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Allgemeine Zeitung, Nr. 84, 27. März 1900.

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München, Dienstag Allgemeine Zeitung 27. März 1900. Nr. 84.
[Spaltenumbruch]
Griechenland.
Zum griechisch-türkischen Kriege.

* Wie man aus Athen schreibt, ist ein Nachtrag zum
Berichte des Kronprinzen über den griechisch-türki-
schen Krieg
im Jahre 1897 veröffentlicht worden, der die
Funktionen der Intendantur behandelt und eine solche
Reihe von Lücken und Fehlern aufdeckt, daß man sich fragen
müsse, ob überhaupt eine Intendantur bestanden habe. Der
Kronprinz legt im einzelnen die Verbesserungen dar, die ein-
geführt werden müssen, damit nicht etwa wieder unter Um-
ständen ganze Regimenter vor einer Schlacht dem Hunger
preisgegeben seien. Die öffentliche Meinung und die von den
Parlamentsverhandlungen allzusehr in Anspruch genommene
Presse habe der kronprinzlichen Arbeit bedauerlicherweise bis-
her nicht die verdiente Aufmerksamkeit zugewendet, wiewohl
in allen Kreisen die Dringlichkeit, derlei Uebelstände zu be-
seitigen, erkannt wird.

Mittelasien.
Der Emir von Afghanistan.

K. C. Abdurrahman Khan verfolgt mit reger Auf-
merksamkeit die Wandlungen und Phasen der europäischen
Politik. Er hat, wie englische Blätter melden, eine Anzahl
Uebersetzer an seinem Hofe, die ihm täglich den Inhalt
mehrerer Zeitungen übersetzen müssen. Der Krieg in Süd-
afrika interessirt ihn aufs lebhafteste. Gelegentlich des
Jameson-Einfalls soll er zu einem Vertreter der eng-
lischen Regierung gesagt haben: "Ihr Engländer drängtet euch
in Transvaal ein, bearbeitetet die Minen und eröffnetet die
Hülfsquellen des Landes, bis ihr schließlich euch als Eigen-
thümer des Landes fühltet. Dann machtet ihr den Versuch,
das Land in Besitz zu nehmen. Genau dasselbe würde ge-
schehen, wenn ich euch nach Afghanistan hereinließe, um
unsre Minen zu bearbeiten und unsern Handel zu führen.
Ihr würdet uns bald erzählen, daß ihr unsre Angelegen-
heiten besser führen könntet, als wir selbst. Eines Tages
würde dann ein Engländer getödtet werden oder etwas ähn-
liches sich ereignen, und ihr würdet die Gelegenheit benutzen,
um einzuschreiten und mein Land in Besitz zu nehmen
-- im Namen der Zivilisation."
Der Emir kennt also die
Engländer.



Bayerischer Landtag.
109. Plenarsitzung der Kammer der Abgeordneten.
(Nachdruck verboten.)

Am Ministertisch Dr. Frhr.
v. Riedel. Es wird in der Spezialdiskussion über den
Forstetat fortgefahren. Die Berathung steht bei den Aus-
gaben auf die Verwaltung und den Betrieb der Forsten,
Jagden und Triften, und zwar bei C, "Aeußere Forst-, Jagd-
und Triftbehörden". Hier ist einschlägig das Nachtrags-
postulat
der Staatsregierung um Bewilligung der Mittel
zur Errichtung von acht neuen Forstämtern in Nieder-
und Oberbayern mit 107,006 M. jährlichen Aufwandes und
2000 Mark einmaliger Ausgabe.

Abg. Keßler (Centr.) als Referent empfiehlt bezüglich
dieses Nachtragspostulats: "Es seien die postulirten Mittel
zur Errichtung von sechs neuen Forstämtern zu bewilligen,
dagegen die Postulate für zwei weitere Forstämter in Eggen-
felden und Vilsbiburg abzulehnen", und ferner den dem-
entsprechenden weiteren Antrag des Ausschusses: "Es sei an
den Gehalten der pragmatischen Beamten als Pauschalabstrich
30,000 M., an den Gehalten der nicht pragmatischen Beamten
und Bediensteten als Pauschalabstrich der Betrag von 20,000
Mark abzusetzen".

Abg. Dr. Hauber (Centr.) beantragt, daß alle acht
Forstämter genehmigt werden. Gerade die Forstämter Eggen-
felden und Vilsbiburg seien nothwendig. Die räumliche Aus-
dehnung der jetzigen Forstämter ist zu groß und der Wald
leidet dort infolge mangelhafter Beaufsichtigung nothwendiger-
weise sehr.

Abg. Steininger (Centr.) meint, daß an Stelle der
acht von der Negierung vorgeschlagenen Forstämter 50 Stellen
für niederes Personal hätten geschaffen werden sollen. Das
wäre praktischer und billiger gewesen und hätte dem Haupt-
zweck: Förderung der Aufforstung so vieler Oedungen, ent-
schieden besser genützt. Die Forstmeister sollen womöglich in
der Mitte der neuen Bezirke ihren Wohnnsitz nehmen. Wir
hoffen, daß die Handhabung der Forstpolizei besser wird.

Abg. Hinterwinkler (Centr.): Sechs neue Forstämter
sind viel. Kann nicht eine einfachere Hülfe gefunden werden?
Thatsächlich ist in den Kreisen Ober- und Niederbayern viel
gegen den Waldbestand gesündigt worden, und es ist an der
Zeit, daß ein Mehreres geschieht. Sechs neue Forstämter
dürften aber schon genügen.

Abg. v. Leistner (lib.): Das Postulat hätte schon
lange kommen sollen; denn es ist unbedingt nöthig.

Abg. Schub (Fr. Vgg.) schließt sich dem Vorredner an.

Abg. Dr. Gäch (Fr. Vgg.): Den Bauern, die selbst
wissen, daß sie aufforsten müssen, thun nicht Beamte, sondern
kundige Vorarbeiter noth. Es sollen also die niederen Forst-
stellen dort vermehrt werden. Die äußere Forstverwaltung
ist an und für sich viel theuerer geworden. Aber dieser
Landtag ist schon einmal gar so bewilligungslustig. Das
Centrum hat auch hier wieder sich nach den Wahlen anders
gezeigt, als es vor den Wahlen gesprochen.

Abg. Gerstenberger (Centr.): Die Privatwaldbesitzer
werden mit der höheren Rente ein höheres Interesse am
Wald bekommen. Wenn das aber so ist, werden dann die
Forstämter künftig noch nothwendig sein? Die Nenorgani-
sation, die den Forstmeister im Bureau festhält, hat den
Wäldern geschadet. Hier soll eingegriffen werden. Mittel
für den Wald geben wir gern, für Pflanzenabgabe, Stener-
befreiung bei jungen Wäldern u. dergl., aber nicht für Forst-
ämter.

Minister Frhr. v. Riedel: Ich muß einige Behaup-
tungen richtigstellen und dann aber auch die Verwunderung
darüber aussprechen, daß Dr. Gäch als Bauerufreund gegen
die Vorlage ist. Ich habe gesagt, es handelt sich nicht um
südbayerische Verhältnisse allein, sondern darum, daß allüberall
ein besserer Waldschutz eingeführt werde zum Besten der
Privatwaldwirthschaft. Ich war immer bemüht, die Zahl der
Behörden zu vermindern. Aber Sparsamkeit an unrechter
Stelle ist schädlich. Die Forstorganisation hat, entgegen den
Behauptungen Dr. Gächs, eine große Zahl höherer Beamten
eingespart. Ich habe auch hier mich besonnen, ob wir nicht
sparsamer sein könnten. Von Kirchthurmsinteressen kann bei uns
keine Rede sein, ich kenne diese auch nicht, aber wir dachten,
wenn wir etwas machten, müßten wir etwas richtiges machen.
Mit der unentgeltlichen Abgabe von Pflanzen, die für das
[Spaltenumbruch] Geld für die Forstmeister geschafft werden sollen, ist es nichts.
Denn wer zieht denn diese Pflanzen und wer entscheidet über
ihre richtige Verwendung? Und wer soll die Pflanzen un-
entgeltlich bekommen? Vielleicht gar Jedermann? Wir
brauchen also dazu Beamte. Und bei der Vorlage müssen
Beamte aufgestellt werden, die die ausgedehnten Privatwälder
begehen, um die größte Verschandung, die Nichtaufforstung,
im Interesse des Landes und nicht nur einzelner Theile des-
selben hintanzuhalten. Ich bitte Hrn. Dr. Gäch, sich eines
Besseren belehren zu lassen und sich zu bekehren.

Nach dem Schlußwort des Referenten wird über die
einzelnen neu postulirten Forstämter abgestimmt und die
Forstämter Deggendorf, Griesbach, Mainburg und Moosburg
einstimmig und die von Murnan und Viechtach mit geringer
Mehrheit angenommen. Bei dem Forstamt Eggenfelden ist
die Entscheidung unbestimmt und daher eine namentliche
Abstimmung nöthig. Hiebei wird Eggenfelden mit 59 gegen
55 Stimmen abgelehnt, ebenso auch Vilsbiburg.

Schluß der Sitzung 11/4 Uhr. Nächste Sitzung morgen,
vorm. 91/2 Uhr. Tagesordnung wie heute.

(Die Berichte über die Finanzausschüsse der Reichsraths-
und der Abgeordneten-Kammer siehe im Dritten Blatt.)


Bayerische Chronik.

Se. kgl. Hoh. der
Prinz-Regent nahm heute Vormittag, von der üblichen
Morgenspazierfahrt in die Residenz zurückgekehrt, die dienst-
liche Meldung des kommandirenden Generals des neuformirten
III. Armeekorps, Generals der Infanterie v. Xylander,
sowie mehrerer anderer Inhaber der höheren Kommando-
stellen, Offiziere und Sanitätsoffiziere des neuen Korps ent-
gegen. -- Prinz Ludwig wohnte heute Vormittag wieder
einer Sitzung des Finanzausschusses der Kammer der Reichs-
räthe bei. -- Prinz Alfons wird morgen und übermorgen
die Inspektion beim 2. Schweren Reiter-Regiment in Lands-
hut fortsetzen. -- Die Kinder des Herzogs Albrecht von
Württemberg
passiren morgen Vormittag auf der Durch-
reise nach Meran den hiesigen Zeutralbahuhof. -- In dem
Befinden des vor einigen Tagen bedenklich erkrankten Geh.
Hofraths Prof. Dr. Brentano ist erfreulicherweise eine
Wendung zum Besseren jetzt eingetreten.

t. Eine neue Postordnung für Bayern wird
auch im internen bayerischen Verkehr die im Reichspost-
gebiet ab 1. April eintretenden Erleichterungen einführen.

* Neue Postfreimarken und Postkarten.

Vom
1. April ab gelangen die neuen bayerischen Postfrei-
marken zu 3 und 5 Mark
zur Ausgabe. Sie sind jedoch
in der Regel nur von Postanstalten mit größerem Verkehr zu
führen. Erstere Marken sind "grünbraun", letztere "hellgrün".
Von demselben Zeitpunkte ab werden für den Verkehr im Auf-
gabeorte und im zugehörigen Landbestellbezirke Postkarten
zu 2 Pfennig
ausgegeben (die Farbe der Marken ist grau).
Die bisherigen 3 Pfennig-Postkarten können bei der Post gegen
andere Postwerthzeichen umgetauscht oder nach Ergänzung der
Frankatur durch 2-Pfennig-Freimarken und nach Streichung
des Aufdrucks "Gültig nur im Aufgabeorte etc." für den Fern-
verkehr verwendet werden. Bei den 5- und 10-Pfennig-Post-
karten treten einige Aenderungen in der Farbe der vorgedruckten
Bemerkungen ein, doch wird ausdrücklich bemerkt, daß die
bisherigen Postkarten auch nach Ausgabe der neuen
Formulare ihre Gültigkeit beibehalten.

* Die wissenschaftlichen Sammlungen des
Staates
(Alte Akademie -- Neuhauserstraße 51) sind vom
1. April an dem Publikum zum freien Besuch wieder ge-
öffnet und zwar Sonntag von 10 bis 12 Uhr, Mittwoch und
Samstag von 2 bis 4 Uhr.

K. Die Deutsche Kolonialgesellschaft (Abtheilung
München) hielt gestern im Hotel Stachus ihre Hauptver-
sammlung
ab. Der Vorsitzende, Hr. Geh. Rath Prof. Dr.
v. Kupffer, legte in treffenden Worten dar, daß die Gesell-
schaft weit mehr als man im Publikum gemeiniglich annehme,
ideale Ziele verfolge, was schon daraus erhelle, daß ihre der-
zeitigen Mitglieder keinen materiellen Nutzen aus den Be-
strebungen ziehen könnten, sondern Erfolge erst den kommen-
den Generationen zu gute kämen. Erfreulicherweise konnte
hervorgehoben werden, daß sich das Interesse an unsern über-
seeischen Kolonien hebe, denn die Mitgliederzahl der Kolonial-
gesellschaft ist im abgelaufenen Jahre von 27,800 auf
32,000 gestiegen, und selbst die Abtheilung München hat
einen Zuwachs bis zu 412 zu verzeichnen. Es ist
dies allerdings eine geringe Ziffer gegen die mancher
kleinerer Städte, aber das Interesse an der Sache sei
doch im Wachsen, wie die im verflossenen Vereins-
jahre veranstalteten fünf öffentlichen Vorträge durch den ihnen
zutheil gewordenen starken Besuch erwiesen. Die Abtheilung
München lieferte im abgelaufenen Vereinsjahre 3372 M. an
die Zentrale in Berlin ab und obgleich die Ausgaben für
Druckwerke etc. ziemlich hoch waren, blieb doch noch ein Ueber-
schuß von 94 M. Für das Nothe Krenz in Transvaal
gingen 1781 M. ein. Eine lebhafte Diskussion entspann sich
über die Mittel und Wege zu intensiverer Agitation zur Er-
höhung des Interesses an dem Verein im großen Publikum.
Die Meinungen hierüber waren getheilt und es wurde be-
schlossen, die Angelegenheit bis zur nächsten Hanptversamm-
lung im Herbst zu vertagen.

NB. Verwendung schulpflichtiger Mädchen im
Wirthsgewerbe.

Schulrath Dr. Kerschensteiner, der in
der letzten Sitzung der Lokalschulkommission ein eingehendes
Referat über arge Mißstände bei Verwendung schulpflich-
tiger Mädchen und Knaben im Wirthsgewerbe erstattete,
führte u. a. auch aus, es sei zu bedauern, daß in München
eine Zwangsinnung des Wirths- und Hotelier-
gewerbes
fehle, er habe anderwärts, z. B. in Wien, muster-
gültige Verhältnisse auf diesem Gebiete angetrossen und die
betreffenden Genossenschaften ließen die beklagten schlimmen
Zustände nicht aufkommen. Aus Gastwirthschaftskreisen wird
uns zu dieser Aeußerung mitgetheilt, daß seinerzeit, als das
Gesetz im Neichstag zur Berathung kam, von dem Gewerbe-
verein der Gastwirthe eine Petition an den Reichstag gerichtet
wurde, in der man ersuchte, auch für die Gastwirthe eine
Zwangsinnung zuzulassen, und sie nicht als Halbkaufleute,
sondern als Gewerbetreibende im Sinne des Gesetzes zu er-
kennen, da die Gastwirthe nicht nur kaufen und verkaufen,
sondern auch produziren, so z. B. in der Metzgerei. Gerade
in Gastwirthskreisen selbst wird sehr darüber geklagt, daß
keine Zwangsinnung geschaffen werden kann, die besonders
für dieses Gewerbe von eminenter Wichtigkeit wäre, um ge-
regelte Verhältnisse herbeizuführen.

ui. Sanitätsradfahrer.

Am vergangenen Samstag
konstituirte sich unter dem Vorsitze des Hrn. Oberst v. Roten-
[Spaltenumbruch] han,
Vorstand des Radfahrer-Verbandes, im Restaurant
zum Humplmayr der I. Sanitätsradfahrer-Verein
München
. Der Verein verfolgt den Zweck, durch seine Mit-
glieder einen im Turnus unter diesen wechselnden eigenen
Sanitätsdienst für die Radfahrer einzurichten. Die Mitglieder,
kenntlich durch ihre rothe Armbinde und durch das Vereins-
zeichen, das über dem bayerischen Wappen in Email das
Nothe Kreuz trägt, befahren auf ihren Rädern, von denen
jedes mit acht Verbandtaschen ausgerüstet ist, allsonntäglich
die Hauptausflugstraßen, die von München aus von den Rad-
fahrern benutzt werden. Sie stehen jedem verunglückten Rad-
fahrer bei, legen den ersten Verband an, holen ärztliche Hülfe,
requiriren Transportmittel, sorgen für entsprechende Unter-
kunft u. s. w. Bei den Tausenden von Radlern, die jeden
Sonn- und Feiertag in die Umgebung Münchens hinaus-
fahren, und bei den nicht selten sich ereignenden Unglücks-
fällen, bei der Sorglosigkeit so vieler Radfahrer, entweder
unzweckmäßiges oder überhaupt kein Verbandzeug mit sich zu
führen, kann dieser Verein gewiß außerordentlich viel Gutes
wirken.

* Nationalliberale Partei.

Die Wochen-
versammlung
am Mittwoch, 28. März, fällt aus.

* Gabelsberger Stenographen-Zentralverein.

Mittwoch,
den 28. März, Unterhaltungsabend mit Vortrag des Hrn. Prof.
Dr. Rueß über "Die Stenographie bei den alten
Völkern
". Im Anschluß daran musikalische und humoristische
Vorträge. Beginn präzis 81/2 Uhr.

* Der Münchener Kindergartenverein hielt am 21. d. M.
seine diesjährige Generalversammlung ab. Der erste Vor-
stand, Bürgermeister v. Brunner, widmete nach Eröffnung der
Versammlung in bewegten Worten dem verstorbenen Kreis-
medizinalrath Dr. Aub, dem eifrigen Förderer und zweiten Vor-
stande des Vereins, einen warmen Nachruf. Sodann machte
Redner die Mittheilung, daß die Einführung des Bürgerlichen
Gesetzbuchs eine Aenderung der privatrechtlichen Verhältnisse der
bisher anerkannten Vereine mit sich bringe und deßhalb die
Satzungen nach dieser Hinsicht einer Prüfung unterzogen werden
müssen. Für eine Zuwendung des Münchener Bezirkslehrervereins
bringt Nedner den herzlichsten Dank zum Ausdruck. Nachdem der
Vorsitzende noch die beiden eingeführten Aufsichtsdamen, Frau
Rentiere Brunner und Frau Direktor Schreiber, begrüßt
und vorgestellt, erstattete er den 31. Jahresbericht des Vereins.
Danach ist die Zahl der Zöglinge im steten Wachsen begriffen
und betrug im abgelaufenen Vereinsjahr 2273, gegen 1924 im
Vorjahre. Die Zahl der Kindergärten stieg von 12 auf 14. Auch
der innere Vetrieb ist in erfreulichem Ausbau begriffen. Hierauf
gab der Kassier des Vereins, Stadtschulinspektor Böhugen,
einen eingehenden Bericht über die Vermögensverhältnisse des
Vereins. Schließlich folgte noch die Aufstellung des Voranschlags
für das kommende Jahr, sowie die satzungsgemäßen Neuwahlen.

* Aus dem Polizeibericht.

Im Englischen Garten brachte
sich gestern Abend ein Amtsdienergehülfe einen Schuß in die
rechte Schläfe bei und verletzte sich dadurch lebensgefährlich. Er
wurde in das chirurgische Spital gebracht.



* Aus Oberammergan erzählt man dem "Loif.-Bot."
folgende angeblich wahre und nicht in das Gebiet des "Jäger-
latein" gehörende Geschichte: Der heftige Schneefall der letzten
Tage hat das Wild zu Thal getrieben und vertraut gemacht.
So kam eine Gemse bis zur Ettaler Straße herab, als vier
Fußgänger von hier des Weges kamen. Der Hund eines
dieser Herren stürzte sich, die Gemse ansichtig werdend, sofort
auf diese und die Gemse, die nicht schnell genug fliehen
konnte, stieß dem mit Maulkorb versehenen, darum wehrlosen
Hund das Horn tief in den Borderschenkel, so daß sie daran
hängen blieb und der Hund einen Wehruf ausstieß. Der
Herr des Hundes eilte zuhülfe und bald wälzten sich Herr,
Hund und Gemse am Boden. Erst nach längerer Zeit gelang
es dem Herrn, seinen Hund zu befreien und die Gemse flüchtete
in die Berghöhe. In welcher Stimmung der Hundebesitzer
von den zuschanenden Weggenossen empfangen wurde, läßt
sich leicht denken.

Die Generaldirektion hat
nunmehr die Vorbereitungen für die Projektirungen der
Lokalbahn Wutzlhofen--Falkenstein angeordnet. Mit
der Ausführung dieser Bahn wird eine bisher noch vielfach
unbeachtet gebliebene Gegend in den allgemeinen Verkehr ein-
bezogen.

Sicherem Vernehmen
des "Land. Anzeigers" nach ist Generalarzt Dr. Schlichting,
Divisionsarzt bei der 5. Division hier, um seine Pensionirung
eingekommen.

Die Angelegenheit der Er-
richtung des Denkmals Victor v. Scheffels auf dem
Staffelberg
ist so weit vorgeschritten, daß das hiesige
Lokalkomitee sich über die Platzfrage geeinigt hat und zu-
nächst nun ebenfalls an die Einholung der Allerhöchsten Ge-
nehmigung gehen wird. Der vorhandene Fonds ist bis jetzt
auf nicht ganz 7000 M. angewachsen.

Für den Herrenhausnenbau
auf der Altenburg haben die beiden konkurrirenden Archi-
tekten ihre revidirten und umgearbeiteten Pläne eingereicht,
und diese liegen nunmehr dem Schiedsgericht, das aus
Münchener und Nürnberger Autoritäten besteht, vor.

Tel. Heute früh fuhr
in der hiesigen Station der Schnellzug Nr. 80 auf eine
Rangirmaschine. Der Lokomotivführer Würsching wurde
getödtet; der Zugführer, ein Heizer und ein Stationsdiener
wurden verletzt.



Amtliche Nachrichten.
* Orden.

Die Bewilligung zur Annahme wurde er-
theilt den ordentlichen Professoren an der Universität München,
Geh. Rath Dr. Johann Karl Gayer für den russischen St. Anna-
Orden 2. Klasse, Dr. Heinrich Mayr für den russischen St. Anna-
Orden 3. Klasse und Obermedizinalrath Dr. Ottmar v. Angerer
für den rusfischen St. Stanislaus-Orden 1. Klasse.

* Konsulatsdienst.

Der kgl. bayerische Kämmerer, Rentier
Maximilian Frhr. Tucher v. Simmelsdorf wurde zum
Konsul in La Valetta (Malta) ernannt.

* Bauamt.

Der Vorstand des hydrotechnischen Bureaus,
Oberbaurath Friedrich Hohmann, wurde wegen Krankheit und
hiedurch hervorgerufener Dienstesunfähigkeit in den erbetenen
Ruhestand auf die Daner eines Jahres versetzt und auf seine
Stelle der Bauamtmann Julius Hensel in Deggendorf, z. Z.
beurlaubt zum Verein für Hebung der Fluß- und Kanalschiffahrt
in Bayern, unter Beförderung zum Regierungs- und Kreisbau-
rath berufen.

* Katholischer Kultus.

Die Pfarrei Schwabniederhofen,
B.-A. Schongau, wurde dem Priester Jakob Hopp, Stadtpfarrer
in Krumbach, übertragen; genehmigt wurde, daß von dem Bischof
von Passau die Pfarrei Hutthurm, B.-A. Passau, dem Pfarrer
Joseph Enzensberger, Pfarrer in Würbing, B.-A. Griesbach,
und die Pfarrei Kirchberg, B.-A. Griesbach, dem Priester Joseph
Apfelböck, derzeit Provisor dieser Pfarrei; ferner von dem
Bischof von Eichstätt die Pfarrei Beilngries dem Priester Karl
Oppel, Pfarrer in Gnadenberg, B.-A. Neumarkt i. O., verliehen
werde.

München, Dienſtag Allgemeine Zeitung 27. März 1900. Nr. 84.
[Spaltenumbruch]
Griechenland.
Zum griechiſch-türkiſchen Kriege.

* Wie man aus Athen ſchreibt, iſt ein Nachtrag zum
Berichte des Kronprinzen über den griechiſch-türki-
ſchen Krieg
im Jahre 1897 veröffentlicht worden, der die
Funktionen der Intendantur behandelt und eine ſolche
Reihe von Lücken und Fehlern aufdeckt, daß man ſich fragen
müſſe, ob überhaupt eine Intendantur beſtanden habe. Der
Kronprinz legt im einzelnen die Verbeſſerungen dar, die ein-
geführt werden müſſen, damit nicht etwa wieder unter Um-
ſtänden ganze Regimenter vor einer Schlacht dem Hunger
preisgegeben ſeien. Die öffentliche Meinung und die von den
Parlamentsverhandlungen allzuſehr in Anſpruch genommene
Preſſe habe der kronprinzlichen Arbeit bedauerlicherweiſe bis-
her nicht die verdiente Aufmerkſamkeit zugewendet, wiewohl
in allen Kreiſen die Dringlichkeit, derlei Uebelſtände zu be-
ſeitigen, erkannt wird.

Mittelaſien.
Der Emir von Afghaniſtan.

K. C. Abdurrahman Khan verfolgt mit reger Auf-
merkſamkeit die Wandlungen und Phaſen der europäiſchen
Politik. Er hat, wie engliſche Blätter melden, eine Anzahl
Ueberſetzer an ſeinem Hofe, die ihm täglich den Inhalt
mehrerer Zeitungen überſetzen müſſen. Der Krieg in Süd-
afrika intereſſirt ihn aufs lebhafteſte. Gelegentlich des
Jameſon-Einfalls ſoll er zu einem Vertreter der eng-
liſchen Regierung geſagt haben: „Ihr Engländer drängtet euch
in Transvaal ein, bearbeitetet die Minen und eröffnetet die
Hülfsquellen des Landes, bis ihr ſchließlich euch als Eigen-
thümer des Landes fühltet. Dann machtet ihr den Verſuch,
das Land in Beſitz zu nehmen. Genau dasſelbe würde ge-
ſchehen, wenn ich euch nach Afghaniſtan hereinließe, um
unſre Minen zu bearbeiten und unſern Handel zu führen.
Ihr würdet uns bald erzählen, daß ihr unſre Angelegen-
heiten beſſer führen könntet, als wir ſelbſt. Eines Tages
würde dann ein Engländer getödtet werden oder etwas ähn-
liches ſich ereignen, und ihr würdet die Gelegenheit benutzen,
um einzuſchreiten und mein Land in Beſitz zu nehmen
— im Namen der Ziviliſation.“
Der Emir kennt alſo die
Engländer.



Bayeriſcher Landtag.
109. Plenarſitzung der Kammer der Abgeordneten.
(Nachdruck verboten.)

Am Miniſtertiſch Dr. Frhr.
v. Riedel. Es wird in der Spezialdiskuſſion über den
Forſtetat fortgefahren. Die Berathung ſteht bei den Aus-
gaben auf die Verwaltung und den Betrieb der Forſten,
Jagden und Triften, und zwar bei C, „Aeußere Forſt-, Jagd-
und Triftbehörden“. Hier iſt einſchlägig das Nachtrags-
poſtulat
der Staatsregierung um Bewilligung der Mittel
zur Errichtung von acht neuen Forſtämtern in Nieder-
und Oberbayern mit 107,006 M. jährlichen Aufwandes und
2000 Mark einmaliger Ausgabe.

Abg. Keßler (Centr.) als Referent empfiehlt bezüglich
dieſes Nachtragspoſtulats: „Es ſeien die poſtulirten Mittel
zur Errichtung von ſechs neuen Forſtämtern zu bewilligen,
dagegen die Poſtulate für zwei weitere Forſtämter in Eggen-
felden und Vilsbiburg abzulehnen“, und ferner den dem-
entſprechenden weiteren Antrag des Ausſchuſſes: „Es ſei an
den Gehalten der pragmatiſchen Beamten als Pauſchalabſtrich
30,000 M., an den Gehalten der nicht pragmatiſchen Beamten
und Bedienſteten als Pauſchalabſtrich der Betrag von 20,000
Mark abzuſetzen“.

Abg. Dr. Hauber (Centr.) beantragt, daß alle acht
Forſtämter genehmigt werden. Gerade die Forſtämter Eggen-
felden und Vilsbiburg ſeien nothwendig. Die räumliche Aus-
dehnung der jetzigen Forſtämter iſt zu groß und der Wald
leidet dort infolge mangelhafter Beaufſichtigung nothwendiger-
weiſe ſehr.

Abg. Steininger (Centr.) meint, daß an Stelle der
acht von der Negierung vorgeſchlagenen Forſtämter 50 Stellen
für niederes Perſonal hätten geſchaffen werden ſollen. Das
wäre praktiſcher und billiger geweſen und hätte dem Haupt-
zweck: Förderung der Aufforſtung ſo vieler Oedungen, ent-
ſchieden beſſer genützt. Die Forſtmeiſter ſollen womöglich in
der Mitte der neuen Bezirke ihren Wohnnſitz nehmen. Wir
hoffen, daß die Handhabung der Forſtpolizei beſſer wird.

Abg. Hinterwinkler (Centr.): Sechs neue Forſtämter
ſind viel. Kann nicht eine einfachere Hülfe gefunden werden?
Thatſächlich iſt in den Kreiſen Ober- und Niederbayern viel
gegen den Waldbeſtand geſündigt worden, und es iſt an der
Zeit, daß ein Mehreres geſchieht. Sechs neue Forſtämter
dürften aber ſchon genügen.

Abg. v. Leiſtner (lib.): Das Poſtulat hätte ſchon
lange kommen ſollen; denn es iſt unbedingt nöthig.

Abg. Schub (Fr. Vgg.) ſchließt ſich dem Vorredner an.

Abg. Dr. Gäch (Fr. Vgg.): Den Bauern, die ſelbſt
wiſſen, daß ſie aufforſten müſſen, thun nicht Beamte, ſondern
kundige Vorarbeiter noth. Es ſollen alſo die niederen Forſt-
ſtellen dort vermehrt werden. Die äußere Forſtverwaltung
iſt an und für ſich viel theuerer geworden. Aber dieſer
Landtag iſt ſchon einmal gar ſo bewilligungsluſtig. Das
Centrum hat auch hier wieder ſich nach den Wahlen anders
gezeigt, als es vor den Wahlen geſprochen.

Abg. Gerſtenberger (Centr.): Die Privatwaldbeſitzer
werden mit der höheren Rente ein höheres Intereſſe am
Wald bekommen. Wenn das aber ſo iſt, werden dann die
Forſtämter künftig noch nothwendig ſein? Die Nenorgani-
ſation, die den Forſtmeiſter im Bureau feſthält, hat den
Wäldern geſchadet. Hier ſoll eingegriffen werden. Mittel
für den Wald geben wir gern, für Pflanzenabgabe, Stener-
befreiung bei jungen Wäldern u. dergl., aber nicht für Forſt-
ämter.

Miniſter Frhr. v. Riedel: Ich muß einige Behaup-
tungen richtigſtellen und dann aber auch die Verwunderung
darüber ausſprechen, daß Dr. Gäch als Bauerufreund gegen
die Vorlage iſt. Ich habe geſagt, es handelt ſich nicht um
ſüdbayeriſche Verhältniſſe allein, ſondern darum, daß allüberall
ein beſſerer Waldſchutz eingeführt werde zum Beſten der
Privatwaldwirthſchaft. Ich war immer bemüht, die Zahl der
Behörden zu vermindern. Aber Sparſamkeit an unrechter
Stelle iſt ſchädlich. Die Forſtorganiſation hat, entgegen den
Behauptungen Dr. Gächs, eine große Zahl höherer Beamten
eingeſpart. Ich habe auch hier mich beſonnen, ob wir nicht
ſparſamer ſein könnten. Von Kirchthurmsintereſſen kann bei uns
keine Rede ſein, ich kenne dieſe auch nicht, aber wir dachten,
wenn wir etwas machten, müßten wir etwas richtiges machen.
Mit der unentgeltlichen Abgabe von Pflanzen, die für das
[Spaltenumbruch] Geld für die Forſtmeiſter geſchafft werden ſollen, iſt es nichts.
Denn wer zieht denn dieſe Pflanzen und wer entſcheidet über
ihre richtige Verwendung? Und wer ſoll die Pflanzen un-
entgeltlich bekommen? Vielleicht gar Jedermann? Wir
brauchen alſo dazu Beamte. Und bei der Vorlage müſſen
Beamte aufgeſtellt werden, die die ausgedehnten Privatwälder
begehen, um die größte Verſchandung, die Nichtaufforſtung,
im Intereſſe des Landes und nicht nur einzelner Theile des-
ſelben hintanzuhalten. Ich bitte Hrn. Dr. Gäch, ſich eines
Beſſeren belehren zu laſſen und ſich zu bekehren.

Nach dem Schlußwort des Referenten wird über die
einzelnen neu poſtulirten Forſtämter abgeſtimmt und die
Forſtämter Deggendorf, Griesbach, Mainburg und Moosburg
einſtimmig und die von Murnan und Viechtach mit geringer
Mehrheit angenommen. Bei dem Forſtamt Eggenfelden iſt
die Entſcheidung unbeſtimmt und daher eine namentliche
Abſtimmung nöthig. Hiebei wird Eggenfelden mit 59 gegen
55 Stimmen abgelehnt, ebenſo auch Vilsbiburg.

Schluß der Sitzung 1¼ Uhr. Nächſte Sitzung morgen,
vorm. 9½ Uhr. Tagesordnung wie heute.

(Die Berichte über die Finanzausſchüſſe der Reichsraths-
und der Abgeordneten-Kammer ſiehe im Dritten Blatt.)


Bayeriſche Chronik.

Se. kgl. Hoh. der
Prinz-Regent nahm heute Vormittag, von der üblichen
Morgenſpazierfahrt in die Reſidenz zurückgekehrt, die dienſt-
liche Meldung des kommandirenden Generals des neuformirten
III. Armeekorps, Generals der Infanterie v. Xylander,
ſowie mehrerer anderer Inhaber der höheren Kommando-
ſtellen, Offiziere und Sanitätsoffiziere des neuen Korps ent-
gegen. — Prinz Ludwig wohnte heute Vormittag wieder
einer Sitzung des Finanzausſchuſſes der Kammer der Reichs-
räthe bei. — Prinz Alfons wird morgen und übermorgen
die Inſpektion beim 2. Schweren Reiter-Regiment in Lands-
hut fortſetzen. — Die Kinder des Herzogs Albrecht von
Württemberg
paſſiren morgen Vormittag auf der Durch-
reiſe nach Meran den hieſigen Zeutralbahuhof. — In dem
Befinden des vor einigen Tagen bedenklich erkrankten Geh.
Hofraths Prof. Dr. Brentano iſt erfreulicherweiſe eine
Wendung zum Beſſeren jetzt eingetreten.

t. Eine neue Poſtordnung für Bayern wird
auch im internen bayeriſchen Verkehr die im Reichspoſt-
gebiet ab 1. April eintretenden Erleichterungen einführen.

* Neue Poſtfreimarken und Poſtkarten.

Vom
1. April ab gelangen die neuen bayeriſchen Poſtfrei-
marken zu 3 und 5 Mark
zur Ausgabe. Sie ſind jedoch
in der Regel nur von Poſtanſtalten mit größerem Verkehr zu
führen. Erſtere Marken ſind „grünbraun“, letztere „hellgrün“.
Von demſelben Zeitpunkte ab werden für den Verkehr im Auf-
gabeorte und im zugehörigen Landbeſtellbezirke Poſtkarten
zu 2 Pfennig
ausgegeben (die Farbe der Marken iſt grau).
Die bisherigen 3 Pfennig-Poſtkarten können bei der Poſt gegen
andere Poſtwerthzeichen umgetauſcht oder nach Ergänzung der
Frankatur durch 2-Pfennig-Freimarken und nach Streichung
des Aufdrucks „Gültig nur im Aufgabeorte ꝛc.“ für den Fern-
verkehr verwendet werden. Bei den 5- und 10-Pfennig-Poſt-
karten treten einige Aenderungen in der Farbe der vorgedruckten
Bemerkungen ein, doch wird ausdrücklich bemerkt, daß die
bisherigen Poſtkarten auch nach Ausgabe der neuen
Formulare ihre Gültigkeit beibehalten.

* Die wiſſenſchaftlichen Sammlungen des
Staates
(Alte Akademie — Neuhauſerſtraße 51) ſind vom
1. April an dem Publikum zum freien Beſuch wieder ge-
öffnet und zwar Sonntag von 10 bis 12 Uhr, Mittwoch und
Samſtag von 2 bis 4 Uhr.

K. Die Deutſche Kolonialgeſellſchaft (Abtheilung
München) hielt geſtern im Hotel Stachus ihre Hauptver-
ſammlung
ab. Der Vorſitzende, Hr. Geh. Rath Prof. Dr.
v. Kupffer, legte in treffenden Worten dar, daß die Geſell-
ſchaft weit mehr als man im Publikum gemeiniglich annehme,
ideale Ziele verfolge, was ſchon daraus erhelle, daß ihre der-
zeitigen Mitglieder keinen materiellen Nutzen aus den Be-
ſtrebungen ziehen könnten, ſondern Erfolge erſt den kommen-
den Generationen zu gute kämen. Erfreulicherweiſe konnte
hervorgehoben werden, daß ſich das Intereſſe an unſern über-
ſeeiſchen Kolonien hebe, denn die Mitgliederzahl der Kolonial-
geſellſchaft iſt im abgelaufenen Jahre von 27,800 auf
32,000 geſtiegen, und ſelbſt die Abtheilung München hat
einen Zuwachs bis zu 412 zu verzeichnen. Es iſt
dies allerdings eine geringe Ziffer gegen die mancher
kleinerer Städte, aber das Intereſſe an der Sache ſei
doch im Wachſen, wie die im verfloſſenen Vereins-
jahre veranſtalteten fünf öffentlichen Vorträge durch den ihnen
zutheil gewordenen ſtarken Beſuch erwieſen. Die Abtheilung
München lieferte im abgelaufenen Vereinsjahre 3372 M. an
die Zentrale in Berlin ab und obgleich die Ausgaben für
Druckwerke ꝛc. ziemlich hoch waren, blieb doch noch ein Ueber-
ſchuß von 94 M. Für das Nothe Krenz in Transvaal
gingen 1781 M. ein. Eine lebhafte Diskuſſion entſpann ſich
über die Mittel und Wege zu intenſiverer Agitation zur Er-
höhung des Intereſſes an dem Verein im großen Publikum.
Die Meinungen hierüber waren getheilt und es wurde be-
ſchloſſen, die Angelegenheit bis zur nächſten Hanptverſamm-
lung im Herbſt zu vertagen.

NB. Verwendung ſchulpflichtiger Mädchen im
Wirthsgewerbe.

Schulrath Dr. Kerſchenſteiner, der in
der letzten Sitzung der Lokalſchulkommiſſion ein eingehendes
Referat über arge Mißſtände bei Verwendung ſchulpflich-
tiger Mädchen und Knaben im Wirthsgewerbe erſtattete,
führte u. a. auch aus, es ſei zu bedauern, daß in München
eine Zwangsinnung des Wirths- und Hotelier-
gewerbes
fehle, er habe anderwärts, z. B. in Wien, muſter-
gültige Verhältniſſe auf dieſem Gebiete angetroſſen und die
betreffenden Genoſſenſchaften ließen die beklagten ſchlimmen
Zuſtände nicht aufkommen. Aus Gaſtwirthſchaftskreiſen wird
uns zu dieſer Aeußerung mitgetheilt, daß ſeinerzeit, als das
Geſetz im Neichstag zur Berathung kam, von dem Gewerbe-
verein der Gaſtwirthe eine Petition an den Reichstag gerichtet
wurde, in der man erſuchte, auch für die Gaſtwirthe eine
Zwangsinnung zuzulaſſen, und ſie nicht als Halbkaufleute,
ſondern als Gewerbetreibende im Sinne des Geſetzes zu er-
kennen, da die Gaſtwirthe nicht nur kaufen und verkaufen,
ſondern auch produziren, ſo z. B. in der Metzgerei. Gerade
in Gaſtwirthskreiſen ſelbſt wird ſehr darüber geklagt, daß
keine Zwangsinnung geſchaffen werden kann, die beſonders
für dieſes Gewerbe von eminenter Wichtigkeit wäre, um ge-
regelte Verhältniſſe herbeizuführen.

ui. Sanitätsradfahrer.

Am vergangenen Samſtag
konſtituirte ſich unter dem Vorſitze des Hrn. Oberſt v. Roten-
[Spaltenumbruch] han,
Vorſtand des Radfahrer-Verbandes, im Reſtaurant
zum Humplmayr der I. Sanitätsradfahrer-Verein
München
. Der Verein verfolgt den Zweck, durch ſeine Mit-
glieder einen im Turnus unter dieſen wechſelnden eigenen
Sanitätsdienſt für die Radfahrer einzurichten. Die Mitglieder,
kenntlich durch ihre rothe Armbinde und durch das Vereins-
zeichen, das über dem bayeriſchen Wappen in Email das
Nothe Kreuz trägt, befahren auf ihren Rädern, von denen
jedes mit acht Verbandtaſchen ausgerüſtet iſt, allſonntäglich
die Hauptausflugſtraßen, die von München aus von den Rad-
fahrern benutzt werden. Sie ſtehen jedem verunglückten Rad-
fahrer bei, legen den erſten Verband an, holen ärztliche Hülfe,
requiriren Transportmittel, ſorgen für entſprechende Unter-
kunft u. ſ. w. Bei den Tauſenden von Radlern, die jeden
Sonn- und Feiertag in die Umgebung Münchens hinaus-
fahren, und bei den nicht ſelten ſich ereignenden Unglücks-
fällen, bei der Sorgloſigkeit ſo vieler Radfahrer, entweder
unzweckmäßiges oder überhaupt kein Verbandzeug mit ſich zu
führen, kann dieſer Verein gewiß außerordentlich viel Gutes
wirken.

* Nationalliberale Partei.

Die Wochen-
verſammlung
am Mittwoch, 28. März, fällt aus.

* Gabelsberger Stenographen-Zentralverein.

Mittwoch,
den 28. März, Unterhaltungsabend mit Vortrag des Hrn. Prof.
Dr. Rueß über „Die Stenographie bei den alten
Völkern
“. Im Anſchluß daran muſikaliſche und humoriſtiſche
Vorträge. Beginn präzis 8½ Uhr.

* Der Münchener Kindergartenverein hielt am 21. d. M.
ſeine diesjährige Generalverſammlung ab. Der erſte Vor-
ſtand, Bürgermeiſter v. Brunner, widmete nach Eröffnung der
Verſammlung in bewegten Worten dem verſtorbenen Kreis-
medizinalrath Dr. Aub, dem eifrigen Förderer und zweiten Vor-
ſtande des Vereins, einen warmen Nachruf. Sodann machte
Redner die Mittheilung, daß die Einführung des Bürgerlichen
Geſetzbuchs eine Aenderung der privatrechtlichen Verhältniſſe der
bisher anerkannten Vereine mit ſich bringe und deßhalb die
Satzungen nach dieſer Hinſicht einer Prüfung unterzogen werden
müſſen. Für eine Zuwendung des Münchener Bezirkslehrervereins
bringt Nedner den herzlichſten Dank zum Ausdruck. Nachdem der
Vorſitzende noch die beiden eingeführten Aufſichtsdamen, Frau
Rentiere Brunner und Frau Direktor Schreiber, begrüßt
und vorgeſtellt, erſtattete er den 31. Jahresbericht des Vereins.
Danach iſt die Zahl der Zöglinge im ſteten Wachſen begriffen
und betrug im abgelaufenen Vereinsjahr 2273, gegen 1924 im
Vorjahre. Die Zahl der Kindergärten ſtieg von 12 auf 14. Auch
der innere Vetrieb iſt in erfreulichem Ausbau begriffen. Hierauf
gab der Kaſſier des Vereins, Stadtſchulinſpektor Böhugen,
einen eingehenden Bericht über die Vermögensverhältniſſe des
Vereins. Schließlich folgte noch die Aufſtellung des Voranſchlags
für das kommende Jahr, ſowie die ſatzungsgemäßen Neuwahlen.

* Aus dem Polizeibericht.

Im Engliſchen Garten brachte
ſich geſtern Abend ein Amtsdienergehülfe einen Schuß in die
rechte Schläfe bei und verletzte ſich dadurch lebensgefährlich. Er
wurde in das chirurgiſche Spital gebracht.



* Aus Oberammergan erzählt man dem „Loif.-Bot.“
folgende angeblich wahre und nicht in das Gebiet des „Jäger-
latein“ gehörende Geſchichte: Der heftige Schneefall der letzten
Tage hat das Wild zu Thal getrieben und vertraut gemacht.
So kam eine Gemſe bis zur Ettaler Straße herab, als vier
Fußgänger von hier des Weges kamen. Der Hund eines
dieſer Herren ſtürzte ſich, die Gemſe anſichtig werdend, ſofort
auf dieſe und die Gemſe, die nicht ſchnell genug fliehen
konnte, ſtieß dem mit Maulkorb verſehenen, darum wehrloſen
Hund das Horn tief in den Borderſchenkel, ſo daß ſie daran
hängen blieb und der Hund einen Wehruf ausſtieß. Der
Herr des Hundes eilte zuhülfe und bald wälzten ſich Herr,
Hund und Gemſe am Boden. Erſt nach längerer Zeit gelang
es dem Herrn, ſeinen Hund zu befreien und die Gemſe flüchtete
in die Berghöhe. In welcher Stimmung der Hundebeſitzer
von den zuſchanenden Weggenoſſen empfangen wurde, läßt
ſich leicht denken.

Die Generaldirektion hat
nunmehr die Vorbereitungen für die Projektirungen der
Lokalbahn Wutzlhofen—Falkenſtein angeordnet. Mit
der Ausführung dieſer Bahn wird eine bisher noch vielfach
unbeachtet gebliebene Gegend in den allgemeinen Verkehr ein-
bezogen.

Sicherem Vernehmen
des „Land. Anzeigers“ nach iſt Generalarzt Dr. Schlichting,
Diviſionsarzt bei der 5. Diviſion hier, um ſeine Penſionirung
eingekommen.

Die Angelegenheit der Er-
richtung des Denkmals Victor v. Scheffels auf dem
Staffelberg
iſt ſo weit vorgeſchritten, daß das hieſige
Lokalkomitee ſich über die Platzfrage geeinigt hat und zu-
nächſt nun ebenfalls an die Einholung der Allerhöchſten Ge-
nehmigung gehen wird. Der vorhandene Fonds iſt bis jetzt
auf nicht ganz 7000 M. angewachſen.

Für den Herrenhausnenbau
auf der Altenburg haben die beiden konkurrirenden Archi-
tekten ihre revidirten und umgearbeiteten Pläne eingereicht,
und dieſe liegen nunmehr dem Schiedsgericht, das aus
Münchener und Nürnberger Autoritäten beſteht, vor.

Tel. Heute früh fuhr
in der hieſigen Station der Schnellzug Nr. 80 auf eine
Rangirmaſchine. Der Lokomotivführer Würſching wurde
getödtet; der Zugführer, ein Heizer und ein Stationsdiener
wurden verletzt.



Amtliche Nachrichten.
* Orden.

Die Bewilligung zur Annahme wurde er-
theilt den ordentlichen Profeſſoren an der Univerſität München,
Geh. Rath Dr. Johann Karl Gayer für den ruſſiſchen St. Anna-
Orden 2. Klaſſe, Dr. Heinrich Mayr für den ruſſiſchen St. Anna-
Orden 3. Klaſſe und Obermedizinalrath Dr. Ottmar v. Angerer
für den ruſfiſchen St. Stanislaus-Orden 1. Klaſſe.

* Konſulatsdienſt.

Der kgl. bayeriſche Kämmerer, Rentier
Maximilian Frhr. Tucher v. Simmelsdorf wurde zum
Konſul in La Valetta (Malta) ernannt.

* Bauamt.

Der Vorſtand des hydrotechniſchen Bureaus,
Oberbaurath Friedrich Hohmann, wurde wegen Krankheit und
hiedurch hervorgerufener Dienſtesunfähigkeit in den erbetenen
Ruheſtand auf die Daner eines Jahres verſetzt und auf ſeine
Stelle der Bauamtmann Julius Henſel in Deggendorf, z. Z.
beurlaubt zum Verein für Hebung der Fluß- und Kanalſchiffahrt
in Bayern, unter Beförderung zum Regierungs- und Kreisbau-
rath berufen.

* Katholiſcher Kultus.

Die Pfarrei Schwabniederhofen,
B.-A. Schongau, wurde dem Prieſter Jakob Hopp, Stadtpfarrer
in Krumbach, übertragen; genehmigt wurde, daß von dem Biſchof
von Paſſau die Pfarrei Hutthurm, B.-A. Paſſau, dem Pfarrer
Joſeph Enzensberger, Pfarrer in Würbing, B.-A. Griesbach,
und die Pfarrei Kirchberg, B.-A. Griesbach, dem Prieſter Joſeph
Apfelböck, derzeit Proviſor dieſer Pfarrei; ferner von dem
Biſchof von Eichſtätt die Pfarrei Beilngries dem Prieſter Karl
Oppel, Pfarrer in Gnadenberg, B.-A. Neumarkt i. O., verliehen
werde.

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&#x017F;par&#x017F;amer &#x017F;ein könnten. Von Kirchthurmsintere&#x017F;&#x017F;en kann bei uns<lb/>
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Mit der unentgeltlichen Abgabe von Pflanzen, die für das<lb/><cb/>
Geld für die For&#x017F;tmei&#x017F;ter ge&#x017F;chafft werden &#x017F;ollen, i&#x017F;t es nichts.<lb/>
Denn wer zieht denn die&#x017F;e Pflanzen und wer ent&#x017F;cheidet über<lb/>
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&#x017F;elben hintanzuhalten. Ich bitte Hrn. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Gäch, &#x017F;ich eines<lb/>
Be&#x017F;&#x017F;eren belehren zu la&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;ich zu bekehren.</quote></cit></p><lb/>
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Mehrheit <hi rendition="#g">angenommen</hi>. Bei dem For&#x017F;tamt Eggenfelden i&#x017F;t<lb/>
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Ab&#x017F;timmung nöthig. Hiebei wird Eggenfelden mit 59 gegen<lb/>
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                  <trailer>(Die Berichte über die Finanzaus&#x017F;chü&#x017F;&#x017F;e der Reichsraths-<lb/>
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Staates</hi> (Alte Akademie &#x2014; Neuhau&#x017F;er&#x017F;traße 51) &#x017F;ind vom<lb/>
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Danach i&#x017F;t die Zahl der Zöglinge im &#x017F;teten Wach&#x017F;en begriffen<lb/>
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Vorjahre. Die Zahl der Kindergärten &#x017F;tieg von 12 auf 14. Auch<lb/>
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Vereins. Schließlich folgte noch die Auf&#x017F;tellung des Voran&#x017F;chlags<lb/>
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[6/0006] München, Dienſtag Allgemeine Zeitung 27. März 1900. Nr. 84. Griechenland. Zum griechiſch-türkiſchen Kriege. * Wie man aus Athen ſchreibt, iſt ein Nachtrag zum Berichte des Kronprinzen über den griechiſch-türki- ſchen Krieg im Jahre 1897 veröffentlicht worden, der die Funktionen der Intendantur behandelt und eine ſolche Reihe von Lücken und Fehlern aufdeckt, daß man ſich fragen müſſe, ob überhaupt eine Intendantur beſtanden habe. Der Kronprinz legt im einzelnen die Verbeſſerungen dar, die ein- geführt werden müſſen, damit nicht etwa wieder unter Um- ſtänden ganze Regimenter vor einer Schlacht dem Hunger preisgegeben ſeien. Die öffentliche Meinung und die von den Parlamentsverhandlungen allzuſehr in Anſpruch genommene Preſſe habe der kronprinzlichen Arbeit bedauerlicherweiſe bis- her nicht die verdiente Aufmerkſamkeit zugewendet, wiewohl in allen Kreiſen die Dringlichkeit, derlei Uebelſtände zu be- ſeitigen, erkannt wird. Mittelaſien. Der Emir von Afghaniſtan. K. C. Abdurrahman Khan verfolgt mit reger Auf- merkſamkeit die Wandlungen und Phaſen der europäiſchen Politik. Er hat, wie engliſche Blätter melden, eine Anzahl Ueberſetzer an ſeinem Hofe, die ihm täglich den Inhalt mehrerer Zeitungen überſetzen müſſen. Der Krieg in Süd- afrika intereſſirt ihn aufs lebhafteſte. Gelegentlich des Jameſon-Einfalls ſoll er zu einem Vertreter der eng- liſchen Regierung geſagt haben: „Ihr Engländer drängtet euch in Transvaal ein, bearbeitetet die Minen und eröffnetet die Hülfsquellen des Landes, bis ihr ſchließlich euch als Eigen- thümer des Landes fühltet. Dann machtet ihr den Verſuch, das Land in Beſitz zu nehmen. Genau dasſelbe würde ge- ſchehen, wenn ich euch nach Afghaniſtan hereinließe, um unſre Minen zu bearbeiten und unſern Handel zu führen. Ihr würdet uns bald erzählen, daß ihr unſre Angelegen- heiten beſſer führen könntet, als wir ſelbſt. Eines Tages würde dann ein Engländer getödtet werden oder etwas ähn- liches ſich ereignen, und ihr würdet die Gelegenheit benutzen, um einzuſchreiten und mein Land in Beſitz zu nehmen — im Namen der Ziviliſation.“ Der Emir kennt alſo die Engländer. Bayeriſcher Landtag. 109. Plenarſitzung der Kammer der Abgeordneten. (Nachdruck verboten.) K. München, 27. März. Am Miniſtertiſch Dr. Frhr. v. Riedel. Es wird in der Spezialdiskuſſion über den Forſtetat fortgefahren. Die Berathung ſteht bei den Aus- gaben auf die Verwaltung und den Betrieb der Forſten, Jagden und Triften, und zwar bei C, „Aeußere Forſt-, Jagd- und Triftbehörden“. Hier iſt einſchlägig das Nachtrags- poſtulat der Staatsregierung um Bewilligung der Mittel zur Errichtung von acht neuen Forſtämtern in Nieder- und Oberbayern mit 107,006 M. jährlichen Aufwandes und 2000 Mark einmaliger Ausgabe. Abg. Keßler (Centr.) als Referent empfiehlt bezüglich dieſes Nachtragspoſtulats: „Es ſeien die poſtulirten Mittel zur Errichtung von ſechs neuen Forſtämtern zu bewilligen, dagegen die Poſtulate für zwei weitere Forſtämter in Eggen- felden und Vilsbiburg abzulehnen“, und ferner den dem- entſprechenden weiteren Antrag des Ausſchuſſes: „Es ſei an den Gehalten der pragmatiſchen Beamten als Pauſchalabſtrich 30,000 M., an den Gehalten der nicht pragmatiſchen Beamten und Bedienſteten als Pauſchalabſtrich der Betrag von 20,000 Mark abzuſetzen“. Abg. Dr. Hauber (Centr.) beantragt, daß alle acht Forſtämter genehmigt werden. Gerade die Forſtämter Eggen- felden und Vilsbiburg ſeien nothwendig. Die räumliche Aus- dehnung der jetzigen Forſtämter iſt zu groß und der Wald leidet dort infolge mangelhafter Beaufſichtigung nothwendiger- weiſe ſehr. Abg. Steininger (Centr.) meint, daß an Stelle der acht von der Negierung vorgeſchlagenen Forſtämter 50 Stellen für niederes Perſonal hätten geſchaffen werden ſollen. Das wäre praktiſcher und billiger geweſen und hätte dem Haupt- zweck: Förderung der Aufforſtung ſo vieler Oedungen, ent- ſchieden beſſer genützt. Die Forſtmeiſter ſollen womöglich in der Mitte der neuen Bezirke ihren Wohnnſitz nehmen. Wir hoffen, daß die Handhabung der Forſtpolizei beſſer wird. Abg. Hinterwinkler (Centr.): Sechs neue Forſtämter ſind viel. Kann nicht eine einfachere Hülfe gefunden werden? Thatſächlich iſt in den Kreiſen Ober- und Niederbayern viel gegen den Waldbeſtand geſündigt worden, und es iſt an der Zeit, daß ein Mehreres geſchieht. Sechs neue Forſtämter dürften aber ſchon genügen. Abg. v. Leiſtner (lib.): Das Poſtulat hätte ſchon lange kommen ſollen; denn es iſt unbedingt nöthig. Abg. Schub (Fr. Vgg.) ſchließt ſich dem Vorredner an. Abg. Dr. Gäch (Fr. Vgg.): Den Bauern, die ſelbſt wiſſen, daß ſie aufforſten müſſen, thun nicht Beamte, ſondern kundige Vorarbeiter noth. Es ſollen alſo die niederen Forſt- ſtellen dort vermehrt werden. Die äußere Forſtverwaltung iſt an und für ſich viel theuerer geworden. Aber dieſer Landtag iſt ſchon einmal gar ſo bewilligungsluſtig. Das Centrum hat auch hier wieder ſich nach den Wahlen anders gezeigt, als es vor den Wahlen geſprochen. Abg. Gerſtenberger (Centr.): Die Privatwaldbeſitzer werden mit der höheren Rente ein höheres Intereſſe am Wald bekommen. Wenn das aber ſo iſt, werden dann die Forſtämter künftig noch nothwendig ſein? Die Nenorgani- ſation, die den Forſtmeiſter im Bureau feſthält, hat den Wäldern geſchadet. Hier ſoll eingegriffen werden. Mittel für den Wald geben wir gern, für Pflanzenabgabe, Stener- befreiung bei jungen Wäldern u. dergl., aber nicht für Forſt- ämter. Miniſter Frhr. v. Riedel: Ich muß einige Behaup- tungen richtigſtellen und dann aber auch die Verwunderung darüber ausſprechen, daß Dr. Gäch als Bauerufreund gegen die Vorlage iſt. Ich habe geſagt, es handelt ſich nicht um ſüdbayeriſche Verhältniſſe allein, ſondern darum, daß allüberall ein beſſerer Waldſchutz eingeführt werde zum Beſten der Privatwaldwirthſchaft. Ich war immer bemüht, die Zahl der Behörden zu vermindern. Aber Sparſamkeit an unrechter Stelle iſt ſchädlich. Die Forſtorganiſation hat, entgegen den Behauptungen Dr. Gächs, eine große Zahl höherer Beamten eingeſpart. Ich habe auch hier mich beſonnen, ob wir nicht ſparſamer ſein könnten. Von Kirchthurmsintereſſen kann bei uns keine Rede ſein, ich kenne dieſe auch nicht, aber wir dachten, wenn wir etwas machten, müßten wir etwas richtiges machen. Mit der unentgeltlichen Abgabe von Pflanzen, die für das Geld für die Forſtmeiſter geſchafft werden ſollen, iſt es nichts. Denn wer zieht denn dieſe Pflanzen und wer entſcheidet über ihre richtige Verwendung? Und wer ſoll die Pflanzen un- entgeltlich bekommen? Vielleicht gar Jedermann? Wir brauchen alſo dazu Beamte. Und bei der Vorlage müſſen Beamte aufgeſtellt werden, die die ausgedehnten Privatwälder begehen, um die größte Verſchandung, die Nichtaufforſtung, im Intereſſe des Landes und nicht nur einzelner Theile des- ſelben hintanzuhalten. Ich bitte Hrn. Dr. Gäch, ſich eines Beſſeren belehren zu laſſen und ſich zu bekehren. Nach dem Schlußwort des Referenten wird über die einzelnen neu poſtulirten Forſtämter abgeſtimmt und die Forſtämter Deggendorf, Griesbach, Mainburg und Moosburg einſtimmig und die von Murnan und Viechtach mit geringer Mehrheit angenommen. Bei dem Forſtamt Eggenfelden iſt die Entſcheidung unbeſtimmt und daher eine namentliche Abſtimmung nöthig. Hiebei wird Eggenfelden mit 59 gegen 55 Stimmen abgelehnt, ebenſo auch Vilsbiburg. Schluß der Sitzung 1¼ Uhr. Nächſte Sitzung morgen, vorm. 9½ Uhr. Tagesordnung wie heute. (Die Berichte über die Finanzausſchüſſe der Reichsraths- und der Abgeordneten-Kammer ſiehe im Dritten Blatt.) Bayeriſche Chronik. München, 27. März. * Hof- und Perſonalnachrichten. Se. kgl. Hoh. der Prinz-Regent nahm heute Vormittag, von der üblichen Morgenſpazierfahrt in die Reſidenz zurückgekehrt, die dienſt- liche Meldung des kommandirenden Generals des neuformirten III. Armeekorps, Generals der Infanterie v. Xylander, ſowie mehrerer anderer Inhaber der höheren Kommando- ſtellen, Offiziere und Sanitätsoffiziere des neuen Korps ent- gegen. — Prinz Ludwig wohnte heute Vormittag wieder einer Sitzung des Finanzausſchuſſes der Kammer der Reichs- räthe bei. — Prinz Alfons wird morgen und übermorgen die Inſpektion beim 2. Schweren Reiter-Regiment in Lands- hut fortſetzen. — Die Kinder des Herzogs Albrecht von Württemberg paſſiren morgen Vormittag auf der Durch- reiſe nach Meran den hieſigen Zeutralbahuhof. — In dem Befinden des vor einigen Tagen bedenklich erkrankten Geh. Hofraths Prof. Dr. Brentano iſt erfreulicherweiſe eine Wendung zum Beſſeren jetzt eingetreten. t. Eine neue Poſtordnung für Bayern wird auch im internen bayeriſchen Verkehr die im Reichspoſt- gebiet ab 1. April eintretenden Erleichterungen einführen. * Neue Poſtfreimarken und Poſtkarten. Vom 1. April ab gelangen die neuen bayeriſchen Poſtfrei- marken zu 3 und 5 Mark zur Ausgabe. Sie ſind jedoch in der Regel nur von Poſtanſtalten mit größerem Verkehr zu führen. Erſtere Marken ſind „grünbraun“, letztere „hellgrün“. Von demſelben Zeitpunkte ab werden für den Verkehr im Auf- gabeorte und im zugehörigen Landbeſtellbezirke Poſtkarten zu 2 Pfennig ausgegeben (die Farbe der Marken iſt grau). Die bisherigen 3 Pfennig-Poſtkarten können bei der Poſt gegen andere Poſtwerthzeichen umgetauſcht oder nach Ergänzung der Frankatur durch 2-Pfennig-Freimarken und nach Streichung des Aufdrucks „Gültig nur im Aufgabeorte ꝛc.“ für den Fern- verkehr verwendet werden. Bei den 5- und 10-Pfennig-Poſt- karten treten einige Aenderungen in der Farbe der vorgedruckten Bemerkungen ein, doch wird ausdrücklich bemerkt, daß die bisherigen Poſtkarten auch nach Ausgabe der neuen Formulare ihre Gültigkeit beibehalten. * Die wiſſenſchaftlichen Sammlungen des Staates (Alte Akademie — Neuhauſerſtraße 51) ſind vom 1. April an dem Publikum zum freien Beſuch wieder ge- öffnet und zwar Sonntag von 10 bis 12 Uhr, Mittwoch und Samſtag von 2 bis 4 Uhr. K. Die Deutſche Kolonialgeſellſchaft (Abtheilung München) hielt geſtern im Hotel Stachus ihre Hauptver- ſammlung ab. Der Vorſitzende, Hr. Geh. Rath Prof. Dr. v. Kupffer, legte in treffenden Worten dar, daß die Geſell- ſchaft weit mehr als man im Publikum gemeiniglich annehme, ideale Ziele verfolge, was ſchon daraus erhelle, daß ihre der- zeitigen Mitglieder keinen materiellen Nutzen aus den Be- ſtrebungen ziehen könnten, ſondern Erfolge erſt den kommen- den Generationen zu gute kämen. Erfreulicherweiſe konnte hervorgehoben werden, daß ſich das Intereſſe an unſern über- ſeeiſchen Kolonien hebe, denn die Mitgliederzahl der Kolonial- geſellſchaft iſt im abgelaufenen Jahre von 27,800 auf 32,000 geſtiegen, und ſelbſt die Abtheilung München hat einen Zuwachs bis zu 412 zu verzeichnen. Es iſt dies allerdings eine geringe Ziffer gegen die mancher kleinerer Städte, aber das Intereſſe an der Sache ſei doch im Wachſen, wie die im verfloſſenen Vereins- jahre veranſtalteten fünf öffentlichen Vorträge durch den ihnen zutheil gewordenen ſtarken Beſuch erwieſen. Die Abtheilung München lieferte im abgelaufenen Vereinsjahre 3372 M. an die Zentrale in Berlin ab und obgleich die Ausgaben für Druckwerke ꝛc. ziemlich hoch waren, blieb doch noch ein Ueber- ſchuß von 94 M. Für das Nothe Krenz in Transvaal gingen 1781 M. ein. Eine lebhafte Diskuſſion entſpann ſich über die Mittel und Wege zu intenſiverer Agitation zur Er- höhung des Intereſſes an dem Verein im großen Publikum. Die Meinungen hierüber waren getheilt und es wurde be- ſchloſſen, die Angelegenheit bis zur nächſten Hanptverſamm- lung im Herbſt zu vertagen. NB. Verwendung ſchulpflichtiger Mädchen im Wirthsgewerbe. Schulrath Dr. Kerſchenſteiner, der in der letzten Sitzung der Lokalſchulkommiſſion ein eingehendes Referat über arge Mißſtände bei Verwendung ſchulpflich- tiger Mädchen und Knaben im Wirthsgewerbe erſtattete, führte u. a. auch aus, es ſei zu bedauern, daß in München eine Zwangsinnung des Wirths- und Hotelier- gewerbes fehle, er habe anderwärts, z. B. in Wien, muſter- gültige Verhältniſſe auf dieſem Gebiete angetroſſen und die betreffenden Genoſſenſchaften ließen die beklagten ſchlimmen Zuſtände nicht aufkommen. Aus Gaſtwirthſchaftskreiſen wird uns zu dieſer Aeußerung mitgetheilt, daß ſeinerzeit, als das Geſetz im Neichstag zur Berathung kam, von dem Gewerbe- verein der Gaſtwirthe eine Petition an den Reichstag gerichtet wurde, in der man erſuchte, auch für die Gaſtwirthe eine Zwangsinnung zuzulaſſen, und ſie nicht als Halbkaufleute, ſondern als Gewerbetreibende im Sinne des Geſetzes zu er- kennen, da die Gaſtwirthe nicht nur kaufen und verkaufen, ſondern auch produziren, ſo z. B. in der Metzgerei. Gerade in Gaſtwirthskreiſen ſelbſt wird ſehr darüber geklagt, daß keine Zwangsinnung geſchaffen werden kann, die beſonders für dieſes Gewerbe von eminenter Wichtigkeit wäre, um ge- regelte Verhältniſſe herbeizuführen. ui. Sanitätsradfahrer. Am vergangenen Samſtag konſtituirte ſich unter dem Vorſitze des Hrn. Oberſt v. Roten- han, Vorſtand des Radfahrer-Verbandes, im Reſtaurant zum Humplmayr der I. Sanitätsradfahrer-Verein München. Der Verein verfolgt den Zweck, durch ſeine Mit- glieder einen im Turnus unter dieſen wechſelnden eigenen Sanitätsdienſt für die Radfahrer einzurichten. Die Mitglieder, kenntlich durch ihre rothe Armbinde und durch das Vereins- zeichen, das über dem bayeriſchen Wappen in Email das Nothe Kreuz trägt, befahren auf ihren Rädern, von denen jedes mit acht Verbandtaſchen ausgerüſtet iſt, allſonntäglich die Hauptausflugſtraßen, die von München aus von den Rad- fahrern benutzt werden. Sie ſtehen jedem verunglückten Rad- fahrer bei, legen den erſten Verband an, holen ärztliche Hülfe, requiriren Transportmittel, ſorgen für entſprechende Unter- kunft u. ſ. w. Bei den Tauſenden von Radlern, die jeden Sonn- und Feiertag in die Umgebung Münchens hinaus- fahren, und bei den nicht ſelten ſich ereignenden Unglücks- fällen, bei der Sorgloſigkeit ſo vieler Radfahrer, entweder unzweckmäßiges oder überhaupt kein Verbandzeug mit ſich zu führen, kann dieſer Verein gewiß außerordentlich viel Gutes wirken. * Nationalliberale Partei. Die Wochen- verſammlung am Mittwoch, 28. März, fällt aus. * Gabelsberger Stenographen-Zentralverein. Mittwoch, den 28. März, Unterhaltungsabend mit Vortrag des Hrn. Prof. Dr. Rueß über „Die Stenographie bei den alten Völkern“. Im Anſchluß daran muſikaliſche und humoriſtiſche Vorträge. Beginn präzis 8½ Uhr. * Der Münchener Kindergartenverein hielt am 21. d. M. ſeine diesjährige Generalverſammlung ab. Der erſte Vor- ſtand, Bürgermeiſter v. Brunner, widmete nach Eröffnung der Verſammlung in bewegten Worten dem verſtorbenen Kreis- medizinalrath Dr. Aub, dem eifrigen Förderer und zweiten Vor- ſtande des Vereins, einen warmen Nachruf. Sodann machte Redner die Mittheilung, daß die Einführung des Bürgerlichen Geſetzbuchs eine Aenderung der privatrechtlichen Verhältniſſe der bisher anerkannten Vereine mit ſich bringe und deßhalb die Satzungen nach dieſer Hinſicht einer Prüfung unterzogen werden müſſen. Für eine Zuwendung des Münchener Bezirkslehrervereins bringt Nedner den herzlichſten Dank zum Ausdruck. Nachdem der Vorſitzende noch die beiden eingeführten Aufſichtsdamen, Frau Rentiere Brunner und Frau Direktor Schreiber, begrüßt und vorgeſtellt, erſtattete er den 31. Jahresbericht des Vereins. Danach iſt die Zahl der Zöglinge im ſteten Wachſen begriffen und betrug im abgelaufenen Vereinsjahr 2273, gegen 1924 im Vorjahre. Die Zahl der Kindergärten ſtieg von 12 auf 14. Auch der innere Vetrieb iſt in erfreulichem Ausbau begriffen. Hierauf gab der Kaſſier des Vereins, Stadtſchulinſpektor Böhugen, einen eingehenden Bericht über die Vermögensverhältniſſe des Vereins. Schließlich folgte noch die Aufſtellung des Voranſchlags für das kommende Jahr, ſowie die ſatzungsgemäßen Neuwahlen. * Aus dem Polizeibericht. Im Engliſchen Garten brachte ſich geſtern Abend ein Amtsdienergehülfe einen Schuß in die rechte Schläfe bei und verletzte ſich dadurch lebensgefährlich. Er wurde in das chirurgiſche Spital gebracht. * Aus Oberammergan erzählt man dem „Loif.-Bot.“ folgende angeblich wahre und nicht in das Gebiet des „Jäger- latein“ gehörende Geſchichte: Der heftige Schneefall der letzten Tage hat das Wild zu Thal getrieben und vertraut gemacht. So kam eine Gemſe bis zur Ettaler Straße herab, als vier Fußgänger von hier des Weges kamen. Der Hund eines dieſer Herren ſtürzte ſich, die Gemſe anſichtig werdend, ſofort auf dieſe und die Gemſe, die nicht ſchnell genug fliehen konnte, ſtieß dem mit Maulkorb verſehenen, darum wehrloſen Hund das Horn tief in den Borderſchenkel, ſo daß ſie daran hängen blieb und der Hund einen Wehruf ausſtieß. Der Herr des Hundes eilte zuhülfe und bald wälzten ſich Herr, Hund und Gemſe am Boden. Erſt nach längerer Zeit gelang es dem Herrn, ſeinen Hund zu befreien und die Gemſe flüchtete in die Berghöhe. In welcher Stimmung der Hundebeſitzer von den zuſchanenden Weggenoſſen empfangen wurde, läßt ſich leicht denken. d. Regensburg, 27. März. Die Generaldirektion hat nunmehr die Vorbereitungen für die Projektirungen der Lokalbahn Wutzlhofen—Falkenſtein angeordnet. Mit der Ausführung dieſer Bahn wird eine bisher noch vielfach unbeachtet gebliebene Gegend in den allgemeinen Verkehr ein- bezogen. * Landau i. Pf., 26. März. Sicherem Vernehmen des „Land. Anzeigers“ nach iſt Generalarzt Dr. Schlichting, Diviſionsarzt bei der 5. Diviſion hier, um ſeine Penſionirung eingekommen. * Staffelſtein, 25. März. Die Angelegenheit der Er- richtung des Denkmals Victor v. Scheffels auf dem Staffelberg iſt ſo weit vorgeſchritten, daß das hieſige Lokalkomitee ſich über die Platzfrage geeinigt hat und zu- nächſt nun ebenfalls an die Einholung der Allerhöchſten Ge- nehmigung gehen wird. Der vorhandene Fonds iſt bis jetzt auf nicht ganz 7000 M. angewachſen. * Bamberg, 25. März. Für den Herrenhausnenbau auf der Altenburg haben die beiden konkurrirenden Archi- tekten ihre revidirten und umgearbeiteten Pläne eingereicht, und dieſe liegen nunmehr dem Schiedsgericht, das aus Münchener und Nürnberger Autoritäten beſteht, vor. ü. Donauwörth, 27. März. Tel. Heute früh fuhr in der hieſigen Station der Schnellzug Nr. 80 auf eine Rangirmaſchine. Der Lokomotivführer Würſching wurde getödtet; der Zugführer, ein Heizer und ein Stationsdiener wurden verletzt. Amtliche Nachrichten. * Orden. Die Bewilligung zur Annahme wurde er- theilt den ordentlichen Profeſſoren an der Univerſität München, Geh. Rath Dr. Johann Karl Gayer für den ruſſiſchen St. Anna- Orden 2. Klaſſe, Dr. Heinrich Mayr für den ruſſiſchen St. Anna- Orden 3. Klaſſe und Obermedizinalrath Dr. Ottmar v. Angerer für den ruſfiſchen St. Stanislaus-Orden 1. Klaſſe. * Konſulatsdienſt. Der kgl. bayeriſche Kämmerer, Rentier Maximilian Frhr. Tucher v. Simmelsdorf wurde zum Konſul in La Valetta (Malta) ernannt. * Bauamt. Der Vorſtand des hydrotechniſchen Bureaus, Oberbaurath Friedrich Hohmann, wurde wegen Krankheit und hiedurch hervorgerufener Dienſtesunfähigkeit in den erbetenen Ruheſtand auf die Daner eines Jahres verſetzt und auf ſeine Stelle der Bauamtmann Julius Henſel in Deggendorf, z. Z. beurlaubt zum Verein für Hebung der Fluß- und Kanalſchiffahrt in Bayern, unter Beförderung zum Regierungs- und Kreisbau- rath berufen. * Katholiſcher Kultus. Die Pfarrei Schwabniederhofen, B.-A. Schongau, wurde dem Prieſter Jakob Hopp, Stadtpfarrer in Krumbach, übertragen; genehmigt wurde, daß von dem Biſchof von Paſſau die Pfarrei Hutthurm, B.-A. Paſſau, dem Pfarrer Joſeph Enzensberger, Pfarrer in Würbing, B.-A. Griesbach, und die Pfarrei Kirchberg, B.-A. Griesbach, dem Prieſter Joſeph Apfelböck, derzeit Proviſor dieſer Pfarrei; ferner von dem Biſchof von Eichſtätt die Pfarrei Beilngries dem Prieſter Karl Oppel, Pfarrer in Gnadenberg, B.-A. Neumarkt i. O., verliehen werde.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 84, 27. März 1900, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine84_1900/6>, abgerufen am 13.06.2024.