch bedingte Ver- legung der Hauptarbeit in die Schule erfordert eine Verdeſſerung der Lehrmethode. 3) Für Gewinnung einer ſolchen und zur Er- füllung der an Lehrer und Schüler zu ſtellenden Forderungen be- zeichnen wir als unerläßliche, wenn auch in ihrer Verwirtlichung nach örtlichen Verhältniſſen zu bemeſſende Bedingung außer der wünſchenswerthen Verminderung der Frequenz von Claſſen und Anſtalten: a) pädagogiſche Vorbildung der Lehrer; b) beſſere Stellung des Lehrerſtandes in ſeinen geſammten äußeren Verhält- niſſen; c) Beſchränkung des Fachlehrerthums und größere Verant- wortlichkeit des Claſſenlehrers für das körperliche und geiſtige Ge- deihen ſeiner Zöglinge; d) Pflege der Spiele und körperlichen Uebungen, welch letztere als tägliche Aufgabe zu bezeichnen ſind, insbeſondere alſo Verſtärkung und Hebung des Turnunterrichts und Ertheilung desſelben wo möglich durch Lehrer der Anſtalt; e) Begünſtigung der Pflege des Körpers und Erfüllung der Forde- rungen der Schulhygiene, ſowie Controle der letzteren durch einen Schularzt; Unterweiſung der Lehrer und der Schüler in den Grund- ſätzen der Hygiene; der Unterricht im Freien iſt für die Natur- kunde ſowie für die geographiſche und geſchichtliche Heimathkunde auf alle Weiſe zu fördern. Dem Vernehmen nach wurde in der heutigen Sitzung der Conferenz noch folgende Frage berathen: „Kann die Reifeprüſung entbehrt werden und, wenn nicht, ſind Vereinfachungen einzuführen und welche?“ Damit verbunden wurde die Frage des Kaiſers: „Iſt bei den Prüfungen der zu Tage getretene Ballaſt beſeitigt?“ Die Berichterſtatter Jäger und Klix ſtellen eine Anzahl Theſen auf. Uhlhorn heantragt, im Falle der Beibehaltung der Reife- prüfung auch die Prüfung in der Religion beizubehalten. Schließ- lich machte Geh. Nath Stauder einige thatſächliche Mit- theilungen. Die nächſte Sitzung wird am Montag Vormittag 10 Uhr ſtattfinden.“ Bayeriſche Chronik. München, 13. December. * Se. k. Hoh. der Prinz-Regent empfängt morgen Mittag in Audienz den k. württembergiſchen Geſandten am hieſigen k. Hofe, Kämmerer und Geh. Rath Frhrn. v. Soden, welcher den in Naila (Oberfranken) begüterten k. würitembergiſchen Kämmerer, Stall- meiſter und Oberſtlientenant z. D. Frhrn. Karl v. Reitzenſtein vor- ſtellen wird; ferner den Staatsrath i. a. o. D. und Präſidenten der Regierung der Oberpfalz Dr. v. Ziegler in Regensburg, den Präſidenten der k. Regierung von Mittelfranken v. Zenetti in Ansbach, den Kämmerer und Landgerichtsrath Frhrn. v. Zoller, den Oberſten und Commandeur des 2. Infanterieregiments Frhrn. v. Hirſchberg, den Kammerjunker und Miniſterialſecretär Frhrn. v. Seefried zu Buttenheim, den Kammerjunker und Attaché der k. bayeriſchen Geſandtſchaft in Paris Frhrn. v. Riederer und den Kammerjunker und Secondlieutenant im Infanterieleibregiment v. Vallade, den Kammerjunker und Staatsbauaſſiſtenten Frhrn. v. Harsdorff, den Miniſterialrath Ritter v. Gietl, den Landſchaftsmaler Ritter v. Gietl, den ins Reichsgericht berufenen Rath am Oberſten Landesgericht Eugen Schmidt, den Landgerichtsrath Heinzelmann, endlich die beiden neugewählten Vorſtände und beiden Schriftführer des Collegiums der Gemeindebevollmächtigten der Haupt- und Reſidenz- ſtadt München, und zwar die HH. Commercienrath Hänle, Hof- lithograph Huber, Privatier Friedrich und Kaufmann Würzburger. ↑ Heute Abend um halb 7 Uhr brachte der Akademiſche Geſangverein dem derzeitigen Rector magnificus Geh. Rath Dr. o. Ziemſſen einen Fackelzug. Der Zug nahm ſeine Aufſtellung in der Sonnenſtraße und bewegte ſich ſodann unter den Klängen eines Muſikcorps durch die Sonnenſtraße über den Sendlinger- thorplatz und durch die Lindwurmſtraße und nahm vor der Woh- nung des Hrn. Dr. v. Ziemſſen Auſſtellung. Alsdann wurde vom Verein ein Chorgeſang vorgetragen, worauf ſich die Vorſtand- ſchaft in die Wohnung des Gefeierten begab. Der erſte Vorſtand, Hr. cand. jur. Dimroth hielt an Hrn. Dr. v. Ziemſſen eine Anrede, auf welche Se. Magniſicenz dankend erwiderte. Hierauf ging der Zug zurück zum Sendlingerthorplatz, wo nach Abſingen des Gau- deamus igitur und einem Hoch auf die akademiſche Freiheit die Fackeln zuſammengeworfen wurden. ≏ Die von uns bereits erwähnte Sammlung Riemen- ſchneider’ſcher Kunſtwerke iſt im Bayeriſchen National- muſeum vorläufig im Copirſaale untergebracht. Später wird ſie in den ſogenannten gothiſchen Sälen, in welchen bereits eine An- zahl Riemenſchneider’ſcher Arbeiten ſich befindet, aufgeſtellt. Bei dem notoriſchen Raummangel iſt jedoch dieſe Arbeit mit ganz be- ſonderen Schwierigkeiten verknüpft, zu deren Ueberwindung ver- muthlich vier Wochen kaum ausreichen werden. ∆ Beerdigung. Im ſüdlichen Friedhofe fand heute Nachmittag halb 4 Uhr die Beerdigung des Hauptmanns à la suite des 1. Infanterieregiments Joſeph v. Walter, perſön- lichen Adjutanten des Prinzen Alphons, unter außerordentlich zahlreicher Theilnahme ſtatt. Dem von ſechs Unterofficieren ge- tragenen reichgeſchmückten Sarge ſchritt Livréedienerſchaft mit Flambeaux voraus und zur Seite. Nach den Verwandten folgten die Prinzen Ludwig Ferdinand und Alphons, dann die Hof- marſchälle, beziehungsweiſe perſönlichen Adjutanten des Herzogs Karl Theodor, Oberſt Baron Reck, des Herzogs Max Emanuel, Major Gräff, des Prinzen Leopold, Rittmeiſter Baron Perfall, des Herzogs Ludwig, Premierlientenant Baron Bruck, dann die Gene- rale der Infanterie Ritter v. Fries und v. Heckel, Generalmajor v. Nagel, Generalmajor v. Bomhard, Oberſthofmarſchall Baron Malſen, Oberſtkämmerer Baron Perglas, Polizeidirector Baron Welſer, das geſammte Officiercorps des 1. Inſanterieregiments, viele andere Officiere und Hofbeamte. Eine Compagnie des 1. Infanterieregiments bildete mit der Regimentsmuſik den mili- täriſchen Conduct, welcher beim Einſenken des Sarges drei Salven abgab. * Deutſche Colonialgeſellſchaft, Abth. München. Herrenabend, Montag den 15. Dec., Abends 8 Uhr, Reſtaurant „Platzl“, 2. Stock. Hr. Profeſſor v. Kupffer wird Mittheilungen über die Carolinen machen. * Münchener Verpackanſtalt. Weihnachten naht und damit eine gewiſſe Aufregung für Viele, denen die richtige Verpackung ihrer für liebe Angehörige in der Ferne beſtimmten Geſchenke große Umſtände, deren gute Ankunft noch mehr Sorge macht. Die Münchener Verpackanſtalt des Hrn. Auguſt Engelhardt, Luitpoldſtraße 8, hier, dürſte geeignet ſein, mancher dieſer Sorgen abzuhelfen. Sie übernimmt nicht allein die Verpackung aller Gegenſtände, groß und klein, ſondern auch deren Beſorgung zur Poſt und Bahn, gibt ferner auch Kiſten und Holzwolle ab, liefert Kiſten nach Maß ꝛc. Wir machen unſre Leſer auf dieſes zeitgemäße Inſtitut aufmerkſam. ↑ Augsburg, 13. Dec. Tel. In der Vorſtadt links der Wertach erſtickten eine Mutter und drei Kinder. Letztere ſpielten in Folge grober Fahrläſſigkeit der Mutter mit Feuer, die Kleider der Kinder brannten, die Einrichtungsſtücke wurden von den Flammen er- griffen, die Hülfe kam zu ſpät. Verſchiedenes. λ. München, 13. Dec. K. Akademie der Wiſſen- ſchaften. December-Sitzungen. In den drei Claſſen wurden die neugewählten oder beförderten hieſigen Mitglieder, Prof. Dr. W. Hertz, Prof. Dr. C. Stumpf und Dr. Krumbacher in der I., Prof. Dr. Dyck in der II. und Director Dr. v. Reber in der III. Claſſe, durch die Claſſenſecretäre begrüßt, ſowie die Dank- ſchreiben der neugewählten auswärtigen und correſpondirenden Mitglieder bekannt gegeben. Hierauf wurden folgende Vorträge gehalten: I. In der philoſophiſch-philologiſchen Claſſe wurde eine Abhandlung des auswärtigen Mitgliedes Profeſſor Dr. Wilhelm Meyer in Göttingen vorgelegt über „die atheniſchen Spruch- verſe des Menander und Philiſtion“ und trug Profeſſor Dr. Kuhn eine bibliographiſch-literargeſchichtliche Studie vor über „Barlaam und Joaſaph“, beide für die Denkſchriften in Quart beſtimmt. II. In der mathematiſch-phyſikaliſchen Claſſe machte Prof. Dr. Lommel eine Mittheilung über „Berechnung von Miſchfarben“, welche für die Denkſchriften beſtimmt iſt, und wurde eine in den Sitzungsberichten zu veröffentlichende Abhandlung von Dr. Paul Glan in Berlin über „ein Spectroſaccharimeter“ vorge- legt. Prof. Dr. Hertwig berichtete über die von ihm und ſeinem Aſſiſtenten am Zoologiſchen Inſtitut, Dr. Bruno Hofer, in jüngſter Zeit, gelegentlich der Theilnahme an den Arbeiten für eine hydro- graphiſche Karte des Bodenſees, angeſtellten Unterſuchungen über die Fauna dieſes Sees. III. In der hiſtoriſchen Claſſe hielt Oberbibliothekar Dr. Riezler einen für die Sitzungsberichte be- ſtimmten Vortrag über den „Hochverrathsproceß des herzoglich bayeriſchen Hofmeiſters Hieronymus v. Stauch, Reichsfreiherrn zu Ernfels“. Telegraphiſche Nachrichten. Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung. S. Wien, 13. Dec. In parlamentariſchen Kreiſen ver- lautet, nächſter Tage ſollen die Tſchechenführer Rieger und Zeithammer vom Kaiſer in Audienz empfangen werden. Dieſer Audienz wird eine große politiſche Bedeutung in Bezug auf die Klärung der Situation beigelegt. ♋ Rom, 13. Dec. Eine Verſammlung von 60 Depu- tirten der Rechten beſchloß heute auf Befürwortung des Marcheſe Rudini, von der Bildung einer beſonderen Fraction ab- zuſehen, damit die große Regierungspartei geſchloſſen und ſtark an die Reformarbeit gehen könne. P. Konſtantinopel, 13. Dec. Den neuerlichen franzöſiſchen Verſuchen, Italien bei der Pforte wegen eines angeblich beab- ſichtigten Handſtreichs auf Tripolis zu verdächtigen, iſt er- folgreich auf das kräftigſte entgegengewirkt worden. Telegramme des Wolff’ſchen Bureaus. * Berlin, 13. Dec. Der „Nordd. Allg. Ztg.“ zufolge hat der Kaiſer entſchieden, daß der Dom als Predigt- und Gruftkirche mit einem Koſtenaufwand von etwa 10 Mill. M. gebaut werde. Die Bearbeitung des dem entſprechenden Projects iſt dem Profeſſor Naſchdorff übertragen. * Berlin, 13. Dec. Die Einkommenſteuer-Com- miſſion des Abgeordnetenhauſes ſetzte heute die Berathung der §§. 18 und 19 (Ermäßigung der Steuerſätze bis zu dem Zeit- punkte, da die Subcommiſſion den Tarif vorgelegt haben wird) fort. Die nächſten Paragraphen über den Ort und die Vorbereitung der Veranlagung wurden mit unweſentlichen Aenderungen ange- nommen, ebenſo der Abſchnitt über die Steuererklärungen, wobei Finanzminiſter Dr. Miquel den Begriff des Geſammteinkommens nach Maßgabe der feſtſtehenden und der ſchwankenden Einnahmen feſtſtellte. Der Cenſit declarirt ſein Einkommen, die Einſchätzung erfolgt durch die Veranlagungs-Commiſſion. Die Commiſſion nahm ferner die §§. 31 bis einſchließlich 33 (Organe, Bezirke, Verfahren bei der Veranlagung), §. 31 mit einem Zuſatz in Abſatz 2 an, wonach die Regierung von der Ernennung von Mitgliedern der Voreinſchätzungscommiſſion abſehen kann, ſowie mit einer Modifi- cation zu Abſatz 4, wonach Zweckverbände gemäß der neuen Land- gemeindeordnung zu einem Voreinſchätzungsbezirke verbunden werden können (nicht ſolche Bezirke generell bilden). Die Gewerbeſteuercommiſſion ſetzte heute ebenfalls ihre Berathungen fort. Bei §. 59 (Betriebsſteuer für Schank- und Gaſtwirthſchaften) erklärte Generalſteuerdirector Burghart, die Regierung ſei nicht lediglich vom finanziellen Standpunkte aus- gegangen. Dem Schankgewerbe ſolle nicht durch Steuerermäßigung ein neuer Impuls gegeben werden. Der Paragraph wurde ſodann angenommen. Die Commiſſion nahm danach die §§. 60 bis ein- ſchließlich 62 (Betriebsſteuer) an, indem ſie zu §. 60 folgende Be- ſtimmung hinzuſügte: „Die Betriebsſteuer iſt für jede Betriebs- ſtätte zu entrichten.“ Von §. 62 wurde Abſatz 3 (Verluſt des Rechtes auf Ermäßigung bei nicht rechtzeitiger Anmeldung des Anſpruchs u. ſ. w.) geſtrichen. Sodann wurden die §§. 25, 26, 27 (Befugniſſe des Steuerausſchuſſes, bezw. des Vorſitzenden) an- genommen. Bei §. 26 wurde hinzufügt, daß auch bei Steuer- pflichtigen bedienſtet geweſene Perſonen von der Vernehmung als Sachverſtändige oder Auskunſtsperſonen auszuſchließen ſind. Zu §. 27 wurde hinzugefügt: Mit der Beſichtigung von Anlagen, Be- triebsſtätten ꝛc. ſind nur ſolche Perſonen zu beauftragen, mit deren Beauftragung der Gewerbetreibende einverſtanden iſt. Hierauf nahm die Commiſſion noch die §§. 63 bis 69 (betreffend Erhebung der Steuer, Rückerſtattungen, Beſchwerden, freies Ausſchankrecht der Weinbauern für 3 Monate ꝛc.) an und vertagte ſodann ihre Sitzungen bis nach Neujahr. Die Commiſſion für die Landgemeindeordnung nahm §. 1 (Geltungsbereich des Geſetzes) unverändert an. Zu §. 2 (Bildung, Vereinigung und Trennung der Gemeinden) bean- tragten die Abgg. Barth, v. Rauchhaupt und v. Heyde- brand, die nicht erlangte Zuſtimmung der bei einer Communali- ſirung Intereſſirten durch Beſchluß der Selbſtverwaltungsbehörden zu ergänzen, eventuell die Entſcheidung in die Hand der Krone zu legen. Abg. v. Tiedemann-Labiſchin will die ſchließliche Entſcheidung in die Hand des Miniſters, nicht in diejenige des Landesherrn gelegt wiſſen. Miniſter Herrfurth wohnte der Sitzung bei. Nach fünſſtündiger Berathung wurde die Abſtimmung auf Montag vertagt. Die Commiſſion für das Volksſchulgeſetz erledigte unter Theilnahme des Cultusminiſters die Generaldiscuſſion, ge- nehmigte die §§. 1 (Aufgabe der Volksſchule), 2 (Zahl der Volks- ſchulen), 3 (räumliche Vertheilung der Volksfchulen), 4 (höchſte Zahl der Schulkinder) unverändert und fügte zu §. 5 (Lehrplan) die Anfänge der Raumlehre als obligatoriſchen Unterrichtsgegen- ſtand hinzu. * Berlin, 13. Dec. Die „Germania“ berichtet: Auf der Conferenz der Biſchöfe in Köln berieth der preußiſche Epiſkopat die preußiſche Volksſchulvorlage und beſchloß eine Eingabe an das Staatsminiſterium, worin die Grundſätze und das Recht der Kirche gegenüber dem neuen Geſetzentwurf gewahrt werden. Die Eingabe iſt bald nach der Conſerenz an das Miniſterium gelangt. — Die Ausſichten einer neuen Sperrgeldervorlage ſcheinen nicht ungünſtig zu ſein. Ein Vorſchlag von competenter kirch- licher Seite dürfte als geeignete Baſis auch von ſtaatlicher Seite anerkannt werden. * Klausthal, 13. Dec. Das von den Theilnehmern des Feſt- commerſes zu Ehren des Profeſſors Robert Koch abgeſandte Glückwunſchtelegramm fand ſofort freundliche Erwiderung; Koch nahm dankend das ihm von ſeiner Vaterſtadt verliehene Ehrenbürgerrecht an. * Wien, 13. Dec. Die preußiſche Militärabordnung hat heute das Feldzelt den Hörern der Kriegsſchule vorgeführt. — Der demokratiſche Centralverein iſt wegen Uebertretung ſeines Wirkungskreiſes aufgelöst worden (bereits im Abendblatt privat gemeldet. D. N.). — Das Abgeordnetenhaus nahm ohne Debatte die Vorlage betreffs Einquartirung der bosniſch- herzegowiniſchen Truppen in Oeſterreich an. — Das Ab- geordnetenhaus nahm ferner die Reſolutionen betreffs Errichtung hygieniſcher und bakteriologiſcher Lehrkanzeln, Verbeſſerung der Lage der ſtaatlich angeſtellten Aerzte, Ergänzung des oberſten Sanitätsrathes durch Fachmänner, Reform des Apothekerweſens, entſprechender Ankündigung und Vertriebs von Geheimmitteln, Beſteuerung pharmaceutiſcher Specialitäten, ſowie betreffs Errich- tung einer ſtaatlichen Unterſuchungsanſtalt für Nahrungs- und Genußmittel an. * London, 13. Dec. Das Reuter’ſche Bureau meldet aus Sanſibar: Die Inſeln Lamu, Manda und Patta werden vom 1. Januar 1891 an von der Brittiſch-Oſtafrikaniſchen Geſellſchaft in Verwaltung genommen. * Paris, 13. Dec. Ueber den Zwiſchenfall auf dem italieniſchen Bahnhof in La Goulette erhielt der Marineminiſter von dem Commandanten der „Hirondelle“ einen Bericht, wonach am 7. December einige beurlaubte Matroſen gelärmt und einer „Nieder mit den Italienern!“ gerufen habe. Letzterer wurde von dem Commandanten der „Hirondelle“ mit Gefängniß beſtraft, die anderen mit Diſciplinarſtraſen belegt, ſo daß der italieniſche Conſul ſich nicht veranlaßt ſah, einzuſchreiten. Die übrigens völlig bedeutungsloſe Angelegenheit ſei als geſchloſſen anzuſehen. — Im Miniſterrathe berichtete Rouvier über die Verhandlung mit der Finanzcommiſſion des Senates, welche das von der Kammer genehmigte Budget, abgeſehen von einigen unweſentlichen Punkten, annehmen zu wollen ſcheint. Rouvier arbeitet gegenwärtig einen Geſetzentwurf bezüglich der Lage der Congregationen nach dem fiscaliſchen Geſichtspunkte aus; es heißt, der Geſetzentwurf entſpreche ſo ſehr der Billigkeit, daß ein Einſpruch nicht zu er- warten ſei. * Paris, 13. Dec. Auf der Polizeipräfectur iſt man der Anſicht, daß die von Labruyère im „Eelair“ veröffentlichten Mittheilungen erfunden ſeien; es ſteht indeſſen noch dahin, ob der Gerichtshof Labruyère als Mitſchuldigen Padlewski’s gerichtlich verfolgen wird. Wahrſcheinlich dürfte Labruyère aufgefordert werden, weitere Aufklärungen zu geben. * Liſſabon, 13. Dec. Die morgen an die aſrikaniſche Küſte abgehenden Verſtärkungen beſtehen aus dem der portu- gieſiſchen Armee augehörigen 19. Infanterieregiment und mehreren anderen Infanterie- und Artillerieabtheilungen. * St. Petersburg, 13. Dec. Der „Nowoje Wremja“ zufolge iſt bei der gegenwärtigen Reviſion der Städte- ordnung die Frage der Herabſetzung der Zahl der jüdiſchen Stadtverordneten von 33 auf 10 Procent der Anzahl der chriſtlichen Stadtverordneten angeregt worden. — Aus Tiflis wird berichtet: In der Kanzlei des Gouver- neurs erſchien ein armeniſcher Kaufmann und fragte, ob ein von ihm eingereichtes Geſuch genehmigt ſei. Auf die ver- neinende Antwort des Beamten feuerte der Armenier zwei Revolverſchüſſe auf denſelben ab, die ihn tödtlich ver- wundeten. * Kowno, 13. Dec. Ein Tagesbefehl des Gonvorneurs warnt vor der Auswanderung nach Braſilien und verfügt die ſofortige Verhaftung von Perſonen, welche zur Auswanderung überreden. Die Grenzwache iſt bedeutend verſtärkt. * New-York, 13. Dec. Eingegangenen Nachrichten zufolge hat zwiſchen den Truppen der Union und den Judianern in der Nähe von Pine Ridge ein Gefecht ſtallgefunden, in welchem auf beiden Seiten mehrere Menſchen getödtet wurden. Die Indianer wurden geſchlaaen. einer ihrer Führer gefangen.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 346, 14. Dezember 1890, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine346_1890/3>, abgerufen am 01.06.2024.