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Allgemeine Zeitung, Nr. 34, 22. August 1914.

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Allgemeine Zeitung 22. August 1914.
[Spaltenumbruch] zu bewegen. Dadurch würde er beweisen, daß Deutschland und
England zusammenarbeiten, um zu verhindern, was eine inter-
nationale Katastrophe sein würde. Bitte, versichere Wilhelm, daß
ich alles tue und auch weiter tun werde, was in meiner Macht liegt,
um den europäischen Frieden zu erhalten.
Georg."
Telegramm S. M. des Kaisers an den König von
England am 31. Juli 1914.
"Vielen Dank für Deine freundliche Mitteilungen. Deine
Vorschläge decken sich mit meinen Ideen und mit den Mitteilungen,
die ich heute nachts von Wien erhielt und die ich nach London
weitergegeben habe.
Ich habe gerade vom Kanzler die Nachricht erhalten, daß ihm
soeben die Nachricht zugegangen ist, daß Nikolaus heute Nacht die
Mobilisierung seiner gesamten Armee und Flotte angeordnet hat.
Er hat nicht einmal die Ergebnisse der Vermittlung abgewartet,
an der ich arbeite, und mich ganz ohne Nachricht gelassen.
Ich fahre nach Berlin, um die Sicherheit meiner östlichen
Grenzen sicherzustellen, wo schon starke russische Truppen Aufstellung
genommen haben.
Wilhelm."
Telegramm des Königs von England an S. M. den
Kaiser vom 1. August 1914.
"Vielen Dank für Dein Telegramm von gestern nachmittag.
Ich habe ein dringendes Telegramm an Nikolaus geschickt, in dem
ich meine Bereitwilligkeit ausgesprochen habe, alles zu tun, was
in meiner Macht liegt, um die Wiederaufnahme der Verhandlungen
zwischen den beteiligten Mächten zu fördern.
Georg."
Telegramm des Kaiserlichen Botschafters in
London an den Reichskanzler vom 1. August 1914.
"Soeben hat mich Sir Edward Grey an das Telephon gerufen
und mich gefragt, ob ich glaubte erklären zu können, daß für den
Fall, daß Frankreich neutral bliebe in einem deutsch-russischen
Krieg, wir die Franzosen nicht angriffen. Ich erklärte ihm, ich
glaubte die Verantwortung hiefür übernehmen zu können.

Lichnowsky."
Telegramm S. M. des Kaisers an den König von
England vom 1. August 1914.
"Ich habe soeben die Mitteilung Deiner Regierung erhalten,
durch die sie die französische Neutralität unter der Garantie Groß-
britanniens anbietet.
Dieser Anerbietung war die Frage angeschlossen, ob unter
diesen Bedingungen Deutschland darauf verzichten würde, Frank-
reich anzugreifen. Aus technischen Gründen muß meine von heute
nachmittag nach zwei Fronten, nach Osten und Westen, angeordnete
Mobilmachung vorbereitungsgemäß vor sich gehen. Ein Gegen-
befehl kann nicht mehr gegeben werden, weil Dein Telegramm
leider zu spät kam.
Aber wenn mir Frankreich seine Neutralität anbietet, die durch
die englische Armee und Flotte garantiert werden muß, werde ich
natürlich von einem Angriff auf Frankreich absehen und meine
Truppen anderweitig verwenden. Ich hoffe, Frankreich wird nicht
nervös werden. Die Truppen an meiner Grenze werden gerade
telegraphisch und telephonisch abgehalten, die französische Grenze
zu überschreiten.
Wilhelm."
Telegramm des Reichskanzlers an den Kaiser-
lichen Botschafter in London vom 1. August 1914.
"Deutschland ist bereit, auf den englischen Vorschlag einzu-
gehen, falls sich England mit seiner Streitmacht für die unbedingte
Neutralität Frankreichs im deutsch-russischen Konflikt verbürgt. Die
deutsche Mobilmachung ist heute auf Grund der russischen Heraus-
forderung erfolgt, bevor der englische Vorschlag eintraf. Infolge-
dessen ist auch unser Aufmarsch an der französischen Grenze nicht
mehr zu ändern.
Wir verbürgen uns aber dafür, daß die französische Grenze
bis Montag, den 3. August, abends 7 Uhr, durch unsere Truppen
nicht überschritten wird, falls bis dahin die Zusage Englands er-
folgt ist.
Bethmann Hollweg."
Telegramm des Königs von England an S. M. den
Kaiser vom 1. August 1914.
"In Beantwortung Deines Telegramms, das soeben ein-
gegangen ist, glaube ich, daß ein Mißverständnis bezüglich Deiner
Anregung vorliegen muß, das in einer freundschaftlichen Unter-
haltung zwischen dem Fürsten Lichnowsky und Sir Edward Grey
[Spaltenumbruch] erfolgt ist, als sie erörterten, wie ein wirklicher Kampf zwischen
der deutschen und der französischen Armee vermieden werden
könne, solange noch die Möglichkeit besteht, daß ein Einverständnis
zwischen Oesterreich und Rußland erzielt wird.
Sir Edward Grey wird den Fürsten Lichnowsky morgen früh
sehen, um festzustellen, ob ein Mißverständnis auf seiner Seite
vorliegt.
Georg."
Das letzte Telegramm des Kaiserlichen Bot-
schafters in London an den Reichskanzler vom
2. August 1914.
"Die Anregungen Sir Edward Greys, die auf dem Wunsch
beruhten, die Möglichkeit dauernder Neutralität Englands zu
schaffen, sind ohne vorherige Stellungnahme mit Frankreich und ohne
Kenntnis der Mobilmachung erfolgt und als völlig aussichtslos auf-
gegeben.
Lichnowsky."

Der Schwerpunkt der von Deutschland abgegebenen Erklärun-
gen liegt in dem Telegramm Kaiser Wilhelms an den König von
England. Auch wenn ein Mißverständnis in bezug auf den engli-
schen Vorschlag vorlag, so bot doch das Anerbieten Seiner Majestät
England Gelegenheit, aufrichtig seine Friedensliebe zu bewahren
und den deutsch-französischen Krieg zu verhindern.


Der Kaiser hat am 16. ds. "Berlin in der Richtung nach
Mainz verlassen." Vor seiner Hauptreise in das Hauptquartier hat
er an den Oberbürgermeister von Berlin nachstehenden Erlaß ge-
richtet:

"Der Fortgang der kriegerischen Operationen nötigt Mich,
Mein Hauptquartier von Berlin zu verlegen. Es ist Mir ein Her-
zensbedürfnis, der Berliner Bürgerschaft mit dem Lebewohl Mei-
nen innigsten Dank zu sagen für alle Kundgebungen und Beweise
der Liebe und Zuneigung, die Ich in diesen großen und schicksals-
schweren Tagen reichlich erfuhr. Ich vertraue fest auf Gottes Hilfe,
auf die Tapferkeit von Heer und Marine und die unerschütterliche
Einmütigkeit des deutschen Volkes in den Stunden der Gefahr. Un-
serer gerechten Sache wird der Sieg nicht fehlen."

Der Oberbürgermeister und der Stadtverordneten-Vorsteher
hatten dem Kaiser kurz vor der Abreise im Schlosse die Abschieds-
grüße der Stadt Berlin dargebracht.

Gleichzeitig veröffentlichte der Reichsanzeiger in einer Sonder-
ausgabe einen Erlaß des Kaisers über die Ermächtigung des
Reichskanzler zur selbständigen Erledigung von Regierungs-
geschäften im Bereiche der Reichsverwaltung.

Der Kaiser hat dem preußischen Gesandten in München, Herrn
Treutler in sein Hauptquartier berufen und die Führung der
Geschäfte der preußischen Gesandtschaft am Bayerischen Hofe, dem
bisherigen kaiserl. Botschafter in Paris, Freiherrn v. Schön über-
tragen. Offiziös wird Freiherr von Schön mit nachstehenden war-
men Worten begrüßt:

"Die Entsendung des Freiherrn von Schön, der mehrere Jahre
Staatssekretär des Auswärtigen Amtes und Botschafter des Reiches
gewesen ist, auf den hiesigen Posten wird sowohl in amtlichen Krei-
sen Bayerns wie im ganzen Lande mit Genugtuung begrüßt wer-
den. Sie ist ein Unterpfand der innigen herzlichen Beziehungen,
die Preußen und Bayern verbinden. Freiherr von Schön wird in
der ernsten Zeit, die Deutschland beschieden ist, auf seinem baye-
rischen Posten sich davon überzeugen können, wie fest das bundes-
staatliche Gefüge des Reiches ist und daß die Woge einmütiger Ge-
schlossenheit, die durch die deutschen Lande geht, nirgends stärker
brandet wie im Süden des Reiches. Die zahlreichen Freunde, die
Herr von Schön sich während seiner diplomatischen Laufbahn er-
worben hat, werden es mit Befriedigung verzeichnen, daß es diesem
ausgezeichneten und hervorragenden Diplomaten vergönnt ist, dem
Reich auch weiterhin seine wertvollen Dienste zu leisten."


Der Feind im Westen.

Für uns in Bayern ist besonders eine Nachricht vom westlichen
Kriegsschauplatz von freudigem Interesse, daß Prinz Heinrich
von Bayern
mit seiner Eskadron eine Abteilung französischer
Dragoner in der Attacke vernichtet hat.

Das bedeutendste Ereignis auf diesem Gebiete ist der Sieg bei
Mühlhausen gewesen. Aus diesem Anlaß hat das Badische Kriegs-
ministerium zwei Telegramme veröffentlicht, die anläßlich der sieg-
reichen Zurückwerfung der Franzosen bei Mühlhausen gewechselt
wurden. Sie lauten:

Allgemeine Zeitung 22. Auguſt 1914.
[Spaltenumbruch] zu bewegen. Dadurch würde er beweiſen, daß Deutſchland und
England zuſammenarbeiten, um zu verhindern, was eine inter-
nationale Kataſtrophe ſein würde. Bitte, verſichere Wilhelm, daß
ich alles tue und auch weiter tun werde, was in meiner Macht liegt,
um den europäiſchen Frieden zu erhalten.
Georg.“
Telegramm S. M. des Kaiſers an den König von
England am 31. Juli 1914.
„Vielen Dank für Deine freundliche Mitteilungen. Deine
Vorſchläge decken ſich mit meinen Ideen und mit den Mitteilungen,
die ich heute nachts von Wien erhielt und die ich nach London
weitergegeben habe.
Ich habe gerade vom Kanzler die Nachricht erhalten, daß ihm
ſoeben die Nachricht zugegangen iſt, daß Nikolaus heute Nacht die
Mobiliſierung ſeiner geſamten Armee und Flotte angeordnet hat.
Er hat nicht einmal die Ergebniſſe der Vermittlung abgewartet,
an der ich arbeite, und mich ganz ohne Nachricht gelaſſen.
Ich fahre nach Berlin, um die Sicherheit meiner öſtlichen
Grenzen ſicherzuſtellen, wo ſchon ſtarke ruſſiſche Truppen Aufſtellung
genommen haben.
Wilhelm.“
Telegramm des Königs von England an S. M. den
Kaiſer vom 1. Auguſt 1914.
„Vielen Dank für Dein Telegramm von geſtern nachmittag.
Ich habe ein dringendes Telegramm an Nikolaus geſchickt, in dem
ich meine Bereitwilligkeit ausgeſprochen habe, alles zu tun, was
in meiner Macht liegt, um die Wiederaufnahme der Verhandlungen
zwiſchen den beteiligten Mächten zu fördern.
Georg.“
Telegramm des Kaiſerlichen Botſchafters in
London an den Reichskanzler vom 1. Auguſt 1914.
„Soeben hat mich Sir Edward Grey an das Telephon gerufen
und mich gefragt, ob ich glaubte erklären zu können, daß für den
Fall, daß Frankreich neutral bliebe in einem deutſch-ruſſiſchen
Krieg, wir die Franzoſen nicht angriffen. Ich erklärte ihm, ich
glaubte die Verantwortung hiefür übernehmen zu können.

Lichnowsky.“
Telegramm S. M. des Kaiſers an den König von
England vom 1. Auguſt 1914.
„Ich habe ſoeben die Mitteilung Deiner Regierung erhalten,
durch die ſie die franzöſiſche Neutralität unter der Garantie Groß-
britanniens anbietet.
Dieſer Anerbietung war die Frage angeſchloſſen, ob unter
dieſen Bedingungen Deutſchland darauf verzichten würde, Frank-
reich anzugreifen. Aus techniſchen Gründen muß meine von heute
nachmittag nach zwei Fronten, nach Oſten und Weſten, angeordnete
Mobilmachung vorbereitungsgemäß vor ſich gehen. Ein Gegen-
befehl kann nicht mehr gegeben werden, weil Dein Telegramm
leider zu ſpät kam.
Aber wenn mir Frankreich ſeine Neutralität anbietet, die durch
die engliſche Armee und Flotte garantiert werden muß, werde ich
natürlich von einem Angriff auf Frankreich abſehen und meine
Truppen anderweitig verwenden. Ich hoffe, Frankreich wird nicht
nervös werden. Die Truppen an meiner Grenze werden gerade
telegraphiſch und telephoniſch abgehalten, die franzöſiſche Grenze
zu überſchreiten.
Wilhelm.“
Telegramm des Reichskanzlers an den Kaiſer-
lichen Botſchafter in London vom 1. Auguſt 1914.
„Deutſchland iſt bereit, auf den engliſchen Vorſchlag einzu-
gehen, falls ſich England mit ſeiner Streitmacht für die unbedingte
Neutralität Frankreichs im deutſch-ruſſiſchen Konflikt verbürgt. Die
deutſche Mobilmachung iſt heute auf Grund der ruſſiſchen Heraus-
forderung erfolgt, bevor der engliſche Vorſchlag eintraf. Infolge-
deſſen iſt auch unſer Aufmarſch an der franzöſiſchen Grenze nicht
mehr zu ändern.
Wir verbürgen uns aber dafür, daß die franzöſiſche Grenze
bis Montag, den 3. Auguſt, abends 7 Uhr, durch unſere Truppen
nicht überſchritten wird, falls bis dahin die Zuſage Englands er-
folgt iſt.
Bethmann Hollweg.“
Telegramm des Königs von England an S. M. den
Kaiſer vom 1. Auguſt 1914.
„In Beantwortung Deines Telegramms, das ſoeben ein-
gegangen iſt, glaube ich, daß ein Mißverſtändnis bezüglich Deiner
Anregung vorliegen muß, das in einer freundſchaftlichen Unter-
haltung zwiſchen dem Fürſten Lichnowsky und Sir Edward Grey
[Spaltenumbruch] erfolgt iſt, als ſie erörterten, wie ein wirklicher Kampf zwiſchen
der deutſchen und der franzöſiſchen Armee vermieden werden
könne, ſolange noch die Möglichkeit beſteht, daß ein Einverſtändnis
zwiſchen Oeſterreich und Rußland erzielt wird.
Sir Edward Grey wird den Fürſten Lichnowsky morgen früh
ſehen, um feſtzuſtellen, ob ein Mißverſtändnis auf ſeiner Seite
vorliegt.
Georg.“
Das letzte Telegramm des Kaiſerlichen Bot-
ſchafters in London an den Reichskanzler vom
2. Auguſt 1914.
„Die Anregungen Sir Edward Greys, die auf dem Wunſch
beruhten, die Möglichkeit dauernder Neutralität Englands zu
ſchaffen, ſind ohne vorherige Stellungnahme mit Frankreich und ohne
Kenntnis der Mobilmachung erfolgt und als völlig ausſichtslos auf-
gegeben.
Lichnowsky.“

Der Schwerpunkt der von Deutſchland abgegebenen Erklärun-
gen liegt in dem Telegramm Kaiſer Wilhelms an den König von
England. Auch wenn ein Mißverſtändnis in bezug auf den engli-
ſchen Vorſchlag vorlag, ſo bot doch das Anerbieten Seiner Majeſtät
England Gelegenheit, aufrichtig ſeine Friedensliebe zu bewahren
und den deutſch-franzöſiſchen Krieg zu verhindern.


Der Kaiſer hat am 16. ds. „Berlin in der Richtung nach
Mainz verlaſſen.“ Vor ſeiner Hauptreiſe in das Hauptquartier hat
er an den Oberbürgermeiſter von Berlin nachſtehenden Erlaß ge-
richtet:

„Der Fortgang der kriegeriſchen Operationen nötigt Mich,
Mein Hauptquartier von Berlin zu verlegen. Es iſt Mir ein Her-
zensbedürfnis, der Berliner Bürgerſchaft mit dem Lebewohl Mei-
nen innigſten Dank zu ſagen für alle Kundgebungen und Beweiſe
der Liebe und Zuneigung, die Ich in dieſen großen und ſchickſals-
ſchweren Tagen reichlich erfuhr. Ich vertraue feſt auf Gottes Hilfe,
auf die Tapferkeit von Heer und Marine und die unerſchütterliche
Einmütigkeit des deutſchen Volkes in den Stunden der Gefahr. Un-
ſerer gerechten Sache wird der Sieg nicht fehlen.“

Der Oberbürgermeiſter und der Stadtverordneten-Vorſteher
hatten dem Kaiſer kurz vor der Abreiſe im Schloſſe die Abſchieds-
grüße der Stadt Berlin dargebracht.

Gleichzeitig veröffentlichte der Reichsanzeiger in einer Sonder-
ausgabe einen Erlaß des Kaiſers über die Ermächtigung des
Reichskanzler zur ſelbſtändigen Erledigung von Regierungs-
geſchäften im Bereiche der Reichsverwaltung.

Der Kaiſer hat dem preußiſchen Geſandten in München, Herrn
Treutler in ſein Hauptquartier berufen und die Führung der
Geſchäfte der preußiſchen Geſandtſchaft am Bayeriſchen Hofe, dem
bisherigen kaiſerl. Botſchafter in Paris, Freiherrn v. Schön über-
tragen. Offiziös wird Freiherr von Schön mit nachſtehenden war-
men Worten begrüßt:

„Die Entſendung des Freiherrn von Schön, der mehrere Jahre
Staatsſekretär des Auswärtigen Amtes und Botſchafter des Reiches
geweſen iſt, auf den hieſigen Poſten wird ſowohl in amtlichen Krei-
ſen Bayerns wie im ganzen Lande mit Genugtuung begrüßt wer-
den. Sie iſt ein Unterpfand der innigen herzlichen Beziehungen,
die Preußen und Bayern verbinden. Freiherr von Schön wird in
der ernſten Zeit, die Deutſchland beſchieden iſt, auf ſeinem baye-
riſchen Poſten ſich davon überzeugen können, wie feſt das bundes-
ſtaatliche Gefüge des Reiches iſt und daß die Woge einmütiger Ge-
ſchloſſenheit, die durch die deutſchen Lande geht, nirgends ſtärker
brandet wie im Süden des Reiches. Die zahlreichen Freunde, die
Herr von Schön ſich während ſeiner diplomatiſchen Laufbahn er-
worben hat, werden es mit Befriedigung verzeichnen, daß es dieſem
ausgezeichneten und hervorragenden Diplomaten vergönnt iſt, dem
Reich auch weiterhin ſeine wertvollen Dienſte zu leiſten.“


Der Feind im Weſten.

Für uns in Bayern iſt beſonders eine Nachricht vom weſtlichen
Kriegsſchauplatz von freudigem Intereſſe, daß Prinz Heinrich
von Bayern
mit ſeiner Eskadron eine Abteilung franzöſiſcher
Dragoner in der Attacke vernichtet hat.

Das bedeutendſte Ereignis auf dieſem Gebiete iſt der Sieg bei
Mühlhauſen geweſen. Aus dieſem Anlaß hat das Badiſche Kriegs-
miniſterium zwei Telegramme veröffentlicht, die anläßlich der ſieg-
reichen Zurückwerfung der Franzoſen bei Mühlhauſen gewechſelt
wurden. Sie lauten:

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[516/0002] Allgemeine Zeitung 22. Auguſt 1914. zu bewegen. Dadurch würde er beweiſen, daß Deutſchland und England zuſammenarbeiten, um zu verhindern, was eine inter- nationale Kataſtrophe ſein würde. Bitte, verſichere Wilhelm, daß ich alles tue und auch weiter tun werde, was in meiner Macht liegt, um den europäiſchen Frieden zu erhalten. Georg.“ Telegramm S. M. des Kaiſers an den König von England am 31. Juli 1914. „Vielen Dank für Deine freundliche Mitteilungen. Deine Vorſchläge decken ſich mit meinen Ideen und mit den Mitteilungen, die ich heute nachts von Wien erhielt und die ich nach London weitergegeben habe. Ich habe gerade vom Kanzler die Nachricht erhalten, daß ihm ſoeben die Nachricht zugegangen iſt, daß Nikolaus heute Nacht die Mobiliſierung ſeiner geſamten Armee und Flotte angeordnet hat. Er hat nicht einmal die Ergebniſſe der Vermittlung abgewartet, an der ich arbeite, und mich ganz ohne Nachricht gelaſſen. Ich fahre nach Berlin, um die Sicherheit meiner öſtlichen Grenzen ſicherzuſtellen, wo ſchon ſtarke ruſſiſche Truppen Aufſtellung genommen haben. Wilhelm.“ Telegramm des Königs von England an S. M. den Kaiſer vom 1. Auguſt 1914. „Vielen Dank für Dein Telegramm von geſtern nachmittag. Ich habe ein dringendes Telegramm an Nikolaus geſchickt, in dem ich meine Bereitwilligkeit ausgeſprochen habe, alles zu tun, was in meiner Macht liegt, um die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwiſchen den beteiligten Mächten zu fördern. Georg.“ Telegramm des Kaiſerlichen Botſchafters in London an den Reichskanzler vom 1. Auguſt 1914. „Soeben hat mich Sir Edward Grey an das Telephon gerufen und mich gefragt, ob ich glaubte erklären zu können, daß für den Fall, daß Frankreich neutral bliebe in einem deutſch-ruſſiſchen Krieg, wir die Franzoſen nicht angriffen. Ich erklärte ihm, ich glaubte die Verantwortung hiefür übernehmen zu können. Lichnowsky.“ Telegramm S. M. des Kaiſers an den König von England vom 1. 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Wilhelm.“ Telegramm des Reichskanzlers an den Kaiſer- lichen Botſchafter in London vom 1. Auguſt 1914. „Deutſchland iſt bereit, auf den engliſchen Vorſchlag einzu- gehen, falls ſich England mit ſeiner Streitmacht für die unbedingte Neutralität Frankreichs im deutſch-ruſſiſchen Konflikt verbürgt. Die deutſche Mobilmachung iſt heute auf Grund der ruſſiſchen Heraus- forderung erfolgt, bevor der engliſche Vorſchlag eintraf. Infolge- deſſen iſt auch unſer Aufmarſch an der franzöſiſchen Grenze nicht mehr zu ändern. Wir verbürgen uns aber dafür, daß die franzöſiſche Grenze bis Montag, den 3. Auguſt, abends 7 Uhr, durch unſere Truppen nicht überſchritten wird, falls bis dahin die Zuſage Englands er- folgt iſt. Bethmann Hollweg.“ Telegramm des Königs von England an S. M. den Kaiſer vom 1. 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Lichnowsky.“ Der Schwerpunkt der von Deutſchland abgegebenen Erklärun- gen liegt in dem Telegramm Kaiſer Wilhelms an den König von England. Auch wenn ein Mißverſtändnis in bezug auf den engli- ſchen Vorſchlag vorlag, ſo bot doch das Anerbieten Seiner Majeſtät England Gelegenheit, aufrichtig ſeine Friedensliebe zu bewahren und den deutſch-franzöſiſchen Krieg zu verhindern. Der Kaiſer hat am 16. ds. „Berlin in der Richtung nach Mainz verlaſſen.“ Vor ſeiner Hauptreiſe in das Hauptquartier hat er an den Oberbürgermeiſter von Berlin nachſtehenden Erlaß ge- richtet: „Der Fortgang der kriegeriſchen Operationen nötigt Mich, Mein Hauptquartier von Berlin zu verlegen. Es iſt Mir ein Her- zensbedürfnis, der Berliner Bürgerſchaft mit dem Lebewohl Mei- nen innigſten Dank zu ſagen für alle Kundgebungen und Beweiſe der Liebe und Zuneigung, die Ich in dieſen großen und ſchickſals- ſchweren Tagen reichlich erfuhr. Ich vertraue feſt auf Gottes Hilfe, auf die Tapferkeit von Heer und Marine und die unerſchütterliche Einmütigkeit des deutſchen Volkes in den Stunden der Gefahr. Un- ſerer gerechten Sache wird der Sieg nicht fehlen.“ Der Oberbürgermeiſter und der Stadtverordneten-Vorſteher hatten dem Kaiſer kurz vor der Abreiſe im Schloſſe die Abſchieds- grüße der Stadt Berlin dargebracht. Gleichzeitig veröffentlichte der Reichsanzeiger in einer Sonder- ausgabe einen Erlaß des Kaiſers über die Ermächtigung des Reichskanzler zur ſelbſtändigen Erledigung von Regierungs- geſchäften im Bereiche der Reichsverwaltung. Der Kaiſer hat dem preußiſchen Geſandten in München, Herrn Treutler in ſein Hauptquartier berufen und die Führung der Geſchäfte der preußiſchen Geſandtſchaft am Bayeriſchen Hofe, dem bisherigen kaiſerl. Botſchafter in Paris, Freiherrn v. Schön über- tragen. Offiziös wird Freiherr von Schön mit nachſtehenden war- men Worten begrüßt: „Die Entſendung des Freiherrn von Schön, der mehrere Jahre Staatsſekretär des Auswärtigen Amtes und Botſchafter des Reiches geweſen iſt, auf den hieſigen Poſten wird ſowohl in amtlichen Krei- ſen Bayerns wie im ganzen Lande mit Genugtuung begrüßt wer- den. Sie iſt ein Unterpfand der innigen herzlichen Beziehungen, die Preußen und Bayern verbinden. Freiherr von Schön wird in der ernſten Zeit, die Deutſchland beſchieden iſt, auf ſeinem baye- riſchen Poſten ſich davon überzeugen können, wie feſt das bundes- ſtaatliche Gefüge des Reiches iſt und daß die Woge einmütiger Ge- ſchloſſenheit, die durch die deutſchen Lande geht, nirgends ſtärker brandet wie im Süden des Reiches. Die zahlreichen Freunde, die Herr von Schön ſich während ſeiner diplomatiſchen Laufbahn er- worben hat, werden es mit Befriedigung verzeichnen, daß es dieſem ausgezeichneten und hervorragenden Diplomaten vergönnt iſt, dem Reich auch weiterhin ſeine wertvollen Dienſte zu leiſten.“ Der Feind im Weſten. Für uns in Bayern iſt beſonders eine Nachricht vom weſtlichen Kriegsſchauplatz von freudigem Intereſſe, daß Prinz Heinrich von Bayern mit ſeiner Eskadron eine Abteilung franzöſiſcher Dragoner in der Attacke vernichtet hat. Das bedeutendſte Ereignis auf dieſem Gebiete iſt der Sieg bei Mühlhauſen geweſen. Aus dieſem Anlaß hat das Badiſche Kriegs- miniſterium zwei Telegramme veröffentlicht, die anläßlich der ſieg- reichen Zurückwerfung der Franzoſen bei Mühlhauſen gewechſelt wurden. Sie lauten:

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 34, 22. August 1914, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine34_1914/2>, abgerufen am 23.11.2024.