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Allgemeine Zeitung, Nr. 73, 13. März 1848.

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Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.


Montag Nr. 73. 13 März 1848.


AUGSBURG. Abonnement hier bei der
Zeitungs-Expedition, Preis vierteljährig
3 fl. 34 kr., für das ganze Jahr 14 fl. 15 kr.
des 24 fl.-Fusses od. 8 Thlr. 41/2 Sgr. pr. C.;
für auswärts bei der hiesigen k. Ober-
postamts-Zeitungs-Expedition, sodann für
Deutschland bei allen Postämtern, ganz-
jährig, halbjährig und bei Beginn der
2ten Hälfte jedes Semesters auch viertel-
jährig; für Frankreich in Strassburg bei
G. A. Alexandre, in Paris bei demsel-
ben Nr 23, rue Notre Dame de Nazareth
und bei der deutschen Buchhandlung von
[Spaltenumbruch]
F. Klincksieck Nr. 11, rue de Lille, und
bei dem Postamt in Karlsruhe; für Eng-
land bei Williams & Norgate, 14 Hen-
riette-Street, Covent-Garden in London,
für Nordamerika bei den Postämtern Bre-
men u. Hamburg, für Italien bei den k. k.
Postämtern zu Bregenz, Innsbruck, Vero-
na, Venedig, Triest u. Mailand, für Grie-
chenland u. die Levante etc. bei dem k. k.
Postamt in Triest. Inserate aller Art werden
aufgenommen und der Raum der dreispal-
tigen Colonelzeile berechnet: im Haupt-
blatt
mit 12 kr., in der Beilage mit 9 kr.
Uebersicht.
Deutschland. München (Mission dreier süddeutschen Staaten
wegen Bundesrevision. Die ministerielle Lage. Da und dort gewalt-
same Selbsthülfe. Das Fest aufgeschoben. Erklärung des Fürsten v.
Oettingen-Wallerstein); Stuttgart (gemeinsame Verabredungen meh-
rerer Höfe wegen der Bundesvertretung. Programm des neuen Mini-
steriums. Anordnungen gegen die Bauernunruhen. Aufstand im
Fürstenthum Hechingen. Flucht des Fürsten nach Stuttgart. Flucht
der Juden nach Tübingen); Karlsruhe (Widerlegung einer preu-
ßischen Intervention. Gesetzentwurf zur Aufhebung aller Feudal-
rech te); Heidelberg (die Bauernaufregung); Darmstadt; Frankfurt
(der Bundestag über Bundesfarben und Bundeswappen. Bocken-
heim); Köln (Camphausens Rückkehr von Berlin); Elberfeld; Ber-
lin (Adressen); Wismar (Petitionen); Wien (die Veröffentlichungen
über die Bank und die Sparcasse. Beruhigendere Berichte aus Mailand.
Nahe Eröffnung der niederösterreichischen Stände. Eingabe an dieselben
wegen ständischer Vertretung in allen Provinzen, Preßfreiheit etc. Graf
Colloredo zum Bundestage nach Frankfurt gesendet. Conferenzbe-
rathungen über den ungarischen Reichstag und dessen Begehren); Vom
adriatischen Meer (Manin und Tomaseo freigesprochen).
Großbritannien. Wiederherstellung der Ruhe in London.
Unruhen in Glasgow und Edinburg. Parlamentsverhandlungen.
Frankreich. Ministerielle Umlaufschreiben aus Anlaß der
Wahlen. Aufforderung des Finanzministers zur Vorausbezahlung der
Steuern. Unentgeltliche Anfragebureaux für die Arbeiter. Eine Menge
Abberufungen von Diplomaten.
Italien. Rom (aufregender Eindruck der Berichte aus Paris).
Beilage. Die Nationalvertretung im Bunde. -- Monarchie oder
Republik. -- Ein Rath aus der Schweiz. -- Aus Paris. -- Italien.
(Rom: Gegen P. Ventura's Vorschlag einer Pairskammer durch das
Cardinalcollegium. Unruhen in Ravenna. Münzwesen.) -- Türkei.
(Konstantinopel 23 Febr. Feste. Der päpstliche Nuntius.)
Außerordentl. Beilage. Deutschland. (Kassel: Der Adressen-
sturm und die Gewährung. Hanau: Ein Ultimatum. Bremen: Ver-
fassungsreform verlangt, Preßfreiheit gewährt. Leipzig: Die Gewäh-
rungen. Dresden: Die Adressen. Audienzen beim König. Hannover:
Die Volkswünsche. Braunschweig: Adressen an den Herzog und Ant-
wort desselben. Breslau: Stürmische Volksversammlnng. Tumult).
-- Frankreich. Briefe aus Paris. Der Geldstand.
Datum der Börsen: Madrid 3; London 8; Paris, Amsterdam 9;
Wien 10; Frankfurt 11 März.


Deutschland.
Bayern.

Württemberg, Baden,
Großherz. Hessen und Nassau suchen eine vorläufige Verständigung mit
Bayern in Betreff der Bundesrevision. Mit welchem Minister haben
die Delegirten, die heute eintreffen sollen, zu unterhandeln, da Fürst
Wallerstein aus dem Cabinet ausgeschieden ist? Die Stände treten in
vier Tagen zusammen. Welches Ministerium empfängt sie in so ern-
ster Zeit? Frhr. v. Thon-Dittmer freilich ist ein vortrefflicher Mann, und
fast alle Welt stimmte in den freudigen Dank der dem König für diese
Wahl gebracht wurde. Zwar ist das Ministerium des Innern für je-
den der es übernimmt, eine ungeheure Last, während Thon-Dittmer bis
jetzt nur eine Stadtverwaltung leitete; aber er ist ein bedeutendes par-
lamentarisches Talent und hat auch Charakterkraft genug um den
Schwierigkeiten die Stirne zu bieten. Welche Minister stehen aber neben
ihm? Ehrenmänner, verdiente Beamte in ihren bisherigen Berufszwei-
gen, aber keiner der je den Ständen gegenüber eine selbständige Stel-
lung eingenommen hatte, alle fremd der Tribüne, überrascht von der
riesenhaften Aufgabe welche die jüngste Proclamation des Königs und
die drohende Lage Deutschlands ihnen gestellt hat. Der Entwurf des
Preßgesetzes zwar ist, wie wir hören, in guten Händen, so daß wir ein
treffliches Resultat in aller Bälde uns versprechen dürfen. Aber wer
wird diese Sache vor den Ständen führen, wer die Gesetze über Mini-
sterverantwortlichkeit, Geschworene, Polizeiwesen, wer die Fragen über
Ablösung, Einkommensteuer etc., wer die über die nöthigen Kriegsrü-
[Spaltenumbruch] stungen, dann über die Nationalvertretung am Bunde, über ein neues
Wahlgesetz für die bayerische Ständeversammlung auf der parlamenta-
rischen Tribüne im Namen der Regierung vertreten? Das alles -- und
wie vieles andere! -- steht vor der Thüre; morgen, heute soll das Mi-
nisterium darüber Rede stehen können, denn niemand weiß ob er Herr
der nächsten Stunde seyn wird. Und wer bildet dieses Ministerium?
Der bisherige Mittelpunkt desselben ist ausgefallen. Thon-Dittmer,
der einzige der durch die Ereignisse auf seinen Platz geführt, der einzige
der ein Mann der parlamentarischen Majorität ist, bedarf nothwendig
einer Ergänzung aus den Reihen jener Majorität, wenn er seine eigene
Stellung wie die des Cabinets haltbar sehen will. Württemberg, Hes-
sen und Nassau haben in dieser Hinsicht das Beispiel eines verständigen
Entschlusses gegeben, welcher der Krone selbst am meisten zu gut kommt.
Oder läge es nicht im Interesse der Krone in Augenblicken wie die ge-
genwärtigen gerade die Führer der Fortschrittspartei an den Platz zu
stellen dem der härteste Kampf beschieden ist, der also am meisten mit
dem Vertrauen des Volks umgeben seyn muß? Nicht nur hört damit
die Opposition dieser Führer auf, sondern auch das Mißtrauen der
Massen wird mit Einem Schlag beschwichtigt. Wenn heute König Lud-
wig den Frhrn. v. Lerchenfeld und Rotenhan, dem Appellationsrath
Heintz und dem Grafen Giech die Ausführung der vor den Augen
Deutschlands eingegangenen feierlichen Zusagen anvertraut, so würde
alle Welt diese Namen als die freudigste Garantie betrachten daß das
Ministerium jene Zusagen in ihrer vollen Bedeutung auszuführen
den Willen, die Kraft und die Einsicht habe. Was soll man aber
jetzt hoffen, da -- vier Tage vor Eröffnung der Stände -- ein ein-
ziger parlamentarischer Mann -- und auch dieser erst seit 14 Tagen --
im Cabinet fitzt, mit dem Titel Ministerverweser! Welche Zeichen
und Wunder sollen noch geschehen um an das zu mahnen was allein
Rettung aus neuen Stürmen bieten kann? Die Herren die wegen der
Bundesrevision heute aus Baden, Hessen, Nassau und Württemberg
kommen, sie mögen erzählen welche Scenen sie unterwegs gesehen oder
berichten gehört haben. Sie mögen Kunde geben von der Bauernauf-
regung im Odenwald, im Elsaß bis Basel, im Hessischen, Badischen,
Hohenlohe'schen, im Tauber-, Kocher- und Jaxtthal, von den tumultuari-
schen Executionen nicht bloß gegen Juden, sondern gegen Edelleute von
bedeutendem Namen und ihre Rentbeamten. Ich will es den dortigen
Blättern überlassen das Nähere darüber zu veröffentlichen, wenn sie es
für gut finden; aber auch bloß diese Andeutungen werden mit dem was
wir in bayerischen Landen selbst erfahren haben, genügen um zu zeigen
daß wahrhaftig das was gethan werden muß, und längst hätte gethan
werden sollen, nicht länger verschoben werden darf. In solchen Momen-
ten gilt es die rechten Männer zu finden, und sie an den rechten Platz
zu stellen. Als König Ludwig in seinem Geist die Plane zu den Monu-
menten entwarf die jetzt vor uns aufgerichtet stehen, hat er die Meister
dazu nicht im Hof- und Adreßkalender gesucht, sondern sie mit scharfem Blick
aus fernen, seiner Umgebung unbekannten Verhältnissen herausge-
funden. Auch eine riesengroße Bavaria und eine bayerische Ruhmes-
halle haben sie ihm gemacht. Wohlan, es gilt die bleibende Größe
dieser Bavaria, den bleibenden Glanz dieser Ruhmeshalle. Die Streiter
dafür braucht man nicht in unbekannter Ferne zu suchen; aber man
findet sie auch nicht im gewöhnlichen Hofcirkel oder in den amtlichen
Bureaur, sondern mitten unter jenen Männern welche trotz des schlech-
ten und selbst in seiner Dürftigkeit noch verkümmerten Wahlgesetzes das
bayerische Volk als seine wahren, seine beredtesten Vertreter erkannt
hat. Muß man mit diesen Vertretern gehen, warum wollte man
nicht die ersten von ihnen sich beigesellen um die gemeinsame Arbeit zu
erleichtern, und dem Verständniß wie dem Vertrauen die breite Bahn zu
öffnen! Ihr Name ist in jedem Mund, der Wunsch, die Sehnsucht nach
ihnen in jedem Herzen. Sie ablehnen, hieße jene Arbeit sich furchtbar
erschweren, vielleicht unmöglich machen. Werden sie selbst aber Lust

Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchſten Privilegien.


Montag Nr. 73. 13 März 1848.


AUGSBURG. Abonnement hier bei der
Zeitungs-Expedition, Preis vierteljährig
3 fl. 34 kr., für das ganze Jahr 14 fl. 15 kr.
des 24 fl.-Fusses od. 8 Thlr. 4½ Sgr. pr. C.;
für auswärts bei der hiesigen k. Ober-
postamts-Zeitungs-Expedition, sodann für
Deutschland bei allen Postämtern, ganz-
jährig, halbjährig und bei Beginn der
2ten Hälfte jedes Semesters auch viertel-
jährig; für Frankreich in Strassburg bei
G. A. Alexandre, in Paris bei demsel-
ben Nr 23, rue Notre Dame de Nazareth
und bei der deutschen Buchhandlung von
[Spaltenumbruch]
F. Klincksieck Nr. 11, rue de Lille, und
bei dem Postamt in Karlsruhe; für Eng-
land bei Williams & Norgate, 14 Hen-
riette-Street, Covent-Garden in London,
für Nordamerika bei den Postämtern Bre-
men u. Hamburg, für Italien bei den k. k.
Postämtern zu Bregenz, Innsbruck, Vero-
na, Venedig, Triest u. Mailand, für Grie-
chenland u. die Levante etc. bei dem k. k.
Postamt in Triest. Inserate aller Art werden
aufgenommen und der Raum der dreispal-
tigen Colonelzeile berechnet: im Haupt-
blatt
mit 12 kr., in der Beilage mit 9 kr.
Ueberſicht.
Deutſchland. München (Miſſion dreier ſüddeutſchen Staaten
wegen Bundesreviſion. Die miniſterielle Lage. Da und dort gewalt-
ſame Selbſthülfe. Das Feſt aufgeſchoben. Erklärung des Fürſten v.
Oettingen-Wallerſtein); Stuttgart (gemeinſame Verabredungen meh-
rerer Höfe wegen der Bundesvertretung. Programm des neuen Mini-
ſteriums. Anordnungen gegen die Bauernunruhen. Aufſtand im
Fürſtenthum Hechingen. Flucht des Fürſten nach Stuttgart. Flucht
der Juden nach Tübingen); Karlsruhe (Widerlegung einer preu-
ßiſchen Intervention. Geſetzentwurf zur Aufhebung aller Feudal-
rech te); Heidelberg (die Bauernaufregung); Darmſtadt; Frankfurt
(der Bundestag über Bundesfarben und Bundeswappen. Bocken-
heim); Köln (Camphauſens Rückkehr von Berlin); Elberfeld; Ber-
lin (Adreſſen); Wismar (Petitionen); Wien (die Veröffentlichungen
über die Bank und die Sparcaſſe. Beruhigendere Berichte aus Mailand.
Nahe Eröffnung der niederöſterreichiſchen Stände. Eingabe an dieſelben
wegen ſtändiſcher Vertretung in allen Provinzen, Preßfreiheit ꝛc. Graf
Colloredo zum Bundestage nach Frankfurt geſendet. Conferenzbe-
rathungen über den ungariſchen Reichstag und deſſen Begehren); Vom
adriatiſchen Meer (Manin und Tomaſeo freigeſprochen).
Großbritannien. Wiederherſtellung der Ruhe in London.
Unruhen in Glasgow und Edinburg. Parlamentsverhandlungen.
Frankreich. Miniſterielle Umlaufſchreiben aus Anlaß der
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Steuern. Unentgeltliche Anfragebureaux für die Arbeiter. Eine Menge
Abberufungen von Diplomaten.
Italien. Rom (aufregender Eindruck der Berichte aus Paris).
Beilage. Die Nationalvertretung im Bunde. — Monarchie oder
Republik. — Ein Rath aus der Schweiz. — Aus Paris. — Italien.
(Rom: Gegen P. Ventura’s Vorſchlag einer Pairskammer durch das
Cardinalcollegium. Unruhen in Ravenna. Münzweſen.) — Türkei.
(Konſtantinopel 23 Febr. Feſte. Der päpſtliche Nuntius.)
Außerordentl. Beilage. Deutſchland. (Kaſſel: Der Adreſſen-
ſturm und die Gewährung. Hanau: Ein Ultimatum. Bremen: Ver-
faſſungsreform verlangt, Preßfreiheit gewährt. Leipzig: Die Gewäh-
rungen. Dresden: Die Adreſſen. Audienzen beim König. Hannover:
Die Volkswünſche. Braunſchweig: Adreſſen an den Herzog und Ant-
wort desſelben. Breslau: Stürmiſche Volksverſammlnng. Tumult).
— Frankreich. Briefe aus Paris. Der Geldſtand.
Datum der Börſen: Madrid 3; London 8; Paris, Amſterdam 9;
Wien 10; Frankfurt 11 März.


Deutſchland.
Bayern.

Württemberg, Baden,
Großherz. Heſſen und Naſſau ſuchen eine vorläufige Verſtändigung mit
Bayern in Betreff der Bundesreviſion. Mit welchem Miniſter haben
die Delegirten, die heute eintreffen ſollen, zu unterhandeln, da Fürſt
Wallerſtein aus dem Cabinet ausgeſchieden iſt? Die Stände treten in
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ſter Zeit? Frhr. v. Thon-Dittmer freilich iſt ein vortrefflicher Mann, und
faſt alle Welt ſtimmte in den freudigen Dank der dem König für dieſe
Wahl gebracht wurde. Zwar iſt das Miniſterium des Innern für je-
den der es übernimmt, eine ungeheure Laſt, während Thon-Dittmer bis
jetzt nur eine Stadtverwaltung leitete; aber er iſt ein bedeutendes par-
lamentariſches Talent und hat auch Charakterkraft genug um den
Schwierigkeiten die Stirne zu bieten. Welche Miniſter ſtehen aber neben
ihm? Ehrenmänner, verdiente Beamte in ihren bisherigen Berufszwei-
gen, aber keiner der je den Ständen gegenüber eine ſelbſtändige Stel-
lung eingenommen hatte, alle fremd der Tribüne, überraſcht von der
rieſenhaften Aufgabe welche die jüngſte Proclamation des Königs und
die drohende Lage Deutſchlands ihnen geſtellt hat. Der Entwurf des
Preßgeſetzes zwar iſt, wie wir hören, in guten Händen, ſo daß wir ein
treffliches Reſultat in aller Bälde uns verſprechen dürfen. Aber wer
wird dieſe Sache vor den Ständen führen, wer die Geſetze über Mini-
ſterverantwortlichkeit, Geſchworene, Polizeiweſen, wer die Fragen über
Ablöſung, Einkommenſteuer ꝛc., wer die über die nöthigen Kriegsrü-
[Spaltenumbruch] ſtungen, dann über die Nationalvertretung am Bunde, über ein neues
Wahlgeſetz für die bayeriſche Ständeverſammlung auf der parlamenta-
riſchen Tribüne im Namen der Regierung vertreten? Das alles — und
wie vieles andere! — ſteht vor der Thüre; morgen, heute ſoll das Mi-
niſterium darüber Rede ſtehen können, denn niemand weiß ob er Herr
der nächſten Stunde ſeyn wird. Und wer bildet dieſes Miniſterium?
Der bisherige Mittelpunkt desſelben iſt ausgefallen. Thon-Dittmer,
der einzige der durch die Ereigniſſe auf ſeinen Platz geführt, der einzige
der ein Mann der parlamentariſchen Majorität iſt, bedarf nothwendig
einer Ergänzung aus den Reihen jener Majorität, wenn er ſeine eigene
Stellung wie die des Cabinets haltbar ſehen will. Württemberg, Heſ-
ſen und Naſſau haben in dieſer Hinſicht das Beiſpiel eines verſtändigen
Entſchluſſes gegeben, welcher der Krone ſelbſt am meiſten zu gut kommt.
Oder läge es nicht im Intereſſe der Krone in Augenblicken wie die ge-
genwärtigen gerade die Führer der Fortſchrittspartei an den Platz zu
ſtellen dem der härteſte Kampf beſchieden iſt, der alſo am meiſten mit
dem Vertrauen des Volks umgeben ſeyn muß? Nicht nur hört damit
die Oppoſition dieſer Führer auf, ſondern auch das Mißtrauen der
Maſſen wird mit Einem Schlag beſchwichtigt. Wenn heute König Lud-
wig den Frhrn. v. Lerchenfeld und Rotenhan, dem Appellationsrath
Heintz und dem Grafen Giech die Ausführung der vor den Augen
Deutſchlands eingegangenen feierlichen Zuſagen anvertraut, ſo würde
alle Welt dieſe Namen als die freudigſte Garantie betrachten daß das
Miniſterium jene Zuſagen in ihrer vollen Bedeutung auszuführen
den Willen, die Kraft und die Einſicht habe. Was ſoll man aber
jetzt hoffen, da — vier Tage vor Eröffnung der Stände — ein ein-
ziger parlamentariſcher Mann — und auch dieſer erſt ſeit 14 Tagen —
im Cabinet fitzt, mit dem Titel Miniſterverweſer! Welche Zeichen
und Wunder ſollen noch geſchehen um an das zu mahnen was allein
Rettung aus neuen Stürmen bieten kann? Die Herren die wegen der
Bundesreviſion heute aus Baden, Heſſen, Naſſau und Württemberg
kommen, ſie mögen erzählen welche Scenen ſie unterwegs geſehen oder
berichten gehört haben. Sie mögen Kunde geben von der Bauernauf-
regung im Odenwald, im Elſaß bis Baſel, im Heſſiſchen, Badiſchen,
Hohenlohe’ſchen, im Tauber-, Kocher- und Jaxtthal, von den tumultuari-
ſchen Executionen nicht bloß gegen Juden, ſondern gegen Edelleute von
bedeutendem Namen und ihre Rentbeamten. Ich will es den dortigen
Blättern überlaſſen das Nähere darüber zu veröffentlichen, wenn ſie es
für gut finden; aber auch bloß dieſe Andeutungen werden mit dem was
wir in bayeriſchen Landen ſelbſt erfahren haben, genügen um zu zeigen
daß wahrhaftig das was gethan werden muß, und längſt hätte gethan
werden ſollen, nicht länger verſchoben werden darf. In ſolchen Momen-
ten gilt es die rechten Männer zu finden, und ſie an den rechten Platz
zu ſtellen. Als König Ludwig in ſeinem Geiſt die Plane zu den Monu-
menten entwarf die jetzt vor uns aufgerichtet ſtehen, hat er die Meiſter
dazu nicht im Hof- und Adreßkalender geſucht, ſondern ſie mit ſcharfem Blick
aus fernen, ſeiner Umgebung unbekannten Verhältniſſen herausge-
funden. Auch eine rieſengroße Bavaria und eine bayeriſche Ruhmes-
halle haben ſie ihm gemacht. Wohlan, es gilt die bleibende Größe
dieſer Bavaria, den bleibenden Glanz dieſer Ruhmeshalle. Die Streiter
dafür braucht man nicht in unbekannter Ferne zu ſuchen; aber man
findet ſie auch nicht im gewöhnlichen Hofcirkel oder in den amtlichen
Bureaur, ſondern mitten unter jenen Männern welche trotz des ſchlech-
ten und ſelbſt in ſeiner Dürftigkeit noch verkümmerten Wahlgeſetzes das
bayeriſche Volk als ſeine wahren, ſeine beredteſten Vertreter erkannt
hat. Muß man mit dieſen Vertretern gehen, warum wollte man
nicht die erſten von ihnen ſich beigeſellen um die gemeinſame Arbeit zu
erleichtern, und dem Verſtändniß wie dem Vertrauen die breite Bahn zu
öffnen! Ihr Name iſt in jedem Mund, der Wunſch, die Sehnſucht nach
ihnen in jedem Herzen. Sie ablehnen, hieße jene Arbeit ſich furchtbar
erſchweren, vielleicht unmöglich machen. Werden ſie ſelbſt aber Luſt

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[0001] Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchſten Privilegien. Montag Nr. 73. 13 März 1848. AUGSBURG. Abonnement hier bei der Zeitungs-Expedition, Preis vierteljährig 3 fl. 34 kr., für das ganze Jahr 14 fl. 15 kr. des 24 fl.-Fusses od. 8 Thlr. 4½ Sgr. pr. C.; für auswärts bei der hiesigen k. Ober- postamts-Zeitungs-Expedition, sodann für Deutschland bei allen Postämtern, ganz- jährig, halbjährig und bei Beginn der 2ten Hälfte jedes Semesters auch viertel- jährig; für Frankreich in Strassburg bei G. A. Alexandre, in Paris bei demsel- ben Nr 23, rue Notre Dame de Nazareth und bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck Nr. 11, rue de Lille, und bei dem Postamt in Karlsruhe; für Eng- land bei Williams & Norgate, 14 Hen- riette-Street, Covent-Garden in London, für Nordamerika bei den Postämtern Bre- men u. Hamburg, für Italien bei den k. k. Postämtern zu Bregenz, Innsbruck, Vero- na, Venedig, Triest u. Mailand, für Grie- chenland u. die Levante etc. bei dem k. k. Postamt in Triest. Inserate aller Art werden aufgenommen und der Raum der dreispal- tigen Colonelzeile berechnet: im Haupt- blatt mit 12 kr., in der Beilage mit 9 kr. Ueberſicht. Deutſchland. München (Miſſion dreier ſüddeutſchen Staaten wegen Bundesreviſion. Die miniſterielle Lage. Da und dort gewalt- ſame Selbſthülfe. Das Feſt aufgeſchoben. Erklärung des Fürſten v. Oettingen-Wallerſtein); Stuttgart (gemeinſame Verabredungen meh- rerer Höfe wegen der Bundesvertretung. Programm des neuen Mini- ſteriums. Anordnungen gegen die Bauernunruhen. Aufſtand im Fürſtenthum Hechingen. Flucht des Fürſten nach Stuttgart. Flucht der Juden nach Tübingen); Karlsruhe (Widerlegung einer preu- ßiſchen Intervention. Geſetzentwurf zur Aufhebung aller Feudal- rech te); Heidelberg (die Bauernaufregung); Darmſtadt; Frankfurt (der Bundestag über Bundesfarben und Bundeswappen. Bocken- heim); Köln (Camphauſens Rückkehr von Berlin); Elberfeld; Ber- lin (Adreſſen); Wismar (Petitionen); Wien (die Veröffentlichungen über die Bank und die Sparcaſſe. Beruhigendere Berichte aus Mailand. Nahe Eröffnung der niederöſterreichiſchen Stände. Eingabe an dieſelben wegen ſtändiſcher Vertretung in allen Provinzen, Preßfreiheit ꝛc. Graf Colloredo zum Bundestage nach Frankfurt geſendet. Conferenzbe- rathungen über den ungariſchen Reichstag und deſſen Begehren); Vom adriatiſchen Meer (Manin und Tomaſeo freigeſprochen). Großbritannien. Wiederherſtellung der Ruhe in London. Unruhen in Glasgow und Edinburg. Parlamentsverhandlungen. Frankreich. Miniſterielle Umlaufſchreiben aus Anlaß der Wahlen. Aufforderung des Finanzminiſters zur Vorausbezahlung der Steuern. Unentgeltliche Anfragebureaux für die Arbeiter. Eine Menge Abberufungen von Diplomaten. Italien. Rom (aufregender Eindruck der Berichte aus Paris). Beilage. Die Nationalvertretung im Bunde. — Monarchie oder Republik. — Ein Rath aus der Schweiz. — Aus Paris. — Italien. (Rom: Gegen P. Ventura’s Vorſchlag einer Pairskammer durch das Cardinalcollegium. Unruhen in Ravenna. Münzweſen.) — Türkei. (Konſtantinopel 23 Febr. Feſte. Der päpſtliche Nuntius.) Außerordentl. Beilage. Deutſchland. (Kaſſel: Der Adreſſen- ſturm und die Gewährung. Hanau: Ein Ultimatum. Bremen: Ver- faſſungsreform verlangt, Preßfreiheit gewährt. Leipzig: Die Gewäh- rungen. Dresden: Die Adreſſen. Audienzen beim König. Hannover: Die Volkswünſche. Braunſchweig: Adreſſen an den Herzog und Ant- wort desſelben. Breslau: Stürmiſche Volksverſammlnng. Tumult). — Frankreich. Briefe aus Paris. Der Geldſtand. Datum der Börſen: Madrid 3; London 8; Paris, Amſterdam 9; Wien 10; Frankfurt 11 März. Deutſchland. Bayern. * † München, 12 März.Württemberg, Baden, Großherz. Heſſen und Naſſau ſuchen eine vorläufige Verſtändigung mit Bayern in Betreff der Bundesreviſion. Mit welchem Miniſter haben die Delegirten, die heute eintreffen ſollen, zu unterhandeln, da Fürſt Wallerſtein aus dem Cabinet ausgeſchieden iſt? Die Stände treten in vier Tagen zuſammen. Welches Miniſterium empfängt ſie in ſo ern- ſter Zeit? Frhr. v. Thon-Dittmer freilich iſt ein vortrefflicher Mann, und faſt alle Welt ſtimmte in den freudigen Dank der dem König für dieſe Wahl gebracht wurde. Zwar iſt das Miniſterium des Innern für je- den der es übernimmt, eine ungeheure Laſt, während Thon-Dittmer bis jetzt nur eine Stadtverwaltung leitete; aber er iſt ein bedeutendes par- lamentariſches Talent und hat auch Charakterkraft genug um den Schwierigkeiten die Stirne zu bieten. Welche Miniſter ſtehen aber neben ihm? Ehrenmänner, verdiente Beamte in ihren bisherigen Berufszwei- gen, aber keiner der je den Ständen gegenüber eine ſelbſtändige Stel- lung eingenommen hatte, alle fremd der Tribüne, überraſcht von der rieſenhaften Aufgabe welche die jüngſte Proclamation des Königs und die drohende Lage Deutſchlands ihnen geſtellt hat. Der Entwurf des Preßgeſetzes zwar iſt, wie wir hören, in guten Händen, ſo daß wir ein treffliches Reſultat in aller Bälde uns verſprechen dürfen. Aber wer wird dieſe Sache vor den Ständen führen, wer die Geſetze über Mini- ſterverantwortlichkeit, Geſchworene, Polizeiweſen, wer die Fragen über Ablöſung, Einkommenſteuer ꝛc., wer die über die nöthigen Kriegsrü- ſtungen, dann über die Nationalvertretung am Bunde, über ein neues Wahlgeſetz für die bayeriſche Ständeverſammlung auf der parlamenta- riſchen Tribüne im Namen der Regierung vertreten? Das alles — und wie vieles andere! — ſteht vor der Thüre; morgen, heute ſoll das Mi- niſterium darüber Rede ſtehen können, denn niemand weiß ob er Herr der nächſten Stunde ſeyn wird. Und wer bildet dieſes Miniſterium? Der bisherige Mittelpunkt desſelben iſt ausgefallen. Thon-Dittmer, der einzige der durch die Ereigniſſe auf ſeinen Platz geführt, der einzige der ein Mann der parlamentariſchen Majorität iſt, bedarf nothwendig einer Ergänzung aus den Reihen jener Majorität, wenn er ſeine eigene Stellung wie die des Cabinets haltbar ſehen will. Württemberg, Heſ- ſen und Naſſau haben in dieſer Hinſicht das Beiſpiel eines verſtändigen Entſchluſſes gegeben, welcher der Krone ſelbſt am meiſten zu gut kommt. Oder läge es nicht im Intereſſe der Krone in Augenblicken wie die ge- genwärtigen gerade die Führer der Fortſchrittspartei an den Platz zu ſtellen dem der härteſte Kampf beſchieden iſt, der alſo am meiſten mit dem Vertrauen des Volks umgeben ſeyn muß? Nicht nur hört damit die Oppoſition dieſer Führer auf, ſondern auch das Mißtrauen der Maſſen wird mit Einem Schlag beſchwichtigt. Wenn heute König Lud- wig den Frhrn. v. Lerchenfeld und Rotenhan, dem Appellationsrath Heintz und dem Grafen Giech die Ausführung der vor den Augen Deutſchlands eingegangenen feierlichen Zuſagen anvertraut, ſo würde alle Welt dieſe Namen als die freudigſte Garantie betrachten daß das Miniſterium jene Zuſagen in ihrer vollen Bedeutung auszuführen den Willen, die Kraft und die Einſicht habe. Was ſoll man aber jetzt hoffen, da — vier Tage vor Eröffnung der Stände — ein ein- ziger parlamentariſcher Mann — und auch dieſer erſt ſeit 14 Tagen — im Cabinet fitzt, mit dem Titel Miniſterverweſer! Welche Zeichen und Wunder ſollen noch geſchehen um an das zu mahnen was allein Rettung aus neuen Stürmen bieten kann? Die Herren die wegen der Bundesreviſion heute aus Baden, Heſſen, Naſſau und Württemberg kommen, ſie mögen erzählen welche Scenen ſie unterwegs geſehen oder berichten gehört haben. Sie mögen Kunde geben von der Bauernauf- regung im Odenwald, im Elſaß bis Baſel, im Heſſiſchen, Badiſchen, Hohenlohe’ſchen, im Tauber-, Kocher- und Jaxtthal, von den tumultuari- ſchen Executionen nicht bloß gegen Juden, ſondern gegen Edelleute von bedeutendem Namen und ihre Rentbeamten. Ich will es den dortigen Blättern überlaſſen das Nähere darüber zu veröffentlichen, wenn ſie es für gut finden; aber auch bloß dieſe Andeutungen werden mit dem was wir in bayeriſchen Landen ſelbſt erfahren haben, genügen um zu zeigen daß wahrhaftig das was gethan werden muß, und längſt hätte gethan werden ſollen, nicht länger verſchoben werden darf. In ſolchen Momen- ten gilt es die rechten Männer zu finden, und ſie an den rechten Platz zu ſtellen. Als König Ludwig in ſeinem Geiſt die Plane zu den Monu- menten entwarf die jetzt vor uns aufgerichtet ſtehen, hat er die Meiſter dazu nicht im Hof- und Adreßkalender geſucht, ſondern ſie mit ſcharfem Blick aus fernen, ſeiner Umgebung unbekannten Verhältniſſen herausge- funden. Auch eine rieſengroße Bavaria und eine bayeriſche Ruhmes- halle haben ſie ihm gemacht. Wohlan, es gilt die bleibende Größe dieſer Bavaria, den bleibenden Glanz dieſer Ruhmeshalle. Die Streiter dafür braucht man nicht in unbekannter Ferne zu ſuchen; aber man findet ſie auch nicht im gewöhnlichen Hofcirkel oder in den amtlichen Bureaur, ſondern mitten unter jenen Männern welche trotz des ſchlech- ten und ſelbſt in ſeiner Dürftigkeit noch verkümmerten Wahlgeſetzes das bayeriſche Volk als ſeine wahren, ſeine beredteſten Vertreter erkannt hat. Muß man mit dieſen Vertretern gehen, warum wollte man nicht die erſten von ihnen ſich beigeſellen um die gemeinſame Arbeit zu erleichtern, und dem Verſtändniß wie dem Vertrauen die breite Bahn zu öffnen! Ihr Name iſt in jedem Mund, der Wunſch, die Sehnſucht nach ihnen in jedem Herzen. Sie ablehnen, hieße jene Arbeit ſich furchtbar erſchweren, vielleicht unmöglich machen. Werden ſie ſelbſt aber Luſt

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2021-08-16T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 73, 13. März 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine73_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.