Allgemeine Zeitung, Nr. 35, 29. August 1914.
Am Tage vorher meldet der Csas aus Krakau: In das hiesige Militärspital eingebrachte Verwundete des Die Revolution im Kaukasus scheint Fortschritte zu machen: Die Südslawische Korrespondenz meldet aus Konstan- Ueber das Vordringen der österreichisch-ungari- Das Kriegspressequartier meldet: Die Offensive unserer Truppen Ziemlich gleichzeitig mit den Siegesmeldungen von Namur und Eine dreitägige Schlacht bei Krasnik endete gestern mit Ueber den Sieg bei Krasnik berichtet dieselbe Quelle weiter: Nach den letzten Nachrichten haben unsere Truppen in den Die Norddeusche Allgemeine Zeitung schreibt dazu: Die Freude über die Siege, die auf österreichischer und deutscher Sieg auf Sieg! Gott ist mit Euch und wird auch mit uns sein! Auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz wurden östlich von Die "Südslawische Korrespondenz" meldet: Wie aus guter Italiens Haltung. Das Wolffsche Bureau gibt eine Meldung der "Agenzia Die in einigen italienischen und auswärtigen Blättern erschiene- Ferner meldet das Bureau: Einige Schweizer Blätter, besonders die "Gazette de Lausanne", Die Tribuna schreibt:
Am Tage vorher meldet der Cſas aus Krakau: In das hieſige Militärſpital eingebrachte Verwundete des Die Revolution im Kaukaſus ſcheint Fortſchritte zu machen: Die Südſlawiſche Korreſpondenz meldet aus Konſtan- Ueber das Vordringen der öſterreichiſch-ungari- Das Kriegspreſſequartier meldet: Die Offenſive unſerer Truppen Ziemlich gleichzeitig mit den Siegesmeldungen von Namur und Eine dreitägige Schlacht bei Krasnik endete geſtern mit Ueber den Sieg bei Krasnik berichtet dieſelbe Quelle weiter: Nach den letzten Nachrichten haben unſere Truppen in den Die Norddeuſche Allgemeine Zeitung ſchreibt dazu: Die Freude über die Siege, die auf öſterreichiſcher und deutſcher Sieg auf Sieg! Gott iſt mit Euch und wird auch mit uns ſein! Auf dem ſüdöſtlichen Kriegsſchauplatz wurden öſtlich von Die „Südſlawiſche Korreſpondenz“ meldet: Wie aus guter Italiens Haltung. Das Wolffſche Bureau gibt eine Meldung der „Agenzia Die in einigen italieniſchen und auswärtigen Blättern erſchiene- Ferner meldet das Bureau: Einige Schweizer Blätter, beſonders die „Gazette de Lauſanne“, Die Tribuna ſchreibt: <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p> <cit> <quote><pb facs="#f0004" n="530"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> 29. Auguſt 1914.</fw><lb/><cb/> größeren Zuſammenſtoß zwiſchen einer ſtarken Abteilung ruſſiſcher<lb/> Infanterie und Kavallerie mit unſeren Truppen, nämlich einigen<lb/> Kompagnien Infanterie, die von Huſaren unterſtützt wurden. Der<lb/> tapfere Bajonettangriff unſerer Truppen lichtete in kurzer Zeit die<lb/> Reihen unſerer Feinde. Die Ruſſen ergriffen in wilder Panik die<lb/> Flucht und ließen zahlreiche Tote und Verwundete zurück. Unſere<lb/> Truppen verloren keinen einzigen Mann. 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Eine<lb/> Anzahl Fahnen, Maſchinengewehre und Geſchütze wurden erbeutet.<lb/> Ein Vorſtoß von 20,000 Ruſſen (größtenteils Reiterei) gegen die<lb/> Grenze der Bukowina wurde bei Nowoſielitza vollſtändig zurück-<lb/> geſchlagen. Dem Feinde wurden mehrere hundert Gefangene ab-<lb/> genommen. Jn überſtürztem Rückzuge ließen ſie auf dem Kampf-<lb/> platz viele Kriegsgeräte zurück.</quote> </cit><lb/> <p>Ziemlich gleichzeitig mit den Siegesmeldungen von Namur und<lb/> Longwy treffen hocherfreuliche Nachrichten über das ſiegreiche<lb/><hi rendition="#g">Vorgehen der Oeſterreicher in Polen</hi> ein. Das Wie-<lb/> ner Kriegspreſſequartier, die dortige offizielle Stelle, meldet unterm<lb/> 26. ds.:</p><lb/> <cit> <quote>Eine dreitägige Schlacht bei <hi rendition="#g">Krasnik</hi> endete geſtern mit<lb/> einem völligen Sieg unſerer Truppen. 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Der Geg-<lb/> ner wurde nicht nur zum Rückzug gezwungen, ſondern mußte<lb/> fluchtartig nach Lublin zurückweichen. Mit dem Gefühle hochgeſpann-<lb/> ten Stolzes vernehmen wir Reichsdeutſche die Kunde von dem ſieg-<lb/><cb/> reichen Vordringen unſeres Bundesgenoſſen. Was in langen Frie-<lb/> densjahren vorbereikek wurde, beſteht jetzt glänzend die erſte Prü-<lb/> fung und bekräftigt die im Deutſchen Keiche und in Oeſterreich-An-<lb/> garn immer gehegte Ueberzeugung, daß Deutſchland und Oeſterreich-<lb/> Angarn Schulter an Schulter kämpfend jeder Aebermacht gewachſen<lb/> ſind, die ſich gegen ſie erheben könnte.</quote></cit></p><lb/> <p>Die Freude über die Siege, die auf öſterreichiſcher und deutſcher<lb/> Seite in Oſt und Weſt erfochten werden kommt zu ebenſo ſchönem<lb/> wie knappem Ausdruck in einem Telegramm, das der Kaiſer von<lb/> Oeſterreich in das Große Hauptquartier an den Kaiſer am 24. ds.<lb/> gerichtet hat. Es lautet:</p><lb/> <cit> <quote>Sieg auf Sieg! Gott iſt mit Euch und wird auch mit uns ſein!<lb/> Allerinnigſt beglückwünſche Jch Dich, teurer Freund, den jugend-<lb/> lichen Helden, Deinen lieben Sohn, den Kronprinzen, ſowie den<lb/> Kronprinzen Rupprecht von Bayern und das unvergleichlich tapfere<lb/> deutſche Heer. Worte fehlen mir, um auszudrücken, was mich und<lb/> mit mir meine Wehrmacht in dieſen weltgeſchichtlichen Tagen be-<lb/> wegt. Herzlichſt drückt Deine ſtarke Hand<lb/> Franz Joſeph.</quote> </cit> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>Auf dem ſüdöſtlichen Kriegsſchauplatz wurden öſtlich von<lb/> Viſegrad-Rudo (an dem Drinaübergang der Straße von Serajewo)<lb/> etwa 30 ſerbiſche Bataillone mit zahlreicher Gebirgs-, Feld- und<lb/> ſchwerer Artillerie nach hartnäckigem Kampfe am 20. und 21. Auguſt<lb/> auf der ganzen Linie geworfen. Es handelt ſich dabei um eine<lb/> Schumadiviſion 1. Aufgebots, vier Regimenter Jnfanterie, ein<lb/> Kavallerieregiment, ein Artillerieregiment und je ein Regiment<lb/> erſtes, zweites und drittes Aufgebot der Drinadiviſion.</p><lb/> <p>Die „Südſlawiſche Korreſpondenz“ meldet:</p> <cit> <quote>Wie aus guter<lb/> Quelle verlautet, wurden die von öſterreichiſchen Truppen geſchlage-<lb/> nenen ſerbiſchen Abteilungen von ruſſiſchen Offizieren kommandiert,<lb/> die freiwillig in die ſerbiſche Armee eingetreten waren.</quote> </cit> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Italiens Haltung.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Das Wolffſche Bureau gibt eine Meldung der „Agenzia<lb/> Stefani“ weiter:</p> <cit> <quote>Die in einigen italieniſchen und auswärtigen Blättern erſchiene-<lb/> nen Nachrichten über Miſſionen, die von der italieniſchen Regierung<lb/> italieniſchen Politikern bei fremden Regierungen gegeben wurden,<lb/> oder von Miſſionen, welche auswärtige Politiker in Jtalien durch-<lb/> geführt hätten, entbehren jeder Begründung. Die italieniſche Re-<lb/> gierung, die ſich bei ihrer Haltung leiten läßt von ſtrikter Be-<lb/> obachtung der erklärten Neutralität, ſetzt regelmäßig ihre inter-<lb/> nationale politiſche Handlungsweiſe mit Hilfe der offiziellen Ver-<lb/> treter im Auslande auseinander, wie durch ihre fortdauernden<lb/> freundſchaftlichen Beziehungen mit den fremden, in Rom beglaubig-<lb/> ten Vertretern.</quote> </cit><lb/> <p>Ferner meldet das Bureau:</p><lb/> <cit> <quote>Einige Schweizer Blätter, beſonders die „Gazette de Lauſanne“,<lb/> veröffentlichen in den letzten Tagen Korreſpondenzen, in denen ge-<lb/> meldet wurde, daß 800,000 Soldaten in Venetien ſich befänden und<lb/> daß die Eröffnung eines Feldzuges der italieniſchen Armee bevor-<lb/> ſtehe. Dieſe Gerüchte, die zu dementieren eigentlich überflüſſig ſein<lb/> würde, können durch die Bildung kleiner Lager hervorgerufen wor-<lb/> den ſein, welche in der Umgebung aller Garniſonen nach der Ein-<lb/> berufung der bekannten Reſerviſtenklaſſen angeordnet wurden und<lb/> zwar zum Teil, weil die Räumlichkeiten nicht ausreichen, teils zu<lb/> Ausbildungszwecken, oder aus hygieniſchen Rückſichten. Aber dieſe<lb/> Maßnahmen erſtrecken ſich auf das ganze Gebiet des Königreiches.<lb/> Sie werden dort ſichtbar werden, wo die normalen Garniſonen zahl-<lb/> reicher ſind, wie im Tale des Po und auch gerade in Venetien,<lb/> können aber auch auf der ganzen Halbinſel und ſogar auf Sizilien<lb/> feſtgeſtellt werden. Das beweiſt, daß dieſe Zeitungsnachrichten, die<lb/> der von Jtalien in dem gegenwärtigen Konflikt angenommenen<lb/> Neutralität offenbar widerſprechen, jeder Begründung entbehren.</quote> </cit><lb/> <p>Die Tribuna ſchreibt: <cit><quote>Miniſterpräſident Salandra empfing eine<lb/> Vertretung der ſozialiſtiſchen Gruppe des Parlaments, die um eine<lb/> Entſcheidung der Regierung bezüglich der Zuſammenberufung des<lb/> Parlaments erſuchte. Salandra antwortete: Nach Anſicht der Re-<lb/> gierung ſei bisher keine Tatſache eingetreten, die dieſe Zuſammen-<lb/> berufung notwendig mache. <hi rendition="#g">Die Regierung ſei feſt ent-<lb/> ſchloſſen, die Politik der Neutralität weiter zu<lb/> verfolgen,</hi> die aus Gründen angenommen worden ſei, die<lb/> allerwärts bekannt ſeien.</quote></cit></p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [530/0004]
Allgemeine Zeitung 29. Auguſt 1914.
größeren Zuſammenſtoß zwiſchen einer ſtarken Abteilung ruſſiſcher
Infanterie und Kavallerie mit unſeren Truppen, nämlich einigen
Kompagnien Infanterie, die von Huſaren unterſtützt wurden. Der
tapfere Bajonettangriff unſerer Truppen lichtete in kurzer Zeit die
Reihen unſerer Feinde. Die Ruſſen ergriffen in wilder Panik die
Flucht und ließen zahlreiche Tote und Verwundete zurück. Unſere
Truppen verloren keinen einzigen Mann. Auch die Zahl der Ver-
wundeten iſt ganz gering.
Am Tage vorher meldet der Cſas aus Krakau:
In das hieſige Militärſpital eingebrachte Verwundete des
Olmützer Infanterie-Regiments erzählen, daß bei Krasnik und bei
Kielce in Ruſſiſch-Polen eine Schlacht ſtattgefunden habe, wobei der
dreifach überlegene Feind von den öſterreichiſchen Truppen ge-
ſchlagen worden ſei. Das ungariſche Blatt Eſt meldet aus Czer-
nowitz: Die Ruſſen machten mehrere Verſuche, über die Grenze
der Bukowina vorzudringen. Alle dieſe Verſuche wurden jedoch
von unſeren Truppen energiſch zurückgewieſen. Beſonders zwiſchen
Nowoſielitza und Okna erlitten die Ruſſen ſchwere Verluſte. Unſere
Truppen beſetzten das Gebiet zwiſchen Nowoſielitza, Balamutovka
und Rahavenzy und zerſtörten bei Okna die Telegraphenleitungen,
ſowie das ruſſiſche Poſtgebäude. Die Ruſſen verſuchten, an mehreren
Punkten das Vordringen unſerer Truppen zu verhindern, wurden
jedoch ſtets mit großen Verluſten zurückgedrängt.
Die Revolution im Kaukaſus ſcheint Fortſchritte zu machen:
Die Südſlawiſche Korreſpondenz meldet aus Konſtan-
tinopel: Der Aufſtand im Kaukaſus gegen Rußland iſt zu einer
vollen Revolution ausgeartet. Seit Tagen finden blutige Kämpfe
zwiſchen den Aufſtändiſchen und den treu gebliebenen ruſſiſchen
Truppen ſtatt. Der Verlauf der Ereigniſſe im Kaukaſus und an der
Grenze wird in türkiſchen Regierungskreiſen mit zunehmender
Unruhe verfolgt. Abordnungen der Kaukaſus-Grenzorte erſcheinen
bei den türkiſchen Truppenkommandanten und bitten um den Ein-
marſch der türkiſchen Armee. Die Lage beginnt unhaltbar zu
werden.
Ueber das Vordringen der öſterreichiſch-ungari-
ſchen Truppen in Ruſſiſch-Polen liegen folgende erfreuliche
Meldungen aus Wien vor:
Das Kriegspreſſequartier meldet: Die Offenſive unſerer Truppen
auf beiden Seiten der Weichſel dringt unaufhaltſam vor. Weſtlich
des Fluſſes überſchritten unſere Kräfte im Anſchluß an die deutſchen
Verbündeten unter kleinen Kämpfen die Lyſa Gora und erreichten
geſtern den Abſchnitt des Kamikana-Fluſſes zwiſchen Kielce und
Radom. Oeſtlich der Weichſel warfen unſere ſiegreich vordringenden
Kräfte am 23. Auguſt bei Krasnik auf dem Wege nach Lublin eine
ſtarke Gruppe zweier ruſſiſcher Korps zurück. Ueber 1000 Ruſſen,
darunter viele Offiziere, fielen unverwundet in unſere Hände. Eine
Anzahl Fahnen, Maſchinengewehre und Geſchütze wurden erbeutet.
Ein Vorſtoß von 20,000 Ruſſen (größtenteils Reiterei) gegen die
Grenze der Bukowina wurde bei Nowoſielitza vollſtändig zurück-
geſchlagen. Dem Feinde wurden mehrere hundert Gefangene ab-
genommen. Jn überſtürztem Rückzuge ließen ſie auf dem Kampf-
platz viele Kriegsgeräte zurück.
Ziemlich gleichzeitig mit den Siegesmeldungen von Namur und
Longwy treffen hocherfreuliche Nachrichten über das ſiegreiche
Vorgehen der Oeſterreicher in Polen ein. Das Wie-
ner Kriegspreſſequartier, die dortige offizielle Stelle, meldet unterm
26. ds.:
Eine dreitägige Schlacht bei Krasnik endete geſtern mit
einem völligen Sieg unſerer Truppen. Die Ruſſen wurden aus
der ganzen etwa 70 Kilometer breiten Front geworfen und traten
den fluchtartigen Rückzug auf Lublin an.
Ueber den Sieg bei Krasnik berichtet dieſelbe Quelle weiter:
Nach den letzten Nachrichten haben unſere Truppen in den
Kämpfen bei Krasnik über 3000 Gefangene gemacht und drei Fah-
nen, 20 Geſchütze und ſieben beſpannte Maſchinengewehre erbeutet.
Gefangen genommene ruſſiſche Offiziere, die den Feldzug gegen
Japan mitgemacht hatten, ſagten übereinſtimmend aus, daß die An-
griffe unſerer Streitkräfte viel ſtürmiſcher ſeien als diejenigen der
Japaner.
Die Norddeuſche Allgemeine Zeitung ſchreibt dazu: Mit dem
Siege bei Krasnik iſt die erſte große Schlacht gegen die Ruſſen ge-
ſchlagen. Die Entſcheidung brachte einen vollen Erfolg. Der Geg-
ner wurde nicht nur zum Rückzug gezwungen, ſondern mußte
fluchtartig nach Lublin zurückweichen. Mit dem Gefühle hochgeſpann-
ten Stolzes vernehmen wir Reichsdeutſche die Kunde von dem ſieg-
reichen Vordringen unſeres Bundesgenoſſen. Was in langen Frie-
densjahren vorbereikek wurde, beſteht jetzt glänzend die erſte Prü-
fung und bekräftigt die im Deutſchen Keiche und in Oeſterreich-An-
garn immer gehegte Ueberzeugung, daß Deutſchland und Oeſterreich-
Angarn Schulter an Schulter kämpfend jeder Aebermacht gewachſen
ſind, die ſich gegen ſie erheben könnte.
Die Freude über die Siege, die auf öſterreichiſcher und deutſcher
Seite in Oſt und Weſt erfochten werden kommt zu ebenſo ſchönem
wie knappem Ausdruck in einem Telegramm, das der Kaiſer von
Oeſterreich in das Große Hauptquartier an den Kaiſer am 24. ds.
gerichtet hat. Es lautet:
Sieg auf Sieg! Gott iſt mit Euch und wird auch mit uns ſein!
Allerinnigſt beglückwünſche Jch Dich, teurer Freund, den jugend-
lichen Helden, Deinen lieben Sohn, den Kronprinzen, ſowie den
Kronprinzen Rupprecht von Bayern und das unvergleichlich tapfere
deutſche Heer. Worte fehlen mir, um auszudrücken, was mich und
mit mir meine Wehrmacht in dieſen weltgeſchichtlichen Tagen be-
wegt. Herzlichſt drückt Deine ſtarke Hand
Franz Joſeph.
Auf dem ſüdöſtlichen Kriegsſchauplatz wurden öſtlich von
Viſegrad-Rudo (an dem Drinaübergang der Straße von Serajewo)
etwa 30 ſerbiſche Bataillone mit zahlreicher Gebirgs-, Feld- und
ſchwerer Artillerie nach hartnäckigem Kampfe am 20. und 21. Auguſt
auf der ganzen Linie geworfen. Es handelt ſich dabei um eine
Schumadiviſion 1. Aufgebots, vier Regimenter Jnfanterie, ein
Kavallerieregiment, ein Artillerieregiment und je ein Regiment
erſtes, zweites und drittes Aufgebot der Drinadiviſion.
Die „Südſlawiſche Korreſpondenz“ meldet:
Wie aus guter
Quelle verlautet, wurden die von öſterreichiſchen Truppen geſchlage-
nenen ſerbiſchen Abteilungen von ruſſiſchen Offizieren kommandiert,
die freiwillig in die ſerbiſche Armee eingetreten waren.
Italiens Haltung.
Das Wolffſche Bureau gibt eine Meldung der „Agenzia
Stefani“ weiter:
Die in einigen italieniſchen und auswärtigen Blättern erſchiene-
nen Nachrichten über Miſſionen, die von der italieniſchen Regierung
italieniſchen Politikern bei fremden Regierungen gegeben wurden,
oder von Miſſionen, welche auswärtige Politiker in Jtalien durch-
geführt hätten, entbehren jeder Begründung. Die italieniſche Re-
gierung, die ſich bei ihrer Haltung leiten läßt von ſtrikter Be-
obachtung der erklärten Neutralität, ſetzt regelmäßig ihre inter-
nationale politiſche Handlungsweiſe mit Hilfe der offiziellen Ver-
treter im Auslande auseinander, wie durch ihre fortdauernden
freundſchaftlichen Beziehungen mit den fremden, in Rom beglaubig-
ten Vertretern.
Ferner meldet das Bureau:
Einige Schweizer Blätter, beſonders die „Gazette de Lauſanne“,
veröffentlichen in den letzten Tagen Korreſpondenzen, in denen ge-
meldet wurde, daß 800,000 Soldaten in Venetien ſich befänden und
daß die Eröffnung eines Feldzuges der italieniſchen Armee bevor-
ſtehe. Dieſe Gerüchte, die zu dementieren eigentlich überflüſſig ſein
würde, können durch die Bildung kleiner Lager hervorgerufen wor-
den ſein, welche in der Umgebung aller Garniſonen nach der Ein-
berufung der bekannten Reſerviſtenklaſſen angeordnet wurden und
zwar zum Teil, weil die Räumlichkeiten nicht ausreichen, teils zu
Ausbildungszwecken, oder aus hygieniſchen Rückſichten. Aber dieſe
Maßnahmen erſtrecken ſich auf das ganze Gebiet des Königreiches.
Sie werden dort ſichtbar werden, wo die normalen Garniſonen zahl-
reicher ſind, wie im Tale des Po und auch gerade in Venetien,
können aber auch auf der ganzen Halbinſel und ſogar auf Sizilien
feſtgeſtellt werden. Das beweiſt, daß dieſe Zeitungsnachrichten, die
der von Jtalien in dem gegenwärtigen Konflikt angenommenen
Neutralität offenbar widerſprechen, jeder Begründung entbehren.
Die Tribuna ſchreibt: Miniſterpräſident Salandra empfing eine
Vertretung der ſozialiſtiſchen Gruppe des Parlaments, die um eine
Entſcheidung der Regierung bezüglich der Zuſammenberufung des
Parlaments erſuchte. Salandra antwortete: Nach Anſicht der Re-
gierung ſei bisher keine Tatſache eingetreten, die dieſe Zuſammen-
berufung notwendig mache. Die Regierung ſei feſt ent-
ſchloſſen, die Politik der Neutralität weiter zu
verfolgen, die aus Gründen angenommen worden ſei, die
allerwärts bekannt ſeien.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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