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Allgemeine Zeitung, Nr. 35, 29. August 1914.

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erste Seite
München.
Allgemeine Zpitung.

Erscheint einmal wöchentlich.

Die Allgemeine Zeitung kostet für München durch Trägerin und
Zeitungsgeschäfte monatlich Mk. 1.--, durch alle deutschen Post-
anstalten monatlich Mk. 1.50, unter Streifband in Deutschland und
Oesterreich-Ungarn Mk. 2.--, ins Ausland M. 2.25.
Die Hauptexpedition, Müllerstr. 27, alle Buchhandlungen, Zeitungs-
expeditionen und Postanstalten nehmen Bestellungen entgegen.

[Spaltenumbruch] [Abbildung] [Spaltenumbruch]

Inseratenpreise: die viergespaltene Ronpareillezeile 50 Pfg.,
Reklamezeile 1 Mk. 50 Pfg.; bei Wiederholungen entsprechenden
Rabatt. Münchener Lokalanzeigen nach aufliegendem Tarif.
Inserate nehmen entgegen die Hauptexpedition München, Müller-
straße 27/29, und alle Annoncen-Expeditionen.
Telephon: Redaktion, Expedition und Verlag Amt München 23821.

Redaktion und Expedition: München, Müllerstraße 27/29.

Nummer 35.
München, Samstag, 29. August 1914.
117. Jahrgang.
Inhalt:
Seite
Der europäische Krieg. Wochen-
Chronik. -- Der Feind im Westen.
-- Der Feind im Osten   529
An die evangelischen Christen des
Auslandes   235
Seite
Feuilleton
Der Krieg und die Münchener
Theater   533
England, Die Midgardschlange   534
Seite
Bücheranzeigen
Ignaz Döllingers Briefe an eine
Freundin   535
Eine billige Kriegskarte   535


Der europäische Krieg.
Wochen-Chronik.
[Spaltenumbruch]
Dank des Kaisers.

Se. M. der Kaiser erließ folgende

Kabinettsorder:

"Mobilmachung und Versammlung des Heeres
an den Grenzen sind vollendet.
Mit beispielloser
Sicherheit und Pünktlichkeit haben die deutschen Eisenbahnen die
gewaltige Transportbewgung ausgeführt. Dankbar gedenke ich
zunächst der Männer, die seit dem Kriege von 1870/71 in stiller
Arbeit eine Organisation geschaffen haben, die nunmehr ihre ernste
Probe glänzend bestanden hat.

Allen denen aber, die, Meinem Rufe folgend, mitgewirkt haben,
das deutsche Volk in Waffen auf den Schienenwegen den Feinden
entgegenzuwerfen, insbesondere den Linienkommandanturen und
den Bahnbevollmächtigten, sowie den deutschen Eisenbahnverwal-
tungen vom ersten Beamten bis zum letzten Arbeiter spreche Jch
für ihre treue Hingabe und Pflicherfüllung Meinen kaiserlichen
Dank aus.

Die bisherigen Leistungen geben uns die sicherste Gewähr, daß
die Eisenbahnen auch im weiteren Verlauf des großen Kampfes um
des deutschen Volkes Zukunft jederzeit den höchsten Anforderungen
der Heerführung gewachsen sein werden.

Großes Hauptquartier, 22. August 1914


gez. Wilhelm, I. R."
Der Feind im Westen.

Im Nachtrag unserer letzten Nummer konnten wir noch jene
Depesche des Wolffschen Bureaus veröffentlichen, die den Sieg
unserer herrlichen Truppen zwischen Metz und den Vogesen unter
dem Kronprinzen Rupprecht von Bayern meldete. Wir wieder-
holen die vom 21. ds. datierte Depesche nachstehend:

"Unter der Führung Sr. k. Hoh. des Kronprinzen von Bayern
haben Truppen aller deutschen Stämme gestern in Schlachten zwischen
Metz und den Vogesen einen Sieg erkämpft. Der mit starken Kräften
in Lothringen vordringende Feind wurde auf der ganzen Linie
unter schweren Verlusten geworfen; viele tausende Gefangene und
zahlreche Geschütze wurden ihm abgenommen. Der Gesamterfolg
läßt sich noch nicht übersehen, da das Schlachtfeld einen größeren
Raum einnimmt, als in den Kämpfen von 1870/71 unsere gesamte
Armee in Anspruch nahm. Unsere Truppen, beseelt von unaufhalt-
samem Drang nach vorwärts, folgen dem Feind und setzen den
[Spaltenumbruch] Kampf fort. Die in Lothringen siegreiche Armee unter Führung
des Kronprinzen von Bayern hat auf der Verfolgung des geschla-
genen Feindes die Linie Luneville-Blamont erreicht und setzt die
Verfolgung fort."

Die Nachricht von diesem Siege hat überall im ganzen deut-
schen Reiche einen großen Jubel erregt. Spontan wurden überall
Flaggen herausgehängt. Jn München wurde die Nachricht etwa
um 4 1/2 Uhr bekannt und verbreitete sich schnell durch die ganze
Stadt. Auch in Berlin rief die Nachricht ungeheuren Jubel hervor:
Alle öffentlichen und zahlreiche private Gebäude hatten geflaggt.
Neben der deutschen Reichsfahne sieht man österreichische, bayerische
und preußische Fahnen. Gegen Abend zogen Gruppen von Men-
schen unter Absingung patriotischer Lieder durch die Straßen.

Diese Siege sind schon deshalb entscheidend, weil sie auf einer
ungeheuren Ausdehnung den Vormarsch unserer Truppen ins
feindliche Land zur Folge gehabt haben. Dem Siege unseres Kron-
prinzen ist unmittelbar ein solcher des deutschen Kronprinzen auf
den Fuß gefolgt. Darüber wird gemeldet:

Nördlich Metz hat der deutsche Kronprinz mit seiner
Armee, zu beiden Seiten von Longwy vorgehend, gegenüber-
stehenden Feind gestern siegreich zurückgeworfen.

Die von unseren Truppen zwischen Metz und den Vogesen
geschlagenen französischen Kräfte sind heute verfolgt worden; der
Rückzug der Franzosen ist in Flucht ausgeartet. Bisher wurden
etwa 10,000 Gefangene gemacht und mindestens 50 Geschütze er-
obert. Die Stärke der geschlagenen feindlichen Kräfte wurde auf
mehr als acht Armeekorps festgestellt.

Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt zu dem deutschen
Sieg in Lothringen:

"Drei Wochen sind vergangen, seitdem der Kaiser die Mobil-
machung des deutschen Heeres und der Marine befohlen hat, drei
Wochen eines wunderbaren Aufschwunges der gesamten Nation,
Wochen unermüdlicher Arbeit im Felde und in der Heimat, Wochen,
in denen jeder einzelne an seinem Platze hergegeben hat, was in
ihm ist.

Den tiefbeglückenden Eindruck dieser ersten Kriegswoche von
Lüttich bis zum letzten Sieg kann nichts mehr auslöschen. Einig
in Not und Tod, fest zusammenstehend in Prüfung und Sieg, wird
unser Volk in dem gewaltigen Ringen, das begonnen hat, unüber-
windlich sein. Tief eingeprägt trägt jeder von uns das Bewußt-
sein mit sich, für eine gerechte Sache zu stehen, und deshalb ist auch
München.
Allgemeine Zpitung.

Erſcheint einmal wöchentlich.

Die Allgemeine Zeitung koſtet für München durch Trägerin und
Zeitungsgeſchäfte monatlich Mk. 1.—, durch alle deutſchen Poſt-
anſtalten monatlich Mk. 1.50, unter Streifband in Deutſchland und
Oeſterreich-Ungarn Mk. 2.—, ins Ausland M. 2.25.
Die Hauptexpedition, Müllerſtr. 27, alle Buchhandlungen, Zeitungs-
expeditionen und Poſtanſtalten nehmen Beſtellungen entgegen.

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Inſeratenpreiſe: die viergeſpaltene Ronpareillezeile 50 Pfg.,
Reklamezeile 1 Mk. 50 Pfg.; bei Wiederholungen entſprechenden
Rabatt. Münchener Lokalanzeigen nach aufliegendem Tarif.
Inſerate nehmen entgegen die Hauptexpedition München, Müller-
ſtraße 27/29, und alle Annoncen-Expeditionen.
Telephon: Redaktion, Expedition und Verlag Amt München 23821.

Redaktion und Expedition: München, Müllerſtraße 27/29.

Nummer 35.
München, Samstag, 29. Auguſt 1914.
117. Jahrgang.
Inhalt:
Seite
Der europäiſche Krieg. Wochen-
Chronik. — Der Feind im Weſten.
— Der Feind im Oſten   529
An die evangeliſchen Chriſten des
Auslandes   235
Seite
Feuilleton
Der Krieg und die Münchener
Theater   533
England, Die Midgardſchlange   534
Seite
Bücheranzeigen
Ignaz Döllingers Briefe an eine
Freundin   535
Eine billige Kriegskarte   535


Der europäiſche Krieg.
Wochen-Chronik.
[Spaltenumbruch]
Dank des Kaiſers.

Se. M. der Kaiſer erließ folgende

Kabinettsorder:

Mobilmachung und Verſammlung des Heeres
an den Grenzen ſind vollendet.
Mit beiſpielloſer
Sicherheit und Pünktlichkeit haben die deutſchen Eiſenbahnen die
gewaltige Transportbewgung ausgeführt. Dankbar gedenke ich
zunächſt der Männer, die ſeit dem Kriege von 1870/71 in ſtiller
Arbeit eine Organiſation geſchaffen haben, die nunmehr ihre ernſte
Probe glänzend beſtanden hat.

Allen denen aber, die, Meinem Rufe folgend, mitgewirkt haben,
das deutſche Volk in Waffen auf den Schienenwegen den Feinden
entgegenzuwerfen, insbeſondere den Linienkommandanturen und
den Bahnbevollmächtigten, ſowie den deutſchen Eiſenbahnverwal-
tungen vom erſten Beamten bis zum letzten Arbeiter ſpreche Jch
für ihre treue Hingabe und Pflicherfüllung Meinen kaiſerlichen
Dank aus.

Die bisherigen Leiſtungen geben uns die ſicherſte Gewähr, daß
die Eiſenbahnen auch im weiteren Verlauf des großen Kampfes um
des deutſchen Volkes Zukunft jederzeit den höchſten Anforderungen
der Heerführung gewachſen ſein werden.

Großes Hauptquartier, 22. Auguſt 1914


gez. Wilhelm, I. R.
Der Feind im Weſten.

Im Nachtrag unſerer letzten Nummer konnten wir noch jene
Depeſche des Wolffſchen Bureaus veröffentlichen, die den Sieg
unſerer herrlichen Truppen zwiſchen Metz und den Vogeſen unter
dem Kronprinzen Rupprecht von Bayern meldete. Wir wieder-
holen die vom 21. ds. datierte Depeſche nachſtehend:

„Unter der Führung Sr. k. Hoh. des Kronprinzen von Bayern
haben Truppen aller deutſchen Stämme geſtern in Schlachten zwiſchen
Metz und den Vogeſen einen Sieg erkämpft. Der mit ſtarken Kräften
in Lothringen vordringende Feind wurde auf der ganzen Linie
unter ſchweren Verluſten geworfen; viele tauſende Gefangene und
zahlreche Geſchütze wurden ihm abgenommen. Der Geſamterfolg
läßt ſich noch nicht überſehen, da das Schlachtfeld einen größeren
Raum einnimmt, als in den Kämpfen von 1870/71 unſere geſamte
Armee in Anſpruch nahm. Unſere Truppen, beſeelt von unaufhalt-
ſamem Drang nach vorwärts, folgen dem Feind und ſetzen den
[Spaltenumbruch] Kampf fort. Die in Lothringen ſiegreiche Armee unter Führung
des Kronprinzen von Bayern hat auf der Verfolgung des geſchla-
genen Feindes die Linie Luneville-Blamont erreicht und ſetzt die
Verfolgung fort.“

Die Nachricht von dieſem Siege hat überall im ganzen deut-
ſchen Reiche einen großen Jubel erregt. Spontan wurden überall
Flaggen herausgehängt. Jn München wurde die Nachricht etwa
um 4 1/2 Uhr bekannt und verbreitete ſich ſchnell durch die ganze
Stadt. Auch in Berlin rief die Nachricht ungeheuren Jubel hervor:
Alle öffentlichen und zahlreiche private Gebäude hatten geflaggt.
Neben der deutſchen Reichsfahne ſieht man öſterreichiſche, bayeriſche
und preußiſche Fahnen. Gegen Abend zogen Gruppen von Men-
ſchen unter Abſingung patriotiſcher Lieder durch die Straßen.

Dieſe Siege ſind ſchon deshalb entſcheidend, weil ſie auf einer
ungeheuren Ausdehnung den Vormarſch unſerer Truppen ins
feindliche Land zur Folge gehabt haben. Dem Siege unſeres Kron-
prinzen iſt unmittelbar ein ſolcher des deutſchen Kronprinzen auf
den Fuß gefolgt. Darüber wird gemeldet:

Nördlich Metz hat der deutſche Kronprinz mit ſeiner
Armee, zu beiden Seiten von Longwy vorgehend, gegenüber-
ſtehenden Feind geſtern ſiegreich zurückgeworfen.

Die von unſeren Truppen zwiſchen Metz und den Vogeſen
geſchlagenen franzöſiſchen Kräfte ſind heute verfolgt worden; der
Rückzug der Franzoſen iſt in Flucht ausgeartet. Bisher wurden
etwa 10,000 Gefangene gemacht und mindeſtens 50 Geſchütze er-
obert. Die Stärke der geſchlagenen feindlichen Kräfte wurde auf
mehr als acht Armeekorps feſtgeſtellt.

Die Norddeutſche Allgemeine Zeitung ſchreibt zu dem deutſchen
Sieg in Lothringen:

„Drei Wochen ſind vergangen, ſeitdem der Kaiſer die Mobil-
machung des deutſchen Heeres und der Marine befohlen hat, drei
Wochen eines wunderbaren Aufſchwunges der geſamten Nation,
Wochen unermüdlicher Arbeit im Felde und in der Heimat, Wochen,
in denen jeder einzelne an ſeinem Platze hergegeben hat, was in
ihm iſt.

Den tiefbeglückenden Eindruck dieſer erſten Kriegswoche von
Lüttich bis zum letzten Sieg kann nichts mehr auslöſchen. Einig
in Not und Tod, feſt zuſammenſtehend in Prüfung und Sieg, wird
unſer Volk in dem gewaltigen Ringen, das begonnen hat, unüber-
windlich ſein. Tief eingeprägt trägt jeder von uns das Bewußt-
ſein mit ſich, für eine gerechte Sache zu ſtehen, und deshalb iſt auch
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[0001] München. Allgemeine Zpitung. Erſcheint einmal wöchentlich. Die Allgemeine Zeitung koſtet für München durch Trägerin und Zeitungsgeſchäfte monatlich Mk. 1.—, durch alle deutſchen Poſt- anſtalten monatlich Mk. 1.50, unter Streifband in Deutſchland und Oeſterreich-Ungarn Mk. 2.—, ins Ausland M. 2.25. Die Hauptexpedition, Müllerſtr. 27, alle Buchhandlungen, Zeitungs- expeditionen und Poſtanſtalten nehmen Beſtellungen entgegen. [Abbildung] Inſeratenpreiſe: die viergeſpaltene Ronpareillezeile 50 Pfg., Reklamezeile 1 Mk. 50 Pfg.; bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Münchener Lokalanzeigen nach aufliegendem Tarif. Inſerate nehmen entgegen die Hauptexpedition München, Müller- ſtraße 27/29, und alle Annoncen-Expeditionen. Telephon: Redaktion, Expedition und Verlag Amt München 23821. Redaktion und Expedition: München, Müllerſtraße 27/29. Nummer 35. München, Samstag, 29. Auguſt 1914. 117. Jahrgang. Inhalt: Seite Der europäiſche Krieg. Wochen- Chronik. — Der Feind im Weſten. — Der Feind im Oſten 529 An die evangeliſchen Chriſten des Auslandes 235 Seite Feuilleton Der Krieg und die Münchener Theater 533 England, Die Midgardſchlange 534 Seite Bücheranzeigen Ignaz Döllingers Briefe an eine Freundin 535 Eine billige Kriegskarte 535 Der europäiſche Krieg. Wochen-Chronik. Dank des Kaiſers. Se. M. der Kaiſer erließ folgende Kabinettsorder: „Mobilmachung und Verſammlung des Heeres an den Grenzen ſind vollendet. Mit beiſpielloſer Sicherheit und Pünktlichkeit haben die deutſchen Eiſenbahnen die gewaltige Transportbewgung ausgeführt. Dankbar gedenke ich zunächſt der Männer, die ſeit dem Kriege von 1870/71 in ſtiller Arbeit eine Organiſation geſchaffen haben, die nunmehr ihre ernſte Probe glänzend beſtanden hat. Allen denen aber, die, Meinem Rufe folgend, mitgewirkt haben, das deutſche Volk in Waffen auf den Schienenwegen den Feinden entgegenzuwerfen, insbeſondere den Linienkommandanturen und den Bahnbevollmächtigten, ſowie den deutſchen Eiſenbahnverwal- tungen vom erſten Beamten bis zum letzten Arbeiter ſpreche Jch für ihre treue Hingabe und Pflicherfüllung Meinen kaiſerlichen Dank aus. Die bisherigen Leiſtungen geben uns die ſicherſte Gewähr, daß die Eiſenbahnen auch im weiteren Verlauf des großen Kampfes um des deutſchen Volkes Zukunft jederzeit den höchſten Anforderungen der Heerführung gewachſen ſein werden. Großes Hauptquartier, 22. Auguſt 1914 gez. Wilhelm, I. R.“ Der Feind im Weſten. Im Nachtrag unſerer letzten Nummer konnten wir noch jene Depeſche des Wolffſchen Bureaus veröffentlichen, die den Sieg unſerer herrlichen Truppen zwiſchen Metz und den Vogeſen unter dem Kronprinzen Rupprecht von Bayern meldete. Wir wieder- holen die vom 21. ds. datierte Depeſche nachſtehend: „Unter der Führung Sr. k. Hoh. des Kronprinzen von Bayern haben Truppen aller deutſchen Stämme geſtern in Schlachten zwiſchen Metz und den Vogeſen einen Sieg erkämpft. Der mit ſtarken Kräften in Lothringen vordringende Feind wurde auf der ganzen Linie unter ſchweren Verluſten geworfen; viele tauſende Gefangene und zahlreche Geſchütze wurden ihm abgenommen. Der Geſamterfolg läßt ſich noch nicht überſehen, da das Schlachtfeld einen größeren Raum einnimmt, als in den Kämpfen von 1870/71 unſere geſamte Armee in Anſpruch nahm. Unſere Truppen, beſeelt von unaufhalt- ſamem Drang nach vorwärts, folgen dem Feind und ſetzen den Kampf fort. Die in Lothringen ſiegreiche Armee unter Führung des Kronprinzen von Bayern hat auf der Verfolgung des geſchla- genen Feindes die Linie Luneville-Blamont erreicht und ſetzt die Verfolgung fort.“ Die Nachricht von dieſem Siege hat überall im ganzen deut- ſchen Reiche einen großen Jubel erregt. Spontan wurden überall Flaggen herausgehängt. Jn München wurde die Nachricht etwa um 4 1/2 Uhr bekannt und verbreitete ſich ſchnell durch die ganze Stadt. Auch in Berlin rief die Nachricht ungeheuren Jubel hervor: Alle öffentlichen und zahlreiche private Gebäude hatten geflaggt. Neben der deutſchen Reichsfahne ſieht man öſterreichiſche, bayeriſche und preußiſche Fahnen. Gegen Abend zogen Gruppen von Men- ſchen unter Abſingung patriotiſcher Lieder durch die Straßen. Dieſe Siege ſind ſchon deshalb entſcheidend, weil ſie auf einer ungeheuren Ausdehnung den Vormarſch unſerer Truppen ins feindliche Land zur Folge gehabt haben. Dem Siege unſeres Kron- prinzen iſt unmittelbar ein ſolcher des deutſchen Kronprinzen auf den Fuß gefolgt. Darüber wird gemeldet: Nördlich Metz hat der deutſche Kronprinz mit ſeiner Armee, zu beiden Seiten von Longwy vorgehend, gegenüber- ſtehenden Feind geſtern ſiegreich zurückgeworfen. Die von unſeren Truppen zwiſchen Metz und den Vogeſen geſchlagenen franzöſiſchen Kräfte ſind heute verfolgt worden; der Rückzug der Franzoſen iſt in Flucht ausgeartet. Bisher wurden etwa 10,000 Gefangene gemacht und mindeſtens 50 Geſchütze er- obert. Die Stärke der geſchlagenen feindlichen Kräfte wurde auf mehr als acht Armeekorps feſtgeſtellt. Die Norddeutſche Allgemeine Zeitung ſchreibt zu dem deutſchen Sieg in Lothringen: „Drei Wochen ſind vergangen, ſeitdem der Kaiſer die Mobil- machung des deutſchen Heeres und der Marine befohlen hat, drei Wochen eines wunderbaren Aufſchwunges der geſamten Nation, Wochen unermüdlicher Arbeit im Felde und in der Heimat, Wochen, in denen jeder einzelne an ſeinem Platze hergegeben hat, was in ihm iſt. Den tiefbeglückenden Eindruck dieſer erſten Kriegswoche von Lüttich bis zum letzten Sieg kann nichts mehr auslöſchen. Einig in Not und Tod, feſt zuſammenſtehend in Prüfung und Sieg, wird unſer Volk in dem gewaltigen Ringen, das begonnen hat, unüber- windlich ſein. Tief eingeprägt trägt jeder von uns das Bewußt- ſein mit ſich, für eine gerechte Sache zu ſtehen, und deshalb iſt auch

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Christopher Georgi, Susanne Haaf, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 35, 29. August 1914, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine35_1914/1>, abgerufen am 21.11.2024.