Allgemeine Zeitung, Nr. 46, 15. Februar 1871.Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Nr. 46. Mittwoch, 15 Februar 1871.Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Gosen. Correspondenzen sind an die Redaction, Inserate dagegen an die Expedition der Allgemeinen Zeitung zu adressiren. Uebersicht. Deutschland und die Donaumündungen. Von Franz Maurer. (II.) -- Telegraphische Berichte. * Bordeaux, 13 Febr. Die Nationalversammlung wurde heute * Bordeaux, 13 Febr. Garibaldi legte das Commando der Deutschland und die Donaumündungen. II.*) * Die Mündungsverhältnisse der Donau sind folgende: der nördliche Auch hinsichtlich der Stromrichtung ist der Sulina-Arm ungünstiger So steht es mit den Ursachen der geringen Erfolge der Donauregu- *) S. Allg. Ztg. Nr. 44. *) Zur Orientirung sei hier auf die Kiepert'sche Karte vom Donau-Delta ver-
wiesen (bei Reimer in Berlin ersch enen), die alle neueren Messungen und Ermittelungen sowie die Ergebnisse der Untersuchungen des hervorragenden Geognosten K. F. Peters enthält. D. E. Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Nr. 46. Mittwoch, 15 Februar 1871.Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Goſen. Correſpondenzen ſind an die Redaction, Inſerate dagegen an die Expedition der Allgemeinen Zeitung zu adreſſiren. Ueberſicht. Deutſchland und die Donaumündungen. Von Franz Maurer. (II.) — Telegraphiſche Berichte. * Bordeaux, 13 Febr. Die Nationalverſammlung wurde heute * Bordeaux, 13 Febr. Garibaldi legte das Commando der Deutſchland und die Donaumündungen. II.*) * Die Mündungsverhältniſſe der Donau ſind folgende: der nördliche Auch hinſichtlich der Stromrichtung iſt der Sulina-Arm ungünſtiger So ſteht es mit den Urſachen der geringen Erfolge der Donauregu- *) S. Allg. Ztg. Nr. 44. *) Zur Orientirung ſei hier auf die Kiepert’ſche Karte vom Donau-Delta ver-
wieſen (bei Reimer in Berlin erſch enen), die alle neueren Meſſungen und Ermittelungen ſowie die Ergebniſſe der Unterſuchungen des hervorragenden Geognoſten K. F. Peters enthält. D. E. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0009"/> <div n="1"> <p> <floatingText> <front> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Beilage zur Allgemeinen Zeitung.</hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <docDate> <hi rendition="#b">Nr. 46. Mittwoch, 15 Februar 1871.</hi> </docDate> </titlePage><lb/> <div type="imprint" n="1"> <p>Verlag der J. G. <hi rendition="#g">Cotta</hi>’ſchen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: <hi rendition="#aq">Dr.</hi> J. v. <hi rendition="#g">Goſen</hi>.</p> </div><lb/> <div type="jExpedition" n="1"> <p>Correſpondenzen ſind an die <hi rendition="#g">Redaction,</hi> Inſerate dagegen an die <hi rendition="#g">Expedition</hi> der Allgemeinen Zeitung zu adreſſiren.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ANZEIGEN</hi> werden von der Expedition aufgenommen und der Raum einer dreigespaltenen Colonelzeile berechnet:<lb/> im Hauptblatt mit 12 kr, in der Beilage, welcher das Montagsblatt gleich geachtet wird, mit 9 kr.;<lb/> ausserdem ist zu Ermöglichung der Selbstausrechnung des Insertionspreises durch den Tit. Auſtraggeber und der Anhersendung des Betrags in Papiergeld und Briefmarken eine<lb/><hi rendition="#g">wortweise</hi> Berechnung eingeführt, bei welcher eine Anzeige (Auſschriſt, Firma etc. durch ſette Lettern ausgezeichnet) um „baar und <hi rendition="#g">ſranco</hi> 4 kr. ſüdd. (auch 7 Nkr. ö. W.,<lb/> 4¼ Ngr., 15 Cent) für <hi rendition="#g">jedes</hi> Wort oder Zahl“ in der Beilage Aufnahme findet: bezüglich der <hi rendition="#g">Collectivanzeige</hi> vid. am Schluss der Beilage.</hi></p> </div> </front><lb/> <cb/> <body> <div type="contents" n="1"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Ueberſicht.</hi> </hi> </hi> </head><lb/> <p>Deutſchland und die Donaumündungen. Von Franz Maurer. (II.) —<lb/> Joſeph Hillebrand. (Nekrolog.)<lb/><hi rendition="#b">Neuefte Poften.</hi> <hi rendition="#g">München:</hi> Aus der Abgeordnetenkammer. <hi rendition="#g">Brüſ-<lb/> ſel:</hi> Baron v. Gerlache. <hi rendition="#g">Ventimiglia:</hi> Die Unruhen in Nizza.<lb/> Die Wahlen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Telegraphiſche Berichte.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Bordeaux,</hi> 13 Febr.</dateline> <p>Die Nationalverſammlung wurde heute<lb/> Nachmittags 2 Uhr eröffnet. Der Präſident theilt mit daß die Kammer,<lb/> wie im Jahre 1849, in 15 Bureaux eingetheilt ſei. Die Prüfungen der<lb/> Vollmachten würden erfolgen ſobald die Umſtände es erlauben. Der<lb/> Präſident verliest ein Schreiben Garibaldi’s, worin es heißt: „Als letzten<lb/> der Republik erwieſenen Dienſt gieng ich nach Bordeaux, wo die Vertreter<lb/> des Landes tagen; allein ich verzichte auf ein Mandat welches verſchiedene<lb/> Departements mir antrugen.“ Sodann erklärt Jules Favre Namens<lb/> ſeiner Collegen von Paris und Bordeaux: die Regierung der nationalen<lb/> Vertheidigung lege ihre Gewalt in die Hände der Volksvertretung nieder.<lb/> „Als wir die Regierungslaſt,“ erklärt Favre, „auf uns nahmen, hatten wir<lb/> keine andere Abſicht, als die Gewalt die wir unter den damaligen Umſtänden<lb/> übernommen hatten, in die Hände der Nationalverſammlung zurückzulegen.<lb/> Dank dem Patriotismus und der Einigkeit hoffen wir, das Land, belehrt durch<lb/> das Unglück, werde gelernt haben ſeine Klagen zurückzudrängen und werde<lb/> die Bedingungen für ſeine normale Exiſtenz wiederfinden. Wir treten nun-<lb/> mehr völlig zurück, und überlaſſen alles Ihrer Entſcheidung; wir erwarten mit<lb/> Vertrauen die Bildung einer neuen geſetzmäßigen Gewalt.“ Favre kündigt<lb/> ſodann an daß die Miniſter, um den Geſetzen Achtung zu verſchaffen, ſo lange<lb/> auf ihren Poſten verbleiben bis eine neue Regierung gebildet ſei, er bittet um<lb/> die Erlaubniß auf ſeinen Poſten zurückkehren zu dürfen, um die ſchwierige<lb/> und heikle Aufgabe zu erfüllen. Favre ſchloß folgendermaßen: „Ich erwarte<lb/> Ihr Urtheil mit Vertrauen, ich hoffe denjenigen mit welchen wir unterhandeln<lb/> mittheilen zu können daß das Land im Stande iſt ſeine Pflicht zu er-<lb/> füllen. Der Feind ſoll wiſſen daß wir für die Ehre Frankreichs ſorgen, er<lb/> wird auch wiſſen daß ganz Frankreich es iſt welches gemäß den Beſtim-<lb/> mungen der Convention nunmehr zu entſcheiden hat, ob eine Verlän-<lb/> gerung des Waffenſtillſtandes nothwendig iſt. Verlieren wir keinen Au-<lb/> genblick, denken wir an die Bedrängniſſe unſeres vom Feinde beſetzten<lb/> Landes. Ich hoffe die Regierung kann auf Ihren Beiſtand zählen um<lb/> den nöthigen Aufſchub zu erlangen.“ Lebhafter Beifall.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Bordeaux,</hi> 13 Febr.</dateline> <p>Garibaldi legte das Commando der<lb/> Vogeſen-Armee nieder, da ſeine Miſſion beendigt ſei. Die Regierung<lb/> antwortete ihm: daß ſie ſeine Entlaſſung annehme, indem ſie ihm zugleich<lb/> im Namen des Landes ihren Dank ausſprach. Die Antwort iſt unter-<lb/> zeichnet von allen Mitgliedern der Regierung.</p><lb/> <trailer>Weitere Telegramme ſiehe fünfte Seite.</trailer> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jComment" n="2"> <head><hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Deutſchland und die Donaumündungen.</hi></hi><lb/> II.<note place="foot" n="*)">S. Allg. Ztg. Nr. 44.</note></head><lb/> <byline> <hi rendition="#c">Von Franz <hi rendition="#g">Maurer</hi>.</hi> </byline><lb/> <p>* Die Mündungsverhältniſſe der Donau ſind folgende: der nördliche<lb/> oder Kilia-Arm führt 17 Siebenundzwanzigſtel der Waſſermenge ins Meer,<lb/> der ſüdliche oder St. Georgs-Arm 8, der Sulina-Arm jedoch nur 2 Sieben-<lb/> undzwanzigſtel. Dabei iſt der letztere durchſchnittlich nur 500 Fuß breit,<lb/> bei niedrigem Waſſerſtande bloß 8 bis 9 Fuß tief und vielfältig von kaum<lb/> zu beſeitigenden Untiefen durchſchnitten. Der St. Georgs-Arm hingegen<lb/> iſt durchſchnittlich 1400 Fuß breit und 15 Fuß tief. Er theilt ſich bei ſeinem<lb/> Austritt ins Meer in zwei Canäle, in den Olinka- und in den Chidr-illis<lb/> (Georgs-) Canal. Durch letztern fließt eine doppelt ſo große Waſſermenge<lb/> ins Meer als durch erſtern. Die noch günſtigern Verhältniſſe des Kilia-<lb/><cb/> Arms werden durch vielfältige Gabelung des Stroms paralyſirt, ſtehen<lb/> aber bis zum Meere denen des Georgs-Arms nicht nach, durch die neun-<lb/> fache Mündung werden ſie indeſſen völlig nutzlos gemacht. Oeſterreichs<lb/> Ingenieur, der Oberbaurath Wex, wies auf alle dieſe Verhältniſſe in einer<lb/> ausgezeichneten Denkſchrift hin und plaidirte für die St. Georgs-Mün-<lb/> dung, indem er alle Verbeſſerungen der Sulina nur Nothbehelfe nannte.<lb/> Umſonſt, ſein von Oeſterreich auf das wärmſte unterſtützter Vorſchlag fand<lb/> nicht die Mehrheit, und man wandte ſich der Sulina zu.<note place="foot" n="*)">Zur Orientirung ſei hier auf die Kiepert’ſche Karte vom Donau-Delta ver-<lb/> wieſen (bei Reimer in Berlin erſch enen), die <hi rendition="#g">alle</hi> neueren Meſſungen und<lb/> Ermittelungen ſowie die Ergebniſſe der Unterſuchungen des hervorragenden<lb/> Geognoſten K. F. Peters enthält. D. E.</note> Ob hiebei vor-<lb/> wiegend politiſche Gründe den Ausſchlag gaben, oder die Rückſichten auf<lb/> die damalige Waſſerhöhe der Flußbarren, bleibe dahingeſtellt. Beiläufig<lb/> geſagt, lag die Barre vor der Georgs-Mündung bei niedrigſtem Stande 5<lb/> bis 6½ und bei höchſtem 6 bis 7 Fuß unter Waſſer, die vor der Sulina<lb/> 9 bis 10½, reſp. 10 bis 10½ Fuß und die vor der Stambuler Kilia-<lb/> Mündung 4 Fuß, während die Otſchakower 6 Fuß zeigte. Die Barre bei<lb/> Chidr-illis entſtand in Folge von Hochwaſſer vor 70 Jahren, die vor der<lb/> Sulina erſt ſeitdem Rußland ſeine verderbende Hand darauf gelegt hatte.<lb/> Zur türkiſchen Zeit mußte jedes auslaufende Schiff eine Harke zur Auf-<lb/> lockerung anhängen, und trotz dieſes primitiven Mittels blieb die Mündung<lb/> offen.</p><lb/> <p>Auch hinſichtlich der Stromrichtung iſt der Sulina-Arm ungünſtiger<lb/> als die beiden andern ausgeſtattet. Von der Mündung kommt man zu-<lb/> nächſt in die Tſchibukly-Tſchatal, oder Rohr-Gabelung, die 2 Meilen in<lb/> weſtlicher Richtung zu verfolgen iſt, worauf ſie bei der Tſchamurly-Tſchatal,<lb/> oder ſchmutzigen Gabelung, ſcharf nach Norden wendet und erſt nach dem<lb/> Laufe von einer Meile Länge wieder nach Südweſten geht, um mit der<lb/> Batmyſchkawak-Tſchatal (verſunkene Pappel-Gabelung) und der Lodos-<lb/> Tſchatal (Südwind-Gabelung) ein rieſiges <hi rendition="#aq">M</hi> zu bilden, deſſen nach Norden<lb/> ſtreichende Linien bei dem vorherrſchenden Nordoſtwinde den ſtromauf-<lb/> wärtsfahrenden Seglern faſt die Fahrt unmöglich machen, zumal ein La-<lb/> viren in dem engen Graben nicht ſtattfinden kann. Der Kilia-Arm hat<lb/> ſolche ſcharfe Wendungen nicht, der St. Georgs-Arm hingegen weist deren<lb/> mehrere auf, doch bilden ſie bei ihm ſo geſchweifte und an der Baſis<lb/> zuſammengezogene Schleifen, daß man mittelſt vier 1 Viertelsmeile langer<lb/> Durchſtiche den ganzen Stromlauf um ungefähr 3 Meilen in ſeiner Länge<lb/> verkürzen könnte, was bekanntlich eine ſtarke Vermehrung der Strömungs-<lb/> geſchwindigkeit und verminderte Verſchlammung zur Folge hätte. Ueber-<lb/> dieß iſt die Richtung des Armes eine ſüdöſtliche, ſo daß die ſtromaufwärts<lb/> fahrenden Schiffe den herrſchenden Wind in der günſtigſten Weiſe ſeit-<lb/> wärts haben. Alle dieſe Vortheile hatten Wex, Nobiling und Paſetti ſchon<lb/> geltend gemacht, aber ohne Gehör zu finden.</p><lb/> <p>So ſteht es mit den Urſachen der geringen Erfolge der Donauregu-<lb/> lirung, die bald gleich Null ſein werden. Man hat ſich verrannt, und ſollte<lb/> froh ſein daß die politiſchen Ereigniſſe ein Aufgeben der unnützen Poſition<lb/> mit Ehren ermöglichen. Will ſich die Türkei zur alleinigen Unterhaltung<lb/> des Geſchaffenen verpflichten, d. h. durch Hinterlegung einer Caution, dann<lb/> nehme man das Anerbieten an. Ehe man indeſſen zu neuen Experimenten<lb/> auf gemeinſame Koſten ſchreitet, warte man ab was Rumänien an der<lb/> Kilia-Mündung auf eigene Hand (mit Hülfe europäiſcher Capitalien) aus-<lb/> zuführen im Begriffe ſteht. Vor einigen Jahren trat nämlich der franzöſi-<lb/> ſche Prof. Desjardin mit dem Project hervor einen 12 Kilometer langen<lb/> Schleuſencanal vom Orte Wilkow (nahe der Kilia-Mündung) nach der<lb/> Dſchibriani-Bucht zu graben, die nördlich von den vor der genannten Mün-<lb/> dung angeſchwemmten Inſeln liegt. In der Bucht ſollte der Hafen ſein,<lb/> dem man jedenfalls durch einen langen Wogenbrecher <hi rendition="#aq">(breakwater)</hi> eine<lb/> geſicherte Rhede geben würde. Die rumäniſche Regierung intereſſirte ſich<lb/> ſehr für dieſes Project, die Donaucommiſſion wies es jedoch ſehr kurz zu-<lb/> rück, worauf Desjardin in einer ausführlichen Schrift alle Blößen der<lb/> Sulinaregulirung aufdeckte. Nunmehr iſt ſein Project auf Betreiben der<lb/> rumäniſchen Regierung der Verwirklichung nahe getreten, indem vor einiger<lb/> Zeit der bekannte Unternehmer <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Strousberg die Sache in die Hand<lb/> nahm. Der Krieg und die nichtsnutzigen Rechtsverhältniſſe Rumäniens<lb/></p> </div> </div> </body> </floatingText> </p> </div> </body> </text> </TEI> [0009]
Beilage zur Allgemeinen Zeitung.
Nr. 46. Mittwoch, 15 Februar 1871.
Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Goſen.
Correſpondenzen ſind an die Redaction, Inſerate dagegen an die Expedition der Allgemeinen Zeitung zu adreſſiren.
ANZEIGEN werden von der Expedition aufgenommen und der Raum einer dreigespaltenen Colonelzeile berechnet:
im Hauptblatt mit 12 kr, in der Beilage, welcher das Montagsblatt gleich geachtet wird, mit 9 kr.;
ausserdem ist zu Ermöglichung der Selbstausrechnung des Insertionspreises durch den Tit. Auſtraggeber und der Anhersendung des Betrags in Papiergeld und Briefmarken eine
wortweise Berechnung eingeführt, bei welcher eine Anzeige (Auſschriſt, Firma etc. durch ſette Lettern ausgezeichnet) um „baar und ſranco 4 kr. ſüdd. (auch 7 Nkr. ö. W.,
4¼ Ngr., 15 Cent) für jedes Wort oder Zahl“ in der Beilage Aufnahme findet: bezüglich der Collectivanzeige vid. am Schluss der Beilage.
Ueberſicht.
Deutſchland und die Donaumündungen. Von Franz Maurer. (II.) —
Joſeph Hillebrand. (Nekrolog.)
Neuefte Poften. München: Aus der Abgeordnetenkammer. Brüſ-
ſel: Baron v. Gerlache. Ventimiglia: Die Unruhen in Nizza.
Die Wahlen.
Telegraphiſche Berichte.
* Bordeaux, 13 Febr. Die Nationalverſammlung wurde heute
Nachmittags 2 Uhr eröffnet. Der Präſident theilt mit daß die Kammer,
wie im Jahre 1849, in 15 Bureaux eingetheilt ſei. Die Prüfungen der
Vollmachten würden erfolgen ſobald die Umſtände es erlauben. Der
Präſident verliest ein Schreiben Garibaldi’s, worin es heißt: „Als letzten
der Republik erwieſenen Dienſt gieng ich nach Bordeaux, wo die Vertreter
des Landes tagen; allein ich verzichte auf ein Mandat welches verſchiedene
Departements mir antrugen.“ Sodann erklärt Jules Favre Namens
ſeiner Collegen von Paris und Bordeaux: die Regierung der nationalen
Vertheidigung lege ihre Gewalt in die Hände der Volksvertretung nieder.
„Als wir die Regierungslaſt,“ erklärt Favre, „auf uns nahmen, hatten wir
keine andere Abſicht, als die Gewalt die wir unter den damaligen Umſtänden
übernommen hatten, in die Hände der Nationalverſammlung zurückzulegen.
Dank dem Patriotismus und der Einigkeit hoffen wir, das Land, belehrt durch
das Unglück, werde gelernt haben ſeine Klagen zurückzudrängen und werde
die Bedingungen für ſeine normale Exiſtenz wiederfinden. Wir treten nun-
mehr völlig zurück, und überlaſſen alles Ihrer Entſcheidung; wir erwarten mit
Vertrauen die Bildung einer neuen geſetzmäßigen Gewalt.“ Favre kündigt
ſodann an daß die Miniſter, um den Geſetzen Achtung zu verſchaffen, ſo lange
auf ihren Poſten verbleiben bis eine neue Regierung gebildet ſei, er bittet um
die Erlaubniß auf ſeinen Poſten zurückkehren zu dürfen, um die ſchwierige
und heikle Aufgabe zu erfüllen. Favre ſchloß folgendermaßen: „Ich erwarte
Ihr Urtheil mit Vertrauen, ich hoffe denjenigen mit welchen wir unterhandeln
mittheilen zu können daß das Land im Stande iſt ſeine Pflicht zu er-
füllen. Der Feind ſoll wiſſen daß wir für die Ehre Frankreichs ſorgen, er
wird auch wiſſen daß ganz Frankreich es iſt welches gemäß den Beſtim-
mungen der Convention nunmehr zu entſcheiden hat, ob eine Verlän-
gerung des Waffenſtillſtandes nothwendig iſt. Verlieren wir keinen Au-
genblick, denken wir an die Bedrängniſſe unſeres vom Feinde beſetzten
Landes. Ich hoffe die Regierung kann auf Ihren Beiſtand zählen um
den nöthigen Aufſchub zu erlangen.“ Lebhafter Beifall.
* Bordeaux, 13 Febr. Garibaldi legte das Commando der
Vogeſen-Armee nieder, da ſeine Miſſion beendigt ſei. Die Regierung
antwortete ihm: daß ſie ſeine Entlaſſung annehme, indem ſie ihm zugleich
im Namen des Landes ihren Dank ausſprach. Die Antwort iſt unter-
zeichnet von allen Mitgliedern der Regierung.
Weitere Telegramme ſiehe fünfte Seite.
Deutſchland und die Donaumündungen.
II. *)
Von Franz Maurer.
* Die Mündungsverhältniſſe der Donau ſind folgende: der nördliche
oder Kilia-Arm führt 17 Siebenundzwanzigſtel der Waſſermenge ins Meer,
der ſüdliche oder St. Georgs-Arm 8, der Sulina-Arm jedoch nur 2 Sieben-
undzwanzigſtel. Dabei iſt der letztere durchſchnittlich nur 500 Fuß breit,
bei niedrigem Waſſerſtande bloß 8 bis 9 Fuß tief und vielfältig von kaum
zu beſeitigenden Untiefen durchſchnitten. Der St. Georgs-Arm hingegen
iſt durchſchnittlich 1400 Fuß breit und 15 Fuß tief. Er theilt ſich bei ſeinem
Austritt ins Meer in zwei Canäle, in den Olinka- und in den Chidr-illis
(Georgs-) Canal. Durch letztern fließt eine doppelt ſo große Waſſermenge
ins Meer als durch erſtern. Die noch günſtigern Verhältniſſe des Kilia-
Arms werden durch vielfältige Gabelung des Stroms paralyſirt, ſtehen
aber bis zum Meere denen des Georgs-Arms nicht nach, durch die neun-
fache Mündung werden ſie indeſſen völlig nutzlos gemacht. Oeſterreichs
Ingenieur, der Oberbaurath Wex, wies auf alle dieſe Verhältniſſe in einer
ausgezeichneten Denkſchrift hin und plaidirte für die St. Georgs-Mün-
dung, indem er alle Verbeſſerungen der Sulina nur Nothbehelfe nannte.
Umſonſt, ſein von Oeſterreich auf das wärmſte unterſtützter Vorſchlag fand
nicht die Mehrheit, und man wandte ſich der Sulina zu. *) Ob hiebei vor-
wiegend politiſche Gründe den Ausſchlag gaben, oder die Rückſichten auf
die damalige Waſſerhöhe der Flußbarren, bleibe dahingeſtellt. Beiläufig
geſagt, lag die Barre vor der Georgs-Mündung bei niedrigſtem Stande 5
bis 6½ und bei höchſtem 6 bis 7 Fuß unter Waſſer, die vor der Sulina
9 bis 10½, reſp. 10 bis 10½ Fuß und die vor der Stambuler Kilia-
Mündung 4 Fuß, während die Otſchakower 6 Fuß zeigte. Die Barre bei
Chidr-illis entſtand in Folge von Hochwaſſer vor 70 Jahren, die vor der
Sulina erſt ſeitdem Rußland ſeine verderbende Hand darauf gelegt hatte.
Zur türkiſchen Zeit mußte jedes auslaufende Schiff eine Harke zur Auf-
lockerung anhängen, und trotz dieſes primitiven Mittels blieb die Mündung
offen.
Auch hinſichtlich der Stromrichtung iſt der Sulina-Arm ungünſtiger
als die beiden andern ausgeſtattet. Von der Mündung kommt man zu-
nächſt in die Tſchibukly-Tſchatal, oder Rohr-Gabelung, die 2 Meilen in
weſtlicher Richtung zu verfolgen iſt, worauf ſie bei der Tſchamurly-Tſchatal,
oder ſchmutzigen Gabelung, ſcharf nach Norden wendet und erſt nach dem
Laufe von einer Meile Länge wieder nach Südweſten geht, um mit der
Batmyſchkawak-Tſchatal (verſunkene Pappel-Gabelung) und der Lodos-
Tſchatal (Südwind-Gabelung) ein rieſiges M zu bilden, deſſen nach Norden
ſtreichende Linien bei dem vorherrſchenden Nordoſtwinde den ſtromauf-
wärtsfahrenden Seglern faſt die Fahrt unmöglich machen, zumal ein La-
viren in dem engen Graben nicht ſtattfinden kann. Der Kilia-Arm hat
ſolche ſcharfe Wendungen nicht, der St. Georgs-Arm hingegen weist deren
mehrere auf, doch bilden ſie bei ihm ſo geſchweifte und an der Baſis
zuſammengezogene Schleifen, daß man mittelſt vier 1 Viertelsmeile langer
Durchſtiche den ganzen Stromlauf um ungefähr 3 Meilen in ſeiner Länge
verkürzen könnte, was bekanntlich eine ſtarke Vermehrung der Strömungs-
geſchwindigkeit und verminderte Verſchlammung zur Folge hätte. Ueber-
dieß iſt die Richtung des Armes eine ſüdöſtliche, ſo daß die ſtromaufwärts
fahrenden Schiffe den herrſchenden Wind in der günſtigſten Weiſe ſeit-
wärts haben. Alle dieſe Vortheile hatten Wex, Nobiling und Paſetti ſchon
geltend gemacht, aber ohne Gehör zu finden.
So ſteht es mit den Urſachen der geringen Erfolge der Donauregu-
lirung, die bald gleich Null ſein werden. Man hat ſich verrannt, und ſollte
froh ſein daß die politiſchen Ereigniſſe ein Aufgeben der unnützen Poſition
mit Ehren ermöglichen. Will ſich die Türkei zur alleinigen Unterhaltung
des Geſchaffenen verpflichten, d. h. durch Hinterlegung einer Caution, dann
nehme man das Anerbieten an. Ehe man indeſſen zu neuen Experimenten
auf gemeinſame Koſten ſchreitet, warte man ab was Rumänien an der
Kilia-Mündung auf eigene Hand (mit Hülfe europäiſcher Capitalien) aus-
zuführen im Begriffe ſteht. Vor einigen Jahren trat nämlich der franzöſi-
ſche Prof. Desjardin mit dem Project hervor einen 12 Kilometer langen
Schleuſencanal vom Orte Wilkow (nahe der Kilia-Mündung) nach der
Dſchibriani-Bucht zu graben, die nördlich von den vor der genannten Mün-
dung angeſchwemmten Inſeln liegt. In der Bucht ſollte der Hafen ſein,
dem man jedenfalls durch einen langen Wogenbrecher (breakwater) eine
geſicherte Rhede geben würde. Die rumäniſche Regierung intereſſirte ſich
ſehr für dieſes Project, die Donaucommiſſion wies es jedoch ſehr kurz zu-
rück, worauf Desjardin in einer ausführlichen Schrift alle Blößen der
Sulinaregulirung aufdeckte. Nunmehr iſt ſein Project auf Betreiben der
rumäniſchen Regierung der Verwirklichung nahe getreten, indem vor einiger
Zeit der bekannte Unternehmer Dr. Strousberg die Sache in die Hand
nahm. Der Krieg und die nichtsnutzigen Rechtsverhältniſſe Rumäniens
*) S. Allg. Ztg. Nr. 44.
*) Zur Orientirung ſei hier auf die Kiepert’ſche Karte vom Donau-Delta ver-
wieſen (bei Reimer in Berlin erſch enen), die alle neueren Meſſungen und
Ermittelungen ſowie die Ergebniſſe der Unterſuchungen des hervorragenden
Geognoſten K. F. Peters enthält. D. E.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |