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Altonaischer Mercurius. Nr. 94, Altona, 1698.

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Grund gesegelt/ daß selbige bey der Insul Ween den Grund
gäntzlich gesuchet/ und nur die Mast einige wenige Ellen hoch
als ein Gezeugniß ihres Unglücks aus dem Wasser hervor ra-
gen lassen; Jedoch hat bey diesem Spiel der Engelsmann
gleichfals ein groß Labet gesetzet/ in dem er in dem Bauch seines
Schiffes unterschiedliche und dergestalt grosse Fenster bekom-
men/ daß man ihm in einer grossen Distance das Eingeweide
ohne Perspective sehen kan. Vor diesem Unglück trug sich et-
wa 4. Tage vorher zwischen hier und Lübeck gleichsam ein Vor-
trab zu/ indem von dreyen Schiffen/ so zugleich nach Lübeck se-
gelten/ der eine zu Scheittern gieng/ und da er endlich nebst sei-
nem Sohn kümmerlich sich gerettet/ seine bey sich habende/
an der Zahl sieben Passagiers/ dem wütenden Nepthuno lassen
müste. Der von dieser Stadt für wenig Tagen nach dem Sund
gegangene Ost Indienfahrer zehlet unter seinem Glück/ daß
ihm der Wind damahls contrari gewesen/ und er daselbst für
Ancker liegen müssen. Weil man versichert/ daß so wol an Ro-
cken als andere Getreyde ein solcher Vorraht in diesem Lande
sey/ der die Einwohner leicht ernehren könne/ als vernimmet
man bereits/ daß insonderheit auf den Rocken ein gewisser und
solcher Preis werde gesetzet werden/ bey welchen so wol der
Käuffer als Verkäuffer subsistiren könne. Man saget/ daß von
denen Dantzigern 4. auf der Retour von Spanien begriffenen
Schiffen/ eines unter Marstründ/ eines unter Schagen und
2. unter der Insul Ween verunglücket/ was aber daran sey/ ste-
het dahin.

   

Zu    Altona
hat man/ daß in dem Amt Ritzebüttel die Schwedische Regie-
rung aus dem Brehmischen einige Reutherey geleget; daß ein
Schiff mit Korn auf der Elbe arriviret/ und man Hoffnung
habe/ daß die Ausfuhr aus dem Holsteinischen wieder eröffnet
werden solle. Mit Frantzösischen Briefen vernimmet man/ daß
zwar dieses Jahr der Wein daselbst wohl gerahten/ aber sehr
schlecht sey/ und daraus wenig Brandtewein zu brennen/ dahe-
ro nicht allein anderswo/ sondern auch in Hamburg der Frantz-
Brandtewein gestiegen. Von Elbingen hat man/ daß die
Stadt mit der Churfürstl. Brandenburgischen Garnison wol
zu frieden/ und daß der Commendant/ Herr Brigadier von
Horn/ in allen sehr gute Ordre hält. Nachdem in den Lüne-
burgischen die Hochfürstl. Zellische Trouppen in ihren Garni-

Grund gesegelt/ daß selbige bey der Insul Ween den Grund
gäntzlich gesuchet/ und nur die Mast einige wenige Ellen hoch
als ein Gezeugniß ihres Unglücks aus dem Wasser hervor ra-
gen lassen; Jedoch hat bey diesem Spiel der Engelsmann
gleichfals ein groß Labet gesetzet/ in dem er in dem Bauch seines
Schiffes unterschiedliche und dergestalt grosse Fenster bekom-
men/ daß man ihm in einer grossen Distance das Eingeweide
ohne Perspective sehen kan. Vor diesem Unglück trug sich et-
wa 4. Tage vorher zwischen hier und Lübeck gleichsam ein Vor-
trab zu/ indem von dreyen Schiffen/ so zugleich nach Lübeck se-
gelten/ der eine zu Scheittern gieng/ und da er endlich nebst sei-
nem Sohn kümmerlich sich gerettet/ seine bey sich habende/
an der Zahl sieben Passagiers/ dem wütenden Nepthuno lassen
müste. Der von dieser Stadt für wenig Tagen nach dem Sund
gegangene Ost Indienfahrer zehlet unter seinem Glück/ daß
ihm der Wind damahls contrari gewesen/ und er daselbst für
Ancker liegen müssen. Weil man versichert/ daß so wol an Ro-
cken als andere Getreyde ein solcher Vorraht in diesem Lande
sey/ der die Einwohner leicht ernehren könne/ als vernimmet
man bereits/ daß insonderheit auf den Rocken ein gewisser und
solcher Preis werde gesetzet werden/ bey welchen so wol der
Käuffer als Verkäuffer subsistiren könne. Man saget/ daß von
denen Dantzigern 4. auf der Retour von Spanien begriffenen
Schiffen/ eines unter Marstründ/ eines unter Schagen und
2. unter der Insul Ween verunglücket/ was aber daran sey/ ste-
het dahin.

   

Zu    Altona
hat man/ daß in dem Amt Ritzebüttel die Schwedische Regie-
rung aus dem Brehmischen einige Reutherey geleget; daß ein
Schiff mit Korn auf der Elbe arriviret/ und man Hoffnung
habe/ daß die Ausfuhr aus dem Holsteinischen wieder eröffnet
werden solle. Mit Frantzösischen Briefen vernimmet man/ daß
zwar dieses Jahr der Wein daselbst wohl gerahten/ aber sehr
schlecht sey/ und daraus wenig Brandtewein zu brennen/ dahe-
ro nicht allein anderswo/ sondern auch in Hamburg der Frantz-
Brandtewein gestiegen. Von Elbingen hat man/ daß die
Stadt mit der Churfürstl. Brandenburgischen Garnison wol
zu frieden/ und daß der Commendant/ Herr Brigadier von
Horn/ in allen sehr gute Ordre hält. Nachdem in den Lüne-
burgischen die Hochfürstl. Zellische Trouppen in ihren Garni-

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Michel Lefèvre, Centre de Recherches et d'Etudes Germaniques, Université Paul Valéry Montpellier 3: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-09-10T18:51:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Altonaischer Mercurius. Nr. 94, Altona, 1698, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_altonaischer0094_1698/2>, abgerufen am 21.11.2024.