Allgemeine Zeitung, Nr. 90, 2. April 1900.Nr. 90. (Mit Beilage Nr. 76.)103. Jahrgang. München, Montag, 2. April 1900. Allgemeine Zeitung. Wöchentlich 12 Ausgaben. Bezugspreise: Durch die Postämter: jährlich M. 36. --, ohne Beil. M. 18. -- (viertelj. M. 9. --, ohne Beil. M. 4.50); in München b. d Ex- pedition od. d. Depots monatlich M. 2. --, ohne Beil. M. 1.20. Zustellg. mil. 50 Pf. Direkter Bezug für Deutschl. u. Oesterreich monatlich M. 4. --, ohne Beil. M. 3. --, Ausland M. 5.60, ohne Beil. M. 4.40. Insertionspreis für die kleinspaltige Kolonelzeile od. deren Raum 25 Pfennig; finanzielle Anzeigen 35 Pf.; lokale Ver- kaufsanzeig. 20 Pf.; Stellengesuche 15 Pf. Redaktion und Expe- dition befinden sich Schwanthalerstr. 36 in München. Berichte sind an die Redaktion, Inserat- aufträge an die Ex- pedition franko ein- zusenden. [Spaltenumbruch] Abonnements für Berlin nimmt unsere dortige Filiale in der Leipzigerstraße 11 entgegen. [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
[Spaltenumbruch]
Abonnements für das Ausland nehmen an: für England A. Siegle, 30 Lime Str., London; für Frankreich, Portugal und Spanien A. Ammel und C. Klincksieck in Paris; für Belgien, Bulgarien, Dänemark, Italien, Niederlande, Rumänien, Rußland, Schweden und Norwegen, Schweiz, Serbien die dortigen Postämter; für den Orient das k. k. Postamt in Wien oder Triest; für Nordamerika F. W. Christern, E. Steiger u. Co., Gust. E. Stechert, Westermann u. Co., International News Comp., 83 und 85 Duane Str. in New-York. Inseratenannahme in München bei der Expedition, Schwanthalerstraße 36, in Berlin in unserer Filiale, Leipzigerstraße 11, ferner in Berlin, Hamburg, Breslau, Köln, Leipzig. Frankfurt a. M., Stuttgart, Nürnberg, Wien, Pest, London, Zürich, Basel etc. bei den Annoncenbureaux R. Mosse, Haasenste in u. Bogler. G. L. Daube u. Co. In den Filialen der Zeitungsbureaux Invalidendank zu Berlin, Dresden, Leipzig. Chemnitz etc. Außerdem in Berlin bei B. Arndt (Mohrenstraße 26) und S. Kornik (Kochstraße 23); für Frankreich bei John F. Jones u. Co., 31bis Faubourg Montmartre in Paris. Verantwortlich für den politischen Theil der Chefredakteur Haus Tournier, für das Feuilleton Alfred Frhr. v. Menst, für den Handelstheil Ernst Barth, sämmtlich in München. Druck und Verlag der Gesellschaft mit beschränkter Haftung "Verlag der Allgemeinen Zeitung" in München. [Spaltenumbruch] Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm und der deutsche Botschafter in St. Petersburg. * Berlin, 2. April.Tel. Wie aus St. Peters- Bismarck-Feier. * Berlin, 1. April.In der "Philharmonie" fand Ein Aufruf mit zahlreichen Unterschriften -- darunter Das Schiedsgerichtskompromiß auf der Haager Konferenz. * Der Königsberger Rechtslehrer Prof. Zorn gibt "Eine klare, sichere, feste, ruhige Politik, die in sorg- Demgemäß lehnte Deutschland das Projekt Sir "Unter diesen Umständen", schreibt Zorn, "ergab sich Der Bund der Landwirthe und das Fleischbeschaugesetz. * Der "Ausschuß des Bundes der Landwirthe" Koloniales. * Die jungen deutschen Mädchen und Frauen, Hof- und Personalnachrichten. * Nach einer Mittheilung der "Köln. Ztg.", welche die [Spaltenumbruch] Feuilleton. msi. Kgl. Hostheater. Keine sonntägliche Wagner- 𝜘. Das VII. Volks-Symphoniekonzert lockte gestern tz. Weimar, 1. April Im großherzogl. Hoftheater ge- Nr. 90. (Mit Beilage Nr. 76.)103. Jahrgang. München, Montag, 2. April 1900. Allgemeine Zeitung. Wöchentlich 12 Ausgaben. Bezugspreiſe: Durch die Poſtämter: jährlich M. 36. —, ohne Beil. M. 18. — (viertelj. M. 9. —, ohne Beil. M. 4.50); in München b. d Ex- pedition od. d. Depots monatlich M. 2. —, ohne Beil. M. 1.20. Zuſtellg. mil. 50 Pf. Direkter Bezug für Deutſchl. u. Oeſterreich monatlich M. 4. —, ohne Beil. M. 3. —, Ausland M. 5.60, ohne Beil. M. 4.40. Inſertionspreis für die kleinſpaltige Kolonelzeile od. deren Raum 25 Pfennig; finanzielle Anzeigen 35 Pf.; lokale Ver- kaufsanzeig. 20 Pf.; Stellengeſuche 15 Pf. Redaktion und Expe- dition befinden ſich Schwanthalerſtr. 36 in München. Berichte ſind an die Redaktion, Inſerat- aufträge an die Ex- pedition franko ein- zuſenden. [Spaltenumbruch] Abonnements für Berlin nimmt unſere dortige Filiale in der Leipzigerſtraße 11 entgegen. [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
[Spaltenumbruch]
Abonnements für das Ausland nehmen an: für England A. Siegle, 30 Lime Str., London; für Frankreich, Portugal und Spanien A. Ammel und C. Klinckſieck in Paris; für Belgien, Bulgarien, Dänemark, Italien, Niederlande, Rumänien, Rußland, Schweden und Norwegen, Schweiz, Serbien die dortigen Poſtämter; für den Orient das k. k. Poſtamt in Wien oder Trieſt; für Nordamerika F. W. Chriſtern, E. Steiger u. Co., Guſt. E. Stechert, Weſtermann u. Co., International News Comp., 83 und 85 Duane Str. in New-York. Inſeratenannahme in München bei der Expedition, Schwanthalerſtraße 36, in Berlin in unſerer Filiale, Leipzigerſtraße 11, ferner in Berlin, Hamburg, Breslau, Köln, Leipzig. Frankfurt a. M., Stuttgart, Nürnberg, Wien, Peſt, London, Zürich, Baſel ꝛc. bei den Annoncenbureaux R. Moſſe, Haaſenſte in u. Bogler. G. L. Daube u. Co. In den Filialen der Zeitungsbureaux Invalidendank zu Berlin, Dresden, Leipzig. Chemnitz ꝛc. Außerdem in Berlin bei B. Arndt (Mohrenſtraße 26) und S. Kornik (Kochſtraße 23); für Frankreich bei John F. Jones u. Co., 31bis Faubourg Montmartre in Paris. Verantwortlich für den politiſchen Theil der Chefredakteur Haus Tournier, für das Feuilleton Alfred Frhr. v. Menſt, für den Handelstheil Ernſt Barth, ſämmtlich in München. Druck und Verlag der Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung „Verlag der Allgemeinen Zeitung“ in München. [Spaltenumbruch] Deutſches Reich. Kaiſer Wilhelm und der deutſche Botſchafter in St. Petersburg. * Berlin, 2. April.Tel. Wie aus St. Peters- Bismarck-Feier. * Berlin, 1. April.In der „Philharmonie“ fand Ein Aufruf mit zahlreichen Unterſchriften — darunter Das Schiedsgerichtskompromiß auf der Haager Konferenz. * Der Königsberger Rechtslehrer Prof. Zorn gibt „Eine klare, ſichere, feſte, ruhige Politik, die in ſorg- Demgemäß lehnte Deutſchland das Projekt Sir „Unter dieſen Umſtänden“, ſchreibt Zorn, „ergab ſich Der Bund der Landwirthe und das Fleiſchbeſchaugeſetz. * Der „Ausſchuß des Bundes der Landwirthe“ Koloniales. * Die jungen deutſchen Mädchen und Frauen, Hof- und Perſonalnachrichten. * Nach einer Mittheilung der „Köln. Ztg.“, welche die [Spaltenumbruch] Feuilleton. μσι. Kgl. Hoſtheater. Keine ſonntägliche Wagner- 𝜘. Das VII. Volks-Symphoniekonzert lockte geſtern tz. Weimar, 1. April Im großherzogl. Hoftheater ge- <TEI> <text> <pb facs="#f0001"/> <front> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="volume"> <hi rendition="#b">Nr. 90. (Mit Beilage Nr. 76.)<hi rendition="#c">103. Jahrgang.</hi></hi> </titlePart> </docTitle> <docImprint> <pubPlace> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#right">München,</hi> </hi> </pubPlace> <docDate> <hi rendition="#right"><hi rendition="#b"> Montag,</hi> 2. April 1900.</hi> </docDate> </docImprint><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung.</hi> </hi> </titlePart> </docTitle> </titlePage> <cb/> <div type="jExpedition" n="1"> <head>Wöchentlich<lb/> 12 <hi rendition="#g">Ausgaben.</hi><lb/> Bezugspreiſe:<lb/> Durch die Poſtämter:<lb/> jährlich M. 36. —,<lb/> ohne Beil. M. 18. —<lb/> (viertelj. M. 9. —,<lb/> ohne Beil. M. 4.50);<lb/> in München b. d Ex-<lb/> pedition od. d. Depots<lb/> monatlich M. 2. —,<lb/> ohne Beil. M. 1.20.<lb/> Zuſtellg. mil. 50 Pf.<lb/><hi rendition="#g">Direkter</hi> Bezug für<lb/> Deutſchl. u. Oeſterreich<lb/> monatlich M. 4. —,<lb/> ohne Beil. M. 3. —,<lb/> Ausland M. 5.60,<lb/> ohne Beil. M. 4.40.</head> </div><lb/> <cb/> <div type="jExpedition" n="1"> <head>Inſertionspreis<lb/> für die kleinſpaltige<lb/> Kolonelzeile od. deren<lb/> Raum 25 Pfennig;<lb/> finanzielle Anzeigen<lb/> 35 Pf.; lokale Ver-<lb/> kaufsanzeig. 20 Pf.;<lb/> Stellengeſuche 15 Pf.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Redaktion und Expe-<lb/> dition befinden ſich<lb/> Schwanthalerſtr. 36<lb/> in München.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Berichte ſind an die<lb/> Redaktion, Inſerat-<lb/> aufträge an die Ex-<lb/> pedition franko ein-<lb/> zuſenden.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> <div type="jExpedition" n="1"> <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#c">Abonnements für Berlin nimmt unſere dortige Filiale in der Leipzigerſtraße 11 entgegen.</hi><lb/> Abonnements für das Ausland</hi> nehmen an: für England A. <hi rendition="#g">Siegle,</hi> 30 Lime Str., London; für Frankreich,<lb/> Portugal und Spanien A. <hi rendition="#g">Ammel</hi> und C. <hi rendition="#g">Klinckſieck</hi> in Paris; für Belgien, Bulgarien, Dänemark, Italien,<lb/> Niederlande, Rumänien, Rußland, Schweden und Norwegen, Schweiz, Serbien die dortigen Poſtämter; für den Orient<lb/> das k. k. Poſtamt in Wien oder Trieſt; für Nordamerika F. W. <hi rendition="#g">Chriſtern, E. Steiger u. Co.,</hi> Guſt.<lb/> E. <hi rendition="#g">Stechert, Weſtermann u. Co., International News Comp.,</hi> 83 und 85 Duane Str. in New-York.</head><lb/> <cb/> <figure/> <cb/> </div> <div type="jExpedition" n="1"> <head><hi rendition="#b">Inſeratenannahme</hi> in München bei der Expedition, <hi rendition="#b">Schwanthalerſtraße 36, in Berlin in unſerer Filiale,<lb/> Leipzigerſtraße 11,</hi> ferner in Berlin, Hamburg, Breslau, Köln, Leipzig. Frankfurt a. M., Stuttgart, Nürnberg,<lb/> Wien, Peſt, London, Zürich, Baſel ꝛc. bei den Annoncenbureaux R. <hi rendition="#g">Moſſe, Haaſenſte in u. Bogler. G. L.<lb/> Daube u. Co.</hi> In den Filialen der Zeitungsbureaux <hi rendition="#g">Invalidendank</hi> zu Berlin, Dresden, Leipzig. Chemnitz ꝛc.<lb/> Außerdem in Berlin bei B. <hi rendition="#g">Arndt</hi> (Mohrenſtraße 26) und S. <hi rendition="#g">Kornik</hi> (Kochſtraße 23); für Frankreich bei <hi rendition="#g">John</hi><lb/><hi rendition="#c">F. <hi rendition="#g">Jones u. Co.,</hi> 31<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">bis</hi></hi> Faubourg Montmartre in Paris.</hi></head> </div><lb/> <div type="jEditorialStaff" n="1"> <head> <hi rendition="#c">Verantwortlich für den politiſchen Theil der Chefredakteur <hi rendition="#b">Haus Tournier,</hi> für das Feuilleton <hi rendition="#b">Alfred Frhr. v. Menſt,</hi> für den Handelstheil <hi rendition="#b">Ernſt Barth,</hi> ſämmtlich in München.</hi> </head> </div><lb/> <div type="imprint" n="1"> <head> <hi rendition="#c">Druck und Verlag der Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung <hi rendition="#b">„Verlag der Allgemeinen Zeitung“</hi> in München.</hi> </head> </div> </front> <body><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſches Reich.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#b">Kaiſer</hi> Wilhelm und der deutſche Botſchafter in St. Petersburg.</head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 2. April.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Wie aus <hi rendition="#g">St. Peters-<lb/> burg</hi> gemeldet wird, traf daſelbſt anläßlich des geſtrigen<lb/> Geburtstags des Botſchafters Fürſten <hi rendition="#g">Radolin</hi> ein<lb/> werthvolles <hi rendition="#g">Geſchenk des Deutſchen Kaiſers</hi> ein.<lb/> Ferner ſandte Kaiſer Wilhelm dem Fürſten Radolin ein<lb/> überaus gnädiges <hi rendition="#g">Glückwunſchtelegramm</hi> und ver-<lb/> lieh ihm zur Belohnung für ſeine treuen Dienſte das<lb/><hi rendition="#g">Großkomthurkreuz des königlichen Hausordens<lb/> von Hohenzollern,</hi> wobei er die Hoffnung ausſprach,<lb/> der Fürſt möge dasſelbe noch lange in Ehren tragen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Bismarck-Feier.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 1. April.</dateline> <p>In der „Philharmonie“ fand<lb/> geſtern Abend, wie alljährlich am Vorabend von <hi rendition="#g">Bis-<lb/> marcks Geburtstag,</hi> ein großer Feſtkommers ſtatt,<lb/> an welchem Männer aus allen Berufskreiſen theilnahmen,<lb/> ſo daß der Saal überfüllt war; zahlreiche Damen ſaßen auf<lb/> den Tribünen. Auf der Bühne ſtand eine lorbergeſchmückte<lb/> Statue Bismarcks. Nachdem Direktor <hi rendition="#g">Schütz</hi> dem<lb/> Wunſche Ausdruck gegeben, Bismarcks Geburtstag möge<lb/> zum <hi rendition="#g">nationalen Feſttag</hi> werden, und das Hoch auf<lb/> den <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> ausgebracht, welchen er als beſten Hüter des<lb/> europäiſchen Friedens pries, wechſelten Liedervorträge, An-<lb/> ſprachen und Trinkſprüche; die Feſtrede hielt Dr. <hi rendition="#g">Saal-<lb/> feld;</hi> ſie gipfelte in dem Wunſche, Bismarcks Geiſt möge<lb/> zu ſegensreicher Zukunft weiter bei uns weilen. Beſonderen<lb/> Beifall fanden auch das Bismarck-Lied des Kammerſängers<lb/> Bulß und der Trinkſpruch Johann Trojans auf das Vater-<lb/> land.</p><lb/> <p>Ein Aufruf mit zahlreichen Unterſchriften — darunter<lb/> Reichskanzler Fürſt <hi rendition="#g">zu Hohenlohe,</hi> Staatsminiſter<lb/> Dr. v. <hi rendition="#g">Miquel,</hi> Dr. <hi rendition="#g">Thielen, v. Podbielski,</hi> Dr.<lb/><hi rendition="#g">Delbrück</hi> — ladet die Berliner Bürgerſchaft zu Bei-<lb/> trägen für eine in der Umgebung der Reichshauptſtadt zu<lb/> errichtende <hi rendition="#g">Bismarck-Säule</hi> ein.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Das Schiedsgerichtskompromiß auf der Haager Konferenz.</hi> </hi> </head><lb/> <p>* Der Königsberger Rechtslehrer Prof. <hi rendition="#g">Zorn</hi> gibt<lb/> im Aprilheft der <hi rendition="#g">„Deutſchen Rundſchau“</hi> werthvolle<lb/> Aufſchlüſſe über die völkerrechtlichen Ergebniſſe der<lb/> Haager Konferenz und liefert ſo eine Ergänzung zu<lb/> den neuerlichen Darlegungen des Prof. v. <hi rendition="#g">Stengel</hi> in<lb/> München. Von den Mittheilungen Zorns ſind diejenigen<lb/> beſonders intereſſant, die ſich auf das Kompromiß betreffs<lb/> des <hi rendition="#g">obligatoriſchen Schiedsgerichts</hi> beziehen. Be-<lb/> kanntlich war die Einrichtung eines <hi rendition="#g">permanenten Schieds-<lb/> gerichtshofes</hi> nicht im ruſſiſchen Entwurf vorgeſehen,<lb/> ſondern vom britiſchen Botſchafter Pauncefote vorgeſchlagen<lb/> worden. Der Gedanke wurde darauf in nicht weniger<lb/> als drei Vorlagen, einer engliſchen, ruſſiſchen und ameri-<lb/> kaniſchen, formulirt. In dem vorberathenden Komitee<lb/> waren ſieben Großmächte und drei Mittelſtaaten vertreten;<lb/> vier Großmächte und die drei Mittelſtaaten waren von<lb/> vornherein für den Gedanken des permanenten Tribunals<lb/><cb/> feſtgelegt. Was die übrigen Großmächte anlangt, ſo nahm<lb/> der Vertreter Oeſterreich-Ungarns, mit allem Vorbehalt<lb/> für ſeine Regierung, das permanente Tribunal an, Frank-<lb/> reich trat in weiteſtem Umfang auf den Standpunkt der<lb/> vier Großmächte, nur Deutſchland allein lehnte den Plan<lb/> Sir Pauncefote’s ab. Maßgebend für dieſe Haltung<lb/> Deutſchlands waren die <hi rendition="#g">Traditionen der Bismarck-<lb/> ſchen Politik,</hi> die Zorn folgendermaßen umſchreibt:</p><lb/> <quote>„Eine klare, ſichere, feſte, ruhige Politik, die in ſorg-<lb/> ſamſter Erwägung der eigenen Staatsintereſſen und der ge-<lb/> botenen allgemeinen und beſonderen internationalen Rückſichten<lb/> voranſchreitet, ebenſo entfernt von thatloſer Apathie, wie von<lb/> verwirrenden Intriguen und Abenteuern, bedarf derartiger be-<lb/> ſonderer Mittel nicht, ſondern weiß ſich am beſten geborgen<lb/> in der Arbeit der eigenen Staatsmänner und der eigenen<lb/> Diplomatie, nur von ſich und mit ſich erwägend, ob etwa in<lb/> einem einzelnen Fall das außerordentliche Hülfsmittel eines<lb/> Schiedsrichters oder Schiedsgerichts dem gewiſſenhaft er-<lb/> wogenen Staatsintereſſe entſpreche.“</quote><lb/> <p>Demgemäß lehnte Deutſchland das Projekt Sir<lb/> Pauncefote’s unter Anerkennung des Gedankens, auf den<lb/> eine reifere Zukunft wohl zurückkommen werde, ab. Aus<lb/> der Verhandlung ergab ſich, wie Zorn hervorhebt, jeden-<lb/> falls eines zur Evidenz: <hi rendition="#g">man wollte, wenn irgend<lb/> möglich, das Werk nicht ohne Zuſtimmung<lb/> Deutſchlands zum Abſchluß bringen und war<lb/> bereit, hiefür weitgehende Zugeſtändniſſe nach<lb/> anderer Richtung zu machen.</hi></p><lb/> <quote>„Unter dieſen Umſtänden“, ſchreibt Zorn, „ergab ſich<lb/> folgende Alternative …: entweder Deutſchland blieb bei<lb/> ſeiner Ablehnung und ſchied damit von der weiteren Mit-<lb/> arbeit an dieſer Frage aus, oder Deutſchland ſchloß ſich dem<lb/> Gedanken an und ſtellte dafür ſeine Gegenforderungen. Nach<lb/> langen ernſten Erwägungen wurde der zweite Weg beſchritten<lb/> und damit deutſcherſeits ein Abſchluß der Arbeiten der dritten<lb/> Kommiſſion wohl überhaupt ermöglicht. <hi rendition="#g">Dankbar wurde<lb/> allerſeits dieſes Entgegenkommen Deutſchlands<lb/> gewürdigt und damit war die eine Zeitlang ernſt-<lb/> lich drohende Gefahr eines völligen Scheiterns<lb/> der Konferenz überwunden.</hi> Die beiden wichtigſten<lb/> Gegenforderungen Deutſchlands, die weiterhin einſtimmig be-<lb/> willigt wurden, waren: 1. daß das ſogenannte permanente<lb/> Tribunal nicht als ein wirklicher dauernder Gerichtshof ein-<lb/> gerichtet werden, ſondern im weſentlichen nur eine dauernde<lb/><hi rendition="#g">Liſte von Schiedsrichtern</hi> ſein dürfe, aus denen ein-<lb/> tretendenfalls das Schiedsgericht gebildet werden könne;<lb/> 2. daß <hi rendition="#g">jeder obligatoriſche Charakter</hi> des Schieds-<lb/> gerichts aus der Konvention <hi rendition="#g">beſeitigt</hi> werde. Auf dieſer<lb/> Grundlage erfolgte ſodann friedlich und ſchiedlich in vollſtem<lb/> Einverſtändniß der Abſchluß der ganzen Arbeit in Komitee,<lb/> Kommiſſion und Konferenz.“</quote> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Der Bund der Landwirthe und das Fleiſchbeſchaugeſetz.</hi> </hi> </head><lb/> <p>* Der <hi rendition="#g">„Ausſchuß des Bundes der Landwirthe“</hi><lb/> hat zum Schlachtvieh- und Fleiſchbeſchaugeſetz in einer außer-<lb/> ordentlichen Sitzung Stellung genommen und ſich dahin aus-<lb/><cb/> geſprochen, daß es für <hi rendition="#g">die deutſche Landwirthſchaft<lb/> unmöglich</hi> ſei, über die Beſchlüſſe zweiter Leſung hinaus-<lb/> gehende Konzeſſionen zu machen. „Faſt einſtimmig“ fügen<lb/> die Bundesorgane hinzu, ohne indeß nähere Auskunft zu<lb/> geben, wie ſtark die Ausſchußſitzung beſucht war, und was<lb/> mit denjenigen Mitgliedern des Ausſchuſſes geſchehen wird,<lb/> die durch ihre diſſentirende Meinung — nach dem Wortlaut<lb/> des oben erwähnten Beſchluſſes zu urtheilen — gegen die<lb/> Grundſätze des Bundes verſtoßen und ſich in einen ausge-<lb/> ſprochenen Gegenſatz zu dem geſetzt, was der engere Vorſtand<lb/> des Bundes überdies für unerläßlich hat bezeichnen laſſen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Koloniales.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>* Die <hi rendition="#g">jungen deutſchen Mädchen und Frauen,</hi><lb/> welche zu Anfang November vorigen Jahres mit Unterſtützung<lb/> der Deutſchen Kolonialgeſellſchaft die Reiſe nach <hi rendition="#g">Deutſch-<lb/> Südweſtafrika</hi> angetreten haben, ſind am 10. Dezember<lb/> glücklich in Swakopmund gelandet und dort von dem Finanz-<lb/> kommiſſär Pahl im Auftrage des Gouverneurs in Empfang<lb/> genommen worden. Derſelbe hat für die Weiterbeförderung nach<lb/> den verſchiedenen Beſtimmungsorten Sorge getragen. Von den<lb/> jungen Mädchen, die in deutſchen Familien des Schutzgebiets<lb/> in dienender Stellung Aufnahme gefunden haben, ſind drei<lb/> in Swakopmund verblieben, während fünf in Windhoek und<lb/> zwei in Ojimbingwe Unterkunft gefunden haben. Drei haben<lb/> ſich bereits verlobt, eine davon ſchon unterwegs mit einem<lb/> Offizier des betreffenden Woermann-Dampfers. Beſonders<lb/> freudig iſt im Schutzgebiet die Ueberſiedelung einer Frau be-<lb/> grüßt worden, welche mit fünf Töchtern und vier Söhnen<lb/> ihrem älteſten Sohne, der mit einer ſeiner Schweſtern bereits<lb/> 1898 ſich in Südweſtafrika als Anſiedler niedergelaſſen hat,<lb/> gefolgt iſt. Auch mit dem Dampfer, der am 25. März d. J.<lb/> von Hamburg abgefahren iſt, hat ein Anſiedler nebſt Frau<lb/> und vier Kindern die Ausreiſe nach Südweſtafrika angetreten.<lb/> Ihnen werden im April ein junger Ehemann nebſt Frau und<lb/> Schwiegermutter ſowie mehrere Bräute folgen.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Hof- und Perſonalnachrichten.</hi> </head><lb/> <div xml:id="a01a" n="4" type="jArticle" next="#a01b"> <p>* Nach einer Mittheilung der „Köln. Ztg.“, welche die<lb/> „Nordd. Allg. Ztg.“ abdruckt, iſt die von den „Braunſchweiger<lb/> Neueſten Nachrichten“ und auch von uns gebrachte Meldung,<lb/> daß nach der Verlobung des Prinzen Max von Baden mit<lb/> der Prinzeſſin Marie Luiſe von Cumberland zwiſchen dem<lb/><hi rendition="#g">Kaiſer</hi> und dem <hi rendition="#g">Herzog von Cumberland</hi> Glückwunſch-<lb/> telegramme ausgetauſcht worden ſeien, <hi rendition="#g">unzutreffend.</hi> Ein<lb/> ſolcher Depeſchenwechſel habe nicht ſtattgefunden. — Die<lb/> Reiſe des Prinzen <hi rendition="#g">Georg von Sachſen</hi> nach Berlin hängt<lb/> mit ſeinem Rücktritt vom Kommando des <hi rendition="#aq">XII.</hi> Armeekorps zu-<lb/> ſammen. Der Prinz, der ſich beim Kaiſer abmelden wird, iſt<lb/> im königlichen Schloß abgeſtiegen und war für Sonntag zur<lb/> kaiſerlichen Frühſtückstafel geladen. Am Abend gedachte er,<lb/> nach Dresden zurückzukehren. — Aſſiſtenzarzt <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Dittmer,</hi><lb/> welcher der Expedition des Hauptmanns v. Beſſer in Kamerun<lb/> angehörte, iſt nach dem amtlichen „Deutſchen Kolonialblatt“<lb/> ſeinen im Kampf erhaltenen Wunden erlegen. — Zu den<lb/> älteſten und begütertſten weſtfäliſchen Adelsgeſchlechtern katholiſcher Konfeſſion gehören die Freiherren v. Boeſelager. Wie</p> </div> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Feuilleton.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jComment" n="2"> <head>μσι. <hi rendition="#b">Kgl. Hoſtheater.</hi></head> <p>Keine ſonntägliche Wagner-<lb/> Aufführung oder keine Wagneriſche Sonntags-Aufführung<lb/> ohne Abſagezettel! Der erſte Blick hat beim Betreten des<lb/> Theaters jenen kleinen Anſchlagzetteln zu gelten, welche die<lb/> angenehmen Ueberraſchungen bringen. Man verſäume dies<lb/> nie — man wird die kleine Mühe immer belohnt finden.<lb/> Geſtern gab man <hi rendition="#g">„Die Meiſterſinger von Nürnberg“.</hi><lb/> Wegen „Unpäßlichkeit“ des Hrn. Knote hatte Hr. <hi rendition="#g">Mikorey</hi><lb/> den David übernommen, und Hr. <hi rendition="#g">Klöpfer</hi> ſang den Pogner<lb/> trotz ſtarker Indispoſition, „um die Vorſtellung zu ermöglichen“.<lb/> Herz, was willſt du mehr? Gleich zwei Ueberraſchungen<lb/> auf einmal. Hr. Mikorey wird den David nun wohl öfter<lb/> ſingen, wie er ihn ſchon vor Jahren wiederholt geſungen hat.<lb/> Er iſt uns in der letzten Zeit wiederholt ein Retter in der Noth<lb/> geweſen und ſtets mit Glück. Wenn dieſer David auch<lb/> einen ſehr ſtattlichen Schnurrbart hat, er ſieht doch<lb/> noch jünger aus, als er iſt. Mit Hrn. Klöpfers Heiſerkeit<lb/> war es, wie gewöhnlich, nicht weit her. Klöpfer der<lb/> Aengſtliche hat ein beſonderes Faible für Ab- und Anſagen.<lb/> Was uns aber den Beſuch der „Meiſterſinger“ auferlegte, war<lb/> das Gaſtſpiel des Hrn. <hi rendition="#g">Gerhäuſer,</hi> der als dritte Rolle<lb/> geſtern den Walther von Stoltzing ſang. Inzwiſchen hat das<lb/> Gerücht, daß der Karlsruher Gaſt hier engagirt ſei oder doch<lb/> wenigſtens engagirt werden wolle, den Weg in die Blätter<lb/> gefunden. Bisher durfte man ſein Auftreten als eine Art<lb/> Ehren- oder Aushülfsgaſtſpiel betrachten. Will Hr. Gerhäuſer<lb/> aber bleiben, ſo wird man ihn darauf hin ſich näher anſehen<lb/> müſſen. Es iſt keine Frage, daß Hr. Gerhäuſer den bisherigen<lb/> Bewerber, Hrn. Carléé<hi rendition="#aq"/>n, in jeder Beziehung weit übertrifft,<lb/> andrerſeits iſt es immer etwas prekäres, einen Sänger, der<lb/> von hier ausgegangen iſt und den man einfach hätte behalten<lb/> können, viele Jahre älter theuer zurückkaufen zu ſollen. Hr.<lb/> Gerhäuſer hat allerdings in ſieben Jahren in Karlsruhe in<lb/> der Schule Mottls mehr gelernt, als er in dieſer Zeit hier<lb/> unter weit minder einheitlicher Leitung hätte lernen können<lb/> — er hat alles gelernt, was er nur lernen konnte. In der Er-<lb/> ſcheinung ein wahrhafter Heldentenor, der nur geſtern ohne Bart<lb/> älter und ungünſtiger ausſah als im Bart, iſt er ein routinirter<lb/><cb/> Sänger und Darſteller geworden. Aber auch Mottl kann<lb/> keine Wunder wirken, und was die Natur verſagt, kann ſelbſt<lb/> eine ſo feine künſtleriſche Oper wie die Karlsruher nicht zum<lb/> Reifen bringen — eben weil es nicht da iſt. Das iſt Schmelz<lb/> der Stimme und Wärme des Gefühls. Hr. Gerhäuſer poſirt<lb/> außerordentlich ſchön, aber was er auch thut — er bleibt bis<lb/> ans Herz hinan kühl. Das fühlt man. Und die Stimme iſt<lb/> ſtark, ſelbſt für unſer Haus ſtark genug, aber es fehlt ihr<lb/> der eigentliche Glanz und ſie iſt in der Höhe einigermaßen<lb/> begrenzt, wie ſich bei der „Geburt“ des Preisliedes im dritten<lb/> Akt gezeigt hat. Das Anſingen der Höhe im Piano wird leicht<lb/> brüchig, eben weil das Material ziemlich ſpröde iſt. Trotz all<lb/> dieſen „Abers“ hatte der Gaſt einen ſchönen Erfolg und — die<lb/> Heldentenöre ſind ſo ſelten! Die übrige Beſetzung brachte nichts<lb/> neues. Der Hans Sachs des Hrn. <hi rendition="#g">Feinhals</hi> iſt leider noch recht<lb/> unintereſſant und ohne ein Fünkchen von Humor; daß ſein<lb/> ſchöner weicher Baryton ſo ſelten durchdrang, legen wir ihm<lb/> weniger zur Laſt als dem Orcheſter, das geſtern wieder auffallend<lb/> roh ſpielte. Nur ein Brüller wie Brucks kann da durchdringen.<lb/> Höchſte Stimmloſigkeiten wie die des Hrn. <hi rendition="#g">Klein</hi> werden<lb/> rettungslos verſchlungen; ſein Beckmeſſer ſuchte ſich durch Ueber-<lb/> treibung des Spiels durchzuſetzen. Auch das ſo deutlich dekla-<lb/> mirende Frln. <hi rendition="#g">Blank</hi> (Magdalene) blieb uns meiſt unverſtänd-<lb/> lich. Die Eva ſang nach längerer Zeit wieder Frln. <hi rendition="#g">Schloß,</hi><lb/> techniſch ſehr ſauber, aber ohne jene Eindringlichkeit und<lb/> Ueberzeugung, die ihrem Evchen vielleicht unter günſtigeren<lb/> Verhältniſſen eigen geweſen wären. Die Aufführung, die ſo-<lb/> mit ziemlich Ungleichartiges bot, war ſehr gut beſucht.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="2"> <p>&#x1D718;. <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VII.</hi> Volks-Symphoniekonzert</hi> lockte geſtern<lb/> Nachmittag eine gewaltige, den verſchiedenſten Ständen an-<lb/> gehörige Zuhörermenge in die Räume des Kaim-Saals. Zur<lb/> Aufführung gelangten die Ouvertüre zur „Zauberflöte“, Beet-<lb/> hovens achte Symphonie in <hi rendition="#aq">F-dur</hi> und der „Kaiſermarſch“<lb/> von Richard Wagner. Gegen das Programm wäre einzu-<lb/> wenden, daß es auf den erſt zu erziehenden Geſchmack eines<lb/> Sonntagspublikums, in dem die arbeitende Klaſſe entſchieden<lb/> überwiegt, nicht genügend Rückſicht nahm. Wir meinen, die<lb/> ſublime, mit feinen Kontrapunkten gewürzte Ouvertüre kann<lb/> wohl der Kenner erfaſſen nicht aber der Werkelmann, deſſen<lb/> Ohr an niedere Tanz- und Marſchmuſik gewöhnt iſt. Syſte-<lb/> matiſches Aufſteigen vom Tieferen zum Höheren iſt der<lb/> Witz aller Erziehung. Man durfte alſo zunächſt jenes<lb/><cb/> Element in der Kunſtmuſik, das gewiſſermaßen die Brücke<lb/> zur Volksmuſik bildet, den veredelten Tanz nicht außer<lb/> acht laſſen und hätte daher die Reihe der Darbietungen<lb/> vielleicht beſſer mit einer modernen Tanzſuite eröffnet.<lb/> Da war der effektvolle Kaiſermarſch ſchon eher am Platz.<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Dohrn</hi> dirigirte die beiden Sätze mit künſtleriſchem Ver-<lb/> ſtändniß. Die Symphonie aber, welche ob ihres Reichthums<lb/> an tanzmäßigen Rhythmen und ob ihrer Faßlichkeit gut ge-<lb/> wählt war, verlangt doch mehr Vertiefung und Verfeinerung.<lb/> Namentlich die Wiedergabe der Eckſätze entbehrte der ſtoff-<lb/> lichen Klärung. Zwiſchen den Inſtrumentalvorträgen ſang<lb/> Frau Eugenie <hi rendition="#g">Zeiz</hi> Lieder von Schumann, Brahms („Meine<lb/> Liebe iſt grün“) und Rubinſtein. Sie verfügt über einen<lb/> kleinen, aber gebildeten Sopran. Allerdings geht die Höhe<lb/> etwas ſtreng. In der Auffaſſung bekundete die Dame Ge-<lb/> ſchmack und Reife. Im übrigen verſteht ſie bei deutlicher Text-<lb/> ausſprache meiſterlich zu phraſiren. Auf den Jubel, den ſie<lb/> mit Rubinſteins „Neue Liebe“ entfeſſelte, ſpendete ſie ein<lb/> franzöſiſches Lied in <hi rendition="#aq">Fis</hi> als Zugabe.</p> </div><lb/> <div xml:id="a02a" n="2" type="jComment" next="#a02b"> <dateline><hi rendition="#aq">tz.</hi><hi rendition="#b">Weimar,</hi> 1. April</dateline> <p>Im großherzogl. Hoftheater ge-<lb/> langte geſtern ein fünfaktiges <hi rendition="#g">„Wartburg-Drama“</hi> von<lb/> Maria <hi rendition="#g">Witilo</hi> (Gräfin v. Wedel, geb. Gräfin Beuſt) zur<lb/> Erſtaufführung und hatte ſowohl durch die überaus inter-<lb/> eſſante Handlung wie durch die ſehr geſchickte Bühnenaus-<lb/> führung des Stoffes ſich eines lebhaften Beifalls zu erfreuen.<lb/> Motivirung wie Steigerung verriethen in keiner Weiſe die<lb/> Hand einer Dilettantin und ſo darf man den ferneren Bühnen-<lb/> ſchöpfungen der auf dem Gebiet der lyriſchen Dichtung bereits<lb/> bekannten Verfaſſerin wohl mit hoffnungsvollſter Spannung<lb/> entgegen ſehen. Das beſtimmt Geſchichtliche des Stoffes be-<lb/> ſteht hauptſächlich in dem beglaubigten Zuſammenhang, in<lb/> welchem <hi rendition="#g">„Die letzte Hohenſtaufin“</hi> (dies iſt der eigent-<lb/> liche Titel des Schauſpiels) die Landgräfin Margarethe von<lb/> Thüringen mit Wiſſen und Zuſtimmung ihres Gatten, des<lb/> Landgrafen Albrecht, als Tochter des Kaiſers Friedrich <hi rendition="#aq">II.</hi><lb/> von Hohenſtaufen mit den Ghibellinen in Italien ſtand, die<lb/> ihr nach dem Tode Konradius auf dem Blutgerüſt (1268)<lb/> deſſen Erbe: die Königskrone beider Sizilien anboten. That-<lb/> ſächlich hat Margarethe an die hohenſtaufiſche Partei in<lb/> Italien einen Aufruf erlaſſen, in dem ſie ſich bereit erklärte,<lb/> für ſich oder einen ihrer beiden Söhne jene Krone anzu-nehmen. Dieſe in den Büchern der Geſchichte beglaubigte</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [0001]
Nr. 90. (Mit Beilage Nr. 76.)103. Jahrgang. München, Montag, 2. April 1900.
Allgemeine Zeitung.
Wöchentlich
12 Ausgaben.
Bezugspreiſe:
Durch die Poſtämter:
jährlich M. 36. —,
ohne Beil. M. 18. —
(viertelj. M. 9. —,
ohne Beil. M. 4.50);
in München b. d Ex-
pedition od. d. Depots
monatlich M. 2. —,
ohne Beil. M. 1.20.
Zuſtellg. mil. 50 Pf.
Direkter Bezug für
Deutſchl. u. Oeſterreich
monatlich M. 4. —,
ohne Beil. M. 3. —,
Ausland M. 5.60,
ohne Beil. M. 4.40.
Inſertionspreis
für die kleinſpaltige
Kolonelzeile od. deren
Raum 25 Pfennig;
finanzielle Anzeigen
35 Pf.; lokale Ver-
kaufsanzeig. 20 Pf.;
Stellengeſuche 15 Pf.
Redaktion und Expe-
dition befinden ſich
Schwanthalerſtr. 36
in München.
Berichte ſind an die
Redaktion, Inſerat-
aufträge an die Ex-
pedition franko ein-
zuſenden.
Abonnements für Berlin nimmt unſere dortige Filiale in der Leipzigerſtraße 11 entgegen.
Abonnements für das Ausland nehmen an: für England A. Siegle, 30 Lime Str., London; für Frankreich,
Portugal und Spanien A. Ammel und C. Klinckſieck in Paris; für Belgien, Bulgarien, Dänemark, Italien,
Niederlande, Rumänien, Rußland, Schweden und Norwegen, Schweiz, Serbien die dortigen Poſtämter; für den Orient
das k. k. Poſtamt in Wien oder Trieſt; für Nordamerika F. W. Chriſtern, E. Steiger u. Co., Guſt.
E. Stechert, Weſtermann u. Co., International News Comp., 83 und 85 Duane Str. in New-York.
[Abbildung]
Inſeratenannahme in München bei der Expedition, Schwanthalerſtraße 36, in Berlin in unſerer Filiale,
Leipzigerſtraße 11, ferner in Berlin, Hamburg, Breslau, Köln, Leipzig. Frankfurt a. M., Stuttgart, Nürnberg,
Wien, Peſt, London, Zürich, Baſel ꝛc. bei den Annoncenbureaux R. Moſſe, Haaſenſte in u. Bogler. G. L.
Daube u. Co. In den Filialen der Zeitungsbureaux Invalidendank zu Berlin, Dresden, Leipzig. Chemnitz ꝛc.
Außerdem in Berlin bei B. Arndt (Mohrenſtraße 26) und S. Kornik (Kochſtraße 23); für Frankreich bei John
F. Jones u. Co., 31bis Faubourg Montmartre in Paris.
Verantwortlich für den politiſchen Theil der Chefredakteur Haus Tournier, für das Feuilleton Alfred Frhr. v. Menſt, für den Handelstheil Ernſt Barth, ſämmtlich in München.
Druck und Verlag der Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung „Verlag der Allgemeinen Zeitung“ in München.
Deutſches Reich.
Kaiſer Wilhelm und der deutſche Botſchafter in St. Petersburg.
* Berlin, 2. April.Tel. Wie aus St. Peters-
burg gemeldet wird, traf daſelbſt anläßlich des geſtrigen
Geburtstags des Botſchafters Fürſten Radolin ein
werthvolles Geſchenk des Deutſchen Kaiſers ein.
Ferner ſandte Kaiſer Wilhelm dem Fürſten Radolin ein
überaus gnädiges Glückwunſchtelegramm und ver-
lieh ihm zur Belohnung für ſeine treuen Dienſte das
Großkomthurkreuz des königlichen Hausordens
von Hohenzollern, wobei er die Hoffnung ausſprach,
der Fürſt möge dasſelbe noch lange in Ehren tragen.
Bismarck-Feier.
* Berlin, 1. April.In der „Philharmonie“ fand
geſtern Abend, wie alljährlich am Vorabend von Bis-
marcks Geburtstag, ein großer Feſtkommers ſtatt,
an welchem Männer aus allen Berufskreiſen theilnahmen,
ſo daß der Saal überfüllt war; zahlreiche Damen ſaßen auf
den Tribünen. Auf der Bühne ſtand eine lorbergeſchmückte
Statue Bismarcks. Nachdem Direktor Schütz dem
Wunſche Ausdruck gegeben, Bismarcks Geburtstag möge
zum nationalen Feſttag werden, und das Hoch auf
den Kaiſer ausgebracht, welchen er als beſten Hüter des
europäiſchen Friedens pries, wechſelten Liedervorträge, An-
ſprachen und Trinkſprüche; die Feſtrede hielt Dr. Saal-
feld; ſie gipfelte in dem Wunſche, Bismarcks Geiſt möge
zu ſegensreicher Zukunft weiter bei uns weilen. Beſonderen
Beifall fanden auch das Bismarck-Lied des Kammerſängers
Bulß und der Trinkſpruch Johann Trojans auf das Vater-
land.
Ein Aufruf mit zahlreichen Unterſchriften — darunter
Reichskanzler Fürſt zu Hohenlohe, Staatsminiſter
Dr. v. Miquel, Dr. Thielen, v. Podbielski, Dr.
Delbrück — ladet die Berliner Bürgerſchaft zu Bei-
trägen für eine in der Umgebung der Reichshauptſtadt zu
errichtende Bismarck-Säule ein.
Das Schiedsgerichtskompromiß auf der Haager Konferenz.
* Der Königsberger Rechtslehrer Prof. Zorn gibt
im Aprilheft der „Deutſchen Rundſchau“ werthvolle
Aufſchlüſſe über die völkerrechtlichen Ergebniſſe der
Haager Konferenz und liefert ſo eine Ergänzung zu
den neuerlichen Darlegungen des Prof. v. Stengel in
München. Von den Mittheilungen Zorns ſind diejenigen
beſonders intereſſant, die ſich auf das Kompromiß betreffs
des obligatoriſchen Schiedsgerichts beziehen. Be-
kanntlich war die Einrichtung eines permanenten Schieds-
gerichtshofes nicht im ruſſiſchen Entwurf vorgeſehen,
ſondern vom britiſchen Botſchafter Pauncefote vorgeſchlagen
worden. Der Gedanke wurde darauf in nicht weniger
als drei Vorlagen, einer engliſchen, ruſſiſchen und ameri-
kaniſchen, formulirt. In dem vorberathenden Komitee
waren ſieben Großmächte und drei Mittelſtaaten vertreten;
vier Großmächte und die drei Mittelſtaaten waren von
vornherein für den Gedanken des permanenten Tribunals
feſtgelegt. Was die übrigen Großmächte anlangt, ſo nahm
der Vertreter Oeſterreich-Ungarns, mit allem Vorbehalt
für ſeine Regierung, das permanente Tribunal an, Frank-
reich trat in weiteſtem Umfang auf den Standpunkt der
vier Großmächte, nur Deutſchland allein lehnte den Plan
Sir Pauncefote’s ab. Maßgebend für dieſe Haltung
Deutſchlands waren die Traditionen der Bismarck-
ſchen Politik, die Zorn folgendermaßen umſchreibt:
„Eine klare, ſichere, feſte, ruhige Politik, die in ſorg-
ſamſter Erwägung der eigenen Staatsintereſſen und der ge-
botenen allgemeinen und beſonderen internationalen Rückſichten
voranſchreitet, ebenſo entfernt von thatloſer Apathie, wie von
verwirrenden Intriguen und Abenteuern, bedarf derartiger be-
ſonderer Mittel nicht, ſondern weiß ſich am beſten geborgen
in der Arbeit der eigenen Staatsmänner und der eigenen
Diplomatie, nur von ſich und mit ſich erwägend, ob etwa in
einem einzelnen Fall das außerordentliche Hülfsmittel eines
Schiedsrichters oder Schiedsgerichts dem gewiſſenhaft er-
wogenen Staatsintereſſe entſpreche.“
Demgemäß lehnte Deutſchland das Projekt Sir
Pauncefote’s unter Anerkennung des Gedankens, auf den
eine reifere Zukunft wohl zurückkommen werde, ab. Aus
der Verhandlung ergab ſich, wie Zorn hervorhebt, jeden-
falls eines zur Evidenz: man wollte, wenn irgend
möglich, das Werk nicht ohne Zuſtimmung
Deutſchlands zum Abſchluß bringen und war
bereit, hiefür weitgehende Zugeſtändniſſe nach
anderer Richtung zu machen.
„Unter dieſen Umſtänden“, ſchreibt Zorn, „ergab ſich
folgende Alternative …: entweder Deutſchland blieb bei
ſeiner Ablehnung und ſchied damit von der weiteren Mit-
arbeit an dieſer Frage aus, oder Deutſchland ſchloß ſich dem
Gedanken an und ſtellte dafür ſeine Gegenforderungen. Nach
langen ernſten Erwägungen wurde der zweite Weg beſchritten
und damit deutſcherſeits ein Abſchluß der Arbeiten der dritten
Kommiſſion wohl überhaupt ermöglicht. Dankbar wurde
allerſeits dieſes Entgegenkommen Deutſchlands
gewürdigt und damit war die eine Zeitlang ernſt-
lich drohende Gefahr eines völligen Scheiterns
der Konferenz überwunden. Die beiden wichtigſten
Gegenforderungen Deutſchlands, die weiterhin einſtimmig be-
willigt wurden, waren: 1. daß das ſogenannte permanente
Tribunal nicht als ein wirklicher dauernder Gerichtshof ein-
gerichtet werden, ſondern im weſentlichen nur eine dauernde
Liſte von Schiedsrichtern ſein dürfe, aus denen ein-
tretendenfalls das Schiedsgericht gebildet werden könne;
2. daß jeder obligatoriſche Charakter des Schieds-
gerichts aus der Konvention beſeitigt werde. Auf dieſer
Grundlage erfolgte ſodann friedlich und ſchiedlich in vollſtem
Einverſtändniß der Abſchluß der ganzen Arbeit in Komitee,
Kommiſſion und Konferenz.“
Der Bund der Landwirthe und das Fleiſchbeſchaugeſetz.
* Der „Ausſchuß des Bundes der Landwirthe“
hat zum Schlachtvieh- und Fleiſchbeſchaugeſetz in einer außer-
ordentlichen Sitzung Stellung genommen und ſich dahin aus-
geſprochen, daß es für die deutſche Landwirthſchaft
unmöglich ſei, über die Beſchlüſſe zweiter Leſung hinaus-
gehende Konzeſſionen zu machen. „Faſt einſtimmig“ fügen
die Bundesorgane hinzu, ohne indeß nähere Auskunft zu
geben, wie ſtark die Ausſchußſitzung beſucht war, und was
mit denjenigen Mitgliedern des Ausſchuſſes geſchehen wird,
die durch ihre diſſentirende Meinung — nach dem Wortlaut
des oben erwähnten Beſchluſſes zu urtheilen — gegen die
Grundſätze des Bundes verſtoßen und ſich in einen ausge-
ſprochenen Gegenſatz zu dem geſetzt, was der engere Vorſtand
des Bundes überdies für unerläßlich hat bezeichnen laſſen.
Koloniales.
* Die jungen deutſchen Mädchen und Frauen,
welche zu Anfang November vorigen Jahres mit Unterſtützung
der Deutſchen Kolonialgeſellſchaft die Reiſe nach Deutſch-
Südweſtafrika angetreten haben, ſind am 10. Dezember
glücklich in Swakopmund gelandet und dort von dem Finanz-
kommiſſär Pahl im Auftrage des Gouverneurs in Empfang
genommen worden. Derſelbe hat für die Weiterbeförderung nach
den verſchiedenen Beſtimmungsorten Sorge getragen. Von den
jungen Mädchen, die in deutſchen Familien des Schutzgebiets
in dienender Stellung Aufnahme gefunden haben, ſind drei
in Swakopmund verblieben, während fünf in Windhoek und
zwei in Ojimbingwe Unterkunft gefunden haben. Drei haben
ſich bereits verlobt, eine davon ſchon unterwegs mit einem
Offizier des betreffenden Woermann-Dampfers. Beſonders
freudig iſt im Schutzgebiet die Ueberſiedelung einer Frau be-
grüßt worden, welche mit fünf Töchtern und vier Söhnen
ihrem älteſten Sohne, der mit einer ſeiner Schweſtern bereits
1898 ſich in Südweſtafrika als Anſiedler niedergelaſſen hat,
gefolgt iſt. Auch mit dem Dampfer, der am 25. März d. J.
von Hamburg abgefahren iſt, hat ein Anſiedler nebſt Frau
und vier Kindern die Ausreiſe nach Südweſtafrika angetreten.
Ihnen werden im April ein junger Ehemann nebſt Frau und
Schwiegermutter ſowie mehrere Bräute folgen.
Hof- und Perſonalnachrichten.
* Nach einer Mittheilung der „Köln. Ztg.“, welche die
„Nordd. Allg. Ztg.“ abdruckt, iſt die von den „Braunſchweiger
Neueſten Nachrichten“ und auch von uns gebrachte Meldung,
daß nach der Verlobung des Prinzen Max von Baden mit
der Prinzeſſin Marie Luiſe von Cumberland zwiſchen dem
Kaiſer und dem Herzog von Cumberland Glückwunſch-
telegramme ausgetauſcht worden ſeien, unzutreffend. Ein
ſolcher Depeſchenwechſel habe nicht ſtattgefunden. — Die
Reiſe des Prinzen Georg von Sachſen nach Berlin hängt
mit ſeinem Rücktritt vom Kommando des XII. Armeekorps zu-
ſammen. Der Prinz, der ſich beim Kaiſer abmelden wird, iſt
im königlichen Schloß abgeſtiegen und war für Sonntag zur
kaiſerlichen Frühſtückstafel geladen. Am Abend gedachte er,
nach Dresden zurückzukehren. — Aſſiſtenzarzt Dr. Dittmer,
welcher der Expedition des Hauptmanns v. Beſſer in Kamerun
angehörte, iſt nach dem amtlichen „Deutſchen Kolonialblatt“
ſeinen im Kampf erhaltenen Wunden erlegen. — Zu den
älteſten und begütertſten weſtfäliſchen Adelsgeſchlechtern katholiſcher Konfeſſion gehören die Freiherren v. Boeſelager. Wie
Feuilleton.
μσι. Kgl. Hoſtheater.Keine ſonntägliche Wagner-
Aufführung oder keine Wagneriſche Sonntags-Aufführung
ohne Abſagezettel! Der erſte Blick hat beim Betreten des
Theaters jenen kleinen Anſchlagzetteln zu gelten, welche die
angenehmen Ueberraſchungen bringen. Man verſäume dies
nie — man wird die kleine Mühe immer belohnt finden.
Geſtern gab man „Die Meiſterſinger von Nürnberg“.
Wegen „Unpäßlichkeit“ des Hrn. Knote hatte Hr. Mikorey
den David übernommen, und Hr. Klöpfer ſang den Pogner
trotz ſtarker Indispoſition, „um die Vorſtellung zu ermöglichen“.
Herz, was willſt du mehr? Gleich zwei Ueberraſchungen
auf einmal. Hr. Mikorey wird den David nun wohl öfter
ſingen, wie er ihn ſchon vor Jahren wiederholt geſungen hat.
Er iſt uns in der letzten Zeit wiederholt ein Retter in der Noth
geweſen und ſtets mit Glück. Wenn dieſer David auch
einen ſehr ſtattlichen Schnurrbart hat, er ſieht doch
noch jünger aus, als er iſt. Mit Hrn. Klöpfers Heiſerkeit
war es, wie gewöhnlich, nicht weit her. Klöpfer der
Aengſtliche hat ein beſonderes Faible für Ab- und Anſagen.
Was uns aber den Beſuch der „Meiſterſinger“ auferlegte, war
das Gaſtſpiel des Hrn. Gerhäuſer, der als dritte Rolle
geſtern den Walther von Stoltzing ſang. Inzwiſchen hat das
Gerücht, daß der Karlsruher Gaſt hier engagirt ſei oder doch
wenigſtens engagirt werden wolle, den Weg in die Blätter
gefunden. Bisher durfte man ſein Auftreten als eine Art
Ehren- oder Aushülfsgaſtſpiel betrachten. Will Hr. Gerhäuſer
aber bleiben, ſo wird man ihn darauf hin ſich näher anſehen
müſſen. Es iſt keine Frage, daß Hr. Gerhäuſer den bisherigen
Bewerber, Hrn. Carléén, in jeder Beziehung weit übertrifft,
andrerſeits iſt es immer etwas prekäres, einen Sänger, der
von hier ausgegangen iſt und den man einfach hätte behalten
können, viele Jahre älter theuer zurückkaufen zu ſollen. Hr.
Gerhäuſer hat allerdings in ſieben Jahren in Karlsruhe in
der Schule Mottls mehr gelernt, als er in dieſer Zeit hier
unter weit minder einheitlicher Leitung hätte lernen können
— er hat alles gelernt, was er nur lernen konnte. In der Er-
ſcheinung ein wahrhafter Heldentenor, der nur geſtern ohne Bart
älter und ungünſtiger ausſah als im Bart, iſt er ein routinirter
Sänger und Darſteller geworden. Aber auch Mottl kann
keine Wunder wirken, und was die Natur verſagt, kann ſelbſt
eine ſo feine künſtleriſche Oper wie die Karlsruher nicht zum
Reifen bringen — eben weil es nicht da iſt. Das iſt Schmelz
der Stimme und Wärme des Gefühls. Hr. Gerhäuſer poſirt
außerordentlich ſchön, aber was er auch thut — er bleibt bis
ans Herz hinan kühl. Das fühlt man. Und die Stimme iſt
ſtark, ſelbſt für unſer Haus ſtark genug, aber es fehlt ihr
der eigentliche Glanz und ſie iſt in der Höhe einigermaßen
begrenzt, wie ſich bei der „Geburt“ des Preisliedes im dritten
Akt gezeigt hat. Das Anſingen der Höhe im Piano wird leicht
brüchig, eben weil das Material ziemlich ſpröde iſt. Trotz all
dieſen „Abers“ hatte der Gaſt einen ſchönen Erfolg und — die
Heldentenöre ſind ſo ſelten! Die übrige Beſetzung brachte nichts
neues. Der Hans Sachs des Hrn. Feinhals iſt leider noch recht
unintereſſant und ohne ein Fünkchen von Humor; daß ſein
ſchöner weicher Baryton ſo ſelten durchdrang, legen wir ihm
weniger zur Laſt als dem Orcheſter, das geſtern wieder auffallend
roh ſpielte. Nur ein Brüller wie Brucks kann da durchdringen.
Höchſte Stimmloſigkeiten wie die des Hrn. Klein werden
rettungslos verſchlungen; ſein Beckmeſſer ſuchte ſich durch Ueber-
treibung des Spiels durchzuſetzen. Auch das ſo deutlich dekla-
mirende Frln. Blank (Magdalene) blieb uns meiſt unverſtänd-
lich. Die Eva ſang nach längerer Zeit wieder Frln. Schloß,
techniſch ſehr ſauber, aber ohne jene Eindringlichkeit und
Ueberzeugung, die ihrem Evchen vielleicht unter günſtigeren
Verhältniſſen eigen geweſen wären. Die Aufführung, die ſo-
mit ziemlich Ungleichartiges bot, war ſehr gut beſucht.
𝜘. Das VII. Volks-Symphoniekonzert lockte geſtern
Nachmittag eine gewaltige, den verſchiedenſten Ständen an-
gehörige Zuhörermenge in die Räume des Kaim-Saals. Zur
Aufführung gelangten die Ouvertüre zur „Zauberflöte“, Beet-
hovens achte Symphonie in F-dur und der „Kaiſermarſch“
von Richard Wagner. Gegen das Programm wäre einzu-
wenden, daß es auf den erſt zu erziehenden Geſchmack eines
Sonntagspublikums, in dem die arbeitende Klaſſe entſchieden
überwiegt, nicht genügend Rückſicht nahm. Wir meinen, die
ſublime, mit feinen Kontrapunkten gewürzte Ouvertüre kann
wohl der Kenner erfaſſen nicht aber der Werkelmann, deſſen
Ohr an niedere Tanz- und Marſchmuſik gewöhnt iſt. Syſte-
matiſches Aufſteigen vom Tieferen zum Höheren iſt der
Witz aller Erziehung. Man durfte alſo zunächſt jenes
Element in der Kunſtmuſik, das gewiſſermaßen die Brücke
zur Volksmuſik bildet, den veredelten Tanz nicht außer
acht laſſen und hätte daher die Reihe der Darbietungen
vielleicht beſſer mit einer modernen Tanzſuite eröffnet.
Da war der effektvolle Kaiſermarſch ſchon eher am Platz.
Dr. Dohrn dirigirte die beiden Sätze mit künſtleriſchem Ver-
ſtändniß. Die Symphonie aber, welche ob ihres Reichthums
an tanzmäßigen Rhythmen und ob ihrer Faßlichkeit gut ge-
wählt war, verlangt doch mehr Vertiefung und Verfeinerung.
Namentlich die Wiedergabe der Eckſätze entbehrte der ſtoff-
lichen Klärung. Zwiſchen den Inſtrumentalvorträgen ſang
Frau Eugenie Zeiz Lieder von Schumann, Brahms („Meine
Liebe iſt grün“) und Rubinſtein. Sie verfügt über einen
kleinen, aber gebildeten Sopran. Allerdings geht die Höhe
etwas ſtreng. In der Auffaſſung bekundete die Dame Ge-
ſchmack und Reife. Im übrigen verſteht ſie bei deutlicher Text-
ausſprache meiſterlich zu phraſiren. Auf den Jubel, den ſie
mit Rubinſteins „Neue Liebe“ entfeſſelte, ſpendete ſie ein
franzöſiſches Lied in Fis als Zugabe.
tz. Weimar, 1. AprilIm großherzogl. Hoftheater ge-
langte geſtern ein fünfaktiges „Wartburg-Drama“ von
Maria Witilo (Gräfin v. Wedel, geb. Gräfin Beuſt) zur
Erſtaufführung und hatte ſowohl durch die überaus inter-
eſſante Handlung wie durch die ſehr geſchickte Bühnenaus-
führung des Stoffes ſich eines lebhaften Beifalls zu erfreuen.
Motivirung wie Steigerung verriethen in keiner Weiſe die
Hand einer Dilettantin und ſo darf man den ferneren Bühnen-
ſchöpfungen der auf dem Gebiet der lyriſchen Dichtung bereits
bekannten Verfaſſerin wohl mit hoffnungsvollſter Spannung
entgegen ſehen. Das beſtimmt Geſchichtliche des Stoffes be-
ſteht hauptſächlich in dem beglaubigten Zuſammenhang, in
welchem „Die letzte Hohenſtaufin“ (dies iſt der eigent-
liche Titel des Schauſpiels) die Landgräfin Margarethe von
Thüringen mit Wiſſen und Zuſtimmung ihres Gatten, des
Landgrafen Albrecht, als Tochter des Kaiſers Friedrich II.
von Hohenſtaufen mit den Ghibellinen in Italien ſtand, die
ihr nach dem Tode Konradius auf dem Blutgerüſt (1268)
deſſen Erbe: die Königskrone beider Sizilien anboten. That-
ſächlich hat Margarethe an die hohenſtaufiſche Partei in
Italien einen Aufruf erlaſſen, in dem ſie ſich bereit erklärte,
für ſich oder einen ihrer beiden Söhne jene Krone anzu-nehmen. Dieſe in den Büchern der Geſchichte beglaubigte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2020-10-02T09:49:36Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |