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Allgemeine Zeitung, Nr. 40, 9. Februar 1850.

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AUGSBURG. Das Abonnement bei al-
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auch den entferntesten Postämtern
Bayerns beträgt ohne jeden weitern Post-
aufschlag vierteljährlich 4 fl. 15 kr.,
für das ganze Jahr 17 fl. im 24 fl.-Fuss
od. 9 Thlr. 22 Sgr. pr. C.; für aus wärts
bei der hiesigen k. Oberpostamts-Zeitungs-
Expedition, sodann für Deutschland bei
allen Postämtern, ganzjährig, halbjährig
und auch vierteljährig; für Frankreich
in Strassburg bei G. A. Alexandre, in
Paris bei demselben Nr. 23, rue Notre
Dame de Nazareth und bei der deutschen

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Allgemeine Zeitung.


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Buchhandlung von F. Klincksieck Nr. 44,
rue de Lille, und bei dem Postamt in Karls-
ruhe; für England bei Williams & Nor-
gate
, 44 Henriette-Street, Covent-Garden
in London, für Nordamerika bei den Post-
ämtern Bremen u. Hamburg, für Italien bei
den k. k. Postämtern zu Bregenz, Innsbruck,
Verona, Venedig, Triest u. Mailand, für Grie-
chenland u. die Levante etc. bei dem k. k.
Postamt in Triest. Inserate aller Art werden
aufgenommen und der Raum der dreispal-
tigen Colonelzeile berechnet: im Haupt-
blatt
mit 12 kr., in der Beilage mit 9 kr.

Sonnabend Nr. 40. 9 Februar 1850.
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Uebersicht.
Deutschland. Frankfurt (die Wasser wieder im Fallen. Der
Antrag auf Anschluß an den engern Bund sollte am 8 gestellt werden);
München (die neuen Berichte aus Athen. Kammerverhandlungen. Mini-
fterielle Erklärung über die Todesstrafe. Antrag auf Herabsetzung der
Diäten der Ständemitglieder. Ausschußbericht über das Preßstraf-
gesetz); Hamburg (Bartels. Die Verfassung); Köln (Wassernoth);
Berlin (Austritt von elf polnischen Abgeordneten. Die zweite Kammer
über die Einkommensteuer, die erste über das Ablösungsgesetz. Feier-
licher Eid des Königs auf die Verfassung
); Kiel (die Vertrauens-
männer erklären ihre Mission für beendet. Die dänische Regierung bringt
die Friedensverhandlungen in die Hände der Bundescommission); Wien
(die Betheiligung bei der neuen Anleihe. Donau- und Innregulirung.
Kettenbrücke bei Innsbruck. Der Telegraph nach München. Fürst
Windisch-Grätz. Frhr. v. Werner Unterstaatssecretär des Auswärtigen);
Triest (Trikupis. Die englischen Gewaltmaßregeln gegen den griechi-
schen Handel. Seestürme und Schiffsunfälle).
Spanien. Vorgerückte Schwangerschaft der Königin. Hartnäckige
Opposition in der Deputirtenkammer; ein Duell.
Großbritannien. Die griechische Sache in beiden Parlaments-
häusern angeregt; Palmerstons Erklärung. Ein Meeting gegen Sir
J. Brooke. Der strenge Winter.
Frankreich. Die Erklärung des Gesandten der Schweiz. Un-
ruhige Bewegungen in Paris aus Anlaß des Umhauens der Freiheits-
bäume. Interpellation und Antwort der Regierung. Die zweite Be-
rathung des Unterrichtsgesetzes begonnen. Die Liquidation der Civilliste.
Italien. Mailand (die Befestigung der Stadt).
Griechenland. Athen, 28 Jan. Die neuen Gewaltmaßregeln.
Die Regierung erhält Zustimmungsadressen vom ganzen Lande. Athen
in Vertheidigungsstand gesetzt.
Türkei. Konstantinopel 23 Jan. Strenger Winter. Mehrere
Menschen erfroren.
Verein. Staaten von Nordamerika. Zwei Specialbot-
schaften des Präsidenten.
Datum der Börsen: London 4; Paris, Amsterdam 5; Frankfurt 7;
Augsburg 8 Febr. Wien: telegraphischer Bericht vom 8 Febr.


Deutschland.

Die hochgeschwollenen Wasser
des Mains sind seit gestern Abend wieder im Fallen. -- Morgen wird
in der gesetzgebenden Versammlung der Antrag auf Anschluß an den
preußischen Bund gestellt.

Bayern.

Heute Morgens ist eine neue
Post aus Athen, dem Vernehmen nach mit Depeschen an das Ministerium
des Auswärtigen, hier eingetroffen. Der Stand der Dinge im Piräeus
war bis zum 29 Jan. derselbe, die Blokade mehr verschärft als erleichtert.
An 20 griechische Handelsschlffe wurden von den Engländern zu ihrem Ge-
schwader geschleppt. Nach einem Circular des englischen Consuls
Green an die in Hellas befindlichen brittischen Unterthanen zu schließen,
drohten noch strengere Coercitivemaßregeln. Die Gesandten Frank-
reichs und Rußlands fanden in den Collectivbestimmungen der drei Schutz-
mächte über die Tilgung des primitiven Anlehens und Zahlung der Zin-
sen-Rückstände zureichenden Grund um auch aus dem financiellen Gesichts-
punkte gegen die Einschließung der hellenischen Seehäsen erneute Ver-
wahrung einzulegen, zumal man befürchtete die englische Macht wolle
auf die Zölle Beschlag legen. Die französische Flotte befand sich noch
in Smyrna. Die Anhänglichkeitsbezeugungen aus allen Theilen des
griechischen Staates dauerten fort, der ganze Peloponnes, auch Patras,
das nach Athen am schwersten betheiligte, erklärte seine Uebereinstim-
mung mit der Regierung für die Sache der Gerechtigkeit. In dieser all-
gemeinen Landesstimmung findet König Otto Trost und Muth den viel-
[Spaltenumbruch] leicht noch kommenden Stürmen mit Würde entgegenzusehen, König
Otto, der nicht gegen, sondern nur durch sein Volk regieren will. Ihre
eigenen Briefe, deren Sie mit derselben Post ohne allen Zweifel aus
Athen empfangen haben, werden das Detail der Vorgänge in der letzten
Januarwoche besser enthalten als ich es Ihnen mitzutheilen im Stande
bin. Nach dem was mir kundgeworden, ist aber jetzt niemand in Athen
der nicht fühlte daß die Gefahr für Hellas groß und die Stunde sehr ernst
sey. Wer die englische Politik seit Jahren beobachtet hat, muß erken-
nen daß der Leopard gegen das arme Land mit immer keckeren Sprüngen
hervorbrechen wird, daß es auf die ganze Lebensthätigkeit der jungen Mon-
archie wirklich abgesehen sey. Wie lange könnte Hellas dieses vernich-
tungsvolle System Palmerstons erdulden, und wenn die Beilegung der
Sache einigermaßen noch thunlich ist, wieviel wird es von seiner gegen-
wärtigen Unabhängigkeit nicht zum Opfer bringen müssen? Die Zeitun-
gen erwähnen des Gerüchts als hätten Admiral und Gesandter ihre
Instructionen überschritten. Dieß ist nicht zu glauben. Vielleicht hat
man an der Seine für möglich gehalten mit solch' unterschobenen Vor-
stellungen über den ernsthaften Conflict hinwegzukommen. Das dürfte
wohl kaum gelingen. Aber so viel ist gewiß daß schon die allernächste
Zukunft Griechenlands wieder ficher gestellt werden müsse. Dabei sind
alle europäischen Staaten betheiligt.

In der heutigen Abgeordnetensitzung
wurden einige, zum Theil schon bekannte Vorträge des Steuerausschusses
über die von der Regierung vorgelegten Nachweisungen bezüglich der
Verwendung der Staatseinnahmen in den Jahren 1845/46 und 1846/47
erstattet. Angesichts der bald bevorstehenden Budgerberathung erregen
ste kein besonderes Interesse. Justizminister v. Kleinschrod beantwor-
tet eine Anfrage v. Wenings bezüglich der Todesstrafe dahin: daß die
Regierung nicht gesonnen sey dieselbe aufzuheben, wohl aber bei der be-
vorstehenden Revision der neuen Strafgesetze die Fälle in welchen sie er-
kannt werden dürfe neu zu regeln und resp. zu beschränken. In neue-
ster Zeit sey ihr Vollzug nur darum unterblieben weil, wie wir bei einer
andern Gelegenheit schon angedeutet haben, nach dem frühern Gesetz die
Todesstrafe im Fall eines Indicienbeweises -- und nun ist die ganze Be-
weistheorie gefallen -- nicht erkannt werden durfte. Einiges Aufsehen
macht ein eben bekannt gewordener Antrag des Abg. Pfarrer Wolfstei-
ner
(von der Rechten), wonach die Kammer die Initiative ergreifen soll
zu einem Gesetze, welches die bisherigen Diäten der Abgeordneten von
5 fl. auf 3 fl. herabsetzt, und statt der bisherigen Reisediäten zu 1 fl. per
Wegstunde künftig nur noch freie Beförderung per Eilwagen und Eisenbahn
und gewöhnliche Diäten für die nöthige Dauer der Reise bewilligt. Dem
hierauf gerichteren Gesetzentwurf fügt der Antragsteller den Wunsch bei:
"es möge der Kammer gefallen bis zum Inslebentreten des Gesetzes durch
freien Entschluß im Sinn desselben auf einen Theil der Diäten zu ver-
zichten."

Der Ausschußbericht des Abg. Paur über das Preßstrafgesetz liegt
gedruckt vor, und wird alsbald zum Vortrag kommen. Der Ausschuß
hat das zum Theil im engsten Geiste abgefaßte Gesetz wesentlich verbes-
sert; er trägt darauf an die Mithereinziehung von Verlegern und Dru-
ckern in die Schuld der Verfasser oder Redacteure zu entfernen, die er-
drückenden Geldstrafen sehr zu ermäßigen. Dagegen läßt er an manchen
Stellen die vagen dehnbaren Definitionen, denen in der Regel das Ge-
schwornengericht ihr Recht angedeihen läßt, wenn nicht Parteipolitik ih-
ren Blick trübt.

Hansestädte.

Gestern Abend starb im
fast vollendeten 89sten Lebensjahr der älteste hiesige Bürgermeister, Johann
Heinrich Bartels, ein Mann von rastloser Thätigkeit und reichen Erfah-
rungen in Hamburgischen Dingen. Geborener Hamburger, hatte er stets
lebhaft theilgenommen an Hamburgs trüben und frohen Ereignissen, und
man könnte deßhalb, um so mehr als er auf diese Ereignisse zum guten
Theil lenkend einwirkte, ihn als eine Personisication der neueren Geschichte
Hamburgs betrachten, wenn nicht die Bewegung des Jahrs 1848 ihm
völlig fremd geblieben wäre. Gewöhnt an den alten Bundestag und die

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auch den entferntesten Postämtern
Bayerns beträgt ohne jeden weitern Post-
aufschlag vierteljährlich 4 fl. 15 kr.,
für das ganze Jahr 17 fl. im 24 fl.-Fuss
od. 9 Thlr. 22 Sgr. pr. C.; für aus wärts
bei der hiesigen k. Oberpostamts-Zeitungs-
Expedition, sodann für Deutschland bei
allen Postämtern, ganzjährig, halbjährig
und auch vierteljährig; für Frankreich
in Strassburg bei G. A. Alexandre, in
Paris bei demselben Nr. 23, rue Notre
Dame de Nazareth und bei der deutschen

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Allgemeine Zeitung.


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Buchhandlung von F. Klincksieck Nr. 44,
rue de Lille, und bei dem Postamt in Karls-
ruhe; für England bei Williams & Nor-
gate
, 44 Henriette-Street, Covent-Garden
in London, für Nordamerika bei den Post-
ämtern Bremen u. Hamburg, für Italien bei
den k. k. Postämtern zu Bregenz, Innsbruck,
Verona, Venedig, Triest u. Mailand, für Grie-
chenland u. die Levante etc. bei dem k. k.
Postamt in Triest. Inserate aller Art werden
aufgenommen und der Raum der dreispal-
tigen Colonelzeile berechnet: im Haupt-
blatt
mit 12 kr., in der Beilage mit 9 kr.

Sonnabend Nr. 40. 9 Februar 1850.
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Ueberſicht.
Deutſchland. Frankfurt (die Waſſer wieder im Fallen. Der
Antrag auf Anſchluß an den engern Bund ſollte am 8 geſtellt werden);
München (die neuen Berichte aus Athen. Kammerverhandlungen. Mini-
fterielle Erklärung über die Todesſtrafe. Antrag auf Herabſetzung der
Diäten der Ständemitglieder. Ausſchußbericht über das Preßſtraf-
geſetz); Hamburg (Bartels. Die Verfaſſung); Köln (Waſſernoth);
Berlin (Austritt von elf polniſchen Abgeordneten. Die zweite Kammer
über die Einkommenſteuer, die erſte über das Ablöſungsgeſetz. Feier-
licher Eid des Königs auf die Verfaſſung
); Kiel (die Vertrauens-
männer erklären ihre Miſſion für beendet. Die däniſche Regierung bringt
die Friedensverhandlungen in die Hände der Bundescommiſſion); Wien
(die Betheiligung bei der neuen Anleihe. Donau- und Innregulirung.
Kettenbrücke bei Innsbruck. Der Telegraph nach München. Fürſt
Windiſch-Grätz. Frhr. v. Werner Unterſtaatsſecretär des Auswärtigen);
Trieſt (Trikupis. Die engliſchen Gewaltmaßregeln gegen den griechi-
ſchen Handel. Seeſtürme und Schiffsunfälle).
Spanien. Vorgerückte Schwangerſchaft der Königin. Hartnäckige
Oppoſition in der Deputirtenkammer; ein Duell.
Großbritannien. Die griechiſche Sache in beiden Parlaments-
häuſern angeregt; Palmerſtons Erklärung. Ein Meeting gegen Sir
J. Brooke. Der ſtrenge Winter.
Frankreich. Die Erklärung des Geſandten der Schweiz. Un-
ruhige Bewegungen in Paris aus Anlaß des Umhauens der Freiheits-
bäume. Interpellation und Antwort der Regierung. Die zweite Be-
rathung des Unterrichtsgeſetzes begonnen. Die Liquidation der Civilliſte.
Italien. Mailand (die Befeſtigung der Stadt).
Griechenland. Athen, 28 Jan. Die neuen Gewaltmaßregeln.
Die Regierung erhält Zuſtimmungsadreſſen vom ganzen Lande. Athen
in Vertheidigungsſtand geſetzt.
Türkei. Konſtantinopel 23 Jan. Strenger Winter. Mehrere
Menſchen erfroren.
Verein. Staaten von Nordamerika. Zwei Specialbot-
ſchaften des Präſidenten.
Datum der Börſen: London 4; Paris, Amſterdam 5; Frankfurt 7;
Augsburg 8 Febr. Wien: telegraphiſcher Bericht vom 8 Febr.


Deutſchland.

Die hochgeſchwollenen Waſſer
des Mains ſind ſeit geſtern Abend wieder im Fallen. — Morgen wird
in der geſetzgebenden Verſammlung der Antrag auf Anſchluß an den
preußiſchen Bund geſtellt.

Bayern.

Heute Morgens iſt eine neue
Poſt aus Athen, dem Vernehmen nach mit Depeſchen an das Miniſterium
des Auswärtigen, hier eingetroffen. Der Stand der Dinge im Piräeus
war bis zum 29 Jan. derſelbe, die Blokade mehr verſchärft als erleichtert.
An 20 griechiſche Handelsſchlffe wurden von den Engländern zu ihrem Ge-
ſchwader geſchleppt. Nach einem Circular des engliſchen Conſuls
Green an die in Hellas befindlichen brittiſchen Unterthanen zu ſchließen,
drohten noch ſtrengere Coërcitivemaßregeln. Die Geſandten Frank-
reichs und Rußlands fanden in den Collectivbeſtimmungen der drei Schutz-
mächte über die Tilgung des primitiven Anlehens und Zahlung der Zin-
ſen-Rückſtände zureichenden Grund um auch aus dem financiellen Geſichts-
punkte gegen die Einſchließung der helleniſchen Seehäſen erneute Ver-
wahrung einzulegen, zumal man befürchtete die engliſche Macht wolle
auf die Zölle Beſchlag legen. Die franzöſiſche Flotte befand ſich noch
in Smyrna. Die Anhänglichkeitsbezeugungen aus allen Theilen des
griechiſchen Staates dauerten fort, der ganze Peloponnes, auch Patras,
das nach Athen am ſchwerſten betheiligte, erklärte ſeine Uebereinſtim-
mung mit der Regierung für die Sache der Gerechtigkeit. In dieſer all-
gemeinen Landesſtimmung findet König Otto Troſt und Muth den viel-
[Spaltenumbruch] leicht noch kommenden Stürmen mit Würde entgegenzuſehen, König
Otto, der nicht gegen, ſondern nur durch ſein Volk regieren will. Ihre
eigenen Briefe, deren Sie mit derſelben Poſt ohne allen Zweifel aus
Athen empfangen haben, werden das Detail der Vorgänge in der letzten
Januarwoche beſſer enthalten als ich es Ihnen mitzutheilen im Stande
bin. Nach dem was mir kundgeworden, iſt aber jetzt niemand in Athen
der nicht fühlte daß die Gefahr für Hellas groß und die Stunde ſehr ernſt
ſey. Wer die engliſche Politik ſeit Jahren beobachtet hat, muß erken-
nen daß der Leopard gegen das arme Land mit immer keckeren Sprüngen
hervorbrechen wird, daß es auf die ganze Lebensthätigkeit der jungen Mon-
archie wirklich abgeſehen ſey. Wie lange könnte Hellas dieſes vernich-
tungsvolle Syſtem Palmerſtons erdulden, und wenn die Beilegung der
Sache einigermaßen noch thunlich iſt, wieviel wird es von ſeiner gegen-
wärtigen Unabhängigkeit nicht zum Opfer bringen müſſen? Die Zeitun-
gen erwähnen des Gerüchts als hätten Admiral und Geſandter ihre
Inſtructionen überſchritten. Dieß iſt nicht zu glauben. Vielleicht hat
man an der Seine für möglich gehalten mit ſolch’ unterſchobenen Vor-
ſtellungen über den ernſthaften Conflict hinwegzukommen. Das dürfte
wohl kaum gelingen. Aber ſo viel iſt gewiß daß ſchon die allernächſte
Zukunft Griechenlands wieder ficher geſtellt werden müſſe. Dabei ſind
alle europäiſchen Staaten betheiligt.

In der heutigen Abgeordnetenſitzung
wurden einige, zum Theil ſchon bekannte Vorträge des Steuerausſchuſſes
über die von der Regierung vorgelegten Nachweiſungen bezüglich der
Verwendung der Staatseinnahmen in den Jahren 1845/46 und 1846/47
erſtattet. Angeſichts der bald bevorſtehenden Budgerberathung erregen
ſte kein beſonderes Intereſſe. Juſtizminiſter v. Kleinſchrod beantwor-
tet eine Anfrage v. Wenings bezüglich der Todesſtrafe dahin: daß die
Regierung nicht geſonnen ſey dieſelbe aufzuheben, wohl aber bei der be-
vorſtehenden Reviſion der neuen Strafgeſetze die Fälle in welchen ſie er-
kannt werden dürfe neu zu regeln und reſp. zu beſchränken. In neue-
ſter Zeit ſey ihr Vollzug nur darum unterblieben weil, wie wir bei einer
andern Gelegenheit ſchon angedeutet haben, nach dem frühern Geſetz die
Todesſtrafe im Fall eines Indicienbeweiſes — und nun iſt die ganze Be-
weistheorie gefallen — nicht erkannt werden durfte. Einiges Aufſehen
macht ein eben bekannt gewordener Antrag des Abg. Pfarrer Wolfſtei-
ner
(von der Rechten), wonach die Kammer die Initiative ergreifen ſoll
zu einem Geſetze, welches die bisherigen Diäten der Abgeordneten von
5 fl. auf 3 fl. herabſetzt, und ſtatt der bisherigen Reiſediäten zu 1 fl. per
Wegſtunde künftig nur noch freie Beförderung per Eilwagen und Eiſenbahn
und gewöhnliche Diäten für die nöthige Dauer der Reiſe bewilligt. Dem
hierauf gerichteren Geſetzentwurf fügt der Antragſteller den Wunſch bei:
„es möge der Kammer gefallen bis zum Inslebentreten des Geſetzes durch
freien Entſchluß im Sinn desſelben auf einen Theil der Diäten zu ver-
zichten.“

Der Ausſchußbericht des Abg. Paur über das Preßſtrafgeſetz liegt
gedruckt vor, und wird alsbald zum Vortrag kommen. Der Ausſchuß
hat das zum Theil im engſten Geiſte abgefaßte Geſetz weſentlich verbeſ-
ſert; er trägt darauf an die Mithereinziehung von Verlegern und Dru-
ckern in die Schuld der Verfaſſer oder Redacteure zu entfernen, die er-
drückenden Geldſtrafen ſehr zu ermäßigen. Dagegen läßt er an manchen
Stellen die vagen dehnbaren Definitionen, denen in der Regel das Ge-
ſchwornengericht ihr Recht angedeihen läßt, wenn nicht Parteipolitik ih-
ren Blick trübt.

Hanſeſtädte.

Geſtern Abend ſtarb im
faſt vollendeten 89ſten Lebensjahr der älteſte hieſige Bürgermeiſter, Johann
Heinrich Bartels, ein Mann von raſtloſer Thätigkeit und reichen Erfah-
rungen in Hamburgiſchen Dingen. Geborener Hamburger, hatte er ſtets
lebhaft theilgenommen an Hamburgs trüben und frohen Ereigniſſen, und
man könnte deßhalb, um ſo mehr als er auf dieſe Ereigniſſe zum guten
Theil lenkend einwirkte, ihn als eine Perſoniſication der neueren Geſchichte
Hamburgs betrachten, wenn nicht die Bewegung des Jahrs 1848 ihm
völlig fremd geblieben wäre. Gewöhnt an den alten Bundestag und die

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[0001] AUGSBURG. Das Abonnement bei al- len auch den entferntesten Postämtern Bayerns beträgt ohne jeden weitern Post- aufschlag vierteljährlich 4 fl. 15 kr., für das ganze Jahr 17 fl. im 24 fl.-Fuss od. 9 Thlr. 22 Sgr. pr. C.; für aus wärts bei der hiesigen k. Oberpostamts-Zeitungs- Expedition, sodann für Deutschland bei allen Postämtern, ganzjährig, halbjährig und auch vierteljährig; für Frankreich in Strassburg bei G. A. Alexandre, in Paris bei demselben Nr. 23, rue Notre Dame de Nazareth und bei der deutschen Allgemeine Zeitung. Buchhandlung von F. Klincksieck Nr. 44, rue de Lille, und bei dem Postamt in Karls- ruhe; für England bei Williams & Nor- gate, 44 Henriette-Street, Covent-Garden in London, für Nordamerika bei den Post- ämtern Bremen u. Hamburg, für Italien bei den k. k. Postämtern zu Bregenz, Innsbruck, Verona, Venedig, Triest u. Mailand, für Grie- chenland u. die Levante etc. bei dem k. k. Postamt in Triest. Inserate aller Art werden aufgenommen und der Raum der dreispal- tigen Colonelzeile berechnet: im Haupt- blatt mit 12 kr., in der Beilage mit 9 kr. Sonnabend Nr. 40. 9 Februar 1850. Ueberſicht. Deutſchland. Frankfurt (die Waſſer wieder im Fallen. Der Antrag auf Anſchluß an den engern Bund ſollte am 8 geſtellt werden); München (die neuen Berichte aus Athen. Kammerverhandlungen. Mini- fterielle Erklärung über die Todesſtrafe. Antrag auf Herabſetzung der Diäten der Ständemitglieder. Ausſchußbericht über das Preßſtraf- geſetz); Hamburg (Bartels. Die Verfaſſung); Köln (Waſſernoth); Berlin (Austritt von elf polniſchen Abgeordneten. Die zweite Kammer über die Einkommenſteuer, die erſte über das Ablöſungsgeſetz. Feier- licher Eid des Königs auf die Verfaſſung); Kiel (die Vertrauens- männer erklären ihre Miſſion für beendet. Die däniſche Regierung bringt die Friedensverhandlungen in die Hände der Bundescommiſſion); Wien (die Betheiligung bei der neuen Anleihe. Donau- und Innregulirung. Kettenbrücke bei Innsbruck. Der Telegraph nach München. Fürſt Windiſch-Grätz. Frhr. v. Werner Unterſtaatsſecretär des Auswärtigen); Trieſt (Trikupis. Die engliſchen Gewaltmaßregeln gegen den griechi- ſchen Handel. Seeſtürme und Schiffsunfälle). Spanien. Vorgerückte Schwangerſchaft der Königin. Hartnäckige Oppoſition in der Deputirtenkammer; ein Duell. Großbritannien. Die griechiſche Sache in beiden Parlaments- häuſern angeregt; Palmerſtons Erklärung. Ein Meeting gegen Sir J. Brooke. Der ſtrenge Winter. Frankreich. Die Erklärung des Geſandten der Schweiz. Un- ruhige Bewegungen in Paris aus Anlaß des Umhauens der Freiheits- bäume. Interpellation und Antwort der Regierung. Die zweite Be- rathung des Unterrichtsgeſetzes begonnen. Die Liquidation der Civilliſte. Italien. Mailand (die Befeſtigung der Stadt). Griechenland. Athen, 28 Jan. Die neuen Gewaltmaßregeln. Die Regierung erhält Zuſtimmungsadreſſen vom ganzen Lande. Athen in Vertheidigungsſtand geſetzt. Türkei. Konſtantinopel 23 Jan. Strenger Winter. Mehrere Menſchen erfroren. Verein. Staaten von Nordamerika. Zwei Specialbot- ſchaften des Präſidenten. Datum der Börſen: London 4; Paris, Amſterdam 5; Frankfurt 7; Augsburg 8 Febr. Wien: telegraphiſcher Bericht vom 8 Febr. Deutſchland. * Frankfurt a. M., 7 Febr. Die hochgeſchwollenen Waſſer des Mains ſind ſeit geſtern Abend wieder im Fallen. — Morgen wird in der geſetzgebenden Verſammlung der Antrag auf Anſchluß an den preußiſchen Bund geſtellt. Bayern. e München, 8 Febr. Heute Morgens iſt eine neue Poſt aus Athen, dem Vernehmen nach mit Depeſchen an das Miniſterium des Auswärtigen, hier eingetroffen. Der Stand der Dinge im Piräeus war bis zum 29 Jan. derſelbe, die Blokade mehr verſchärft als erleichtert. An 20 griechiſche Handelsſchlffe wurden von den Engländern zu ihrem Ge- ſchwader geſchleppt. Nach einem Circular des engliſchen Conſuls Green an die in Hellas befindlichen brittiſchen Unterthanen zu ſchließen, drohten noch ſtrengere Coërcitivemaßregeln. Die Geſandten Frank- reichs und Rußlands fanden in den Collectivbeſtimmungen der drei Schutz- mächte über die Tilgung des primitiven Anlehens und Zahlung der Zin- ſen-Rückſtände zureichenden Grund um auch aus dem financiellen Geſichts- punkte gegen die Einſchließung der helleniſchen Seehäſen erneute Ver- wahrung einzulegen, zumal man befürchtete die engliſche Macht wolle auf die Zölle Beſchlag legen. Die franzöſiſche Flotte befand ſich noch in Smyrna. Die Anhänglichkeitsbezeugungen aus allen Theilen des griechiſchen Staates dauerten fort, der ganze Peloponnes, auch Patras, das nach Athen am ſchwerſten betheiligte, erklärte ſeine Uebereinſtim- mung mit der Regierung für die Sache der Gerechtigkeit. In dieſer all- gemeinen Landesſtimmung findet König Otto Troſt und Muth den viel- leicht noch kommenden Stürmen mit Würde entgegenzuſehen, König Otto, der nicht gegen, ſondern nur durch ſein Volk regieren will. Ihre eigenen Briefe, deren Sie mit derſelben Poſt ohne allen Zweifel aus Athen empfangen haben, werden das Detail der Vorgänge in der letzten Januarwoche beſſer enthalten als ich es Ihnen mitzutheilen im Stande bin. Nach dem was mir kundgeworden, iſt aber jetzt niemand in Athen der nicht fühlte daß die Gefahr für Hellas groß und die Stunde ſehr ernſt ſey. Wer die engliſche Politik ſeit Jahren beobachtet hat, muß erken- nen daß der Leopard gegen das arme Land mit immer keckeren Sprüngen hervorbrechen wird, daß es auf die ganze Lebensthätigkeit der jungen Mon- archie wirklich abgeſehen ſey. Wie lange könnte Hellas dieſes vernich- tungsvolle Syſtem Palmerſtons erdulden, und wenn die Beilegung der Sache einigermaßen noch thunlich iſt, wieviel wird es von ſeiner gegen- wärtigen Unabhängigkeit nicht zum Opfer bringen müſſen? Die Zeitun- gen erwähnen des Gerüchts als hätten Admiral und Geſandter ihre Inſtructionen überſchritten. Dieß iſt nicht zu glauben. Vielleicht hat man an der Seine für möglich gehalten mit ſolch’ unterſchobenen Vor- ſtellungen über den ernſthaften Conflict hinwegzukommen. Das dürfte wohl kaum gelingen. Aber ſo viel iſt gewiß daß ſchon die allernächſte Zukunft Griechenlands wieder ficher geſtellt werden müſſe. Dabei ſind alle europäiſchen Staaten betheiligt. ǁ München, 8 Febr. In der heutigen Abgeordnetenſitzung wurden einige, zum Theil ſchon bekannte Vorträge des Steuerausſchuſſes über die von der Regierung vorgelegten Nachweiſungen bezüglich der Verwendung der Staatseinnahmen in den Jahren 1845/46 und 1846/47 erſtattet. Angeſichts der bald bevorſtehenden Budgerberathung erregen ſte kein beſonderes Intereſſe. Juſtizminiſter v. Kleinſchrod beantwor- tet eine Anfrage v. Wenings bezüglich der Todesſtrafe dahin: daß die Regierung nicht geſonnen ſey dieſelbe aufzuheben, wohl aber bei der be- vorſtehenden Reviſion der neuen Strafgeſetze die Fälle in welchen ſie er- kannt werden dürfe neu zu regeln und reſp. zu beſchränken. In neue- ſter Zeit ſey ihr Vollzug nur darum unterblieben weil, wie wir bei einer andern Gelegenheit ſchon angedeutet haben, nach dem frühern Geſetz die Todesſtrafe im Fall eines Indicienbeweiſes — und nun iſt die ganze Be- weistheorie gefallen — nicht erkannt werden durfte. Einiges Aufſehen macht ein eben bekannt gewordener Antrag des Abg. Pfarrer Wolfſtei- ner (von der Rechten), wonach die Kammer die Initiative ergreifen ſoll zu einem Geſetze, welches die bisherigen Diäten der Abgeordneten von 5 fl. auf 3 fl. herabſetzt, und ſtatt der bisherigen Reiſediäten zu 1 fl. per Wegſtunde künftig nur noch freie Beförderung per Eilwagen und Eiſenbahn und gewöhnliche Diäten für die nöthige Dauer der Reiſe bewilligt. Dem hierauf gerichteren Geſetzentwurf fügt der Antragſteller den Wunſch bei: „es möge der Kammer gefallen bis zum Inslebentreten des Geſetzes durch freien Entſchluß im Sinn desſelben auf einen Theil der Diäten zu ver- zichten.“ Der Ausſchußbericht des Abg. Paur über das Preßſtrafgeſetz liegt gedruckt vor, und wird alsbald zum Vortrag kommen. Der Ausſchuß hat das zum Theil im engſten Geiſte abgefaßte Geſetz weſentlich verbeſ- ſert; er trägt darauf an die Mithereinziehung von Verlegern und Dru- ckern in die Schuld der Verfaſſer oder Redacteure zu entfernen, die er- drückenden Geldſtrafen ſehr zu ermäßigen. Dagegen läßt er an manchen Stellen die vagen dehnbaren Definitionen, denen in der Regel das Ge- ſchwornengericht ihr Recht angedeihen läßt, wenn nicht Parteipolitik ih- ren Blick trübt. Hanſeſtädte. ⦻ Hamburg, 2 Febr. Geſtern Abend ſtarb im faſt vollendeten 89ſten Lebensjahr der älteſte hieſige Bürgermeiſter, Johann Heinrich Bartels, ein Mann von raſtloſer Thätigkeit und reichen Erfah- rungen in Hamburgiſchen Dingen. Geborener Hamburger, hatte er ſtets lebhaft theilgenommen an Hamburgs trüben und frohen Ereigniſſen, und man könnte deßhalb, um ſo mehr als er auf dieſe Ereigniſſe zum guten Theil lenkend einwirkte, ihn als eine Perſoniſication der neueren Geſchichte Hamburgs betrachten, wenn nicht die Bewegung des Jahrs 1848 ihm völlig fremd geblieben wäre. Gewöhnt an den alten Bundestag und die

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 40, 9. Februar 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine40_1850/1>, abgerufen am 21.11.2024.