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Allgemeine Zeitung, Nr. 82, 25. März 1900.

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Nr. 82. München, Sonntag Allgemeine Zeitung 25. März 1900.
* Residenztheater.

Dienstag, den 27. März, gehen
im kgl. Residenztheater drei neue Einakter zum erstenmal in
Scene: "Die Tochter", Lustspiel von Ferd. Groß, "Der
Diener zweier Herren
", Possenspiel (nach dem Italie-
nischen von Goldoni) von Emil Pohl, und "Se. Gestrengen",
Lustspiel von Alois Wohlmuth.

* Kunstverein München.

Neuausgestellt vom 24. März:
Karl Naupp: "Reicher Fischfang" (Motiv vom Chiemsee);
A. Montemezzo +: 124 Bilder und Studien aus dessen Nach-
laß (verkäuflich); Jenny Engelmann: "Weintrauben"; Stein-
metz-Noris:
"Glücklich"; Anna Peters: "Feldblumen"; Victoria
Zimmermann: 11 Aquarelle; Richard Strebel: "Ein ver-
lorenes Rennen"; Fanny Assenbaum: "Sommer"; Ludw.
Gebhardt: "Am Königssee"; Kunz Meyer: Portrait der Frau
Professor S., 12 Studien aus Schloß Oberbrunn und Umgegend;
Ernst Bartha: 3 Landschaften, 1 Aquarell; Edm. Langfelder:
8 Oelbilder, 1 Aquarell; M. Ebersberger: "Ein altes Lied";
Karl Bössenroth: 10 Landschaften, Motive: Winter und Vor-
frühling; Jul. Widmann: "Bruck bei München"; Roman
Kochanowski: 2 Landschaften; Jul. Richter: 2 Jagdstücke;
Karl Buchka. 6 Landschaften; Emmi Lenbach: 7 Landschaften;
Adalb. Wex. 4 Landschaften, 10 Studien und Zeichnungen; Karl
Boß: 5 Landschaften; Max Schwab: Landschaft; W. Roegge:
Genre; Emil Anders: "Briefschreiberin"; Hans Saffer
Rour:
"Im Park"; Ernst Dargen: 16 Aquarelle; Jul. Scheu-
rer:
Geflügelbild; Jakob Gehrig. 2 Landschaften; Jos. Kri-
wer:
"Uhrmacherwerkstatt"; Max Correggio: "Frühmorgen";
Dorothea Dieckhoff: "Einer aus der Schaar der ersten Mär-
tyrer"; Horst Hacker: Landschaft; Franz Kozics: Miniature
auf Elfenbein; L. Max Ehrler; 2 Genres; Otto Fedder: "Nach
dem Gewitter"; E. Schaltegger: Studienkopf; G. Redlhammer:
"Unter der Blutbuche"; Aug. Frind: "Mädchenkopf"; Hermann
Meißner: 2 Landschaften; F. Feldhütter +: "Altaussee";
Ernst Stache: 1. "Sorrent", 2. "Capri"; R. Epp: "Kritischer
Moment", Studienkopf; M. Bärenfänger: 4 Portraits; F. W.
Keller: Landschaft; A. Egersdörfer: Landschaft; Karl
Küstner: Landschaft; Franz Bleile: Stillleben; Andersen-
Lundby:
3 Landschaften; M. Rheinländer: Flußlandschaft;
G. Wustmann: Portraits; Pauline Lehmaier: 4 Portraits
und Studienköpfe. -- Verkäufe: Fritz Kuithan: "Dackl";
Naumann: 1. "Kirchgang", 2. "Poststation"; Max Correggio:
Landschaft; A. Hofmann; 2 Geflügelbilder; A. de Bylande:
Gebirgsmotiv.

* Das Programm für den 11. Kammermusikabend der
HH. Jos. Closner, Alois Schellhorn, Aug. Haindl und
Chr. Döbereiner unter Mitwirkung der Pianistin Frln.
Paula Fischer und des Hrn. Jos. Horbelt (Kontrabaß),
welcher Dienstag, den 27. März, abends 71/2 Uhr, im großen
Museumssaale stattsindet, lautet: Beethoven, Variationen
in G-dur über das Lied "Ich bin der Schneider Kakadu";
Mozart, Streichquartett in C-dur (Köchel Verz. Nr. 465);
Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern, Melancholie für
Klavier, Violine und Cello, sowie das Forellenquintett op. 114
in A-dur von Franz Schubert. Kartenverkauf bei Jos. Aibls
Sortiment (Unico Heusel), Promenadestraße 12.

* Sängerkommers.

Die Männergesangvereine Bürger-
sängerzunft, Lehrergesangverein, Liederhort,
Münchener Liederkranz, Münchener Liedertafel,
Männergesangverein
und Neu-Bavaria werden, gleich
den Vorjahren, am 31. März c. einen Sängerkommers im
Löwenbräukeller unter dem Vorsitz des Münchener Lieder-
kranzes abhalten.

* Münchener Volksbildungsverein.

Im Anschluß an die
Vorträge im chemischen Hörsaal wird Dienstag, den 27. März,
abends 7 Uhr, Hr. Universitätsprofessor Dr. Hans Schmaus über:
"Anatomische Krankheitsbilder und Methoden ihrer
Untersuchung
" unter Vorführung von Projektionsbildern vor-
tragen. Dieser letzte Vortrag wird im zoologischen Hörsaal
im Akademiegebäude an der Neuhauserstraße (zweiter Hof) abge-
halten. Die Vortragskarten für den chemischen Hörsaal haben für
diesen Vortrag Gültigkeit. Eintrittskarten a 1 M. in den Buch-
handlungen A. Ackermann Nachf., Maximilianstr. 2, Th. Acker-
mann,
Promenadeplatz 10, Th. Riedel (A. Dupon), Pranner-
straße 13, und am Vortragsabend an der Kasse.



Tel. Heute Nachmittag
fand die offizielle Bürgermeisterwahl statt. Als Wahl-
kommissär fungirte Hr. Regierungsrath Schmid; erschienen
waren 40 Gemeindebevollmächtigte. Gewählt wurden ein-
stimmig
die HH. Nechtsrath Wolfram, München, als
Erster und Gentner, Augsburg, als Zweiter Bürgermeister.
Die Gewählten wurden gerufen und erklärten auf die Frage
des Hrn. Regierungskommissärs, daß sie die Wahl mit Dank
annehmen. Sie gaben die Versicherung ab, daß sie stets be-
strebt sein werden, ihre vollen Kräfte in den Dienst der
Stadt zu stellen, wobei sie auf das Vertrauen und die Mit-
hülfe beider Kollegien und der gesammten Bürgerschaft
rechnen Der Vorsitzende des Gemeindekolleginms begrüßte
und beglückwünschte hierauf die beiden neuen Bürgermeister
und dankte Hrn. Regierungsrath Schmid für die Wahlleitung.

Anläßlich der Gründung einer
Ortsgruppe des Deutschen Flottenvereins in Kempten
ging an deren Vorsitzenden, Landgerichtsdirektor v Wachter,
in Kempten folgendes Antwortstelegramm ein: "Se. kgl. Hoh.
der Prinz-Regent haben die Mittheilung von der Gründung
einer Ortsgruppe Kempten des Dentschen Flottenvereins ent-
gegenzunehmen geruht und lassen für den Ausdruck treu-
ergebener Gesinnungen Allerhöchstihren huldvollsten Dank
entbieten. Im Allerhöchsten Auftrag Graf v. Lerchenfeld,
Generalleutnant, Generaladjutant." -- Im Auftrage des
Dentschen Kaisers ging solgendes Antworttelegramm ein:
"Seine Majestät der Kaiser und König haben mit Befriedigung
den Huldigungsgruß der dort gebildeten Ortsgruppe des
Deutschen Flottenvereins entgegengenommen und lassen allen
Betheiligten für die treue Mitarbeit an der bedeutsamen
nationalen Aufgabe danken. Auf Allerhöchsten Befehl:
v. Lucanns, Geheimer Kabinetsrath."



Landwirthschaft.
Bayerischer Landwirthschaftsrath.

Der Sitzung vom
17. März wohnte der Ehrenpräsident des Landwirthschaftlichen
Vereins in Bayern, Prinz Ludwig, und das Ehrenmitglied des
Landwirthschaftsraths, Graf v. Lerchenfeld-Köfering, an.
Als Vertreter des Ministeriums des Innern war der Referent
für Landwirthschaft, Regierungsrath Brettreich, anwesend.
Vor Eintritt in die Tagesordnung gelangte der Vorschlag des
ersten Präsidenten, Frhrn. v. Soden-Fraunhofen, zur ein-
stimmigen Annahme, dem Veschluß des Deutschen Landwirth-
schaftsraths über den Entwurf eines Gesetzes betreffend die
Schlachtvieh- und Fleischbeschau beizutreten, wonach diese
Körperschaft folgende Erklärung abgab: "Der Inhalt des augen-
blicklich dem Reichstag zur Veschlußfassung vorliegenden Gesetz-
entwurfs betreffend die Schlachtvieh- und Fleischbeschau in der
zweiten Lesung der von der Reichstagskommission beschlossenen Fassung
entspricht im ganzen den Beschlüssen des Deutschen Landwirth-
schaftsraths vom 20. Januar 1899 und dem, was das gesammte
deutsche Volk als Schutz gegen die Mißstände in der Versorgung
desselben mit dem nothwendigen Fleisch und was die deutsche
Landwirthschaft im Interesse der Erhaltung des Viehstandes und
einer rentablen Viehzucht zur Bekämpfung des heutigen unlauteren
Wettbewerbs des Auslands mit minderwerthiger und ungesunder
[Spaltenumbruch] Waare zu fordern berechtigt ist, wenn sie die neue große Be-
lastung auf sich nehmen soll, die das Gesetz überbringt. Die
Annahme des Gesetzentwurfs liegt auch im Interesse des Fleischer-
gewerbes, dessen Existenz durch die gegenwärtigen Verhältnisse
gleichfalls schwer geschädigt ist. Der Deutsche Landwirthschafts-
rath richtet an den Herrn Reichskanzler, sowie an den hohen
Bundesrath die dringende Bitte, dem Gesetz in der vorliegenden
Form zuzustimmen."
Mit diesem Beschluß und der in seinem
Schlußabsatz seitens des Bayerischen Landwirthschaftsraths an die
kgl. Staatsregierung zu richtenden Bitte soll das Ansuchen
verbunden werden, dem Entwurf des Gesetzes betreffend die
Schlachtvieh- und Fleischbeschan in der gegenwärtigen Fassung
der Reichstagsbeschlüsse zuzustimmen in weiterer Bethätigung der
Fürsorge, die die Staatsregierung in dieser die Interessen der Land-
wirthschaft so sehr berührenden Frage dieser seither schon entgegen-
gebracht hat. Zu Ziff. 1 der Tagesordnung erstattet Frhr. v. Gagern
ein ausführliches Referat über die Aufhebung der Pflaster-
zölle und den Erlaß eines Weggesetzes.
Während über
die Aufhebung der Pflasterzölle Diskussion gepflogen wurde,
wurde über den Erlaß eines Weggesetzes beschlossen, das ganze
Referat mit den Verhandlungen über die Aufhebung der Pflaster-
zölle in Druck zu geben und sämmtlichen Mitgliedern des Land-
wirthschaftsrathes zuzustellen, worauf in der nächsten Sitzung die
Diskussion über den Erlaß eines Straßen- und Weggesetzes fort-
gesetzt werden soll. -- Zum nächsten Punkt der Tagesordnung
berichtet der erste Präsident Frhr. v. Soden-Fraunhofen über
eine Entschließung des Ministeriums des Innern, wonach der Land-
wirthschaftsrath zur gutachtlichen Aeußerung über den feitens der
Abgg. Lutz und Genossen im Landtag eingebrachten Antrag
aufgefordert wird: "Es sei die kgl. Staatsregierung zu ersuchen,
im Bundesrath dahin zu wirken, daß bei zukünftigen Handels-
verträgen oder Zolltarifen der Zoll auf Gerste und Hafer
dem Zoll auf Weizen und Roggen gleichgestellt werde." Referent
stellt nach ausführlicher Vegründung folgende Anträge: "1. Der
Bayerische Landwirthschaftsrath spricht sich dahin aus, daß im
neuen Zolltarif die Zollsätze für Gerste und Hafer denen für
Weizen und Roggen gleichgestellt werden. 2. Der Bayerische
Landwirthschaftsrath stellt an die kgl. Staatsregierung die Bitte,
die Frage neuerlich zu prüfen, ob nicht in Rücksicht au die Lage
der für die Gerste bauende Landwirthschaft besonders wichtigen
kleineren und mittleren Brauereien für diese der Malzaufschlag
von 5 M. auf etwa M. 4.50 herabgesetzt werden soll." Diese An-
träge werden einstinunig angenommen. -- Frhr. v. Pfetten-
Arnbach
berichtet hierauf über die von der 2. Geschäfts-
abtheilung zu dem Antrag des Kreisausschusses der Oberpfalz,
"die Errichtung einer Auskunftsstelle für land-
wirthschaftliche Rechtsfragen
in Erwägung zu ziehen",
gefaßten Veschlüsse. Diese Veschlüsse werden nach eingehender
Debatte wie folgt angenommen: "1. Der Bayerische Landwirth-
schaftsrath hält es für wünschenswerth, daß von den Kreisaus-
schüssen für jeden Kreis eine oder mehrere Auskunftsstellen zur
Rechtsberathung der Landwirthe errichtet werden und behält sich
vor, auch seinerseits eine solche mit dem Sitz in München zu
errichten. Diese letztere soll den Landwirthen des ganzen
Königreichs zur Verfügung stehen und sich insbesondere
befassen: a) mit den Fragen von allgemeinem Interesse;
b) mit Angelegenheiten, in denen wegen derer befonderen
Gestaltung zweckmäßiger durch eine zentrale Auskunftsstelle Rath
ertheilt wird, z. B. wegen des erforderlichen unmittelbaren Ver-
kehrs mit in München befindlichen Behörden oder Stellen. 2. Die
Auskunftsstellen sollen allen bayerischen Landwirthen in allen
Rechtsangelegenheiten zur Berathung offen stehen, aber über die Auf-
gabe der Auskunftsertheilung vorerst nicht hinausgehen. Die An-
fragen sollen vertraulich behandelt werden und die Auskünfte
nach bestem Wissen, aber ohne Gewähr und Verbindlichkeit ge-
geben werden. Wird die Auskunft in einer Sache erbeten, die
bereits -- sei es vor Gericht oder im Verwaltungsverfahren --
anhängig ist, so wird die Auskunftsstelle die nach Lage des ein-
zelnen Falls veranlaßte Zurückhaltung bewahren. 3. Mündliche
und kleinere schriftliche Auskunftsertheilungen sollen in der Regel
unentgeltlich erfolgen: für umfangreichere Arbeiten, insbesondere
solche, die Aktenstudium erfordern, sollen Gebühren erhoben
werden, die für Vereinsmitglieder billiger zu bemessen sind als
für Nichtmitglieder. Für baare Auslagen ist selbstverständlich
Ersatz zu leisten."
-- Eine Entschließung des Ministeriums des
Innern betreffend die Züchtung von Saatgut wird auf Vor-
schlag des Referenten, Hrn. Prof. Dr. Wollny, an die betreffende
Geschäftsabtheilung zur Berathung verwiesen. Gleichzeitig soll die
Entschließung den Kreisausschüssen mitgetheilt und diese zur gut-
achtlichen Aeußerung aufgefordert werden. -- Die Ziffern 5 und 6
der Tagesordnung, "Jahresbericht der Zuchtverbände für gelbes
Frankenvieh etc.", mußten wegen Verhinderung der Referenten für
die nächste Sitzung zurückgestellt werden.

Letzte Nachrichten.

Tel. Wann der Entwurf über
die Reform des Urheberrechts an den Bundesrath ge-
langt, ist noch nicht abzusehen; gegenwärtig liegt er im
preußischen Ministerium vor in dem Bedenken gegen
Einzelheiten bestehen. -- Abg. Lieber hofft, Anfang Mai
gesund hieher zurückzukehren und das Referat über die
Flottenvorlage doch noch übernehmen zu können. In-
zwischen haben möglicherweise auch die Finanzminister
der größeren Einzelstaaten Veranlassung genommen,
sich über ihre Stellung zur Deckungsfrage gemeinsam
auszusprechen. -- Frhr. v. Hertling reiste über München
nach Rom zurück, um die Verhandlungen über die Er-
richtung einer theologischen Fakultät in Straß-
burg
weiterzuführen. Punktationen über diese Frage
sind vor einigen Tagen, nach der "Germania", durch den
preußischen Gesandten Frhrn. v. Rotenhan dem päpst-
lichen Staatssekretär Rampolla übermittelt worden.

Tel. Zur dritten Berathung des
Etats wurde im Reichstag beim Titel Reichsgesund-
heitsamt
von Abgeordneten des Centrums eine Resolution
eingebracht des Inhalts, es seien die verbündeten Regierungen
zu ersuchen, angesichts der überaus schweren wirthschaftlichen
Schädigungen, welche durch die angeordneten Sperrmaß-
regeln
in den letzten Jahren herbeigeführt wurden, die be-
stehenden Vorschriften über die Bekämpfung der Maul-
und Klauenseuche
auf Grund der gemachten Erfahrungen
einer eingehenden Revision zu unterziehen und insbesondere
darauf Bedacht zu nehmen, daß vor Anordnung der Sperre
eines Ortes, einer Feldmark oder eines sonstigen Sperr-
gebiets und eines Marktverbots die Nothwendigkeit aufs sorg-
fältigste geprüft und jede Verzögerung bei Aufhebung dieser
Maßregeln vermieden werde.

Tel. Zur Frage der Berliner
Handelskammer wird der "Nordd. Allg. Ztg." geschrieben:
Wie wir zuverlässig erfahren, richtete der Handelsminister an
die Aeltesten der Kaufmannschaft in Berlin ein
Schreiben, worin um die Entsendung einer Delegation zur
Erörterung der Frage der Umwandlung der Korporation in
eine Handelskammer ersucht wird. In dem Schreiben wird
u. a. darauf hingewiesen, daß aus Berliner Handels- und
Verkehrskreisen zahlreiche Wünsche nach Errichtung einer
Handelskammer für das Berliner Wirthschaftsgebiet zur
Kenntniß des Ministers gelangten.

Tel. Der "Post" wird von
wohlunterrichteter Seite die St. Petersburger Meldung eines
[Spaltenumbruch] hiesigen Blattes von der angeblich bevorstehenden Abberufung
des dortigen deutschen Botschafters Fürsten Radolin als
jeder Begründung entbehrend bezeichnet.

Tel. Die "Nordd. Allg. Ztg."
schreibt: Nach einem heute eingetroffenen weiteren Telegramm
des Gouvernements von Kamerun liegen keinerlei An-
haltspunkte
dafür vor, daß die Expedition des Haupt-
manns v. Besser gefährdet ist. Zugleich werden als die
Gegner der Expedition die Mörder des Forschers Conrau,
also die Beny-Leute bezeichnet. Danach ist die Expedition
Besser von Station Johann Albrechts-Höhe aus nach Norden
gegangen. Seitens des Gouvernements ist ein Bericht über
den Verlauf der Expedition in Aussicht gestellt.

Tel. Der Stadtverordnetenaus-
schuß zur Vorbereitung der Neuwahl eines Zweiten
Bürgermeisters
beschloß heute mit großer Mehrheit, von
den beiden vorgeschlagenen Kandidaten Brinkmann, Königs-
berg, und Menbrink, Berlin, den Ersteren zur Wahl
vorzuschlagen.

Tel. Prinz Heinrich traf
heute Abend hier ein. Er wurde von den Spitzen der Zivil-
und Militärbehörden empfangen und nahm an einem Fest-
mahl des Senats im Rathskeller theil. Morgen besichtigt
der Prinz die Kaiserdocks und den Dampfer "Kaiser Wilhelm
der Große" in Bremerhaven. Nachmittags kehrt der Prinz
wieder hieher zurück.

Tel. In Gegenwart des
Großherzogs, der Prinzen Wilhelm von Hessen, des
Prinzen und der Prinzessin Franz Joseph von Battenberg
und eines zahlreichen geladenen Publikums fand heute Nach-
mittag die feierliche Grundsteinlegung zum Künstlerhause
statt, welches der Großherzog für die von ihm hieher be-
rufene Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe crrichten läßt.
Ein reich ausgestattete Festschrift ist erschienen.

Tel. Laut einer Zuschrift des
Ministerpräsidenten Dr. v. Koerber an die Präsidenten
beider Häuser wurde der Reichsrath vom 25. März 1900
ab vertagt.


Tel. Der Paläontologe Univer-
sitätsprofessor Oberbergrath Waagen ist gestorben.


Tel. Der Betrieb in den
Karwiner Revieren ist nahezu normal, die Lage in Ostrau
dagegen noch nicht ganz geklärt. Die Ausständigen betragen
im östlichen Reviere 2000, im westlichen 11,000. In Aussig
sind alle Werke in Betrieb.


Tel. Kara Theodori Pascha
hatte heute Nachmittag eine längere Zusammenkunft mit dem
Schwager des Sultans, Mahmud Pascha. Die Umgebung
Mahmuds versichert, Kara Theodori sei schon vor Mahmud
hier eingetroffen und habe bereits die freiwillige Abreise
zweier einflußreichen Jungtürken durch die Zusicherung
glänzender Staatsstellen in der Türkei erreicht.


Tel. In Hamme haben
400 Weber die Arbeit wieder aufgenommen, nachdem ihre
Forderungen bewilligt sind. Man glaubt, daß der Ausstand
nächsten Montag beendet sein wird.


Tel. Der Amnestie-Aus-
schuß des Senats vertagte
sich nach kurzer Diskussion
auf Mittwoch. Es gilt nunmehr als sicher, daß der Senat
die Amnestie erst nach den Sommerferien behandeln wird. --
Bei der offiziellen Eröffnung der Ausstellung am 15. April
werden viele Theile noch unfertig sein. Das Marsfeld wird
vor Mitte Mai kaum vollendet werden, andere Theile freilich
sind weiter vorgerückt.


Tel. Heute wurde die Anordnung
unterzeichnet, durch die Graf Christiani in Freiheit gesetzt
wird. Heute Abend wird derselbe das Gefängniß verlassen.


Tel. Der auch hier beglaubigte
Gesandte von Transvaal, Dr. Leyds, trifft am 31. März
hier ein, um an dem vom Minister des Aeußern, Delcasse,
dem diplomatischen Korps gegebenen Mahl theilzunehmen.


Tel. Deputirtenkammer.
In einer Erwiderung auf die Anfrage des Deputirten Pais,
der wissen möchte, ob der Minister des Aeußern, Visconti-
Venosta, jetzt, wo England sein militärisches Prestige in Süd-
afrika endlich wiederherstellen konnte, nicht der Ansicht sei,
daß Italien den Kriegführenden seine Vermittlung an-
bieten müsse, erklärt Visconti-Venosta, er wiederhole
seine vor der Kammer bereits abgegebenen Erklärungen und
füge hinzu, die letzten Erklärungen der englischen Regierung,
daß dieselbe nicht in der Lage sei, eine Vermittlung auzu-
nehmen, bestätigten, daß ein diplomatisches Vorgehen in dieser
Hinsicht keinen praktischen Erfolg hätte. Nach dieser
Erklärung des Ministers wird die Berathung des Antrages
Cambray-Digny wieder aufgenommen. Der Antrag Pan-
tano's
auf Zurückstellung der Vorlage wird in namentlicher
Abstimmung mit 283 gegen 71 Stimmen abgelehnt. Die
Präsident erklärt hierauf die Generaldiskussion für erössnet.
Im weiteren Verlauf der Sitzung begründet Pantano eine Tages-
ordnung, die sich für die Einberufung der Konstituante aus-
spricht. Der Präsident erklärt, diese Tagesordnung sei ein neuer
Antrag, er könne Pantano daher nicht das Wort zur Be-
gründung lassen. Diese Auslassung des Präsidenten ruft auf
der äußersten Linken großen Lärm und im ganzen Hause
große Meinungsverschiedenheiten hervor. Das Haus billigt
jedoch auf Verlangen des Präsidenten durch Erheben von den
Sitzen das Verfahren derselben. Darauf erhebt sich großer
Lärm, die äußerste Linke ruft: Es lebe die Konstituante! Das
ganze übrige Haus bricht in begeisterte Rufe aus: Es lebe
der König, es lebe die Monarchie! Der Präsident suspendirt
die Sitzung. Nach ihrer Wiederaufnahme gibt der Präsident
dem Abg. Venturi das Wort. Die äußerste Linke protestirt
heftig und verlangt, daß Pantano zur weiteren Begründung
seines Antrags das Wort gestattet werde. Es entsteht ein
gewaltiger Tumult. Der Präsident hebt die Sitzung auf.


Tel. (Meldung des
Wiener k. k. Tel.-Korr.-Bureaus.) In der Antwort der Pforte
auf die Kollektivnote der Botschafter gegen die beabsich-
tigte Zollerhöhung wird erklärt, daß die Pforte in Er-
manglung von Handelsverträgen mit Rücksicht auf seine
Finanzlage beschlossen habe, vom 13. März 1901 ab einen
Konventionstarif anzuwenden und vom 13. Mai d. J.
ab eine dreiprozentige Zollerhöhung einzuführen.



Verschiedenes.

Tel. Durch den Zusammen-
bruch eines Hochofens in Henrichshütte wurden zwei Ar-
beiter schwer verletzt und zwei getödtet. Drei Personen, da-
runter der Direktor, wurden leicht verletzt.


Tel. Der aus Kragerö
kommende norwegische Dreimeister "Triton" erlitt vor Dün-
kirchen Schiffbruch. Zehn Personen sind ertrunken.

Nr. 82. München, Sonntag Allgemeine Zeitung 25. März 1900.
* Reſidenztheater.

Dienſtag, den 27. März, gehen
im kgl. Reſidenztheater drei neue Einakter zum erſtenmal in
Scene: „Die Tochter“, Luſtſpiel von Ferd. Groß, „Der
Diener zweier Herren
“, Poſſenſpiel (nach dem Italie-
niſchen von Goldoni) von Emil Pohl, und „Se. Geſtrengen“,
Luſtſpiel von Alois Wohlmuth.

* Kunſtverein München.

Neuausgeſtellt vom 24. März:
Karl Naupp: „Reicher Fiſchfang“ (Motiv vom Chiemſee);
A. Montemezzo †: 124 Bilder und Studien aus deſſen Nach-
laß (verkäuflich); Jenny Engelmann: „Weintrauben“; Stein-
metz-Noris:
„Glücklich“; Anna Peters: „Feldblumen“; Victoria
Zimmermann: 11 Aquarelle; Richard Strebel: „Ein ver-
lorenes Rennen“; Fanny Aſſenbaum: „Sommer“; Ludw.
Gebhardt: „Am Königsſee“; Kunz Meyer: Portrait der Frau
Profeſſor S., 12 Studien aus Schloß Oberbrunn und Umgegend;
Ernſt Bartha: 3 Landſchaften, 1 Aquarell; Edm. Langfelder:
8 Oelbilder, 1 Aquarell; M. Ebersberger: „Ein altes Lied“;
Karl Böſſenroth: 10 Landſchaften, Motive: Winter und Vor-
frühling; Jul. Widmann: „Bruck bei München“; Roman
Kochanowski: 2 Landſchaften; Jul. Richter: 2 Jagdſtücke;
Karl Buchka. 6 Landſchaften; Emmi Lenbach: 7 Landſchaften;
Adalb. Wex. 4 Landſchaften, 10 Studien und Zeichnungen; Karl
Boß: 5 Landſchaften; Max Schwab: Landſchaft; W. Roegge:
Genre; Emil Anders: „Briefſchreiberin“; Hans Saffer
Rour:
„Im Park“; Ernſt Dargen: 16 Aquarelle; Jul. Scheu-
rer:
Geflügelbild; Jakob Gehrig. 2 Landſchaften; Joſ. Kri-
wer:
„Uhrmacherwerkſtatt“; Max Correggio: „Frühmorgen“;
Dorothea Dieckhoff: „Einer aus der Schaar der erſten Mär-
tyrer“; Horſt Hacker: Landſchaft; Franz Kozics: Miniature
auf Elfenbein; L. Max Ehrler; 2 Genres; Otto Fedder: „Nach
dem Gewitter“; E. Schaltegger: Studienkopf; G. Redlhammer:
„Unter der Blutbuche“; Aug. Frind: „Mädchenkopf“; Hermann
Meißner: 2 Landſchaften; F. Feldhütter †: „Altauſſee“;
Ernſt Stache: 1. „Sorrent“, 2. „Capri“; R. Epp: „Kritiſcher
Moment“, Studienkopf; M. Bärenfänger: 4 Portraits; F. W.
Keller: Landſchaft; A. Egersdörfer: Landſchaft; Karl
Küſtner: Landſchaft; Franz Bleile: Stillleben; Anderſen-
Lundby:
3 Landſchaften; M. Rheinländer: Flußlandſchaft;
G. Wuſtmann: Portraits; Pauline Lehmaier: 4 Portraits
und Studienköpfe. — Verkäufe: Fritz Kuithan: „Dackl“;
Naumann: 1. „Kirchgang“, 2. „Poſtſtation“; Max Correggio:
Landſchaft; A. Hofmann; 2 Geflügelbilder; A. de Bylande:
Gebirgsmotiv.

* Das Programm für den 11. Kammermuſikabend der
HH. Joſ. Closner, Alois Schellhorn, Aug. Haindl und
Chr. Döbereiner unter Mitwirkung der Pianiſtin Frln.
Paula Fiſcher und des Hrn. Joſ. Horbelt (Kontrabaß),
welcher Dienſtag, den 27. März, abends 7½ Uhr, im großen
Muſeumsſaale ſtattſindet, lautet: Beethoven, Variationen
in G-dur über das Lied „Ich bin der Schneider Kakadu“;
Mozart, Streichquartett in C-dur (Köchel Verz. Nr. 465);
Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern, Melancholie für
Klavier, Violine und Cello, ſowie das Forellenquintett op. 114
in A-dur von Franz Schubert. Kartenverkauf bei Joſ. Aibls
Sortiment (Unico Heuſel), Promenadeſtraße 12.

* Sängerkommers.

Die Männergeſangvereine Bürger-
ſängerzunft, Lehrergeſangverein, Liederhort,
Münchener Liederkranz, Münchener Liedertafel,
Männergeſangverein
und Neu-Bavaria werden, gleich
den Vorjahren, am 31. März c. einen Sängerkommers im
Löwenbräukeller unter dem Vorſitz des Münchener Lieder-
kranzes abhalten.

* Münchener Volksbildungsverein.

Im Anſchluß an die
Vorträge im chemiſchen Hörſaal wird Dienſtag, den 27. März,
abends 7 Uhr, Hr. Univerſitätsprofeſſor Dr. Hans Schmaus über:
Anatomiſche Krankheitsbilder und Methoden ihrer
Unterſuchung
“ unter Vorführung von Projektionsbildern vor-
tragen. Dieſer letzte Vortrag wird im zoologiſchen Hörſaal
im Akademiegebäude an der Neuhauſerſtraße (zweiter Hof) abge-
halten. Die Vortragskarten für den chemiſchen Hörſaal haben für
dieſen Vortrag Gültigkeit. Eintrittskarten à 1 M. in den Buch-
handlungen A. Ackermann Nachf., Maximilianſtr. 2, Th. Acker-
mann,
Promenadeplatz 10, Th. Riedel (A. Dupon), Pranner-
ſtraße 13, und am Vortragsabend an der Kaſſe.



Tel. Heute Nachmittag
fand die offizielle Bürgermeiſterwahl ſtatt. Als Wahl-
kommiſſär fungirte Hr. Regierungsrath Schmid; erſchienen
waren 40 Gemeindebevollmächtigte. Gewählt wurden ein-
ſtimmig
die HH. Nechtsrath Wolfram, München, als
Erſter und Gentner, Augsburg, als Zweiter Bürgermeiſter.
Die Gewählten wurden gerufen und erklärten auf die Frage
des Hrn. Regierungskommiſſärs, daß ſie die Wahl mit Dank
annehmen. Sie gaben die Verſicherung ab, daß ſie ſtets be-
ſtrebt ſein werden, ihre vollen Kräfte in den Dienſt der
Stadt zu ſtellen, wobei ſie auf das Vertrauen und die Mit-
hülfe beider Kollegien und der geſammten Bürgerſchaft
rechnen Der Vorſitzende des Gemeindekolleginms begrüßte
und beglückwünſchte hierauf die beiden neuen Bürgermeiſter
und dankte Hrn. Regierungsrath Schmid für die Wahlleitung.

Anläßlich der Gründung einer
Ortsgruppe des Deutſchen Flottenvereins in Kempten
ging an deren Vorſitzenden, Landgerichtsdirektor v Wachter,
in Kempten folgendes Antwortstelegramm ein: „Se. kgl. Hoh.
der Prinz-Regent haben die Mittheilung von der Gründung
einer Ortsgruppe Kempten des Dentſchen Flottenvereins ent-
gegenzunehmen geruht und laſſen für den Ausdruck treu-
ergebener Geſinnungen Allerhöchſtihren huldvollſten Dank
entbieten. Im Allerhöchſten Auftrag Graf v. Lerchenfeld,
Generalleutnant, Generaladjutant.“ — Im Auftrage des
Dentſchen Kaiſers ging ſolgendes Antworttelegramm ein:
„Seine Majeſtät der Kaiſer und König haben mit Befriedigung
den Huldigungsgruß der dort gebildeten Ortsgruppe des
Deutſchen Flottenvereins entgegengenommen und laſſen allen
Betheiligten für die treue Mitarbeit an der bedeutſamen
nationalen Aufgabe danken. Auf Allerhöchſten Befehl:
v. Lucanns, Geheimer Kabinetsrath.“



Landwirthſchaft.
Bayeriſcher Landwirthſchaftsrath.

Der Sitzung vom
17. März wohnte der Ehrenpräſident des Landwirthſchaftlichen
Vereins in Bayern, Prinz Ludwig, und das Ehrenmitglied des
Landwirthſchaftsraths, Graf v. Lerchenfeld-Köfering, an.
Als Vertreter des Miniſteriums des Innern war der Referent
für Landwirthſchaft, Regierungsrath Brettreich, anweſend.
Vor Eintritt in die Tagesordnung gelangte der Vorſchlag des
erſten Präſidenten, Frhrn. v. Soden-Fraunhofen, zur ein-
ſtimmigen Annahme, dem Veſchluß des Deutſchen Landwirth-
ſchaftsraths über den Entwurf eines Geſetzes betreffend die
Schlachtvieh- und Fleiſchbeſchau beizutreten, wonach dieſe
Körperſchaft folgende Erklärung abgab: „Der Inhalt des augen-
blicklich dem Reichstag zur Veſchlußfaſſung vorliegenden Geſetz-
entwurfs betreffend die Schlachtvieh- und Fleiſchbeſchau in der
zweiten Leſung der von der Reichstagskommiſſion beſchloſſenen Faſſung
entſpricht im ganzen den Beſchlüſſen des Deutſchen Landwirth-
ſchaftsraths vom 20. Januar 1899 und dem, was das geſammte
deutſche Volk als Schutz gegen die Mißſtände in der Verſorgung
desſelben mit dem nothwendigen Fleiſch und was die deutſche
Landwirthſchaft im Intereſſe der Erhaltung des Viehſtandes und
einer rentablen Viehzucht zur Bekämpfung des heutigen unlauteren
Wettbewerbs des Auslands mit minderwerthiger und ungeſunder
[Spaltenumbruch] Waare zu fordern berechtigt iſt, wenn ſie die neue große Be-
laſtung auf ſich nehmen ſoll, die das Geſetz überbringt. Die
Annahme des Geſetzentwurfs liegt auch im Intereſſe des Fleiſcher-
gewerbes, deſſen Exiſtenz durch die gegenwärtigen Verhältniſſe
gleichfalls ſchwer geſchädigt iſt. Der Deutſche Landwirthſchafts-
rath richtet an den Herrn Reichskanzler, ſowie an den hohen
Bundesrath die dringende Bitte, dem Geſetz in der vorliegenden
Form zuzuſtimmen.“
Mit dieſem Beſchluß und der in ſeinem
Schlußabſatz ſeitens des Bayeriſchen Landwirthſchaftsraths an die
kgl. Staatsregierung zu richtenden Bitte ſoll das Anſuchen
verbunden werden, dem Entwurf des Geſetzes betreffend die
Schlachtvieh- und Fleiſchbeſchan in der gegenwärtigen Faſſung
der Reichstagsbeſchlüſſe zuzuſtimmen in weiterer Bethätigung der
Fürſorge, die die Staatsregierung in dieſer die Intereſſen der Land-
wirthſchaft ſo ſehr berührenden Frage dieſer ſeither ſchon entgegen-
gebracht hat. Zu Ziff. 1 der Tagesordnung erſtattet Frhr. v. Gagern
ein ausführliches Referat über die Aufhebung der Pflaſter-
zölle und den Erlaß eines Weggeſetzes.
Während über
die Aufhebung der Pflaſterzölle Diskuſſion gepflogen wurde,
wurde über den Erlaß eines Weggeſetzes beſchloſſen, das ganze
Referat mit den Verhandlungen über die Aufhebung der Pflaſter-
zölle in Druck zu geben und ſämmtlichen Mitgliedern des Land-
wirthſchaftsrathes zuzuſtellen, worauf in der nächſten Sitzung die
Diskuſſion über den Erlaß eines Straßen- und Weggeſetzes fort-
geſetzt werden ſoll. — Zum nächſten Punkt der Tagesordnung
berichtet der erſte Präſident Frhr. v. Soden-Fraunhofen über
eine Entſchließung des Miniſteriums des Innern, wonach der Land-
wirthſchaftsrath zur gutachtlichen Aeußerung über den feitens der
Abgg. Lutz und Genoſſen im Landtag eingebrachten Antrag
aufgefordert wird: „Es ſei die kgl. Staatsregierung zu erſuchen,
im Bundesrath dahin zu wirken, daß bei zukünftigen Handels-
verträgen oder Zolltarifen der Zoll auf Gerſte und Hafer
dem Zoll auf Weizen und Roggen gleichgeſtellt werde.“ Referent
ſtellt nach ausführlicher Vegründung folgende Anträge: „1. Der
Bayeriſche Landwirthſchaftsrath ſpricht ſich dahin aus, daß im
neuen Zolltarif die Zollſätze für Gerſte und Hafer denen für
Weizen und Roggen gleichgeſtellt werden. 2. Der Bayeriſche
Landwirthſchaftsrath ſtellt an die kgl. Staatsregierung die Bitte,
die Frage neuerlich zu prüfen, ob nicht in Rückſicht au die Lage
der für die Gerſte bauende Landwirthſchaft beſonders wichtigen
kleineren und mittleren Brauereien für dieſe der Malzaufſchlag
von 5 M. auf etwa M. 4.50 herabgeſetzt werden ſoll.“ Dieſe An-
träge werden einſtinunig angenommen. — Frhr. v. Pfetten-
Arnbach
berichtet hierauf über die von der 2. Geſchäfts-
abtheilung zu dem Antrag des Kreisausſchuſſes der Oberpfalz,
die Errichtung einer Auskunftsſtelle für land-
wirthſchaftliche Rechtsfragen
in Erwägung zu ziehen“,
gefaßten Veſchlüſſe. Dieſe Veſchlüſſe werden nach eingehender
Debatte wie folgt angenommen: „1. Der Bayeriſche Landwirth-
ſchaftsrath hält es für wünſchenswerth, daß von den Kreisaus-
ſchüſſen für jeden Kreis eine oder mehrere Auskunftsſtellen zur
Rechtsberathung der Landwirthe errichtet werden und behält ſich
vor, auch ſeinerſeits eine ſolche mit dem Sitz in München zu
errichten. Dieſe letztere ſoll den Landwirthen des ganzen
Königreichs zur Verfügung ſtehen und ſich insbeſondere
befaſſen: a) mit den Fragen von allgemeinem Intereſſe;
b) mit Angelegenheiten, in denen wegen derer befonderen
Geſtaltung zweckmäßiger durch eine zentrale Auskunftsſtelle Rath
ertheilt wird, z. B. wegen des erforderlichen unmittelbaren Ver-
kehrs mit in München befindlichen Behörden oder Stellen. 2. Die
Auskunftsſtellen ſollen allen bayeriſchen Landwirthen in allen
Rechtsangelegenheiten zur Berathung offen ſtehen, aber über die Auf-
gabe der Auskunftsertheilung vorerſt nicht hinausgehen. Die An-
fragen ſollen vertraulich behandelt werden und die Auskünfte
nach beſtem Wiſſen, aber ohne Gewähr und Verbindlichkeit ge-
geben werden. Wird die Auskunft in einer Sache erbeten, die
bereits — ſei es vor Gericht oder im Verwaltungsverfahren —
anhängig iſt, ſo wird die Auskunftsſtelle die nach Lage des ein-
zelnen Falls veranlaßte Zurückhaltung bewahren. 3. Mündliche
und kleinere ſchriftliche Auskunftsertheilungen ſollen in der Regel
unentgeltlich erfolgen: für umfangreichere Arbeiten, insbeſondere
ſolche, die Aktenſtudium erfordern, ſollen Gebühren erhoben
werden, die für Vereinsmitglieder billiger zu bemeſſen ſind als
für Nichtmitglieder. Für baare Auslagen iſt ſelbſtverſtändlich
Erſatz zu leiſten.“
— Eine Entſchließung des Miniſteriums des
Innern betreffend die Züchtung von Saatgut wird auf Vor-
ſchlag des Referenten, Hrn. Prof. Dr. Wollny, an die betreffende
Geſchäftsabtheilung zur Berathung verwieſen. Gleichzeitig ſoll die
Entſchließung den Kreisausſchüſſen mitgetheilt und dieſe zur gut-
achtlichen Aeußerung aufgefordert werden. — Die Ziffern 5 und 6
der Tagesordnung, „Jahresbericht der Zuchtverbände für gelbes
Frankenvieh ꝛc.“, mußten wegen Verhinderung der Referenten für
die nächſte Sitzung zurückgeſtellt werden.

Letzte Nachrichten.

Tel. Wann der Entwurf über
die Reform des Urheberrechts an den Bundesrath ge-
langt, iſt noch nicht abzuſehen; gegenwärtig liegt er im
preußiſchen Miniſterium vor in dem Bedenken gegen
Einzelheiten beſtehen. — Abg. Lieber hofft, Anfang Mai
geſund hieher zurückzukehren und das Referat über die
Flottenvorlage doch noch übernehmen zu können. In-
zwiſchen haben möglicherweiſe auch die Finanzminiſter
der größeren Einzelſtaaten Veranlaſſung genommen,
ſich über ihre Stellung zur Deckungsfrage gemeinſam
auszuſprechen. — Frhr. v. Hertling reiste über München
nach Rom zurück, um die Verhandlungen über die Er-
richtung einer theologiſchen Fakultät in Straß-
burg
weiterzuführen. Punktationen über dieſe Frage
ſind vor einigen Tagen, nach der „Germania“, durch den
preußiſchen Geſandten Frhrn. v. Rotenhan dem päpſt-
lichen Staatsſekretär Rampolla übermittelt worden.

Tel. Zur dritten Berathung des
Etats wurde im Reichstag beim Titel Reichsgeſund-
heitsamt
von Abgeordneten des Centrums eine Reſolution
eingebracht des Inhalts, es ſeien die verbündeten Regierungen
zu erſuchen, angeſichts der überaus ſchweren wirthſchaftlichen
Schädigungen, welche durch die angeordneten Sperrmaß-
regeln
in den letzten Jahren herbeigeführt wurden, die be-
ſtehenden Vorſchriften über die Bekämpfung der Maul-
und Klauenſeuche
auf Grund der gemachten Erfahrungen
einer eingehenden Reviſion zu unterziehen und insbeſondere
darauf Bedacht zu nehmen, daß vor Anordnung der Sperre
eines Ortes, einer Feldmark oder eines ſonſtigen Sperr-
gebiets und eines Marktverbots die Nothwendigkeit aufs ſorg-
fältigſte geprüft und jede Verzögerung bei Aufhebung dieſer
Maßregeln vermieden werde.

Tel. Zur Frage der Berliner
Handelskammer wird der „Nordd. Allg. Ztg.“ geſchrieben:
Wie wir zuverläſſig erfahren, richtete der Handelsminiſter an
die Aelteſten der Kaufmannſchaft in Berlin ein
Schreiben, worin um die Entſendung einer Delegation zur
Erörterung der Frage der Umwandlung der Korporation in
eine Handelskammer erſucht wird. In dem Schreiben wird
u. a. darauf hingewieſen, daß aus Berliner Handels- und
Verkehrskreiſen zahlreiche Wünſche nach Errichtung einer
Handelskammer für das Berliner Wirthſchaftsgebiet zur
Kenntniß des Miniſters gelangten.

Tel. Der „Poſt“ wird von
wohlunterrichteter Seite die St. Petersburger Meldung eines
[Spaltenumbruch] hieſigen Blattes von der angeblich bevorſtehenden Abberufung
des dortigen deutſchen Botſchafters Fürſten Radolin als
jeder Begründung entbehrend bezeichnet.

Tel. Die „Nordd. Allg. Ztg.“
ſchreibt: Nach einem heute eingetroffenen weiteren Telegramm
des Gouvernements von Kamerun liegen keinerlei An-
haltspunkte
dafür vor, daß die Expedition des Haupt-
manns v. Beſſer gefährdet iſt. Zugleich werden als die
Gegner der Expedition die Mörder des Forſchers Conrau,
alſo die Beny-Leute bezeichnet. Danach iſt die Expedition
Beſſer von Station Johann Albrechts-Höhe aus nach Norden
gegangen. Seitens des Gouvernements iſt ein Bericht über
den Verlauf der Expedition in Ausſicht geſtellt.

Tel. Der Stadtverordnetenaus-
ſchuß zur Vorbereitung der Neuwahl eines Zweiten
Bürgermeiſters
beſchloß heute mit großer Mehrheit, von
den beiden vorgeſchlagenen Kandidaten Brinkmann, Königs-
berg, und Menbrink, Berlin, den Erſteren zur Wahl
vorzuſchlagen.

Tel. Prinz Heinrich traf
heute Abend hier ein. Er wurde von den Spitzen der Zivil-
und Militärbehörden empfangen und nahm an einem Feſt-
mahl des Senats im Rathskeller theil. Morgen beſichtigt
der Prinz die Kaiſerdocks und den Dampfer „Kaiſer Wilhelm
der Große“ in Bremerhaven. Nachmittags kehrt der Prinz
wieder hieher zurück.

Tel. In Gegenwart des
Großherzogs, der Prinzen Wilhelm von Heſſen, des
Prinzen und der Prinzeſſin Franz Joſeph von Battenberg
und eines zahlreichen geladenen Publikums fand heute Nach-
mittag die feierliche Grundſteinlegung zum Künſtlerhauſe
ſtatt, welches der Großherzog für die von ihm hieher be-
rufene Künſtlerkolonie auf der Mathildenhöhe crrichten läßt.
Ein reich ausgeſtattete Feſtſchrift iſt erſchienen.

Tel. Laut einer Zuſchrift des
Miniſterpräſidenten Dr. v. Koerber an die Präſidenten
beider Häuſer wurde der Reichsrath vom 25. März 1900
ab vertagt.


Tel. Der Paläontologe Univer-
ſitätsprofeſſor Oberbergrath Waagen iſt geſtorben.


Tel. Der Betrieb in den
Karwiner Revieren iſt nahezu normal, die Lage in Oſtrau
dagegen noch nicht ganz geklärt. Die Ausſtändigen betragen
im öſtlichen Reviere 2000, im weſtlichen 11,000. In Auſſig
ſind alle Werke in Betrieb.


Tel. Kara Theodori Paſcha
hatte heute Nachmittag eine längere Zuſammenkunft mit dem
Schwager des Sultans, Mahmud Paſcha. Die Umgebung
Mahmuds verſichert, Kara Theodori ſei ſchon vor Mahmud
hier eingetroffen und habe bereits die freiwillige Abreiſe
zweier einflußreichen Jungtürken durch die Zuſicherung
glänzender Staatsſtellen in der Türkei erreicht.


Tel. In Hamme haben
400 Weber die Arbeit wieder aufgenommen, nachdem ihre
Forderungen bewilligt ſind. Man glaubt, daß der Ausſtand
nächſten Montag beendet ſein wird.


Tel. Der Amneſtie-Aus-
ſchuß des Senats vertagte
ſich nach kurzer Diskuſſion
auf Mittwoch. Es gilt nunmehr als ſicher, daß der Senat
die Amneſtie erſt nach den Sommerferien behandeln wird. —
Bei der offiziellen Eröffnung der Ausſtellung am 15. April
werden viele Theile noch unfertig ſein. Das Marsfeld wird
vor Mitte Mai kaum vollendet werden, andere Theile freilich
ſind weiter vorgerückt.


Tel. Heute wurde die Anordnung
unterzeichnet, durch die Graf Chriſtiani in Freiheit geſetzt
wird. Heute Abend wird derſelbe das Gefängniß verlaſſen.


Tel. Der auch hier beglaubigte
Geſandte von Transvaal, Dr. Leyds, trifft am 31. März
hier ein, um an dem vom Miniſter des Aeußern, Delcaſſé,
dem diplomatiſchen Korps gegebenen Mahl theilzunehmen.


Tel. Deputirtenkammer.
In einer Erwiderung auf die Anfrage des Deputirten Pais,
der wiſſen möchte, ob der Miniſter des Aeußern, Visconti-
Venoſta, jetzt, wo England ſein militäriſches Preſtige in Süd-
afrika endlich wiederherſtellen konnte, nicht der Anſicht ſei,
daß Italien den Kriegführenden ſeine Vermittlung an-
bieten müſſe, erklärt Visconti-Venoſta, er wiederhole
ſeine vor der Kammer bereits abgegebenen Erklärungen und
füge hinzu, die letzten Erklärungen der engliſchen Regierung,
daß dieſelbe nicht in der Lage ſei, eine Vermittlung auzu-
nehmen, beſtätigten, daß ein diplomatiſches Vorgehen in dieſer
Hinſicht keinen praktiſchen Erfolg hätte. Nach dieſer
Erklärung des Miniſters wird die Berathung des Antrages
Cambray-Digny wieder aufgenommen. Der Antrag Pan-
tano’s
auf Zurückſtellung der Vorlage wird in namentlicher
Abſtimmung mit 283 gegen 71 Stimmen abgelehnt. Die
Präſident erklärt hierauf die Generaldiskuſſion für eröſſnet.
Im weiteren Verlauf der Sitzung begründet Pantano eine Tages-
ordnung, die ſich für die Einberufung der Konſtituante aus-
ſpricht. Der Präſident erklärt, dieſe Tagesordnung ſei ein neuer
Antrag, er könne Pantano daher nicht das Wort zur Be-
gründung laſſen. Dieſe Auslaſſung des Präſidenten ruft auf
der äußerſten Linken großen Lärm und im ganzen Hauſe
große Meinungsverſchiedenheiten hervor. Das Haus billigt
jedoch auf Verlangen des Präſidenten durch Erheben von den
Sitzen das Verfahren derſelben. Darauf erhebt ſich großer
Lärm, die äußerſte Linke ruft: Es lebe die Konſtituante! Das
ganze übrige Haus bricht in begeiſterte Rufe aus: Es lebe
der König, es lebe die Monarchie! Der Präſident ſuspendirt
die Sitzung. Nach ihrer Wiederaufnahme gibt der Präſident
dem Abg. Venturi das Wort. Die äußerſte Linke proteſtirt
heftig und verlangt, daß Pantano zur weiteren Begründung
ſeines Antrags das Wort geſtattet werde. Es entſteht ein
gewaltiger Tumult. Der Präſident hebt die Sitzung auf.


Tel. (Meldung des
Wiener k. k. Tel.-Korr.-Bureaus.) In der Antwort der Pforte
auf die Kollektivnote der Botſchafter gegen die beabſich-
tigte Zollerhöhung wird erklärt, daß die Pforte in Er-
manglung von Handelsverträgen mit Rückſicht auf ſeine
Finanzlage beſchloſſen habe, vom 13. März 1901 ab einen
Konventionstarif anzuwenden und vom 13. Mai d. J.
ab eine dreiprozentige Zollerhöhung einzuführen.



Verſchiedenes.

Tel. Durch den Zuſammen-
bruch eines Hochofens in Henrichshütte wurden zwei Ar-
beiter ſchwer verletzt und zwei getödtet. Drei Perſonen, da-
runter der Direktor, wurden leicht verletzt.


Tel. Der aus Kragerö
kommende norwegiſche Dreimeiſter „Triton“ erlitt vor Dün-
kirchen Schiffbruch. Zehn Perſonen ſind ertrunken.

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&#x017F;timmig</hi> die HH. Nechtsrath <hi rendition="#g">Wolfram,</hi> München, als<lb/>
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Die Gewählten wurden gerufen und erklärten auf die Frage<lb/>
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&#x017F;trebt &#x017F;ein werden, ihre vollen Kräfte in den Dien&#x017F;t der<lb/>
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&#x201E;Seine Maje&#x017F;tät der Kai&#x017F;er und König haben mit Befriedigung<lb/>
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Deut&#x017F;chen Flottenvereins entgegengenommen und la&#x017F;&#x017F;en allen<lb/>
Betheiligten für die treue Mitarbeit an der bedeut&#x017F;amen<lb/>
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Landwirth&#x017F;chaft im Intere&#x017F;&#x017F;e der Erhaltung des Vieh&#x017F;tandes und<lb/>
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&#x201E;<hi rendition="#g">die Errichtung einer Auskunfts&#x017F;telle für land-<lb/>
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[7/0007] Nr. 82. München, Sonntag Allgemeine Zeitung 25. März 1900. * Reſidenztheater. Dienſtag, den 27. März, gehen im kgl. Reſidenztheater drei neue Einakter zum erſtenmal in Scene: „Die Tochter“, Luſtſpiel von Ferd. Groß, „Der Diener zweier Herren“, Poſſenſpiel (nach dem Italie- niſchen von Goldoni) von Emil Pohl, und „Se. Geſtrengen“, Luſtſpiel von Alois Wohlmuth. * Kunſtverein München. Neuausgeſtellt vom 24. März: Karl Naupp: „Reicher Fiſchfang“ (Motiv vom Chiemſee); A. Montemezzo †: 124 Bilder und Studien aus deſſen Nach- laß (verkäuflich); Jenny Engelmann: „Weintrauben“; Stein- metz-Noris: „Glücklich“; Anna Peters: „Feldblumen“; Victoria Zimmermann: 11 Aquarelle; Richard Strebel: „Ein ver- lorenes Rennen“; Fanny Aſſenbaum: „Sommer“; Ludw. Gebhardt: „Am Königsſee“; Kunz Meyer: Portrait der Frau Profeſſor S., 12 Studien aus Schloß Oberbrunn und Umgegend; Ernſt Bartha: 3 Landſchaften, 1 Aquarell; Edm. Langfelder: 8 Oelbilder, 1 Aquarell; M. Ebersberger: „Ein altes Lied“; Karl Böſſenroth: 10 Landſchaften, Motive: Winter und Vor- frühling; Jul. Widmann: „Bruck bei München“; Roman Kochanowski: 2 Landſchaften; Jul. Richter: 2 Jagdſtücke; Karl Buchka. 6 Landſchaften; Emmi Lenbach: 7 Landſchaften; Adalb. Wex. 4 Landſchaften, 10 Studien und Zeichnungen; Karl Boß: 5 Landſchaften; Max Schwab: Landſchaft; W. Roegge: Genre; Emil Anders: „Briefſchreiberin“; Hans Saffer Rour: „Im Park“; Ernſt Dargen: 16 Aquarelle; Jul. Scheu- rer: Geflügelbild; Jakob Gehrig. 2 Landſchaften; Joſ. Kri- wer: „Uhrmacherwerkſtatt“; Max Correggio: „Frühmorgen“; Dorothea Dieckhoff: „Einer aus der Schaar der erſten Mär- tyrer“; Horſt Hacker: Landſchaft; Franz Kozics: Miniature auf Elfenbein; L. Max Ehrler; 2 Genres; Otto Fedder: „Nach dem Gewitter“; E. Schaltegger: Studienkopf; G. Redlhammer: „Unter der Blutbuche“; Aug. Frind: „Mädchenkopf“; Hermann Meißner: 2 Landſchaften; F. Feldhütter †: „Altauſſee“; Ernſt Stache: 1. „Sorrent“, 2. „Capri“; R. Epp: „Kritiſcher Moment“, Studienkopf; M. Bärenfänger: 4 Portraits; F. W. Keller: Landſchaft; A. Egersdörfer: Landſchaft; Karl Küſtner: Landſchaft; Franz Bleile: Stillleben; Anderſen- Lundby: 3 Landſchaften; M. Rheinländer: Flußlandſchaft; G. Wuſtmann: Portraits; Pauline Lehmaier: 4 Portraits und Studienköpfe. — Verkäufe: Fritz Kuithan: „Dackl“; Naumann: 1. „Kirchgang“, 2. „Poſtſtation“; Max Correggio: Landſchaft; A. Hofmann; 2 Geflügelbilder; A. de Bylande: Gebirgsmotiv. * Das Programm für den 11. Kammermuſikabend der HH. Joſ. Closner, Alois Schellhorn, Aug. Haindl und Chr. Döbereiner unter Mitwirkung der Pianiſtin Frln. Paula Fiſcher und des Hrn. Joſ. Horbelt (Kontrabaß), welcher Dienſtag, den 27. März, abends 7½ Uhr, im großen Muſeumsſaale ſtattſindet, lautet: Beethoven, Variationen in G-dur über das Lied „Ich bin der Schneider Kakadu“; Mozart, Streichquartett in C-dur (Köchel Verz. Nr. 465); Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern, Melancholie für Klavier, Violine und Cello, ſowie das Forellenquintett op. 114 in A-dur von Franz Schubert. Kartenverkauf bei Joſ. Aibls Sortiment (Unico Heuſel), Promenadeſtraße 12. * Sängerkommers.Die Männergeſangvereine Bürger- ſängerzunft, Lehrergeſangverein, Liederhort, Münchener Liederkranz, Münchener Liedertafel, Männergeſangverein und Neu-Bavaria werden, gleich den Vorjahren, am 31. März c. einen Sängerkommers im Löwenbräukeller unter dem Vorſitz des Münchener Lieder- kranzes abhalten. * Münchener Volksbildungsverein.Im Anſchluß an die Vorträge im chemiſchen Hörſaal wird Dienſtag, den 27. März, abends 7 Uhr, Hr. Univerſitätsprofeſſor Dr. Hans Schmaus über: „Anatomiſche Krankheitsbilder und Methoden ihrer Unterſuchung“ unter Vorführung von Projektionsbildern vor- tragen. Dieſer letzte Vortrag wird im zoologiſchen Hörſaal im Akademiegebäude an der Neuhauſerſtraße (zweiter Hof) abge- halten. Die Vortragskarten für den chemiſchen Hörſaal haben für dieſen Vortrag Gültigkeit. Eintrittskarten à 1 M. in den Buch- handlungen A. Ackermann Nachf., Maximilianſtr. 2, Th. Acker- mann, Promenadeplatz 10, Th. Riedel (A. Dupon), Pranner- ſtraße 13, und am Vortragsabend an der Kaſſe. ch. Augsburg, 24. März. Tel. Heute Nachmittag fand die offizielle Bürgermeiſterwahl ſtatt. Als Wahl- kommiſſär fungirte Hr. Regierungsrath Schmid; erſchienen waren 40 Gemeindebevollmächtigte. Gewählt wurden ein- ſtimmig die HH. Nechtsrath Wolfram, München, als Erſter und Gentner, Augsburg, als Zweiter Bürgermeiſter. Die Gewählten wurden gerufen und erklärten auf die Frage des Hrn. Regierungskommiſſärs, daß ſie die Wahl mit Dank annehmen. Sie gaben die Verſicherung ab, daß ſie ſtets be- ſtrebt ſein werden, ihre vollen Kräfte in den Dienſt der Stadt zu ſtellen, wobei ſie auf das Vertrauen und die Mit- hülfe beider Kollegien und der geſammten Bürgerſchaft rechnen Der Vorſitzende des Gemeindekolleginms begrüßte und beglückwünſchte hierauf die beiden neuen Bürgermeiſter und dankte Hrn. Regierungsrath Schmid für die Wahlleitung. * Kempten, 24. März. Anläßlich der Gründung einer Ortsgruppe des Deutſchen Flottenvereins in Kempten ging an deren Vorſitzenden, Landgerichtsdirektor v Wachter, in Kempten folgendes Antwortstelegramm ein: „Se. kgl. Hoh. der Prinz-Regent haben die Mittheilung von der Gründung einer Ortsgruppe Kempten des Dentſchen Flottenvereins ent- gegenzunehmen geruht und laſſen für den Ausdruck treu- ergebener Geſinnungen Allerhöchſtihren huldvollſten Dank entbieten. Im Allerhöchſten Auftrag Graf v. Lerchenfeld, Generalleutnant, Generaladjutant.“ — Im Auftrage des Dentſchen Kaiſers ging ſolgendes Antworttelegramm ein: „Seine Majeſtät der Kaiſer und König haben mit Befriedigung den Huldigungsgruß der dort gebildeten Ortsgruppe des Deutſchen Flottenvereins entgegengenommen und laſſen allen Betheiligten für die treue Mitarbeit an der bedeutſamen nationalen Aufgabe danken. Auf Allerhöchſten Befehl: v. Lucanns, Geheimer Kabinetsrath.“ Landwirthſchaft. ✡ Bayeriſcher Landwirthſchaftsrath. Der Sitzung vom 17. März wohnte der Ehrenpräſident des Landwirthſchaftlichen Vereins in Bayern, Prinz Ludwig, und das Ehrenmitglied des Landwirthſchaftsraths, Graf v. Lerchenfeld-Köfering, an. Als Vertreter des Miniſteriums des Innern war der Referent für Landwirthſchaft, Regierungsrath Brettreich, anweſend. Vor Eintritt in die Tagesordnung gelangte der Vorſchlag des erſten Präſidenten, Frhrn. v. Soden-Fraunhofen, zur ein- ſtimmigen Annahme, dem Veſchluß des Deutſchen Landwirth- ſchaftsraths über den Entwurf eines Geſetzes betreffend die Schlachtvieh- und Fleiſchbeſchau beizutreten, wonach dieſe Körperſchaft folgende Erklärung abgab: „Der Inhalt des augen- blicklich dem Reichstag zur Veſchlußfaſſung vorliegenden Geſetz- entwurfs betreffend die Schlachtvieh- und Fleiſchbeſchau in der zweiten Leſung der von der Reichstagskommiſſion beſchloſſenen Faſſung entſpricht im ganzen den Beſchlüſſen des Deutſchen Landwirth- ſchaftsraths vom 20. Januar 1899 und dem, was das geſammte deutſche Volk als Schutz gegen die Mißſtände in der Verſorgung desſelben mit dem nothwendigen Fleiſch und was die deutſche Landwirthſchaft im Intereſſe der Erhaltung des Viehſtandes und einer rentablen Viehzucht zur Bekämpfung des heutigen unlauteren Wettbewerbs des Auslands mit minderwerthiger und ungeſunder Waare zu fordern berechtigt iſt, wenn ſie die neue große Be- laſtung auf ſich nehmen ſoll, die das Geſetz überbringt. Die Annahme des Geſetzentwurfs liegt auch im Intereſſe des Fleiſcher- gewerbes, deſſen Exiſtenz durch die gegenwärtigen Verhältniſſe gleichfalls ſchwer geſchädigt iſt. Der Deutſche Landwirthſchafts- rath richtet an den Herrn Reichskanzler, ſowie an den hohen Bundesrath die dringende Bitte, dem Geſetz in der vorliegenden Form zuzuſtimmen.“ Mit dieſem Beſchluß und der in ſeinem Schlußabſatz ſeitens des Bayeriſchen Landwirthſchaftsraths an die kgl. Staatsregierung zu richtenden Bitte ſoll das Anſuchen verbunden werden, dem Entwurf des Geſetzes betreffend die Schlachtvieh- und Fleiſchbeſchan in der gegenwärtigen Faſſung der Reichstagsbeſchlüſſe zuzuſtimmen in weiterer Bethätigung der Fürſorge, die die Staatsregierung in dieſer die Intereſſen der Land- wirthſchaft ſo ſehr berührenden Frage dieſer ſeither ſchon entgegen- gebracht hat. Zu Ziff. 1 der Tagesordnung erſtattet Frhr. v. Gagern ein ausführliches Referat über die Aufhebung der Pflaſter- zölle und den Erlaß eines Weggeſetzes. Während über die Aufhebung der Pflaſterzölle Diskuſſion gepflogen wurde, wurde über den Erlaß eines Weggeſetzes beſchloſſen, das ganze Referat mit den Verhandlungen über die Aufhebung der Pflaſter- zölle in Druck zu geben und ſämmtlichen Mitgliedern des Land- wirthſchaftsrathes zuzuſtellen, worauf in der nächſten Sitzung die Diskuſſion über den Erlaß eines Straßen- und Weggeſetzes fort- geſetzt werden ſoll. — Zum nächſten Punkt der Tagesordnung berichtet der erſte Präſident Frhr. v. Soden-Fraunhofen über eine Entſchließung des Miniſteriums des Innern, wonach der Land- wirthſchaftsrath zur gutachtlichen Aeußerung über den feitens der Abgg. Lutz und Genoſſen im Landtag eingebrachten Antrag aufgefordert wird: „Es ſei die kgl. Staatsregierung zu erſuchen, im Bundesrath dahin zu wirken, daß bei zukünftigen Handels- verträgen oder Zolltarifen der Zoll auf Gerſte und Hafer dem Zoll auf Weizen und Roggen gleichgeſtellt werde.“ Referent ſtellt nach ausführlicher Vegründung folgende Anträge: „1. Der Bayeriſche Landwirthſchaftsrath ſpricht ſich dahin aus, daß im neuen Zolltarif die Zollſätze für Gerſte und Hafer denen für Weizen und Roggen gleichgeſtellt werden. 2. Der Bayeriſche Landwirthſchaftsrath ſtellt an die kgl. Staatsregierung die Bitte, die Frage neuerlich zu prüfen, ob nicht in Rückſicht au die Lage der für die Gerſte bauende Landwirthſchaft beſonders wichtigen kleineren und mittleren Brauereien für dieſe der Malzaufſchlag von 5 M. auf etwa M. 4.50 herabgeſetzt werden ſoll.“ Dieſe An- träge werden einſtinunig angenommen. — Frhr. v. Pfetten- Arnbach berichtet hierauf über die von der 2. Geſchäfts- abtheilung zu dem Antrag des Kreisausſchuſſes der Oberpfalz, „die Errichtung einer Auskunftsſtelle für land- wirthſchaftliche Rechtsfragen in Erwägung zu ziehen“, gefaßten Veſchlüſſe. Dieſe Veſchlüſſe werden nach eingehender Debatte wie folgt angenommen: „1. Der Bayeriſche Landwirth- ſchaftsrath hält es für wünſchenswerth, daß von den Kreisaus- ſchüſſen für jeden Kreis eine oder mehrere Auskunftsſtellen zur Rechtsberathung der Landwirthe errichtet werden und behält ſich vor, auch ſeinerſeits eine ſolche mit dem Sitz in München zu errichten. Dieſe letztere ſoll den Landwirthen des ganzen Königreichs zur Verfügung ſtehen und ſich insbeſondere befaſſen: a) mit den Fragen von allgemeinem Intereſſe; b) mit Angelegenheiten, in denen wegen derer befonderen Geſtaltung zweckmäßiger durch eine zentrale Auskunftsſtelle Rath ertheilt wird, z. B. wegen des erforderlichen unmittelbaren Ver- kehrs mit in München befindlichen Behörden oder Stellen. 2. Die Auskunftsſtellen ſollen allen bayeriſchen Landwirthen in allen Rechtsangelegenheiten zur Berathung offen ſtehen, aber über die Auf- gabe der Auskunftsertheilung vorerſt nicht hinausgehen. Die An- fragen ſollen vertraulich behandelt werden und die Auskünfte nach beſtem Wiſſen, aber ohne Gewähr und Verbindlichkeit ge- geben werden. Wird die Auskunft in einer Sache erbeten, die bereits — ſei es vor Gericht oder im Verwaltungsverfahren — anhängig iſt, ſo wird die Auskunftsſtelle die nach Lage des ein- zelnen Falls veranlaßte Zurückhaltung bewahren. 3. Mündliche und kleinere ſchriftliche Auskunftsertheilungen ſollen in der Regel unentgeltlich erfolgen: für umfangreichere Arbeiten, insbeſondere ſolche, die Aktenſtudium erfordern, ſollen Gebühren erhoben werden, die für Vereinsmitglieder billiger zu bemeſſen ſind als für Nichtmitglieder. Für baare Auslagen iſt ſelbſtverſtändlich Erſatz zu leiſten.“ — Eine Entſchließung des Miniſteriums des Innern betreffend die Züchtung von Saatgut wird auf Vor- ſchlag des Referenten, Hrn. Prof. Dr. Wollny, an die betreffende Geſchäftsabtheilung zur Berathung verwieſen. Gleichzeitig ſoll die Entſchließung den Kreisausſchüſſen mitgetheilt und dieſe zur gut- achtlichen Aeußerung aufgefordert werden. — Die Ziffern 5 und 6 der Tagesordnung, „Jahresbericht der Zuchtverbände für gelbes Frankenvieh ꝛc.“, mußten wegen Verhinderung der Referenten für die nächſte Sitzung zurückgeſtellt werden. Letzte Nachrichten.  Berlin, 24. März. Tel. Wann der Entwurf über die Reform des Urheberrechts an den Bundesrath ge- langt, iſt noch nicht abzuſehen; gegenwärtig liegt er im preußiſchen Miniſterium vor in dem Bedenken gegen Einzelheiten beſtehen. — Abg. Lieber hofft, Anfang Mai geſund hieher zurückzukehren und das Referat über die Flottenvorlage doch noch übernehmen zu können. In- zwiſchen haben möglicherweiſe auch die Finanzminiſter der größeren Einzelſtaaten Veranlaſſung genommen, ſich über ihre Stellung zur Deckungsfrage gemeinſam auszuſprechen. — Frhr. v. Hertling reiste über München nach Rom zurück, um die Verhandlungen über die Er- richtung einer theologiſchen Fakultät in Straß- burg weiterzuführen. Punktationen über dieſe Frage ſind vor einigen Tagen, nach der „Germania“, durch den preußiſchen Geſandten Frhrn. v. Rotenhan dem päpſt- lichen Staatsſekretär Rampolla übermittelt worden. * Berlin, 24. März. Tel. Zur dritten Berathung des Etats wurde im Reichstag beim Titel Reichsgeſund- heitsamt von Abgeordneten des Centrums eine Reſolution eingebracht des Inhalts, es ſeien die verbündeten Regierungen zu erſuchen, angeſichts der überaus ſchweren wirthſchaftlichen Schädigungen, welche durch die angeordneten Sperrmaß- regeln in den letzten Jahren herbeigeführt wurden, die be- ſtehenden Vorſchriften über die Bekämpfung der Maul- und Klauenſeuche auf Grund der gemachten Erfahrungen einer eingehenden Reviſion zu unterziehen und insbeſondere darauf Bedacht zu nehmen, daß vor Anordnung der Sperre eines Ortes, einer Feldmark oder eines ſonſtigen Sperr- gebiets und eines Marktverbots die Nothwendigkeit aufs ſorg- fältigſte geprüft und jede Verzögerung bei Aufhebung dieſer Maßregeln vermieden werde. * Berlin, 24. März. Tel. Zur Frage der Berliner Handelskammer wird der „Nordd. Allg. Ztg.“ geſchrieben: Wie wir zuverläſſig erfahren, richtete der Handelsminiſter an die Aelteſten der Kaufmannſchaft in Berlin ein Schreiben, worin um die Entſendung einer Delegation zur Erörterung der Frage der Umwandlung der Korporation in eine Handelskammer erſucht wird. In dem Schreiben wird u. a. darauf hingewieſen, daß aus Berliner Handels- und Verkehrskreiſen zahlreiche Wünſche nach Errichtung einer Handelskammer für das Berliner Wirthſchaftsgebiet zur Kenntniß des Miniſters gelangten. d. Berlin, 24. März. Tel. Der „Poſt“ wird von wohlunterrichteter Seite die St. Petersburger Meldung eines hieſigen Blattes von der angeblich bevorſtehenden Abberufung des dortigen deutſchen Botſchafters Fürſten Radolin als jeder Begründung entbehrend bezeichnet. * Berlin, 24. März. Tel. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ ſchreibt: Nach einem heute eingetroffenen weiteren Telegramm des Gouvernements von Kamerun liegen keinerlei An- haltspunkte dafür vor, daß die Expedition des Haupt- manns v. Beſſer gefährdet iſt. Zugleich werden als die Gegner der Expedition die Mörder des Forſchers Conrau, alſo die Beny-Leute bezeichnet. Danach iſt die Expedition Beſſer von Station Johann Albrechts-Höhe aus nach Norden gegangen. Seitens des Gouvernements iſt ein Bericht über den Verlauf der Expedition in Ausſicht geſtellt. * Berlin, 24. März. Tel. Der Stadtverordnetenaus- ſchuß zur Vorbereitung der Neuwahl eines Zweiten Bürgermeiſters beſchloß heute mit großer Mehrheit, von den beiden vorgeſchlagenen Kandidaten Brinkmann, Königs- berg, und Menbrink, Berlin, den Erſteren zur Wahl vorzuſchlagen. * Bremen, 24. März. Tel. Prinz Heinrich traf heute Abend hier ein. Er wurde von den Spitzen der Zivil- und Militärbehörden empfangen und nahm an einem Feſt- mahl des Senats im Rathskeller theil. Morgen beſichtigt der Prinz die Kaiſerdocks und den Dampfer „Kaiſer Wilhelm der Große“ in Bremerhaven. Nachmittags kehrt der Prinz wieder hieher zurück. * Darmſtadt, 24. März. Tel. In Gegenwart des Großherzogs, der Prinzen Wilhelm von Heſſen, des Prinzen und der Prinzeſſin Franz Joſeph von Battenberg und eines zahlreichen geladenen Publikums fand heute Nach- mittag die feierliche Grundſteinlegung zum Künſtlerhauſe ſtatt, welches der Großherzog für die von ihm hieher be- rufene Künſtlerkolonie auf der Mathildenhöhe crrichten läßt. Ein reich ausgeſtattete Feſtſchrift iſt erſchienen. * Wien, 24. März. Tel. Laut einer Zuſchrift des Miniſterpräſidenten Dr. v. Koerber an die Präſidenten beider Häuſer wurde der Reichsrath vom 25. März 1900 ab vertagt. * Wien, 24. März. Tel. Der Paläontologe Univer- ſitätsprofeſſor Oberbergrath Waagen iſt geſtorben. * Troppau, 24. März. Tel. Der Betrieb in den Karwiner Revieren iſt nahezu normal, die Lage in Oſtrau dagegen noch nicht ganz geklärt. Die Ausſtändigen betragen im öſtlichen Reviere 2000, im weſtlichen 11,000. In Auſſig ſind alle Werke in Betrieb. * Genf, 24. März. Tel. Kara Theodori Paſcha hatte heute Nachmittag eine längere Zuſammenkunft mit dem Schwager des Sultans, Mahmud Paſcha. Die Umgebung Mahmuds verſichert, Kara Theodori ſei ſchon vor Mahmud hier eingetroffen und habe bereits die freiwillige Abreiſe zweier einflußreichen Jungtürken durch die Zuſicherung glänzender Staatsſtellen in der Türkei erreicht. d. Antwerpen, 24. März. Tel. In Hamme haben 400 Weber die Arbeit wieder aufgenommen, nachdem ihre Forderungen bewilligt ſind. Man glaubt, daß der Ausſtand nächſten Montag beendet ſein wird. V. Paris, 24. März. Tel. Der Amneſtie-Aus- ſchuß des Senats vertagte ſich nach kurzer Diskuſſion auf Mittwoch. Es gilt nunmehr als ſicher, daß der Senat die Amneſtie erſt nach den Sommerferien behandeln wird. — Bei der offiziellen Eröffnung der Ausſtellung am 15. April werden viele Theile noch unfertig ſein. Das Marsfeld wird vor Mitte Mai kaum vollendet werden, andere Theile freilich ſind weiter vorgerückt. * Paris, 24. März. Tel. Heute wurde die Anordnung unterzeichnet, durch die Graf Chriſtiani in Freiheit geſetzt wird. Heute Abend wird derſelbe das Gefängniß verlaſſen. * Paris, 24. März. Tel. Der auch hier beglaubigte Geſandte von Transvaal, Dr. Leyds, trifft am 31. März hier ein, um an dem vom Miniſter des Aeußern, Delcaſſé, dem diplomatiſchen Korps gegebenen Mahl theilzunehmen. * Rom, 24. März. Tel. Deputirtenkammer. In einer Erwiderung auf die Anfrage des Deputirten Pais, der wiſſen möchte, ob der Miniſter des Aeußern, Visconti- Venoſta, jetzt, wo England ſein militäriſches Preſtige in Süd- afrika endlich wiederherſtellen konnte, nicht der Anſicht ſei, daß Italien den Kriegführenden ſeine Vermittlung an- bieten müſſe, erklärt Visconti-Venoſta, er wiederhole ſeine vor der Kammer bereits abgegebenen Erklärungen und füge hinzu, die letzten Erklärungen der engliſchen Regierung, daß dieſelbe nicht in der Lage ſei, eine Vermittlung auzu- nehmen, beſtätigten, daß ein diplomatiſches Vorgehen in dieſer Hinſicht keinen praktiſchen Erfolg hätte. Nach dieſer Erklärung des Miniſters wird die Berathung des Antrages Cambray-Digny wieder aufgenommen. Der Antrag Pan- tano’s auf Zurückſtellung der Vorlage wird in namentlicher Abſtimmung mit 283 gegen 71 Stimmen abgelehnt. Die Präſident erklärt hierauf die Generaldiskuſſion für eröſſnet. Im weiteren Verlauf der Sitzung begründet Pantano eine Tages- ordnung, die ſich für die Einberufung der Konſtituante aus- ſpricht. Der Präſident erklärt, dieſe Tagesordnung ſei ein neuer Antrag, er könne Pantano daher nicht das Wort zur Be- gründung laſſen. Dieſe Auslaſſung des Präſidenten ruft auf der äußerſten Linken großen Lärm und im ganzen Hauſe große Meinungsverſchiedenheiten hervor. Das Haus billigt jedoch auf Verlangen des Präſidenten durch Erheben von den Sitzen das Verfahren derſelben. Darauf erhebt ſich großer Lärm, die äußerſte Linke ruft: Es lebe die Konſtituante! Das ganze übrige Haus bricht in begeiſterte Rufe aus: Es lebe der König, es lebe die Monarchie! Der Präſident ſuspendirt die Sitzung. Nach ihrer Wiederaufnahme gibt der Präſident dem Abg. Venturi das Wort. Die äußerſte Linke proteſtirt heftig und verlangt, daß Pantano zur weiteren Begründung ſeines Antrags das Wort geſtattet werde. Es entſteht ein gewaltiger Tumult. Der Präſident hebt die Sitzung auf. * Konſtantinopel, 24. März. Tel. (Meldung des Wiener k. k. Tel.-Korr.-Bureaus.) In der Antwort der Pforte auf die Kollektivnote der Botſchafter gegen die beabſich- tigte Zollerhöhung wird erklärt, daß die Pforte in Er- manglung von Handelsverträgen mit Rückſicht auf ſeine Finanzlage beſchloſſen habe, vom 13. März 1901 ab einen Konventionstarif anzuwenden und vom 13. Mai d. J. ab eine dreiprozentige Zollerhöhung einzuführen. Verſchiedenes. * Bochum, 24. März. Tel. Durch den Zuſammen- bruch eines Hochofens in Henrichshütte wurden zwei Ar- beiter ſchwer verletzt und zwei getödtet. Drei Perſonen, da- runter der Direktor, wurden leicht verletzt. * Dünkirchen, 24. März. Tel. Der aus Kragerö kommende norwegiſche Dreimeiſter „Triton“ erlitt vor Dün- kirchen Schiffbruch. Zehn Perſonen ſind ertrunken.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 82, 25. März 1900, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine82_1900/7>, abgerufen am 21.11.2024.