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Allgemeine Zeitung, Nr. 39, 26. September 1914.

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26. September 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch]

Die amtliche englische Meldung lautete:

Deutsche Unterseeboote schossen in der Nordsee die englischen
Panzerkreuzer "Aboukir", "Hogue" und "Cressy" in Grund. Eine
beträchtliche Anzahl der Mannschaften wurden durch herbeigeeilte
englische Kriegsschiffe und holländische Dampfer gerettet.

Aus anderer Quelle wird bekannt, daß der Zusammenstoß am
22. September zwischen 6 und 8 Uhr früh 20 Seemeilen nordwest-
lich Hoek van Holland stattfand. "Aboukir" wurde zuerst durch
ein Torpedo getroffen. Der holländische Dampfer "Flora" brachte
287 Ueberlebende nach Ymuiden. Die versenkten Panzerkreuzer
sind 1900 gebaut und haben je 12 200 Tonnen Wasserverdrängung,
eine Bestückung von zwei 23.4-, zwölf 15- und zwölf 7.6-Zentimeter-
Geschützen, Maschinen von 21 000 Pferdestärken und 755 Mann
Besatzung.

Der Kommandant von "U 9" ist Kapitänleutnant Otto Wed-
digen.

Wie aus London gemeldet wird, hat dort die Kunde von
der Vernichtung der drei Panzerkreuzer durch das deutsche Unter-
seeboot U 9 einen panikartigen Schrecken erzeugt. Es
dürfte nicht übertrieben sein, wenn man annimmt, daß England
durch die Heldentat des U 9 ein Verlust von 60 Millionen Mark
zugefügt wurde. Dem gegenüber stehen die drei Torpedoschüsse im
ungefähren Wert von 30,000 M.

Hoek van Holland in der holländischen Provinz Süd-
holland, ist eine durch die beiden Mündungsarme der Maas gebil-
dete Halbinsel mit gleichnamigen Ort. Von da geht eine Dampfer-
verbindung nach Harwich (London).

Der Panzerkreuzer "Aboukir" hatte 12,200 Tonnen Wasser-
verdrängung, eine Schnelligkeit von 21.8 Seemeilen, 755 Mann
Besatzung. Er ist am 16. Mai 1900 vom Stapel gelaufen.

Der Panzerkreuzer "Hogue" hatte 12,200 Tonnen Wasser-
verdrängung, eine Schnelligkeit von 22.1 Seemeilen, 755 Mann
Besatzung. Er ist am 13. August 1900 vom Stapel gelaufen.

Der Panzerkreuzer "Cressy" hatte 12,200 Tonnen Wasser-
verdrängung, eine Schnelligkeit von 22.5 Seemeilen, 755 Mann
Besatzung. Er ist am 4. Dezember 1899 vom Stapel gelaufen.

Von den drei Panzerkreuzern hatte jeder eine Bestückung von
zwei 23.4 Zentimeter-Kaliber-Maximkanonen, zwölf 15 Zentimeter-
Kaliber-Maschinenkanonen, zwölf 7.6 Zentimeter-Kaliber-Geschützen.
Die drei englischen Panzer hatten ihre Namen von englischen
Siegen über Frankreich.
Im besonderen sei erwähnt die
Schlacht bei Aboukir. In der Nacht vom 1. zum 2. August 1798
schlug Englands berühmter Admiral Nelson die französische
Flotte bei Aboukir (Unterägypten), wodurch England Herr des
Mittelmeeres wurde. Daß so unangenehme Erinnerungen für die
Franzosen durch deutsche Tat weggeräumt worden sind, wird der
Dreiverband zu schätzen wissen.

Wie WTB. von amtlicher Stelle mitgeteilt wird, ist der Ver-
lust des englischen Kreuzers "Pathfinder", der am 5. Septem-
ber vor Firth of Forth unterging, ebenfalls auf ein deutsches Unter-
seeboot zurückzuführen. Es war dies U 21, Kommandant Ober-
leutnant z. S. Hersing.

Folgende weitere Einzelheiten über das Gefecht zwischen dem
Kreuzer "Pegasus" und der "Königsberg" bei Sansi-
bar
werden amtlich bekanntgegeben: Die "Königsberg" näherte
sich am Sonntag früh 5 Uhr mit hoher Geschwindigkeit und machte
ein britisches Wachtboot durch drei Schüsse kampfunfähig. Dann
eröffnete auf etwa 8000 Meter die "Königsberg" ein wohlgezieltes
Feuer auf den "Pegasus" und setzte dieses bis 6000 Meter Ent-
fernung fort. Die Breitseite des "Pegasus" stand unter der Feuer-
wirkung und wurde in 15 Minuten zum Schweigen gebracht. Nach
einer Kampfpause von 5 Minuten eröffnete die "Königsberg" von
neuem das Feuer, das eine Viertelstunde währte. Der "Pegasus"
war nicht in der Lage, das Feuer zu erwidern. Beinahe alle Ver-
luste der Engländer traten bei den Geschützen auf dem oberen Deck
ein. Das Schiff, das mehrere Treffer auf der Wasserlinie erhalten
hatte, legte sich stark auf die Seite. Die britische Flagge wurde
zweimal heruntergeschossen, aber von britischen Soldaten mit der
Hand hochgehalten. Die "Königsberg" erlitt anscheinend keine oder
nur geringe Beschädigung.

Durch alle diese Erfolge zur See haben sich die Verluste der
englischen Flotte bedeutend erhöht. Eine Uebersicht darüber gibt
nachstehende Liste:

[Spaltenumbruch]
Panzer-Kreuzer "Warrior" erbaut 1905 13,770 Tonnen
Gesch. Kreuzer "Arethusa" " 1913 3,560 "
Gesch. Kreuzer "Gloucester" " 1909 4,880 "
Gesch. Kreuzer "Fearleß" " 1912 3,500 "
Gesch. Kreuzer "Pathfinder" " 1904 2,990 "
Gesch. Kreuzer "Amphion" " 1911 3,500 "
T-Boot-Zerstörer "Druid" " 1912 770 "
T.-Boot-Zerstörer "Laertes" " 1913 980 "
T.-Boot-Zerstörer "Phoenix" " 1912 770 "
Torpedoboot "Speedy" " 1889 80 "
Gesch. Kreuzer "Glasgow" " 1909 4,900 "
Unterseeboot "Ae Nr. 1" " 1913 800 "
Panzer-Kreuzer "Aboukir" " 1900 12,200 "
Panzer-Kreuzer "Hogue" " 1900 12,200 "
Panzer-Kreuzer "Cressy" " 1899 12,200 "
zusammen 4 Panzerkreuzer, 6 Geschützte Kreuzer, 3 Torpedoboot-
zerstörer, 1 Unterseeboot, 1 Torpedoboot.

Der "Daily Telegraph" meldet aus Kalkutta, daß der vom
Kreuzer "Emden" auf seinen kühnen Streifzügen angerichtete
Schaden 15 Millionen Mark betrage. Der Kreuzer "Emden"
hat bekanntlich 6 englische Schiffe versenkt.

WTB. London, 24. September. (Nicht amtlich.) Das Reu-
tersche Bureau meldet amtlich aus Kalkutta: Der deutsche
Kreuzer "Emden" erschien vor Madras und schoß zwei Oelbehäl-
ter in Brand. Die englischen Forts beantworteten das Feuer. Die
"Emden" löschte ihre Lichter und verschwand in der Dunkelheit.


England und die Neutralität Dänemarks.

Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: Durch die Blät-
ter ist eine Erklärung gegangen, die zur Abschwächung der Aus-
führungen des Reichskanzlers über Englands "Freiheitspolitik" im
Auftrage des Ministers Grey der dänischen Presse zugestellt wor-
den war. Der Greysche Entschuldigungsversuch gibt Anlaß zu fol-
genden Bemerkungen:

Der Reichskanzler hat es für auffällig erklärt, daß As-
quith
bei der Aufzählung der kleineren Staaten, deren Neutrali-
tät von Deutschland gefährdet und von England geschützt würde,
Dänemarks nicht gedacht hatte. Sir Edward Grey will diese Aus-
lassung damit entschuldigen, daß es für einen Redner unmöglich
wäre, in jeder öffentlichen Rede die ganze Frage in allen Einzel-
heiten zu erörtern. Das ist zweifellos richtig. Auch der Reichs-
kanzler hat z. B. darauf verzichtet, in seiner kurzen Erklärung des
russisch-englischen Abkommens vom Jahre 1907 zu gedenken, das
im Interesse der Freiheit des persischen Volkes den Norden Per-
siens in eine russische Provinz verwandelt hat, oder des Marokko-
abkommens vom Jahre 1904, das es Frankreich ermöglicht hat, sich
Marokkos zu bemächtigen, und England, ungestraft sein Wort und
seine vertragliche Verpflichtung in Aegypten zu brechen.

Herr Asquith ist indessen außerordentlich wortreich und viele
seiner Sätze hätten leichter entbehrt werden können als ein paar
ernste Worte über die Achtung der dänischen Neutralität. Sir Ed-
ward Grey wird daher mit dieser Entschuldigung kein Glück haben,
um so weniger als er zwar mancherlei Worte macht, aber auch in
dieser Entgegnung einer Erklärung über die Achtung der dänischen
Neutralität mit vieler Kunst aus dem Wege geht.

Es scheint also doch, daß England sich vorbehält, eines Tages,
wenn ihm das nützlich erscheint, die dänische Neutralität zu ver-
letzen. Dabei wird es sich dann wohl wieder, wie bei dem Ueber-
fall Kopenhagens in den napoleonischen Kriegen, mit viel Worten
auf das Interesse der Freiheit berufen.

Ueber Aegypten findet Sir Edward Grey kein Wort.
Auch der Zerschneidung der Kabel, die Deutschland von der Welt
abschneidet und gegen die von England geführte Lügenkampagne
wehrlos machen soll, gedenkt er nicht. Durch Lügenberichte über
deutsche Greuel in Belgien und Unterdrückung der von der belgi-
schen Bevölkerung begangenen Schandtaten soll in der Welt der
Glauben erhalten bleiben, daß Englands Sache die Sache der Frei-
heit ist. Und Rußland? Sir Edward Grey vermeidet es, in
diesem Zusammenhang dieser Bundesgenossenschaft Erwähnung zu
tun. Hier fehlt offenbar selbst ihm die traditionelle englische For-
mel für das Interesse der Freiheit.



Daß einzelne ehrlichere Politiker und wenigstens ein Teil des
englischen Volkes gegen den Krieg mit Deutschland waren, ist be-
kannt. Für die Sachlage kommen aber leider diese einzelnen Stim-
men nicht in Betracht. Gleichwohl dürfte es von Interesse sein,

26. September 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch]

Die amtliche engliſche Meldung lautete:

Deutſche Unterſeeboote ſchoſſen in der Nordſee die engliſchen
Panzerkreuzer „Aboukir“, „Hogue“ und „Creſſy“ in Grund. Eine
beträchtliche Anzahl der Mannſchaften wurden durch herbeigeeilte
engliſche Kriegsſchiffe und holländiſche Dampfer gerettet.

Aus anderer Quelle wird bekannt, daß der Zuſammenſtoß am
22. September zwiſchen 6 und 8 Uhr früh 20 Seemeilen nordweſt-
lich Hoek van Holland ſtattfand. „Aboukir“ wurde zuerſt durch
ein Torpedo getroffen. Der holländiſche Dampfer „Flora“ brachte
287 Ueberlebende nach Ymuiden. Die verſenkten Panzerkreuzer
ſind 1900 gebaut und haben je 12 200 Tonnen Waſſerverdrängung,
eine Beſtückung von zwei 23.4-, zwölf 15- und zwölf 7.6-Zentimeter-
Geſchützen, Maſchinen von 21 000 Pferdeſtärken und 755 Mann
Beſatzung.

Der Kommandant von „U 9“ iſt Kapitänleutnant Otto Wed-
digen.

Wie aus London gemeldet wird, hat dort die Kunde von
der Vernichtung der drei Panzerkreuzer durch das deutſche Unter-
ſeeboot U 9 einen panikartigen Schrecken erzeugt. Es
dürfte nicht übertrieben ſein, wenn man annimmt, daß England
durch die Heldentat des U 9 ein Verluſt von 60 Millionen Mark
zugefügt wurde. Dem gegenüber ſtehen die drei Torpedoſchüſſe im
ungefähren Wert von 30,000 M.

Hoek van Holland in der holländiſchen Provinz Süd-
holland, iſt eine durch die beiden Mündungsarme der Maas gebil-
dete Halbinſel mit gleichnamigen Ort. Von da geht eine Dampfer-
verbindung nach Harwich (London).

Der Panzerkreuzer „Aboukir“ hatte 12,200 Tonnen Waſſer-
verdrängung, eine Schnelligkeit von 21.8 Seemeilen, 755 Mann
Beſatzung. Er iſt am 16. Mai 1900 vom Stapel gelaufen.

Der Panzerkreuzer „Hogue“ hatte 12,200 Tonnen Waſſer-
verdrängung, eine Schnelligkeit von 22.1 Seemeilen, 755 Mann
Beſatzung. Er iſt am 13. Auguſt 1900 vom Stapel gelaufen.

Der Panzerkreuzer „Creſſy“ hatte 12,200 Tonnen Waſſer-
verdrängung, eine Schnelligkeit von 22.5 Seemeilen, 755 Mann
Beſatzung. Er iſt am 4. Dezember 1899 vom Stapel gelaufen.

Von den drei Panzerkreuzern hatte jeder eine Beſtückung von
zwei 23.4 Zentimeter-Kaliber-Maximkanonen, zwölf 15 Zentimeter-
Kaliber-Maſchinenkanonen, zwölf 7.6 Zentimeter-Kaliber-Geſchützen.
Die drei engliſchen Panzer hatten ihre Namen von engliſchen
Siegen über Frankreich.
Im beſonderen ſei erwähnt die
Schlacht bei Aboukir. In der Nacht vom 1. zum 2. Auguſt 1798
ſchlug Englands berühmter Admiral Nelſon die franzöſiſche
Flotte bei Aboukir (Unterägypten), wodurch England Herr des
Mittelmeeres wurde. Daß ſo unangenehme Erinnerungen für die
Franzoſen durch deutſche Tat weggeräumt worden ſind, wird der
Dreiverband zu ſchätzen wiſſen.

Wie WTB. von amtlicher Stelle mitgeteilt wird, iſt der Ver-
luſt des engliſchen Kreuzers „Pathfinder“, der am 5. Septem-
ber vor Firth of Forth unterging, ebenfalls auf ein deutſches Unter-
ſeeboot zurückzuführen. Es war dies U 21, Kommandant Ober-
leutnant z. S. Herſing.

Folgende weitere Einzelheiten über das Gefecht zwiſchen dem
Kreuzer „Pegaſus“ und der „Königsberg“ bei Sanſi-
bar
werden amtlich bekanntgegeben: Die „Königsberg“ näherte
ſich am Sonntag früh 5 Uhr mit hoher Geſchwindigkeit und machte
ein britiſches Wachtboot durch drei Schüſſe kampfunfähig. Dann
eröffnete auf etwa 8000 Meter die „Königsberg“ ein wohlgezieltes
Feuer auf den „Pegaſus“ und ſetzte dieſes bis 6000 Meter Ent-
fernung fort. Die Breitſeite des „Pegaſus“ ſtand unter der Feuer-
wirkung und wurde in 15 Minuten zum Schweigen gebracht. Nach
einer Kampfpauſe von 5 Minuten eröffnete die „Königsberg“ von
neuem das Feuer, das eine Viertelſtunde währte. Der „Pegaſus“
war nicht in der Lage, das Feuer zu erwidern. Beinahe alle Ver-
luſte der Engländer traten bei den Geſchützen auf dem oberen Deck
ein. Das Schiff, das mehrere Treffer auf der Waſſerlinie erhalten
hatte, legte ſich ſtark auf die Seite. Die britiſche Flagge wurde
zweimal heruntergeſchoſſen, aber von britiſchen Soldaten mit der
Hand hochgehalten. Die „Königsberg“ erlitt anſcheinend keine oder
nur geringe Beſchädigung.

Durch alle dieſe Erfolge zur See haben ſich die Verluſte der
engliſchen Flotte bedeutend erhöht. Eine Ueberſicht darüber gibt
nachſtehende Liſte:

[Spaltenumbruch]
Panzer-Kreuzer „Warrior“ erbaut 1905 13,770 Tonnen
Geſch. Kreuzer „Arethuſa“ „ 1913 3,560 „
Geſch. Kreuzer „Glouceſter“ „ 1909 4,880 „
Geſch. Kreuzer „Fearleß“ „ 1912 3,500 „
Geſch. Kreuzer „Pathfinder“ „ 1904 2,990 „
Geſch. Kreuzer „Amphion“ „ 1911 3,500 „
T-Boot-Zerſtörer „Druid“ „ 1912 770 „
T.-Boot-Zerſtörer „Laertes“ „ 1913 980 „
T.-Boot-Zerſtörer „Phoenix“ „ 1912 770 „
Torpedoboot „Speedy“ „ 1889 80 „
Geſch. Kreuzer „Glasgow“ „ 1909 4,900 „
Unterſeeboot „Ae Nr. 1“ „ 1913 800 „
Panzer-Kreuzer „Aboukir“ „ 1900 12,200 „
Panzer-Kreuzer „Hogue“ „ 1900 12,200 „
Panzer-Kreuzer „Creſſy“ „ 1899 12,200 „
zuſammen 4 Panzerkreuzer, 6 Geſchützte Kreuzer, 3 Torpedoboot-
zerſtörer, 1 Unterſeeboot, 1 Torpedoboot.

Der „Daily Telegraph“ meldet aus Kalkutta, daß der vom
Kreuzer „Emden“ auf ſeinen kühnen Streifzügen angerichtete
Schaden 15 Millionen Mark betrage. Der Kreuzer „Emden“
hat bekanntlich 6 engliſche Schiffe verſenkt.

WTB. London, 24. September. (Nicht amtlich.) Das Reu-
terſche Bureau meldet amtlich aus Kalkutta: Der deutſche
Kreuzer „Emden“ erſchien vor Madras und ſchoß zwei Oelbehäl-
ter in Brand. Die engliſchen Forts beantworteten das Feuer. Die
„Emden“ löſchte ihre Lichter und verſchwand in der Dunkelheit.


England und die Neutralität Dänemarks.

Die Norddeutſche Allgemeine Zeitung ſchreibt: Durch die Blät-
ter iſt eine Erklärung gegangen, die zur Abſchwächung der Aus-
führungen des Reichskanzlers über Englands „Freiheitspolitik“ im
Auftrage des Miniſters Grey der däniſchen Preſſe zugeſtellt wor-
den war. Der Greyſche Entſchuldigungsverſuch gibt Anlaß zu fol-
genden Bemerkungen:

Der Reichskanzler hat es für auffällig erklärt, daß As-
quith
bei der Aufzählung der kleineren Staaten, deren Neutrali-
tät von Deutſchland gefährdet und von England geſchützt würde,
Dänemarks nicht gedacht hatte. Sir Edward Grey will dieſe Aus-
laſſung damit entſchuldigen, daß es für einen Redner unmöglich
wäre, in jeder öffentlichen Rede die ganze Frage in allen Einzel-
heiten zu erörtern. Das iſt zweifellos richtig. Auch der Reichs-
kanzler hat z. B. darauf verzichtet, in ſeiner kurzen Erklärung des
ruſſiſch-engliſchen Abkommens vom Jahre 1907 zu gedenken, das
im Intereſſe der Freiheit des perſiſchen Volkes den Norden Per-
ſiens in eine ruſſiſche Provinz verwandelt hat, oder des Marokko-
abkommens vom Jahre 1904, das es Frankreich ermöglicht hat, ſich
Marokkos zu bemächtigen, und England, ungeſtraft ſein Wort und
ſeine vertragliche Verpflichtung in Aegypten zu brechen.

Herr Asquith iſt indeſſen außerordentlich wortreich und viele
ſeiner Sätze hätten leichter entbehrt werden können als ein paar
ernſte Worte über die Achtung der däniſchen Neutralität. Sir Ed-
ward Grey wird daher mit dieſer Entſchuldigung kein Glück haben,
um ſo weniger als er zwar mancherlei Worte macht, aber auch in
dieſer Entgegnung einer Erklärung über die Achtung der däniſchen
Neutralität mit vieler Kunſt aus dem Wege geht.

Es ſcheint alſo doch, daß England ſich vorbehält, eines Tages,
wenn ihm das nützlich erſcheint, die däniſche Neutralität zu ver-
letzen. Dabei wird es ſich dann wohl wieder, wie bei dem Ueber-
fall Kopenhagens in den napoleoniſchen Kriegen, mit viel Worten
auf das Intereſſe der Freiheit berufen.

Ueber Aegypten findet Sir Edward Grey kein Wort.
Auch der Zerſchneidung der Kabel, die Deutſchland von der Welt
abſchneidet und gegen die von England geführte Lügenkampagne
wehrlos machen ſoll, gedenkt er nicht. Durch Lügenberichte über
deutſche Greuel in Belgien und Unterdrückung der von der belgi-
ſchen Bevölkerung begangenen Schandtaten ſoll in der Welt der
Glauben erhalten bleiben, daß Englands Sache die Sache der Frei-
heit iſt. Und Rußland? Sir Edward Grey vermeidet es, in
dieſem Zuſammenhang dieſer Bundesgenoſſenſchaft Erwähnung zu
tun. Hier fehlt offenbar ſelbſt ihm die traditionelle engliſche For-
mel für das Intereſſe der Freiheit.



Daß einzelne ehrlichere Politiker und wenigſtens ein Teil des
engliſchen Volkes gegen den Krieg mit Deutſchland waren, iſt be-
kannt. Für die Sachlage kommen aber leider dieſe einzelnen Stim-
men nicht in Betracht. Gleichwohl dürfte es von Intereſſe ſein,

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[577/0003] 26. September 1914. Allgemeine Zeitung Die amtliche engliſche Meldung lautete: Deutſche Unterſeeboote ſchoſſen in der Nordſee die engliſchen Panzerkreuzer „Aboukir“, „Hogue“ und „Creſſy“ in Grund. Eine beträchtliche Anzahl der Mannſchaften wurden durch herbeigeeilte engliſche Kriegsſchiffe und holländiſche Dampfer gerettet. Aus anderer Quelle wird bekannt, daß der Zuſammenſtoß am 22. September zwiſchen 6 und 8 Uhr früh 20 Seemeilen nordweſt- lich Hoek van Holland ſtattfand. „Aboukir“ wurde zuerſt durch ein Torpedo getroffen. Der holländiſche Dampfer „Flora“ brachte 287 Ueberlebende nach Ymuiden. Die verſenkten Panzerkreuzer ſind 1900 gebaut und haben je 12 200 Tonnen Waſſerverdrängung, eine Beſtückung von zwei 23.4-, zwölf 15- und zwölf 7.6-Zentimeter- Geſchützen, Maſchinen von 21 000 Pferdeſtärken und 755 Mann Beſatzung. Der Kommandant von „U 9“ iſt Kapitänleutnant Otto Wed- digen. Wie aus London gemeldet wird, hat dort die Kunde von der Vernichtung der drei Panzerkreuzer durch das deutſche Unter- ſeeboot U 9 einen panikartigen Schrecken erzeugt. Es dürfte nicht übertrieben ſein, wenn man annimmt, daß England durch die Heldentat des U 9 ein Verluſt von 60 Millionen Mark zugefügt wurde. Dem gegenüber ſtehen die drei Torpedoſchüſſe im ungefähren Wert von 30,000 M. Hoek van Holland in der holländiſchen Provinz Süd- holland, iſt eine durch die beiden Mündungsarme der Maas gebil- dete Halbinſel mit gleichnamigen Ort. Von da geht eine Dampfer- verbindung nach Harwich (London). Der Panzerkreuzer „Aboukir“ hatte 12,200 Tonnen Waſſer- verdrängung, eine Schnelligkeit von 21.8 Seemeilen, 755 Mann Beſatzung. Er iſt am 16. Mai 1900 vom Stapel gelaufen. Der Panzerkreuzer „Hogue“ hatte 12,200 Tonnen Waſſer- verdrängung, eine Schnelligkeit von 22.1 Seemeilen, 755 Mann Beſatzung. Er iſt am 13. Auguſt 1900 vom Stapel gelaufen. Der Panzerkreuzer „Creſſy“ hatte 12,200 Tonnen Waſſer- verdrängung, eine Schnelligkeit von 22.5 Seemeilen, 755 Mann Beſatzung. Er iſt am 4. Dezember 1899 vom Stapel gelaufen. Von den drei Panzerkreuzern hatte jeder eine Beſtückung von zwei 23.4 Zentimeter-Kaliber-Maximkanonen, zwölf 15 Zentimeter- Kaliber-Maſchinenkanonen, zwölf 7.6 Zentimeter-Kaliber-Geſchützen. Die drei engliſchen Panzer hatten ihre Namen von engliſchen Siegen über Frankreich. Im beſonderen ſei erwähnt die Schlacht bei Aboukir. In der Nacht vom 1. zum 2. Auguſt 1798 ſchlug Englands berühmter Admiral Nelſon die franzöſiſche Flotte bei Aboukir (Unterägypten), wodurch England Herr des Mittelmeeres wurde. Daß ſo unangenehme Erinnerungen für die Franzoſen durch deutſche Tat weggeräumt worden ſind, wird der Dreiverband zu ſchätzen wiſſen. Wie WTB. von amtlicher Stelle mitgeteilt wird, iſt der Ver- luſt des engliſchen Kreuzers „Pathfinder“, der am 5. Septem- ber vor Firth of Forth unterging, ebenfalls auf ein deutſches Unter- ſeeboot zurückzuführen. Es war dies U 21, Kommandant Ober- leutnant z. S. Herſing. Folgende weitere Einzelheiten über das Gefecht zwiſchen dem Kreuzer „Pegaſus“ und der „Königsberg“ bei Sanſi- bar werden amtlich bekanntgegeben: Die „Königsberg“ näherte ſich am Sonntag früh 5 Uhr mit hoher Geſchwindigkeit und machte ein britiſches Wachtboot durch drei Schüſſe kampfunfähig. Dann eröffnete auf etwa 8000 Meter die „Königsberg“ ein wohlgezieltes Feuer auf den „Pegaſus“ und ſetzte dieſes bis 6000 Meter Ent- fernung fort. Die Breitſeite des „Pegaſus“ ſtand unter der Feuer- wirkung und wurde in 15 Minuten zum Schweigen gebracht. Nach einer Kampfpauſe von 5 Minuten eröffnete die „Königsberg“ von neuem das Feuer, das eine Viertelſtunde währte. Der „Pegaſus“ war nicht in der Lage, das Feuer zu erwidern. Beinahe alle Ver- luſte der Engländer traten bei den Geſchützen auf dem oberen Deck ein. Das Schiff, das mehrere Treffer auf der Waſſerlinie erhalten hatte, legte ſich ſtark auf die Seite. Die britiſche Flagge wurde zweimal heruntergeſchoſſen, aber von britiſchen Soldaten mit der Hand hochgehalten. Die „Königsberg“ erlitt anſcheinend keine oder nur geringe Beſchädigung. Durch alle dieſe Erfolge zur See haben ſich die Verluſte der engliſchen Flotte bedeutend erhöht. Eine Ueberſicht darüber gibt nachſtehende Liſte: Panzer-Kreuzer „Warrior“ erbaut 1905 13,770 Tonnen Geſch. Kreuzer „Arethuſa“ „ 1913 3,560 „ Geſch. Kreuzer „Glouceſter“ „ 1909 4,880 „ Geſch. Kreuzer „Fearleß“ „ 1912 3,500 „ Geſch. Kreuzer „Pathfinder“ „ 1904 2,990 „ Geſch. Kreuzer „Amphion“ „ 1911 3,500 „ T-Boot-Zerſtörer „Druid“ „ 1912 770 „ T.-Boot-Zerſtörer „Laertes“ „ 1913 980 „ T.-Boot-Zerſtörer „Phoenix“ „ 1912 770 „ Torpedoboot „Speedy“ „ 1889 80 „ Geſch. Kreuzer „Glasgow“ „ 1909 4,900 „ Unterſeeboot „Ae Nr. 1“ „ 1913 800 „ Panzer-Kreuzer „Aboukir“ „ 1900 12,200 „ Panzer-Kreuzer „Hogue“ „ 1900 12,200 „ Panzer-Kreuzer „Creſſy“ „ 1899 12,200 „ zuſammen 4 Panzerkreuzer, 6 Geſchützte Kreuzer, 3 Torpedoboot- zerſtörer, 1 Unterſeeboot, 1 Torpedoboot. Der „Daily Telegraph“ meldet aus Kalkutta, daß der vom Kreuzer „Emden“ auf ſeinen kühnen Streifzügen angerichtete Schaden 15 Millionen Mark betrage. Der Kreuzer „Emden“ hat bekanntlich 6 engliſche Schiffe verſenkt. WTB. London, 24. September. (Nicht amtlich.) Das Reu- terſche Bureau meldet amtlich aus Kalkutta: Der deutſche Kreuzer „Emden“ erſchien vor Madras und ſchoß zwei Oelbehäl- ter in Brand. Die engliſchen Forts beantworteten das Feuer. Die „Emden“ löſchte ihre Lichter und verſchwand in der Dunkelheit. England und die Neutralität Dänemarks. Die Norddeutſche Allgemeine Zeitung ſchreibt: Durch die Blät- ter iſt eine Erklärung gegangen, die zur Abſchwächung der Aus- führungen des Reichskanzlers über Englands „Freiheitspolitik“ im Auftrage des Miniſters Grey der däniſchen Preſſe zugeſtellt wor- den war. Der Greyſche Entſchuldigungsverſuch gibt Anlaß zu fol- genden Bemerkungen: Der Reichskanzler hat es für auffällig erklärt, daß As- quith bei der Aufzählung der kleineren Staaten, deren Neutrali- tät von Deutſchland gefährdet und von England geſchützt würde, Dänemarks nicht gedacht hatte. Sir Edward Grey will dieſe Aus- laſſung damit entſchuldigen, daß es für einen Redner unmöglich wäre, in jeder öffentlichen Rede die ganze Frage in allen Einzel- heiten zu erörtern. Das iſt zweifellos richtig. Auch der Reichs- kanzler hat z. B. darauf verzichtet, in ſeiner kurzen Erklärung des ruſſiſch-engliſchen Abkommens vom Jahre 1907 zu gedenken, das im Intereſſe der Freiheit des perſiſchen Volkes den Norden Per- ſiens in eine ruſſiſche Provinz verwandelt hat, oder des Marokko- abkommens vom Jahre 1904, das es Frankreich ermöglicht hat, ſich Marokkos zu bemächtigen, und England, ungeſtraft ſein Wort und ſeine vertragliche Verpflichtung in Aegypten zu brechen. Herr Asquith iſt indeſſen außerordentlich wortreich und viele ſeiner Sätze hätten leichter entbehrt werden können als ein paar ernſte Worte über die Achtung der däniſchen Neutralität. Sir Ed- ward Grey wird daher mit dieſer Entſchuldigung kein Glück haben, um ſo weniger als er zwar mancherlei Worte macht, aber auch in dieſer Entgegnung einer Erklärung über die Achtung der däniſchen Neutralität mit vieler Kunſt aus dem Wege geht. Es ſcheint alſo doch, daß England ſich vorbehält, eines Tages, wenn ihm das nützlich erſcheint, die däniſche Neutralität zu ver- letzen. Dabei wird es ſich dann wohl wieder, wie bei dem Ueber- fall Kopenhagens in den napoleoniſchen Kriegen, mit viel Worten auf das Intereſſe der Freiheit berufen. Ueber Aegypten findet Sir Edward Grey kein Wort. Auch der Zerſchneidung der Kabel, die Deutſchland von der Welt abſchneidet und gegen die von England geführte Lügenkampagne wehrlos machen ſoll, gedenkt er nicht. Durch Lügenberichte über deutſche Greuel in Belgien und Unterdrückung der von der belgi- ſchen Bevölkerung begangenen Schandtaten ſoll in der Welt der Glauben erhalten bleiben, daß Englands Sache die Sache der Frei- heit iſt. Und Rußland? Sir Edward Grey vermeidet es, in dieſem Zuſammenhang dieſer Bundesgenoſſenſchaft Erwähnung zu tun. Hier fehlt offenbar ſelbſt ihm die traditionelle engliſche For- mel für das Intereſſe der Freiheit. Daß einzelne ehrlichere Politiker und wenigſtens ein Teil des engliſchen Volkes gegen den Krieg mit Deutſchland waren, iſt be- kannt. 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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 39, 26. September 1914, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine39_1914/3>, abgerufen am 03.12.2024.