Allgemeine Zeitung, Nr. 347, 15. Dezember 1890.München, Montag Allgemeine Zeitung 15. December 1890. Zweites Abendblatt Nr. 347. [Spaltenumbruch]
würde, in welcher er eine Erhöhung der Geldcirculation durch weitereSilberankäufe vorschlagen werde. Schatzsecretär Windom, welcher gegenwärtig in New-York behufs Besprechung der Lage mit dortigen Finanzcapacitäten weilt, soll mit dem Plane einverstanden sein, den gegenwärtig auf 13 Millionen Unzen geschätzten Silbervorrath, sowie auch eine weitere, der jährlichen Banknoteneinziehung entsprechende Quantität Silber anzukaufen, so daß die Geldcirculation im ganzen um 30 Millionen Dollars erhöht würde. New-Yorker Banken. Die Reserve der New-Yorker Banken, Amerikanische Eisenbahnen. Sämmtliche Eisenbahnen Börsenwochenberichte. H London, 13. Dec. Die Halbmonats-Liquidation an der Londoner Geldmarkt. Unter dem Einflusse der Gold- . Paris, 13. Dec. Die anspruchsvolle Festigkeit des hiesigen Schiffsnachrichten. * Triest, 13. Dec. Der Lloyddampfer "Euterpe" ist heute * Triest, 14. Dec. Der Lloyddampfer "Juno" ist heute [irrelevantes Material] [Tabelle] [irrelevantes Material] München, Montag Allgemeine Zeitung 15. December 1890. Zweites Abendblatt Nr. 347. [Spaltenumbruch]
würde, in welcher er eine Erhöhung der Geldcirculation durch weitereSilberankäufe vorſchlagen werde. Schatzſecretär Windom, welcher gegenwärtig in New-York behufs Beſprechung der Lage mit dortigen Finanzcapacitäten weilt, ſoll mit dem Plane einverſtanden ſein, den gegenwärtig auf 13 Millionen Unzen geſchätzten Silbervorrath, ſowie auch eine weitere, der jährlichen Banknoteneinziehung entſprechende Quantität Silber anzukaufen, ſo daß die Geldcirculation im ganzen um 30 Millionen Dollars erhöht würde. New-Yorker Banken. Die Reſerve der New-Yorker Banken, Amerikaniſche Eiſenbahnen. Sämmtliche Eiſenbahnen Börſenwochenberichte. ஃ London, 13. Dec. Die Halbmonats-Liquidation an der Londoner Geldmarkt. Unter dem Einfluſſe der Gold- . Paris, 13. Dec. Die anſpruchsvolle Feſtigkeit des hieſigen Schiffsnachrichten. * Trieſt, 13. Dec. Der Lloyddampfer „Euterpe“ iſt heute * Trieſt, 14. Dec. Der Lloyddampfer „Juno“ iſt heute [irrelevantes Material] [Tabelle] [irrelevantes Material] <TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <body> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0008" n="8"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">München, Montag Allgemeine Zeitung</hi> 15. December 1890. Zweites Abendblatt Nr. 347.</fw><lb/><cb/> würde, in welcher er eine Erhöhung der Geldcirculation durch weitere<lb/> Silberankäufe vorſchlagen werde. Schatzſecretär Windom, welcher<lb/> gegenwärtig in New-York behufs Beſprechung der Lage mit dortigen<lb/> Finanzcapacitäten weilt, ſoll mit dem Plane einverſtanden ſein, den<lb/> gegenwärtig auf 13 Millionen Unzen geſchätzten Silbervorrath, ſowie<lb/> auch eine weitere, der jährlichen Banknoteneinziehung entſprechende<lb/> Quantität Silber anzukaufen, ſo daß die Geldcirculation im ganzen um<lb/> 30 Millionen Dollars erhöht würde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">New-Yorker Banken.</hi> </head> <p>Die Reſerve der New-Yorker Banken,<lb/> welche vor acht Tagen 2,425,000 Doll. unter dem geſetzlichen Minimum<lb/> geweſen war, zeigt nach einem Londoner Telegramm der „Frkf. Ztg.“<lb/> jetzt einen Ueberſchuß von 625,000 Doll.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Amerikaniſche Eiſenbahnen.</hi> </head> <p>Sämmtliche Eiſenbahnen<lb/> weſtlich von Chicago, ausgenommen die Chicago Alton Company,<lb/> haben, wie ſchon kurz gemeldet, Hrn. Pierpont Morgans Ein-<lb/> ladung zu der am 15. d. in ſeinem Hauſe ſtattfindenden Conferenz<lb/> angenommen. Der Berſammlung wird eine Reſolution unter-<lb/> breitet werden, welche die Bildung eines Berbandes der Präſidenten<lb/> der betheiligten Eiſenbahnen unter der Bezeichnung die Weſtern<lb/> Railway Aſſociation bildet. Der Zweck des Verbandes nach Mit-<lb/> theilungen von betheiligter Seite iſt, öffentliche, vernünftige, gleich-<lb/> mäßige und ſtabile Sätze herzuſtellen, die billig für das Publicum<lb/> ſind und doch einen reinen Nutzenertrag belaſſen; jeder Eiſenbahn<lb/> ein gehöriges Verhältniß von Geſchäft, zu welchem ſie natürlich<lb/> berechtigt iſt, zu ſichern, unnöthige und koſtſpielige Diverſionen<lb/> des Verkehrs zu verhindern, neue Sparſamkeitsmaßregeln und neue<lb/> Methoden der Erlangung und Handhabung von Güter- und<lb/> Paſſagierverkehr einzuführen, um größere Bequemlichkeiten und<lb/> Vortheile für ihre Kunden, ſowie vernünftige Nutzenerträge für<lb/> die Geſellſchaften ſelber zu ſichern. Der Verband wird dieſe Zwecke<lb/> hauptſächlich durch Sparſamkeitsmaßregeln und nicht durch Tarif-<lb/> erhöhungen zu erreichen ſuchen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Börſenwochenberichte.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>ஃ <hi rendition="#b">London,</hi> 13. Dec.</dateline> <p>Die Halbmonats-Liquidation an der<lb/> hieſigen Börſe iſt allerdings ohne Inſolvenzen verlaufen, aber doch<lb/> nicht, ohne daß es zu Schwierigkeiten gekommen wäre. Dieſelben<lb/> betrafen die ſehr erheblichen Differenzen eines Speculanten außer-<lb/> halb der Börſe zumeiſt in amerikaniſchen Eiſenbahnwerthen in Höhe<lb/> von 30-—35,000 Pf. St. Die Angelegenheit wurde in letzter<lb/> Stunde durch Baarzahlung von 50 Proc. und Gutſchein für den<lb/> Reſt beglichen, in Folge deſſen es den betreffenden Maklern möglich<lb/> wurde, ihre Verpflichtungen ihrerſeits zu erfüllen. Aber noch eine<lb/> andere größere Laſt drückt den Markt; die Maſſe der hieſigen<lb/> Firma B. Neugaß & Co. iſt noch immer nicht liquidirt. Es iſt<lb/> dies jene Firma, welche durch ihre koloſſalen Speculationen, derent-<lb/> willen ſie fremde Hülfe in Anſpruch nehmen mußte, den erſten An-<lb/> ſtoß zu der jetzigen Kriſis gab. Der Stand dieſer Maſſe ſoll<lb/> neuerdings dadurch erſchwert worden ſein, daß Ziehungen des vor<lb/> Kurzem inſolvent gewordenen Baumwollhauſes V. & A. Meyer in<lb/> New-Orleans in Höhe von 20,000 Pf. St. zu honoriren waren.<lb/> Nach dem „Daily News“ ſoll die Firma Neugaß 146,000 Pfund<lb/> Sterling Differenzen an der Börfe ſchulden, während ſie<lb/> 1,250,000 Pfund Sterling gegen verpfändete Sicherheiten<lb/> zu zahlen hat. Es ſollen nun Verhandlungen ſchweben, um<lb/> die Firma in eine Geſellſchaft mit beſchränkter Haftpflicht umzu-<lb/> wandeln, welche die Activa übernehmen und 6proc. Obligationen<lb/> ausgeben würde, welche die Börſe als Caſſe für die Differenzen in<lb/> Zahlung zu nehmen hätte. Schon die Erwähnung dieſer An-<lb/> gelegenheit genügt, um klar zu machen, daß die Hoffnungen,<lb/> welche aus einigen Tagen der Erholung an der New-Yorker<lb/> Börſe und aus dem glatten Verlaufe der hieſigen Liquidation<lb/> auf die vollſtändige Beilegung der Kriſis drüben und hier ſchließen,<lb/> verfrühte ſind. Ueber dem amerikaniſchen Markte ſchwebt noch<lb/> immer die nothwendige Liquidation der Ueberſpeculation in<lb/> Waaren und Effecten, welche ins Werk geſetzt war, weil dort<lb/> Alles auf einen allgemeinen Aufſchwung der Geſchäfte als Folge<lb/> der McKinley-Bill und der Silbergeſetzgebung rechnete. Dieſer<lb/> Aufſchwung iſt aber nicht eingetreten, ſchon weil man annimmt,<lb/> daß in kurzer Zeit Abänderungen dieſer Geſetzgebung zu gewärtigen<lb/> ſind, und außerdem aus dem Grunde, weil eben Alles daraufhin<lb/> ſpeculirt hat. Der Londoner Markt aber kann und wird nicht<lb/> eher zur vollen Ruhe kommen, bis die argentiniſche Frage<lb/> endgültig gelöst iſt. Freilich iſt Vorſorge für den Januarcoupon<lb/> der Staatsanleihen getroffen, ſo daß die dringendſte Gefahr ab-<lb/> gewendet erſcheint. Aber es iſt nicht zu bezweifeln, daß ohne<lb/> fremde Hülfe die weitern Zahlungen großen Schwierigkeiten begegnen<lb/> würden, gar nicht zu gedenken der Verpflichtungen für die Cedulas,<lb/> Provincialanleihen und dergleichen. Nachdem die Vorſchläge der eng-<lb/> liſchen Mitglieder des argentiniſchen Comit<hi rendition="#aq">é</hi>s weder in Europa<lb/> noch in Buenos Aires die von denſelben erwartete günſtige Auf-<lb/> nahme gefunden haben, ſcheint etwas mehr Bereitwilligkeit ſich ein-<lb/><cb/> geſtellt zu haben, auf die Anſichten der continentalen Finanzleute<lb/> Nückſicht zu nehmen. Die „Times“ geben, wie telegraphiſch ge-<lb/> meldet, zwar nur zu, daß man in nebenſächlichen Fragen Entgegen-<lb/> kommen zeigen wolle, aber man weiß doch wohl ganz gut, daß die zwei<lb/> Projecte ſo verſchiedenartige Anſichten im Princip der einzuſchlagenden<lb/> Maßregeln bekunden, daß für eine Verſöhnung ein Aufgeben nur neben-<lb/> ſächlicher Punkte gegenſtandslos wäre. Immerhin bewirkte das Bekannt-<lb/> werden der verſöhnlichen Stimmung hier am Freitag eine ziemlich<lb/> bedeutende Steigerung der argentiniſchen Werthe, trotz der Nach-<lb/> richt, daß das Goldagio in Buenos Ayres auf 200 Proc. geſtiegen<lb/> ſei. Wenn wir ſomit vor ſanguiniſcher Auffaſſung der Lage<lb/> warnen, ſo ſind doch andrerſeits Symptome bemerkbar, welche da-<lb/> für ſprechen, daß ein weiteres Hinübergreifen der Kriſis auf<lb/> Handelskreiſe nicht zu befürchten ſein dürfte. Prophezeiungen über<lb/> die weitere Geſtaltung von Kriſen ſind aber im allgemeinen be-<lb/> dentlich, weil unvermuthete Zwiſchenfälle in ſo erregter Zeit und<lb/> auf ſo geſchwächte Kräfte weit ſchlimmer wirken, als in gewöhn-<lb/> lichen Zeitläuften. Aus New-York iſt an hieſige leitende Finanz-<lb/> kreiſe die Nachricht gelangt, eine weitere Verſorgung mit Gold aus<lb/> Europa ſei nicht nöthig, da das Vertrauen jener Häuſer, die kürz-<lb/> lich ablehnten, Wechſel auf Europa überhaupt zu kaufen, theilweiſe<lb/> wieder hergeſtellt ſei, ſo daß Rimeſſen auf hier jetzt leichter ver-<lb/> käuflich ſind. Dadurch iſt der hieſige Geldmarkt etwas erleichtert<lb/> worden, und 3-Monat-Wechſel ſind jetzt mit 4¼ Proc. und ſelbſt<lb/> darunter unſchwer zu begeben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Londoner Geldmarkt.</hi> </head> <p>Unter dem Einfluſſe der Gold-<lb/> verſchiffungen nach den Vereinigten Staaten hat ſich der Disconto-<lb/> markt in verfloſſener Woche verſteift, und der Satz für beſte Drei-<lb/> monatswechſel ſtellt ſich jetzt auf 4—4⅛ Proc. <cit><quote>„Die bis jetzt<lb/> nach Amerika gefloſſene Summe“, ſchreibt der „Economiſt“ in<lb/> ſeinem Wochenbericht, „iſt nicht mehr als entbehrt werden kann,<lb/> in Anbetracht des gegenwärtigen Standes der Bankreſerve und der<lb/> Thatſache, daß Gold im ungefähren Betrage von 1½ Mill. Pfo. St.<lb/> von Braſilien und Auſtralien hieher unterwegs iſt. Die Bank<lb/> könnte jedoch kaum viel mehr entbehren, ohne gezwungen zu ſein,<lb/> Schutzmaßregeln zu ergreifen. Es darf nicht vergeſſen werden,<lb/> daß die von der Bank von Frankreich entlehnten 3 Mill. Pfd. St.<lb/> Anfangs nächſten Jahres zurückgezahlt werden müſſen, und wenn<lb/> dieſer Betrag von dem gegenwärtigen Metallvorrath abgezogen<lb/> wird, iſt der Reſt nicht allzu groß. Der Gang der Ereigniſſe in<lb/> den Vereinigten Staaten wird demnach mit lebhaftem Intereſſe be-<lb/> obachtet werden. Wir ſind zu der Meinung geneigt, daß das<lb/> äußerſte Stadium der Verlegenheit vorüber iſt. Die Goldentnahmen<lb/> von dieſſeits ſcheinen den Einfluß gehabt zu haben, die Beſorgniß,<lb/> daß Geld nicht verfügbar ſein wird, wenn es gebraucht wird, zu<lb/> verſcheuchen, und im Rückblick darauf, daß die beſtehenden Ver-<lb/> bindlichkeiten ſich allmählich ſelber liquidiren, wird ſich das Ge-<lb/> ſchäft hoffentlich ſelber langſam aufrichten. Eine raſche Erholung<lb/> iſt nicht zu erwarten. Es iſt indeß unmöglich, dieſe Anſicht mit<lb/> einigem Grad von Zuverſicht zu hegen, und wo Alles ſo ungewiß<lb/> iſt, iſt das beſte Berfahren, daß der hieſige Markt ſich für<lb/> irgendwelche Anforderungen, die an denſelben herantreten mögen,<lb/> in Bereitſchaſt hält.“</quote></cit> Der „Economiſt“ beſtätigt die St. Peters-<lb/> burger Meinung, daß zwiſchen der Bank von England und dem<lb/> ruſſiſchen Finanzdepartement ein Abkommen getroffen worden ſei,<lb/> demzufolge die D<hi rendition="#aq">é</hi>p<hi rendition="#aq">ô</hi>ts der ruſſiſchen Regierung bei dem Bank-<lb/> hauſe Baring Brothers für eine gewiſſe Friſt zu einem verhältniß-<lb/> mäßigen Zinsſuße bei der Bank von England deponirt werden<lb/> ſollen. Der Vorſchlag dazu ſei indeß nicht von der Bank von<lb/> England, ſondern von der ruſſiſchen Regierung ausgegangen. —<lb/> Am <hi rendition="#g">Silbermarkt</hi> fiel die Notirung für Barrenſilber ſtetig bis<lb/> Mitte der Woche, worauf ſie ſich ebenſo ſtetig erholte und etwa ſo<lb/> ſchließt wie am Ende voriger Woche. Am letzten Sonnabend ſtieg<lb/> der Preis in Folge knapper Vorräthe um ¼<hi rendition="#aq">d</hi> auf 48<hi rendition="#aq">d</hi> per Unze,<lb/> aber unter dem Einfluſſe der ſinanziellen Nachrichten aus Amerika<lb/> ſchwächte ſich die Notirung am Montag um ½<hi rendition="#aq">d</hi> auf 47½<hi rendition="#aq">d</hi> per<lb/> Unze ab, zu welchem Preiſe Umfätze ſtattfanden. Dann ging der<lb/> Preis auf 47¼<hi rendition="#aq">d</hi> zurück, worauf ſich die Beſſerung einſtellte. Das<lb/> Barrenſilber per „John Elder“ aus Chile wurde am Mittwoch zu<lb/> 47¾<hi rendition="#aq">d</hi> per Unze verkauft — eine Preiserhöhung von ½<hi rendition="#aq">d</hi> —<lb/> und am Donnerſtag fanden ziemliche Umſätze zu 48<hi rendition="#aq">d</hi> ſtatt.<lb/> Geftern hoben ſich Barren um ⅛<hi rendition="#aq">d</hi> auf 48⅛<hi rendition="#aq">d.</hi> Mexicaniſche<lb/> Dollars wurden zu 46⅝<hi rendition="#aq">d</hi> per Unze gehandelt. Queckſilber notirte<lb/> 9¼ Pfd. St. aus erſter Hand.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>. <hi rendition="#b">Paris,</hi> 13. Dec.</dateline> <p>Die anſpruchsvolle Feſtigkeit des hieſigen<lb/> Platzes wird durch die Beſchränkung des Verkehrs in internatio-<lb/> nalen Papieren corrigirt, für welche Unterkunft geſucht wird. Die<lb/> argentiniſche Republik fügt zu ihrem Krach noch Zollerhöhungen,<lb/> welche den franzöſiſchen Handel ſchwer treffen. Die franco-ruſſiſche<lb/> Bank verſichert in einem Umlaufſchreiben, daß ſie nur die Obli-<lb/> gationen des argentiniſchen Foncier von Santa F<hi rendition="#aq">é</hi> eingeführt hat,<lb/> welcher bisher noch nicht in die Lage gerieth, von der Staats-<lb/><cb/> garantie Gebrauch zu machen. Der franzöſiſche Gläubigerausſchuß<lb/> für Argentinien läßt nichts von ſich hören, wohl darauf rechnend,<lb/> ein Land, das ſo große Reichthümer und ſo wenig Gewiſſen be-<lb/> ſitzt, werde mit der Zeit unausbleiblich wieder auf die Beine<lb/> kommen. Die Banque de Paris ſteigt beträchtlich mit den Actien<lb/> der braſilianiſchen Nationalbank, die auf 700 gehen. Sie ſoll<lb/> ſich mit der Bank der Vereinigten Staaten von Braſilien ver-<lb/> ſchmelzen und die neue Bank ſoll einen Notenumlauf im Betrage<lb/> von 1500 Millionen Franes unterhalten. Eine ſtarke Commiſſion<lb/> verdient die Banque de Paris an der Emiſſion 3procentiger Eiſen-<lb/> bahnenrente der Schweiz in einem erſten Betrage von 35 Millionen,<lb/> worauf mit Ueberſtürzung ſubſcribirt wird. Die Banque d’Escompte<lb/> hat an induſtriellen Emiſſionen hinreichend gewonnen, um ihre<lb/> Dividende auf 20 Francs für einbezahlte 125 Francs zu erhöhen.<lb/> Bekanntlich haben Baron Soubeyran und ſeine Banque d’Escompte<lb/> vor 10 Jahren die ſehr ausgedehnten Operationen der italieniſchen<lb/> Valutaregulirung financirt und mit Erfolg durchgeführt. In den-<lb/> ſelben Kreiſen hegt man gegenwärtig die Beſorgniß, den<lb/> Zwangscurs in Italien wieder hergeſtellt zu ſehen, wenn<lb/> die wirthſchaftlichen Gebrechen fortbeſtehen. Auf der Börſe<lb/> macht man ſich auf beträchtliche Lieferungen nagelnener<lb/> Stücke italieniſcher Rente gefaßt; daher ihre Baiſſe unter 94<lb/> mit einem halbjährigen Coupon. Borzüglich das Anlagecapital<lb/> begünſtigt das Steigen der öſterreichiſch-ungariſchen Renten auf<lb/> Grund beträchtlicher Fortſchritte der Staatswirthſchaft. Auffallend<lb/> belebt und feſt war der Comptant der ruſſiſchen Obligationen.<lb/> Portugieſiſche Renten und Bahnen ſteigen, weil von einer finan-<lb/> ziellen Sanirung oder Rettung des Landes geſprochen wird. Die<lb/> Banque de Paris, das Comptoir d’Escompte, der Cr<hi rendition="#aq">é</hi>dit Induſtriel<lb/> und deutſche Geldmächte machen Portugal einen erſten Vorſchuß<lb/> zur Deckung aller Geldbedürfniſſe während 6 Monaten. Zur<lb/> Conſolidirung der ſchwebenden Schulden und gegen Verpfändung<lb/> des Tabakmonopols gewähren ſie ihm ein 4procentiges Anlehen<lb/> von 200 Millionen, wovon 180 Millionen in Paris zu ſubſcribiren<lb/> ſind. In Frankreich lauten die Geſchäftsberichte meiſtentheils<lb/> günſtig, obſchon die Geſchäſtswelt wie die politiſchen und auch<lb/> diplomatiſchen Kreiſe den Parlamentsdebatten über die Zölle mit<lb/> dem beklommenen Vorgefühle entſcheidender Ereigniſſe entgegen-<lb/> ſehen. Die Vahneinnahmen gehen dem Jahresſchluſſe mit einem<lb/> Mehr über das Ausſtellungsjahr entgegen. Doch wird der Rein-<lb/> gewinn wegen der geſtiegenen Kohlenpreiſe und wegen vielfacher<lb/> Erneuerung des Materials geringer ſein. Die Erhöhung der<lb/> Couponſteuer läßt ſich an den Obligationen der Bahnen, des<lb/> Foncier u. dgl. weniger verſpüren, als die Gegner der Maßregel<lb/> es vorausgeſagt hatten. Die tuniſiſchen 3½procentigen Obli-<lb/> gationen werden zu 504 gekauft, da ſtädtiſche Anlehen zu 3½,<lb/> ungeachtet der Couponſteuer, emittirt und realiſirt werden. Zu<lb/> 521 wird das 6procentige Anlehen von Madagaskar gehandelt.<lb/> Die algieriſche Bank über 1691 erweitert ihren Betrieb; ihr Noten-<lb/> umlauf erreicht 80 Millionen, aber ihren laufenden Verpflich-<lb/> tungen im Betrage von 111 Millionen ſteht nur ein Baarſchatz<lb/> von 37 Millionen entgegen. Das Fallen des Kupfers und der<lb/> Kupferpapiere und die immer noch vorkommende Unſicherheit im<lb/> internationalen Verkehre beſtimmten die Speculation zum Wochen-<lb/> ſchluſſe, Gewinnſtrealiſirungen an den hohen Rentencurſen vorzu-<lb/> nehmen, ohne den erworbenen Curs 96 zu gefährden. Ohne den<lb/> Subſcriptionstag und den Emiſſionscurs des Anlehens von 870<lb/> Millionen zu wiſſen, bezahlt man mit einem Aufgelde von 1¼ Frcs.<lb/> die eventuellen Subfcriptionsreſultate. Mit dem neuen Anlehen<lb/> wird die „conſolidirte“ Staatsſchuld 36 Milliarden überſteigen.<lb/> Es kommen davon 3 Milliarden auf die conſolidirten Sparcaſſen-<lb/> Einlagen, wovon die Einlagen von je 1000—2000 Frcs. eine<lb/> Milliarde erreichen. Die Gefährlichkeit dieſer wahrhaft kritiſchen<lb/> Verhältniſſe und die Nothwendigkeit, das Maximum der indivi-<lb/> duellen Einlage auf 1000 Frcs. zu beſchränken, werden allgemein<lb/> anerkannt. Ein Kammerausſchuß beräth hierüber und ein bezüg-<lb/> licher Geſetzentwurf beſteht bereits. Es handelt ſich darum, die<lb/> Sparcaſſen in private Creditanſtalten umzuwandeln, welche nament-<lb/> lich den agrariſchen Credit mittelſt der landwirthſchaftlichen Syndi-<lb/> kate herſtellen. Sociale und politiſche Gegenſätze von Intereſſen<lb/> ſind auch dabei im Spiele. Der Geldmarkt hat vorläufig davon<lb/> keine Kenntniß zu nehmen. Obſchon aus Berlin und Wien nicht<lb/> ſehr günſtig beeinflußt, ſchließt man die Woche mit der Ueber-<lb/> zeugung, die halbmonatliche Liquidation werde ohne Schwierigkeiten<lb/> vorübergehen und die Rente werde ihren Coupon noch vor Ende<lb/> des Monats zurückgewinnen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schiffsnachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Trieſt,</hi> 13. Dec.</dateline> <p>Der Lloyddampfer „<hi rendition="#g">Euterpe</hi>“ iſt heute<lb/> Nachmittag hier eingetroffen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Trieſt,</hi> 14. Dec.</dateline> <p>Der Lloyddampfer „<hi rendition="#g">Juno</hi>“ iſt heute<lb/> Nachmittag aus Konſtantinopel hier eingetroffen.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> <table> <row> <cell/> </row> </table> </div> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </floatingText> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [8/0008]
München, Montag Allgemeine Zeitung 15. December 1890. Zweites Abendblatt Nr. 347.
würde, in welcher er eine Erhöhung der Geldcirculation durch weitere
Silberankäufe vorſchlagen werde. Schatzſecretär Windom, welcher
gegenwärtig in New-York behufs Beſprechung der Lage mit dortigen
Finanzcapacitäten weilt, ſoll mit dem Plane einverſtanden ſein, den
gegenwärtig auf 13 Millionen Unzen geſchätzten Silbervorrath, ſowie
auch eine weitere, der jährlichen Banknoteneinziehung entſprechende
Quantität Silber anzukaufen, ſo daß die Geldcirculation im ganzen um
30 Millionen Dollars erhöht würde.
New-Yorker Banken. Die Reſerve der New-Yorker Banken,
welche vor acht Tagen 2,425,000 Doll. unter dem geſetzlichen Minimum
geweſen war, zeigt nach einem Londoner Telegramm der „Frkf. Ztg.“
jetzt einen Ueberſchuß von 625,000 Doll.
Amerikaniſche Eiſenbahnen. Sämmtliche Eiſenbahnen
weſtlich von Chicago, ausgenommen die Chicago Alton Company,
haben, wie ſchon kurz gemeldet, Hrn. Pierpont Morgans Ein-
ladung zu der am 15. d. in ſeinem Hauſe ſtattfindenden Conferenz
angenommen. Der Berſammlung wird eine Reſolution unter-
breitet werden, welche die Bildung eines Berbandes der Präſidenten
der betheiligten Eiſenbahnen unter der Bezeichnung die Weſtern
Railway Aſſociation bildet. Der Zweck des Verbandes nach Mit-
theilungen von betheiligter Seite iſt, öffentliche, vernünftige, gleich-
mäßige und ſtabile Sätze herzuſtellen, die billig für das Publicum
ſind und doch einen reinen Nutzenertrag belaſſen; jeder Eiſenbahn
ein gehöriges Verhältniß von Geſchäft, zu welchem ſie natürlich
berechtigt iſt, zu ſichern, unnöthige und koſtſpielige Diverſionen
des Verkehrs zu verhindern, neue Sparſamkeitsmaßregeln und neue
Methoden der Erlangung und Handhabung von Güter- und
Paſſagierverkehr einzuführen, um größere Bequemlichkeiten und
Vortheile für ihre Kunden, ſowie vernünftige Nutzenerträge für
die Geſellſchaften ſelber zu ſichern. Der Verband wird dieſe Zwecke
hauptſächlich durch Sparſamkeitsmaßregeln und nicht durch Tarif-
erhöhungen zu erreichen ſuchen.
Börſenwochenberichte.
ஃ London, 13. Dec. Die Halbmonats-Liquidation an der
hieſigen Börſe iſt allerdings ohne Inſolvenzen verlaufen, aber doch
nicht, ohne daß es zu Schwierigkeiten gekommen wäre. Dieſelben
betrafen die ſehr erheblichen Differenzen eines Speculanten außer-
halb der Börſe zumeiſt in amerikaniſchen Eiſenbahnwerthen in Höhe
von 30-—35,000 Pf. St. Die Angelegenheit wurde in letzter
Stunde durch Baarzahlung von 50 Proc. und Gutſchein für den
Reſt beglichen, in Folge deſſen es den betreffenden Maklern möglich
wurde, ihre Verpflichtungen ihrerſeits zu erfüllen. Aber noch eine
andere größere Laſt drückt den Markt; die Maſſe der hieſigen
Firma B. Neugaß & Co. iſt noch immer nicht liquidirt. Es iſt
dies jene Firma, welche durch ihre koloſſalen Speculationen, derent-
willen ſie fremde Hülfe in Anſpruch nehmen mußte, den erſten An-
ſtoß zu der jetzigen Kriſis gab. Der Stand dieſer Maſſe ſoll
neuerdings dadurch erſchwert worden ſein, daß Ziehungen des vor
Kurzem inſolvent gewordenen Baumwollhauſes V. & A. Meyer in
New-Orleans in Höhe von 20,000 Pf. St. zu honoriren waren.
Nach dem „Daily News“ ſoll die Firma Neugaß 146,000 Pfund
Sterling Differenzen an der Börfe ſchulden, während ſie
1,250,000 Pfund Sterling gegen verpfändete Sicherheiten
zu zahlen hat. Es ſollen nun Verhandlungen ſchweben, um
die Firma in eine Geſellſchaft mit beſchränkter Haftpflicht umzu-
wandeln, welche die Activa übernehmen und 6proc. Obligationen
ausgeben würde, welche die Börſe als Caſſe für die Differenzen in
Zahlung zu nehmen hätte. Schon die Erwähnung dieſer An-
gelegenheit genügt, um klar zu machen, daß die Hoffnungen,
welche aus einigen Tagen der Erholung an der New-Yorker
Börſe und aus dem glatten Verlaufe der hieſigen Liquidation
auf die vollſtändige Beilegung der Kriſis drüben und hier ſchließen,
verfrühte ſind. Ueber dem amerikaniſchen Markte ſchwebt noch
immer die nothwendige Liquidation der Ueberſpeculation in
Waaren und Effecten, welche ins Werk geſetzt war, weil dort
Alles auf einen allgemeinen Aufſchwung der Geſchäfte als Folge
der McKinley-Bill und der Silbergeſetzgebung rechnete. Dieſer
Aufſchwung iſt aber nicht eingetreten, ſchon weil man annimmt,
daß in kurzer Zeit Abänderungen dieſer Geſetzgebung zu gewärtigen
ſind, und außerdem aus dem Grunde, weil eben Alles daraufhin
ſpeculirt hat. Der Londoner Markt aber kann und wird nicht
eher zur vollen Ruhe kommen, bis die argentiniſche Frage
endgültig gelöst iſt. Freilich iſt Vorſorge für den Januarcoupon
der Staatsanleihen getroffen, ſo daß die dringendſte Gefahr ab-
gewendet erſcheint. Aber es iſt nicht zu bezweifeln, daß ohne
fremde Hülfe die weitern Zahlungen großen Schwierigkeiten begegnen
würden, gar nicht zu gedenken der Verpflichtungen für die Cedulas,
Provincialanleihen und dergleichen. Nachdem die Vorſchläge der eng-
liſchen Mitglieder des argentiniſchen Comités weder in Europa
noch in Buenos Aires die von denſelben erwartete günſtige Auf-
nahme gefunden haben, ſcheint etwas mehr Bereitwilligkeit ſich ein-
geſtellt zu haben, auf die Anſichten der continentalen Finanzleute
Nückſicht zu nehmen. Die „Times“ geben, wie telegraphiſch ge-
meldet, zwar nur zu, daß man in nebenſächlichen Fragen Entgegen-
kommen zeigen wolle, aber man weiß doch wohl ganz gut, daß die zwei
Projecte ſo verſchiedenartige Anſichten im Princip der einzuſchlagenden
Maßregeln bekunden, daß für eine Verſöhnung ein Aufgeben nur neben-
ſächlicher Punkte gegenſtandslos wäre. Immerhin bewirkte das Bekannt-
werden der verſöhnlichen Stimmung hier am Freitag eine ziemlich
bedeutende Steigerung der argentiniſchen Werthe, trotz der Nach-
richt, daß das Goldagio in Buenos Ayres auf 200 Proc. geſtiegen
ſei. Wenn wir ſomit vor ſanguiniſcher Auffaſſung der Lage
warnen, ſo ſind doch andrerſeits Symptome bemerkbar, welche da-
für ſprechen, daß ein weiteres Hinübergreifen der Kriſis auf
Handelskreiſe nicht zu befürchten ſein dürfte. Prophezeiungen über
die weitere Geſtaltung von Kriſen ſind aber im allgemeinen be-
dentlich, weil unvermuthete Zwiſchenfälle in ſo erregter Zeit und
auf ſo geſchwächte Kräfte weit ſchlimmer wirken, als in gewöhn-
lichen Zeitläuften. Aus New-York iſt an hieſige leitende Finanz-
kreiſe die Nachricht gelangt, eine weitere Verſorgung mit Gold aus
Europa ſei nicht nöthig, da das Vertrauen jener Häuſer, die kürz-
lich ablehnten, Wechſel auf Europa überhaupt zu kaufen, theilweiſe
wieder hergeſtellt ſei, ſo daß Rimeſſen auf hier jetzt leichter ver-
käuflich ſind. Dadurch iſt der hieſige Geldmarkt etwas erleichtert
worden, und 3-Monat-Wechſel ſind jetzt mit 4¼ Proc. und ſelbſt
darunter unſchwer zu begeben.
Londoner Geldmarkt. Unter dem Einfluſſe der Gold-
verſchiffungen nach den Vereinigten Staaten hat ſich der Disconto-
markt in verfloſſener Woche verſteift, und der Satz für beſte Drei-
monatswechſel ſtellt ſich jetzt auf 4—4⅛ Proc. „Die bis jetzt
nach Amerika gefloſſene Summe“, ſchreibt der „Economiſt“ in
ſeinem Wochenbericht, „iſt nicht mehr als entbehrt werden kann,
in Anbetracht des gegenwärtigen Standes der Bankreſerve und der
Thatſache, daß Gold im ungefähren Betrage von 1½ Mill. Pfo. St.
von Braſilien und Auſtralien hieher unterwegs iſt. Die Bank
könnte jedoch kaum viel mehr entbehren, ohne gezwungen zu ſein,
Schutzmaßregeln zu ergreifen. Es darf nicht vergeſſen werden,
daß die von der Bank von Frankreich entlehnten 3 Mill. Pfd. St.
Anfangs nächſten Jahres zurückgezahlt werden müſſen, und wenn
dieſer Betrag von dem gegenwärtigen Metallvorrath abgezogen
wird, iſt der Reſt nicht allzu groß. Der Gang der Ereigniſſe in
den Vereinigten Staaten wird demnach mit lebhaftem Intereſſe be-
obachtet werden. Wir ſind zu der Meinung geneigt, daß das
äußerſte Stadium der Verlegenheit vorüber iſt. Die Goldentnahmen
von dieſſeits ſcheinen den Einfluß gehabt zu haben, die Beſorgniß,
daß Geld nicht verfügbar ſein wird, wenn es gebraucht wird, zu
verſcheuchen, und im Rückblick darauf, daß die beſtehenden Ver-
bindlichkeiten ſich allmählich ſelber liquidiren, wird ſich das Ge-
ſchäft hoffentlich ſelber langſam aufrichten. Eine raſche Erholung
iſt nicht zu erwarten. Es iſt indeß unmöglich, dieſe Anſicht mit
einigem Grad von Zuverſicht zu hegen, und wo Alles ſo ungewiß
iſt, iſt das beſte Berfahren, daß der hieſige Markt ſich für
irgendwelche Anforderungen, die an denſelben herantreten mögen,
in Bereitſchaſt hält.“ Der „Economiſt“ beſtätigt die St. Peters-
burger Meinung, daß zwiſchen der Bank von England und dem
ruſſiſchen Finanzdepartement ein Abkommen getroffen worden ſei,
demzufolge die Dépôts der ruſſiſchen Regierung bei dem Bank-
hauſe Baring Brothers für eine gewiſſe Friſt zu einem verhältniß-
mäßigen Zinsſuße bei der Bank von England deponirt werden
ſollen. Der Vorſchlag dazu ſei indeß nicht von der Bank von
England, ſondern von der ruſſiſchen Regierung ausgegangen. —
Am Silbermarkt fiel die Notirung für Barrenſilber ſtetig bis
Mitte der Woche, worauf ſie ſich ebenſo ſtetig erholte und etwa ſo
ſchließt wie am Ende voriger Woche. Am letzten Sonnabend ſtieg
der Preis in Folge knapper Vorräthe um ¼d auf 48d per Unze,
aber unter dem Einfluſſe der ſinanziellen Nachrichten aus Amerika
ſchwächte ſich die Notirung am Montag um ½d auf 47½d per
Unze ab, zu welchem Preiſe Umfätze ſtattfanden. Dann ging der
Preis auf 47¼d zurück, worauf ſich die Beſſerung einſtellte. Das
Barrenſilber per „John Elder“ aus Chile wurde am Mittwoch zu
47¾d per Unze verkauft — eine Preiserhöhung von ½d —
und am Donnerſtag fanden ziemliche Umſätze zu 48d ſtatt.
Geftern hoben ſich Barren um ⅛d auf 48⅛d. Mexicaniſche
Dollars wurden zu 46⅝d per Unze gehandelt. Queckſilber notirte
9¼ Pfd. St. aus erſter Hand.
. Paris, 13. Dec. Die anſpruchsvolle Feſtigkeit des hieſigen
Platzes wird durch die Beſchränkung des Verkehrs in internatio-
nalen Papieren corrigirt, für welche Unterkunft geſucht wird. Die
argentiniſche Republik fügt zu ihrem Krach noch Zollerhöhungen,
welche den franzöſiſchen Handel ſchwer treffen. Die franco-ruſſiſche
Bank verſichert in einem Umlaufſchreiben, daß ſie nur die Obli-
gationen des argentiniſchen Foncier von Santa Fé eingeführt hat,
welcher bisher noch nicht in die Lage gerieth, von der Staats-
garantie Gebrauch zu machen. Der franzöſiſche Gläubigerausſchuß
für Argentinien läßt nichts von ſich hören, wohl darauf rechnend,
ein Land, das ſo große Reichthümer und ſo wenig Gewiſſen be-
ſitzt, werde mit der Zeit unausbleiblich wieder auf die Beine
kommen. Die Banque de Paris ſteigt beträchtlich mit den Actien
der braſilianiſchen Nationalbank, die auf 700 gehen. Sie ſoll
ſich mit der Bank der Vereinigten Staaten von Braſilien ver-
ſchmelzen und die neue Bank ſoll einen Notenumlauf im Betrage
von 1500 Millionen Franes unterhalten. Eine ſtarke Commiſſion
verdient die Banque de Paris an der Emiſſion 3procentiger Eiſen-
bahnenrente der Schweiz in einem erſten Betrage von 35 Millionen,
worauf mit Ueberſtürzung ſubſcribirt wird. Die Banque d’Escompte
hat an induſtriellen Emiſſionen hinreichend gewonnen, um ihre
Dividende auf 20 Francs für einbezahlte 125 Francs zu erhöhen.
Bekanntlich haben Baron Soubeyran und ſeine Banque d’Escompte
vor 10 Jahren die ſehr ausgedehnten Operationen der italieniſchen
Valutaregulirung financirt und mit Erfolg durchgeführt. In den-
ſelben Kreiſen hegt man gegenwärtig die Beſorgniß, den
Zwangscurs in Italien wieder hergeſtellt zu ſehen, wenn
die wirthſchaftlichen Gebrechen fortbeſtehen. Auf der Börſe
macht man ſich auf beträchtliche Lieferungen nagelnener
Stücke italieniſcher Rente gefaßt; daher ihre Baiſſe unter 94
mit einem halbjährigen Coupon. Borzüglich das Anlagecapital
begünſtigt das Steigen der öſterreichiſch-ungariſchen Renten auf
Grund beträchtlicher Fortſchritte der Staatswirthſchaft. Auffallend
belebt und feſt war der Comptant der ruſſiſchen Obligationen.
Portugieſiſche Renten und Bahnen ſteigen, weil von einer finan-
ziellen Sanirung oder Rettung des Landes geſprochen wird. Die
Banque de Paris, das Comptoir d’Escompte, der Crédit Induſtriel
und deutſche Geldmächte machen Portugal einen erſten Vorſchuß
zur Deckung aller Geldbedürfniſſe während 6 Monaten. Zur
Conſolidirung der ſchwebenden Schulden und gegen Verpfändung
des Tabakmonopols gewähren ſie ihm ein 4procentiges Anlehen
von 200 Millionen, wovon 180 Millionen in Paris zu ſubſcribiren
ſind. In Frankreich lauten die Geſchäftsberichte meiſtentheils
günſtig, obſchon die Geſchäſtswelt wie die politiſchen und auch
diplomatiſchen Kreiſe den Parlamentsdebatten über die Zölle mit
dem beklommenen Vorgefühle entſcheidender Ereigniſſe entgegen-
ſehen. Die Vahneinnahmen gehen dem Jahresſchluſſe mit einem
Mehr über das Ausſtellungsjahr entgegen. Doch wird der Rein-
gewinn wegen der geſtiegenen Kohlenpreiſe und wegen vielfacher
Erneuerung des Materials geringer ſein. Die Erhöhung der
Couponſteuer läßt ſich an den Obligationen der Bahnen, des
Foncier u. dgl. weniger verſpüren, als die Gegner der Maßregel
es vorausgeſagt hatten. Die tuniſiſchen 3½procentigen Obli-
gationen werden zu 504 gekauft, da ſtädtiſche Anlehen zu 3½,
ungeachtet der Couponſteuer, emittirt und realiſirt werden. Zu
521 wird das 6procentige Anlehen von Madagaskar gehandelt.
Die algieriſche Bank über 1691 erweitert ihren Betrieb; ihr Noten-
umlauf erreicht 80 Millionen, aber ihren laufenden Verpflich-
tungen im Betrage von 111 Millionen ſteht nur ein Baarſchatz
von 37 Millionen entgegen. Das Fallen des Kupfers und der
Kupferpapiere und die immer noch vorkommende Unſicherheit im
internationalen Verkehre beſtimmten die Speculation zum Wochen-
ſchluſſe, Gewinnſtrealiſirungen an den hohen Rentencurſen vorzu-
nehmen, ohne den erworbenen Curs 96 zu gefährden. Ohne den
Subſcriptionstag und den Emiſſionscurs des Anlehens von 870
Millionen zu wiſſen, bezahlt man mit einem Aufgelde von 1¼ Frcs.
die eventuellen Subfcriptionsreſultate. Mit dem neuen Anlehen
wird die „conſolidirte“ Staatsſchuld 36 Milliarden überſteigen.
Es kommen davon 3 Milliarden auf die conſolidirten Sparcaſſen-
Einlagen, wovon die Einlagen von je 1000—2000 Frcs. eine
Milliarde erreichen. Die Gefährlichkeit dieſer wahrhaft kritiſchen
Verhältniſſe und die Nothwendigkeit, das Maximum der indivi-
duellen Einlage auf 1000 Frcs. zu beſchränken, werden allgemein
anerkannt. Ein Kammerausſchuß beräth hierüber und ein bezüg-
licher Geſetzentwurf beſteht bereits. Es handelt ſich darum, die
Sparcaſſen in private Creditanſtalten umzuwandeln, welche nament-
lich den agrariſchen Credit mittelſt der landwirthſchaftlichen Syndi-
kate herſtellen. Sociale und politiſche Gegenſätze von Intereſſen
ſind auch dabei im Spiele. Der Geldmarkt hat vorläufig davon
keine Kenntniß zu nehmen. Obſchon aus Berlin und Wien nicht
ſehr günſtig beeinflußt, ſchließt man die Woche mit der Ueber-
zeugung, die halbmonatliche Liquidation werde ohne Schwierigkeiten
vorübergehen und die Rente werde ihren Coupon noch vor Ende
des Monats zurückgewinnen.
Schiffsnachrichten.
* Trieſt, 13. Dec. Der Lloyddampfer „Euterpe“ iſt heute
Nachmittag hier eingetroffen.
* Trieſt, 14. Dec. Der Lloyddampfer „Juno“ iſt heute
Nachmittag aus Konſtantinopel hier eingetroffen.
_
_
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |