Allgemeine Zeitung, Nr. 36, 5. Februar 1850.[Spaltenumbruch]
halts des englischen Geschwaders in Salamis erfahren. Hr. Londos hat [Spaltenumbruch]
halts des engliſchen Geſchwaders in Salamis erfahren. Hr. Londos hat <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0007" n="567"/><cb/> halts des engliſchen Geſchwaders in Salamis erfahren. Hr. Londos hat<lb/> Sr. Maj. und ſeinen Collegen treulich hinterbracht die Unterredung die<lb/> der ſehr ehreuw. Thomas Wyſe, begleitet von dem Hrn. Admiral Parker,<lb/> am geſtrigen Tag mit ihm hatte, und vermöge eines im Miniſterrath be-<lb/> ſchloſſenen Befehles des Königs hat er die Ehre in dieſer Note die nach-<lb/> ſtehenden Bemerkungen und Erklärungen niederzulegen. Die im Mini-<lb/> ſterium der auswärtigen Angelegenheiten anhängigen Reclamationen der<lb/> Geſandtſchaft Ihrer brittiſchen Majeſtät ſind ſechs an der Zahl, wovon<lb/> eine, die des Hrn. Finlay, bereits zwiſchen ihr und der Regierung erledigt<lb/> iſt. Es wäre dem Miniſterium leicht die fünf andern zu erörtern und<lb/> darzuthun daß ſeine Vorgänger durch Ertheilung aller nöthigen Auf-<lb/> ſchlüſſe über jede derſelben die Anſicht der Regierung zu erkennen gege-<lb/> ben haben, und daß aus ihren Noten, beſonders den Unterredungen des<lb/> Hrn. Glarakis, letzten Inhabers des Portefeuilles des Miniſteriums der<lb/> auswärtigen Angelegenheiten, mit dem ſehr ehrenw. Thomas Wyſe her-<lb/> vorgeht daß kein Uebelwollen der billigen Auseinanderſetzung dieſer Re-<lb/> clamationen entgegentritt. Er könnte hinzufügen daß die Regierung des<lb/> Königs dieſelben in dieſem Augenblick einem aus den Präſidenten des<lb/> Areopags, dem des Appellationshofs und mehreren der ausgezeichnetſten<lb/> Rechtsgelehrten des Landes gebildeten Rath vorgelegt und dadurch die<lb/> Ueberzeugung gewonnen hat daß das Recht auf ihrer Seite iſt. Aber<lb/> nach der dem Miniſter Sr. helleniſchen Maj. durch den bevollmächtigten<lb/> Miniſter Ihrer brittiſchen Maj. in Gegenwart des Hrn. Admiral Parker<lb/> gewordenen Erklärung daß es ſich nicht davon handle zu unterſuchen was<lb/> gerecht und ungerecht, ſondern binnen 24 Stunden ganze und volle Genug-<lb/> thuung zu geben, ohne daß das gegenwärtige Cabinet, das in den Ge-<lb/> ſchäften kaum auf dem Laufenden iſt, Zeit hatte ſich mit den Einzelheiten<lb/> bekannt zu machen, glaubt er halten zu müſſen. Er beſchränkt ſich deß-<lb/> wegen darauf zu ſagen daß die Regierung des Königs das ſchiedsrichter-<lb/> liche Urtheil der beiden andern Mächte, der Unterzeichner des Vertrags<lb/> vom 7 Mai 1832, anruft, damit dieſe peinliche Erörterung beendigt<lb/> werde auf gütliche Weiſe und gemäß der Gerechtigkeit und den Geſinnun-<lb/> gen welche die Beziehungen der Regierung des Königs zu derjenigen<lb/> Ihrer brittiſchen Maj. nie aufgehört haben einzuflößen. Hr. Londos<lb/> glaubt ſchließlich den ſehr ehrenw. Thomas Wyſe benachrichtigen zu müſ-<lb/> ſen daß den HH. Geſandten von Frankreich und Rußland als Repräſen-<lb/> tanten der beiden andern Mächte, der Wohlthäter Griechenlands, eine<lb/> Abſchrift zugeſtellt werden wird.“ Dieß geſchieht an demſelben Tag in<lb/> einer Note, worin die beiden Geſandten gebeten werden ihre guteu Dienſte<lb/> eintreten zu laſſen, damit der Vorſchlag des ſchiedsrichterlichen Entſcheids<lb/> von der Regierung Ihrer brittiſchen Maj. angenommen oder wenigſtens<lb/> an ſie gebracht werde. Das fünfte Document iſt ein Schreiben des eng-<lb/> liſchen Geſandten vom 17 Jan., es beſtimmt eine 24ſtündige Friſt, bin-<lb/> nen welcher alle Entſchädigungsforderungen, in der Note des Sir Edm.<lb/> Lyons vom 6 Dec. 1848 nahmhaft gemacht, mit dem landläufigen Zins<lb/> von 12 Proc., vom Tag der Reclamation an bis 18 Jan. gerechnet, be-<lb/> friedigt ſeyn müſſen, wenn nicht der Admiral ſogleich mit Zwangsmaß-<lb/> regeln vorſchreiten ſoll. Hr. Londos (18 Jan.) antwortet mit einer Pro-<lb/> teſtation, und wiederholt was die griechiſche Regierung in der Sache ge-<lb/> than, daß in keiner der von der brittiſchen Geſandtſchaft ausgegangenen<lb/> Noten ſich eine Widerlegung der Gründe und Argumente der griechiſchen<lb/> Regierung befinde, daß dieſe den ſchiedsrichterlichen Spruch der beiden<lb/> Mächte anrufe, und daß den Geſandten derſelben dieſe Note abſchriftlich<lb/> mitgetheilt werden ſolle. Dieſe Mittheilung macht Hr. Londos am näm-<lb/> lichen Tag und begleitet ſie mit einer Note, welche die wiederholte Bitte<lb/> um ſchiedsrichterliche Ausgleichung enthält. Folgt die Antwort des fran-<lb/> zöſiſchen Geſandten Thouvenel in zwei Documenten vom 19 Jan.: Das<lb/> erſte iſt eine Empfangsbeſcheinigung, worin er ſein lebhaftes Intereſſe als<lb/> Repräſentant einer Macht ausdrückt welche den conſtitutiven Vertrag der Un-<lb/> abhängigkeit Griechenlands unterzeichnet hat. Das andere iſt ein Schrei-<lb/> ben an den engliſchen Geſandten: er kann nicht umhin zu erklären daß<lb/> nach ſeiner reiflich überlegten Meinung das brittiſcherſeits gegen die<lb/> Kriegsſchiffe Sr. helleniſchen Maj. angedrohte Verfahren, das Verbot<lb/> vor der brittiſchen Flagge die See zu halten, als ein erſter Angriff<lb/> auf die Unabbängigkeit Griechenlands angeſehen werden darf, er will<lb/> das Recht der brittiſchen Regierung ihre Beſchwerde gegen die griechiſche<lb/> Regierung zu verfolgen nicht beſtreiten, wenn die rechtmäßige Genug-<lb/> thuung verweigert würde. Aber da dieß nicht der Fall, ſondern ſchieds-<lb/> richterliche Vermittlung angerufen iſt, was ihm ganz dem Vertrag vom<lb/> 7 Mai 1832 gemäß ſcheint, ſo bittet er den brittiſchen Geſandten um<lb/> Aufſchub der Zwangsmaßregeln. Ebenſo dienſtbereit zeigt ſich der ruſ-<lb/> ſiſche Geſandte Perſtany ſeiner Depeſche an Hrn. Londos iſt eine Note<lb/> an den engliſchen Geſandten beigelegt. In der erſten ſagt er: „Treuer<lb/> Dolmetſcher der ſtets wohlwollenden und freundſchaftlichen Gefinnun-<lb/> gen meines erhabenen Herrn gegen Griechenland und ſeinen König<lb/><cb/> werde ich allezeit, ſoviel an mir iſt, zu jeglichem mitwirken was ich bei-<lb/> zutragen vermag, die Wohlfahrt und die Ruhe Ihres Vaterlandes zu<lb/> ſichern.“ Die Note ſelbſt iſt in ihrem Ton entſchiedener als die franzö-<lb/> ſiſche, ſie ſagt: „Mit ſo viel Befremden als Bedauern habe ich aus Ihrer<lb/> an Hrn. Londos geſtern übermachten Note, welche mir dieſer Miniſter<lb/> mitgetheilt hat, erſehen daß der Oberbefehlshaber der Seemacht Ihrer<lb/> brittiſchen Maj. im Mittelmeer allen Fahrzeugen der griechiſchen Regie-<lb/> rung verboten hat unter Segel zu gehen. Eine ſolche Maßregel, abge-<lb/> ſehen davon daß ſie der Unabhängigkeit der griechiſchen Regierung, einer<lb/> Unabhängigkeit welche durch die drei Mächte, die Unterzeichner des Ver-<lb/> trags vom 7 Mai 1832 gewährleiſtet iſt, Eintrag thut, könnte am Vor-<lb/> abend der Wahlen die öffentliche Ruhe gefährden, an deren Aufrechthal-<lb/> tung England ebenſoviel gelegen iſt als meinem erlauchten Hof. Nur in<lb/> der friedlichen Stille kann man hoffen in der Verwaltung des Landes die<lb/> Grundſätze der Ordnung und Sparſamkeit einzuführen welche die Mächte<lb/> als Bürgen des Anlehens von Griechenland berechtigt ſind zu fordern,<lb/> auf daß es die gegenüber den wohlthäteriſchen Höfen eingegangenen Ver-<lb/> bindlichkeiten erfülle. Ich halte es deßhalb für meine Pflicht Ihre Auf-<lb/> merkſamkeit auf die bedauerlichen Folgen zu lenken welche die Zwangs-<lb/> maßregeln nach ſich ziehen könnten zu denen der Hr. Admiral Parker<lb/> greifen zu müſſen glaubte, wie auch im übrigen die Sorge der brittiſchen<lb/> Regierung für die Intereſſen ihrer Unterthanen in dieſem Land ſeyn mag.<lb/> Da das Cabinet von Athen mir wiederholt den Wunſch zu erkennen gege-<lb/> ben hat die kaiſerliche Geſandtſchaft möchte bei Ihnen, mein Herr, Ihre<lb/> guten Dienſte geltend machen, ſo würde ich pflichtwidrig handeln wenn ich<lb/> Ihnen nicht zu dem Zweck der gütlichen Beilegung des bedauerlichen<lb/> Zwiſts zwiſchen zwei mit Rußland befreundeten Höfen das Anerbieten<lb/> erneuen wollte.“ Die zwei folgenden Depeſchen find wieder Empfangs-<lb/> beſcheinigungen, von demſelben Datum, ſie drücken beide den Dank der<lb/> griechiſchen Regierung für die bereitwillig gewährte Vermittlung aus.<lb/> Sie ſind im weſentlichen übereinſtimmend abgefaßt, nur daß der Ton ge-<lb/> gen Hrn. Jouvenel etwas wärmer iſt, wenn es heißt: „Nicht zum erſten-<lb/> mal wendet ſich Griechenland an die Sympathie Frankreichs, nicht zum erſten-<lb/> mal gibt uns deſſen Miniſter Proben eines ſo lebhaften Intereſſes u. ſ. f.“<lb/> Unmittelbar wird eine neue Note des brittiſchen Geſandten zur Kenntniß<lb/> des ruſſiſchen Geſchäftsträgers gebracht, dieſer läßt ſie „ohne Commentar<lb/> über die Handlungen der Gewaltthätigkeit wovon die Rede iſt.“ Dieſe<lb/> Note iſt vom 18 Jan., ſie enthält die Anzeige daß die griechiſche Antwort<lb/> als <hi rendition="#g">abſchlägig</hi> betrachtet wird, und daß demnach der Vice-Admiral<lb/> Sir W. Parker, trotz ſeiner großen Achtung vor der griechiſchen Regie-<lb/> rung, im Fall ſey ſeine Verhaltungsbefehle vollziehen zu müſſen, und<lb/> keinem Fahrzeug der griechiſchen Regierung zu erlauben unter Segel zu ge-<lb/> hen, daß alſo jede Bewegung der Schiffe im Piräeus augenblicklich ein-<lb/> geſtellt werden möchte. Eine neue Depeſche, vom Bord der „Queen,„<lb/> 19 Jan., gibt Hrn. Londos Anzeige davon daß, da das griechiſche Regie-<lb/> rungsdampfboot „Otto“ gegen dieſes Verlangen ausgelaufen, der Admi-<lb/> ral ſich in die unangenehme Nothwendigkeit verſetzt ſehe es durch ein<lb/> Dampfboot Ihrer brittiſchen Maj. zum Umkehren zu zwingen, daß man<lb/> den „Otto“ und andere griechiſche Regierungsfahrzeuge nach Salamis<lb/> führen und daſelbſt ſo lange feſthalten werde bis die Beſchwerden erledigt ſeyen.<lb/> Die Antwort des Hrn. Londos, 19 Jan., iſt abermals eine Verwahrung, eine<lb/> feierliche Verwahrung des guten| Rechts Griechenlands, ſeiner Würde und<lb/> Unabhängigkeit gegen Acte der Feindſeligkeit im tiefen Frieden, und mit-<lb/> telſt einer Depeſche vom 20 Jan. wird ſie den beiden Geſandten übermacht,<lb/> die am folgenden Tag eine Note empfangen, welche ſich abermals gegen<lb/> dieſen „unglaublichen Mißbrauch der Gewalt“ erhebt. Sie ſagt: „Ich habe<lb/> jetzt die Ehre Sie in Kenntniß zu ſetzen daß das Geſchwader unter den<lb/> Befehlen Sir W. Parkers ſich nach Poros begeben und durch Beſchlagnahme<lb/> der Fahrzeuge und Barken des Arſenals keinen Anſtand genommen hat<lb/> die im Intereſſe der Geſundheit und der öffentlichen Ordnung allgemein<lb/> beobachteten Sanitätsregeln zu verletzen. Ich habe gleichfalls in dieſem<lb/> Augenblick durch die zuſtändigen Behörden erfahren daß die Engländer<lb/> heute Morgen angefangen haben den Handelsſchiffen, die ſich im Piräeus<lb/> befanden, zu verbieten ohne ihre Erlaubniß Ladungen zu landen, indem<lb/> ſie dieſelben zur etwaigen Ausſchiffung auf die dem Zollhausplatz gegen-<lb/> über liegende Küfte weiſen. Sie haben ſogar jedem Handelsſchiff unter-<lb/> ſagt im Piräeus aus- oder einzulaufen. Der König und ſeine Regierung<lb/> ſetzen ihre lebhafteſte Hoffnung auf den edeln und wirkſamen Beiſtand des<lb/> Kaiſers und der franzöſiſchen Republik, und da große Intereſſen unmit-<lb/> telbar auf dem Spiel ſtehen, da die öffentliche Ordnung, die Sicherheit<lb/> des Staats, die Verwaltung des Landes durch die gewaltſame Unterbre-<lb/> chung der Communicationen bedroht ſind, ſo bitten ſie die Geſandten daß<lb/> ſie ihre reſp. Schiffe, die ſich in den griechiſchen Gewäſſern befinden, nö-<lb/> thigenfalls anhalten möchten den griechiſchen Behörden in allem was die<lb/> dringenden Bedürfniſſe des öffentlichen Dienſtes betrifft, an die Hand zu<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [567/0007]
halts des engliſchen Geſchwaders in Salamis erfahren. Hr. Londos hat
Sr. Maj. und ſeinen Collegen treulich hinterbracht die Unterredung die
der ſehr ehreuw. Thomas Wyſe, begleitet von dem Hrn. Admiral Parker,
am geſtrigen Tag mit ihm hatte, und vermöge eines im Miniſterrath be-
ſchloſſenen Befehles des Königs hat er die Ehre in dieſer Note die nach-
ſtehenden Bemerkungen und Erklärungen niederzulegen. Die im Mini-
ſterium der auswärtigen Angelegenheiten anhängigen Reclamationen der
Geſandtſchaft Ihrer brittiſchen Majeſtät ſind ſechs an der Zahl, wovon
eine, die des Hrn. Finlay, bereits zwiſchen ihr und der Regierung erledigt
iſt. Es wäre dem Miniſterium leicht die fünf andern zu erörtern und
darzuthun daß ſeine Vorgänger durch Ertheilung aller nöthigen Auf-
ſchlüſſe über jede derſelben die Anſicht der Regierung zu erkennen gege-
ben haben, und daß aus ihren Noten, beſonders den Unterredungen des
Hrn. Glarakis, letzten Inhabers des Portefeuilles des Miniſteriums der
auswärtigen Angelegenheiten, mit dem ſehr ehrenw. Thomas Wyſe her-
vorgeht daß kein Uebelwollen der billigen Auseinanderſetzung dieſer Re-
clamationen entgegentritt. Er könnte hinzufügen daß die Regierung des
Königs dieſelben in dieſem Augenblick einem aus den Präſidenten des
Areopags, dem des Appellationshofs und mehreren der ausgezeichnetſten
Rechtsgelehrten des Landes gebildeten Rath vorgelegt und dadurch die
Ueberzeugung gewonnen hat daß das Recht auf ihrer Seite iſt. Aber
nach der dem Miniſter Sr. helleniſchen Maj. durch den bevollmächtigten
Miniſter Ihrer brittiſchen Maj. in Gegenwart des Hrn. Admiral Parker
gewordenen Erklärung daß es ſich nicht davon handle zu unterſuchen was
gerecht und ungerecht, ſondern binnen 24 Stunden ganze und volle Genug-
thuung zu geben, ohne daß das gegenwärtige Cabinet, das in den Ge-
ſchäften kaum auf dem Laufenden iſt, Zeit hatte ſich mit den Einzelheiten
bekannt zu machen, glaubt er halten zu müſſen. Er beſchränkt ſich deß-
wegen darauf zu ſagen daß die Regierung des Königs das ſchiedsrichter-
liche Urtheil der beiden andern Mächte, der Unterzeichner des Vertrags
vom 7 Mai 1832, anruft, damit dieſe peinliche Erörterung beendigt
werde auf gütliche Weiſe und gemäß der Gerechtigkeit und den Geſinnun-
gen welche die Beziehungen der Regierung des Königs zu derjenigen
Ihrer brittiſchen Maj. nie aufgehört haben einzuflößen. Hr. Londos
glaubt ſchließlich den ſehr ehrenw. Thomas Wyſe benachrichtigen zu müſ-
ſen daß den HH. Geſandten von Frankreich und Rußland als Repräſen-
tanten der beiden andern Mächte, der Wohlthäter Griechenlands, eine
Abſchrift zugeſtellt werden wird.“ Dieß geſchieht an demſelben Tag in
einer Note, worin die beiden Geſandten gebeten werden ihre guteu Dienſte
eintreten zu laſſen, damit der Vorſchlag des ſchiedsrichterlichen Entſcheids
von der Regierung Ihrer brittiſchen Maj. angenommen oder wenigſtens
an ſie gebracht werde. Das fünfte Document iſt ein Schreiben des eng-
liſchen Geſandten vom 17 Jan., es beſtimmt eine 24ſtündige Friſt, bin-
nen welcher alle Entſchädigungsforderungen, in der Note des Sir Edm.
Lyons vom 6 Dec. 1848 nahmhaft gemacht, mit dem landläufigen Zins
von 12 Proc., vom Tag der Reclamation an bis 18 Jan. gerechnet, be-
friedigt ſeyn müſſen, wenn nicht der Admiral ſogleich mit Zwangsmaß-
regeln vorſchreiten ſoll. Hr. Londos (18 Jan.) antwortet mit einer Pro-
teſtation, und wiederholt was die griechiſche Regierung in der Sache ge-
than, daß in keiner der von der brittiſchen Geſandtſchaft ausgegangenen
Noten ſich eine Widerlegung der Gründe und Argumente der griechiſchen
Regierung befinde, daß dieſe den ſchiedsrichterlichen Spruch der beiden
Mächte anrufe, und daß den Geſandten derſelben dieſe Note abſchriftlich
mitgetheilt werden ſolle. Dieſe Mittheilung macht Hr. Londos am näm-
lichen Tag und begleitet ſie mit einer Note, welche die wiederholte Bitte
um ſchiedsrichterliche Ausgleichung enthält. Folgt die Antwort des fran-
zöſiſchen Geſandten Thouvenel in zwei Documenten vom 19 Jan.: Das
erſte iſt eine Empfangsbeſcheinigung, worin er ſein lebhaftes Intereſſe als
Repräſentant einer Macht ausdrückt welche den conſtitutiven Vertrag der Un-
abhängigkeit Griechenlands unterzeichnet hat. Das andere iſt ein Schrei-
ben an den engliſchen Geſandten: er kann nicht umhin zu erklären daß
nach ſeiner reiflich überlegten Meinung das brittiſcherſeits gegen die
Kriegsſchiffe Sr. helleniſchen Maj. angedrohte Verfahren, das Verbot
vor der brittiſchen Flagge die See zu halten, als ein erſter Angriff
auf die Unabbängigkeit Griechenlands angeſehen werden darf, er will
das Recht der brittiſchen Regierung ihre Beſchwerde gegen die griechiſche
Regierung zu verfolgen nicht beſtreiten, wenn die rechtmäßige Genug-
thuung verweigert würde. Aber da dieß nicht der Fall, ſondern ſchieds-
richterliche Vermittlung angerufen iſt, was ihm ganz dem Vertrag vom
7 Mai 1832 gemäß ſcheint, ſo bittet er den brittiſchen Geſandten um
Aufſchub der Zwangsmaßregeln. Ebenſo dienſtbereit zeigt ſich der ruſ-
ſiſche Geſandte Perſtany ſeiner Depeſche an Hrn. Londos iſt eine Note
an den engliſchen Geſandten beigelegt. In der erſten ſagt er: „Treuer
Dolmetſcher der ſtets wohlwollenden und freundſchaftlichen Gefinnun-
gen meines erhabenen Herrn gegen Griechenland und ſeinen König
werde ich allezeit, ſoviel an mir iſt, zu jeglichem mitwirken was ich bei-
zutragen vermag, die Wohlfahrt und die Ruhe Ihres Vaterlandes zu
ſichern.“ Die Note ſelbſt iſt in ihrem Ton entſchiedener als die franzö-
ſiſche, ſie ſagt: „Mit ſo viel Befremden als Bedauern habe ich aus Ihrer
an Hrn. Londos geſtern übermachten Note, welche mir dieſer Miniſter
mitgetheilt hat, erſehen daß der Oberbefehlshaber der Seemacht Ihrer
brittiſchen Maj. im Mittelmeer allen Fahrzeugen der griechiſchen Regie-
rung verboten hat unter Segel zu gehen. Eine ſolche Maßregel, abge-
ſehen davon daß ſie der Unabhängigkeit der griechiſchen Regierung, einer
Unabhängigkeit welche durch die drei Mächte, die Unterzeichner des Ver-
trags vom 7 Mai 1832 gewährleiſtet iſt, Eintrag thut, könnte am Vor-
abend der Wahlen die öffentliche Ruhe gefährden, an deren Aufrechthal-
tung England ebenſoviel gelegen iſt als meinem erlauchten Hof. Nur in
der friedlichen Stille kann man hoffen in der Verwaltung des Landes die
Grundſätze der Ordnung und Sparſamkeit einzuführen welche die Mächte
als Bürgen des Anlehens von Griechenland berechtigt ſind zu fordern,
auf daß es die gegenüber den wohlthäteriſchen Höfen eingegangenen Ver-
bindlichkeiten erfülle. Ich halte es deßhalb für meine Pflicht Ihre Auf-
merkſamkeit auf die bedauerlichen Folgen zu lenken welche die Zwangs-
maßregeln nach ſich ziehen könnten zu denen der Hr. Admiral Parker
greifen zu müſſen glaubte, wie auch im übrigen die Sorge der brittiſchen
Regierung für die Intereſſen ihrer Unterthanen in dieſem Land ſeyn mag.
Da das Cabinet von Athen mir wiederholt den Wunſch zu erkennen gege-
ben hat die kaiſerliche Geſandtſchaft möchte bei Ihnen, mein Herr, Ihre
guten Dienſte geltend machen, ſo würde ich pflichtwidrig handeln wenn ich
Ihnen nicht zu dem Zweck der gütlichen Beilegung des bedauerlichen
Zwiſts zwiſchen zwei mit Rußland befreundeten Höfen das Anerbieten
erneuen wollte.“ Die zwei folgenden Depeſchen find wieder Empfangs-
beſcheinigungen, von demſelben Datum, ſie drücken beide den Dank der
griechiſchen Regierung für die bereitwillig gewährte Vermittlung aus.
Sie ſind im weſentlichen übereinſtimmend abgefaßt, nur daß der Ton ge-
gen Hrn. Jouvenel etwas wärmer iſt, wenn es heißt: „Nicht zum erſten-
mal wendet ſich Griechenland an die Sympathie Frankreichs, nicht zum erſten-
mal gibt uns deſſen Miniſter Proben eines ſo lebhaften Intereſſes u. ſ. f.“
Unmittelbar wird eine neue Note des brittiſchen Geſandten zur Kenntniß
des ruſſiſchen Geſchäftsträgers gebracht, dieſer läßt ſie „ohne Commentar
über die Handlungen der Gewaltthätigkeit wovon die Rede iſt.“ Dieſe
Note iſt vom 18 Jan., ſie enthält die Anzeige daß die griechiſche Antwort
als abſchlägig betrachtet wird, und daß demnach der Vice-Admiral
Sir W. Parker, trotz ſeiner großen Achtung vor der griechiſchen Regie-
rung, im Fall ſey ſeine Verhaltungsbefehle vollziehen zu müſſen, und
keinem Fahrzeug der griechiſchen Regierung zu erlauben unter Segel zu ge-
hen, daß alſo jede Bewegung der Schiffe im Piräeus augenblicklich ein-
geſtellt werden möchte. Eine neue Depeſche, vom Bord der „Queen,„
19 Jan., gibt Hrn. Londos Anzeige davon daß, da das griechiſche Regie-
rungsdampfboot „Otto“ gegen dieſes Verlangen ausgelaufen, der Admi-
ral ſich in die unangenehme Nothwendigkeit verſetzt ſehe es durch ein
Dampfboot Ihrer brittiſchen Maj. zum Umkehren zu zwingen, daß man
den „Otto“ und andere griechiſche Regierungsfahrzeuge nach Salamis
führen und daſelbſt ſo lange feſthalten werde bis die Beſchwerden erledigt ſeyen.
Die Antwort des Hrn. Londos, 19 Jan., iſt abermals eine Verwahrung, eine
feierliche Verwahrung des guten| Rechts Griechenlands, ſeiner Würde und
Unabhängigkeit gegen Acte der Feindſeligkeit im tiefen Frieden, und mit-
telſt einer Depeſche vom 20 Jan. wird ſie den beiden Geſandten übermacht,
die am folgenden Tag eine Note empfangen, welche ſich abermals gegen
dieſen „unglaublichen Mißbrauch der Gewalt“ erhebt. Sie ſagt: „Ich habe
jetzt die Ehre Sie in Kenntniß zu ſetzen daß das Geſchwader unter den
Befehlen Sir W. Parkers ſich nach Poros begeben und durch Beſchlagnahme
der Fahrzeuge und Barken des Arſenals keinen Anſtand genommen hat
die im Intereſſe der Geſundheit und der öffentlichen Ordnung allgemein
beobachteten Sanitätsregeln zu verletzen. Ich habe gleichfalls in dieſem
Augenblick durch die zuſtändigen Behörden erfahren daß die Engländer
heute Morgen angefangen haben den Handelsſchiffen, die ſich im Piräeus
befanden, zu verbieten ohne ihre Erlaubniß Ladungen zu landen, indem
ſie dieſelben zur etwaigen Ausſchiffung auf die dem Zollhausplatz gegen-
über liegende Küfte weiſen. Sie haben ſogar jedem Handelsſchiff unter-
ſagt im Piräeus aus- oder einzulaufen. Der König und ſeine Regierung
ſetzen ihre lebhafteſte Hoffnung auf den edeln und wirkſamen Beiſtand des
Kaiſers und der franzöſiſchen Republik, und da große Intereſſen unmit-
telbar auf dem Spiel ſtehen, da die öffentliche Ordnung, die Sicherheit
des Staats, die Verwaltung des Landes durch die gewaltſame Unterbre-
chung der Communicationen bedroht ſind, ſo bitten ſie die Geſandten daß
ſie ihre reſp. Schiffe, die ſich in den griechiſchen Gewäſſern befinden, nö-
thigenfalls anhalten möchten den griechiſchen Behörden in allem was die
dringenden Bedürfniſſe des öffentlichen Dienſtes betrifft, an die Hand zu
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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