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Allgemeine Zeitung, Nr. 39, 26. September 1914.

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26. September 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch]
Eine Erklärung.

Herr Professor Sieper übersendet uns folgende Erklärung:


Sehr geehrte Redaktion!

Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir als gelegent-
lichen Mitarbeiter Ihres geschätzten Blattes Ihre Spalten öffnen
wollten zu folgender kurzen Erklärung:

"Im Septemberheft der "Westermannschen Monatshefte" ist
ein Artikel aus meiner Feder erschienen über den Kulturwert Eng-
lands. Der Aufsatz wurde vor etwa 11/2 Jahren geschrieben und
von dem Herausgeber der Westermannschen Monatshefte zur Ver-
öffentlichung übernommen. Ein bedauerlicher Zufall wurde es,
daß der Artikel erschien, nachdem England kurz vorher in ruchloser
Weise mit unseren Feinden gemeinsame Sache zur Vernichtung
unseres Vaterlandes gemacht hatte. Es war dem Verlage nicht
mehr möglich, die betreffende Nummer, die bereits gesetzt und ge-
heftet war, zurückzuziehen. Ich bedauere das außerordentlich. Ich
sehe ein, daß ein Versuch, über kulturelle Vorzüge, die das eng-
lische Volk trotz seiner perfiden Regierung besitzt, zu handeln, zu
jenem Zeitpunkt
zu Mißdeutungen und Verstimmungen An-
laß geben konnte.

Die Redaktion der Monatshefte wird ohne mein Zutun Ver-
anlassung nehmen, der nächsten Nummer der Monatshefte eine
diesbezügliche Erklärung voranzuschicken.

Ich hätte dieser Erklärung eigentlich nichts mehr hinzuzufügen,
möchte aber noch folgendes bemerken:

Ich habe in meinem Aufsatz bei einem Vergleich zwischen deut-
schen und englischem Lehrerstande meiner subjektiven -- natürlich
für keinen maßgeblichen -- Meinung dahin Ausdruck gegeben,
daß in bezug auf Wissen der eine der beiden Teile, in bezug auf
Kultur der andere im Vorteil sei. Ich habe damit natürlich weder
den englischen noch auch den deutschen Lehrerstand kränken und
natürlich nicht sagen wollen, daß der eine Teil unwissend, der
andere Teil kulturlos ist. Es ist dies eigentlich selbstverständlich.
Aber ich lege Wert auf diese Erklärung gegenüber einem Stande,
den ich hochschätze und in dessen Reihen ich viele ausgezeichnete
Freunde besitze.

E. Sieper."


China und Japan.

Wie die Korrespondenz "Rundschau" in Wien meldet, herrscht
in Peking die größte Erregung über die Forderung Japans, ihm
freie Hand in China zu gewähren, die zu lebhaften Protesten An-
laß gegeben hat. Von chinesischer Seite werden alle Gerüchte über
Unruhen und Revolution in China dementiert. Die Erregung gegen
die Ententemächte, namentlich England und Rußland, wächst. Man
beschuldigt Großbritannien, daß es Japan gegen China hetze und
auf Kosten der chinesischen Republik Japan Gefälligkeiten erweisen
wolle. Die Mißstimmung gegen Rußland ist darauf zurückzu-
führen, daß der Petersburger Stadthauptmann für die Dauer des
Krieges die Ausweisung sämtlicher chinesischer Kaufleute aus seinem
Amtsbezirk verfügt hat. Ueberdies behauptet man in Peking, daß
zwischen Japan und Rußland jetzt eine Vereinbarung dahin zu-
stande gekommen sei, daß Japan provisorisch und allein die Mand-
schurei besetzen solle. In Pekinger Regierungskreisen macht man
kein Hehl aus der warmen Sympathie für Oesterreich-Ungarn und
Deutschland, die in China immer stärker zutage tritt.



Keine Unterschätzung der feindlichen Armee.

Gegen Unterschätzung der feindlichen Armee richtet die "Nord-
deutsche Allgemeine Zeitung" folgende offiziöfe Mahnung an alle
Nichtkämpfer: Das Gefühl wärmsten Dankes für die außerordent-
lichen Leistungen unserer Truppen erfüllt die Herzen des ganzen
deutschen Volkes. Dieses Gefühl äußert sich in der allgemeinen
Bereitschaft, nach Maßgabe der eigenen Kräfte persönlich oder auch
durch Gaben aller Art, an der Lösung der ernsten Aufgaben der
Zeit mitzuwirken. Den Nichtkämpfern ist aber die weitere hohe
Pflicht auferlegt, bei sich und den Mitbürgern das Bewußtsein auf-
recht zu erhalten, daß der schwere Kampf, der uns aufgezwungen
wurde, zu einem guten Ende geführt werden wird. Nicht jeder
Tag kann Siegesmeldungen bringen. Das überraschende, man
darf sagen, stürmische Vordringen unserer Heere in den ersten
Wochen des Krieges hat uns verwöhnt und mag hier und da in
Kreisen der Nichtkämpfer zu einer Unterschätzung namentlich des
[Spaltenumbruch] französischen Heeres Anlaß gegeben haben. Es braucht nicht beson-
ders betont zu werden, daß eine solche Auffassung bei unserer
Heeresleitung niemals bestanden hat. Die Kenner der Verhältnisse
haben vorhergesehen, daß wir mit unseren Gegnern kein leichtes
Spiel haben würden. Durch das große Aufgebot, das sie östlich von
Paris ins Feld gelegt haben, und durch die tapfere Gegenwehr, die
sie dort zeigen, wird dies voraussichtlich gerechtfertigt. Unsere Trup-
pen haben einen harten Kampf zu bestehen. Sie fechten mit ganzer
Hingabe ihrer körperlichen und sittlichen Kräfte und verdienen die
höchste Bewunderung. Daß die Schlacht längere Zeit erfordert,
als sich wohl mancher im Lande gedacht hat, ist in den Verhält-
nissen einer mit so gewaltigen Truppenmassen auf beiden Seiten
unternommenen Schlacht begründet. Aus den amtlichen deutschen
Kriegsberichten kann jedermann ersehen, daß sachliche Gründe für
eine ungünstige Beurteilung der Schlacht nicht vorhanden sind;
alle gegenteiligen Behauptungen unserer Feinde können nicht auf-
kommen. Handelt es sich um ein schweres Ringen, so wird der
endgültige Sieg, auf den wir zuversichtlich rechnen dürfen, ein um
so schönerer Lohn sein für die sorgsamen Vorbereitungen in den
Friedensjahren und für die glänzende Bewährung der vorangegan-
genen Arbeit im gegenwärtigen Kriege. Ein Sieg über minder-
wertige Gegner könnte nie die Genugtuung bringen, wie die Nieder-
werfung von Feinden, die ernst zu nehmen sind. Kleine Geduld-
proben, die uns vielleicht noch auferlegt sein werden, sind nicht be-
sonders schwer zu ertragen, zumal, wie schon hervorgehoben wurde,
unsere Sache nirgends, namentlich auch nicht an der Marne, in
irgend einem Sinne ungünstig steht.



Verfrühte Friedensverhandlungen.

Die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Nach einer
vom Reuterschen Bureau verbreiteten Meldung aus Washing-
ton
soll der dortige deutsche Botschafter erklärt haben, Deutschland
sei zum Frieden bereit, falls das deutsche Territorium in Europa
nicht verkleinert werde.

Solche Meldungen sind darauf berechnet, den Eindruck zu er-
wecken, als ob Deutschland trotz des Siegeslaufes seiner Heere im
Westen und Osten kampfesmüde wäre -- Deutschland denkt
im gegenwärtigen Augenblick gar nicht daran, irgendwelche
Friedensangebote zu machen. Wir wiederholen: Deutschland ver-
folgt nur das eine Ziel, den ruchlos gegen uns heraufbeschworenen
Krieg ehrenvoll bis zum Ende durchzuführen.



Generaloberst Frhr. v. Hausen.

Der seit Beginn des Krieges an der Spitze der Dritten deut-
schen Armee stehende sächsische Generaloberst Max Clemens Lothar
Frhr. v. Hausen ist dieser Tage infolge Erkrankung durch den Gene-
ral der Kav. v. Einem als Armeeführer ersetzt worden. Frhr.
v. Hausen ist, wie wir der Berliner "Militär-Zeitung" entnehmen,
am 17. Dezember 1846 als zweiter Sohn des 1879 zu Dresden ver-
storbenen Kgl. Sächsischen Generalleutnants z. D. Clemens Frhr.
v. Hausen und dessen Gemahlin Anna, geb. v. Ammon zu Dresden
geboren. Seine Mutter verheiratete sich 1881 zum zweiten Male
mit dem Kgl. Sächs. Oberst z. D. Edward v. Mensch (+ 1887) und
starb 1899 zu Dresden. Er erhielt seine erste Erziehung im elter-
lichen Hause sowie in den Anstalten des Dr. Dzondi und des Ober-
leutnants Neumann in Dresden, bezog 1859 das dortige Kadetten-
haus und trat 1863 als Portepeejunker in das 3. Jägerbataillon.
Im folgenden Jahre zum Leutnant befördert, nahm er 1866 im
Feldzuge gegen Preußen an der Schlacht bei Königgrätz, insbe-
sondere an dem blutigen Dorfgefecht um Problus, teil, wurde vier
Wochen später Oberleutnant und verblieb bei der Neuorganisation
der sächsischen Armee im Jahre 1867 bei seinem in das 2. Jäger-
bataillon Nr. 13 umgewandelten Bataillon. Zugleich zum Batail-
lonsadjutanten ernannt, machte er als solcher 1870/71 den Feldzug
gegen Frankreich mit, nahm Teil an der Schlacht bei St. Privat,
an der Unternehmung gegen Verdun (am 24. 8.), an den Schlach-
ten bei Beaumont und Sedan, an der Belagerung von Paris, an
den beiden Schlachten von Villiers sowie an dem Gefecht bei Ville
Evrart und wurde für sein tapferes Verhalten mit dem eisernen
Kreuze 2. Klasse sowie dem Ritterkreuz 1. Klasse des sächsischen
Albrechtsordens mit der Kriegsdekoration geschmückt. In der
Schlacht bei Sedan tat sich sein Bataillon besonders hervor, warf
die feindlichen Zuaven zurück, nötigte die französische Artillerie zum
Abfahren und eroberte zwei Kanonen und eine Mitrailleuse.

26. September 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch]
Eine Erklärung.

Herr Profeſſor Sieper überſendet uns folgende Erklärung:


Sehr geehrte Redaktion!

Ich wäre Ihnen ſehr dankbar, wenn Sie mir als gelegent-
lichen Mitarbeiter Ihres geſchätzten Blattes Ihre Spalten öffnen
wollten zu folgender kurzen Erklärung:

„Im Septemberheft der „Weſtermannſchen Monatshefte“ iſt
ein Artikel aus meiner Feder erſchienen über den Kulturwert Eng-
lands. Der Aufſatz wurde vor etwa 1½ Jahren geſchrieben und
von dem Herausgeber der Weſtermannſchen Monatshefte zur Ver-
öffentlichung übernommen. Ein bedauerlicher Zufall wurde es,
daß der Artikel erſchien, nachdem England kurz vorher in ruchloſer
Weiſe mit unſeren Feinden gemeinſame Sache zur Vernichtung
unſeres Vaterlandes gemacht hatte. Es war dem Verlage nicht
mehr möglich, die betreffende Nummer, die bereits geſetzt und ge-
heftet war, zurückzuziehen. Ich bedauere das außerordentlich. Ich
ſehe ein, daß ein Verſuch, über kulturelle Vorzüge, die das eng-
liſche Volk trotz ſeiner perfiden Regierung beſitzt, zu handeln, zu
jenem Zeitpunkt
zu Mißdeutungen und Verſtimmungen An-
laß geben konnte.

Die Redaktion der Monatshefte wird ohne mein Zutun Ver-
anlaſſung nehmen, der nächſten Nummer der Monatshefte eine
diesbezügliche Erklärung voranzuſchicken.

Ich hätte dieſer Erklärung eigentlich nichts mehr hinzuzufügen,
möchte aber noch folgendes bemerken:

Ich habe in meinem Aufſatz bei einem Vergleich zwiſchen deut-
ſchen und engliſchem Lehrerſtande meiner ſubjektiven — natürlich
für keinen maßgeblichen — Meinung dahin Ausdruck gegeben,
daß in bezug auf Wiſſen der eine der beiden Teile, in bezug auf
Kultur der andere im Vorteil ſei. Ich habe damit natürlich weder
den engliſchen noch auch den deutſchen Lehrerſtand kränken und
natürlich nicht ſagen wollen, daß der eine Teil unwiſſend, der
andere Teil kulturlos iſt. Es iſt dies eigentlich ſelbſtverſtändlich.
Aber ich lege Wert auf dieſe Erklärung gegenüber einem Stande,
den ich hochſchätze und in deſſen Reihen ich viele ausgezeichnete
Freunde beſitze.

E. Sieper.


China und Japan.

Wie die Korreſpondenz „Rundſchau“ in Wien meldet, herrſcht
in Peking die größte Erregung über die Forderung Japans, ihm
freie Hand in China zu gewähren, die zu lebhaften Proteſten An-
laß gegeben hat. Von chineſiſcher Seite werden alle Gerüchte über
Unruhen und Revolution in China dementiert. Die Erregung gegen
die Ententemächte, namentlich England und Rußland, wächſt. Man
beſchuldigt Großbritannien, daß es Japan gegen China hetze und
auf Koſten der chineſiſchen Republik Japan Gefälligkeiten erweiſen
wolle. Die Mißſtimmung gegen Rußland iſt darauf zurückzu-
führen, daß der Petersburger Stadthauptmann für die Dauer des
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Amtsbezirk verfügt hat. Ueberdies behauptet man in Peking, daß
zwiſchen Japan und Rußland jetzt eine Vereinbarung dahin zu-
ſtande gekommen ſei, daß Japan proviſoriſch und allein die Mand-
ſchurei beſetzen ſolle. In Pekinger Regierungskreiſen macht man
kein Hehl aus der warmen Sympathie für Oeſterreich-Ungarn und
Deutſchland, die in China immer ſtärker zutage tritt.



Keine Unterſchätzung der feindlichen Armee.

Gegen Unterſchätzung der feindlichen Armee richtet die „Nord-
deutſche Allgemeine Zeitung“ folgende offiziöfe Mahnung an alle
Nichtkämpfer: Das Gefühl wärmſten Dankes für die außerordent-
lichen Leiſtungen unſerer Truppen erfüllt die Herzen des ganzen
deutſchen Volkes. Dieſes Gefühl äußert ſich in der allgemeinen
Bereitſchaft, nach Maßgabe der eigenen Kräfte perſönlich oder auch
durch Gaben aller Art, an der Löſung der ernſten Aufgaben der
Zeit mitzuwirken. Den Nichtkämpfern iſt aber die weitere hohe
Pflicht auferlegt, bei ſich und den Mitbürgern das Bewußtſein auf-
recht zu erhalten, daß der ſchwere Kampf, der uns aufgezwungen
wurde, zu einem guten Ende geführt werden wird. Nicht jeder
Tag kann Siegesmeldungen bringen. Das überraſchende, man
darf ſagen, ſtürmiſche Vordringen unſerer Heere in den erſten
Wochen des Krieges hat uns verwöhnt und mag hier und da in
Kreiſen der Nichtkämpfer zu einer Unterſchätzung namentlich des
[Spaltenumbruch] franzöſiſchen Heeres Anlaß gegeben haben. Es braucht nicht beſon-
ders betont zu werden, daß eine ſolche Auffaſſung bei unſerer
Heeresleitung niemals beſtanden hat. Die Kenner der Verhältniſſe
haben vorhergeſehen, daß wir mit unſeren Gegnern kein leichtes
Spiel haben würden. Durch das große Aufgebot, das ſie öſtlich von
Paris ins Feld gelegt haben, und durch die tapfere Gegenwehr, die
ſie dort zeigen, wird dies vorausſichtlich gerechtfertigt. Unſere Trup-
pen haben einen harten Kampf zu beſtehen. Sie fechten mit ganzer
Hingabe ihrer körperlichen und ſittlichen Kräfte und verdienen die
höchſte Bewunderung. Daß die Schlacht längere Zeit erfordert,
als ſich wohl mancher im Lande gedacht hat, iſt in den Verhält-
niſſen einer mit ſo gewaltigen Truppenmaſſen auf beiden Seiten
unternommenen Schlacht begründet. Aus den amtlichen deutſchen
Kriegsberichten kann jedermann erſehen, daß ſachliche Gründe für
eine ungünſtige Beurteilung der Schlacht nicht vorhanden ſind;
alle gegenteiligen Behauptungen unſerer Feinde können nicht auf-
kommen. Handelt es ſich um ein ſchweres Ringen, ſo wird der
endgültige Sieg, auf den wir zuverſichtlich rechnen dürfen, ein um
ſo ſchönerer Lohn ſein für die ſorgſamen Vorbereitungen in den
Friedensjahren und für die glänzende Bewährung der vorangegan-
genen Arbeit im gegenwärtigen Kriege. Ein Sieg über minder-
wertige Gegner könnte nie die Genugtuung bringen, wie die Nieder-
werfung von Feinden, die ernſt zu nehmen ſind. Kleine Geduld-
proben, die uns vielleicht noch auferlegt ſein werden, ſind nicht be-
ſonders ſchwer zu ertragen, zumal, wie ſchon hervorgehoben wurde,
unſere Sache nirgends, namentlich auch nicht an der Marne, in
irgend einem Sinne ungünſtig ſteht.



Verfrühte Friedensverhandlungen.

Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ſchreibt: Nach einer
vom Reuterſchen Bureau verbreiteten Meldung aus Waſhing-
ton
ſoll der dortige deutſche Botſchafter erklärt haben, Deutſchland
ſei zum Frieden bereit, falls das deutſche Territorium in Europa
nicht verkleinert werde.

Solche Meldungen ſind darauf berechnet, den Eindruck zu er-
wecken, als ob Deutſchland trotz des Siegeslaufes ſeiner Heere im
Weſten und Oſten kampfesmüde wäre — Deutſchland denkt
im gegenwärtigen Augenblick gar nicht daran, irgendwelche
Friedensangebote zu machen. Wir wiederholen: Deutſchland ver-
folgt nur das eine Ziel, den ruchlos gegen uns heraufbeſchworenen
Krieg ehrenvoll bis zum Ende durchzuführen.



Generaloberſt Frhr. v. Hauſen.

Der ſeit Beginn des Krieges an der Spitze der Dritten deut-
ſchen Armee ſtehende ſächſiſche Generaloberſt Max Clemens Lothar
Frhr. v. Hauſen iſt dieſer Tage infolge Erkrankung durch den Gene-
ral der Kav. v. Einem als Armeeführer erſetzt worden. Frhr.
v. Hauſen iſt, wie wir der Berliner „Militär-Zeitung“ entnehmen,
am 17. Dezember 1846 als zweiter Sohn des 1879 zu Dresden ver-
ſtorbenen Kgl. Sächſiſchen Generalleutnants z. D. Clemens Frhr.
v. Hauſen und deſſen Gemahlin Anna, geb. v. Ammon zu Dresden
geboren. Seine Mutter verheiratete ſich 1881 zum zweiten Male
mit dem Kgl. Sächſ. Oberſt z. D. Edward v. Menſch († 1887) und
ſtarb 1899 zu Dresden. Er erhielt ſeine erſte Erziehung im elter-
lichen Hauſe ſowie in den Anſtalten des Dr. Dzondi und des Ober-
leutnants Neumann in Dresden, bezog 1859 das dortige Kadetten-
haus und trat 1863 als Portepeejunker in das 3. Jägerbataillon.
Im folgenden Jahre zum Leutnant befördert, nahm er 1866 im
Feldzuge gegen Preußen an der Schlacht bei Königgrätz, insbe-
ſondere an dem blutigen Dorfgefecht um Problus, teil, wurde vier
Wochen ſpäter Oberleutnant und verblieb bei der Neuorganiſation
der ſächſiſchen Armee im Jahre 1867 bei ſeinem in das 2. Jäger-
bataillon Nr. 13 umgewandelten Bataillon. Zugleich zum Batail-
lonsadjutanten ernannt, machte er als ſolcher 1870/71 den Feldzug
gegen Frankreich mit, nahm Teil an der Schlacht bei St. Privat,
an der Unternehmung gegen Verdun (am 24. 8.), an den Schlach-
ten bei Beaumont und Sedan, an der Belagerung von Paris, an
den beiden Schlachten von Villiers ſowie an dem Gefecht bei Ville
Evrart und wurde für ſein tapferes Verhalten mit dem eiſernen
Kreuze 2. Klaſſe ſowie dem Ritterkreuz 1. Klaſſe des ſächſiſchen
Albrechtsordens mit der Kriegsdekoration geſchmückt. In der
Schlacht bei Sedan tat ſich ſein Bataillon beſonders hervor, warf
die feindlichen Zuaven zurück, nötigte die franzöſiſche Artillerie zum
Abfahren und eroberte zwei Kanonen und eine Mitrailleuſe.

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[579/0005] 26. September 1914. Allgemeine Zeitung Eine Erklärung. Herr Profeſſor Sieper überſendet uns folgende Erklärung: München, den 21. September 1914. Sehr geehrte Redaktion! Ich wäre Ihnen ſehr dankbar, wenn Sie mir als gelegent- lichen Mitarbeiter Ihres geſchätzten Blattes Ihre Spalten öffnen wollten zu folgender kurzen Erklärung: „Im Septemberheft der „Weſtermannſchen Monatshefte“ iſt ein Artikel aus meiner Feder erſchienen über den Kulturwert Eng- lands. Der Aufſatz wurde vor etwa 1½ Jahren geſchrieben und von dem Herausgeber der Weſtermannſchen Monatshefte zur Ver- öffentlichung übernommen. Ein bedauerlicher Zufall wurde es, daß der Artikel erſchien, nachdem England kurz vorher in ruchloſer Weiſe mit unſeren Feinden gemeinſame Sache zur Vernichtung unſeres Vaterlandes gemacht hatte. Es war dem Verlage nicht mehr möglich, die betreffende Nummer, die bereits geſetzt und ge- heftet war, zurückzuziehen. Ich bedauere das außerordentlich. Ich ſehe ein, daß ein Verſuch, über kulturelle Vorzüge, die das eng- liſche Volk trotz ſeiner perfiden Regierung beſitzt, zu handeln, zu jenem Zeitpunkt zu Mißdeutungen und Verſtimmungen An- laß geben konnte. Die Redaktion der Monatshefte wird ohne mein Zutun Ver- anlaſſung nehmen, der nächſten Nummer der Monatshefte eine diesbezügliche Erklärung voranzuſchicken. Ich hätte dieſer Erklärung eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, möchte aber noch folgendes bemerken: Ich habe in meinem Aufſatz bei einem Vergleich zwiſchen deut- ſchen und engliſchem Lehrerſtande meiner ſubjektiven — natürlich für keinen maßgeblichen — Meinung dahin Ausdruck gegeben, daß in bezug auf Wiſſen der eine der beiden Teile, in bezug auf Kultur der andere im Vorteil ſei. Ich habe damit natürlich weder den engliſchen noch auch den deutſchen Lehrerſtand kränken und natürlich nicht ſagen wollen, daß der eine Teil unwiſſend, der andere Teil kulturlos iſt. Es iſt dies eigentlich ſelbſtverſtändlich. Aber ich lege Wert auf dieſe Erklärung gegenüber einem Stande, den ich hochſchätze und in deſſen Reihen ich viele ausgezeichnete Freunde beſitze. E. Sieper.“ China und Japan. Wie die Korreſpondenz „Rundſchau“ in Wien meldet, herrſcht in Peking die größte Erregung über die Forderung Japans, ihm freie Hand in China zu gewähren, die zu lebhaften Proteſten An- laß gegeben hat. Von chineſiſcher Seite werden alle Gerüchte über Unruhen und Revolution in China dementiert. Die Erregung gegen die Ententemächte, namentlich England und Rußland, wächſt. Man beſchuldigt Großbritannien, daß es Japan gegen China hetze und auf Koſten der chineſiſchen Republik Japan Gefälligkeiten erweiſen wolle. Die Mißſtimmung gegen Rußland iſt darauf zurückzu- führen, daß der Petersburger Stadthauptmann für die Dauer des Krieges die Ausweiſung ſämtlicher chineſiſcher Kaufleute aus ſeinem Amtsbezirk verfügt hat. Ueberdies behauptet man in Peking, daß zwiſchen Japan und Rußland jetzt eine Vereinbarung dahin zu- ſtande gekommen ſei, daß Japan proviſoriſch und allein die Mand- ſchurei beſetzen ſolle. In Pekinger Regierungskreiſen macht man kein Hehl aus der warmen Sympathie für Oeſterreich-Ungarn und Deutſchland, die in China immer ſtärker zutage tritt. Keine Unterſchätzung der feindlichen Armee. Gegen Unterſchätzung der feindlichen Armee richtet die „Nord- deutſche Allgemeine Zeitung“ folgende offiziöfe Mahnung an alle Nichtkämpfer: Das Gefühl wärmſten Dankes für die außerordent- lichen Leiſtungen unſerer Truppen erfüllt die Herzen des ganzen deutſchen Volkes. Dieſes Gefühl äußert ſich in der allgemeinen Bereitſchaft, nach Maßgabe der eigenen Kräfte perſönlich oder auch durch Gaben aller Art, an der Löſung der ernſten Aufgaben der Zeit mitzuwirken. Den Nichtkämpfern iſt aber die weitere hohe Pflicht auferlegt, bei ſich und den Mitbürgern das Bewußtſein auf- recht zu erhalten, daß der ſchwere Kampf, der uns aufgezwungen wurde, zu einem guten Ende geführt werden wird. Nicht jeder Tag kann Siegesmeldungen bringen. Das überraſchende, man darf ſagen, ſtürmiſche Vordringen unſerer Heere in den erſten Wochen des Krieges hat uns verwöhnt und mag hier und da in Kreiſen der Nichtkämpfer zu einer Unterſchätzung namentlich des franzöſiſchen Heeres Anlaß gegeben haben. Es braucht nicht beſon- ders betont zu werden, daß eine ſolche Auffaſſung bei unſerer Heeresleitung niemals beſtanden hat. Die Kenner der Verhältniſſe haben vorhergeſehen, daß wir mit unſeren Gegnern kein leichtes Spiel haben würden. Durch das große Aufgebot, das ſie öſtlich von Paris ins Feld gelegt haben, und durch die tapfere Gegenwehr, die ſie dort zeigen, wird dies vorausſichtlich gerechtfertigt. Unſere Trup- pen haben einen harten Kampf zu beſtehen. Sie fechten mit ganzer Hingabe ihrer körperlichen und ſittlichen Kräfte und verdienen die höchſte Bewunderung. Daß die Schlacht längere Zeit erfordert, als ſich wohl mancher im Lande gedacht hat, iſt in den Verhält- niſſen einer mit ſo gewaltigen Truppenmaſſen auf beiden Seiten unternommenen Schlacht begründet. Aus den amtlichen deutſchen Kriegsberichten kann jedermann erſehen, daß ſachliche Gründe für eine ungünſtige Beurteilung der Schlacht nicht vorhanden ſind; alle gegenteiligen Behauptungen unſerer Feinde können nicht auf- kommen. Handelt es ſich um ein ſchweres Ringen, ſo wird der endgültige Sieg, auf den wir zuverſichtlich rechnen dürfen, ein um ſo ſchönerer Lohn ſein für die ſorgſamen Vorbereitungen in den Friedensjahren und für die glänzende Bewährung der vorangegan- genen Arbeit im gegenwärtigen Kriege. Ein Sieg über minder- wertige Gegner könnte nie die Genugtuung bringen, wie die Nieder- werfung von Feinden, die ernſt zu nehmen ſind. Kleine Geduld- proben, die uns vielleicht noch auferlegt ſein werden, ſind nicht be- ſonders ſchwer zu ertragen, zumal, wie ſchon hervorgehoben wurde, unſere Sache nirgends, namentlich auch nicht an der Marne, in irgend einem Sinne ungünſtig ſteht. Verfrühte Friedensverhandlungen. Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ſchreibt: Nach einer vom Reuterſchen Bureau verbreiteten Meldung aus Waſhing- ton ſoll der dortige deutſche Botſchafter erklärt haben, Deutſchland ſei zum Frieden bereit, falls das deutſche Territorium in Europa nicht verkleinert werde. Solche Meldungen ſind darauf berechnet, den Eindruck zu er- wecken, als ob Deutſchland trotz des Siegeslaufes ſeiner Heere im Weſten und Oſten kampfesmüde wäre — Deutſchland denkt im gegenwärtigen Augenblick gar nicht daran, irgendwelche Friedensangebote zu machen. Wir wiederholen: Deutſchland ver- folgt nur das eine Ziel, den ruchlos gegen uns heraufbeſchworenen Krieg ehrenvoll bis zum Ende durchzuführen. Generaloberſt Frhr. v. Hauſen. Der ſeit Beginn des Krieges an der Spitze der Dritten deut- ſchen Armee ſtehende ſächſiſche Generaloberſt Max Clemens Lothar Frhr. v. Hauſen iſt dieſer Tage infolge Erkrankung durch den Gene- ral der Kav. v. Einem als Armeeführer erſetzt worden. Frhr. v. Hauſen iſt, wie wir der Berliner „Militär-Zeitung“ entnehmen, am 17. Dezember 1846 als zweiter Sohn des 1879 zu Dresden ver- ſtorbenen Kgl. Sächſiſchen Generalleutnants z. D. Clemens Frhr. v. Hauſen und deſſen Gemahlin Anna, geb. v. Ammon zu Dresden geboren. Seine Mutter verheiratete ſich 1881 zum zweiten Male mit dem Kgl. Sächſ. Oberſt z. D. Edward v. Menſch († 1887) und ſtarb 1899 zu Dresden. Er erhielt ſeine erſte Erziehung im elter- lichen Hauſe ſowie in den Anſtalten des Dr. Dzondi und des Ober- leutnants Neumann in Dresden, bezog 1859 das dortige Kadetten- haus und trat 1863 als Portepeejunker in das 3. Jägerbataillon. Im folgenden Jahre zum Leutnant befördert, nahm er 1866 im Feldzuge gegen Preußen an der Schlacht bei Königgrätz, insbe- ſondere an dem blutigen Dorfgefecht um Problus, teil, wurde vier Wochen ſpäter Oberleutnant und verblieb bei der Neuorganiſation der ſächſiſchen Armee im Jahre 1867 bei ſeinem in das 2. Jäger- bataillon Nr. 13 umgewandelten Bataillon. Zugleich zum Batail- lonsadjutanten ernannt, machte er als ſolcher 1870/71 den Feldzug gegen Frankreich mit, nahm Teil an der Schlacht bei St. Privat, an der Unternehmung gegen Verdun (am 24. 8.), an den Schlach- ten bei Beaumont und Sedan, an der Belagerung von Paris, an den beiden Schlachten von Villiers ſowie an dem Gefecht bei Ville Evrart und wurde für ſein tapferes Verhalten mit dem eiſernen Kreuze 2. Klaſſe ſowie dem Ritterkreuz 1. Klaſſe des ſächſiſchen Albrechtsordens mit der Kriegsdekoration geſchmückt. In der Schlacht bei Sedan tat ſich ſein Bataillon beſonders hervor, warf die feindlichen Zuaven zurück, nötigte die franzöſiſche Artillerie zum Abfahren und eroberte zwei Kanonen und eine Mitrailleuſe.

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 39, 26. September 1914, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine39_1914/5>, abgerufen am 20.05.2024.