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Allgemeine Zeitung, Nr. 98, 8. April 1849.

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[Spaltenumbruch] tion und der Torypartei, würde zur Königin beschieden werden. Lord
Stanley ist dreist genug die Bildung einer Regierung zu übernehmen, das
Haus der Gemeinen aufzukösen und mittels einer neuen allgemeinen Wahl
an das Land zu appelliren. Allein aus welchen Stoffen würde sein. Ca-
binet bestehen? Im Unterhaus wären Goulburn, Herries, Bankes und
Disraeli buchstäblich die einzig brauchbaren Namen; denn alle fähigeren
Conservativen, Peel, Graham, Gladstone, Lincoln u. a. haben mit den
Whigs für Abschaffung der Navigationsgesetze gestimmt. -- Ein Versuch
ein reines Tory-Ministerium zu bilden mag gewagt werden, aber es kann
nur von sehr kurzer Dauer seyn. Zwar ich zweifle ob ein solches Cabinet
überall zu Stande kommen kann, und mißlänge der Versuch, dann wäre
die schon mehrfach beabsichtigte Verschmelzung zwischen den liberalen Con-
servativen und den conservativen Whigs -- die Bildung eines Coalitions-
ministeriums -- wesentlich erleichtert. Sir Robert Peel hat eine sehr
hervorragende und gebieterische Stellung in Bezug auf Irland eingenom-
men, wo er die überschuldeten Güter von ihren jetzigen schlechten Wirthen
befreien, und sie mit einer zahlreichen englischen Einwanderung bestedeln
will. Es läßt sich kaum glauben daß ein großer Staatsmann wie Peel,
der eben jetzt mit einem so großen Plan hervortritt, der Regierungsgewalt
auf immer Lebewohl gesagt habe; vielmehr ist es wahrscheinlicher gewor-
den als es noch vor einigen Monaten war, daß England früher oder spä-
ter wieder zu einem Ministerium gelange, welches sein und Europa's Ver-
trauen besser verdienen wird.


Hier gehen die Dinge ihren ruhigen Gang
fort. Die gräßliche Armuth in einem Theile Irlands beunruhigt und
beschäftigt zwar immerfort das Publicum überhaupt und das Parlament
insbesondere; doch ist in politischer Hinsicht jenes Land so ganz beruhigt,
daß selbst Parlamentsmitglieder es wagen als einen Grund darauf hinzu-
weisen, weßwegen sie die Regierung um die Freilassung Duffy's angegan-
gen. Auch hört man von den meisten Gegenden des Landes daß größere
und kleinere Pächter eifrig zum Anbau des Bodens zurückgekehrt find, und
statt der gefährdeten Kartoffel häufig Hafer, Gerste, Wurzeln und künst-
liche Grasarten anbauen; ja hier und da ernstlich um Flachssamen und
Unterricht in dem Anbau dieses wichtigen Products gebeten haben. Aber
trotzdem gibt es große Strecken im Lande, wo bei einer gedrängten Beröl-
kerung der Boden gänzlich unangebaut bleibt, und die Massen nicht nur
für den Augenblick ohne Nahrung find, sondern auch keine Anstalt treffen
für die nächste Ernte Nahrung aus dem Boden zu ziehen. Dessenunge-
achtet findet in der Widersetzlichkeit gegen die vorgeschlagene Armensteuer
im übrigen Lande zur Unterstützung dieser armseligen Gegenden keine
Milderung statt. Die Gutsbesitzer haben freilich anerkennen lernen daß
es unrecht seyn würde diese Bürde ein Jahr nach dem andern England
aufzuladen. Aber sie erklären, sie wollen lieber die Vermögen- und Ein-
kommensteuer in Irland eingeführt sehen, weil diese alle Classen und nicht
die verarmten Gutsbesitzer allein erreichen würde. Dahin wird es auch
wahrscheinlich kommen, wenn auch die Regierung fürs erste ihren Vor-
schlag durchsetzt. Peel unterstützt sie; obgleich er meint daß noch viel
mehr geschehen müsse um dem irischen Elend ein Ende zu machen. Er
wünscht daß eine Commission eingesetzt werde welche die Verwaltung der
verarmten Gegenden auf sich nehme, die verlassenen Güter bebaue, die
verschuldeten veräußere, Landstraßen anlege, Auswanderung befördere,
kurz alles thue was sich nur immer thun lasse, um allmählich die Bevölke-
rung dem Ertrag des Bodens anzupassen, und den Boden so einträglich
als immer möglich zu machen. Er möchte freilich gegen die welche jetzt
für dessen Eigenthümer gelten nicht zu gewaltsam verfahren; aber um
einem großen drängenden Uebel zu begegnen hat er nichts dawider daß
man, mit Umgehung der Persönlichkeiten des Kanzleihofes durch Art von
Standrecht entscheide wem der Boden wirklich gehört. Dann aber
möchte er auch, statt daß man das gewonnene Land wieder in Masse ver-
kaufe, es in kleineren Abschnitten verkaufen und so es in die Hände von
kleineren Capitalisten bringen, welche es für ihre eigene Rechnung an-
bauen, und größere Anstrengungen zu dessen Verbesserung machen wür-
den als aristokratische Gutsbesitzer. Ob diese hingeworfenen Ideen sich
ausführen lassen oder nicht, ist freilich eine für Irland, ja für das ganze
Reich wichtige Frage. Peel aber wird damit unendlich bei den Mittel-
classen gewinnen, denen im allgemeinen nichts willkommener ist als die
sogenannte Erweiterung des Ländereimarktes, wodurch der Boden wie
alle andern Dinge dem Handel hingegeben zu werden verspricht. -- Unter-
dessen währt auch in England die Gährung unter den Landleuten immer
fort, wobei diejenigen Pächter welche die Gutsherren früher zur Unter-
stützung des Korngesetzes vorgeschoben, sich immer unabhängiger machen,
und kühner ihre eigene Straße einschlagen. Da wird es denn immer
deutlicher daß diese die Abschaffung der Hopfen- und Malzsteuer zur Vo-
gelscheuche machen wollen. Diese Steuern, sagen sie, drücken den Land-
mann; und wenn ihr uns nicht aufs neue gegen die Concurrenz des Aus-
[Spaltenumbruch] länders schützet, so müßt ihr uns von denselben befreien, gleichviel was
die Folgen seyen. Natürlich klopfen ihnen die Oekonomisten dabei auf
die Achseln, indem sie meinen: wenn dem Staatsschatz erst 5 bis 10 Mil-
lionen seiner Einkünfte entzogen seyen, da müsse die Regierung schon auf
eine große Verminderung von Heer und Flotte denken. Die Gutshetren
aber wissen dabei gar nicht was sie thun sollen. Ihnen ist es nur um
die Erhaltung der bisherigen hohen. Zinsen zu thun, und sie möchten da-
her gern die Schutzzölle zurückbringen. Indem sie aber erkennen müssen
daß sie statt dieselben zu erhalten, Gefahr laufen durch jene Verminderung
die besten Gelegenheiten für die Versorgung ihrer jüngern Söhne zu ver-
lieren, scheinen viele geneigt den Sturm den sie angefacht wieder zu be-
schwichtigen. -- Die Zeitungen melden daß ein Pfarrer auf dem Lande
seiner Pfründe entsagt, und nach dem Beispiele Baptist Noels die bi-
schöfliche Kirche verlassen hat.

Italien.

Seit dem Wiederbeginnen der Feindseligkei-
ten hatte es hier an allen officiellen Neuigkeiten gemangelt, und nach Pri-
vatbriefen erfüllten die allerabgeschmacktesten und widersprechendsten Ge-
rüchte diese Stadt. Schon am 22 hieß es diß die piemontesische Armee
stegreich in Mailand eingezogen, nachdem das österreichische Armeecorps un-
ter d'Aspre gänzlich geschlagen und nicht weniger als 40,000 Oesterreicher
auf piemontestschem Grund und Boden zu Gefangenen gemacht worden
seyen. Aehnliche tolle Gerüchte erhielten mehrere Tage hintereinander die
hiesige Einwohnerschaft guten Muths, bis endlich vorgestern nicht länger
an der Niederlage zu zweifeln blieb welche die Piemontesen am 23 erlitten.
Ein scharfes Verbot gegen jede Privatmittheilung von den Ereigrussen im
Feldlager wurde hier sogar auf die Gazetta di Genova erstreckt. Erst gestern
Nachmittag wurde die officielle Nachricht von jenem Treffen und von der
Abdankung Karl Alberts bier durch öffentliche Anschlagzettel bekannt ge-
macht. Am Fuße dieser Bekanntmachung befanden sich in großer Schrift
die Worte: Viva Vittorio Emanuele II, welche sogleich vom Volk abge-
rissen wurden. Das Bulletin von der Schlacht selbst ist sehr weitschweisig,
sagt aber im ganzen nur daß die Oesterreicher am 23 Morgens um 11 Uhr
die Piemontesen auf dem linken Flügel mit einer solchen Heftigkeit angrif-
fen daß das Feuer sich in wenigen Minuten über die ganze Linie verbrei-
tete. Das Regiment Savona (genuesisch), welches sich in erster Linie be-
fand, wich vor dem Feinde, und die Brigade Savoyen trat an dessen Stelle.
Unterdessen ließ das Feuer der Oesterreicher auf unserm linken Flügel
nach, während ihr Angriff sich mit verdoppelter Wuth gegen unser Cen-
trum richtete, welches bei einer Maierei, die Citadelle genannt, aufgestellt
war. Diese Citadelle wurde mehrmals von den Oesterreichern und von
den Unsrigen genommen, wobei sich besonders die Brigaden Casale, Acqui,
und Parma unter dem Commando des Generals Bes tapfer bewiesen.
Späterhin ward der Angriff der Oesterreicher wieder gänzlich gegen unsere
Linke gerichtet, so daß die Brigaden Savona und Savoyen sich auf die
Bicocca zurückwarfen. Kurz darauf wurden sie auch aus dieser Stellung
vertrieben, wodurch das Schicksal des Tages entschieden wurde. Der Her-
zog von Genua welcher mit der Reserve herbeigeeilt war, hielt sich sehr
tapfer und focht zu Fuß, nachdem ihm mehrere Pferde getödtet oder ver-
wundet worden. Sein Muth und seine persönliche Tapferkeit konnten jedoch
die Schlacht nicht retten. Die Oesterreicher warfen sich nun mit ihrer ganzen
Macht auf unser Centrum, welchem der rechte Flügel sogleich zu Hülfe
eilte. Die Schlacht ward mörderisch und lange unentschieden, bis endlich
ein Bataillon der Unsrigen nach dem andern wich, so daß mit einbrechen-
der Nacht uns nichts übrig blieb als den Rückmarsch zu blasen. Von der
Zahl der Todten, Verwundeten und Gefangenen erwähnt das Bulletin
nicht ein Wort. In einer Nachschrift heißt es sodann: "Se. Majestät
Karl Albert setzte sich überall dem feindlichen Feuer aus wo es am hef-
tigsten war, und selbst noch am Abend stand er auf den Wällen der Stadt
hinter welchen wir uns vertheidigten, so daß der General Durando ihn
endlich beim Arme nahm und ihn mit Gewalt von einer Stelle entfernen
wollte wo er sich unnützerweise der größten Gefahr aussetzte. Karl
Albert widerstand ihm, indem er ausrief: Laßt mich sterben, General,
dieß ist der letzte Tag meines Lebens! Bald darauf überzeugte der König
sich jedoch daß jeder Widerstand fruchtlos sey, und er sogar um einen
Waffenstillstand bitten und harte Vedingungen unterzeichnen müsse. Er
erklärte daher sein Tagwerk für beendet und seinen festen Entschluß zu
Gunsten des Herzogs von Savoyen abzudanken. Die Herzoge von Sa-
voyen und von Genua, der Minister Cadorna, der Generalmajor Chrza-
nowski und die Adjutanten des Königs, welche sich um seine Person
befanden, drangen in ihn diesen Beschluß zu widerrufen. Doch Karl
Albert erwiderte mit großer Ruhe und Festigkeit: "Mein Entschluß ist
gefaßt, ich bin nicht länger der König; mein Sohn Victor Emanuel ist
jetzt euer König!" Darauf umarmte er seine Söhne und die Umstehenden,
und reiste schon um Mitternacht nur von zwei Dienern begleitet ab.

[Spaltenumbruch] tion und der Torypartei, würde zur Königin beſchieden werden. Lord
Stanley iſt dreiſt genug die Bildung einer Regierung zu übernehmen, das
Haus der Gemeinen aufzuköſen und mittels einer neuen allgemeinen Wahl
an das Land zu appelliren. Allein aus welchen Stoffen würde ſein. Ca-
binet beſtehen? Im Unterhaus wären Goulburn, Herries, Bankes und
Diſraeli buchſtäblich die einzig brauchbaren Namen; denn alle fähigeren
Conſervativen, Peel, Graham, Gladſtone, Lincoln u. a. haben mit den
Whigs für Abſchaffung der Navigationsgeſetze geſtimmt. — Ein Verſuch
ein reines Tory-Miniſterium zu bilden mag gewagt werden, aber es kann
nur von ſehr kurzer Dauer ſeyn. Zwar ich zweifle ob ein ſolches Cabinet
überall zu Stande kommen kann, und mißlänge der Verſuch, dann wäre
die ſchon mehrfach beabſichtigte Verſchmelzung zwiſchen den liberalen Con-
ſervativen und den conſervativen Whigs — die Bildung eines Coalitions-
miniſteriums — weſentlich erleichtert. Sir Robert Peel hat eine ſehr
hervorragende und gebieteriſche Stellung in Bezug auf Irland eingenom-
men, wo er die überſchuldeten Güter von ihren jetzigen ſchlechten Wirthen
befreien, und ſie mit einer zahlreichen engliſchen Einwanderung beſtedeln
will. Es läßt ſich kaum glauben daß ein großer Staatsmann wie Peel,
der eben jetzt mit einem ſo großen Plan hervortritt, der Regierungsgewalt
auf immer Lebewohl geſagt habe; vielmehr iſt es wahrſcheinlicher gewor-
den als es noch vor einigen Monaten war, daß England früher oder ſpä-
ter wieder zu einem Miniſterium gelange, welches ſein und Europa’s Ver-
trauen beſſer verdienen wird.


Hier gehen die Dinge ihren ruhigen Gang
fort. Die gräßliche Armuth in einem Theile Irlands beunruhigt und
beſchäftigt zwar immerfort das Publicum überhaupt und das Parlament
insbeſondere; doch iſt in politiſcher Hinſicht jenes Land ſo ganz beruhigt,
daß ſelbſt Parlamentsmitglieder es wagen als einen Grund darauf hinzu-
weiſen, weßwegen ſie die Regierung um die Freilaſſung Duffy’s angegan-
gen. Auch hört man von den meiſten Gegenden des Landes daß größere
und kleinere Pächter eifrig zum Anbau des Bodens zurückgekehrt find, und
ſtatt der gefährdeten Kartoffel häufig Hafer, Gerſte, Wurzeln und künſt-
liche Grasarten anbauen; ja hier und da ernſtlich um Flachsſamen und
Unterricht in dem Anbau dieſes wichtigen Products gebeten haben. Aber
trotzdem gibt es große Strecken im Lande, wo bei einer gedrängten Beröl-
kerung der Boden gänzlich unangebaut bleibt, und die Maſſen nicht nur
für den Augenblick ohne Nahrung find, ſondern auch keine Anſtalt treffen
für die nächſte Ernte Nahrung aus dem Boden zu ziehen. Deſſenunge-
achtet findet in der Widerſetzlichkeit gegen die vorgeſchlagene Armenſteuer
im übrigen Lande zur Unterſtützung dieſer armſeligen Gegenden keine
Milderung ſtatt. Die Gutsbeſitzer haben freilich anerkennen lernen daß
es unrecht ſeyn würde dieſe Bürde ein Jahr nach dem andern England
aufzuladen. Aber ſie erklären, ſie wollen lieber die Vermögen- und Ein-
kommenſteuer in Irland eingeführt ſehen, weil dieſe alle Claſſen und nicht
die verarmten Gutsbeſitzer allein erreichen würde. Dahin wird es auch
wahrſcheinlich kommen, wenn auch die Regierung fürs erſte ihren Vor-
ſchlag durchſetzt. Peel unterſtützt ſie; obgleich er meint daß noch viel
mehr geſchehen müſſe um dem iriſchen Elend ein Ende zu machen. Er
wünſcht daß eine Commiſſion eingeſetzt werde welche die Verwaltung der
verarmten Gegenden auf ſich nehme, die verlaſſenen Güter bebaue, die
verſchuldeten veräußere, Landſtraßen anlege, Auswanderung befördere,
kurz alles thue was ſich nur immer thun laſſe, um allmählich die Bevölke-
rung dem Ertrag des Bodens anzupaſſen, und den Boden ſo einträglich
als immer möglich zu machen. Er möchte freilich gegen die welche jetzt
für deſſen Eigenthümer gelten nicht zu gewaltſam verfahren; aber um
einem großen drängenden Uebel zu begegnen hat er nichts dawider daß
man, mit Umgehung der Perſönlichkeiten des Kanzleihofes durch Art von
Standrecht entſcheide wem der Boden wirklich gehört. Dann aber
möchte er auch, ſtatt daß man das gewonnene Land wieder in Maſſe ver-
kaufe, es in kleineren Abſchnitten verkaufen und ſo es in die Hände von
kleineren Capitaliſten bringen, welche es für ihre eigene Rechnung an-
bauen, und größere Anſtrengungen zu deſſen Verbeſſerung machen wür-
den als ariſtokratiſche Gutsbeſitzer. Ob dieſe hingeworfenen Ideen ſich
ausführen laſſen oder nicht, iſt freilich eine für Irland, ja für das ganze
Reich wichtige Frage. Peel aber wird damit unendlich bei den Mittel-
claſſen gewinnen, denen im allgemeinen nichts willkommener iſt als die
ſogenannte Erweiterung des Ländereimarktes, wodurch der Boden wie
alle andern Dinge dem Handel hingegeben zu werden verſpricht. — Unter-
deſſen währt auch in England die Gährung unter den Landleuten immer
fort, wobei diejenigen Pächter welche die Gutsherren früher zur Unter-
ſtützung des Korngeſetzes vorgeſchoben, ſich immer unabhängiger machen,
und kühner ihre eigene Straße einſchlagen. Da wird es denn immer
deutlicher daß dieſe die Abſchaffung der Hopfen- und Malzſteuer zur Vo-
gelſcheuche machen wollen. Dieſe Steuern, ſagen ſie, drücken den Land-
mann; und wenn ihr uns nicht aufs neue gegen die Concurrenz des Aus-
[Spaltenumbruch] länders ſchützet, ſo müßt ihr uns von denſelben befreien, gleichviel was
die Folgen ſeyen. Natürlich klopfen ihnen die Oekonomiſten dabei auf
die Achſeln, indem ſie meinen: wenn dem Staatsſchatz erſt 5 bis 10 Mil-
lionen ſeiner Einkünfte entzogen ſeyen, da müſſe die Regierung ſchon auf
eine große Verminderung von Heer und Flotte denken. Die Gutshetren
aber wiſſen dabei gar nicht was ſie thun ſollen. Ihnen iſt es nur um
die Erhaltung der bisherigen hohen. Zinſen zu thun, und ſie möchten da-
her gern die Schutzzölle zurückbringen. Indem ſie aber erkennen müſſen
daß ſie ſtatt dieſelben zu erhalten, Gefahr laufen durch jene Verminderung
die beſten Gelegenheiten für die Verſorgung ihrer jüngern Söhne zu ver-
lieren, ſcheinen viele geneigt den Sturm den ſie angefacht wieder zu be-
ſchwichtigen. — Die Zeitungen melden daß ein Pfarrer auf dem Lande
ſeiner Pfründe entſagt, und nach dem Beiſpiele Baptiſt Noels die bi-
ſchöfliche Kirche verlaſſen hat.

Italien.

Seit dem Wiederbeginnen der Feindſeligkei-
ten hatte es hier an allen officiellen Neuigkeiten gemangelt, und nach Pri-
vatbriefen erfüllten die allerabgeſchmackteſten und widerſprechendſten Ge-
rüchte dieſe Stadt. Schon am 22 hieß es diß die piemonteſiſche Armee
ſtegreich in Mailand eingezogen, nachdem das öſterreichiſche Armeecorps un-
ter d’Aſpre gänzlich geſchlagen und nicht weniger als 40,000 Oeſterreicher
auf piemonteſtſchem Grund und Boden zu Gefangenen gemacht worden
ſeyen. Aehnliche tolle Gerüchte erhielten mehrere Tage hintereinander die
hieſige Einwohnerſchaft guten Muths, bis endlich vorgeſtern nicht länger
an der Niederlage zu zweifeln blieb welche die Piemonteſen am 23 erlitten.
Ein ſcharfes Verbot gegen jede Privatmittheilung von den Ereigruſſen im
Feldlager wurde hier ſogar auf die Gazetta di Genova erſtreckt. Erſt geſtern
Nachmittag wurde die officielle Nachricht von jenem Treffen und von der
Abdankung Karl Alberts bier durch öffentliche Anſchlagzettel bekannt ge-
macht. Am Fuße dieſer Bekanntmachung befanden ſich in großer Schrift
die Worte: Viva Vittorio Emanuele II, welche ſogleich vom Volk abge-
riſſen wurden. Das Bulletin von der Schlacht ſelbſt iſt ſehr weitſchweiſig,
ſagt aber im ganzen nur daß die Oeſterreicher am 23 Morgens um 11 Uhr
die Piemonteſen auf dem linken Flügel mit einer ſolchen Heftigkeit angrif-
fen daß das Feuer ſich in wenigen Minuten über die ganze Linie verbrei-
tete. Das Regiment Savona (genueſiſch), welches ſich in erſter Linie be-
fand, wich vor dem Feinde, und die Brigade Savoyen trat an deſſen Stelle.
Unterdeſſen ließ das Feuer der Oeſterreicher auf unſerm linken Flügel
nach, während ihr Angriff ſich mit verdoppelter Wuth gegen unſer Cen-
trum richtete, welches bei einer Maierei, die Citadelle genannt, aufgeſtellt
war. Dieſe Citadelle wurde mehrmals von den Oeſterreichern und von
den Unſrigen genommen, wobei ſich beſonders die Brigaden Caſale, Acqui,
und Parma unter dem Commando des Generals Bes tapfer bewieſen.
Späterhin ward der Angriff der Oeſterreicher wieder gänzlich gegen unſere
Linke gerichtet, ſo daß die Brigaden Savona und Savoyen ſich auf die
Bicocca zurückwarfen. Kurz darauf wurden ſie auch aus dieſer Stellung
vertrieben, wodurch das Schickſal des Tages entſchieden wurde. Der Her-
zog von Genua welcher mit der Reſerve herbeigeeilt war, hielt ſich ſehr
tapfer und focht zu Fuß, nachdem ihm mehrere Pferde getödtet oder ver-
wundet worden. Sein Muth und ſeine perſönliche Tapferkeit konnten jedoch
die Schlacht nicht retten. Die Oeſterreicher warfen ſich nun mit ihrer ganzen
Macht auf unſer Centrum, welchem der rechte Flügel ſogleich zu Hülfe
eilte. Die Schlacht ward mörderiſch und lange unentſchieden, bis endlich
ein Bataillon der Unſrigen nach dem andern wich, ſo daß mit einbrechen-
der Nacht uns nichts übrig blieb als den Rückmarſch zu blaſen. Von der
Zahl der Todten, Verwundeten und Gefangenen erwähnt das Bulletin
nicht ein Wort. In einer Nachſchrift heißt es ſodann: „Se. Majeſtät
Karl Albert ſetzte ſich überall dem feindlichen Feuer aus wo es am hef-
tigſten war, und ſelbſt noch am Abend ſtand er auf den Wällen der Stadt
hinter welchen wir uns vertheidigten, ſo daß der General Durando ihn
endlich beim Arme nahm und ihn mit Gewalt von einer Stelle entfernen
wollte wo er ſich unnützerweiſe der größten Gefahr ausſetzte. Karl
Albert widerſtand ihm, indem er ausrief: Laßt mich ſterben, General,
dieß iſt der letzte Tag meines Lebens! Bald darauf überzeugte der König
ſich jedoch daß jeder Widerſtand fruchtlos ſey, und er ſogar um einen
Waffenſtillſtand bitten und harte Vedingungen unterzeichnen müſſe. Er
erklärte daher ſein Tagwerk für beendet und ſeinen feſten Entſchluß zu
Gunſten des Herzogs von Savoyen abzudanken. Die Herzoge von Sa-
voyen und von Genua, der Miniſter Cadorna, der Generalmajor Chrza-
nowski und die Adjutanten des Königs, welche ſich um ſeine Perſon
befanden, drangen in ihn dieſen Beſchluß zu widerrufen. Doch Karl
Albert erwiderte mit großer Ruhe und Feſtigkeit: „Mein Entſchluß iſt
gefaßt, ich bin nicht länger der König; mein Sohn Victor Emanuel iſt
jetzt euer König!“ Darauf umarmte er ſeine Söhne und die Umſtehenden,
und reiste ſchon um Mitternacht nur von zwei Dienern begleitet ab.

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[1503/0007] tion und der Torypartei, würde zur Königin beſchieden werden. Lord Stanley iſt dreiſt genug die Bildung einer Regierung zu übernehmen, das Haus der Gemeinen aufzuköſen und mittels einer neuen allgemeinen Wahl an das Land zu appelliren. Allein aus welchen Stoffen würde ſein. Ca- binet beſtehen? Im Unterhaus wären Goulburn, Herries, Bankes und Diſraeli buchſtäblich die einzig brauchbaren Namen; denn alle fähigeren Conſervativen, Peel, Graham, Gladſtone, Lincoln u. a. haben mit den Whigs für Abſchaffung der Navigationsgeſetze geſtimmt. — Ein Verſuch ein reines Tory-Miniſterium zu bilden mag gewagt werden, aber es kann nur von ſehr kurzer Dauer ſeyn. Zwar ich zweifle ob ein ſolches Cabinet überall zu Stande kommen kann, und mißlänge der Verſuch, dann wäre die ſchon mehrfach beabſichtigte Verſchmelzung zwiſchen den liberalen Con- ſervativen und den conſervativen Whigs — die Bildung eines Coalitions- miniſteriums — weſentlich erleichtert. Sir Robert Peel hat eine ſehr hervorragende und gebieteriſche Stellung in Bezug auf Irland eingenom- men, wo er die überſchuldeten Güter von ihren jetzigen ſchlechten Wirthen befreien, und ſie mit einer zahlreichen engliſchen Einwanderung beſtedeln will. Es läßt ſich kaum glauben daß ein großer Staatsmann wie Peel, der eben jetzt mit einem ſo großen Plan hervortritt, der Regierungsgewalt auf immer Lebewohl geſagt habe; vielmehr iſt es wahrſcheinlicher gewor- den als es noch vor einigen Monaten war, daß England früher oder ſpä- ter wieder zu einem Miniſterium gelange, welches ſein und Europa’s Ver- trauen beſſer verdienen wird. * London, 1 April. Hier gehen die Dinge ihren ruhigen Gang fort. Die gräßliche Armuth in einem Theile Irlands beunruhigt und beſchäftigt zwar immerfort das Publicum überhaupt und das Parlament insbeſondere; doch iſt in politiſcher Hinſicht jenes Land ſo ganz beruhigt, daß ſelbſt Parlamentsmitglieder es wagen als einen Grund darauf hinzu- weiſen, weßwegen ſie die Regierung um die Freilaſſung Duffy’s angegan- gen. Auch hört man von den meiſten Gegenden des Landes daß größere und kleinere Pächter eifrig zum Anbau des Bodens zurückgekehrt find, und ſtatt der gefährdeten Kartoffel häufig Hafer, Gerſte, Wurzeln und künſt- liche Grasarten anbauen; ja hier und da ernſtlich um Flachsſamen und Unterricht in dem Anbau dieſes wichtigen Products gebeten haben. Aber trotzdem gibt es große Strecken im Lande, wo bei einer gedrängten Beröl- kerung der Boden gänzlich unangebaut bleibt, und die Maſſen nicht nur für den Augenblick ohne Nahrung find, ſondern auch keine Anſtalt treffen für die nächſte Ernte Nahrung aus dem Boden zu ziehen. Deſſenunge- achtet findet in der Widerſetzlichkeit gegen die vorgeſchlagene Armenſteuer im übrigen Lande zur Unterſtützung dieſer armſeligen Gegenden keine Milderung ſtatt. Die Gutsbeſitzer haben freilich anerkennen lernen daß es unrecht ſeyn würde dieſe Bürde ein Jahr nach dem andern England aufzuladen. Aber ſie erklären, ſie wollen lieber die Vermögen- und Ein- kommenſteuer in Irland eingeführt ſehen, weil dieſe alle Claſſen und nicht die verarmten Gutsbeſitzer allein erreichen würde. Dahin wird es auch wahrſcheinlich kommen, wenn auch die Regierung fürs erſte ihren Vor- ſchlag durchſetzt. Peel unterſtützt ſie; obgleich er meint daß noch viel mehr geſchehen müſſe um dem iriſchen Elend ein Ende zu machen. Er wünſcht daß eine Commiſſion eingeſetzt werde welche die Verwaltung der verarmten Gegenden auf ſich nehme, die verlaſſenen Güter bebaue, die verſchuldeten veräußere, Landſtraßen anlege, Auswanderung befördere, kurz alles thue was ſich nur immer thun laſſe, um allmählich die Bevölke- rung dem Ertrag des Bodens anzupaſſen, und den Boden ſo einträglich als immer möglich zu machen. Er möchte freilich gegen die welche jetzt für deſſen Eigenthümer gelten nicht zu gewaltſam verfahren; aber um einem großen drängenden Uebel zu begegnen hat er nichts dawider daß man, mit Umgehung der Perſönlichkeiten des Kanzleihofes durch Art von Standrecht entſcheide wem der Boden wirklich gehört. Dann aber möchte er auch, ſtatt daß man das gewonnene Land wieder in Maſſe ver- kaufe, es in kleineren Abſchnitten verkaufen und ſo es in die Hände von kleineren Capitaliſten bringen, welche es für ihre eigene Rechnung an- bauen, und größere Anſtrengungen zu deſſen Verbeſſerung machen wür- den als ariſtokratiſche Gutsbeſitzer. Ob dieſe hingeworfenen Ideen ſich ausführen laſſen oder nicht, iſt freilich eine für Irland, ja für das ganze Reich wichtige Frage. Peel aber wird damit unendlich bei den Mittel- claſſen gewinnen, denen im allgemeinen nichts willkommener iſt als die ſogenannte Erweiterung des Ländereimarktes, wodurch der Boden wie alle andern Dinge dem Handel hingegeben zu werden verſpricht. — Unter- deſſen währt auch in England die Gährung unter den Landleuten immer fort, wobei diejenigen Pächter welche die Gutsherren früher zur Unter- ſtützung des Korngeſetzes vorgeſchoben, ſich immer unabhängiger machen, und kühner ihre eigene Straße einſchlagen. Da wird es denn immer deutlicher daß dieſe die Abſchaffung der Hopfen- und Malzſteuer zur Vo- gelſcheuche machen wollen. Dieſe Steuern, ſagen ſie, drücken den Land- mann; und wenn ihr uns nicht aufs neue gegen die Concurrenz des Aus- länders ſchützet, ſo müßt ihr uns von denſelben befreien, gleichviel was die Folgen ſeyen. Natürlich klopfen ihnen die Oekonomiſten dabei auf die Achſeln, indem ſie meinen: wenn dem Staatsſchatz erſt 5 bis 10 Mil- lionen ſeiner Einkünfte entzogen ſeyen, da müſſe die Regierung ſchon auf eine große Verminderung von Heer und Flotte denken. Die Gutshetren aber wiſſen dabei gar nicht was ſie thun ſollen. Ihnen iſt es nur um die Erhaltung der bisherigen hohen. Zinſen zu thun, und ſie möchten da- her gern die Schutzzölle zurückbringen. Indem ſie aber erkennen müſſen daß ſie ſtatt dieſelben zu erhalten, Gefahr laufen durch jene Verminderung die beſten Gelegenheiten für die Verſorgung ihrer jüngern Söhne zu ver- lieren, ſcheinen viele geneigt den Sturm den ſie angefacht wieder zu be- ſchwichtigen. — Die Zeitungen melden daß ein Pfarrer auf dem Lande ſeiner Pfründe entſagt, und nach dem Beiſpiele Baptiſt Noels die bi- ſchöfliche Kirche verlaſſen hat. Italien. ᔕ Genua, 28 März. Seit dem Wiederbeginnen der Feindſeligkei- ten hatte es hier an allen officiellen Neuigkeiten gemangelt, und nach Pri- vatbriefen erfüllten die allerabgeſchmackteſten und widerſprechendſten Ge- rüchte dieſe Stadt. Schon am 22 hieß es diß die piemonteſiſche Armee ſtegreich in Mailand eingezogen, nachdem das öſterreichiſche Armeecorps un- ter d’Aſpre gänzlich geſchlagen und nicht weniger als 40,000 Oeſterreicher auf piemonteſtſchem Grund und Boden zu Gefangenen gemacht worden ſeyen. Aehnliche tolle Gerüchte erhielten mehrere Tage hintereinander die hieſige Einwohnerſchaft guten Muths, bis endlich vorgeſtern nicht länger an der Niederlage zu zweifeln blieb welche die Piemonteſen am 23 erlitten. Ein ſcharfes Verbot gegen jede Privatmittheilung von den Ereigruſſen im Feldlager wurde hier ſogar auf die Gazetta di Genova erſtreckt. Erſt geſtern Nachmittag wurde die officielle Nachricht von jenem Treffen und von der Abdankung Karl Alberts bier durch öffentliche Anſchlagzettel bekannt ge- macht. Am Fuße dieſer Bekanntmachung befanden ſich in großer Schrift die Worte: Viva Vittorio Emanuele II, welche ſogleich vom Volk abge- riſſen wurden. Das Bulletin von der Schlacht ſelbſt iſt ſehr weitſchweiſig, ſagt aber im ganzen nur daß die Oeſterreicher am 23 Morgens um 11 Uhr die Piemonteſen auf dem linken Flügel mit einer ſolchen Heftigkeit angrif- fen daß das Feuer ſich in wenigen Minuten über die ganze Linie verbrei- tete. Das Regiment Savona (genueſiſch), welches ſich in erſter Linie be- fand, wich vor dem Feinde, und die Brigade Savoyen trat an deſſen Stelle. Unterdeſſen ließ das Feuer der Oeſterreicher auf unſerm linken Flügel nach, während ihr Angriff ſich mit verdoppelter Wuth gegen unſer Cen- trum richtete, welches bei einer Maierei, die Citadelle genannt, aufgeſtellt war. Dieſe Citadelle wurde mehrmals von den Oeſterreichern und von den Unſrigen genommen, wobei ſich beſonders die Brigaden Caſale, Acqui, und Parma unter dem Commando des Generals Bes tapfer bewieſen. Späterhin ward der Angriff der Oeſterreicher wieder gänzlich gegen unſere Linke gerichtet, ſo daß die Brigaden Savona und Savoyen ſich auf die Bicocca zurückwarfen. Kurz darauf wurden ſie auch aus dieſer Stellung vertrieben, wodurch das Schickſal des Tages entſchieden wurde. Der Her- zog von Genua welcher mit der Reſerve herbeigeeilt war, hielt ſich ſehr tapfer und focht zu Fuß, nachdem ihm mehrere Pferde getödtet oder ver- wundet worden. Sein Muth und ſeine perſönliche Tapferkeit konnten jedoch die Schlacht nicht retten. Die Oeſterreicher warfen ſich nun mit ihrer ganzen Macht auf unſer Centrum, welchem der rechte Flügel ſogleich zu Hülfe eilte. Die Schlacht ward mörderiſch und lange unentſchieden, bis endlich ein Bataillon der Unſrigen nach dem andern wich, ſo daß mit einbrechen- der Nacht uns nichts übrig blieb als den Rückmarſch zu blaſen. Von der Zahl der Todten, Verwundeten und Gefangenen erwähnt das Bulletin nicht ein Wort. In einer Nachſchrift heißt es ſodann: „Se. Majeſtät Karl Albert ſetzte ſich überall dem feindlichen Feuer aus wo es am hef- tigſten war, und ſelbſt noch am Abend ſtand er auf den Wällen der Stadt hinter welchen wir uns vertheidigten, ſo daß der General Durando ihn endlich beim Arme nahm und ihn mit Gewalt von einer Stelle entfernen wollte wo er ſich unnützerweiſe der größten Gefahr ausſetzte. Karl Albert widerſtand ihm, indem er ausrief: Laßt mich ſterben, General, dieß iſt der letzte Tag meines Lebens! Bald darauf überzeugte der König ſich jedoch daß jeder Widerſtand fruchtlos ſey, und er ſogar um einen Waffenſtillſtand bitten und harte Vedingungen unterzeichnen müſſe. Er erklärte daher ſein Tagwerk für beendet und ſeinen feſten Entſchluß zu Gunſten des Herzogs von Savoyen abzudanken. Die Herzoge von Sa- voyen und von Genua, der Miniſter Cadorna, der Generalmajor Chrza- nowski und die Adjutanten des Königs, welche ſich um ſeine Perſon befanden, drangen in ihn dieſen Beſchluß zu widerrufen. Doch Karl Albert erwiderte mit großer Ruhe und Feſtigkeit: „Mein Entſchluß iſt gefaßt, ich bin nicht länger der König; mein Sohn Victor Emanuel iſt jetzt euer König!“ Darauf umarmte er ſeine Söhne und die Umſtehenden, und reiste ſchon um Mitternacht nur von zwei Dienern begleitet ab.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-09-09T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 98, 8. April 1849, S. 1503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine98_1849/7>, abgerufen am 14.08.2024.